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Pizza

Tomo X Rui
von

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„Einmal die Nummer 10, bitte“, gab der Rothaarige durch das Telefon. Die junge Frau auf der anderen Seite kannte ihn schon, denn sie fragte gleich leise lachend mit hörbarem Akzent, ob die Adresse noch stimmte. Tomo konnte nur ein wenig verlegen bejahen und verabschiedete sich.

Er wusste doch selbst, wie er aussah (und sein Konto erst). Er bestellte jeden Montag, Mittwoch und Samstag immer die gleiche Pizza bei demselben Lieferanten. Die italienische Einwanderin musste ihn für einen Fettklops halten. Dabei hatte er eine tolle Figur! Eigentlich.
 

In den letzten Monaten hatte er vielleicht 2 oder 3 Kilo zugenommen... oder auch 5, aber das war es ihm allemal wert. Schließlich musste das Wasser, das ihm im Munde zusammenlief, wenn er sein Essen überreicht bekam ja für irgendetwas gut sein. Wenn er das süße Lächeln auf den wahnsinnig weich aussehenden Lippen des Pizzajungen für den Bruchteil einer Sekunde anhimmeln konnte. Und so, wie er sprach, sich (unter der Jacke mit dem Logo und der Cappy im selben Design) kleidete und bewegte, war der doch durch und durch schwul! Nein, er trug keinen Rock.
 

Seufzend ließ Tomo das Telefon auf den Tisch sinken und rutschte im Stuhl etwas tiefer. Er hatte sich auf Tohyas Drängen hin nach einem halben Jahr mal wieder zum Friseur geschleppt und jetzt hatte er das Debakel. Er war nicht mehr blond, sondern rothaarig. ROThaarig, ja? Nur, weil er sich eine Azubine hatte aufschwatzen lassen, die ihm beinahe die Kopfhaut weggeätzt, sein Haar allerdings nicht auf den gewünschten Farbton gebracht hatte. Er konnte sich daran erinnern, als sei es gestern gewesen (nein, halt, vorgestern war das), als sie ihm nervös zuckend die Haare gewaschen und sie schließlich übertrieben lange trocken gerubbelt hatte. Bis ihr das Handtuch weggerutscht war und er es gesehen hatte. Tohyas Lachen war im ganzen Salon zu hören gewesen und dann vorgeschlagen, dass er sich die Haare doch einfach ganz rot färben konnte. Um es dem misslungenen Ansatz recht zu machen.

Am Ende hatte er zwar ¥1,000 Rabatt und das Mädchen Scheißärger gekriegt, aber die Farbe gefiel ihm bis heute nicht. Tohya dagegen hatte ihm eine Menge Komplimente gemacht, wie gut es ihm doch stünde und solche Schoten.

Abwesend zwirbelte er eine längere Ponysträhne. „Hmm...“

Dann musste er jetzt wohl damit klarkommen.
 

Es dauerte schlussendlich noch gefühlte 3 Stunden, bis es an seiner Tür klingelte. Tomo stand wie immer mit ein paar Yen zu wenig in der Küche (vor der Tür konnte er nicht stehen, es wäre auffällig, wenn er so schnell öffnete) und sprach sich ein letztes Mal Mut zu, ehe er in den Flur trat. Er nahm wie immer den Hörer der Sprechanlage ab. „Ja?“

„Ihre Pizza!“

„Oh, ich mache auf.“

Sagte er ganz unschuldig und drückte den Summer. Eigentlich erwartete er ja niemanden mehr, sodass er auch ohne Nachfragen öffnen konnte, doch er mochte die Stimme des anderen so...

Er mochte auch seine Schritte, die durch das stille Treppenhaus hallten. Er mochte die dunklen Strähnen, die ihm fast jedes zweite Mal ins Gesicht fielen, weil sie nicht lang genug waren, als dass sie sich hinter das Ohr streichen ließen. Und er mochte den auffälligen, roten Ring, den er immer trug – designed by HYDE. Der Rothaarige war eindeutig ein Freak.
 

„Tomo?“

„Was?“

„Du hast zugenommen.“

„Mann, ich weiß!“

„Dafür hat dein Geldbeutel aber ganz schön abgenommen.“

„Ich weeeeeiß...“

„Friss nicht so viel Pizza, du wirst noch fett!“

„Dann musst du mich ab jetzt öfter besuchen kommen, Tohya-chan...“

„Bei dir hackt's wohl. Frag den Kerl endlich nach seiner Nummer – oder gib ihm deine!“

„Aber...“

„Nichts aber. Ansonsten ruf ich dich nur noch mit McDonaldskind.“

„Ich hasse McDonalds.“

„So siehst du aber nicht aus...“

„Und DICH hasse ich auch.“
 

Seit diesem Gespräch überlegte er sich tatsächlich, was er anzog, wenn er ihm begegnete (nicht Tohya, dem Pizzajungen!) und musste frustriert feststellen, dass seine lockeren Jeans inzwischen deutlich enger geworden waren. Das bedeutete Probleme.

Er wollte gerade einen tonnenschweren Seufzer loslassen, als er aus dem Augenwinkel etwas Rotes unten am Treppenabsatz leuchten sah. Er drehte den Kopf und wurde sogleich von dem eigentlich viel zu hübschen Lächeln seines Pizzajungen begrüßt. Dieser erklomm die letzten Stufen und stand nun direkt vor ihm, sie waren beinahe gleichgroß. Wie viel die Stiefel des anderen ausmachten, konnte er schlecht einschätzen – schließlich bestellte er ihn ja nicht her, um ihm auf die Füße zu gucken.
 

„Hallo, wie geht’s?“ Drauf los plappern war immer gut, Tomo.

„Hallo“, machte der Brünette ein wenig überrascht, „gut eigentlich, danke. Und Ihnen?“

Die Gegenfrage kam etwas unbeholfen und Tomo musste sich ein schwärmerisches Grinsen verkneifen – stattdessen lächelte er breit.

„'Du' ist auch okay. Ich bin ja inzwischen sowas wie Stammkunde.“

„Oh... und wie geht’s dir?“ Der andere schien sich über dieses Angebot zu freuen – er schien sich sogar außerordentlich zu freuen, denn ein kleines Strahlen schlich sich auf seine Lippen.

Das war ohne Frage ein seltsames Gespräch.

„Du hast mein Essen in der Hand, also gut!“

Dies schien dem Brünetten jetzt auch wieder einzufallen, denn er schrak zusammen und stellte den großen, schwarzen Styroporkarton ab, ehe er den Deckel entfernte und Tomos Pizza ungewöhnlich langsam hervorkramte. Dabei schien da gar nicht so viel drin zu sein. Er lugte vorsichtig herein und staunte nicht schlecht, als er tatsächlich nichts weiter als seine eigene Bestellung sah.

„Alles okay?“, fragte er also blinzelnd und als sein Gegenüber sich erhob und ihn verlegen ansah, musste Tomo sich ein Aufquietschen verkneifen. Er war aber auch zu süß!

„Ich bin heute etwas trottelig, verzeih.“

„Huh? Das hat nicht zufällig was mit mir zutun?“ Der Rothaarige grinste schief. Irgendwo in seinem Hinterkopf betete er ja dafür, dass der andere nickte.
 

„Ehh? N-Nein, also-...“ Mit jedem Wort wurde sein Pizzajunge röter, schließlich seufzte er schwer, als gebe er sich geschlagen. „Ich soll dich nach deiner Nummer fragen, sonst ruft mein Kumpel mich nur noch Fiffi.“
 

„McDonaldskind.“

„Was?“

„Mein Kumpel nennt mich McDonaldskind, wenn ich dich heute nicht nach deiner Nummer frage.“

„Wa-...“ Ein helles Lachen drang durch das Treppenhaus und Tomo konnte nicht anders, als für einen Moment miteinzustimmen.
 

„Wieso denn Fiffi?“, fragte er darauf mit einem Grinsen.

„Wieso denn McDonaldskind?“, war die Antwort.

„Weil ich deinetwegen zugenommen habe...“

„Oh“, machte der Brünette da verwundert und musterte Tomo, „sieht man gar nicht, finde ich. Du bist hübsch. Und die Haare stehen dir im Übrigen auch sehr gut!“

Für Tomo war das eine Art Heiratsantrag und er dankte strahlend. Irgendwo mochte er dieses Rot jetzt doch. Danach zog er sein Handy aus der Hosentasche und sah den anderen erwartungsvoll an. Dieser brauchte noch einen Moment, ehe er ihm bereitwillig seine Nummer diktierte.

„Rui“, endete er, „speicher sie unter Rui.“

„Heißt du denn so oder ist das jetzt eine ausgedachte Nummer mit einem ausgedachten Namen?“ Der Rothaarige grinste.

„Probier sie doch aus?“, war die Erwiderung und Rui nahm sein Handy hervor. Gesagt – getan.

Als das Mobiltelefon dann wirklich klingelte und Tomos Nummer aus dem Display erschien, war es an dem Brünetten zu grinsen.
 

„Und die speichere ich unter?“

„Du weißt doch meinen Namen?“ Er blinzelte, als Rui den Kopf schüttelte.

„Ich kriege nur die Nachnamen, damit ich weiß, wo ich klingeln muss.“, grinste er. Dieses göttliche Grinsen.

„Tomo – ich bin Tomo.“, antwortete er also einen Moment später und Ruis Augen funkelten.

„Schöner Name, gefällt mir.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lydel-chan
2012-06-12T19:07:30+00:00 12.06.2012 21:07
OMG xD
Ich musste so lachen...Fiffi und McDonaldskind xD"""""
Das werd ich jetzt nie wieder los xD
Es hat mir wirklich seht gut gefallen!

Von:  ChiChii
2012-05-23T11:55:31+00:00 23.05.2012 13:55
Och, das ist süß!
Aber ehrlich: Wieso Fiffi? O_____o
Die Story gefällt mir aber sehr gut ^^


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