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Die Zeiten überdauert

Malik x Tea
von

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Prolog

- Prolog –
 

„Die Aufgabe der Millenniumsartefakte ist beendet. Sie haben dem Pharao das Tor zur Unterwelt geöffnet“, sprach Ishizu in ihrer gewohnt schicksalsergebenen Stimme.

Eine milde Windböe erfasste ihr Haar und wog es leicht hin und her - so wie auch bei den anderen jungen Menschen, die noch nach Atem rangen, weil der Tempel der Toten hinter ihnen eingestürzt war. Geradeso konnten sie entkommen. Yugi, Joey, Tea, Tristan, Ryou, Duke und auch Seto hatten den Pharao auf seiner letzten Reise begleitet und ihm die ewige Ruhe ermöglicht – die Steine begruben nun das Tor, durch das Atemu in die andere Welt überging, sodass er nie wieder zurückkehren konnte. Viele Gefahren hatten die Freunde bis hierhin zu meistern gehabt. Die drei Grabwächter wussten, das Einsetzen des eigenen Lebens schreckte die Gruppe schon seit einer Weile nicht mehr, doch dieses Mal mussten sie mehr einsetzen als ihr Leben. Ishizu empfand großen Respekt für Yugi und seine Freunde, denn es war sicher nicht leicht Atemu gehen zu lassen. Malik und Odeon sahen es nicht anders.

„Das Tor zur Unterwelt wird sich nie wieder öffnen…“, fügte Malik zu den Worten seiner Schwester hinzu. Eine tiefe Schwere legte sich über die Gruppe von jungen Menschen und sie fühlten sich so leer wie noch nie zuvor. Sie alle wussten sie hatten das Richtige getan, aber dennoch war der Verlust schmerzhaft und nicht zu ignorieren.

„Er ist jetzt fort…“, flüsterte Tristan langsam, als könne er es nicht fassen. Sein Blick ging in die Leere und er wirkte ehrlich erschüttert. Gedankenverloren sahen die anderen Teenager hinauf zum Himmel. Ein Leben ohne den Pharao wird noch eine große Umstellung für sie bedeuten, dessen Ausmaße sie noch nicht fassen konnten - denn ohne es zu merken, trugen die vielen vergangenen Abenteuer doch zu einem Großteil ihrer Entwicklung bei. Sie hatten sie geprägt und zu dem gemacht was sie nun waren.
 

Doch dann trat Yugi einige Schritte vor und zeigte demonstrativ, dass er mit allem was geschehen war abgeschlossen hatte. Er wusste, sie konnten sein anderes Ich nie wieder sehen und deswegen sollten sie sich für ihn freuen und ihn in guter Erinnerung behalten. Seine Hände zu Fäusten geballt und mit entschlossenem Blick sah Yugi zu den Anderen zurück. Eine große innere Kraft strahlte der kleinwüchsige Junge dabei aus, obwohl seine Wangen von den Tränen benetzt waren.

„Wir haben es geschafft, Freunde. Atemu gehörte nicht hierher und hat seinen Frieden verdient. Ich danke euch… ohne euch wäre ich niemals soweit gekommen. Ihr habt mir immer so viel Kraft gegeben“ Yugi meinte das sehr ehrlich und lächelte jeden Einzelnen von ihnen an, weil jeder für ihn etwas ganz besonderes wurde. „Wir sollten uns für ihn freuen und so wie bisher weiterleben. Dies ist nicht das Ende. Unser Leben fängt gerade erst an“

Das war es.

Das Ende ihrer vielen Abenteuer begann heute und hier und jetzt. Von nun an war Duell Monsters wieder nur ein harmloses Spiel.

„Ja… du hast recht, Yugi“, antwortete Joey nickend und lächelte wieder. „Jetzt beginnt unser normaler Alltag wieder… Schule und so. Mann wie öde!“ Joey seufzte genervt und rieb sich den Kopf. Dann hob er die Arme und verschränkte sie hinter seinem Nacken.
 

„Bitte bleibt noch“, bat Ishizu in die Stille hinein und die betreffenden Personen sahen sie irritiert an. Die traurige, bedrückende Stimmung löste sich so plötzlich wie sie gekommen war.

„Bleiben? Du meinst hier in Ägypten?“, fragte Yugi noch Mal nach und bekam ein Nicken, ehe Ishizu ihm antwortete: „Für eine kleine Weile, wenn ihr möchtet, Yugi. Ihr seid sicher alle erschöpft und braucht Ruhe. In Namen meiner Familie möchte ich mich bei euch bedanken, indem ich euch zu einem Grand-Hotel einlade. Für die Retter der Welt ist es doch das Mindeste, das ich tun kann. Das Land und auch unsere Regierung weiß euren Einsatz sehr zu schätzen“

Joey sah zu Tristan und dieser zu ihm. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie endlich zu begreifen schienen was Ishizu da gerade gesagt hatte. Dann aber warfen sie sich in ihre Arme und lachten ausgelassen über die tolle Nachricht. Da Ishizu für die Regierung arbeitete konnte sie solche Entscheidungen treffen, ohne sich finanzielle Sorgen zu machen. Ganz Ägypten dankte diesen Teenagern und es war Ishizus Aufgabe ihnen einen komfortablen Aufenthalt zu bieten.

„Wow, wie cool!“, freute sich Joey und auch Yugi und Tristan strahlten. „Das nehmen wir gerne an! Echt Klasse, ein Grand-Hotel!“

„Aber ich nicht“ Die Stimme war so arrogant und vertraut, dass alle wussten wer da gesprochen hatte noch bevor sie sich zu ihm drehten. Auch Ishizu schien sich darüber nicht zu wundern solche Worte zu hören. Gewohnt gelassen nahm sie es hin.

„Sie wollen nicht bleiben, Kaiba?“

„Nein, ich habe wichtigere Dinge zu tun. Dieses Theater mache ich nicht länger mit. Ihr habt mich schon lange genug mit diesem Unsinn aufgehalten. So ein Schwachsinn - und ihr glaubt auch noch wirklich wir wären durch die Zeit gereist. Das ich nicht lache! Nervt andere mit eurem Hokuspokus, aber nicht mich“, antwortete Seto Kaiba und hob dabei arrogant sein Gesicht an, wie er es immer tat wenn er von einer Sache überzeugt war. Im Moment überzeugten ihn sein rationaler Verstand und seine atheistische Einstellung zu der Erkenntnis, dass das alles nur eine gut gemachte Halluzination gewesen sein musste. Er glaubte nicht an Geister, oder an das Schicksal. Nichts von all dem hatte Bedeutung für ihn. Er drehte sich herum, ohne jemanden eines Blickes zu würdigen.

„Schwachköpfe? Ich geb dir gleich Schwachkopf, du Schwachkopf! Bist du blind, oder was? Du warst doch dabei. Du hast selbst gesehen, dass das alles echt war und nun leugnest du es schon wieder? Du wirst einfach niemals klug sein, Kaiba!“, schimpfte Joey aufgebracht und provozierend auf den jungen Firmenchef ein, doch wie sooft zeigten seine Worte keinerlei Wirkung.

„Halt deinen Freund zurück, Yugi. Wir beide werden uns wieder sehen. Unsere Revanche steht noch aus und wehe du drückst dich. Bis dahin genieß den Luxus für deine angebliche Rettung der Welt. Man sieht sich…“ Der letzte Satz sollte ein kleiner Abschiedsgruß sein, doch er war mit Absicht so emotionslos wie möglich ausgesprochen, damit es ja keiner so verstand. Seto war kein Mann der gefühlvollen Worte und darum ließ ihm die Gruppe seinen Starrkopf - alle außer Joey.

„Was hast du gesagt?“, fragte der blonde Duellant energisch. Tristan packte seinen Freund und auch Duke hielt ihn zurück, während Seto einfach ging. Er flog mit seinem Helikopter wieder nach Japan zurück. Joey schnaubte wie ein Stier, versuchte sich freizukämpfen, aber zu zweit waren seine Kumpel einfach stärker.

Erst als Seto nicht mehr zu sehen war, ließen Tristan und Duke ihn los.

„Tja, ich schlage es nur ungern aus, aber auch ich muss absagen - tut mir leid, Ishizu. Ich muss nach Hause. Meine Fans warten“, gestand Duke und schaute dabei so selbstsicher, als würde eine Horde Frauen bei seiner Ankunft am Flughafen stehen. So war er eben und wahrscheinlich hatte er damit gar nicht so unrecht.

„Ich schließe mich an“, mischte sich Ryou ein und stellte sich neben Duke. „Freunde… ihr seid das Beste, das mir passieren konnte, denn ihr habt mich befreit. Verzeiht mir, aber ich möchte meinen Vater sehen, dann nach Hause und Duell Monsters spielen. Ich möchte alles tun, was ich vorher nicht machen konnte“ Ryous Augen strahlten dabei eine solchen Lebensfreude aus, wie man es bei ihm vorher nie sehen konnte. Der Geist des Ringes hatte ihn wirklich in jeder Hinsicht unterdrückt und nun war er frei. Er war ohne Zweifel derjenige, der sich am glücklichsten schätzen konnte.

„Tut das. Wir sehen uns ja wenn die Schule wieder anfängt. Macht es gut ihr beiden“, wünschte Tristan den beiden Jungs, die ihm so ans Herz gewachsen waren. Er hatte inzwischen Joey beruhigen können, sodass auch dieser die Hand ausstreckte und Duke und Ryou verabschiedete. Yugi kam hinzu und wünschte ihnen alles Gute.

„Wir sehen uns in Domino“ Es war kein großer Abschied, doch es ahnte auch niemand wie lang Yugi, Joey, Tristan und Tea wegbleiben würden.

Ishizu stellte Duke und Ryou ein Fahrzeug zur Verfügung, das sie zum Flughafen brachte. Sicherheitsmänner, die ihr untergeben waren, sorgten für ihre Sicherheit. Die Jungs winkten ihren Freunden zum Abschied und Yugi, Joey und Tristan winkten zurück.
 

Dann fiel Yugi plötzlich etwas auf. Nicht etwas, sondern jemand, denn dieser jemand war die ganze Zeit erstaunlich still geblieben. Verwundert sah sich Yugi um, doch die gesuchte Person stand noch genauso da wie vorhin, als sie aus dem Tempel der Toten zurückgekehrt waren. Sie hatte sich die ganze Zeit nicht von der Stelle bewegt. Mit dieser Person war Tea gemeint.

„Tea…“, flüsterte er gedankenverloren und während die Übriggebliebenen noch lachend winkten, ging Yugi auf seine beste Freundin zu. Er legte vorsichtig eine Hand auf ihren Arm, was das Mädchen zusammenzucken ließ. Damit hatte sie nicht gerechnet, so tief war sie in ihre Gedanken eingetaucht.

„Yugi!“, platzte es aus ihr heraus und sie sah zu ihm mit aufgerissenen Augen runter. „Du hast mich erschrocken“ Das hatte Yugi bemerkt - doch er bemerkte mit wachsendem Unbehagen noch etwas anderes. Der Glanz in ihren Augen war getrübt und der sensible Junge konnte sich denken wieso. Das alles war wegen Atemu - ja Atemu, der junge Mann, in den sie sich unsterblich verliebte. Yugi wusste davon, da ihn diese Erkenntnis doch oft genug gezeigt hatte, dass seine anfängliche Liebe zu Tea niemals erwidert werden würde. Atemus Schicksal zu gehen, war nicht dass was sie sich für ihn gewünscht hätte.

„Ist-… alles in Ordnung?“, fragte er leise nach. Die Brünette wusste erst nicht was sie sagen sollte, doch dann lächelte sie ihn sorglos entgegen.

„Ach was, natürlich-… ich musste nur gerade gähnen-… deswegen die Tränen. Ich bin nur müde, Yugi. Kein Wunder, nach allem was wir zusammen erlebt haben“, erklärte sie stockend und rieb sich mit einer Hand über beide Augen, wischte die salzige Flüssigkeit aus ihrem Gesicht. Tea lächelte so gut sie konnte, wie es nun Mal ihre Art war, doch sie sollte wissen, dass Yugi sie weitaus besser kannte. Sie waren Freunde seit Kindheitstagen. Wahrscheinlich kannte er sie besser, als sie sich selbst. Yugi wollte etwas erwidern, doch Tea ließ ihm keine Chance und legte ihre Hand auf seine Schulter.

„Ich war nur in Gedanken. Alles ist in Ordnung. Mach dir bitte keine Sorgen um mich. Ich weiß, was du denkst, aber mir ist klar, dass er gehen musste…“, sagte das brünette Mädchen noch einmal zur Bestätigung. Danach wandte sie sich lächelnd ab und ging zu Joey und Tristan rüber – doch sie hinterließ einen zweifelnden Yugi.
 

„Gut, dann seid ihr vier Personen“, bemerkte Ishizu und nickte einem Mann zu, der direkt vorfahren und dem Hotel bescheid geben sollte. „Wir sollten nun gehen, damit ihr eure Sachen auspacken könnt“

„Lass uns auch da wohnen, Schwester. Da wir nun alle Freunde sind, könnte ich ihnen doch Ägypten zeigen, während sie hier bleiben“, erklärte Malik sein Angebot, welches die vier Freunde begeistert aufnahmen.

„Meinetwegen, aber wir müssen jetzt los“, wiederholte Ishizu und bat ihre Gäste in die Jeeps einzusteigen, die sie zum Hotel fahren würden. Die Sicherheitsmänner standen schon bereit und hielten ihnen die Türen auf. Vor allem den Frauen wurde hinein geholfen und sobald alle eingestiegen waren, fuhren die beiden Jeeps auch schon los.

Tea, die sich bisher sehr schweigsam gehalten hatte, sah nun durch die Scheibe zurück zu der Ruine, in der Atemus Seele für immer begraben war. Ihre Augen wurden unendlich traurig, denn sie wusste, es war ein Abschied für immer gewesen. Gedankenverloren fuhren ihre Finger über die Scheibe und über die Ruine.

Ruhe in Frieden, Atemu – dachte Tea bei sich.

Doch plötzlich sah sie einen Schatten vor dem eingestürzten Tempel – nur ganz kurz, aber er war da gewesen. Verwundert beugte sich Tea näher zur Scheibe, doch die Ruine entfernte sich so schnell, dass sie nicht mehr richtig nachsehen konnte. Sehr merkwürdig - dachte sie bei sich - denn ihr war so als wäre da ein Mensch gewesen. Hatte sie sich vielleicht nur geirrt?

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Es war Yugi, der sie freundlich und aufbauend anlächelte. Tea vergaß sofort den Schatten wieder, Yugi war Gold wert - immerzu sorgte er sich um sie.

„Mir geht es gut, Yugi…“, erklärte Tea mit einem schwachen Lächeln und sie hasste es ihn anlügen zu müssen. Was blieb ihr aber für eine Wahl? Eine andere Ausrede fiel ihr nicht ein. Atemu war fort und es gab nichts was Yugi sagen konnte, um sie zu trösten. Damit musste sie nun selbst zurechtkommen, denn ihren Freunden wollte sie mit ihrer unsinnigen Trauer nicht noch mehr Sorgen bereiten.

So konnte Tea nur hoffen, dass die Trauer schnell vorbei gehen würde.
 

***
 

Die Jeeps fuhren Richtung Stadt und verschwanden im feurigen Licht am Horizont. Die Hitze ließ ihre Erscheinung sich wellenförmig winden, doch für das menschliche Auge verschwanden selbst die Umrisse schon bald in dem grellen Licht.

Samira sah ihnen nach, bis sie nichts mehr hören konnte, außer deb Wind, der um ihre Gestalt herum wehte.
 

„Idioten…“, murmelte die junge Frau vor sich hin und drehte ihren eleganten Körper zu der zerstörten Tempelanlage. Alles lag in Trümmern. Allein die Fundamente standen noch, doch diese waren alles was sie brauchte. Auf ihrem Gesicht zierte ein selbstgefälliges Lächeln, als sie vorsichtig über die vielen Trümmern stieg und sich vor dem gesuchten Baustein der eingefallenen Wand kniete. Samira wusste doch es war die richtige Entscheidung einen Stein zu wählen, der in der untersten Reihe über dem Boden steckte. Vorsichtig strich Samira mit ihren Fingerspitzen über die grobe Fläche und löste dabei den Sand von dem uralten Kalkstein, den die Pharaonen für ihre Bauwerke benutzten. Zum Vorschein kam das was diesen Quader so anders machte – Hieroglyphen, die mit etwas Spitzem in den Stein eingraviert wurden. Es waren Samiras Hieroglyphen und sie ermöglichen es ihr den Zeitzauber zu aktivieren.

Doch jetzt noch nicht.

Samira sah sich um und wischte sich seufzend über die Stirn. Es war so heiß in diesem Lande, dass es selbst einer gebürtigen Ägypterin, wie ihr manchmal zu viel wurde. Doch sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Sie musste ihren damaligen Plan zu Ende bringen, da sie sich nun wieder an alles erinnern konnte.

Entschlossen ballte sie die Hände zu Fäusten und biss die Zähne fest aufeinander. Der damalige Pharao würde noch bereuen was er ihr angetan hatte. Ja, sie erinnerte sich wieder an alles was geschehen war – dank Bakura. Ihre Erinnerungen kehrten zurück, während er sich im finalen Spiel mit dem Pharao duellierte.
 

„Samira schau mal. Das musst du dir ansehen!“

Samira schaute auf, als ihre Arbeitskollegin am großen Fenster stand und mit dem Finger auf etwas deutete. Ihr war das gar nicht recht gewesen nun aufstehen zu müssen, weshalb sie sich noch etwas zierte. Samira saß nämlich gerade auf ihrem ergonomisch angepassten Bürostuhl und hatte eigentlich viele Akten, die sie bearbeiten musste, doch irgendetwas an dem Blick ihrer Kollegin sagte ihr, das es wichtig war. Sie wirkte ganz blass und aufgelöst.

„Was ist denn los?“, fragte Samira leichtfertig nach, ging auf sie zu und schaute aus dem Fenster. Sofort klappte ihr Mund auf. Vor ihren Augen wütete ein riesiger Hurrikan über die Stadt. Vor Schreck ließ sie ihren Stift fallen und hielt sich beide Hände vor den Mund. Samira merkt es nicht, doch es versammelten sich immer mehr Studienkollegen vor der großen Glaswand. Aus dem 10. Stockwerk war es ein leichtes dem wütenden Hurrikan zuzuschauen. Eine eisige Stille breitete sich Raum aus, der das Entsetzen preis gab. Nur wer genau aufpasste, musste die leise Stimme des Radioansagers hören. Tokio war leider nicht die einzige Stadt, die so katastrophal zugerichtet wurde.

„Wir unterbrechen unsere Sendung für eine Eilmeldung. Soeben ist uns mitgeteilt worden, das Tokio von zwei Hurrikans verwüstet wird, doch diese Stadt ist nicht allein betroffen, meine Damen und Herren. Eine Katastrophe sucht uns heim. In ganz Japan und auch in allen anderen Kontinenten der Erde zerstören in nie dagewesener Kraft andere Naturkatastrophen die Länder. Meteorologen und Geologen sind überfragt. Keiner weiß warum das Wetter so verrückt spielt… wir können nur beten, dass die Rettungskräfte so viele Menschen retten, wie nur möglich. Bitte bleiben Sie in den Häusern und versiegeln sie die Fenster. Der Katastrophenschutz hat höchste Alarmbereitschaft ausgerufen. Ich wiederhole: Verlassen Sie nicht ihre Häusern und wer noch draußen ist, sollte schnellstmöglich Schutz suche! Wir bleiben natürlich weiterhin auf Sendung und berichten Ihnen die neuesten Erkenntnisse“
 

Samira erinnerte sich wie groß ihre Angst war – dass war auch keine Kunst, denn es ist erst einen Tag her. Ein Tag war vergangen und doch hatte sich ihr Leben in Sekunden völlig verändert. Diese Teenager hatten ja keine Ahnung was hier alles geschah, während sich das zweite Ich des Jungen duellierte. Samira berührte den Stein, den sie markiert hatte und schloss die Augen. Sie sprach eine Formel und prompt durchzuckte ihren Körper ein Stoß, der sie von innen aufzuwühlen schien. Ihre Gesichtszüge entglitten ihr kurz, bevor sie zufrieden lächelte. Bilder der vergangenen Stunden und Tage durchstreiften ihren Kopf, Bilder von allem was dieser Stein im Innern des Tempels gesehen hatte. Ebenso auch Bilder von einem riesigen Spieltisch, an dem ein weißhaariger Junge und der Pharao saßen. Zufrieden stellte sie fest, dass sie recht hatte. Der weißhaarige Junge war Bakura, nur in einem anderen Körper. Das alles konnte nur sein Werk gewesen sein. Er hatte den Pharao erneut zu einem Schicksalsduell herausgefordert, um Zork zu erwecken und dabei versank die Welt im Chaos. Samira war mitten drin gewesen. Sie wusste doch, sie erkannte die vielen Naturkatastrophen wieder, denn sie waren schon einmal geschehen. Dies alles passierte auch einst im Pharaonenzeitalter, als Pharao Atemu herrschte. Damals hatte Samira aber nicht gewusst, dass die ganze Erde davon betroffen war – wundern tat es sie jedoch nicht. Zork war ein mächtiges Wesen und er hätte die gesamte Erde in völlige Dunkelheit verhüllen können, wenn er denn gewonnen hätte. Gestern erinnerte sie sich plötzlich an diese alte Shclacht.
 

Niemand konnte an diesem Tag nach Hause gehen. Samira und ihre Kolleginnen waren gezwungen in ihrer Universität zu bleiben und dort auch zu übernachten. Voller Angst lauschten sie alle den Nachrichten, bevor sie sich auf provisorisch zusammengebastelten Betten niederlegten. Die Stimmung war furchtbar und alle hatten Angst. In der Nacht wälzte Samira sich auf ihrer Decke hin und her, denn draußen prasselte Regen gegen ihre Fenster. Lautstarker Donner ließ sie zusammenzucken und während sie in einen unruhigen Schlaf fiel, öffnete sich vor ihrem inneren Auge ein Bild.

Das Bild zeigte einen Mann mit weißem Haar und rotem Mantel, welcher auf einem großen Fels stand. Über ihm ragte ein schneeweißes Monster und dann erschien eine schwarzhaarige Frau auf dem Pfad, der sie hinauf zu dem Mann führte. Sie rannte auf den Grabräuber zu und blieb hinter ihm stehen. Woher wusste sie , dass er Grabräuber war?

Verwirrt warf sich Samira auf die andere Seite - aus irgendeinem Grund machten ihr die Bilder Angst. Ihre geschlossenen Augen zuckten und sie kniff sie fest zusammen, befand sich noch immer im Schlaf. Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf. Wer war diese Frau? Sie sah ihr zum verwechseln ähnlich – eine Zwillingsschwester möglicher Weise? Samira hatte aber keine Zwillingsschwester. Doch aus irgendeinem Grund kam ihr die Szene sehr bekannt vor, obwohl sie nie im Leben solche alten Leinenstoffe trug, oder diesen weißhaarigen Mann je gesehen hatte.

„Die Wachen… sie kommen hierher, Bakura!“, sagte die Frau in ihrem Traum beinahe schon panisch. Der Mann drehte sich zu ihr herum und sein Blick zeigte er hatte große Schmerzen.

„Du dummes Ding! Das weiß ich doch schon längst. Was machst du noch hier? Verschwinde! Sie sind nur hinter mir her. Wenn sie dich bekommen, dann ist alles aus. Ich werde schon alleine mit ihnen fertig. Nur weil ich fliehen musste, gebe ich nicht auf. Ich bin nicht umsonst Grabräuber Bakura, der König der Diebe und Diabound ist noch lange nicht am Ende!“, fuhr er sie an und seine violetten Augen funkelten voller Ärgernis.

„Aber Bakura-…“

„Schweig, und verschwinde endlich!“, unterbrach der Mann namens Bakura die junge Frau in einem rauen Tonfall. Er saß auf seinem Pferd und meinte etwas in den Augenwinkeln zu erkennen. Als er genauer hinsah, konnte er den Pharao auf den Fels zureiten sehen. Sicher wollte er sich für seinen Vater rächen. Ein bösartiges Grinsen zierte Bakuras Lippen. Es war Zeit zum spielen…

Ein kleines Kichern folgte und er ballte die Hand zu einer Faust bei den Gedanken sich endlich rächen zu können, doch da legte sich eine Frauenhand auf sein linkes Bein. Bakura zuckte zusammen, denn er hasste es berührt zu werden Samira wusste seltsamer Weise wieso. Berühren bedeutete Nähe – es bedeutete eine gewisse Distanz zu verlieren. Niemand sollte ihn berühren…

„Ich bitte dich, kämpfe nicht mit ihm. Du bist verletzt und könntest dabei sterben“, flüsterte die junge Frau und sah den Grabräuber mit erstem, kampfeslustigen Augen an. „Unser Plan entwickelt sich zu unserer vollsten Zufriedenheit. Wir werden gewinnen und diesen widerwärtigen Bastard von Pharao töten“

„Dann geh… bevor er hier auftaucht und beende deinen Plan. Ich bleibe hier und bereite Atemu einen würdigen Empfang. Diabound wartet bereits auf ihn und ich will nicht, dass du dich bei meiner Rache einmischst! Das geht nur den Pharao und mich etwas an“, erwiderte Bakura und sah zum Himmel, wo Diabound schwebte und seine Attacken gegen das ergebene Volk des Pharaos richtete. Der Grabräuber schob die Frau zur Seite, nahm aber ihr Handgelenk noch einmal in seine Hand und beugte sich zu ihr runter. „Lass dich nicht erwischen, Nesmit, und wehe du lässt dich fangen…dann hast di Pech gehabt. Ich werde dich nicht retten kommen“

Samira selbst zuckte bei der Erwähnung des Namens zusammen und erwachte mit aufgerissenen Augen. Sie ließ einen erstickten Schrei aus, hatte das Gefühl nicht genug Luft zu bekommen. Sie war immer noch in der Universität, doch der Traum wirkte so real. Vor Angst erhob sie sich und atmete tiefe Züge ein und aus, ging lieber auf den Flur der Universität, um niemanden zu wecken. Nur langsam regelte sich ihre Atembewegungen wieder ein. Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust - sie konnte es deutlich spüren, wenn sie ihre Hand dort ablag. Ihre Stirn war schweißnass und auch ihre Kleidung schien durchtränkt zu sein.

Samira nahm aber keine Notiz davon. Dieser Traum…

Stöhnend hielt sie sich ihren Kopf fest und hatte das Gefühl er platzte gleich. Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte ihren Körper und gleichzeitig traf ein greller Lichtstrahl ihre Gedanken. Er löste gut versteckte Erinnerungen wieder aus, die sich nun vor Samiras innerem Auge abspielten. Ihre Augen weiteten sich wieder und verloren für kurze Zeit ihren Fokus, weil sie die Erinnerungen aus einem weit entfernten Leben wieder zurückerlangte. Sie hatte bereits einmal gelebt und das wurde ihr jetzt klar. Samiras Kopf schmerzte und er drehte sich bei all dieser Information.

Sie sah die Frau aus ihrem Traum… Nesmit.

Nesmit war Samiras alter Ego und Samira war Nesmits Wiedergeburt. Sie sah Nesmit, wie sie davon rannte und wie sie zum Felsen hinauf sah, wo Bakura den Pharao erwartete. Sie konnte sehen, wie Bakura den Abhang herunterstürzte, sich jedoch am Rande noch festhalten konnte. Der Pharao – Atemu - ging auf ihn zu und trat ihm auf die Hand. Bakura stürzte die Felsen herunter. Sein markerschütternder Schrei hallte in den uralten Felskluften wider und Diabound – sein Monster – fing ihn auf. Nesmit aber rannte… sie rannte und versteckte sich. Bakura war derjenige mit der schwarzen Macht in sich und er war auch derjenige, der mit Zork Kontakt hatte. Nur er war in der Lage den Pharao zu töten und nicht sie. Nesmit wusste, sie störte eigentlich nur.

Samira zog keuchend Luft in ihre Lungen. Sie schüttelte wild ihren Kopf. Nein! Ein tiefer Groll wuchs in ihrem Herzen. Verzweifelt hielt sie sich den Kopf fest und rutschte an einer Wand herunter, setzte sich auf den kalten Boden des Flurs .Ihr kurzer Rock rutschte hoch, doch dass war ihr nun egal, denn ihr ganzer Körper zitterte. All die Erinnerungen und der Verlust wegen Bakuras Verbannung, traf sie wieder wie damals. Sie erinnerte sich wieder an alles. Der Pharo… dieser Bastard! Er hatte ihren Plan vernichtet.
 

Mit kühlen Gesichtszügen ließ Samira wieder von dem Stein ab. Sie hatte genug gesehen. Sie hatte gesehen was hier im Duell Atemu gegen Yugi passierte. Ihre angeborenen Fähigkeiten aus ihrem damaligen Leben, blieben in der wiedergeborenen Seele erhalten. So sah sie, der Pharao hatte verloren und war in die andere Welt hinüber gegangen, so wie jeder es eines Tages tun musste. Sie hatte die Tränen der Freunde gesehen, aber es berührte sie nicht. Der Pharao… dieser elende Wicht war also wieder zurückgekehrt und sie hatte alles verpasst. Bakura war auch wieder zurück gekehrt aus seiner Verbannung - nun hatte sie die Sicherheit. Was für ein Zufall, auch sie wurde wiedergeboren, doch scheinbar hatte es Bakura nicht gewusst und gar nicht die Zeit damit verschwendet nach ihr zu suchen. Samira nahm es ihm nicht übel, denn woher hätte er wissen sollen, dass sie gerade jetzt wiedergeboren wurde?

Für sie war nur eins klar: Sie würde ihren damaligen Plan nun beenden und ihre eigene Rache starten. Damals hatte sie Bakura alles machen lassen und jetzt war er auch wieder zum Zug gekommen. Zweimal scheiterte er und jetzt konnte sie es ja mal versuchen. Ein bisschen Hilfe könnte sie aber schon gebrauchen.

Mit einem Grinsen auf dem Gesicht setzte Samira sich in Bewegung.
 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Guardian
2012-06-05T20:45:49+00:00 05.06.2012 22:45
Heyjo :D
bin zufällig drüber gestoßen und hoffe auf eine lange ff mit vielen Kapitel, das sich deine Texte schön lesen lassen und ich es schade finde, das es zu diesem Paar viel zu wenige Geschichten gibt.
Bekomm ich eine ens falls es weiter geht? Wäre lieb
Von:  elina
2012-04-08T12:12:28+00:00 08.04.2012 14:12
Hallo,
hab eben grade deine Geschichte entdeckt...
die Kurzbeschreibung hat mich angesprochen, weswegen ich nun auch einen Kommentar verfasse ^^

Also, die Idee an sich gefällt mir sehr gut, obwohl ich ehrlich zugeben muss, dass ich die altägyptische Geschichte der Serie überhaupt nicht kenne.
Dein Schreibstil ist sehr gut, es ließt sich flüssig und zaubert schöne Bilder, sodass die Geschichte realistischer wirkt.
Das mit den Namen, die in den Steckbriefen erwähnt sind, finde ich noch etwas verwirrend, bin aber gespannt, wie genau du sie einbringst.
Die Charaktere wirken Animetreu, von Kaiba z.B. hätte ich nichts anderes erwartet, dasselbe gilt auch für Yuugis Ansprache oder Anzus Trauer.
Ich bin wirklich froh, dass du keine weiteren Pairings einbauen willst, weil es ist immer etwas kompliziert, wenn man sich mit mehreren Liebespaaren rumschlagen muss, außerdem wäre das etwas zu OOC, finde ich. Bin aber echt gespannt, wie du die Beziehung zwischen Marik und Anzu aufbaust ^^

In der ganzen Text sind mir nur zwei Tippfehler aufgefallen, aber das ist auch alles an Kritik, die ich vergeben kann ^^
Ich besuche Animexx zwar sehr unregelmäßig, aber ich versuche deine Geschichte auf jeden Fall weiter zu verfolgen und wäre dir dankbar, wenn du mir bescheid geben könntest, wenn's weiter geht!

Liebe Grüße,
Ely


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