Spieluhrherz
Seine langen dünnen Finger legen sich geschmeidig um die Hüfte des Jungen, krallen sich sanft in die Wölbung der Beckenknochen und streichelt die weiche, viel zu dünne Haut.
Der kleine, geliebte Körper schmiegt sich enger an seinen eigenen und er kann einen flüchtigen Blick auf das Gesicht seines Herren erhaschen, auf dem die letzten zarten rosafarbenen Sonnenstrahlen mit der tiefen Schamesröte verschmelzen, welche die Wangen des Jungen so wunderbar, grausam entstellt.
Sie gibt seinem Herren schon fast etwas liederlich Menschliches.
Unbewusst verstärkt er den Griff um die schmale Hüfte und drückt seine Fingernägel in die weiße Haut, welche seiner Gewalt nachgibt und reißt wie Papier.
Genüsslich, fast zärtlich, spreizt er die Wunden weiter auf und sieht fasziniert zu, wie rote Tinte Märchen schreibt.
Er inhaliert den leisen Duft seines Herren, welcher sich mit dem süßlichen Geruch von weißen Blüten vermischt.
Dieser kleine, widerwärtige Mensch ist wie ein stummer Choral für ihn, der von einer Welt des Schmerzes und der Sünde in ihrer reinsten Form erzählt.
Ein paar weiße Blüten haben sich in das Haar seines Herren verirrt und andere kleben auf der feuchten, bebenden Porzellanhaut, welche besudelt von seiner Sünde noch schöner und heller leuchtet als die Sterne selbst.
Er möchte diesen kleinen Körper singen hören und seine Hände geben seinem Herren de Rhythmus vor, in dem er ihre gemeinsame Sünde artikuliert.
Die Hitze des Jungen, mit der er ihn gefangen hält, raubt ihm fast den Verstand. Er will den Wahnsinn dieser Nacht mit allen Sinnen genießen und so beginnt er sich langsam in der warmen, feuchten Enge des Jungen zu bewegen und entlockt seiner Kehle die süßen Laute nach denen er sich so verzerrt.
Den Körper seines Herren so nah zu spüren und auf so lästerliche, schändende Weise zu berühren kommt Blasphemie gleich.
Doch er will sehen, wie sich sein Gott nach ihm verzehrt, ihn so sehr will, dass er alle Hemmungen fallen lässt und sich der brennenden Finsternis hingibt, die in innerlich verschlingt.
Er spürt die Reaktionen des Jungen auf jede seiner Bewegungen, sein immer tiefer gerichtetes Drängen.
Er umschließt ihn fester, enger und williger.
er kann nicht anders, als der stummen Bitte seines Herren nachzukommen.
er will seine Kehle das Geständnis seiner Schändung entlocken.
Und der Junge kommt seinem Wunsch nach, zerreist mit seiner hellen Stimme die Finsternis, die aus der Sünde seiner Blicke sickert und die Leere vergiftet, welche den Platz eingenommen hat, an dem eigentlich das schwache Herz des Jungen hätte schlagen sollen.
Er packt die schmalen, weißen Hüften fester, drückt die Fingerspitzen in das rote Weihwasser, das warm und klebrig den filigranen Körper segnet. Euphorisch bemerkt er, wie sich der weiße Fliederduft seines Herren langsam verändert, von warmer, feuchter Sünde zersetzt schwer süßlich an der weichen Haut klebt und seine Sinne benebelt, jegliche Kontrolle erstickt.
Es scheint ihm fast so, als ob er sich nur noch hilflos an seinen Herren klammert, der ihn in der Realität hält und doch mit seiner engen Hitze weiter in den unkontrollierten Wahnsinn treibt.
Und so bricht er aus seinem Rhythmus aus, drängt sich tiefer in ihn, erhält Absolution durch die lustheiseren Schreie seines Herren.
Der Puppenkörper erzittert, verkrampft sich, bäumt sich auf und singt mit erstickter Stimme von der feuchtheißen absoluten Sünde dieser Nacht, welche den packt noch tiefer in das Porzellan seiner Seele brennt.
Dieser Junge wird bis in alle Ewigkeit an ihn gebunden sein.
Er lässt ihn mit jeder seiner Berührungen ein kleines bisschen mehr sterben und doch ist es seine Dunkelheit, die das kleine vergiftete Spieluhrherz am Leben hält…