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SAW VIII

von

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Das Licht flackert.

Der Raum hat schon schönere Tage erlebt.

Die Tapeten sind abgeblättert. Graue, moosige Betonwände werden an jenen Stellen freigelegt.

Das Mobiliar ist an die Wände gestellt worden und ebenso der Natur zum Opfer gefallen, wie die Wände.

Der einst prunkvolle Parkettboden hatte begonnen sich -durch die Feuchtigkeit- zu wölben. Risse haben sich gebildet. An einigen Stellen ist er auseinander gerissen.

In der Mitte jenes unheilvollen Raumes kommt Mark Hoffman ganz langsam wieder zu sich. Mit einem schmerzendem Genick hebt er seinen Kopf, der auf seiner Brust gebettet war. Er sitzt.

Kurz schaut er sich um.

Er kennt diesen Ort nicht...

Plötzlich fällt ihm alles wieder ein. Auch wie -oder durch wen- er hierhergekommen ist: Korey. Sie hatte ihn, nachdem er Mika getötet hat, betäubt und ihn in Gordons geplante Falle gesteckt. Er wusste, er hatte etwas übersehen!!!

Vor Zorn ergriffen steht er auf. Besser gesagt er versucht es. Seine Hände wurden an die Lehnen und seine Beine an die des Stuhls gefesselt. Er rüttelt an den Polizeihandschellen, doch sie lösen sich nicht. Natürlich. Er soll ja hier sterben.

"Gordon du Schwein!!!", er weiß, dass der Arzt all dies für ihn geplant hatte. Vielleicht hat dieser ja auch schon längst das Bewusstsein zurück erlangt und beobachtet belustigt durch eine Kamera, wie er panisch versucht aus einer Falle zu entkommen, aus der es kein Entrinnen gibt, "Ich bring dich um!!!", diese Drohungen sind nutzlos. Das ist Mark schon bewusst, aber somit kann er seine austeigende Panik unterdrücken.

"Das will ich sehen...", antwortet eine männliche, vertraute Stimme hinter ihm. Sie ist nahe... Zu nahe...!

Erschrocken dreht er sich mit seinem Oberkörper nach links um.

Am Stuhl hinter seinem ist jemand gefesselt. Nur langsam kann Hoffman erkennen, wer dieser Mann ist, der genau so über seine Schulter schaut wie er.

Der andere Gefangene hat blonde Haare und marineblaue Augen.

"Gordon? Was für ein krankes Spiel spielst du hier?", presst der mehrfache Mörder zwischen seinen Zähnen hindurch.

"Das wollte ich dich gerade fragen...", antwortet er. Die Stimme Lawrences ist ruhig. So ruhig wie damals, als Hoffman gebannt -über seinen Computer im MPD- sein Spiel mit Adam beobachtete und die beiden gerade aufgewacht sind.

Noch einmal zerrt Hoffman an der Schellen, "Wessen krankes Spiel ist das dann?"

Als Antwort schiebt sich just in diesem Moment eine Rolltür zu seiner Linken auf.

Helles, gleisendes Licht strömt ihnen entgegen.

Eine Silhouette tritt ein. Sie scheint einen knielangen Mantel zu tragen. Hoffman kann nicht erkennen, wer es ist.

Durch die Helligkeit geblendet petzt er die Augen zusammen. Er kann nur sehen, wie jene die Tür wieder zuschiebt und den Raum somit wieder in Zwielicht taucht.

Er kann diese Person nicht identifizieren. Seine Augen müssen sich erst wider an das Halbdunkel gewöhnen, aber als dieser Jemand eintrat hätte er im ersten Moment schwören können, Mika sei es...

Aber das ist unmöglich... ER hatte sie immerhin getötet!!!

"Ihr seid wach? Gut..."

Und dennoch... diese weibliche, gefasste, sanfte aber traurige Stimme kommt ihm äußerst bekannt vor.

Gordon wohl auch, "Korey? Verdammt, was soll das?!? Wir haben Hoffman!!! Jetzt mich los!!!"

Sie kommt einen Schritt näher.

Mit einer routinierten Bewegung zieht sie die Schweinsmaske ab.

Und tatsächlich... Korey Bishop steht vor ihnen.

Ihr etwas geöffneter, schwarzer Wollstoffmantel gibt ihren schwarzen Faltenrock mit weißem Saum, ihre weiße Bluse mit Krawatte und das Emblem ihrer Schule darunter Preis. Sie trägt schwarze, kniehohe, Motorradstiefel und ihre rückenlangen, dunklen Haare werden durch einen blutroten Haarreif zurück gehalten. Ihr Pony ist etwas ein wenig -mit einer Flüssigkeit- verklebt.

In ihrem hübschen, puppenähnlichen Gesicht spiegelt sich Trauer und zugleich Zorn. Ihre strahlenden, blau-grauen Augen mustern die Testpersonen aufmerksam. Ein kleiner Blutfleck am rechten Winkel ihrer vollen Lippen zerstört das freidliche in ihrem Antlitz und lässt sie wie eine Leiche wirken. Oder wie die weibliche Version von Billy.

"Du Schlampe!!!", noch mehr Hass macht sich in Mark breit. In solch einem Zustand hatte er schon öfter Menschen getötet, "Mach mich los!!!"

"Oder was?", herausfordernd stemmt sie ihre Hände in die Hüften, wobei ihm auffällt, dass sie vorsichtiger mit ihrer linken agiert, als mit ihrer rechten.

"Rey, mach mich los!", jetzt klingt auch der Arzt ängstlich.

Sie allerdings schüttelt nur den Kopf, "Tut mir unendlich leid, Larry, aber ich habe dich gewarnt...", sie schaut zu Hoffman, "und du wurdest auch gebeten aufzuhören, Marky."

Das letzte Wort lässt ihn erschauern. Diese Betonung... diese Aussprache... diese Verachtung in der Stimme, als sie diese provozierende Verniedlichung seines Namens sagte... sie klingt genau so wie, "Mika???"

Sie grinst.

Seine Augen weiten sich, "Verdammt, was läuft hier?!?!" Angst macht sich in ihm breit. Angst und Schock.

Kurz schließt sie ihre Augen und nimmt ihre Haare -am Ansatz- in die Hände. Sie beginnt an ihnen zu ziehen, während sie ihre Lieder wieder aufschlägt. Die braunen Haare rutschen durch die Innenflächen. Doch plötzlich, etwa an der Stelle, an der ihre Frisur ihre Schultern berührt, fallen die die langen Strähnen auf den Boden. Zum Schluss nimmt sie noch den Kopfschmuck ab.

Mika steht vor ihnen. Sie wirkt zwar etwas jünger, aber sie ist es.

Alles scheint sich in diesem Moment, in dem die Extentions den Boden berühren, einen Sinn zu ergeben:

Als sie das erste Mal die Werkstatt -das war diese Schaufensterpuppenfabirk- von John betrat, erkannte sie Hoffman sofort. Verwirrt ging sie, einige Monate später, zu ihrem Meister, der schon eine Ahnung hatte, wie sich alles nach seinem Tod abspielen wird, 'Ich werde Gordon beten sich um Hoffman zu kümmern, falls dieser Jill tötet. Lawrence wird ihn in dem gewissem Badezimmer zurücklassen... Würdest du nichts unternehmen, wäre dies Mord....

Ich möchte, dass du Mark befreist. Er weiß etwas über deinen Vater.'

'A...aber was wird Larry dazu sagen? Er wird Panik kriegen und versuchen Hoffman zu töten...!', sie wusste nicht, wie sie auf diese Zukunftsmusik reagieren soll. In jenem Moment dachte sich, dass John nicht beachtet zu haben schien, dass Lawrence nur wegen des Stockholm-Syndroms zurück kam und die wahren Ansichten Jigsaws nicht vollständig versteht.

'Du wirst auf beide aufpassen. Versuche sie davon abzuhalten, sich gegenseitig zu töten.'

'Wie? Wenn ich Hoffman helfe, wird Larry nicht mehr mit mir reden wollen... Und teilen kann ich mich ja auch nicht...'

'Warum?'

Zu jenem Zeitpunkt entstand Korey Bishop.

Das verwirrende Geflecht fängt an sich zu lösen:

Die gleichen Augen- und Haarfarbe, die gleichen, vollen Lippen, die Größe. Beide waren Linkshänder. Beide hatten ähnliche Tests. Beide hatten schreckliche Adoptivväter. Aber niemand hatte beide im selben Moment im gleichen Raum gesehen...

Die Verletzungen stimmen überein und das gegenseitige Beschuldigen, die andere sei ein Mörder und könnte -von der Skrupellosigkeit und Brutalität gesehen- mit Amanda verwandt sein.

So konnte sich auch Mika ganz einfach 'Koreys' Tagebuch zulegen...

Deshalb war sie auch so selten bei Hoffman. Sie war, während sie behauptete Korey zu überwachen -und auch nicht erreichbar war- in der Schule oder bei Gordon. Bei letzterem lernte sie sogar, wie sie Hoffmans Fußgelenk schienen konnte. Und an ihrem freien Tag befreite sie Hoffman und zerstörte die Beweise im MPD...

Beiden bleibt die Sprache weg. Sie starren die junge Frau einfach nur an.

Triumphierend holt sie ein Foto aus der Rocktasche und betrachtet es kurz, "Weißt du Mark... Hätte ich nicht diese Synkopen, hättest du mich wirklich getötet. Früh habe ich dadurch gelernt, wie man am besten fällt, ohne sich ernsthaft zu verletzen.", sie schaut auf, "Weißt du, wer auch Synkopen hatte? Meine Mum."

Sie wirft Hoffman dasselbe Bild vor die Füße, wie er ihr vor einigen Stunden.

"Ihr Name war zu jenem Zeitpunkt Korey Connor. Später hinaus heiratete sie einen Mann namens Jack Bishop... Was Make up und eine erwachsenere Frisur für einen Altersunterschied machen können..."

Er versteht, was sie meint... Sie ist wirklich... seine Tochter?!? Diese zweite Probe, die sie einschickte war von IHM?!?

Korey Connor... warum ist ihm dieser Name nicht schon früher eingefallen?!?

Zu jenem Zeitpunkt, an dem John ihr Leben durch einen Test veränderte, änderte sie auch ihren Namen. Sie wollte nicht mehr die Sklavin dieses Kannibalen sein! Sie wollte ein freies Leben führen! Deshalb nahm sie -schon im Krankenhaus- den Mädchennamen ihrer Mutter an...

Als der vorausgesagte Tag von Jills Ermordung kam und sien Hoffman befreite, wusste sie gleich, dass er sie nicht erkennen würde. Geschminkt und mit kurzen Haaren wurde sie IMMER älter geschätzt.

Nur wenige wussten von ihrem wahren Vater: John, Chris und Anika. Doch alle drei sagten niemals ein Wort zu Mark. Chris beneidete jenem sogar... So gerne wäre ER Mikas Vater gewesen...

"Wie gesagt: Ich habe euch gewarnt.

Ihr werdet merken, dass ihr den für den anderen gebauten, Test trägt. Ihr werdet euch gegenseitig retten müssen, ansonsten werdet ihr hier gemeinsam sterben. Ich nenne diese Falle 'Bondom-Trap'..."

"Du wirst damit nicht davon kommen!", Gordon hat seine Stimme wieder gefunden, "Meine Schüler werden-"

"Welche Schüler? Meinst du diese hier?", sie holt ihr japanisches Mobiltelefon aus der Jackentasche, gibt eine einzelne Ziffer ein und nimmt das Gespräch an.

Keine Sekunde später öffnet sich die Rolltür und vier männliche Gestalten -in Schweinsmasken- stehen im rettenden Gang.

"Sie haben erkannt, dass sich das, was du versuchst den Testpersonen zu vermitteln nicht mit deinen eigenen Taten deckt.", ein letztes Mal muster sie die Zwei, "Es tut mir so leid, Larry... Dad...", Michaela Connor dreht sich zur Tür und geht darauf zu.

Die verzweifelten Schreie Mark Hoffmans und Lawrence Gordons folgen ihr.

Als sie den Raum verlässt, macht sie auf dem Absatz kehrt und wendet sich den Zwei ein letztes Mal zu, während sie das Licht ausschaltet.

Ihre Hand ruht auf dem Griff der Tür.

Todesangst überkommt Hoffman. Von der eigenen Tochter getestet!!! Er schreit aus vollstem Leib.

Doch Mika antwortet nur, "Lasst das Spiel beginnen.", und schiebt mit Schwung die Tür zu.

Wieder ist es dunkel.



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