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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Ostern

Spezial 5: Ostern
 


 

„Manchmal hat das was wir nicht tun, genauso viel Kraft wie das was wir tun.“ (Criminal Minds)
 

Katherines Sicht:

Rückblick

Ich beobachtete Elena, wie sie im Sand saß und hinaus aufs Meer schaute.

Ohne zu fragen oder es auszusprechen, wusste ich dass sie an Elijah dachte.

Sie dachte immer an Elijah.

Es war egal was für ein Tag war, was passierte oder was wir taten, sie dachte immer nur an ihn.

Und ich fühlte mich deswegen immer schuldig, zu Recht.

Wir lebten in einem Strandhaus, ein wenig abgeschieden von einem kleinen Dorf hier in Griechenland.

Es war schön hier und wir hatten uns viel von der Umgebung angesehen, alte Ruinen und Tempel. Es war einfach nur herrlich, das hatte selbst meine Schwester zugegeben, dass es ihr hier gefiel.

Es war das Jahr 1792 und wir wurden bald dreihundertsten Mal 17 Jahre alt.

Ein wenig traurig und öde könnte man meinen, besonders wenn man dafür meine Schwester befragen würde.

Sie hatte jegliche Lebenslust verloren und ich wusste dass sie nur um meinetwillen bei mir war und überhaupt noch lebte.
 

Ich ging zu ihr und umarmte sie von hinten, ein Buch lag neben ihr.

„Wir haben Ostern.

Wir sollten Eier bemalen und unser altes Versteckspiel machen“, meinte ich, um sie zu etwas zu bewegen.

Außerdem war es eine alte Tradition, die wir jedes Jahr machten.

Elena aber zuckte nur lustlos mit den Schultern.

„Zu welchen Zweck?“, fragte sie gleichgültig nach und schaute weiterhin hinaus auf den Ozean.

Ich schluckte, wusste nicht so recht was ich sagen sollte.

„Weil wir es jedes Jahr machen“, sagte ich und konnte mich selbst dafür schlagen, das ich keine bessere Antwort, Begründung, hatte.

Wir hatten es einfach jedes Jahr gemacht, so wie es unsere Mutter gelehrt hatte.

Ohne zu fragen oder zu murren.

„Ja, ich weiß dass wir das jedes Jahr machen, aber ich sehe darin keinen Sinn.

Was soll der Zweck dafür sein?

Wieso machen wir das jedes Jahr?“, fragte sie nach und ihre Lustlosigkeit zeigte mir ihr innerstes, das sie einfach das Leben überdrüssig war und es nicht mehr ertragen konnte, egal ob nun etwas besonderes darin passierte oder wir etwas altbewehrtes taten.

Ich ließ von ihr ab und stand auf.

„Mutter würde es von uns erwarten“, sprach ich schlicht aus, bevor ich wieder zurück zum Haus ging.
 

Am Nachmittag saßen Elena und ich auf der Veranda unserer kleinen Hütte und bemalten Ostereier.

Wir bemalten jeweils zehn normale Eier und dann noch ein paar ausgepustete Eier, die wir an ein paar Zweige hingen.

Darin war Elena eindeutig besser, nicht das sie schöner malen konnte oder so, das konnten wir eigentlich gleich gut oder gleich schrecklich, aber sie hatte eindeutig einen sanfteren Griff. Bei mir passierte es doch ab und zu, dass ein Ei unter meinem Griff zerbrach.

Wir malten einfach nur sinnloser Muster auf die Eier, was anderes würden wir sowieso nicht vollbringen, zumindest nicht ohne uns dabei lächerlich zu machen.

Es fehlte nur noch Mutter und David die neben uns saßen und uns dabei halfen.

Am nächsten Tag hätten wir dann mit all unseren Brüdern das Spiel machen müssen und wer gewann durfte das Essen bestimmen.

Vielleicht etwas einfach und sinnlos, aber wir hatten immer viel Spaß dabei gehabt.

Zumindest als Menschen.

„Wir könnten uns ein Theaterstück ansehen und etwas Essen gehen in einer größeren Stadt, hast du Lust?“, fragte ich nach.

Sie zuckte mit den Schultern und ich war enttäuscht, obwohl ich doch gar nichts anderes erwartet hatte.

Sie hielt inne, lächelte dann aber und nickte mir zu.

„Wieso nicht“, meinte sie lapidar dahin und obwohl kaum Aufregung und Freude in ihrer Stimme mitklang, war ich doch glücklich über ihre, wenn auch nur kleine Zustimmung.

Ein Zugeständnis zu etwas schönen, das war zumindest ein kleiner Anfang.
 

Am nächsten Tag standen wir am Vormittag Rücken an Rücken.

Wir hatten nur unsere Unterkleider an, aber niemand würde uns sehen, weswegen das nicht wirklich etwas machte.

So war es zumindest gegeben das wir uns leichter bewegen konnten und weniger Stoff auf unseren Körpern war wirklich befreiend.

„Gut, ich habe zehn Eier versteckt, von hier bis zum Ende des kleinen Waldes“, erklärte ich.

Das waren ungefähr zwei Mailen, aber da wir jetzt Vampire waren, hatten wir das erweitern müssen, um es ein wenig spannender zu machen.

Der Wald war auch nicht wirklich ein Wald, da war ein wenig Moos, tropische vereinzelte Bäume, aber es war nur ein kleines Stück und sie standen nicht wirklich dicht an dicht, aber das war das einzige was mit in unserem Umkreis im entferntesten so nennen konnte.

„Ich hab zehn Eier versteckt, von hier bis zu der großen Bucht“, erzählte Elena und ich musste lächeln.

„Dann auf los geht’s los“, meinte ich fröhlich.

„Eins… Zwei… Drei… LOS!“, riefen wir zeitgleich und bewegten uns in Vampir-Geschwindigkeit durch den Sand.

Ein Ei fand ich unter einer großen Muschel, ein anderes zwischen hohem Gras.

Ein weiteres Ei fand ich zwischen blauen und grauen Steinen, wo es kaum auffiel.

Ein Ei rettete ich meisterhaft, bevor das Wasser es verschlucken konnte.

Dann kam ich zu den Felsen, auf denen ich mit nackten Füßen herum kletterte, was nicht wirklich schlimm war.

Dort in einem Vogelnest fand ich mein fünftes Ei.
 

Ich schaute mich um und lauschte Elena, hörte aber auch nur wie sie lief.

Weiter ging es und ich sah mich noch bei den Felsen um, fand dort aber nichts Weiteres.

Aber dann fand ich in einem Loch im Sand, wo mehrere kleine niedliche Schildkörten waren ein weiteres Ei.

Bis zur Bucht suchte lief ich weiter, fand aber nichts.

Deswegen ging ich zurück und suchte diesmal in einem langsamen Schritttempo die Eier.

Ich legte meine bisherig gesammelten Eier zur Seite in Sicherheit und begab mich ins Wasser, um zu sehen ob durch die kommende Flut eines meiner Eier vielleicht verschlungen war, wie beinah mein eines.

Ich hob mein Kleid hoch und suchte bis knietief alles ab.

Das Wasser war so klar, dass man alles sehen konnte.

Zwischen ein paar Steinen und Muscheln fand ich tatsächlich ein weiteres Ei.

Wirklich sehr gemein, aber Elena musste dafür auf einen Baum klettern, um eines zu finden, also waren wir beide etwas mies gewesen.
 

Ich suchte noch einmal die Felsen ab und fand tatsächlich ein weiteres in einer Felsspalte und ich hatte Glück das mein Arm so zierlich war, sodass er da durch passte, sonst wäre ich erst gar nicht drauf gekommen oder vielleicht hätte ich ihn zertrümmern müssen, wenn Elena das Ei dort rein geworfen hätte.

Ich suchte noch weiter, fand aber keine mehr und als die Sonne unter ging, war das mein Zeichen aufzuhören.

„Ich hab acht Eier gefunden und du?“, fragte ich nach, lächelnd präsentierte sie mir die sie gefunden hatte.

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht.

Oh.

Ich musste irgendwie kichern, so genau wusste ich auch nicht wieso.

Solche Zufälle gab es bei uns beiden schließlich zuhauf.

„Also dann müssen wir uns wie üblich einigen, was wir essen wollen“, meinte Elena lächelnd und ließ sich nach hinten fallen, nur um ihre Arme hinter dem Kopf zu verschränken.

Ich war ihr dankbar, dass sie zumindest heute mit mir etwas fröhlicher und ausgeglichener war.

„Oder einmal suchst du etwas aus und einmal bin ich dran mit bestimmen“, schlug ich vor und Elena nickte leicht, wobei sie die Augen schloss, um wohl die letzten verbleibenden Sonnenstrahlen zu genießen.

Die Sonne ging hier ziemlich spät unter, es musste sicher schon sehr spät sein.

Aber das war egal.

Zeit spielte keine Rolle. Das einzige was zählte war das Leben.

Elena und ich lebten, das war wichtig.
 

„Willst du irgendwo anders hin?“, fragte ich und legte mich neben sie.

„Wieso fragst du?“

Naja, wir waren zwar noch nicht lange hier, aber Elena war… ach es war egal, Elena würde immer so sein.

„Ich weiß.

Ich dachte dir würde es woanders besser gefallen.“

Lapidar und gleichgültig war meine Antwort, zumindest sprach ich sie so aus.

Ich wollte eigentlich nur, dass Elena wieder glücklich war, doch die einzige mir einfallende Möglichkeit wäre, das ich die Wahrheit sagte.

Dass ich dafür sorgen würde, dass sie und Elijah wieder zusammen waren, aber dann würde ich sie verlieren.

Und das wollte ich nicht.

Das konnte ich nicht.

Mein Egoismus siegte wie üblich und deswegen schwieg ich.

„Mir gefällt es hier. Es ist schön und außerdem…“

Sie machte eine Pause, stützte ihren Kopf auf den Arm und sah zu mir.

„Du bist hier. Hier bei mir. Das ist es was mir gefällt. Ich will an dem Ort sein, wo auch du bist.“

Zaghaft aber dankbar lächelnd sah ich sie an.

Ich nahm ihre Hand in meine und verschränkte unsere Finger miteinander.

Verbunden.

Wir waren miteinander verbunden.

Unsere Herzen, unsere Seelen, unser Leben.

Ich mochte die Ketten, die uns verbanden.

„Wir sind Zwillinge, Elena. Geboren um für zusammen zu sein.“

Wieder nickte sie leicht.

„Frohe Ostern“, wünschte sie mir leise. „Frohe Ostern“, gab ich zurück und wir lehnten uns aneinander.

Stirn an Stirn.

Ich wusste dass wir dasselbe fühlten, in diesem Moment.

Ein Fünkchen Trost in unserer Existenz.

Ein Funken, den wir teilten.

Rückblick Ende



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