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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Der einen Leben, der anderen Tod

Kapitel 52: Der einen Leben, der anderen Tod
 


 

„So süß und melodiös wie des leuchtenden Apollos Laute, besaitet mit seinem Haar, erklingt das Lied der Liebe, macht die Götterschar den Himmel trunken mit Harmonie.“ (William Shakespeare)
 

Elijahs Sicht:

Rückblick

Meine volle Aufmerksamkeit richtete sich auf Helena, die dort mit beim Chor stand.

Ich hatte mir nie besonders viel dabei gedacht, wenn sie gesagt hatte, dass sie zu den Chorproben in die Kirche ging. Aber jetzt sah ich es.

Wie belebt sie dadurch war. Ihre Wangen leuchteten rot und auch ohne dass sie lächelte, sah man dieses Leuchten in ihren Augen, das zeigte wie glücklich sie war.

Sie schien sich gar nicht unwohl dort oben auf der Bühne zu fühlen, obwohl ich sie immer für ein wenig schüchtern gehalten hatte. Doch beim Singen schien sie alles um sich herum zu vergessen.
 

Angels we have heard on high

Sweetly singing o'er the plains

And the mountains in reply

Echo back their joyous strains

Gloria, Gloria
 

Dass sie jetzt auch noch da vorne alleine sang und sich somit von allen abhob, war erstaunlich.

Ich sah ihre Schwester Katerina, die ihr zulächelte.

Sie schien der Stimme ihrer Schwester genauso gerne zu lauschen, wie auch ich. Ich hatte immer nur bemerkt, was für einen schönen Klang sie beim Reden hatte, aber noch sanfter und stimmungsvoller klang sie, wenn sie sang.

Als würde sie direkt das Herz eines Einzelnen erreichen können.

Mein Herz, erreichte sie.
 

Shepherds, why this jubilee

Why your joyous strains prolong

Say what may these tidings be

Which inspire your heavenly song

Gloria, Gloria
 

Gloria, in excelsis Deo

Gloria, in excelsis Deo
 

Come to Bethlehem and see

Him whose birth the angels sing

Come adore on bended knee

Christ the Lord, the new born King

Gloria, Gloria
 

Ich gesellte mich zu Klaus und Katerina, doch ich bemerkte, dass nur Katerina sich für das Geschehen auf der Bühne interessierte.

„Meine Schwester blüht richtig auf, oder? Ich finde so wirkt sie immer besonders lebendig“, meinte Katerina lächelnd zu mir und mir war nun klar, dass sie meine Blicke bemerkt haben musste, die ich ihrer Schwester schenkte, genauso wie meine Aufmerksamkeit.

Außerdem waren die beiden Schwestern, sicher redeten sie viel miteinander.

Doch wie sie mich anlächelte wusste ich, dass sie nichts dagegen hatte.

Katerina liebte ihre Schwester und Helena liebte sie ebenso. Sie wussten noch nicht, dass eine von ihnen den Tod finden würde.

Doch in meinen Kopf blieb der Wunsch, dass Helena leben sollte und das bedeutete allerdings für Katerina den Tod.
 

Gloria, in excelsis Deo

Gloria, in excelsis Deo
 

We sing Gloria

Gloria, in excelsis Deo

Gloria, in excelsis Deo
 

Wie alle anderen applaudierte auch ich. Klaus unterhielt sich dabei mit einem der anderen Adligen, die hier alle zur Feier anwesend waren.

Katerina und ich lächelten zu Helena, die uns beiden zunickte und glücklich wirkte, so wie ich sie nur in seltenen Momenten erlebt hatte.

Bald würde Weihnachten sein und mir war klar, dass Katerina diesen Tag nicht mehr erleben würde.

Schon bald war alles für sie vorbei, doch ich fühlte mich wenig schuldig, da es anderenfalls bedeuten würde, dass Helena starb und das war für mich nicht denkbar.

Sicher würde Helena sauer sein, mehr als das.

Ihre Schwester zu verlieren würde für sie einen bitteren Schmerz bedeuten.

Doch ich konnte sie nicht retten und ich war egoistisch genug, Helena bei mir behalten zu wollen.

Mir war es egal, solange sie nicht starb.

Sollte sie mich hassen, so würde ich zumindest wissen, dass sie ewig leben würde und vielleicht war das genug Zeit, um mir zu verzeihen.

Ich wollte und konnte sie einfach nicht verlieren. Egal was das für Katerina zu bedeuten hatte.
 

Klaus saß in seinem Stuhl vor dem prasselnden Kaminfeuer und ging einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nach.

Er trank.

Eine Frau verschwand aus dem Zimmer.

„Sieh nur, eine römische Pergamentrolle“, meinte ich und übergab sie ihm.

Er nahm sie und schaute sie sich genau an, während ich mich hinter ihn stellte und auf der Lehne des Stuhls abstützte und eine Hand auf seine Schulter legte.

„Ich habe diese Rolle angefertigt“, stellte er fest, als er sie studierte. „Ich war vom Alkohol ziemlich berauscht.“

Das kam eigentlich öfters mal vor, sowas besonderes war dieser Zustand bei meinem Bruder nicht, generell hatten Vampire diese Eigenschaft, dem Alkohol zugeneigt zu sein.

„Die besten Arbeiten sind die Aztekenzeichnungen“, befand ich, als ich mich daran erinnerte, wo wir das Gerücht über den Fluch überall verbreitet hatten.

Der ´Sonne und Mond-Fluch´, das hatte immer ziemlich gut geklungen.

Ich fand die Aztekenzeichnungen am glaubwürdigsten.

„Nicht die afrikanischen Schnitzereien?

Auf die war ich nämlich recht stolz.“

Klaus hatte schon immer eine künstlerische Ader, auch wenn man ihm dies nicht wirklich zutraute und nicht wirklich viele davon wussten.

„Die Azteken“, meinte ich absolut sicher. „Wer widersteht schon einem Schamanen?“, fragte ich rhetorisch.

Klaus lachte und stimmte mir zu. „Oh ja!“

Er schien genug getrunken zu haben, um betrunken zu sein. Was für einen Vampir, besonders einen Urvampir, wirklich ziemlich schwierig zu bewerkstelligen war.

Aber die Möglichkeit bestand trotz allem.
 

Ich wünschte ihm eine erholsame Nacht und mein Weg führte mich an den Gemächern von Katerina und Helena vorbei.

Nicht weil es mein Weg war, sondern weil ich hoffte ihre Stimme zu hören.

Ihre Stimme war so schön wie sie selbst.

Ich lehnte mich an die Wand und versuchte etwas zu hören, anscheinend hatte ich Glück und die beiden waren noch wach.

„Hilfst du mir bitte mit dem Kleid?“, hörte ich Helenas Stimme und diese Worte waren ein Segen und Fluch zu gleich.

Ich schloss die Augen und atmete tief durch, um zu vermeiden, dass ich mir die Tathergänge darin detailliert vorstellte.

„Lass uns morgen Tennis spielen, ja?

Trevor hat mir erzählt, dass es bald kaum noch schönes Wetter geben wird und mir graut es jetzt schon vor der Zeit, in der ich die Tage immer drinnen verbringen muss.“

Ich hörte wie Katerinas Stimme dabei unglücklich klang.

Sie war wirklich kein Kind von Langweile und Ruhe.

„Du solltest dir die Bibliothek ansehen, sie ist riesig und damit wärst du ewig beschäftigt ohne dabei etwas anderes zu tun“, meinte Helena und sie klang dabei begeistert.

Sie war ein wissensdurstiges Mädchen, was bei Frauen eher ungewöhnlich war.

Die Vorstellung Rebekah mit einem Buch in der Hand zu sehen, war einfach nur lächerlich, auch sie suchte mehr das Abenteuer.
 

Aber genau das war einer der Gründe, warum ich Helena so mochte.

Dass sie nicht wie andere war und ich mich mit ihr verbunden fühlte.

Sie war klug und einfallsreich und manchmal auch verspielt und witzig, sodass ich mich zwar mit ihr unterhalten konnte, sie es aber auch schaffte mich zum Lachen zu bringen.

„Die sind alle auf Englisch!“, beschwerte sich Katerina und ich war überrascht, da ich noch nicht daran gedacht hatte, dass das ein Problem sein konnte.

Für Helena schien es keines zu sein.

Aber sie waren beide in Bulgarien aufgewachsen, da war es sicher nicht so leicht, wie es den Anschein hatte, nur weil sie Englisch sprechen konnten.

Helena lachte herzlich und sofort rührte sich etwas in meinem Herzen, als würde es von dem Klang ihrer vibrierenden Stimme flattern.

„Als würdest du mehr lesen, wenn die Bücher auf Bulgarisch wären.

Denk daran, ich kenne dich.

Deine Lieblingsbeschäftigung war es, dich mit Christoph und David vor der Arbeit zu drücken und mit deinem Pferd auszureiten, obwohl du wusstest das Vater am Abend darüber schimpfen würde.“
 

Aus den kleinen Erzählungen von Helena versuchte ich mir immer wieder ihre Kindheit vorzustellen und ich bekam ein immer besseres Bild davon.

Ihre Familie schien eine große Rolle zu spielen, so wie es auch bei mir gewesen war.

„Wieso musst du nur immer Recht haben?

Das ist wahrlich frustrierend“, hörte ich Katerinas Stimme und wie sie sich irgendwo drauf fallen ließ, wahrscheinlich auf ein Bett.

„Schlaf bei mir, Helena“, bat sie ihre Schwester. „Sei bei mir, ganz nah!“

Traurig senkte ich meinen Blick.

Dieses Band zwischen ihnen.

„Ich werde immer bei dir bleiben, Katerina. Das weißt du doch. Ich hab dich lieb“, sprach Helena und ich hörte, wie sie sich wohl zu ihrer Schwester legte.

Mir stieg ein Bild in meine Gedanken, wie sie eng beieinander lagen, Stirn an Stirn.

Dieses unsichtbare Band, diese geschwisterliche Liebe, die sie hatten.

Klaus würde sie zerstören und ich würde nichts tun, um ihn aufzuhalten.

Dabei war dies eigentlich nur etwas, das man bewahren und beschützen sollte.

„Ich hab dich auch sehr lieb, Helena. Ich bin dir dankbar. Sehr dankbar, dafür dass du bei mir bist. Ich brauche dich nämlich“, flüsterte Katerina.

„Ich brauche dich auch und ich bin glücklich. Ich bin gern bei dir und ich bereue nichts was ich getan habe“, antwortete Helena genauso leise.

Ich stieß mich von der Wand ab und machte mich auf zu meinen Zimmern.

Zumindest sollte ich versuchen, das Band der beiden zu bewahren, auch wenn Helena immer das wichtigste sein würde, zumindest für mich.

Rückblick Ende



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