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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Weg

Kapitel 22: Weg
 


 

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (Vaclav Havel)
 

Stefans Sicht:

Das war es.

Nur ein Brief?

Ein Brief und er war einfach weg?

Das konnte doch nicht sein ernst sein.

Warum machte er das?

Wütend schlug ich auf den Tisch und merkte wie Tränen über mein Gesicht rollten, sofort verbannte ich sie.

Weinen durfte ich nun wirklich nicht. Das konnte ich mir nicht leisten.

Aber warum musste er sowas machen?
 

Stefan,
 

was soll ich dir sagen?

Wahrscheinlich das, was ich dir auch beim letzten Mal gesagt habe.

Pass auf alles auf, sei nicht zu fleißig und hab auch mal Spaß.

Ich komm wieder zurück, mach dir keine Sorgen um mich.

Unkraut vergeht nicht.

Diesmal füg ich noch hinzu, dass du dich mit Vater vertragen sollst.

Es ist einfach komisch, wenn ihr Streit habt und so kein Schach spielt und nicht stundenlang über irgendwas philosophiert, wovon ich keine Ahnung hab.

Dann wünsch ich dir noch viel Spaß mit Katherine, ich weiß sie macht dich glücklich und ich glaubte sie ist die einzige außer ich, die dich dazu bringt unvernünftig zu sein.

Ich bin schneller zurück, als du mich wieder haben willst.
 

Dein Bruder Damon
 

P.S.: Üb ein wenig Football!
 

Das wars?

Ein einfacher sorgloser Brief?

Spinnte mein Bruder jetzt total?

Wie konnte Damon das nur so einfach locker auf die Schulter nehmen?

War das überhaupt normal?

Angst war doch da wirklich angebracht, doch er tat einfach so als würde er verreisen und Urlaub machen, anstatt in den Krieg zu ziehen.
 

Verdammt!

Ich machte mir sorgen.

Er war mein großer Bruder und schaffte es nicht mal richtig sich bei mir zu verabschieden.

Ich wusste ja, das er dieses Mal auch zurückgekommen war, aber der Krieg neigte sich dem Ende zu und er hatte selbst zugeben, dass es nicht wirklich sehr gut stand.

Diese Sorglosigkeit war also in keinem Fall begründet, dieser Idiot.

Ich schaffte es nicht den Brief zu zerknüllen, was wenn das die letzten idiotischen Worte meines Bruders waren.

Aber so durfte ich gar nicht erst denken!
 

Ich sollte mir keine Sorgen machen, aber wie war das möglich?

Ich machte mir verdammt nochmal sorgen und ich hatte jedes erdenkliche Recht dazu!

Wütend packte ich den Brief zu den anderen, die ich von ihm bekommen hatte. Es waren nicht wirklich sehr viele. Damon war nicht der Mensch, der viele Worte gebrauchte und vor allem schrieb er sie nicht auf.

Ganz anders als Vater und ich, wir schrieben unzählige Seiten voll. Tagebücher oder Memoiren. Kam aufs selbe drauf heraus, nur das seines wahrscheinlich sinnvollere Gedanken waren, als meine.

Damon war nie wie wir gewesen, er ging seinen eigenen Weg und das mehr oder weniger allein, da er von Vater keine Unterstützung fand.
 

Ich ging in die Bibliothek, wo ich erschrocken stehen blieb und meine Wut mit einem mal verpuffte.

Elena saß dort ganz ruhig und las ein Buch.

Sie wusste noch nicht, das er weg war und ich wusste nicht wie schwer es für sie sein würde.

Aber wenn sie seine Gefühle nur halbwegs erwiderte, dann wäre es wohl ein Weltuntergang.

Ich musste es ihr sagen.

Damon hatte nur einen Brief an mich und Vater dagelassen.

„Guten Morgen, Stefan“, meinte sie ohne aufzublicken.

Mein Herz zog sich zusammen, sie war noch voller guter Gedanken und wusste es nicht. Ich fragte mich, wie ich mich fühlen würde, wenn Katherine ohne ein Wort verschwinden würde. Ich schüttelte den Kopf, nein das ging einfach nicht. Ein unmöglicher Gedanke.
 

„Guten Morgen, Elena“, sagte ich und trat näher zu ihr. „Ich muss dir etwas sagen. Damon, er ist…“ „weg“, beendete sie meinen Satz und sah von ihrem Buch zu mir auf.

Perplex sah ich sie an.

„Du weißt es?“, fragte ich verwirrt nach.

„Ich bin ihm heut Morgen begegnet, als er sich wegschleichen wollte. Er hat mir das hier gegeben.“ Sie hielt einen Brief hoch und ich fragte mich was da drin stand.

„Steht etwas drin, was deinen Schmerz lindert?“, fragte ich stirnrunzelnd.
 

Sie seufzte.

„Es wäre wohl eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass ich mir keine Sorgen machen würde und dass ich keine Angst um ihn hätte.

Aber er hat geschrieben dass er zu mir zurückkommt und ich glaube ihn.

Ich hab das sichere Gefühl, das es so sein wird.

Klingt das merkwürdig?“, fragte sie stirnrunzelnd.

Sie war sich sicher.

Es klang merkwürdig, aber… aber auch beruhigend. Wenn sie es glaubte, dann konnte ich es auch.
 

„Na gut.

Ich werde etwas essen und dann zu meiner ersten Chorprobe.

Ich hab mit dem Pfarrer geredet und erfahren dass es einen Kirchenchor gibt und da ich gern singe, habe ich mich dazu angemeldet.

Du solltest dich deinen Studien widmen, Stefan. Dein Vater würde sich sicher mehr darüber freuen, als wenn du Trübsal schlägst“, riet sie mir und erhob sich so elegant, wie ich es nur von ihr kannte.

Ich sah ihr hinterher und fragte mich noch immer was in dem Brief stand.

Wie konnte es sein, das sie vernünftiger war als ich oder war ich einfach nur unvernünftig geworden?

Zumindest hatte sie recht.

Ich sollte meine Nase in die Bücher stecken und mich um meine Studien kümmern.
 

Nur weil Damon meinte ich soll nicht fleißig sein, war das noch lange kein Grund sich daran zu halten.

Es gab überhaupt keinen Grund, sich an so einen dummen Rat zu halten.

Ich setzte mich an den Schreibtisch und fiel wieder in meine Grübelei.

Elena war sich sicher, genauso wie Damon. Wenn die beiden sich sicher waren, bestand dann nicht tatsächlich Hoffnung?

War es dann vielleicht nicht auch sicher?
 

Ich vergrub meinen Kopf in meinen Händen und wusste nicht was ich denken sollte.

Irgendwie war ich noch immer verzweifelt.

Konnte Damon nicht einfach Damon sein und das alles hinschmeißen?

Das würde alles viel einfacher machen.

Ich hatte einfach Angst ihn zu verlieren, ich konnte dieses Gefühl nicht abschaltet. Es haftete in meinen Inneren, wie eine Klette.

Etwas das sich festgesaugt hatte und einfach nicht mehr loslassen wollte.
 

Wie hatte ich das nur beim letzten Mal überstanden?

Aber da war es noch nicht so schlimm gewesen.

Alle waren zuversichtlich gewesen und auch er war es, nun er war es noch immer, aber es war unangebracht und das obwohl er selbst zugegeben hatte, das wir wahrscheinlich verlieren würden.

Das war einfach reiner Wahnsinn!

Der ganze Krieg, war einfach nur eine Selbstmordaktion, die zu nichts führen würde.

Natürlich zu unserer Niederlage und wir hätten gar nichts gewonnen und würden wir den Krieg gewinnen, dann würden wir als die Tyrannen eingehen, die den Krieg gewonnen hätten.

Tyrannen, so konnte man uns getrost nennen, wenn es unser Ziel war unsere Sklaven behalten zu dürfen.

Damon durfte einfach nicht für eine so unnütze Sache sterben. Es musste einfach Hoffnung geben, an die Elena und er so sicher glaubten.



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