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Baby, it's cold outside

Ein Adventskalender
von

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9. Dezember - Schutzengel

„Ihr habt alle einen Engelskörper?“, Salima sah in die Runde, und viele kleine Kindergesichter strahlten ihr entgegen, während der Übersetzer sich an die Arbeit machte. Er sprach nur leidlich Englisch, doch scheinbar verstand er alles. Wenn sie langsam sprach. Die Kinder antworteten mit einem lauten Ruf durcheinander, dass ihr beinahe die Ohren abfielen. Salima lachte angesichts des Ungestüms der Kinder und hob die Kleine Figur aus einem Blumentopf im Miniformat mit dem angeklebten Styroporkopf sowie die bunten Federn in die Höhe. Die Kinder sollten immerhin sehen, was vor sich ging.

„Jetzt kommen die Flügelchen!“, sie schwang die Heißklebepistole wie ein Wild-West-Held aus einem alten Western, „Dazu müsst ihr bitte zu mir kommen, ja?“

Die Kinder des kleinen, verschlafenen Dorfes sprangen auf, schienen alle auf einmal drankommen zu wollen. Salima sah sich so viel kindlichem Eifer gegenüber, dass ihr Dolmetscher ein Machtwort sprechen musste. Immerhin sollte sie nicht überrannt werden.

Die junge Frau mit den fuchsroten Haaren konnte gut mit Kindern umgehen, und hatte immer unglaublichen Spaß daran, mit ihnen zu spielen und zu basteln. Vielleicht würde sie, wenn sie einmal sesshaft war, Kindergärtnerin oder etwas ähnliches. Die junge Frau zeigte jedem der Kinder in aller Ruhe die Federn in allen Farben des Regenbogens und klebte in der folgenden Stunde Flügel um Flügel an die kleinen Engelskörper.

Den Eltern der vielen Kindern war die Beschäftigung für die Kleinen wohl mehr als nur Recht. Wanja, der Dolmetscher, hatte ihr in seinem brüchigen Englisch von den Problemen in dem kleinen, weißrussischen Dorf mitten im Nirgendwo erzählt, wo es selbst an den einfachsten Versorgungsmöglichkeiten fehlte. Zumindest im Winter, wie jetzt – Salima fröstelte leicht allein beim Gedanken an die bevorstehende Nacht in dem zugigen, verlassenen Haus neben der Dorfkirche. Doch es war besser als nichts – und sie hatte schon in weitaus kälteren Behausungen geschlafen. Außerdem waren ja noch Goki, Jim und Kane mit von der Partie. Notfalls konnte man noch immer dicht aneinander kuscheln, um bis zum Morgen durchzuhalten, und sich im Heu vergraben.

Salima lächelte schief und blickte auf zu Wanja. „Und wann meinten Sie, kommen die anderen zurück?“, erkundigte sie sich.
 

„Ich glaube-“, Wanja setzte gerade zur Antwort an, da hörte man schon ein hohles Kratzen von draußen, als würde etwas äußerst Schweres vorübergezogen. Salima legte den letzten der Engelchen beiseite und näherte sich vorsichtig dem Eingang. Nachdem sie sich einmal einem Bären gegenüber gefunden hatte, der später allerdings als dick eingepackte, weißrussische Großmutter herausgestellt hatte, war sie etwas vorsichtig geworden. Immerhin.. die Großmutter hätte ein Bär sein können! Und auch nun wieder tauchte zuerst ein wuscheliger Schopf in der Tür auf, von dem man nicht wissen konnte, ob es nun ein verirrter Hirsch war oder ein Bär..!

Die Tür ging in einem Schwung auf und Kane trat, mit einem feinen Grinsen auf den Lippen und einem Arm voll Holz, ein. Salima konnte ein Aufatmen nicht unterdrücken und schüttelte über sich selbst den Kopf.

Und schon beanspruchte eines der Kinder ihre Aufmerksamkeit, welches dem Engelchen nun Augen aufgemalt hatte und zu ihr reichte.

Kane stellte seine Last neben dem Ofen ab und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Das hast du also den ganzen Tag über gemacht?“

Die Rothaarige zuckte mit den Schultern, noch immer lächelnd. „Die Kinder haben Wanja darum gebeten, dass ich mit ihnen ein bisschen spiele“, erklärte sie.

„Was? Du hast den Tag über gespielt, während wir Holz hacken waren, wie wahre Kerle?“, Jim und Goki tappten nun auch in den Raum hinein, brachten einen Windstoß von kalter Luft und Schnee auf ihren Häuptern mit in die Stube. Die kleinen Kinder scherten sich sogleich um sie, während Salima Kane einen Teil des Feuerholzes abnahm. „Dann fackeln wir mal die Bude ab“, meinte sie scherzhaft, und auch Kane lachte. „Wenn du die Verantwortung für die Kinder übernimmst, Tante 'Lima“, erwiderte er schelmisch grinsend.

Salima zwinkerte ihm zu. „Uns kann nichts passieren!“, sie tauschte einen verschwörerischen Blick mit den Kindern, welche instinktiv zu spüren schienen, dass es um sie ging, „Immerhin haben wir den ganzen Tag über Schutzengel gebastelt!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  kylara_hiku_Lamore
2012-01-03T15:38:32+00:00 03.01.2012 16:38
ich bin ganz erlich muste erstmal scharf nach denken um welches team es sich handelt aber die 4 sind mir dann doch wieder eingefallen. ^^

wie süs die ganzen engelchen!! und jz haben si sicher genug das ihnen nichtsmher passiert =) einfach so richtig weihnachtlich
Von: abgemeldet
2011-12-30T01:20:24+00:00 30.12.2011 02:20
Das ist einfach eine perfekte kleine Weihnachtsgeschichte - Schutzengel, Nächstenliebe, einfache, bescheidene Umstände und offensichtlich trotzdem große Herzlichkeit. Sehr sehr gut gelungen.
Btw, wusstest du dass Salima eigentlich als Kerl konzipiert worden ist xD?
Von:  chaoticgirl
2011-12-13T18:29:32+00:00 13.12.2011 19:29
Ich will auuuuch so einen kleinen Schutzengel!!!
Salima ist so coool - Sorry, ich meinte: "Tante Lima" xD

Sieh an, sieh an, ich hab mich schon gefragt, was aus den drei Psychos (und Salima) geworden ist. Jetzt wissen wir's. Sie spielen mit kleinen Kindern irgendwo im Nirgendwo.
Einfach nur goldig ^_^

Hab ich schon erwähnt, dass ich auch so ein Engelschäääään haben will? Büdde (was heißt eig. "Bitte" auf Russisch...)
Deine

chao


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