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BlueberryCastle

Weil ihr anders seit
von

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Kapitel 14

„Himmel was ist denn hier schon wieder los! Seitdem du hier wohnst, ist es ständig laut. Wie soll ich so bitte diese Stadt regieren? ...Nun sag bitte nicht, dass Egmonts Erscheinungsbild euch so erschreckt hat.“ Es war nicht Killian, der sprach. Ausnahmsweise. Tatsächlich handelte es sich bei dem Meckernden um Vincent, der aus einem Zimmer im Erdgeschoss gekommen war.

Aber es war wirklich Egmonts Anblick, der Alice und Lullaby immer noch wie erstarrt an die gegenüberliegenden Wand gepresst stehen ließ.

Der haarige Koloss in der Tür vor ihnen, füllte diese gänzlich aus, war von einem dunklen Beige und hatte ein langes schmales Gesicht, dass sich vorne wie bei einem Ameisenbären zu einer langen Schnauze nach unten bog. Ansonsten konnte man bloß zwei ovale schwarze Äuglein erkennen und die großen knorrigen Klauen, die nun dabei waren die Tür wieder zu schließen.

„Versteck dich nicht vor ihnen Egmont, sie haben sich nur erschrocken.“

Alice riss sich, noch immer auf der Hut, zusammen und ging einen zögerlichen Schritt auf den Riesen zu. „Es tut mir f-furchtbar Leid... V-vielen Dank nochmal für den Wegweise in der ersten Nacht.“ Sie rang sich zu einem Lächeln durch. Dieser Kerl sah so unglaublich unheimlich aus. Und er hatte rein gar nichts menschliches so wie die meisten anderen. Aber hatte sie sich nicht gewünscht ein interessanteres Familienfoto zu haben?

Lullaby stand direkt hinter ihr. Was für ein Held... Er stellte sich mit piepsender Stimme vor. Egmont sagte und tat gar nichts. Seine schmalen Augen schienen sie nur zu beobachten. „Ähm...“, flüsterte Alice unsicher.

„Er spricht nicht. Du wirst schon noch lernen seine Handlungen zu deuten, da du hier wohl länger leben wirst.“ Durch Vincents Worte schien ein Hauch Missmut zu klingen. Und ob sie hier länger wohnen würde! „Mich wirst du nicht so schnell wieder los. Mach dich darauf gefasst mich bis ans Ende deiner Tage an den Fersen kleben zu haben.“

„Du meinst wohl bis an das Ende DEINER Tage, Mensch. Ich lebe wesentlich länger als du.“ Nun schien der Vampir wieder richtig schlechte Laune zu bekommen.

„Hey, guckt mal! Er macht was!“, wisperte Lullaby ehrfürchtig wobei Alice sich darüber ärgerte, dass der Nachtmahr so tat als würde Egmont sie nicht hören. Der jedenfalls reichte Alice einen Brief, auf dem in elegant geschwungenen Buchstaben stand: Allein lesen. Fragend blickte sie zu ihm auf, nahm den Brief an. „Für mich?“ Der Haarberg nickte schwerfällig, machte kehrt und schloss die Tür.

„Zeig her!“ Lullaby war schon dabei nach dem Umschlag zu angeln, wurde aber von Alice weg geschubst. „Den soll ich allein lesen. Du musst dich schon gedulden. Vielleicht darfst du es ja wissen, aber erst mal wäre es nicht fair seinen Wunsch einfach zu übergehen. Wir holen Wasser für Nathanael und du bringst es ihm während ich lese. Und du darfst den Brief auch nicht sehen Vin....cent?“ Der Vampir war verschwunden.

„Hat der Alte sich verzogen. Na ja, haben wir Ruhe.“ Lullaby huschte vor zur Küche. Er schien zu akzeptieren, dass er nicht mitlesen durfte. Nun musste sie nur dafür sorgen, dass die Zwillinge nichts erfuhren, denn die beiden würden sich nicht so einfach abwimmeln lassen.
 

Zehn Minuten später stand Alice allein in der Küche. Zumindest hoffte sie allein zu sein. Hier wusste man nie. Vorsichtshalber rief sie nach Toulouse und Mouse. Nichts passierte.

Behutsam entfaltete das Mädchen die Nachricht. Sie staunte als sie die unglaublich schöne Handschrift erblickte. Hatte Egmont das geschrieben? Mit seinen Ast-Händen? Schwer zu glauben...

Neugierig begann sie zu lesen.
 

'Sie belagern das Haus, sie suchen nach dir, wollen dich töten. Ich höre sie des nachts um diese Mauern schleichen und auf dem Dache lungern. Ich kann dir helfen, besitze Dinge, die du brauchen kannst. Komm in der nächsten Nacht, aber sage Vincent nichts davon. Behalte ihn im Auge. Du findest meinen nächsten Brief am Morgen. Untersuche den Flügel.

Hochachtungsvoll,

Egmont'
 

Wenn das nichts Spannendes war...

Was war mit Vincent? Warum war er der einzige, der den rief nicht lesen durfte? Sie wusste nun warum sie ihn hatte allein lesen sollen. Egmont wollte sicher gehen, dass der Vampir seine Nachricht nicht fand. Besser sie verbrannte den Brief, dachte Alice, kramte eine Packung Streichhölzer aus einer Küchenschublade und ließ die Flammen ihren Weg durch das Papier graben, bis es sich in Qualm aufgelöst hatte. Als sie sich einen Finger kühlte, der bei der Aktion etwas angekokelt war, huschte ein dunkler Schatten am Küchenfenster vorbei.

Alice nahm die Beine in die Hand.
 

Völlig außer Atem war sie unter ihre Bettdecke gekrochen. Die Zwillinge hatten schon geschlafen, dazu Alice' Zimmer jedoch nicht verlassen... So wurde es eng im Bett, da auch Lullaby bei ihr schlief. Dieses Mal war Alice jedoch heil froh über Gesellschaft. Egmonts Brief hatte ihr Angst gemacht und der Schatten am Küchenfenster hatte sein übriges getan. So kamen die Albträume ohne dass Lullaby damit etwas zu tun hatte.
 

„Ihr seid mir gefolgt?“ Es hatte wieder zu tröpfeln begonnen, sodass der Waldboden gefährlich glatt wurde. Toulouse fühlte sich überhaupt nicht wohl bei all der Nässe. „Wir konnten dich unter diesen Umständen nicht allein lassen, Victor“, erklärte der Kater von einem Ast aus. Hier oben schützten ihn die Blätter ein wenig vor dem Regen.

Coraline hingegen hätte sich nur in einem See wohler gefühlt. „Es sind wirklich viele“, wisperte sie. In den Locken der Asrai glitzerten kleine Wasserperlen als der Mond für einen Moment nicht mehr von den schweren grauen Regenwolken bedeckt wurde. Sie sah bezaubernd aus. Es war kein Wunder, das ihre Spezies jährlich dutzende von Männern in den Bann und somit in den Tod zog.

„Aber sie werden mich nicht angreifen solange ich ihnen gegenüber Vorteile besitze. Ich habe noch genügen Weihwasser bei mir.“ Victor war mulmig zumute, aber das wollte er sich nicht anmerken lassen. Er wollte die Vampire belauschen um heraus zu finden warum sie derart hinter Alice her waren. Und das konnte er besser im Alleingang. Obwohl... „Toulouse, wenn du mir helfen möchtest schleiche dich an sie heran und versuche Informationen zu erhaschen. Mouse könnte ebenfalls belauschen. Aber Coraline...“ Sie war zu auffällig. Leise war sie nicht und ihre Präsens bemerkte selbst ein Mensch aus weiter Entfernung.

„Ich fange dir einen und wir verhören ihn“, flüsterte sie mit der Andeutung eines gemeinen Grinsens auf den Lippen.

Victor fasste sich an den Kopf. Er musste sich an einem Baum abstützen um weitersprechen zu können. „Ähm... Also... Gut. Aber wenn du ihn erwischt möchte ich nicht in einem Umkreis von 500 Metern sein sonst haut es mich um.“

Sie lächelte leicht. „Ich hole dir einen her. Bis gleich.“ Das Mädchen ging gemächlich davon. Ein bisschen tänzelte sie.

„Sie macht mir Angst, wenn sie so gute Laune hat...“, bemerkte Victor.

„Unsere erste Verteidigungslinie kann sich sehen lassen“, stimmte Toulouse ihm zu. „Ich mache mir nur ein bisschen Sorgen um Alice. Die Vampire werden nun bis an das Haus kommen. Ich hoffe sie setzt keinen Fuß vor die Tür.“

Victor nickte.
 

Sie verteilten sich. Mouse, der die ganze Zeit im Schatten gewartet hatte, fand schon bald eine Gruppe von drei weiblichen Vampiren, die offenbar gerade eine Pause einlegten.

„Und ich sage euch die kleine Schlampe ist gefährlich!“, spie eine von ihnen aus. Es war Sophia.

„Wieso? Das ist doch bloß ein dreckiger Mensch!“, keifte eine Kleinere Vampirin mit langem schwarzen Haar und leuchtend roten Augen.

„Ich hab das Biest geohrfeigt. Ich hätte einem Menschen damit das Genick gebrochen! Aber sie ist einfach wieder aufgestanden!“

Sie flüsterten erregt durcheinander.

„Das bedeutet sie ist kein Mensch!“

„Sie muss eine Hexe sein!“

„Sie riecht aber nach Mensch!“

„Vielleicht nur, weil sie lange unter Menschen gelebt hat? Vielleicht tarnt sie sich auch gut. Du hast sie gegen uns aufgebracht Soph! Was ist, wenn sie nun Vergeltung sucht!“ Dies mal sprach die Dritte, die Größte der drei.

„Sag ich doch!“, rief Sophia aufgebracht. „Aber woher sollte ich ahnen, dass sie ein Ass im Ärmel hat!“

Die Größte erschauderte. „Sie hat die Leute aus dem Blaubeerenschloss auf ihrer Seite! Wenn die gegen uns aufmarschieren, dann wird es Krieg geben!“

„Vampire gegen Missgeburten, da werden doch eindeutig wir siegen!“ Die Kleinste war sich ihrer Sache sicher. Sie fuhr sich eitel durch das schwarze Haar und warf den Kopf zurück.

„Das ist NICHT eindeutig!“, schrie Sophia ihre Gefährtin an. „Du weißt wie wenig wir nur noch sind! Sie tun uns nichts, weil sie denken wir sind viele! Aber wenn sie erfahren, dass uns der Hunger dahinrafft, dann warten sie eben noch einen Monat oder zwei und metzeln dann den Rest von uns ab!“

Die Schwarzhaarige schluckte.

Mouse zog sich in den Wald zurück. Er machte sich auf den Weg zum Herrenhaus, dass die Vampire Blaubeereschloss nannten, da der ganze Vorgarten einer Plantage der süßen Beeren glich.
 

Soeben hatten Victor und Coraline von einem um Gnade winselnden, von Wellen des Wahnsinns geschüttelten, Häufchen Vampir dieselben Informationen erhalten. Nun da ihre Geisel ohnmächtig im Laub zusammen gesunken war, blickten sie sich vielsagend an.

„Es wird sich etwas ändern müssen...“ Victor sah große Zeiten auf sie zukommen.

„Sie wird eine entscheidende Rolle dabei spielen“, flüsterte das Mädchen ergänzend.

„Alice? Sollten wir sie nicht lieber da raus halten? Es wird gefährlich und niemand weiß was eigentlich ihre Fähigkeiten sind.“

„Mouse wird ihr dabei helfen können. Wir brauchen sie, wenn wir siegen wollen.“

Nachdenklich nickte Victor. Er wünschte sich er hätte damals einfach hartherzig gehandelt und Alice im Wald zurück gelassen. Was nun auf sie zukam, auf sie alle, war eine Chance und gleichzeitig konnte es ihre Vernichtung bedeuten.



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