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Findelkind

Allein unter Trollen
von

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Unverhofft kommt oft

Ihr brummte der Kopf und zwar gewaltig. So ein Schlag auf den Hinterkopf tat schon richtig weh. Als Ikana ihre Augen öffnete brannte die Sonne in ihren Augen und verteilte nadelartige Stiche im Kopf zu dem dumpfen Pochen dazu. Langsam setzte sie sich auf und rieb sich die Augen und stutzte darauf hin. Blinzelnd sah sie um sich. Ikana befand sich in einem kleinen, aber doch sehr aufwendig eingerichteten Zimmer auf einem riesigen Bett. Die Weichheit dieser Schlafstätte war ihr mehr als nur fremd. Die junge Jägerin war es nicht gewohnt so zu liegen. Sie kannte nur den harten Boden der Erde, etwas abgefedert mit leichten Matten und hatte es bisher als gut genug befunden. Mit ein paar kleinen Bewegungen war sie zum Fußende gerutscht und stellte sich auf ihre Füße. Man hatte ihr wohl ihre Kleidung abgenommen und sie in einen dieser weißen Fetzen gehüllt, die die Menschenweibchen nachts trugen. Angewidert hob Ikana den spitzenbesetzten Saum des Hemdes an, ließ ihn aber wieder rasch fallen als die einzige Tür des Raumes geöffnet wurde und eine ältere Frau mit grauen Haaren und einer Art Uniform eintrat. Sie war wohl das, was man gemeinhin eine Dienstmagd nannte. „Aah, Sie sind endlich aufgewacht Herrin. Kommen Sie, ich helfe Ihnen beim Anziehen.“ Munter redete die Alte drauflos, doch die Jägerin verstand kaum etwas und sah sie nur unbeholfen an. Doch erst als die Frau an ihr zu zupfen begann, verstand Ikana was sie wollte und zog sich das Hemd über den Kopf. „Lebt mein Bruder noch? Ist er in Sicherheit?“ Die Worte im breiten Trollisch waren gesprochen, ehe Ikana sie aufhalten konnte, was sie am geschockten Blick der Magd erkannte. Diese sah die junge Frau vor sich nun mit einer Mischung aus Furcht und Abscheu an, ehe nur ein einziges Wort über ihre Lippen kam: „Wilde!“ Etwas unsanfter wurde die Rothaarige nun wieder zum Bett befördert, während die Alte sie abschätzend betrachtete. Vor allem das Symbol der stolzen Horde an ihrem Arm wurde einer eingehenden Prüfung unterzogen. Kurz rubbelte die Magd daran herum mit den Fingern, als wolle sie es so wegbekommen. Doch es war in die Haut eingestochen, nichts konnte es wieder entfernen und es war ein Teil von ihr. Unzufrieden über diesen Zustand riss die alte Frau die Schranktüren auf und holte ein scheußliches Kleid nach dem anderen hervor. Alle wurden vor die Rothaarige gehalten, bis ihr schließlich ein lindgrünes in die Hand gedrückt wurde mit einer scheuchenden Bewegung. Mit spitzen Fingern und verzogenem Gesicht schlüpfte Ikana hinein. Sie hoffte, dass es ihrem Bruder gut ging und er den Weg heim gefunden hatte. Würde jemand nach ihr suchen? Würde man sie befreien wollen? Oder würde man sie dem Schicksal überlassen? Ihre Mutter würde sicher nach ihr suchen und alles Mögliche tun um sie wieder von diesen fremden und brutalen Personen wegzuschaffen. Ihr Bruder ebenso. Aber sonst wohl eher keiner. Immerhin war sie schließlich ein Mensch und kein Troll. Fast schon resignierend ließ sich die Rothaarige weiter ausstaffieren mit allerlei Tand und unnötigem Kram. Glitzernder Schmuck und komische Perlen. Wo war ihre Kette mit Stoßzähnen hin? Wo war ihre gemütliche Lederkleidung hin? Was war mit ihren Sachen geschehen? Suchend sah sich die junge Jägerin um, dann zu der Alten wieder hin. Kurz deutete sie auf sich, dann auf die Kleidung die sie nun trug mit fragender Miene. Hoffentlich verstand diese alte Schachtel das Ganze. Aber diese ging nicht darauf ein, sondern packte Ikana an der Hand und zog sie nun mit festem Griff hinter sich her durch ein Gewirr von Gängen.
 

Shi’mira tobte und wütete. Nach dem Bericht von Go’nuh wollten die richtigen Eltern des Kindes sie nun wieder haben, doch das konnten sie vergessen. Sie haben Ikana damals weggeworfen wie Müll, hatten sie nicht haben wollen und nun wollte sie, Shi’mira, das geliebte Kind nicht mehr fortgeben. Ihr Sohn war übel zugerichtet und konnte nicht mit auf die Suche gehen, also brauchte sie andere Krieger der Dunkelspeere. Doch jeder, den sie fragte, lehnte unter irgendeinem fadenscheinigen Grund höflich ab. Traurig und fast schon verzweifelt ließ sich die ältere Schamanin auf einem Stein außerhalb von Sen’jin nieder. Alle hatten Vorbehalte gegen ihr Kind, nur weil sie als Mensch geboren wurde. Sie ist als Troll aufgewachsen, mit den Bräuchen, den Sitten und den Lebensumständen. Sie kennt nichts anderes als dies und ist ein stolzes Mitglied der ruhmreichen Horde unter ihrem geliebten Kriegshäuptling Thrall. Plötzlich kam der Schamanin eine Idee. Thrall würde sicher helfen können, er hatte Ikana aufgenommen mit Wohlwollen und hatte sich auch des Öfteren nach ihr erkundigt. Er ist ebenso ein Schamane wie Shi’mira und würde die Trollfrau sicher verstehen. Das ist sicher der richtige Pfad. Behände rutschte sie von dem Stein und machte sich in Richtung Norden auf den Weg. Auf halben Weg kam sie an Tiragarde vorbei. Dort, wo man nun ihre Tochter gefangen hielt. Knurrend blickte die Trollin grimmig zu den Zinnen der Burg, als sie schnelle und schwere Schritte hörte. Ein schwarzer Raptor samt Reiter schien ihr zu folgen und erst als er näher kam, erkannte Shi’mira den, der auf dem wunderbaren Wesen saß. Uharath. Shi’mira wusste um die Lage ihrer Tochter, was diesen speziellen Trollkrieger betraf und musste schmunzeln. Gerade er wäre der geeignete Troll für ihre Rettung. Etwas rutschend hielt der Raptor hechelnd vor der Schamanin an und der Krieger stieg ab und sah sie kurz an. „Ich wird‘ helfen Ikana zu befreien.“ Kühl waren seine Worte und bar jeder Emotion, wie schon immer, doch konnte sie einen Funken Leidenschaft in seinen Augen sehen. Auch wenn er es nicht zugab, er mochte das Menschenkind und würde sie nicht im Stich lassen. „Danke Uharath…wenigstens einer, der den Mut dazu hat.“ So setzten die beiden also gemeinsam ihren Weg fort Richtung Orgrimmar. Der Plan musste schnellstmöglichst in die Tat umgesetzt werden, bevor noch etwas schlimmes geschah.



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