Die Charaktere gehören natürlich nicht mir, sondern dem Urheber.
Viel Spaß beim lesen!
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Nachgedacht
Sanft strich der Wind über die saftig grünen Gräser. Die Sonne stand hoch im Horizont und zeigte sich an diesem spätsommerlichen Tag von ihrer schönsten Seite. Seufzend ließ er sich nach hinten fallen und spürte, wie sich die dicken Halme des Grases sanft unter ihn betteten. Er seufzte erneut und blickte zu den vereinzelten Wolken, die langsam über ihn hinweg zogen. Hier war er nun also wieder. Zurück. Endlich war seine lange Reise beendet. Und endlich hatte er die Chance seinen lang ersehnten Platz an Giovannis Seite einzunehmen. Snobilikat hatte ausgedient. Dieses arrogante und skrupellose Pokémon. Die Träume, denen er stets gefolgt war, fügten sich nun endlich wie Puzzleteile zu einer wunderbaren Realität zusammen. Er konnte wirklich stolz sein für das, was er erreicht hatte.
Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen richtete er sich wieder auf und blickte sich um. Es war wirklich lange her, dass er hier gewesen war. Es war eine lange Reise gewesen. Er und sein Team hatten viele Orte und Mysterien gesehen. Stets hatten sie versucht etwas Wertvolles zu stehlen und stets war ihnen dieser Knirps mit seinen Freunden und seinem Pikachu in die Quere gekommen. Wie oft hatten er, Jessie und James den Kürzeren gezogen? Tausende Male? Nein, das schien nicht zu reichen. Aber es hatte sich gelohnt, schließlich waren sie jetzt am Ziel ihrer Träume angelangt. Aber war er wirklich glücklich? War das wirklich das was er wollte?
Je länger er dort lag, kamen ihm Zweifel an dem, was sie getan hatten. Er hatte nie einen Trainer gehabt, er hatte nie eine Verbindung zu einem Menschen aufbauen können. Er wusste gar nicht, wie es sich anfühlte mit einem Freund durch die Länder zu ziehen und gemeinsame Arenakämpfe zu meistern. Ob die Trainer ihre Pokémon wirklich so sehr vermissten? Ob die Pokémon wirklich so unter der Trennung von ihren Trainern litten? Wie war es wohl, wenn man seinen besten Freund verlor? Wie wäre es, wenn er, Jessie und James getrennt werden würden? Er würde sicher nicht so leiden! Was dachte er da? Waren Jessie und James keine Freunde für ihn? Kollegen waren sie, das stand außer Frage. Sie hatten viele Probleme durchgestanden und sich immer wieder gemeinsam aufgerappelt. Aber waren sie wirklich Freunde? Was war ein Freund? Freunde waren immer für einander da. Freunde kämpften füreinander und gingen zusammen durch die Hölle, wenn es sein musste. Freunde weinten, wenn sie auseinander gerissen wurden. Allein der Gedanke daran schien einen innerlich zu zerreißen…
Er erinnerte sich an die Gesichter von den Knirpsen, nachdem es ihm und seinem Team endlich gelungen war, diesem widerspenstigen Pikachu habhaft zu werden. Es war der Triumph ihrer langen Karriere bei Team Rocket gewesen. Es war ein wunderbares Gefühl gewesen. Freude. Euphorie. Reine Siegergefühle. Sie hatten die ganze Nacht gefeiert.
Doch jetzt, wo er über all das nachdachte, schien die Euphorie abzuebben. Alles was blieb war der reine Zweifel der ihn aufzufressen schien. Hätte er einen Trainer gehabt, hätte dieser auch versucht ihn mit allen Mitteln zu retten? Hätten Jessie und James das Gleiche für ihn getan? Ash hatte alles probiert um sein Pikachu wieder zu bekommen. Doch diesmal war der Plan der drei Rockets einfach perfekt gewesen. Diesmal war Team Rocket als Sieger hervor gegangen. Hätten sich Jessie und James so für ihn eingesetzt? Hätten sie auch so sehr um ihn geweint?
Langsam stand er auf und lief zu dem hohen Gebäude, welches sich vor ihm befand. Der riesige Backsteinbau wirkte bedrohlich. Kalt. Unheilvoll. Zischend glitten die Türen auf und er trat in die Dunkelheit ein. Sofort spürte er, dass er nicht allein war. „Ah Mauzi!“, hörte er eine Stimme gurren. Cassidy! „Zurück von deinem Spaziergang? Ich hoffe du hast dich gut erholt?“, fragte sie weiter und kraulte ihn hinter dem Ohr. Er verzog das Gesicht und wandte sich ab. Als ob sie sich je für sein Wohl interessiert hätte. Stets waren sie und ihr Kollege Butch eiskalt vorgegangen, ohne Rücksicht auf ihr Umfeld. Sie waren wahre Rüpel. Sie passten zu Team Rocket. Was dachte er da? Passte er denn nicht zu Team Rocket? War er nicht genauso rüpelhaft und gemein wie sie?
Er hielt kurz inne, als er in den Lagerraum trat und dachte nach. Nein, eigentlich war er nicht so rüpelhaft und gemein. Stets hatte er im Gegensatz zu den anderen Rockets darauf geachtet, dass die Pokémon, die sie gefangen hatten, gesund blieben. Es durfte ihnen an nicht mangeln. Und doch… Was hatte er ihnen und ihren Trainern nur angetan? Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Besonders jetzt, als er das Pikachu in seinem Käfig sitzen sah. Die traurigen Augen blickten ihm mahnend entgegen. Und er fühlte sich schuldig. Solch ein Gefühl hatte er noch nie verspürt. „Du hasst mich jetzt sicher!?“, sagte er leise und blickte zurück. „Pika!“, antwortete die gelbe Elektromaus. Was sollte das heißen? Noch nicht zu spät für was? Um sich zu bessern? Um ein normales Leben zu führen? Ja, dafür war es sicher nie zu spät. Eigentlich war es ein schöner Gedanke, bei dem es ihm richtig warm ums Herz wurde. Sollte er es wirklich wagen?
Zischend glitten die Türen des Lagerraumes hinter ihm auf und eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Du siehst traurig aus mein Freund.“, sagte James und Mauzi wandte sich zu ihm um. Freund? Ja, James meinte es ernst. Die Wärme die seine Augen ausstrahlten sprach Bände. „Geht es dir auch so wie uns?“, fragte Jessie leise und blickte ihm fest in die Augen. Aber was meinten sie? Sie schienen nicht glücklich darüber, dass sie es endlich geschafft hatten, ihr Ziel zu erreichen und die Anerkennung zu bekommen, die sie verdienten. Nein, ganz und gar nicht. Sie waren genauso unglücklich wie er. Langsam nickte das Pokémon. Ja es ging ihm genauso. Schweigend standen sie einen Moment vor dem Käfig, bevor sie sich wieder anblickten. Einvernehmlich nickten sie sich zu. Sie verstanden sich schweigend und sie vertrauten sich blind. Das war es, was Freunde ausmachte. Und sie gingen durch dick und dünn. Komme was wolle. Sie mussten tun, was richtig war.
Die Alarmanlage des Rocket Hauptquartiers schrie auf. Etwas war geschehen. Mit einem lauten Knall flogen die Türen des Lagerraumes auf und Giovanni eilte mit deinen Rocketrüpeln herein. Die Käfige, in denen die Pokémon gehalten worden waren, waren leer. Sie hatten ihn hintergangen. Er würde sie jagen, bis ans Ende der Zeit, aber erst, wenn er seinen neuen Plan umgesetzt hatte, um die Weltherrschaft an sich zu reißen.
