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Love me to death

von

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Prolog

Was lange währt wird richtig gut! Das haben wir uns jedenfalls gedacht^^

Also viel Spaß!
 

~*~
 

Wo blieb dieser verdammte Kerl bloß? Sein Kontakt hatte ihm doch versichert, dass seine Zielperson um 21.00 Uhr vor dem Restaurant sein würde. Wo also blieb der Kerl, verflucht noch mal? Er hatte immerhin auch nicht die ganze Nacht Zeit, um hier rumzuliegen und zu warten. Aber das war so typisch. Da verließ man sich einmal auf etwas und schon war man verlassen. Seufzend fuhr er sich durch seine Haare, ehe er sein Gewehr wieder sicherte und für einen kurzen Moment seine Augen schloss.
 

Eigentlich sollte er schon gar nicht mehr hier sein. Sein Flieger ging in gut anderthalb Stunden und er hätte schon längst am Flughafen sein müssen. Aber nein, seine Zielperson musste sich ja ausgerechnet heute verspäten und damit alles zunichte machen.
 

Das Geräusch von Bremsen ließ ihn seine Augen wieder öffnen und durch das Zielfernrohr schauen. Wieder nichts. Wo blieb der Kerl, verdammt? Das Vibrieren seines Handys holte ihn wieder aus seinen Gedanken. Schnell hatte er die SMS geöffnet und überflogen. War ja klar. Man wollte wissen, ob der Auftrag erledigt war. Er schnaubte abfällig und verstaute das Handy wieder. Wenn er seinen Auftrag erledigt hätte, dann hätte er sich wohl schon gemeldet, oder was dachten die? Dass er sich hier einen lauen Lenz machte?
 

Wieder blickte er durch das Zielfernrohr zum Eingang des Restaurants, als ein schwarzer Sportwagen hielt und das Objekt seiner Begierde endlich erschien. Mit einem schnellen Handgriff hatte er das Gewehr entsichert. Jetzt musste er nur warten, bis sein Opfer ausgestiegen war und dann konnte er seinen Auftrag beenden.
 

Sekunden später betätigte er den Abzug, nur um gleich darauf unterdrückt zu fluchen. Soviel Glück konnte kein normaler Mensch haben! Das gab es einfach nicht! Genau in dem Moment, in dem er geschossen hatte, hatte seine Zielperson sich gebückt und er hatte ihn nur um Millimeter verfehlt. Leider hatte das Geräusch des Schusses sein Opfer wachsam gemacht.
 

Er konnte nur noch durch das Zielfernrohr mitansehen, wie seine Zielperson im Restaurant und damit aus seiner Reichweite verschwand. Schnell und sicher nahm er das Gewehr auseinander und verstaute es fluchend in dem dazugehörigen Koffer. Jetzt hieß es nichts wie weg. Denn wenn er seine Zielperson richtig einschätzte, dann wusste diese ganz genau, woher der Schuss gekommen war. Und inzwischen hatte er mit Sicherheit schon einige seiner Leute losgeschickt, um das zu überprüfen und den Schützen – also ihn – nach Möglichkeit lebend gefangen zu nehmen, um ihn über seine Auftraggeber befragen zu können.
 

Schnellen Schrittes verließ er, mit der Tasche über der Schulter, das Dach. Den Weg durch das Treppenhaus legte er unbehelligt zurück und sobald er auf die Straße trat, fiel jegliche Anspannung und Hektik von ihm ab. Es gab nichts, das verräterischer war als jemand, der sich mit einer großen Tasche zu schnell von einem vermeintlichen Tatort wegbewegte. Gemächlich lief er also die zwei Blocks zu seinem Wagen, verstaute dort die Tasche in seinem Kofferraum und machte sich auf den Weg zum Flughafen.
 

Die Männer seines Opfers würden auf dem Dach nur eine leere Patronenhülse und einen schwarzen Kristall, sein Erkennungszeichen, finden – alles Dinge, die ihnen nichts bringen würden, denn immerhin fertigte er seinen Kugeln selbst an. Er hatte also nichts zu befürchten und konnte in aller Ruhe das Land verlassen – auch wenn er sicherlich noch einmal hierher würde zurückkommen müssen, um diesen Auftrag zu beenden. Aber das hatte Zeit.
 

"Verdammt, wie kann ein Mensch alleine nur soviel Glück haben? Aber irgendwann wird es Dich verlassen und dann kriege ich Dich. Bis jetzt habe ich schließlich noch jeden meiner Aufträge erfüllt!", murmelte er leise, während er seinen Wagen am Flughafen parkte, seine Tasche nahm und zum Gate lief. Es würde noch andere Gelegenheiten geben, sein Ziel zu eliminieren.
 

~*~
 

Bis zum nächsten Mal!

Hier ist auch das angekündigte Update. Viel Spaß beim Lesen!
 

~*~
 

Gleich nachdem er in die relative Sicherheit des Restaurants eingetaucht war, winkte der junge Mann, der nur eine knappe Minute zuvor aus seinem schwarzen Sportwagen gestiegen und dabei beinahe ums Leben gekommen war, einen seiner beiden Leibwächter zu sich und neigte sich zu dessen Ohr, damit man seine Worte nicht im ganzen Restaurant hörte. Das, was dort draußen vor der Tür gerade eben um ein Haar geschehen war, ging niemanden der Gäste – und schon gar nicht seinen Geschäftspartner, mit dem er sich hier treffen wollte – etwas an.
 

"Sieh nach, woher der Schuss kam. Ich will, dass Du diesen Kerl erwischst, der da gerade versucht hat, mir eine Kugel in den Rücken zu jagen. Ich habe ein paar Fragen an ihn, auf die ich Antworten will. Wenn Du ihn hast, melde Dich bei mir. Denk dran: Noch so einen Fehler lasse ich Dir nicht durchgehen. Und jetzt hau ab. Wehe Dir, wenn Du unverrichteter Dinge zurückkommst", zischte er dem Weißhaarigen warnend zu und dieser kniff zwar seine Augen ob des drohenden Tonfalls seines Bosses zusammen, war aber klug genug, nichts dazu zu sagen. Stattdessen machte er nach einem knappen Nicken kommentarlos kehrt und verließ das Restaurant wieder, um den Heckenschützen zu suchen, der seinem Boss gerade um ein Haar das Lebenslicht ausgepustet hatte.
 

Nachdem sein weißhaariger Leibwächter gegangen war, atmete dessen Boss noch einmal betont tief durch, um seinen nach dem gerade Geschehenen verständlicherweise noch etwas rasenden Puls zu beruhigen. Dann zwang er sich ein unverbindliches, geschäftsmäßiges Lächeln ins Gesicht und ging, dicht gefolgt von seinem zweiten Bodyguard, mit ruhigen Schritten zu dem Tisch hinüber, an dem sein Geschäftspartner bereits auf ihn wartete. Mit keiner einzigen Geste ließ er sich anmerken, was ihm gerade vor dem Restaurant widerfahren war. Um dieses Problem würde er sich später in aller Ruhe kümmern – vorausgesetzt, Bakura vermasselte es nicht.
 

Während sein zweiter Leibwächter hinter seinem Stuhl Aufstellung nahm, wandte er selbst sich an seinen Geschäftspartner und nahm mit einem weiteren Lächeln die Hand, die der silberhaarige Mann mit dem überaus rätselhaften Lächeln im Gesicht ihm anbot. "Was für eine Freude, dass Sie es tatsächlich einrichten konnten, Mr. Devlin", wurde er begrüßt. Er erwiderte den Druck der Hand kurz und ließ sich dann mit einer eleganten Bewegung auf dem Stuhl nieder, den sein Gegenüber ihm anbot.
 

"Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mr. Pegasus", gab er in schmeichelndem Tonfall zurück, obwohl er mit seinen Gedanken ganz und gar nicht bei der Sache war. Der Anschlag auf sein Leben beschäftigte ihn weit mehr, als er zuzugeben bereit war. Davon ließ er sich allerdings nichts anmerken. Der Einzige, der ihm im Augenblick ansehen konnte, dass seine scheinbare Ruhe nur aufgezwungen war, war der junge Mann hinter ihm, der sowohl seinen Boss als auch die Umgebung ganz genau im Auge behielt. Nach dem, was gerade vor dem Restaurant passiert war, konnte man schließlich nicht vorsichtig genug sein.
 

Während sein Boss im Restaurant seine Geschäftsinteressen wahrte, hatte der Weißhaarige den Platz erreicht, von dem aus der Schuss abgefeuert war. Allerdings fand er außer einer leeren Patronenhülse nicht besonders viel – mit Ausnahme eines schwarzen Kristalls. Von dem Heckenschützen war weit und breit nichts mehr zu sehen, aber das hatte er auch nicht erwartet. Dieser Kerl war ein Profi, und ein Profi wartete schließlich nicht einfach so ab, bis man ihn schnappte.
 

'Na super. Dafür killt der Boss mich', dachte Bakura, hob seufzend den Kristall und die Patronenhülse auf und steckte beides in seine Tasche. Ihm graute es davor, seinem Boss keine wirklich gute Nachricht bringen zu können – auch, weil es ein ziemlicher Schlag für sein Ego war, dass er den Schützen weder rechtzeitig bemerkt noch erwischt hatte –, aber er musste wohl oder übel doch zurück.
 

Sobald er das Restaurant wieder betrat und in die Nische kam, in der sein Boss saß, richteten sich dessen grüne Augen auf ihn. "Und?", erkundigte er sich geradeheraus. Sein Geschäftspartner hatte sich gerade kurz entschuldigt, um das WC aufzusuchen, und er war einfach nicht in der Stimmung, um noch länger herumzutändeln. Die Tatsache, dass Bakura nämlich hereingekommen war und ihn nicht telefonisch oder über Yami, seinen zweiten Beschützer, kontaktiert hatte, zeigte deutlich, dass der Weißhaarige keine guten Neuigkeiten hatte. Ganz offenbar war ihm der Schütze entkommen. 'Das werde ich ihm von seinem Gehalt abziehen. Ich hoffe, er ist sich dessen bewusst.'
 

Der grimmige Blick seines Bosses war für Bakura ein deutliches Warnsignal, deshalb verschwendete er keine Zeit mit irgendwelchen Ausflüchten. Er holte einfach nur die Patronenhülse und den Kristall aus seiner Tasche und reichte sie seinem Boss. "Das hab ich auf dem Dach gefunden, von wo der Schuss abgegeben wurde. Der Schütze war allerdings schon über alle Berge." Was ungemein an ihm nagte – ebenso wie der abschätzige Blick aus den violetten Augen seines Kollegen.
 

'Du brauchst gar nicht so blöd zu glotzen, Du Punk. Wenn der Boss Dich geschickt hätte, hättest Du auch nicht mehr Glück gehabt. Aber Du bist ja auch der Liebling vom Boss. Klar, dass Du Dich nicht mit so nem Scheiß rumschlagen musst.' Der Weißhaarige warf seinem Kollegen einen giftigen Blick zu, sagte jedoch nichts. Seine Streitigkeiten mit Yami gehörten nicht hierher. Über den bunthaarigen Punk konnte er sich auch in seiner Freizeit aufregen und nicht dann, wenn sein Boss daneben saß und aussah, als ob er irgendjemandem – vorzugsweise ihm, weil er mal wieder einen Misserfolg zu vermelden hatte – den Hals umdrehen wollte.
 

"So ist das also. Ich verstehe." Die leisen, aber dennoch unverkennbar drohenden Worte seines Bosses rissen Bakura aus seinen Gedanken und brachten ihn wieder in die Realität zurück. Die grünen Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengepresst und der Schwarzhaarige erhob sich von seinem Stuhl, ohne sich darum zu kümmern, dass er seinen Geschäftspartner mit seinem Verhalten vor den Kopf stoßen würde.
 

"Wir gehen. Sofort", wandte er sich stattdessen kurz angebunden an seine beiden Begleiter und ging voraus, darauf vertrauend, dass sie ihm folgen würden. Für Pegasus hatte er jetzt einfach keine Zeit mehr. Er hatte Wichtigeres zu tun – weitaus Wichtigeres.
 

"Und wohin gehen wir, Boss?", wagte Yami auf dem Weg nach draußen zu fragen, was ihm einen kalten, harten Blick aus den grünen Augen des Angesprochenen einbrachte. "Nach Hause. Wir fliegen jetzt gleich nach Hause. Es gibt da jemanden, mit dem ich ein paar Dinge zu klären habe."
 

~*~
 

Bis nächste Woche!

Da Aschras Internet nicht läuft, gibt's das Update heute von mir. Viel Spaß und danke für die Kommentare!
 

Karma
 

~*~
 

Grummelnd verließ ein blonder junger Mann in Tokio das Flugzeug und machte sich direkt auf den Weg zu seiner Wohnung. Himmel, was für ein Stress! Und das alles nur, weil Devlin mehr Glück als Verstand hatte. Immer noch in Gedanken fluchend kramte er sein Handy aus seiner Jackentasche und tippte die Nummer seines besten Freundes ein.
 

"Ryou, ich bin's. Der Flieger ist gerade gelandet. Das heißt, ich bin in einer Stunde zu Hause. Sollte er sich melden, sag ihm, ich nehme mir eine Auszeit. Ich brauche neue Kugeln und dann muss ich auch erst einmal rausfinden, was Devlin jetzt tun wird." Kurzzeitig lauschte er noch der Stimme am anderen Ende der Leitung, ehe er auflegte und zu einem schwarzen Sportwagen ging. Die Tasche, in der seine Twinmaster Shooter 88 sicher verstaut war, legte er vorsichtig in den Kofferraum. Sich die Sonnenbrille aufsetzend ließ er sich auf den Fahrersitz gleiten, startete den Motor und gab Gas.
 

Fast zwei Jahre Arbeit waren an einem einzigen Abend zunichte gemacht worden – und das nur, weil sein Informant ihm eine falsche Zeit genannt hatte und weil Devlin mehr Glück hatte als jeder andere Mensch, den er kannte. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass dieser nach Japan zurückkommen würde. Sonst hätte er ein wirkliches Problem. Noch einmal würde er sicher nicht um die ganze Welt fliegen, nur um dann vielleicht wieder nicht zu treffen.
 

Schnell hatte er die Tokioter Innenstadt erreicht. Ab hier konnte er es sich nicht mehr leisten, seine Gedanken schweifen zu lassen. Hochkonzentriert schlängelte er sich durch den dichten Verkehr bis zu dem Haus, in dem er sich mit seinem besten Freund Ryou ein Loft teilte. Nachdem er seinen Wagen in der Tiefgarage geparkt und die Tasche aus dem Kofferraum geholt hatte, machte er sich auf den Weg zu Fahrstuhl. Im Moment wollte er nichts mehr als eine heiße Dusche, um dann in sein Bett zu fallen.
 

Ein leises Pling kündigte an, dass er das Loft erreicht hatte. Kaum hatte er die Wohnung betreten, da kam ihm sein bester Freund auch schon entgegen. "Mann, Joey, siehst Du scheiße aus. Geh bloß schnell duschen!" Kopfschüttelnd bugsierte Ryou seinen besten Freund in das Badezimmer.
 

Seufzend stellte der Blonde seine Tasche ab und kam Ryous Aufforderung nach. Eine heiße Dusche war genau das, was er jetzt wollte und brauchte. Ziemlich achtlos entledigte er sich seiner Klamotten und stellte sich unter den heißen Wasserstrahl. Dort konnte Joey sich zumindest ein kleines bisschen entspannen – auch, wenn er schon von Berufs wegen nie völlig entspannt war.
 

Zehn Minuten später betrat er nur in einem Bademantel bekleidet die Küche, in der Ryou stand und rumwerkelte. "Ich soll Dir sagen, Du sollst Dir so viel Zeit nehmen, wie Du brauchst. Aber Devlin muss erledigt werden!", murmelte der Weißhaarige, ohne sich umzudrehen. "Hm." Mehr als ein Brummen brachte Joey nicht zustande, ehe er zum Kühlschrank ging und sich etwas zu trinken nahm.
 

"Ich leg mich erst mal hin. Wenn was ist, dann weck mich!", murmelte er leise in die Richtung des Kleineren und wartete dessen Nicken noch ab, ehe er die Küche verließ, sich seine Tasche schnappte und mit dieser sein Schlafzimmer betrat. Nachdem er sein Gewehr unter seinem Bett verstaut hatte, schlug er die Tagesdecke zurück und krabbelte zwischen die Laken. Wie er Auslandseinsätze doch hasste! Hinterher war er immer so fertig, dass er am liebsten tagelang schlafen würde. Dass Ryou ihm stirnrunzelnd nachgesehen hatte, als er die Küche verlassen hatte, hatte der Blonde nicht bemerkt.
 

Ryou machte sich Sorgen um seinen besten Freund. Er wusste, dass Joey sich, sobald er wach war, direkt wieder in die Recherche stürzen würde. Und das war nun mal nicht wirklich gesund – vor allem, wenn man bedachte, dass der Blonde auch noch seine Tarnung, den etwas überdrehten Künstler, aufrechterhalten musste.
 

In drei Wochen stand immerhin schon die nächste Ausstellung von Joseph James an. Und sie konnten es echt nicht gebrauchen, dass da etwas schief lief. Das würde dem Boss mit Sicherheit ganz und gar nicht gefallen. Der hatte sowieso schon ziemlich laut und lange geflucht, als Ryou ihm gesagt hatte, dass Devlin noch unter den Lebenden weilte.
 

Ryou seufzte abgrundtief. Er wollte nicht wirklich wissen, was passieren würde, sollte Joey sein Ziel noch einmal verfehlen – von allen möglichen anderen Komplikationen mal ganz abgesehen. Es blieb wirklich nur zu hoffen, dass Devlin ihnen in die Hände spielte und nach Japan zurückkam. So würde es sicherlich leichter sein, diesen zu erwischen.
 

~*~
 

Bis nächste Woche!

So, und hier ist auch das mittwöchliche Update. Sorry für die Verspätung, aber die Arbeit frisst derzeit mein Leben.

@____@
 

Trotzdem viel Spaß euch allen!
 

Karma
 

~*~
 

Ausgesprochen schlecht gelaunt – was nach einem Mordanschlag und der ergebnislosen Suche nach dem Täter wohl auch nur allzu verständlich war – verließ Duke gemeinsam mit seinen beiden Bodyguards den Tokioter Flughafen und stapfte zu dem Wagen, der geschickt worden war, um ihn abzuholen. Mit einem knappen Nicken grüßte er seinen Fahrer, stieg ein und gab das Zeichen, loszufahren, nachdem auch Yami und Bakura Platz genommen hatten. Dann ließ er die Trennscheibe zwischen dem hinteren Teil der Limousine und dem Fahrerbereich hochfahren und fixierte seine beiden Leibwächter mit einem kalten Blick.
 

"Sobald wir zu Hause sind, will ich, dass ihr in Erfahrung bringt, wer dieser Kerl war, ist das klar?", fragte er gezwungen ruhig und Yami nickte sofort. "Selbstverständlich, Boss", antwortete er und fing sich dafür einen grimmigen Seitenblick Bakuras ein. 'Elender Schleimer. Nur, weil Du hin und wieder mit dem Boss pimperst, brauchst Du Dich gar nicht so aufzuspielen', grollte er innerlich und erst die Stimme seines Chefs brachte ihn dazu, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren.
 

"Dasselbe gilt für Dich, Bakura. Ich hoffe, Du hast mich auch verstanden." Die Stimme des Schwarzhaarigen klang eisig und Bakura beeilte sich zu nicken, obwohl er sich selbst dafür hasste. Aber was sollte er tun? Sein Boss hatte ihn nun mal in der Hand. Egal, was er auch tat, gegen ihn kam er einfach nicht an. "Klar, Boss", versicherte der Weißhaarige daher schnell und atmete unwillkürlich auf, als Duke sich in den bequemen Polstern zurücklehnte und einen Moment lang die Augen schloss.
 

"Ich will, dass Du, Yami", ein grünes Auge öffnete sich wieder und wanderte zu dem Bunthaarigen, "Noah darauf ansetzt", instruierte der Schwarzhaarige und sein Bodyguard nickte erneut. Zum Einen war es nicht unbedingt ratsam, seinem Boss zu widersprechen – besonders dann nicht, wenn dieser in so einer explosiven Stimmung war wie gerade im Moment – und zum Anderen war es auch besser, wenn Noah sich darum kümmerte. Der Türkishaarige war auf seinem Gebiet – dem Computer – eine absolute Koryphäe. 'Und falls er es wider Erwarten doch nicht schaffen sollte, ist das wenigstens nicht mein Problem.'
 

Duke, der von den nicht unbedingt freundlichen Gedanken seiner beiden Bodyguards nichts ahnte – nicht, dass sie ihn besonders interessiert hätten –, seufzte vernehmlich, als der Wagen endlich zum Stehen kam. Ohne Bakura, der als Erster ausstieg und ihm die Tür aufhielt, auch nur eines Blickes zu würdigen, verließ er die Limousine ebenfalls und wandte sich an Yami, sobald die Tür seiner Stadtvilla hinter ihnen ins Schloss gefallen war.
 

"Geh Du Noah suchen und sag ihm Bescheid, was ich will. Danach wartest Du auf mich. Du weißt, wie und wo. Und Du, Bakura", damit wandte der Schwarzhaarige sich ohne Umschweife seinem zweiten Leibwächter zu, "kommst direkt mit in mein Büro. Wir haben da noch etwas zu besprechen", beendete er seinen Satz und der Weißhaarige nickte ergeben. Was hätte er auch tun sollen? Widerworte nutzten ihm nichts, das wusste er. Das würde alles nur noch schlimmer machen.
 

Während Bakura seinem Boss in dessen Büro folgte, machte Yami sich auf den Weg zu Noah, um diesen über seine neue Aufgabe zu informieren. Wie nicht anders erwartet, fand er den Türkishaarigen vor einem seiner zahlreichen Computer. Er hatte Kopfhörer aufgesetzt und fluchte, wenn man nach seinem Gesichtsausdruck und den Bewegungen seiner Lippen ging, lautlos vor sich hin. Offenbar hatte er gerade ein Problem, aber darauf nahm der Bunthaarige keine Rücksicht. Stattdessen zog er das Kabel der Kopfhörer aus der Anlage, verzog aufgrund der ohrenbetäubenden Lautstärke das Gesicht und schaltete diese schleunigst ab.
 

"Wie hältst Du diesen Krach eigentlich den ganzen Tag lang aus, Noah?", erkundigte er sich und der Angesprochene wirbelte mit seinem Drehstuhl so weit herum, dass er seinen ungefragten Besucher ansehen konnte. "Es entspannt mich", antwortete er achselzuckend und musterte den Bunthaarigen mit fragend schiefgelegtem Kopf. "Ihr seid schon zurück?", wollte er dann wissen. "Ich dachte, ihr wolltet noch mindestens zwei Tage bleiben."
 

"Es gab Ärger", erwiderte Yami kurz angebunden und reichte dem Türkishaarigen die Patronenhülse und den schwarzen Kristall, den er sich zuvor bereits von Bakura hatte aushändigen lassen. "Großen Ärger sogar. Der Boss will, dass Du so viel wie möglich darüber herausfindest. Vor allem will er wissen, wer der Kerl ist, der ihn bei dem Treffen mit Pegasus in San Francisco um ein Haar erschossen hätte", fügte er noch hinzu und Noahs Augen wurden groß.
 

"Oh shit!", entfuhr es ihm. Nach einem solchen Ereignis konnte er sich die momentane Laune seines Bosses nur zu gut vorstellen. "Ich mach mich sofort dran und sag Bescheid, sobald ich was hab", versprach er daher eilig, nahm den Kristall und die Patronenhülse an sich und drehte sich wieder zu seinen Computern um. Je eher er Ergebnisse lieferte, dachte er dabei pragmatisch, desto weniger wahrscheinlich war es, dass er selbst vom Boss ein Donnerwetter zu hören bekam.
 

'Wahrscheinlich erwischt es sowieso mal wieder Bakura. Den erwischt es ja immer', ging es dem Türkishaarigen durch den Kopf, während er sich bereits an die Suche machte. Dass Yami sein Reich wieder verließ, um sich wie verlangt in die persönlichen Räumlichkeiten des Bosses zu begeben, bekam er schon gar nicht mehr mit.
 

~*~
 

Hach ja, ich mag Noah.

^____^

Was haltet ihr von ihm? Würde uns echt interessieren.
 

Bis zum nächsten Mal!
 

Karma

Okay ihr Lieben und weiter gehts! Wir wünsche Euch viel Spaß mit diesem Kapitel!
 

~*~
 

"…y. …ey. Verdammt, Joey, wach auf! Sakura-san hat eben angerufen. Du sollst in die Ausstellungsräume kommen. Es gibt irgendwelche Schwierigkeiten mit ein paar Skulpturen." Verzweifelt rüttelte Ryou an Joey Schulter. Der Andere musste doch wach zu kriegen sein. Das hier war wichtig, verdammt – und zwar sowohl für ihre Tarnung als auch so.
 

Nicht wirklich wach krabbelte Joey aus seinem Bett und gähnte erst einmal herzhaft. Wenn es bei der Ausstellung Probleme gab, dann musste er los – ganz egal, wie müde er eigentlich noch war. Undeutliches vor sich hin murmelnd tapste der Blonde ins Bad und genehmigte sich eine Dusche. Etwas wacher, aber noch nicht wirklich fit, verliess er schliesslich nach dem Anziehen den Raum und dann, nachdem er sich in der Küche noch einen Kaffee genehmigt hatte, auch das Loft.
 

Da es vom Loft bis zur Ausstellung nicht weit war, lief der Blonde die kurze Strecke. Dabei ging er im Kopf noch mal das Problem mit Namen Devlin durch. Er musste sich beeilen. Noch einmal durfte ihm so ein Fehler nicht unterlaufen, denn das könnte tödlich enden, das wusste er genau.
 

So in Gedanken versunken, bemerkte er den rothaarigen Mann, der vor ihm auftauchte, erst, als dieser in ihn hineinlief. Der Zusammenprall liess Joey aus seinen Gedanken aufschrecken. Kurzzeitig sah er noch die grauen Augen seines Gegenüber, dann war dieser auch schon wieder in der Menge verschwunden.
 

Stirnrunzelnd lief Joey weiter. Was konnte Alister nur von ihm gewollt haben, das er so auf sich aufmerksam machte? Einer Eingebung folgend liess der Blonde seine Hände in den Taschen seines Mantels verschwinden, nur um sie gleich darauf wieder hervorzuholen und den Zettel, den er nun in der rechten Hand hatte, auseinanderzufalten. Stirnrunzelnd las er die kurze Nachricht. Der Boss will noch diese Woche Ergebnisse sehen!, stand darauf und Joey zerknüllte den Zettel mit einem ärgerlichen Grummeln.
 

Was dachte der Boss sich eigentlich? Erwartete er etwa, dass er zaubern konnte? Er war ja so was von im Arsch, wenn es ihm nicht gelingen sollte, Devlin vor Ablauf dieser Frist auszuschalten. Aber dafür musste er erst einmal wissen, wo sich der Schwarzhaarige im Augenblick überhaupt aufhielt. Das konnte ja heiter werden! Als wenn er nichts Besseres zu tun hätte. Gut, wenn es nach seinem Boss ging, dann hatte er das wirklich nicht, aber egal.
 

Mit diesen düsteren Gedanken im Kopf erreichte der Blonde die Ausstellungsräume. Im Inneren herrschte reger Betrieb. Überall wuselten Menschen wild durcheinander. Kurz sah Joey sich um, erkannte dann jedoch fast sofort, wo das Problem lag, wegen dem Sakura-san angerufen hatte. Die große Skulptur, die direkt am Eingang stehen sollte, war völlig falsch positioniert und scheinbar war niemand hier in der Lage, das in Eigenregie zu ändern.
 

Joey schüttelte resigniert den Kopf, seufzte unhörbar und schnappte sich dann zwei der wie aufgescheuchte Hühner in der Galerie herumlaufenden Hilfskräfte. Er gab ihnen die entsprechenden Anweisungen und hatte binnen weniger als drei Minuten die Skulptur genau da, wo sie von Anfang an hätte stehen sollen.
 

Nachdem alles erledigt war, machte er sich auf die Suche nach Sakura-san. Dabei grummelte er innerlich vor sich hin. Das hatte man davon, wenn man sich auf Andere verliess. Wenn man sich nicht selbst um alles kümmerte, hatte man verloren. Egal, ob es sich jetzt um einen Auftrag wie bei Devlin oder um seine Ausstellung handelte, das Ergebnis war immer dasselbe.
 

Lange brauchte Joey nicht, um den Sakura-san zu finden. Der Galeriebesitzer diskutierte gerade mit seiner Assistentin darüber welches Bild wo genau hängen sollte. Als er Joey sah, zeigte sich kurz ein Lächeln, ehe das Stirnrunzeln wieder sichtbar wurde. Dieser Blick verhieß nichts Gutes – ebenso wenig wie die Eile, mit der der Galerist seine Assistentin abfertigte und auf den Blonden zugestürmt kam.
 

"Ah, Mr. James. Schön, dass Sie so schnell herkommen konnten. Es ist mir wirklich ausserordentlich unangenehm, Sie so früh stören zu müssen, aber ich fürchte, wir müssen Ihre Ausstellung vorverlegen… auf diese Woche, um genau zu sein. Es tut mir unglaublich leid, aber uns bleibt keine andere Wahl, wenn diese Ausstellung ein Erfolg werden soll."
 

Schweigend lauschte Joey den Worten und unterdrückte mühsam ein frustriertes Schnauben. Ja, sicher. Es gab nie eine andere Möglichkeit. Dennoch nickte er und brachte sogar ein unverbindliches Lächeln zustande. 'Besser so als anders.', dachte er dabei und liess sich die Gästeliste zeigen.
 

Nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte, blitzen seine Augen auf und ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Das Schicksal meinte es scheinbar doch gut mit ihm. Devlin, dieser Mistkerl, war auch eingeladen – und er hatte sogar bereits zugesagt. Besser konnte es doch gar nicht laufen.
 

Jetzt musste der Schwarzhaarige nur noch wirklich in der Galerie auftauchen. Aber daran zweifelte Joey nicht. Immerhin hatte er den Anschlag in den USA verübt und nicht hier. Und wenn Devlin wirklich bei der Ausstellungseröffnung anwesend war, dann kam er selbst wenigstens in die Nähe seines Opfers und konnte in Ruhe planen, wie er weiter vorgehen würde. Zuallererst musste er Devlins Bodyguards loswerden, das wusste er, aber mit Hilfe einer kleinen Ablenkung sollte auch das nicht wirklich schwierig sein.
 

Jetzt schien es fast so, als müsste er Valon dringend anrufen. Er brauchte Unterstützung, sonst konnte er diesen Plan vergessen. Immerhin wäre es doch sehr auffällig, wenn der Künstler bei der Eröffnung seiner eigenen Ausstellung nicht zugegen sein würde. Devlin war nicht dumm. Er würde schneller Eins und Eins zusammenzählen als er, Joey, sich eine neue Identität aufbauen könnte.
 

Aber für solche Überlegungen war es eindeutig noch zu früh. Erst einmal musste der Abend der Eröffnung kommen und dann konnte er weitersehen. Er war immerhin ein Profi. Und er würde denselben Fehler mit Sicherheit nicht ein zweites Mal machen, so viel stand schon mal fest!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aufgrund von Arbeit und PC-Problemen kommt das Kapitel vom letzten Mittwoch leider erst heute. Das nächste Update gibt's aber wie gewohnt, also keine Sorge.
 

Enjoy!
 

Karma
 

~*~
 

Joey stand noch immer in der Galerie und gab hier und da ein paar Anweisungen, was noch geändert werden sollte. Einige seiner Bilder hingen an falschen Plätzen, ein paar Skulpturen waren noch gar nicht aufgestellt worden und wenn er sich vorhin nicht verkuckt hatte, dann hatten sie nur noch bis zum Abend Zeit, um fertig zu werden.
 

'Jaja. Von wegen "Wir verlegen die Eröffnung einfach auf diese Woche". Warum hat Mr. Sakura nicht gleich gesagt "Wir verlegen es auf morgen"? Dann hätte er wenigsten Klartext gesprochen.' Joey war, seiner inneren Schimpftirade zum Trotz, so in eine Diskussion mit einem der Lichtinstallateure vertieft, dass er regelrecht zusammenschreckte, als sich jemand in seinem Rücken laut räusperte.
 

Langsam drehte er sich um, bereit, denjenigen – wer auch immer sich wagte, ihn jetzt zu stören –, richtig zur Sau zu machen. Diesen Gedanken verwarf er jedoch ganz schnell, als er sah wer da hinter ihm stand. Er kannte den Weißhaarigen, denn er hatte im Zuge der Recherchen über Devlin genügend Bilder und sonstige Daten von ihm gesammelt. Aber was in aller Welt machte einer von Devlins Bodyguards hier – und das auch noch um diese Zeit?
 

Der Blonde musste sich regelrecht zu einem unverbindlichen Lächeln und dazu, Blickkontakt mit seinem Gegenüber zu halten, zwingen. "Kann ich Ihnen helfen?", fragte er leise. "Ich will den Galeriebesitzer sprechen!", wurde er daraufhin barsch angeherrscht. Innerlich bis zehn zählend und tief durchatmend bat Joey den Größeren, ihm zu folgen, und brachte ihn dann zu Mr. Sakuras Büro – auch, wenn er ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte für die Unverschämtheit, sich hier wie ein Laufbursche herumschubsen lassen zu müssen. Aber was tat man nicht alles, um seine Tarnung zu wahren?
 

An der Tür von Mr. Sakuras Büro angekommen klopfte der Blonde kurz und öffnete dann nach einem "Herein" die Tür für seinen Begleiter. "Er wünscht Sie jemand zu sprechen, Mr. Sakura!", erklärte er leise, ehe er die Tür wieder schloss und zurück in die Ausstellungsräume ging. Äußerlich wirkte der Blonde ganz gelassen, als er sich wieder daranmachte, die letzten Fehler auszumerzen, damit am nächsten Tag alles perfekt war. In seinem Inneren brodelte es allerdings und so stürzte er sich regelrecht in die Arbeit, um sich von seiner schlechten Laune abzulenken. Erst, als wirklich alles so war, wie er es haben wollte, schnappte er sich seinen Mantel und verließ die Galerie. Ob der Weißhaarige noch dort war oder nicht interessierte ihn dabei nicht. Er hatte Wichtigeres zu erledigen.
 

Schnell hatte er sein Handy in der Hand und Valons Nummer gewählt. Nach dem zweiten Klingeln meldete der Andere sich auch gleich – sein Glück, denn Joey war wirklich geladen. "Valon ich bin's", meldete er sich, gab seinem Gesprächspartner aber keine Möglichkeit zu einer Erwiderung, sondern sprach gleich weiter. "Ich brauch Dich morgen bei der Ausstellung. Du musst mir den Rücken frei halten. Immerhin habe ich morgen den ganzen Abend meine Zielperson um mich rum und es wäre sicher nicht gut, wenn dieser Kerl auf mich aufmerksam werden würde. Sorg also für Verwirrung, aber richte nicht zu viel Unheil an, klar?", erklärte er sein Dilemma und sprach schnell die weiteren Details mit Valon ab, bevor er das Gespräch beendete.
 

Seufzend schob der Blonde nach diesem Gespräch sein Handy zurück in seine Manteltasche. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass Valon sich auch wirklich an das hielt, was er ihm gesagt hatte. Der Brünette war ziemlich impulsiv – etwas, das zu gegebener Zeit ja sehr nützlich sein konnte, in anderen Situationen aber eher fehl am Platze war. Trotzdem war Valon der Einzige, an den er sich wenden konnte. Alister wollte er wirklich nicht um Hilfe bitten. Gut, sie kamen miteinander aus, wenn es sein musste, aber man musste es ja nicht über Gebühr strapazieren.
 

Mit den Gedanken beim morgigen Abend und der damit verbundenen Ausstellung lief Joey die restliche Strecke bis zum Loft zurück. Immer wieder ging er dabei in Gedanken den Ablauf durch, lief mental die Räume noch einmal ab und prägte sich ein, was wo hing oder stand. Was seine Kunst anging, war er noch um einiges perfektionistischer, als wenn er einen Auftrag hatte – aus dem einfachen Grund, dass die Kunst sein Leben war, jeder Auftrag hingegen einfach nur ein weiterer Job. Diese Dinge trennte er seit seinem allerersten Auftrag strikt voneinander. Anders konnte man dieses Leben einfach nicht führen.
 

Als er endlich das Haus erreicht hatte, in dem sein Loft lag, hatte ein leichter Nieselregen eingesetzt und ihn auf den letzten paar Metern doch ziemlich durchnässt. Der Blonde war sich nicht sicher, ob er das nicht als Zeichen sehen sollte, morgen einfach gar nicht erst zur Eröffnung zu erscheinen – ein Gedanke, den er allerdings genauso schnell wieder verwarf, wie er ihn auf ihn gekommen war. Zu kneifen ließ sein Stolz einfach nicht zu.
 

"Ryou, ich bin wieder da!", rief Joey, als er das Loft betrat und als hätte er nur darauf gewartet, stand sein bester Freund stand nur Sekunden später mit einem Handtuch in der Hand, das er an ihn weiterreichte, neben ihm. "Und? Wie sieht die Ausstellung aus? Muss noch viel gemacht werden oder hast Du Ruhe bis zur Eröffnung?" Fragend wurde er angesehen, während der Blonde einfach nur leise schnaubte.
 

"Es ist alles fertig, aber Zeit habe ich nicht wirklich. Mr. Sakura hat die Eröffnung auf morgen Abend vorverlegt. Das bedeutet im Klartext, dass ich morgen wieder den ganzen Tag unterwegs sein werde. Abends kommst Du doch mit, oder?", fragte er und atmete beruhigt auf, als er sah, dass Ryou nickte. Er hatte schon befürchtet, dass es zu kurzfristig sein könnte und dass Ryou schon etwas anderes vorhatte, aber das war offensichtlich ja nicht der Fall. Zum Glück.
 

Sich die Haare mit dem Handtuch abtrocknend, trat er, nachdem er seinen Mantel weggehängt hatte, ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Er hasste solche Tage. Sie zeigten ihm immer wieder, warum er niemandem außer Ryou gesagt hatte, wo sich sein Atelier befand. Nur, wenn er seine Ruhe hatte, konnte er arbeiten. Das war schon immer so gewesen. Aus der Ruhe schöpfte er seine Kreativität. Seufzend schloss er seine Augen und legte seinen Kopf in den Nacken, einfach nur die Stille in ihrer Wohnung genießend.
 

Ryou war scheinbar in wieder in die Küche verschwunden – darauf ließ jedenfalls das Geklapper, das leise an das Ohr des Blonden drang, schließen. Dieser schmunzelte unwillkürlich. Der Weißhaarige gab den perfekten Hausmann ab und das wusste er auch. Joey hatte ihn eine Zeitlang damit aufgezogen, aber Ryou wollte es gar nicht anders. Als Schriftsteller konnte er ohnehin von zu Hause aus arbeiten, und wenn er sowieso schon da war, dann konnte er sich auch direkt um den Haushalt kümmern. Das war immer sein Argument gewesen und Joey protestierte nicht. Immerhin blieb ihm selbst so die verhasste Hausarbeit erspart.
 

"Ich habe Dir einen Tee gekocht", erklang die leise Stimme des Kleineren auf einmal neben ihm. Lächelnd öffnete Joey seine Augen und nahm Ryou die dampfende Tasse aus der Hand. "Danke. Das ist lieb von Dir – und genau das, was ich jetzt brauche", murmelte der Blonde leise, ehe er vorsichtig an dem heißen Getränk nippte.
 

Die Ruhe weiterhin auskostend – wobei er sich des Eindrucks, dass es sich um die Ruhe vor dem Sturm handelte, nicht erwehren konnte – trank Joey seinen Tee und lauschte Ryou, während dieser ihm etwas aus seinem neusten Manuskript vorlas, das er in den nächsten Tagen an seinen Verlag schicken wollte. Wer sie beide nicht kannte und sie so sah, dachte der Blonde dabei schmunzelnd, würde sie vermutlich für ein Paar halten. Nun gut, sie waren beide schwul, aber zum Einen hatte Ryou bereits einen Freund, mit dem er sehr glücklich war, und zum Anderen war Joey der Meinung, dass er es sich durch seinen "Nebenjob" nicht leisten konnte, eine Beziehung zu führen. Das wäre für seinen möglichen Partner einfach viel zu gefährlich.
 

Erst weit nach Mitternacht wünschten sich die beiden gegenseitig eine gute Nacht und legten sich schlafen. Immerhin hatten sie hatten beide am nächsten Tag zu arbeiten – etwas, das Joey sehr ernst nahm. So erschien er pünktlich um halb elf Uhr morgens wieder in der Galerie, um den Ablaufplan mit Sakura-san durchzusprechen. Wenn es eines gab, was er nicht leiden konnte, dann waren das Eröffnungen, die ohne jeden Plan abliefen, denn dann ging alles drunter und drüber – etwas, das er sich in seiner Situation nun wirklich nicht leisen konnte.
 

Um neunzehn Uhr trafen die ersten Gäste ein. Ryou, der schon eine Stunde vorher erschienen war, begrüßte sie zusammen mit "Joseph" – dieser hatte es sich angewöhnt, seine beiden Vornahmen als Pseudonym zu benutzen; so war er vor unliebsamen Überraschungen geschützt – und Mr. Sakura. Der Blonde unterhielt sich gerade mit einem jungen Mann, dessen Namen er gleich, nachdem dieser ihm genannt worden war, schon wieder vergessen hatte, als ein Raunen durch den Saal ging und er seine Aufmerksamkeit unweigerlich auf den Neuankömmling richtete.'Ach Du heilige Scheiße!'
 

~*~
 

So, das war's auch schon. Dienstag/Mittwoch gibt's mehr. Bis dann!
 

Karma

So, und hier ist auch schon das versprochene Update. Viel Spaß damit!
 

~*~
 

"Sag Bakura, er soll sich die Räumlichkeiten der Galerie ansehen – und auch die Baupläne des Gebäudes", wandte Duke sich nach dem Überfliegen der Einladung an Mai, die noch immer im Salon stand und auf Anweisungen wartete. "Noch mal gehe ich nicht so ein Risiko ein. Und wenn dieser Galerist sich quer stellt, soll Bakura Druck machen. Wenn dieser Kerl es sich wirklich mit mir verscherzen will, nur zu." Ein kalter Blick begleitete diese Worte und die Blondine nickte.
 

"Ich kümmere mich darum. Morgen Abend alles wie gehabt?", wollte sie noch wissen und nachdem ihr Boss diese Frage bejaht hatte, zog sie sich zurück und ließ ihn alleine, um sich erst einmal auf die Suche nach Bakura zu machen und diesen über seine neue Aufgabe in Kenntnis zu setzen. 'Hoffentlich vermasselt er's nicht wieder. Der Boss ist auch so schon gestresst genug', dachte sie dabei und seufzte vernehmlich. Sicher, für den Schwarzhaarigen war diese ganze Situation nicht leicht, aber er war bei weitem nicht der Einzige, der darunter litt. Warum nur waren Männer immer so blind, wenn es um Gefühle ging?
 

"Bakura? Du sollst Dich mal gründlich in der Galerie Sakura umsehen – alles, inklusive der Pläne des Gebäudes und so. Du weißt schon. Befehl vom Boss", instruierte Mai den Weißhaarigen, nachdem sie ihn nach scheinbar endloser Suche endlich im Trainingsraum der Villa gefunden hatte. "Der Wagen steht bereit. Tristan fährt Dich", fügte sie hinzu und der Angesprochene grummelte leise, denn der Blick, mit dem die Blondine ihn bedachte, zeigte ihm deutlich, dass dies hier wohl so etwas wie seine letzte Chance war. Wenn er das vermasselte, dann konnte er gleich freiwillig zu Kisaragi zurückkriechen und um Wiederaufnahme betteln – etwas, das seinem Stolz ganz und gar nicht schmeckte.
 

"Bin schon unterwegs", knurrte er Mai daher an und verschwand in der neben dem Trainingsraum befindlichen Dusche, um sich erst einmal den Schweiß abzuwaschen. Er hatte – wieder einmal – trainiert wie ein Besessener, um seine Wut unter Kontrolle zu bekommen, aber allein der Gedanke daran, dass der bunthaarige Punk in der Zwischenzeit wahrscheinlich mal wieder mit dem Boss rumgevögelt hatte, reichte vollkommen aus, um ihn gleich wieder auf hundertachtzig zu bringen.
 

'Yami, diesem Arschloch, bleiben diese dämlichen Scheißjobs nur erspart, weil er die Beine für den Boss breit macht.' Grummelnd drehte der Weißhaarige die Dusche ab, nahm sich ein Handtuch und tupfte sich notdürftig trocken, bevor er sich anzog und sich auf den Weg nach draußen machte. Er nickte Tristan knapp zu, stieg neben diesem ein und schnallte sich an, während der Brünette bereits losfuhr. Ganz offenbar, stellte Bakura bei der Gelegenheit fest, wusste er genau, wohin es ging. Und dem mitfühlenden Blick nach zu urteilen, mit dem er bedacht wurde, wusste Tristan offenbar auch schon über seinen Anpfiff vom Boss Bescheid.
 

'Ganz toll.' Mitleid war wirklich das Letzte, was sein Ego jetzt vertrug, deshalb starrte Bakura verbissen aus dem Beifahrerfenster und schwieg die ganze Fahrt über. Diese ganze Scheiße hatte er nur diesem dämlichen Punk zu verdanken, so viel stand fest. Nur weil der Stachelschädel bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit seinem Arsch vor der Nase des Bosses rumwedelte, hatte er bei diesem einen Stein im Brett – verständlicherweise, denn immerhin war der Schwarzhaarige ja auch nur ein Mann.
 

Über seine Grübeleien bemerkte Bakura gar nicht, dass sie die Galerie schon erreicht hatten. Erst als Tristan sich neben ihm leise räusperte, kam der Weißhaarige wieder in der Realität an, löste seinen Gurt und stapfte mit energischen Schritten, denen jeder, der ihn kannte, seine Gemütslage deutlich ansah, in die Galerie hinein. Das junge Ding am Eingang, das ihn aufhalten wollte, wurde mit einem grimmigen Blick zum Schweigen gebracht, noch ehe sie es überhaupt geschafft hatte, ihren Mund zu öffnen und auch nur ein Wort zu sagen.
 

Drinnen angekommen sah Bakura sich suchend um, bis ihm ein blonder junger Mann ins Auge stach, der als Einziger in diesem Gewimmel hier zumindest ein bisschen Ahnung zu haben schien. 'Den frag ich', beschloss der Weißhaarige, ging zu dem Blonden hinüber und wartete, doch der nur wenig Kleinere bemerkte ihn erst, als er sich vernehmlich räusperte – etwas, das in Bakuras augenblicklichem Zustand schon ausreichte, um seine Laune wieder in den Keller zu jagen.
 

"Ich will den Galeriebesitzer sprechen!", blaffte der Weißhaarige den Blonden deshalb wenig freundlich an und dieser zuckte zwar zusammen, nickte aber und führte ihn ohne Widerworte – das erste Erfolgserlebnis des Tages für den Gebeutelten – zu dem Gesuchten. Nachdem der Blondschopf wieder verschwunden war, funkelte Bakura den Galeristen an und legte ihm dann in knappen Worten sein Anliegen dar. Der Mann protestierte zwar kurzzeitig, aber – was das zweite Erfolgserlebnis des Tages war – nach der Erwähnung des Namens Devlin lenkte er so schnell ein, dass der Weißhaarige nur staunen konnte. Mr. Sakura, so der Name des Galeriebesitzers, gab sogar freiwillig die Gebäudepläne aus der Hand und versprach, alle nur erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, wenn Mr. Devlin die Galerie denn nur mit seiner Anwesenheit beehren würde.
 

'Was für ein widerlicher Schleimer', dachte Bakura bei sich, als er sich nach einem gründlichen Rundgang durch das ganze Gebäude mit den Plänen im Schlepptau wieder verabschiedete. Erleichtert aufseufzend ließ er sich auf den Beifahrersitz neben Tristan fallen, der die ganze Zeit auf ihn gewartet hatte, und warf diesem sogar ein kurzes Grinsen zu.
 

"Mit dem Honk wird der Boss morgen Abend seinen Spaß haben", konnte er sich nicht verkneifen zu sagen und nun grinste auch der Brünette. "So schlimm?", wollte er wissen und Bakura schüttelte heftig den Kopf. "Noch viel, viel schlimmer. Das ist ein Schleimscheißer allererster Güte", erwiderte er und Tristan startete leise lachend den Wagen, um zurück zur Villa zu fahren.
 

Dort angekommen begab der Weißhaarige sich mit den Plänen gleich zu seinem Boss, der sich ausnahmsweise mal im gemeinsamen Wohnzimmer und nicht in seinen privaten Räumlichkeiten aufhielt – was augenscheinlich einfach nur daran lag, dass er gerade in ein Gespräch mit Noah vertieft war, der aber scheinbar noch keine allzu großen Neuigkeiten zu vermelden hatte.
 

"Ich hab über die Patronenhülse absolut gar nichts gefunden, Boss", erzählte der Türkishaarige gerade und zog den Kopf ein wenig ein, als sich die grünen Augen seines Bosses zu schmalen Schlitzen verengten. "Aber der Kristall ist schon an mehreren Tatorten gefunden worden. Immer Auftragsmorde, immer nur ein Schuss, immer ein Toter. Und nicht ein einziger Hinweis auf den Schützen", schob er schnell hinterher und wurde in seinem Sessel gleich noch ein ganzes Stück kleiner – und das, obwohl er den Boss eigentlich um gute zehn Zentimeter überragte. Trotzdem, dachte Bakura bei sich, sah Noah gerade aus wie ein Häufchen Elend – oder wie ein zum Tode Verurteilter, der sich seinem Henker gegenübersah.
 

"Ich hab die Pläne, Boss." Warum er sich einmischte und so die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen von Noah ablenkte, wusste Bakura selbst nicht genau. Wahrscheinlich, rechtfertigte er sein Tun vor sich selbst, lag es einfach nur daran, dass der Türkishaarige alles in allem eigentlich ein netter Kerl war – neben Tristan so ziemlich der Einzige, der ihn hier nicht von oben herab behandelte.
 

"Gut." Dukes Aufmerksamkeit schwenkte zu seinem weißhaarigen Bodyguard um. Ihm entging keineswegs der dankbare Blick, den Noah diesem zuwarf, aber er beschloss, so zu tun, als habe er ihn nicht bemerkt. "Hast Du Dir alles angesehen? Wie sieht's aus?", fragte er stattdessen und sah sich, gestützt von Bakuras Erläuterungen über die Räumlichkeiten, den Gebäudeplan an. Dass Noah sich währenddessen eiligst wieder zurück zu seinen Computern schlich, ignorierte er dabei.
 

"Wenn Du meinst, dass es sicher ist, dann werden wir morgen um sieben da sein. Ich vertraue auf Dein Urteil, Bakura." Ein skeptischer Blick, der diese Worte nicht unbedingt wirklich wahr klingen ließ, traf den Weißhaarigen noch, dann erhob Duke sich von der Couch und zog sich nach einem letzten knappen Nicken in Richtung seines Bodyguards in seine Räume zurück, um schlafen zu gehen. Der morgige Tag würde verdammt anstrengend werden und dafür musste er ausgeruht sein.
 

Sobald sein Boss außer Sichtweite war, stand auch Bakura auf und schlurfte durch die Gänge bis in sein Zimmer. Dort entledigte er sich seiner Kleidung im Eilverfahren und kroch dann ins Bett. Die letzten Ereignisse hatten ihn mehr geschlaucht, als er sich hatte anmerken lassen. Vor allem die Erwähnung Kisaragis steckte ihm in den Knochen und der Weißhaarige warf einen grimmigen Blick auf seinen Wecker. 'Noch mal vermassele ich es nicht', nahm er sich fest vor und schloss die Augen, um sich für den kommenden Abend auszuruhen. Er würde das Leben, das er jetzt führte, auf keinen Fall aufs Spiel setzen.
 

*
 

Am darauffolgenden Abend um halb sieben herrschte in der gesamten Villa Aufbruchstimmung. Tristan wartete bereits im Wagen vor der Tür und auch Bakura, Yami und sogar Duke waren ebenfalls längst fertig. Die Einzige, von der weit und breit noch nichts zu sehen war, war Mai. Wie üblich ließ die Blondine es sich auch an diesem Abend nicht nehmen, wenigstens fünf Minuten zu spät zu erscheinen – das Vorrecht einer Frau, wie sie es zu nennen pflegte.
 

'Scheiß Vorrechte. Wenn die so weitermacht, kommen wir garantiert nicht mehr pünktlich zu der Eröffnung dieser dämlichen Ausstellung', grummelte Bakura, warf einen kurzen Seitenblick zu seinem Boss und schüttelte innerlich den Kopf. 'Oder zumindest nicht mehr lebend. Wenn Mai weiter so trödelt, bringt er irgendjemanden um – vorzugsweise mich. Den Punk braucht er ja noch als Bettwärmer.'
 

Von seinen Gedanken abgelenkt bemerkte der Weißhaarige erst, dass Mai sich offenbar doch noch entschieden hatte, sie mit ihrer Anwesenheit zu beehren, als die Blondine die breite Treppe förmlich heruntergeschwebt kam. Ihre üppigen Locken waren hochgesteckt, so dass sich nur noch ein paar einzelne Strähnen um ihr ausnehmend hübsches Gesicht ringelten, und ihr Körper war in ein Kleid aus violetter Seide gehüllt, das nicht nur hervorragend zu ihren Augen passte, sondern auch ihre Figur umschmeichelte und jede ihrer Kurven perfekt zur Geltung brachte.
 

So würde sie mit Sicherheit jeden Mann um den Verstand bringen – was genau der Effekt war, auf den sie abzielte. Dennoch, dachte Bakura mit einem Blick in die wachsamen violetten Augen, würde er persönlich ganz sicher niemals so dumm sein, diese Frau zu unterschätzen. Sicher, wenn sie am Arm des Bosses hing, diesen anhimmelte und bei jedem Kompliment dümmlich vor sich hinkicherte, wirkte sie wie der Inbegriff eines hirnlosen Barbiepüppchens, aber dieses Verhalten täuschte ebenso wie ihr Äußeres über ihren messerscharfen Verstand hinweg.
 

Genau diesen Umstand gedachte Duke sich auch an diesem Abend wieder einmal zunutze zu machen. Mit Mai, Yami und auch Bakura an seiner Seite fühlte er sich sicher genug, so dass es ihm nicht schwer fiel, sich mit der Aura von Arroganz zu umgeben, die von jemandem wie ihm erwartet wurde. Yami und Bakura würden ihm den Rücken freihalten und Mai würde zusätzlich zu ihrem Charme und ihren weiblichen Reizen auch noch ihre Augen und Ohren einsetzen und so weitere Informationen sammeln. Manchmal war es wirklich gut, Leute um sich zu haben, auf die man sich in jeder Lage hundertprozentig verlassen konnte.
 

Gemeinsam mit seinen drei Begleitern stieg Duke in seine Limousine und ließ sich von Tristan zur Galerie chauffieren. Dort stiegen erst Yami und Bakura aus und sicherten die Umgebung, bevor auch der Schwarzhaarige den Wagen verließ und seiner Begleiterin den Arm bot. Wie nicht anders erwartet, brach ein regelrechtes Blitzlichtgewitter los, sobald sie auf den Eingang der Galerie zutraten – eine der Schattenseiten des Ruhms, dachte Duke innerlich seufzend, denn jemand mit seinem Namen konnte sich einfach nicht unerkannt bewegen.
 

Allerdings war er an diesem Abend ja auch nicht hier, um unerkannt zu bleiben, daher ignorierte er die Fotografen einfach und öffnete seiner Begleiterin galant die Tür, was Mai mit einem entzückten Laut und übertriebenem Geklimper ihrer Wimpern quittierte. Insgeheim, stellte Duke mit einem Blick in ihre Augen fest, amüsierte sie sich königlich. Es machte ihr, wie er wusste, eine Menge Spaß, für das dumme Blondchen an der Seite des reichen Junggesellen gehalten zu werden.
 

"Mr. Devlin! Welch eine Ehre, dass Sie es tatsächlich einrichten konnten!", drang die unangenehm laute Stimme des Galeristen an Dukes Ohr, kaum dass er die Räumlichkeiten betreten hatte. Noch ehe er die Gelegenheit bekam, auch nur ein Wort zu sagen oder sich eines der Kunstwerke anzusehen, führte Mr. Sakura ihn und seine Begleiterin auch schon unter endlosem Geplapper in Richtung eines blonden jungen Mannes, den er dem Schwarzhaarigen als "Joseph James, den aufgehenden Stern am Kunsthimmel" nahezu anpries.
 

Bei dem Anblick des Blonden, den der Galerist seinem Boss gerade als den Künstler vorstellte, schluckte Bakura hart. War das nicht der gleiche Blondschopf, den er selbst am Vortag so furchtbar angeblafft hatte? 'Verdammte Scheiße! So was kann auch echt nur mir passieren!', dachte der Weißhaarige und überlegte kurzzeitig, seinen Kopf gegen eine der Wände – oder wahlweise auch gegen eine der Skulpturen – zu schlagen.
 

Wenn dieser Joseph James seinem Boss gegenüber auch nur ein einziges Wort über ihre gestrige Begegnung hier in der Galerie und sein nicht besonders freundliches oder auch nur höfliches Verhalten verlor, dann war er aber so was von geliefert! 'Dann kann ich mich einsargen lassen. Oder ich kann gleich bei Kisaragi anrufen und ihm sagen, dass ich doch zu ihm zurückkomme.' Verdammt, womit hatte er eigentlich so viel Pech verdient?
 

~*~
 

Bis nächste Woche!

So ihr lieben es geht weiter! Wir wünschen euch viel Spaß auf Joeys Austellung!
 

Das war ja so klar gewesen. Mr. Sakura musste Devlin natürlich als erstes hierher zu ihm schleppen. Unverbindlich lächelnd reichte Joey dem Schwarzhaarigen die Hand. "Sehr erfreut, Mr. Devlin. Ich hoffe, die Ausstellung sagt Ihnen zu. Sollte Ihnen etwas besonders gefallen, scheuen Sie sich nicht, Mr. Sakura oder mir Bescheid zu sagen." Wie er es schaffte, seine Stimme so ruhig und geschäftsmäßig zu halten, wusste der Blonde nicht, aber es schien zu klappen.
 

Jetzt brauchte er nur noch ein Wunder, das ihm hier wieder heraushalf, ohne dass der Andere ihn in ein Gespräch verwickeln konnte. Er bekam es in Gestalt von Ryou. "Joseph, hier bist Du. Ich suche Dich schon die ganze Zeit", wandte sich der Weißhaarige an seinen besten Freund. "Wir haben einen Interessenten für Das Antlitz der Finsternis. Ich denke, Du solltest mal kurz mit ihm sprechen. Bitte entschuldigen Sie uns, meine Herren", schob er noch in Richtung der Gruppe hinterher, die um Joey herumstand, und hakte sich dann bei dem Blonden ein, um ihn mit sich zu ziehen.
 

"Danke, Ryou", atmete dieser auf, sobald sie außer Hörweite waren. "Ohne Dich hätte ich nicht gewusst, wie ich mich unauffällig hätte loseisen können", wisperte der Größere seinem besten Freund zu, bevor er sich von diesem in den Raum bringen ließ, in dem Mr. Sakura Das Antlitz der Finsternis hatte aufhängen lassen. Kurz wechselte Joey ein paar Worte mit dem Interessenten, dann hatte eines seiner persönlichen Lieblingswerke auch schon einen neuen Besitzer.
 

Da es auffallen würde, wenn er sich vom Foyer fernhielt, schlenderte der Blonde langsam durch die Ausstellungsräume zurück nach vorne. Hier und da wurde er zur Ausstellung beglückwünscht oder beantwortete ein paar Fragen zu einem seiner Werke. Dass er es dadurch schaffte, Duke Devlin immer wieder auszuweichen, war ein eindeutig positiver Nebeneffekt.
 

Er war gerade in ein Gespräch mit dem Kurator des Tokioter Museums vertieft, als sein Handy ihm den Eingang einer SMS meldete. Kurz entschuldigte er sich bei dem älteren Mann und öffnete die Nachricht. Bin jetzt da. In zehn Minuten hast Du Deine Ablenkung. Seufzend löschte Joey die Nachricht, ehe er sich wieder seinem Gesprächspartner zuwandte. Jetzt hieß es ruhig bleiben, damit niemandem auffiel, dass etwas nicht stimmte. Gottlob, dachte Joey, hatte er von seiner Mutter ein gewisses schauspielerisches Talent geerbt. So würde er sein Erschrecken nachher sehr gut verkaufen können.
 

Dass er sein Entsetzten nicht mal würde heucheln müssen, erkannte der Blonde, als nur Momente später die Scheiben hinter ihm barsten und die Galerie sich in einem regelrechten Kugelhagen wiederfand. Fluchend warf Joey sich ebenso wie die anderen Gäste, die alle durcheinander kreischten und schrieen, auf den Boden und bedeckte seinen Kopf mit den Händen, um sich vor den Glassplittern zu schützen. Verdammt, er hatte von einer Ablenkung geredet, nicht von einem Massenmord! Gut, das war es nicht – Valon hatte scheinbar absichtlich immer daneben gezielt –, aber dennoch würde er mit dem Brünetten ein paar wenig freundliche Worte zu wechseln haben.
 

Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass es allen Gästen gut ging – unglücklicherweise war auch Devlin unverletzt geblieben und konnte nicht als Kollateralschaden durchgehen –, verließ der Blonde mit schnellen Schritten und eiskalten Augen die Galerie. Dass er dabei verfolgt wurde, bemerkte er nicht, als er eilig und ohne sich umzusehen die Straße überquerte.
 

Sobald sich nur wenige Minuten später die Tür des der Galerie gegenüberliegenden Hotels öffnete und Valon ins Freie trat, packte Joey ihn am Kragen, zerrte ihn in die Gasse neben dem Hotel und pinnte ihn dort gegen die Hauswand.
 

"Ich meine, mich zu erinnern, dass ich gesagt habe: "Sorg für Ablenkung". Wann habe ich bitteschön erwähnt, dass Du die Galerie kurz und klein schießen sollst? Es sollte nur nicht auffallen, dass ich mich von Devlin fernhalte! Was, verflucht noch mal, hast Du Dir dabei gedacht?!", fuhr er den Anderen an, der seine Tirade allerdings nur mit einem lässigen Grinsen quittierte.
 

"Was regst Du Dich so auf, Joey? Es ist doch niemand verletzt worden. Ich bin ja nicht blind. Außerdem bekommst Du dadurch einen riesigen Presserummel praktisch gratis. Welcher andere Künstler kann schon von sich behaupten, dass es bei seiner Ausstellungseröffnung einen Mordanschlag gegeben hat? Und Devlin wird denken, dass man auch hinter Dir her ist. Ich hab immerhin abgedrückt, als Du vorne gut sichtbar am Fenster gestanden hast. Gut, die Salve hätte vielleicht nicht sein müssen, aber das macht das Ganze nur authentischer. Ich bin nicht Du und werde auch nie so gut sein, dass nur ein einziger Schuss reicht, aber ich verstehe meinen Job trotzdem", maulte der Brünette zurück, ehe er sich aus Joey Griff wand und in der Dunkelheit untertauchte.
 

Gereizt sah der Blonde ihm hinterher. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ein anderer Auftragskiller, der scharf auf seinen Job war und das auch ziemlich deutlich zeigte. Was konnte er denn dafür, dass der Boss ihn nicht gehen ließ? Wenn es nach ihm selbst gegangen wäre, wäre er schon längst über alle Berge. Aber nein, der Boss musste ihn ja unbedingt weiterbeschäftigen wollen. Und er hatte nun mal die Möglichkeiten dazu.
 

Frustriert fuhr Joey sich durch die Haare, ehe er in seine Hosentasche griff und ein Päckchen Zigaretten hervorholte. Ja, er war Stressraucher und ja, er hatte Stress – mächtigen Stress sogar. Valon hatte gut reden. Er hatte ja keine Ahnung, wie sich ein solcher Anschlag auf seinen Ruf als Künstler auswirken würde. Joseph James konnte sich solche negative Presse nicht leisten.
 

Die Zigarette zwischen den Lippen bemerkte der Blonde, dass er sein Feuerzeug in der Eile wohl irgendwo hatte liegen lassen. Wild vor sich hinfluchend raufte er sich erneut die Haare, als vor ihm plötzlich etwas aufflammte. "Hast Du mit ihm gesprochen?", erkundigte Ryou sich, während er zusah, wie Joey die Flamme mit einer Hand abschirmte, um sich seine Zigarette anzuzünden. "Was hat der Idiot sich nur dabei gedacht?"
 

"Eine Menge. Und nur Dinge, die mir ganz und gar nicht gefallen", murrte Joey, ging aber nicht näher darauf ein, sondern machte sich gemeinsam mit Ryou auf den Weg zurück in die Galerie. Immerhin war da immer noch eine Ausstellung mit seinen Werken, die er jetzt besser schließen sollte – falls Mr. Sakura das nicht schon erledigt hatte.
 

Vor der Tür der Galerie trat Joey seine aufgerauchte Zigarette mit der Schuhspitze aus und hielt seinem besten Freund dann die Tür auf. Gemeinsam betraten sie die Galerie und verabschiedeten sich von den Gästen, die augenscheinlich alle bereits in Aufbruchstimmung waren.
 

Die Verabschiedung all der Leute nahm noch einige Zeit in Anspruch und besonders der Abschied von Devlin bereitete Joey Magenschmerzen, denn er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, als würden dessen Begleiter ihn ziemlich genau unter die Lupe nehmen. Hoffentlich irrte er sich in diesem Punkt. Er konnte von dieser Seite nun wirklich keine unnötige Aufmerksamkeit gebrauchen. Nicht, wenn er Devlin bis Ende dieser Woche erledigt haben sollte.
 

Nachdem auch der letzte Gast endlich gegangen war, durchschritt Joey noch einmal sämtliche Räume und sah sich an, was bei Valons missglücktem Ablenkungsmanöver alles zu Schaden gekommen war. Zum Glück hatte der Brünette bei seiner Ballerei wenigstens die Kunstwerke verschont – mit Ausnahme einer Skulptur, die bereits als verkauft markiert worden war. Über den Schaden würde der Käufer in Kenntnis gesetzt werden müssen. Und für den Schaden würde Valon persönlich aufkommen, das stand für den Blonden hundertprozentig fest. Diesen Fauxpas würde der Brünette teuer bezahlen.
 

Bis zum nächsten Mal^^

Wieder etwas spät, aber das ließ sich leider nicht vermeiden. Trotzdem viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

~*~
 

Nach einem kurzen, relativ oberflächlichen und nichtssagenden Gespräch mit dem Künstler, der irgendwann von einem weißhaarigen jungen Mann, der seinem weißhaarigen Bodyguard zum Verwechseln ähnlich sah – er war nur etwas zierlicher und wirkte insgesamt femininer als Bakura –, entführt wurde, wimmelte Duke auch noch den Galeristen ab und machte sich dann, mit Mai am Arm und flankiert von Yami und Bakura, daran, sich die Kunstwerke anzusehen. Wenn er schon einmal hier war, dann würde er auch mal sehen, ob sich hier nicht doch etwas finden ließ, was seinem Geschmack entsprach.
 

Die ganze Zeit über, während er immer wieder stehen blieb, um sich ein Bild oder eine Skulptur näher anzusehen oder mit jemandem, den er kannte, ein bisschen zu plaudern, konnte der Schwarzhaarige sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er beobachtet wurde. Wahrscheinlich, versuchte er sich selbst zu beruhigen, waren das nur die Nachwirkungen des nur knapp überstandenen Mordanschlags, doch er konnte einfach nichts gegen den Impuls tun, jeden der Anwesenden gründlich zu mustern.
 

'Wenn dieser Schütze nicht bald gefunden wird, drehe ich noch durch', grummelte Duke innerlich, lächelte aber dennoch und war mehr als froh, als Mai seine Aufmerksamkeit auf eine kleine, aus weißem Stein bestehende Skulptur lenkte, die einen hübschen, kaum bekleideten jungen Mann darstellte. Das fein geschnittene Gesicht der Skulptur ließ den Schwarzhaarigen unwillkürlich an Yami denken und er widerstand nur mit Mühe dem Drang, zu dem Bunthaarigen hinüberzusehen. Wie hätte das auch gewirkt? Für alle an diesem Abend hier Anwesenden war er schließlich mit Mai zusammen, also galt es, den Schein zu wahren – auch, wenn er die Ausstellung eigentlich viel lieber privat und in Yamis Begleitung besucht hätte. Aber vielleicht würde sich das ja irgendwie doch noch einrichten lassen.
 

"Oh, Duke-Darling, ist dieses Stück nicht einfach wunderschön?", quietschte Mai und lenkte die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen damit auf sich und auch auf die Skulptur zurück. Ihr war keineswegs entgangen, woran ihr Boss gedacht hatte, deshalb zog sie einen entzückenden Schmollmund und klimperte so lange mit ihren Wimpern, bis ihr "Darling" sich mit einem charmanten Lächeln erbot, ihr dieses prachtvolle Stück zu schenken.
 

"Wie reizend von Dir, Duke-Darling!" Die Blondine hauchte Duke einen Kuss auf die Wange und sah ihn aus leuchtenden Augen an, während er Mr. Sakura heranwinkte und diesem gleich einen Scheck ausschrieb. Dann gab er noch die Anweisung, die Skulptur am nächsten Tag in seine Stadtvilla liefern zu lassen, um "seiner Lady eine Freude zu machen", bevor er den Galeristen, der vor lauter Begeisterung über diesen Verkauf einem Herzinfarkt bedenklich nahe war, wieder stehen ließ. Er hatte sich seiner Auffassung nach schon länger mit diesem Schleimer herumgeschlagen, als er es verdient hatte. Außerdem war es an der Zeit, sich endlich mal um die Dinge zu kümmern, deretwegen er eigentlich hergekommen war. Die Ausstellungseröffnung war schließlich nur ein Vorwand, sonst nichts.
 

Der Schwarzhaarige war gerade in ein Gespräch mit Seto Kaiba, einem seiner japanischen Geschäftspartner verstrickt – Mai unterhielt sich währenddessen angeregt mit dessen junger, hübscher Frau Kisara über deren eisblaues Kleid und andere Dinge, für die die Damen der feinen Gesellschaft sich so zu interessieren pflegten –, als urplötzlich und ohne jegliche Vorwarnung die Hölle losbrach.
 

Noch ehe Duke wirklich registrierte, dass das Klirren, das er hörte, das Bersten von gläsernen Fensterscheiben darstellte, die unter dem Einschlag mehrerer Kugeln zerbrachen und sich im Raum verteilten, fand er sich auch schon auf dem Boden der Galerie wieder, auf den Yami ihn blitzschnell gezerrt hatte. Mai hatte sich ebenfalls bereits geduckt und dabei Kisara mitgezogen, während deren Ehemann hinter einer der größeren Statuen in Deckung gegangen war und von dort aus nach dem Schützen Ausschau hielt, was allerdings durch die noch immer in die Galerie hereinpfeifenden Kugeln erschwert wurde. So, wie es klang, befand sich draußen nicht nur ein Schütze, sondern gleich mehrere. Blieb nur die Frage, wem dieser Anschlag galt. Immerhin waren hier an diesem Abend einige Personen versammelt, die sich den einen oder anderen Feind gemacht hatten.
 

Bakura, der sich schon vor einigen Minuten von seinem Boss und dessen Begleitern abgesetzt hatte, um den Künstler zu suchen und sich bei diesem für sein Benehmen vom Vortag zu entschuldigen – noch hatte dieser seinem Boss zwar nichts davon erzählt, aber sicher war sicher –, fluchte unterdrückt vor sich hin, als der Kugelhagel losging. Instinktiv hatte er sich geduckt, aber da er sich in einem der Nebenräume aufhielt, befand er sich in relativer Sicherheit – ganz im Gegensatz zu seinem Boss, Mai und auch Yami.
 

'So eine verdammte Scheiße! Da setzt man sich einmal für fünf Minuten ab und schon passiert so was!' Der Weißhaarige, der inzwischen zu der Überzeugung gelangt war, dass das Universum ihn eindeutig hassen musste, knirschte vor unterdrückter Wut mit den Zähnen. Er hatte ganz genau gesehen, dass es Yami gewesen war, der den Boss auf den Boden gezogen und mit seinem Körper gedeckt hatte. Wenn der Boss jetzt noch merkte, dass er selbst fehlte – und das ohne wirklich guten Grund –, dann war er geliefert. Dann war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert.
 

Gerade als Bakura sich wieder aufrappelte, fiel sein Blick auf eines der Gemälde – das einzige, das sich in diesem Raum befand. Der blonde junge Mann mit den schwarzen Flügeln, der auf diesem Bild dargestellt war, war dem Weißhaarigen sehr vertraut – war er dem Boss und auch ihm doch als Joseph James, der Maler, vorgestellt worden –, aber das war es nicht, was Bakuras Aufmerksamkeit fesselte. Nein, was ihn die Augen zusammenkneifen und noch einmal hinsehen ließ, war die Beretta, die der Blonde auf diesem Bild – das ganz offenbar ein Selbstportrait darstellen sollte – in der Hand hielt.
 

'Interessantes Bild von sich selbst hat dieser Typ', schoss es dem Weißhaarigen durch den Kopf und sein Blick schweifte suchend durch die Galerie, bis er den blonden Künstler erblickte. Dessen harter Blick und sein entschlossener Gesichtsausdruck alarmierten Bakura jedoch sofort. Das da draußen war kein normaler Künstler mehr. Das war ein Mann, der verdammt genau wusste, was hier vor sich ging – und dem das ganz eindeutig nicht in den Kram passte.
 

Ohne groß darüber nachzudenken, schlängelte Bakura sich durch das Chaos, das auch nach dem Abebben der Schüsse noch in der Galerie herrschte, und folgte dem Blonden nach draußen. Dabei war er mehr als dankbar sowohl für die Dunkelheit als auch für die Unvorsichtigkeit des Anderen, denn so war es ein Leichtes, ihm über die Straße hinweg zu dem Hotel zu folgen und dort auch die Unterhaltung mitanzuhören, die er mit einem brünetten Mann führte, der ganz offenbar die Schüsse auf die Galerie abgegeben hatte.
 

'Na, wenn das nicht aufschlussreich ist.' Sobald er genug gehört hatte, zog Bakura sich ungesehen wieder in die Galerie zurück, um nach seinem Boss und den Anderen zu sehen. Glücklicherweise schien auf den ersten Blick niemand von ihnen verletzt zu sein und, was den Weißhaarigen innerlich aufatmen ließ, es schien auch niemand sein Fehlen bemerkt zu haben.
 

"Wir gehen", beschloss Duke, nachdem er sich aufgerappelt und sich den Staub von seinem Anzug geklopft hatte. "Und zwar sofort", schob er noch hinterher, nachdem Bakura ihm bestätigt hatte, dass es draußen sicher und der Schütze bereits über alle Berge war.
 

Gemeinsam mit Mai, seinen beiden Bodyguards und auch dem Ehepaar Kaiba verließ der Schwarzhaarige daraufhin die Galerie, nachdem er sich nur ausgesprochen kurz angebunden von dem Galeristen und dem Künstler verabschiedet hatte. Auch wenn er es nach außen hin nicht zeigte, sondern seine überhebliche Maske wahrte, so steckte ihm der Schreck über diesen erneuten Anschlag innerhalb einer so kurzen Zeitspanne doch in den Gliedern und selbst wenn er nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob er dieses Mal das Ziel gewesen war oder nicht, wollte er trotzdem einfach nur in die relative Sicherheit seiner Villa zurückkehren.
 

"Was für ein gründlich misslungener Abend", seufzte Mai, ließ sich neben ihren Boss in die Polster der Limousine sinken und warf dann einen Blick zu dem Schwarzhaarigen. Sie wusste zwar nicht, ob dieser Anschlag ihm gegolten hatte, aber seine krampfhaft zusammengebissenen Kiefer machten deutlich, dass er selbst das zumindest nicht vollständig ausschloss.
 

Die ganze Fahrt nach Hause verlief in tiefem Schweigen. Niemand wagte, etwas zu sagen, und Duke war das nur recht. Erst als die Limousine vor der Tür der Villa parkte und sie diese hinter sich geschlossen hatten, ergriff er wieder das Wort und sah seine beiden Bodyguards und auch Mai eindringlich an. "Ich will, dass ihr rausfindet, wer hinter dieser Schießerei steckt – und wem die Kugeln galten", verlangte er und Bakura öffnete den Mund, schloss ihn allerdings unverrichteter Dinge wieder.
 

Er hatte zwar den Namen seines Bosses aufgeschnappt, als der blonde Künstler mit diesem Brünetten gesprochen – oder diesen vielmehr angeblafft – hatte, aber noch hatte er keinen richtigen Beweis dafür, dass die beiden auch hinter dem Anschlag in den USA steckten. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als sich an diesen Joseph James dranzuhängen und zu sehen, ob er wirklich eine Gefahr für den Boss war. Wenn er sich dessen erst mal hundertprozentig sicher war, konnte er den Schwarzhaarigen immer noch warnen.
 

'Oder', meldete sich eine kleine Stimme in seinem Kopf zu Wort, 'Du schaltest diesen Typen und seinen Auftraggeber alleine und höchstpersönlich aus und servierst dem Boss ihre Köpfe auf einem Silbertablett. Dann hat der Punk endlich auch mal das Nachsehen. Und dann nützt ihm auch sein ganzes Rumgeficke mit dem Boss nichts mehr.' Doch, dachte Bakura, so würde er es machen. Wer zuletzt lachte, lachte schließlich immer noch am besten.
 

~*~
 

Bis nächste Woche!

Und weiter gehts! Wir wünschen euch wie immer viel Spaß beim lesen!
 

Der nächste Morgen begann in Joeys Augen viel zu früh, denn nach den Ereignissen des Vortages hatte er schlecht geschlafen. Dennoch quälte er sich seufzend aus dem Bett und fluchte lautlos vor sich hin. Erst vermasselte Valon einen ganz simplen Auftrag und dann hatte er auch noch so ein ungutes Gefühl im Bauch, das ihm sagte, dass er sehr, sehr tief in der Scheiße steckte. Sein Tag, sinnierte er, hatte auch schon mal besser angefangen.
 

Murrend stieg der Blonde unter die Dusche und machte sich danach fertig. Er hatte heute einige Dinge zu erledigen, die er nicht aufschieben konnte. Vor allem brauchte er neues Material für seine Kugeln und dann musste er auch noch ins Atelier, um die Kristalle, die er besorgen musste, zu verstauen.
 

Der Tag würde also wieder Stress pur werden. Er war nur dankbar dafür, dass Ryou ihm so gut es ging den Rücken freihielt und sich auch freiwillig in der Galerie um alles kümmerte, denn dafür reichte seine Toleranzgrenze heute wirklich nicht mehr. Dafür hatte Valon am vergangenen Abend sehr eindrucksvoll gesorgt.
 

Nachdem er endlich etwas wacher war, machte sich der Blonde zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Der Juwelier, bei dem er seine Kristalle immer bestellte, strahlte ihn regelrecht an, als er den kleinen, aber sehr exklusiven Laden betrat. "Ich wollte Sie gerade anrufen. Ihre Bestellung ist eingetroffen", wurde Joey begrüßt, nahm die Kristalle entgegen und verließ den Laden wieder, nachdem er seine Lieferung bezahlt hatte. Das Päckchen mit den Kristallen packte er in seine Tasche, ohne zu bemerken, dass ihm dabei einer der Steine verloren ging. Ebenso wenig bemerkte er, dass er einen Verfolger hatte, der den heruntergefallenen Kristall aufhob und in die Tasche seiner Jacke gleiten ließ.
 

Mit seinen Gedanken schon in der Waenestreet weilend – immerhin war seine "Shoppingtour" noch nicht beendet – beeilte Joey sich, den Laden seines guten Bekannten Hiro zu erreichen. Es dauerte nicht lange und der Schwarzhaarige hatte ihm seine übliche Bestellung zusammengestellt und verpackt. Jetzt musste er also nur noch zahlen und dann ins Atelier, um die Kristalle in ihrem Versteck unterzubringen.
 

Als Joey wieder auf die Straße trat, hatte es wie in den letzten Tagen schon angefangen zu regnen. Fluchend schlug der Blonde den Kragen seines Mantels hoch und verfiel auf den letzten vier Blocks bis zu seinem Atelier in den Laufschritt. Es wartete zwar noch einiges an Arbeit auf ihn – wie zum Beispiel ein weiteres Selbstportrait, das ihn mit bloßem Oberkörper und eiskaltem Blick, seinem Gewehr und einem blutroten Sprühregen zeigte –, aber egal. Im Moment war Devlin Priorität Nummer Eins. Alles andere musste warten, bis dieser Auftrag endlich erledigt war.
 

Nachdem er alles verstaut hatte, verschloss er das Atelier seufzend wieder hinter sich und machte sich mit einer neuen Mappe über Devlin auf den Weg zurück ins Loft. Er musste ganz dringend fertig werden und er brauchte vor allem ganz, ganz dringend mehr Infos über den Schwarzhaarigen und dessen Leben. In Gedanken ging der Blonde noch einmal alles durch, was er über sein Ziel wusste. Vor allem die Bodyguards stellten ein Problem dar, weil er noch nicht wirklich wusste, welcher der beiden für ihn der gefährlichere war. Allerdings schätzte Joey selbst den Weißhaarigen als gefährlicher ein. Die dunklen Augen des Kerls machten ihm irgendwie Angst – und zwar ziemlich große, wenn er ehrlich zu sich selbst war.
 

Mit diesen und anderen unerfreulichen Gedanken beschäftigt erreichte Joey endlich das Loft. Schnell betrat er dieses und verschanzte sich dann in seiner "Hexenküche", wie Ryou den Raum nannte, in dem der Blonde seine Kugeln herzustellen pflegte – etwas, das er jetzt auch tat. Zum Einen beruhigten ihn die immer gleichen Handgriffe und zum Anderen brachte es nichts, wenn er jetzt gleich wieder Jagd auf Devlin machte. Immerhin hatte er keine Kugeln mehr und 08/15-Munition kam für seine Aufträge einfach nicht in Frage. Ja, gut, das war ein Tick von ihm, der eigentlich keinen wirklichen Sinn hatte, aber jeder Mensch brauchte schließlich einen Spleen. Und das hier war eben seiner, basta.
 

Drei Stunden später verließ Joey den Raum wieder. Die Patronen waren fertig, die neuen Berichte gelesen und ausgewertet und er hatte nach all der Arbeit gewaltigen Hunger. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er sowieso in einer Stunde mit Ryou zum Essen verabredet war, also machte er sich direkt auf den Weg ins Bad, sprang noch mal schnell unter die Dusche und zog sich um.
 

Eine halbe Stunde später hatte er das Loft verlassen und war mit seinem Wagen auf dem Weg in Tokios Innenstadt. Immerhin wollte er nicht zu spät kommen und das Restaurant lag am anderen Ende der City. Er hatte sein Ziel fast erreicht, als ein leiser Alarm an seinem Handy ihn aufmerksam werden ließ. Verdammt, da war jemand ins Loft eingebrochen. Mit quietschenden Reifen drehte Joey um und jagte zurück. Wer auch immer sich im Loft aufhielt, schien sich beim Umsehen offenbar Zeit lassen zu wollen, denn der Alarm hielt an.
 

Mit Bleifuß und ohne Rücksicht auf Verluste fuhr der Blonde in die Tiefgarage, stoppte den Wagen und sprintete dann zum Fahrstuhl. Ein Griff in das Geheimfach von ebendiesem und er hatte seine Beretta in der Hand. Ruhig durchatmend wartete er darauf, dass der Fahrstuhl in der richtigen Etage anhielt und er aussteigen konnte, um dem Eindringling einen passenden Empfang zu bereiten.
 

Nahezu lautlos betrat Joey das Loft und orientierte sich erst einmal. In den Wohnräumen schien sich ihr "Gast" nicht aufzuhalten, also blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder war der Einbrecher schon weg – was der Blonde doch stark bezweifelte –, oder aber er hatte die "Hexenküche" entdeckt und sah sich da noch um.
 

Da er diese Möglichkeit für wahrscheinlicher hielt, schlich er zu diesem Raum hinüber, schob die bereits geöffnete Tür vorsichtig etwas weiter auf und glitt in das Zimmer hinein. Ein Blick auf den Hinterkopf ihres "Gastes" und er musste sich einen lauten Fluch verkneifen. Also hatte er doch Recht gehabt mit seiner Intuition im Bezug auf Devlins Bodyguards. Der Weißhaarige war tatsächlich der gefährlichere von beiden, wenn es ihm schon gelungen war, bis hierher vorzudringen.
 

Leise entsicherte Joey die Waffe, trat dann direkt hinter den Weißhaarigen und drückte diesem lautlos die Mündung der Waffe an den Hinterkopf. "Okay, zeig mir Deine Hände", verlangte er mit leiser, aber dennoch vollkommen ruhiger Stimme und registrierte mit Genugtuung, wie der Andere sich zwar versteifte, seiner Aufforderung aber dennoch gehorsam nachkam.
 

"Gut so. Und jetzt werden wir beiden uns mal ein bisschen unterhalten. Wenn es etwas gibt, was ich noch mehr hasse als wenn ein Auftrag schief geht, dann ist das ein Spion, der in meiner Wohnung herumwühlt und sich dabei auch noch erwischen lässt", murmelte Joey kalt, ehe er dem Weißhaarigen einen Stoß gab, so dass dieser mit dem Gesicht voran auf der Couch im Raum landete und sich dort nur mit Mühe abfangen konnte. Die Waffe im Anschlag wartete der Blonde, bis sein Besucher sich wieder aufgerappelt und zu ihm umgedreht hatte. Erst als der Andere ihn ansah, stellte er die Frage, die ihn im Augenblick am meisten beschäftigte: "Weiß Dein Boss, wo Du Dich gerade rumtreibst?"
 

Ihr habt es geschafft Freunde! Bis demnächst^^

Und weiter geht's! Wir wünschen euch ganz viel Spaß bei diesem Kapitel!
 

'So eine verdammte Scheiße!', fluchte Bakura lautlos vor sich hin, als er sich nicht nur der Mündung einer Beretta, sondern auch dem eisigen Blick des blonden Künstlers vom Vorabend gegenübersah. Ganz offenbar hatte er sein Glück mal wieder vollkommen überstrapaziert und bekam jetzt die Quittung dafür. Das hatte er ja wieder mal ganz toll hinbekommen. Und zu allem Überfluss hatte er niemandem gesagt, wohin er gegangen war. Irgendwie bezweifelte der Weißhaarige sogar, dass überhaupt schon jemand sein Fehlen bemerkt hatte. Immerhin war er am Morgen extra früh aufgebrochen – sogar noch vor dem Frühstück –, um den Blonden auf Schritt und Tritt beobachten zu können.
 

Und was hatte er nicht alles für interessante Dinge gefunden! Gut, das Atelier des Blonden hatte nicht allzu viel hergegeben – wenn man einmal von dem recht makaberen Selbstportrait absah, das das vom Vorabend aus der Galerie um Längen schlug –, aber dafür hatte er hier in der Wohnung dieses sogenannten "Künstlers" die Werkstatt gefunden, in der der Blondschopf ganz offenbar seine Kugeln herstellte.
 

'So ein elender Mist!' Er hatte es sich so toll vorgestellt, dem Boss diesen verkappten Killer fein säuberlich verschnürt und am liebsten sogar noch mitsamt der Information über seinen Auftraggeber übergeben zu können. Und was hatte er jetzt davon? Er hatte – mal wieder, verdammt! – die Arschkarte gezogen und stand jetzt allein einem Bewaffneten gegenüber, der ganz sicher keinerlei Skrupel kannte und ihn eiskalt erschießen würde, wenn er auch nur ein falsches Wort sagte oder eine falsche Bewegung machte.
 

'Wunderbar, echt. Warum bin ich heute Morgen eigentlich überhaupt aufgestanden?', grummelte Bakura und warf dem Blonden einen giftigen Blick aus zu schmalen Schlitzen verengten dunkelbraunen Augen zu. "Leck mich, Arschloch", beantwortete er dessen Frage und ließ sich mit einem höhnischen Grinsen auf die Couch fallen, gegen die der Andere ihn vorhin geschubst hatte.
 

"Find's doch selbst raus", schob er noch hinterher und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Er hatte die Schnauze voll – ein für allemal. Ständig war er derjenige, der die Arschtritte bekam – sowohl von seinem Boss als auch vom Leben im Allgemeinen. Aber irgendwann war auch bei ihm mal Schluss. Und dieses irgendwann war ganz genau jetzt.
 

"Wenn Du meinst, dass Du's Dir erlauben kannst, dann erschieß mich doch. Aber bring's schnell hinter Dich. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, klar?" Der Weißhaarige war sich der Tatsache vollkommen bewusst, dass es nicht unbedingt ratsam war, jemanden, der eine entsicherte Waffe auf einen richtete, dumm anzumachen, aber die Konsequenzen dieses Handelns waren ihm gerade absolut gleichgültig. Ob er jetzt draufging oder zu Kisaragi zurückgeschickt wurde, weil er es wieder einmal vermasselt hatte – wo war der Unterschied?
 

"Entscheidest Du Dich vielleicht heute noch?", blaffte Bakura den Blonden an, als dieser nicht auf seine Worte reagierte. "Oder soll ich mir selbst das Hirn wegblasen, damit Du Dir die Finger nicht an mir schmutzig machen musst? Ich bin immer gerne behilflich, wenn ich kann", ätzte er weiter und seine Augen wurden, soweit das möglich war, sogar noch eine Spur schmaler. Worauf wartete dieser Kerl eigentlich? Auf den Weihnachtsmann? Oder brauchte er eine noch deutlichere Einladung für einen Mord?
 

*
 

"Warum hast Du denn gestern nichts davon gesagt?" Mai warf Yami einen tadelnden Blick zu und wickelte den Verband, den dieser sich am Vorabend selbst um seinen linken Oberarm geschlungen hatte, ab, um sich die darunter befindliche Verletzung ansehen zu können. Ihr war beim Frühstück schon aufgefallen, dass der Bunthaarige diesen Arm ungewöhnlich vorsichtig bewegt hatte, aber erst jetzt, am Nachmittag, hatte sie endlich die Zeit gefunden, ihn in seinem Zimmer aufzusuchen und nachzusehen, was genau mit ihm nicht stimmte.
 

"So schlimm ist es nicht", wiegelte Yami gleich ab und wollte die Hände der Blondine beiseite schieben, erhielt dafür jedoch nur einen Klaps auf die Finger und einen weiteren strengen Blick. "Ob es schlimm ist oder nicht, entscheidest nicht Du. Ich werde mir die Wunde jetzt erst einmal ansehen und dann eventuell den Boss informieren, wenn es nötig sein sollte", gab sie zurück und der Bunthaarige schüttelte schnell den Kopf.
 

"Das musst Du nicht. Wirklich nicht, Mai. Es ist nur ein Kratzer. Eine der Kugeln hat mich gestreift, mehr nicht", versuchte er es erneut und sog scharf die Luft ein, als die Blondine den Verbandsstoff von der Wunde zog. "Du hast Recht", bestätigte sie nach einem fachkundigen Blick auf die Verletzung. "Es ist wirklich nur ein Kratzer. Aber er muss trotzdem ordentlich desinfiziert werden. Du hättest gestern Abend gleich zu mir kommen sollen. Dann hättest Du Dir ein paar Schmerzen ersparen können", schob sie noch hinterher und ihr widerwilliger Patient seufzte.
 

"So weh tut es nun auch wieder nicht", murrte er, biss aber dennoch die Zähne zusammen, als Mai das Desinfektionsmittel, das sie aus dem Bad geholt hatte, großzügig auf die Wunde tupfte. "Jammerlappen", zog sie den Bunthaarigen auf und dieser wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als die Tür zu seinem Zimmer nach kurzem, forschem Anklopfen geöffnet wurde.
 

"Yami, weißt Du zufällig, wo Bakura sich schon wieder rumtreibt? Ich war gerade in seinem Zimmer und auch im Trainingsraum, aber da ist er nicht. Ich habe ihn heute den ganzen Tag über noch nicht zu Gesicht bekommen und ich ..."
 

Duke brach mitten im Satz ab, als er die Situation erfasste, die sich ihm bot. Yami saß auf seinem Bett, sein Hemd, das ein dunkelroter Blutfleck zierte, lag davor auf dem Boden und Mai, die halb neben dem Bunthaarigen hockte, war offenbar gerade damit beschäftigt gewesen, die Wunde an seinem Oberarm zu desinfizieren – eine Wunde, von der er selbst bis zu dieser Sekunde absolut nichts gewusst hatte und die ihn deshalb weit mehr schockierte, als sie es sonst getan hätte – und zu verbinden, bevor er hereingeplatzt war.
 

"Es sieht schlimmer aus, als es ist, Boss", informierte Mai den Schwarzhaarigen direkt, doch dieser ignorierte sie und blickte stattdessen Yami aus schmalen Augen an. "Wann hattest Du vor, mir davon zu erzählen?", brachte er mühsam beherrscht hervor und der Bunthaarige schluckte schwer, bevor er den Blick senkte. "Gar nicht", gestand er dann leise. "Es ist kaum der Rede wert. In ein paar Tagen ist das wieder vollkommen verheilt. Und die Hauptsache ist doch, dass Dir nichts passiert ist", fuhr er fort und Mai verkniff sich mühsam ein Seufzen. Wie blind konnte man eigentlich sein?
 

"Könntest Du das Verbinden für mich übernehmen, Boss? Dann sehe ich in der Zwischenzeit mal nach, wo Bakura steckt." Ohne eine Antwort abzuwarten erhob die Blondine sich, drückte dem Schwarzhaarigen das Verbandsmaterial in die Hand und ließ ihn und Yami alleine. 'Vielleicht', dachte sie, 'schaffen die beiden es ja jetzt mal endlich, richtig miteinander zu reden.' Wirklich daran glauben tat sie zwar nicht, aber die Hoffnung starb ja bekanntlich immer zuletzt.
 

"Du hättest mir sagen müssen, dass Du verletzt worden bist." Der vorwurfsvolle Unterton in der Stimme seines Bosses ließ Yami doch wieder aufsehen – direkt in die grünen Augen, in denen sich unter anderem auch Sorge und Angst widerspiegelten. 'Etwa um mich? Macht er sich wirklich meinetwegen Sorgen?' Bei diesen Gedanken begann das Herz des Bunthaarigen, hoffnungsvoll zu flattern. Sicher, sein Boss teilte immer mal wieder das Bett mit ihm und er war auch in einige Dinge eingeweiht, die beispielsweise Noah oder Bakura nicht wussten, aber er hatte trotzdem nie zu hoffen gewagt, dass er für den Schwarzhaarigen vielleicht doch mehr als nur ein Vertrauter war.
 

"Wie gesagt, es ist nichts Ernstes", hörte der Bunthaarige sich selbst sagen und auf seine Lippen legte sich ein ganz leichtes, kaum wahrnehmbares Lächeln, als die schlanken Finger seines Bosses damit begannen, ihm vorsichtig einen Verband anzulegen. Es war das erste Mal, dass der Schwarzhaarige derart zärtlich zu ihm war, ohne dass es etwas mit Sex zu tun hatte, und auch wenn der Anlass eigentlich keinen Grund zum Lächeln bot, konnte er diesen Reflex dennoch nicht verhindern.
 

"Trotzdem hättest Du es mir sagen müssen", beharrte Duke, nachdem er den Verband befestigt hatte. Er kam jedoch nicht mehr dazu, noch etwas zu sagen, denn im nächsten Moment lagen auch schon Yamis Lippen auf seinen. Zum ersten Mal küsste dieser ihn ganz von sich aus und noch bevor der Schwarzhaarige wusste, wie ihm geschah, fand er sich rücklings auf dem Bett wieder, den Anderen halb auf seinem Schoß hockend und noch immer dessen Lippen auf den eigenen.
 

"Ich sagte doch: Hauptsache, Dir ist nichts passiert. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich Dich nicht hätte beschützen können", flüsterte der Bunthaarige gegen die Lippen seines Bosses und küsste diesen erneut. Dabei vertiefte sich sein Glücksgefühl noch mehr. Nicht nur, dass der Schwarzhaarige seinen Kuss sofort erwiderte; nein, er selbst konnte auch deutlich fühlen, dass das Herz des Anderen mindestens ebenso schnell und unregelmäßig schlug wie sein eigenes. Vielleicht, dachte Yami, während er seine rechte Hand dort auf die Brust des unter ihm Befindlichen legte, wo dessen Herz pochte, war es ja doch nicht zu vermessen zu hoffen, dass sein Boss seine Gefühle irgendwann erwidern würde. Und möglicherweise lag dieses Irgendwann ja gar nicht mehr in allzu weiter Ferne.
 

Und ihr habts geschafft^^ weiter geht es nächste Woche!

Mit elend langer Verspätung, aber hier ist endlich das neue Kapitel. Das nächste kommt wieder wie gewohnt am Mittwoch.
 

Schweigend hörte Joey sich das Gefluche seines Gegenübers an. Es schien fast so, als hätte der Andere eine mehr als bescheidene Woche hinter sich. Joey wusste nicht, warum, aber er konnte nicht anders: Leise lachend sicherte er die Beretta und legte sie neben sich, jedoch ohne sie gänzlich loszulassen. Das war ihm trotz allem einfach zu gefährlich.
 

"Dir ist schon klar, dass wir uns in einem Wohnhaus befinden, oder? Was meinst Du, wie schnell die Bullen hier sind, wenn ich Dir eine Kugel ins Hirn jage? Ich denke mal, erschießen werde ich Dich nicht – noch nicht. Aber ich kann Dich natürlich auch nicht zu Deinem Boss zurücklassen. Ich hänge schließlich an meinem Leben und Dein Boss würde mit Sicherheit alles daran setzen, meinen Kopf zu bekommen. Du solltest es Dir hier so gemütlich wie möglich machen. In der nächsten Zeit wird das hier nämlich Dein Zuhause sein."
 

Nach diesen Worten stand Joey auf, verließ den Raum und schloss diesen hinter sich ab. Nur Sekunden später zeigten ihm ein lautes Krachen und ein nicht minder lauter Fluch, dass sein "Gast" scheinbar aus seiner Starre erwacht war. Nun gut, sollte er halt toben, wenn er sich dadurch besser fühlte.
 

Schulterzuckend wandte Joey sich ab. Er hatte immer noch eine Verabredung mit Ryou und auch wenn er zu spät war, er würde sie einhalten und den Anderen nicht umsonst warten lassen. Außerdem musste er ihm ja auch erzählen, wer sich jetzt in ihrer Wohnung befand. Nicht, dass Ryou noch einen Schreck bekam, wenn er zufällig auf diesen Bakura stieß. Immerhin war Devlins Bodyguard doch ziemlich gruselig – ganz besonders dann, wenn er diesen grimmigen Blick draufhatte.
 

'Obwohl dieser Blick ja auch schon ganz schön heiß ist.' Okay, hatte er das gerade wirklich gedacht? Joey schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden, stellte schnell den Alarm neu ein und aktivierte auch noch den Störsender, damit sein "Gast" sich nicht während seiner Abwesenheit Hilfe holte. Darauf, bei seiner Heimkehr von Devlin und seinen Leuten in Empfang genommen zu werden, konnte er wirklich gut verzichten.
 

Nachdem er alles erledigt hatte und seinen "Gast" sicher untergebracht wusste, machte der Blonde sich auf den Weg zu seinem Treffen mit Ryou. Dabei grinste er die ganze Zeit ungewollt vor sich hin. Er war jetzt schon mehr als gespannt, wie seine "Hexenküche" nach seiner Rückkehr aussehen würde.
 

Zwei Stunden später betrat Joey zusammen mit Ryou das Loft wieder. Da alles ruhig war, schien sich sein "Gast" in der Zwischenzeit beruhigt – oder zumindest ein bisschen ausgetobt – zu haben. Ohne nach dem Weißhaarigen zu sehen, setzte der Blonde sich erst noch eine Weile mit Ryou ins Wohnzimmer. Um seinen "Gast" würde er sich später kümmern. Im Augenblick gab es Wichtigeres als diesen Bakura – beispielsweise die Tatsache, dass die Polizei Ryous Worten zufolge davon ausging, dass ein Neider seine Ausstellung sabotiert hatte.
 

'Gut so', dachte Joey. So konnte er sich dann hier in Tokio wenigstens frei bewegen, ohne Angst haben zu müssen, dass der Auftrag wieder in die Hose ging. Nachdem er mit Ryou noch die Planung für die nächsten Tage durchgesprochen hatte, verabschiedete dieser sich von Joey, wünschte dem Blonden eine gute Nacht und legte sich schlafen.
 

Joey öffnete derweil leise die Tür zur "Hexenküche" und betrat vorsichtig den Raum. Das Chaos, das er dort vorfand, übertraf bei weitem alles, was er erwartet hatte. Überall auf dem Boden lagen seine Kugeln verstreut, aber der Weißhaarige hatte auch vor den Papieren keinen Halt gemacht und einige Unterlagen – darunter einige über Devlin und augenscheinlich auch über sich selbst – vollständig zerstört.
 

Wie gut, sinnierte der Blonde grinsend, dass er hier in diesem Raum nur die Kopien lagerte. Sollte sein "Gast" ruhig glauben, dass er ihm geschadet hatte, obwohl das nicht der Fall war. Weiterhin grinsend – er bekam das Grinsen einfach nicht aus seinem Gesicht – sah sich der Blonde weiter im Raum um. Der Andere hatte wahrlich ganze Arbeit geleistet. Es war wirklich ein Segen, dass der Raum schallisoliert war, denn sonst, so befürchtete der Blonde, hätten die Nachbarn den Tobsuchtsanfall des Weißhaarigen mit Sicherheit gehört. Ganz sicher war dieser in seiner Wut alles andere als leise gewesen.
 

Die Toberei schien ihn allerdings ganz schön ausgelaugt zu haben. Wieso sonst sollte der Weißhaarige hier mitten im Raum, zwischen Papierfetzen und Kugeln, auf dem Boden liegen und tief und fest schlafen? Kurzzeitig blieb der Blonde unschlüssig stehen, ehe er aus dem Raum huschte, zu seinem Schrank ging und dort eine rote Samtdecke holte, um sie über den Schlafenden zu breiten.
 

Das leise Murren seines "Gastes" ließ Joey kurz schmunzeln, ehe er einer Eingebung folgend nach seinem Skizzenblock griff und eine grobe Zeichnung von dem Bild, das er hier vor sich sah, anfertigte. Über das Zeichnen vergaß der Blonde alles um sich herum. Erst seine protestierende Nackenmuskulatur riss ihn schließlich ungefähr eine Stunde später wieder aus seiner Versunkenheit. Seufzend klappte er den Block zu und verließ mit diesem auf den Arm den Raum, schloss ihn ab und beschloss, sich nun ebenfalls endlich schlafen zu legen.
 

Seufzend krabbelte Joey in sein Bett, wickelte sich in seine Decke und schloss die Augen. Auch wenn er in erster Linie Künstler war, war da immer noch sein Auftrag und dafür musste er fit sein. Außerdem hatte er so eine vage Ahnung, dass er in der nächsten Zeit, solange er sich um seinen "Gast" würde kümmern müssen, jede Energiereserve gebrauchen konnte.
 

Sechs Stunden später öffnete der Blonde seine Augen wieder. Wie immer, wenn er ein neues Bild im Kopf hatte, brauchte er nur wenig Schlaf und war hellwach, sobald er seine Augen aufschlug. Nachdem er geduscht und etwas gegessen hatte, verzog er sich an eines der großen Fenster im Wohnraum. Begleitet von Ryous Tastengeklapper sah er sich die Skizze noch einmal an, ehe er damit begann diese auf die Leinwand zu bannen. Nur Momente später war er völlig in seiner Arbeit versunken – so versunken, dass er nicht einmal einen Gedanken daran verschwendete, in sein Atelier zu fahren, um dort zu arbeiten. Glücklicherweise bewahrte er auch in dem Loft einige Leinwände auf für den Fall, dass ihn hier die Muse küsste.
 

"Joey, warum zur Hölle malst Du einen von Devlins Bodyguards – und dann auch noch so?!" Ryous Stimme riss den Blonden aus seiner Versunkenheit und ließ ihn zusammenschrecken. Langsam drehte er sich zu seinem besten Freund um und runzelte die Stirn, bevor er sein Werk noch einmal einer kurzen Musterung unterzog.
 

"Was ist Deiner Meinung nach bitteschön falsch an dem Bild?", wollte er dann wissen und legte fragend den Kopf schief. Gut, es war ein halber Akt – immerhin war der weißhaarige Bodyguard auf dem Bild nur sehr notdürftig von einer roten Decke bedeckt, während er umgeben von Papierfetzen, Kugeln und einigen Waffen schlief –, aber ihm selbst gefiel es ausgesprochen gut.
 

Dann allerdings, nachdem er noch einmal genauer nachgedacht hatte, fiel Joey wieder ein, dass er Ryou am Vortag doch nicht mehr über ihren unfreiwilligen "Gast" informiert hatte. Da er aber keine Lust hatte, das jetzt nachzuholen – jetzt wollte er einfach nur malen, wo er gerade so schön im Fluss war –, beschloss er, das Ganze abzukürzen und Ryou selbst sehen zu lassen, was Sache war.
 

"Und was den Rest Deiner Frage angeht: Schau mal in die "Hexenküche", wenn Du wissen willst, warum ich gerade einen von Devlins Bodyguards male. Ach, und nimm etwas zu essen mit!", instruierte er den Weißhaarigen und wandte sich wieder dem Bild zu. Ryous Stirnrunzeln sah er schon nicht mehr. Zu sehr war er schon wieder von seiner Arbeit gefangen. Dass der Kleinere schulterzuckend den Raum verließ, bekam der Blonde auch nicht mit. Dieses Bild fesselte ihn einfach – allerdings nur so lange, bis Ryous Schrei ihn ein zweites Mal zusammenfahren ließ.
 

"Joseph James, bist Du denn von allen guten Geistern verlassen?" Joey sprang sofort auf, legte seinen Pinsel beiseite und sprintete in die "Hexenküche" hinüber. Der Anblick der beiden Weißhaarigen, der sich ihm dort bot, rief ein leises Lachen hervor. Die beiden sahen so, aus als wollten sie sich gegenseitig hypnotisieren – oder sich zumindest niederstarren.
 

"Nein, bin ich nicht, aber er hat hier rumgeschnüffelt, Ryou. Er hat herausgefunden, wer ich bin, und wie Du weißt, hänge ich an meinem Leben", erklärte Joey, nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte. "Wenn ihr beide damit fertig seid, euch gegenseitig in Grund und Boden zu starren, bring ihn mit raus, ja? Er hat sicher einige Bedürfnisse, die mit Essen und Trinken nichts zu tun haben, zu erledigen."
 

Grinsend verließ der Blonde den Raum wieder, holte sich aus der Küche einen Kaffee und ging mit diesem bewaffnet dann wieder zu seinem Bild zurück. Das Portrait war eigentlich fertig, stellte er mit einem zufriedenen Blick darauf fest. Es musste nur noch trocknen, dann konnte er es ins Atelier bringen. Im Schneidersitz ließ er sich davor nieder, sah es noch einmal intensiv an und nickte dann. Ja, er war zufrieden mit dieser Arbeit. Sehr zufrieden sogar.
 

Seufzend schloss Joey seine Augen und lehnte sich mit dem Rücken an die hinter ihm befindliche Wand. Etwas Entspannung würde ihm sicherlich gut tun, denn so, wie er das sah, stand ihm sicher noch eine lautstarke Diskussion ins Haus. Aber er konnte den Bodyguard nicht gehen lassen. Genauso wenig wollte er ihn allerdings auch umbringen. Immerhin war das nicht sein Auftrag – auch wenn er ahnte, dass das noch einige Scherereien mit sich bringen würde.
 

Trotzdem, beschloss der Blonde, würde er den Weißhaarigen nicht erschießen. Punkt, aus, Ende. Da konnte sein Boss sich auf den Kopf stellen. Solange der Weißhaarige ihn nicht offen angriff, war er sicher. Gut, wenn Joey ganz genau darüber nachdachte, dann ahnte er bestimmt nicht zu Unrecht, dass ihm ein solcher Angriff noch bevorstand. Aber solange das noch nicht passiert war, würde er ruhig und freundlich bleiben und den Anderen wie einen Gast behandeln – gut, wie einen Gast, der eingesperrt und seiner Freiheit beraubt wurde, aber dennoch wie einen Gast.
 

Bis Mittwoch!

Wie versprochen geht's ab jetzt wieder regelmäßiger weiter. Viel Spaß!
 

"Zuhause am Arsch!", grollte Bakura, nachdem die Tür hinter dem Blonden wieder zugefallen war und er alleine in dessen Labor – das unglücklicherweise nicht nur über ein Sicherheitsschloss, sondern außerdem auch über einen eklatanten Mangel an Fenstern verfügte – zurückblieb. Fluchend blickte der Weißhaarige sich um, aber er konnte zumindest auf den ersten Blick keine Möglichkeit entdecken, aus diesem Gefängnis – etwas anderes war dieser Raum für ihn im Augenblick schließlich nicht – zu entkommen. Und sein Handy funktionierte auch nicht, wie er nach mehreren Versuchen feststellen musste – und das, obwohl der Akku voll war. Trotzdem bekam er einfach keine Verbindung nach draußen zustande.
 

'Super. Ganz toll, echt! Warum hat dieses Arschloch mich nicht gleich erschossen? Von mir aus hätte er mir auch die Kehle durchschneiden können oder was weiß ich. Aber nein, er muss mich ja hier hocken und vergammeln lassen!' In Ermangelung irgendeiner anderen Beschäftigung – egal, wie laut er nach seinem "Kerkermeister" brüllte, der Blonde kam einfach nicht zurück – begann Bakura, in seinem Gefängnis herumzuwüten, um seinem Frust und vor allem auch seiner Hilflosigkeit Ausdruck zu verleihen.
 

Verdammt, er hatte es schon immer gehasst, eingesperrt zu sein! Kisaragi, der das gewusst hatte, hatte sich das immer wieder zunutze gemacht und auf diese Weise versucht, ihn zu brechen. Und jetzt saß er hier schon wieder in einer Falle, in die er sich zu allem Überfluss auch noch selbst manövriert hatte, und konnte nur warten, bis sein Wärter zurückkam und sich erbarmte, ihn entweder doch noch umzubringen oder ihn freizulassen – wobei der Weißhaarige selbst die erste Möglichkeit für wahrscheinlicher hielt. Immerhin hatte dieser Kerl es ja schließlich immer noch auf das Leben seines Bosses abgesehen. Und er war dazu verdammt, hier herumzusitzen und Schimmel anzusetzen, während dieses blonde Aas seinen Boss abknallte. Wunderbar, wirklich!
 

Bakura wusste hinterher nicht zu sagen, wie lange er blindwütig getobt und den Raum, in dem er sich befand, in ein totales Chaos verwandelt hatte. Irgendwann verließ ihn allerdings die Energie und er sank kraftlos auf den Boden. Und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er die Zeit, die er vertrödelt hatte, auch wesentlich sinnvoller hätte nutzen können, um sich einen Fluchtplan zu überlegen.
 

'Ich bin ein Idiot', bescheinigte der Weißhaarige sich selbst, ließ sich auf den Boden vor der Couch fallen und vergrub abgrundtief seufzend sein Gesicht in seinen Händen. Vielleicht hatte der Boss ja doch Recht, wenn er Yami immer ihm vorzog. Immerhin war der Bunthaarige am Vorabend bei dem Anschlag in der Galerie zugegen gewesen und hatte ihm möglicherweise sogar das Leben gerettet. Und was tat er? Er ließ sich wie ein blutiger Anfänger beim Schnüffeln ertappen!
 

'Ich hätte wenigstens Tristan sagen sollen, was ich vorhab. Der hätte mich nicht verpetzt, würde aber Alarm schlagen, wenn ich nicht wieder auftauche.' Aber auch dafür war es jetzt zu spät. Er konnte niemanden erreichen, niemand wusste, wo er war, und er war diesem blonden Killer ... Künstler ... was auch immer dieser Kerl jetzt eigentlich war, hilflos ausgeliefert. Er hatte ja nicht einmal daran gedacht, eine Waffe mitzunehmen. Und hier in diesem Raum gab es auch nichts, was er als Waffe verwenden konnte, das hatte er inzwischen festgestellt.
 

'So viel Dämlichkeit gehört echt bestraft. Wahrscheinlich hab ich's wirklich nicht anders verdient, als immer wieder in der Scheiße zu landen', grummelte Bakura innerlich und rutschte auf seinem Platz ein wenig zurecht, bis er es bequemer hatte.
 

Dass er über seine Grübeleien und seine Selbstvorwürfe irgendwann einschlief, bemerkte der Weißhaarige erst, als ein schriller Schrei und wütendes Gekeife ihn hochschrecken ließ. Blinzelnd setzte Bakura sich auf und wischte sich über die Augen – nur, um sich gleich darauf mit dem weißhaarigen Bürschchen konfrontiert zu finden, das er am Vorabend in der Galerie schon mal kurz gesehen hatte.
 

"Schrei doch nicht so rum!", knurrte er den anderen Weißhaarigen von unten herauf an, strampelte sich aus der roten Samtdecke frei, unter der er geschlafen hatte – woher war die denn gekommen? – und erhob sich, um den offenbar Jüngeren grimmig anstarren zu können. Er hasste es, zu jemandem hochsehen zu müssen. Außerdem wirkte sein böser Blick normalerweise besser, wenn er seinem Opfer dabei in die Augen sehen konnte. Dummerweise, stellte Bakura fest, war dieses weißhaarige ... Ding hier offenbar immun gegen nonverbale Todesdrohungen – ein weiterer Schlag für sein ohnehin schon ziemlich ramponiertes Ego.
 

Nachdem sein Wärter – etwas anderes war dieser blonde Fatzke für Bakura im Augenblick nicht – den Weißhaarigen instruiert hatte, ihn zur Toilette zu geleiten, ließ Bakura sich von diesem das Bad zeigen und erledigte dort erst einmal seine Notdurft, bevor er sich so eilig und auch so leise wie möglich in den Schränken umsah. Außer einigen wenigen Rasierklingen sah er nichts, was er wirklich gebrauchen konnte, aber das machte nichts. Eine der Klingen wanderte in seinen Ärmel und wurde unter das lederne Armband, das er trug, geschoben. So würde sie bei einer Durchsuchung – die ihm bei seinem Glück sicherlich noch bevorstand – hoffentlich nicht gleich gefunden werden.
 

Sobald die Rasierklinge sicher verstaut war, huschte der Weißhaarige zu dem winzigen Fenster – das eigentlich mehr ein Fensterchen war –, spähte hinaus und unterdrückte einen Fluch. Zum Einen war das Fenster viel zu klein, um sich hindurchzuquetschen, und zum Anderen ging es hier wenigstens sieben oder acht Stockwerke in die Tiefe, wenn nicht sogar noch mehr.
 

Ganz davon abgesehen, dass sein Handy auch in diesem Raum nicht funktionierte, würde ihn hier oben ganz bestimmt auch niemand hören, wenn er sich aus dem Fenster lehnte und um Hilfe rief – was ihm allein schon sein letzter mickriger Rest Stolz verbot. Er hatte sich selbst in diese Bredouille manövriert und er würde sich auch selbst wieder daraus befreien. Das war er sich einfach schuldig.
 

Nachdem er alle Gegebenheiten abgecheckt hatte, wusch Bakura sich die Hände und verließ mit einem knurrigen "Hetz doch nicht so, ich komm ja schon!" in Ryous Richtung das Bad wieder. Der kleinere Weißhaarige, der gerade an die Badezimmertür geklopft hatte, wurde mit einem Blick gestraft, der ihm einen qualvollen Tod versprach, wenn er auch nur ein weiteres Wort verlor, doch als sein Blick ins Wohnzimmer und auf das Bild fiel, das dort an einer Wand lehnte, entgleisten dem Größeren sämtliche Gesichtszüge.
 

"Das ist doch wohl nicht Dein Ernst, oder?", fauchte er den Blonden an, der mit geschlossenen Augen neben dem Bild saß. Mit grimmigen Schritten stapfte Bakura auf diesen zu, baute sich vor ihm auf und funkelte ihn aus zu schmalen Schlitzen verengten dunkelbraunen Augen von oben herab an. "Bist Du eigentlich total bescheuert? Was soll der Scheiß? Wieso malst Du bitteschön so einen Schund wie das da?", pflaumte er weiter und gestikulierte in Richtung des Portraits. Nicht, dass es ihm nicht gefallen hätte, aber in seiner momentanen Situation war dieses halbe Aktbild einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Das konnte doch wohl nicht angehen! Da wurde er nicht nur eingesperrt, sondern sollte auch noch für die perversen Fantasien dieses Schmierfinken herhalten? Das wurde ja immer besser!
 

Vor Wut mit den Zähnen knirschend begann Bakura, mit dem Zeigefinger gegen den Brustkorb des Blonden zu pieksen. "Hör mir gut zu, Du Pinselquäler, denn ich sage es nur ein einziges Mal: Entweder Du vernichtest dieses scheußliche Geschmiere auf der Stelle, oder ich tue es!", verlangte er und packte den Anderen am Kragen, ohne darauf zu achten, dass er im Augenblick nicht mit ihm alleine war. "Ich lass mich doch von Dir nicht verarschen!"
 

Bis nächste Woche!

Ein kleines Weihnachtszuckerchen. Viel Spaß!
 

"Pass auf, was Du sagst, mein Süßer. Ich mag es gar nicht, wenn man meine Bilder beleidigt. Und dabei ist es mir total egal, ob derjenige, der sie beleidigt, so heiß ist wie Du", murmelte Joey, während er seine Finger ganz langsam über die Seiten seines Gegenübers wandern ließ. Dass dieser daraufhin beinahe panisch zurückwich, entlockte ihm ein triumphierendes Grinsen.
 

Das Läuten des Festnetztelefons riss ihn aus seinen Plänen, dem Weißhaarigen noch ein paar Takte zu erzählen. "Ja?", meldete er sich genervt, bevor er der Stimme lauschte, die ihn vom anderen Ende der Leitung aus ein paar neue Infos übermittelte. Dass ihm dabei auch etwas herausrutschte, das der Blonde besser nie erfahren hätte, war deshalb auch nur Nebensache.
 

Nachdem Joey aufgelegt hatte, ließ er sich auf das Sofa fallen, vergrub sein Gesicht in seinen Händen und fluchte, was das Zeug hielt. Das war der Grund? Aus diesem dämlichen, popeligen, bescheuerten und absolut hirnrissigen Grund sollte er Devlin erschießen? Sein Boss war völlig durchgeknallt! Diese Meinung festigte sich immer mehr, während der Blonde darüber nachdachte.
 

"Sag mal, wie würde Dein Boss reagieren, wenn ich zusammen mit Dir bei ihm auftauchen würde? Ich denke, wir haben etwas zu klären. Himmel, wieso hab ich nicht gründlicher nachgeforscht? Dann hätte ich jetzt meine Ruhe und könnte mich um die Ausstellung kümmern. Aber nein, ich muss ja zusagen! Und jetzt hab ich einen komplett durchgeknallten Boss und einen Killer, der meine Nachfolge antreten will, wenn ich nicht schneller bin als er."
 

Vor sich hin murrend stand Joey auf und trat ans Fenster. Was sollte er jetzt machen? Sollte er wirklich zu Devlin gehen und diesem den ganzen Sachverhalt erklären? Sollte er dessen Bodyguard freilassen und darauf hoffen, Zeit genug zu haben, um zu verschwinden und unterzutauchen? Was war mit Valon? Musste er sich auch nicht um diesen sorgen? Der Blick, der vor zwei Tagen nach der Schießerei an der Galerie in seinen blauen Augen gelegen hatte, schrie eindeutig Ja.
 

Aber da war noch etwas anderes gewesen. Valon war eindeutig heiß darauf, den Devlin-Job selbst und höchstpersönlich zu erledigen. Und das, beschloss Joey, würde nur über seine Leiche geschehen – vor allem, da er jetzt wusste, was der eigentliche Auslöser für diesen Auftrag gewesen war.
 

Frustriert fuhr sich der Blonde durch die Haare, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ, ohne Ryou oder Bakura auch nur noch einen einzigen Blick zu schenken. Kurzzeitig hörte man ihn im Nebenzimmer kramen, dann betrat er mit zwei kleinen Beuteln in der Hand wieder das Wohnzimmer. Diese beiden Beutel schmiss er Devlins Bodyguard zu, ehe er sich an Ryou wandte.
 

"Pack Deine Klamotten und flieg zu Malik, Ryou. Ich denke, hier wird es in nächster Zeit verdammt unschön werden. Und ich will nicht, dass Du zwischen die Fronten gerätst", wies er seinen besten Freund an, ließ sich noch einmal von diesem drücken und wartete dann mit Bakura, bis Ryou das Loft verlassen hatte. Danach löste er sich von der Couch, an die er sich gelehnt hatte, und trat zum Bücherregel.
 

Zwei Handgriffe später hatte sich der versteckte Schrank dahinter geöffnet und Joey hatte einen Ordner hervorgeholt, den er ebenfalls Bakura reichte. "Das hier ist alles, was ich über meinen Boss habe. Vielleicht bringt es was. Und jetzt sollten wir gehen. Heute Abend wird es enden – und das sicher nicht zu meinen Gunsten, wenn ich das richtig sehe."
 

Fest blickte er dem Weißhaarigen in die Augen, bevor er den Wohnraum verließ, um sein Gewehr unter dem Bett hervorzuholen. Die Beretta schob er sich im Vorbeigehen noch in das Holster an seinem Gürtel und trat dann wieder zu dem wartenden Weißhaarigen.
 

"Wir fahren mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Da steht mein Wagen. Das Beste wird sein, wenn Du fährst. Immerhin kennst Du Dich bei Deinem Boss besser aus und weißt im Gegensatz zu mir, wohin wir müssen. Und nur damit eines gleich klar ist: Meine Waffen bleiben bei mir!"
 

Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da machte sich der Blonde auch schon auf den Weg zum Fahrstuhl, den Weißhaarigen dabei die ganze Zeit direkt vor sich. In der Tiefgarage übergab Joey dem Anderen seine Wagenschlüssel und ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten. Ihm war ganz und gar nicht wohl bei der Sache, aber was sollte er machen? Es musste beendet werden – und das besten sofort.
 

Nach zwanzigminütiger Fahrt hatten sie das Villenviertel erreicht und der Weißhaarige steuerte den Wagen auf ein großes Grundstück zu. Direkt vor dem Haus hielt er an und Joey konnte gar nicht so schnell schauen, wie der Andere aus dem Wagen gesprungen war und neben ihm stand. Er traute ihm ganz offensichtlich nicht über den Weg, aber das war ja wohl auch nicht weiter verwunderlich. Immerhin war sein Gesinnungswechsel auch für ihn selbst ziemlich plötzlich gekommen.
 

Aber aus einem derart nichtigen Grund wie dem, den sein Boss für diesen Auftrag hatte, brachte er nun wirklich niemanden um. Wobei – wie konnte er eigentlich sicher sein, dass seine früheren Aufträge nicht auch solche lächerlichen Gründe gehabt hatten? Sein Boss war eindeutig verrückt geworden, so viel stand zweifelsfrei fest.
 

Den Weißhaarigen direkt im Rücken betrat der Joey die Villa und ließ sich von Bakura sagen, wo sie hinmussten. Vor einer großen Tür hielten sie schließlich an und der Andere klopfte. Auf ein scharfes "Herein!" wurde der Blonde in den Raum gestoßen, in dem er sich erst einmal umsah, ohne die Anwesenden weiter zu beachten. Irgendwas stank hier zum Himmel, und zwar ganz gewaltig.
 

Aufmerksam ließ Joey seinen Blick schweifen und bemerkte dabei am Rande die drei Personen – zwei Männer und eine Frau –, die ihn und seinen Begleiter wie Geister anstarrten. Diese Drei waren es jedoch nicht, die die Aufmerksamkeit des Blonden auf sich zogen. Was ihn stutzig machte, war das schwache Leuchten, das von draußen durch eines der Fenster drang.
 

Einen solchen Lichtreflex kannte der Blonde nur zu gut. Irgendjemand – höchstwahrscheinlich Valon – blickte gerade durch ein Zielfernrohr und wartete nur auf den passenden Moment, um abzudrücken – etwas, das er auf gar keinen Fall zulassen konnte. Bevor also irgendjemand hier in diesem Raum reagieren oder auch nur ein Wort sagen konnte hatte, der Blonde seine Beretta gezogen und feuerte nun seinerseits einen Schuss ab. Dass die Waffe dabei in Devlins Richtung deutete war unvermeidlich, denn immerhin befand sich sein Ziel genau hinter diesem.
 

Das Bersten der Scheiben und das Verlöschen des Lichtreflexes zeigten dem Blonden binnen eines Sekundenbruchteils an, dass er getroffen hatte. Einer Eingebung folgend holte er sein Handy aus der Tasche und drückte die Wahlwiederholung. Leise erklang der Trauermarsch durch die zerbrochene Fensterscheibe. Joeys Blick verfinsterte sich. Valon! Nun ja, immerhin hatte er selbst damit ein Problem weniger.
 

Wo er allerdings gerade beim Thema Probleme war ... Der Blonde richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen im Raum und sah, dass die Frau neben dem Sofa in Deckung gegangen war. Devlins zweiter Bodyguard hatte seinen Boss zu Boden gerissen und sich über ihn geworfen, um ihn zu schützen, aber das alles war ganz und gar nicht sein Problem. Sein Problem – sein weißhaariges Problem – stand direkt hinter ihm und hielt ihm eine Rasierklinge an die Kehle, die er offenbar aus dem Nichts hervorgezaubert hatte. Anders konnte Joey es sich jedenfalls nicht erklären, dass der Andere plötzlich bewaffnet war.
 

"Fallen lassen!", zischte der Weißhaarige ihm ins Ohr und der Blonde konnte nicht umhin festzustellen, dass die Stimme des Anderen so nah an seinem Ohr wirklich toll klang – auch, wenn diese Feststellung im Augenblick weder angebracht noch besonders hilfreich war.
 

Da ihm sowieso keine andere Wahl blieb, sicherte Joey die Beretta und ließ sie wie verlangt fallen, ehe er seine Hände hob, um zu zeigen, dass er erstens unbewaffnet war und sich zweitens ergab. Was jetzt weiter geschehen würde, lag nicht mehr in seiner Hand. Er würde wohl oder übel abwarten müssen, ob er das hier überlebte oder ob man irgendwann in den nächsten Tagen seine Leiche im Hafenbecken fand. Was auch immer jetzt auf ihn zukam, Joey beschloss, es zu akzeptieren. Etwas Anderes konnte er sowieso nicht tun.
 

Aber vielleicht, überlegte er, hatte er ja noch eine kleine Chance, den nächsten Sonnenaufgang zu erleben, wenn er Devlin erklärte, warum er hier war und weshalb er eigentlich überhaupt erst auf ihn angesetzt worden war. Blieb nur zu hoffen, dass der Schwarzhaarige, der sich inzwischen aufgerappelt hatte und ihn aus schmal gewordenen grünen Augen fixierte, ihm nicht nur zuhören, sondern auch glauben würde.
 

Bis Mittwoch!

Und hier das reguläre Update. Viel Spaß!
 

"Hätte vielleicht irgendjemand von euch die Güte, mir mal zu erklären, was hier eigentlich los ist?", fragte Duke mit mühsam erzwungener Ruhe, nachdem er sich wieder erhoben und die Glassplitter von seiner Kleidung geklopft hatte. Sobald er sich auch davon überzeugt hatte, dass Yami und Mai nichts geschehen war, wanderten die grünen Augen zu dem Weißhaarigen, der seinen blonden Begleiter inzwischen in einen der Sessel geschubst hatte, wo er ihn weiterhin mit der Rasierklinge in Schach hielt.
 

"Kannst Du mir mal verraten, wo Du die letzten zwei Tage gesteckt hast, Bakura?", pflaumte der Schwarzhaarige seinen verschollenen Bodyguard an und dieser nickte in Richtung des Blonden. "Bei dem da, Boss. Das ist übrigens der Kerl, der's auf Dich abgesehen hatte. Ich war beim Umsehen nicht vorsichtig genug", das einzugestehen war verdammt schwer, aber Bakura zwang sich, es trotzdem zu tun, "und er hat mich festgesetzt. Warum er jetzt allerdings hergekommen und diesen anderen Killer da draußen umgenietet hat, weiß ich auch nicht. Das musst Du ihn selbst fragen", wurde noch hinterhergeschoben und nun wandte der Schwarzhaarige seine Aufmerksamkeit dem Blonden zu, in dem er auf den zweiten Blick zu seiner Überraschung den Künstler von der Ausstellungseröffnung, die so schrecklich schiefgelaufen war, wiedererkannte.
 

"Nun, Mr. James, Sie können mir das Ganze doch sicher erklären, oder?" Duke ließ sich in dem Sessel dem Blonden gegenüber nieder und lächelte diesen freundlich an, doch dieses Lächeln erreichte seine Augen nicht. Sein Blick blieb eisig und zeigte deutlich, was den Gefragten erwartete, wenn der Schwarzhaarige mit seinen Antworten nicht zufrieden war.
 

Joey schluckte einmal und seufzte dann. "Wo soll ich anfangen?", fragte er mehr sich selbst als seinen "Gastgeber", doch dieser rang sich trotzdem eine Erwiderung ab. "Wie wäre es mit dem Wichtigsten: Wer ist Ihr Auftraggeber und aus welchem Grund soll ich sterben?", erkundigte er sich und der Blonde seufzte erneut.
 

"Sie kennen Maximilian Pegasus?", setzte er dann zu einer Antwort an und als die grünen Augen sich weiteten, nickte er einfach nur. "Ganz genau. Das Treffen, das Sie mit ihm hatten, sollte eigentlich gar nicht mehr stattfinden. Er war nicht unbedingt begeistert, dass Sie's doch lebend ins Restaurant geschafft haben. Übrigens haben Sie echt mehr Glück als Verstand. Nur mal so nebenbei."
 

Bei diesen Worten wanderte Dukes Augenbraue in die Höhe. War der Kerl lebensmüde oder was? Er saß hier im Wohnzimmer desjenigen, auf den er eigentlich angesetzt wurden war, wurde von dessen Bodyguard mit einer Rasierklinge bedroht und plauderte ganz locker über Glück und fehlgeschlagene Aufträge, obwohl er eigentlich eher um sein armseliges Leben betteln sollte. Irgendwie kam der Schwarzhaarige nicht umhin, dem Blonden für diese Dreistigkeit zu bewundern – zwar nur ein kleines bisschen, aber immerhin.
 

"Na ja, und wenn Sie unbedingt den Grund wissen wollen: Sie haben es abgelehnt, mit Pegasus ins Bett zu gehen. Er reagiert offensichtlich ziemlich ... extrem auf Zurückweisung." Joey verzog das Gesicht und schnaubte abfällig. "Wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich ihm gleich nen Vogel gezeigt. Ich meine, was ist "Wenn ich ihn nicht kriege, dann soll ihn auch kein Anderer haben" denn bitteschön für eine dämliche Begründung für einen Auftragsmord? Der hat sie doch nicht mehr alle!"
 

Je länger der Blonde darüber nachdachte, desto bescheuerter kam ihm diese ganze Sache vor. Nur, weil man einen bestimmten Mann nicht haben konnte, musste man doch nicht gleich zu solchen radikalen Mitteln greifen. Aber nun ja, Pegasus war eben Pegasus. Mit Logik war es bei diesem sowieso nicht besonders weit her. Dumm nur, dass dieser Mann ihn mit seinem Geheimnis in der Hand hatte. Es war also eigentlich vollkommen egal, ob er diese Befragung Devlins überlebte oder nicht. Sein Leben war so oder so verwirkt. Pegasus würde jemanden, der ihn hintergangen und verraten hatte, nicht einfach so am Leben lassen.
 

"Das ist alles?" Die Stimme des Schwarzhaarigen riss Joey aus seinen trüben Gedanken und er zwang seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch zurück. "Ich sollte also nur sterben, weil ich nicht mit diesem perversen alten Sack ins Bett wollte? Das habe ich doch so richtig verstanden, oder?", hakte Duke noch einmal nach und als der Blonde nickte, wurde sein Blick noch eine Spur eisiger. "Darüber werden Mr. Pegasus und ich uns noch einmal ganz ausführlich unterhalten müssen – unter vier Augen", beschloss er und der drohende Tonfall ihres Bosses verschaffte Mai eine Gänsehaut.
 

"Ich sehe mal nach, wo Yami steckt. Kommst Du hier kurz alleine zurecht, Bakura?", wandte sie sich an den Weißhaarigen und als dieser nickte, verschwand die Blondine durch die Terrassentür im angrenzenden Garten, in den der Bunthaarige gleich nach der Schießerei gegangen war, um nach dem zweiten Attentäter zu suchen und sich notfalls auch noch um diesen zu kümmern, falls der Schuss des Blonden ihn nicht erledigt hatte.
 

Mai musste nicht lange suchen. Sie hatte gerade ein paar Schritte in den Garten hineingemacht, als Yami auch schon lautlos wie ein Schatten aus dem Dunkeln trat und sich zu ihr gesellte. "Er ist tot", teilte er ihr mit und die Blondine nickte nur. Sie hatte den Geruch von Schießpulver, der von dem Bunthaarigen ausging, durchaus bemerkt, also konnte sie sich denken, dass dieser für die Endlösung des Problems gesorgt hatte.
 

"Dem Boss geht's gut", informierte sie ihn daraufhin und lächelte freudlos. "Er ist allerdings stinksauer, weil er gerade erfahren hat, dass Pegasus der Drahtzieher der ganzen Sache ist – und das nur, weil der Boss nicht mit ihm ins Bett wollte. Wirklich, manchmal verstehe ich euch Männer nicht." Mai seufzte und schüttelte den Kopf. Solches Besitzdenken war ihr zwar nicht vollkommen fremd – wenn sie selbst liebte, dann war sie auch nicht bereit zu teilen –, aber deshalb jemanden töten zu lassen war ihr dann doch eine Spur zu heftig.
 

"Bitte was?" Yamis Augen waren nur noch schmale Schlitze, aber die Wut in ihnen war nicht zu übersehen. "Pegasus hat diesen Auftrag gegeben?", vergewisserte er sich und nur eine Sekunde, nachdem die Blondine genickt hatte, stand sie auch schon mutterseelenallein im Garten, denn der Bunthaarige hatte gleich auf dem Absatz kehrt gemacht und war ins Haus gestürmt.
 

Erneut seufzend sah Mai ihm einen Moment lang nach. Sie hatte so eine unbestimmte Ahnung, was Yami jetzt vorhatte, denn sie kannte ihn schließlich definitiv lange und gut genug, um voraussagen zu können, wie er tickte. Das, was Pegasus getan hatte, würde sie selbst diesem ganz sicher nicht verzeihen, wenn es dabei um denjenigen ginge, an dem ihr Herz hing – etwas, das bei ihr definitiv in der Familie lag, wie Yamis Reaktion eindeutig bewies. Der Bunthaarige war schließlich ihr Halbbruder – auch, wenn das außer ihnen beiden niemand wusste.
 

'Vielleicht sollte ich dem Boss Bescheid sagen', überlegte die Blondine und wandte sich ebenfalls um, um wieder ins Haus zurückzugehen. Im Wohnzimmer fand sie wie nicht anders erwartet noch immer den Boss, Bakura und auch den Blonden vor, der scheinbar gerade in ein sehr hitziges Gespräch mit dem Boss vertieft war.
 

"Darum werde ich mich persönlich kümmern", sagte dieser gerade. "Und wenn ich mit Pegasus fertig bin, wird er überhaupt nichts mehr sagen oder tun können. Das ist jetzt meine Angelegenheit. Er hat es zu etwas Persönlichem gemacht." Der grollende Unterton des Schwarzhaarigen ließ nichts Gutes erahnen – besonders nicht für jemanden, der ihn jetzt störte –, aber Mai räusperte sich dennoch.
 

"Yami hat den Schützen erledigt", teilte sie ihrem Boss mit, als sich dessen grüne Augen auf sie richteten. "Und ich denke, er ist jetzt gerade in seinem Zimmer und packt. Er will zu Pegasus", schob sie noch hinterher und versteckte ein Schmunzeln, als die Augen des Schwarzhaarigen schmal wurden.
 

"Bakura, kümmere Dich um die Unterbringung von Mr. James. Er wird eine Zeitlang mein Gast sein, bis diese ganze Sache mit Pegasus geklärt ist", instruierte Duke seinen weißhaarigen Bodyguard und stand dann auf. "Mai kann Dir dabei helfen", setzte er noch hinzu und verließ dann mit langen Schritten das Wohnzimmer, um zu Yamis privaten Räumlichkeiten hinüberzugehen.
 

Ohne auch nur einen Gedanken ans Anklopfen zu verschwenden, öffnete er die Tür und warf sie mit einem so lauten Knall wieder hinter sich ins Schloss, dass der Bunthaarige, der gerade dabei war, einige Kleidungsstücke in seine Reisetasche zu werfen, innehielt und ihn erschrocken ansah.
 

"Kannst Du mir mal verraten, was das hier werden soll? Wo willst Du hin?", wollte Duke aufgebracht wissen und deutete auf die bereits zur Hälfte gepackte Tasche, in der ein ziemliches Durcheinander herrschte. "Zu Pegasus", antwortete Yami kurz angebunden und stopfte die Sachen, die er gerade in der Hand hielt, auch noch hinein.
 

"Du wirst ganz bestimmt nicht zu Pegasus fliegen. Das ist meine Sache", grollte der Schwarzhaarige daraufhin und der Kleinere funkelte ihn wütend an. "Ist es nicht. Ich bin für Deine Sicherheit zuständig, also ist es meine Sache", stellte er klar und riss die nächstgelegene Schublade auf, um auch noch einige Sockenpaare herauszunehmen und diese oben auf den Klamottenberg zu befördern.
 

"Außerdem ist es was Persönliches", zischte er dabei und fand sich im nächsten Moment am Arm gepackt und gegen die Wand geschleudert wieder, fixiert von grünen Augen, in denen unübersehbar Wut zu lesen stand. "Ja, es ist persönlich – für mich", murmelte Duke gefährlich leise. "Und genau deshalb werde ich das auch persönlich in die Hand nehmen. Das geht Dich gar nichts an", fügte er hinzu und taumelte gleich darauf zurück, als der Bunthaarige ihm einen wütenden Stoß gegen die Brust versetzte.
 

"Das geht mich nichts an? Und ob mich das was angeht! Niemand vergreift sich ungestraft an dem Mann, den ich liebe!", schrie er den Größeren an und dieser blinzelte perplex. Hatte er jetzt wirklich gehört, was er glaubte, gehört zu haben? Hatte Yami wirklich gerade gesagt, dass er ihn liebte? Oder hatte er sich da verhört?
 

"Ist das Dein Ernst?", wollte Duke leise wissen, nachdem er sich von seiner Überraschung wieder etwas erholt hatte. Er war sich zwar so gut wie sicher, dass er die Worte des Bunthaarigen richtig verstanden hatte, aber er wollte von diesem eine Bestätigung, damit aus seiner Vermutung Gewissheit wurde. Konnte es wirklich sein, dass der Andere ebenso fühlte wie er selbst?
 

"Ja, ist es", nuschelte Yami leise und fuhr sich seufzend durch die Haare. Das hatte er ja ganz toll hinbekommen. Mal ganz davon abgesehen, dass sein Boss eigentlich niemals etwas von seinen Gefühlen hatte erfahren sollen – hatte er es dem Schwarzhaarigen wirklich unbedingt so praktisch an den Kopf werfen müssen? Wie peinlich war das denn bitteschön?
 

Anstatt noch mehr Worte zu machen, die ja eigentlich gar nicht nötig waren, überbrückte Duke nach diesem Geständnis die Distanz, die Yamis Stoß zwischen sie beide gebracht hatte, und legte seine Lippen ganz sanft auf die des Kleineren. Zärtlich und beinahe fragend begann er den Kuss, vertiefte ihn aber schnell, als der Bunthaarige die Arme um seinen Nacken schlang und den Kuss erwiderte. Worte, stellten beide unabhängig voneinander fest, brauchten sie im Augenblick nicht mehr. Das, was sie sich ohne Worte sagen konnten, war genug.
 

Bis nächste Woche!

Und weiter gehts im neuen Jahr! Wir wünschen Euch viel Spaß
 

Verwirrt runzelte Joey die Stirn. Hatte er das gerade richtig verstanden? Er sollte hier bleiben – als Gast? Nun, das schien zumindest zu bedeuten, dass er nicht direkt umgebracht werden würde. Aber war das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht? 'Egal', dachte der Blonde und beschloss, dass er sich darüber auch später noch Gedanken machen konnte. Jetzt war etwas anderes vorrangig.
 

"Na, dann zeig mir mal mein Zimmer, Süßer. Irgendwie hat mich der Tag geschafft und etwas Schlaf würde mir sicher gut tun", wandte er sich grinsend an den Weißhaarigen, den Devlin dazu abgestellt hatte, ihn unterzubringen. Dessen grimmigen Gesichtsausdruck ignorierte Joey vollkommen. Ja, vielleicht spielte er gerade mit dem Feuer, aber wer konnte ihm das verdenken, wenn dieses besagte Feuer so aussah?
 

Das mürrische Gesicht Bakuras verriet dem Blonden Einiges darüber, was dieser dachte, und auch das Zähneknirschen hörte sich nicht unbedingt positiv an, aber daran störte Joey sich nicht wirklich. Ihn interessierte vielmehr, wie das hier jetzt weitergehen würde. Allerdings hieß es dadurch, dass Devlin jetzt erst einmal die Sache mit Pegasus klären wollte, für ihn wohl abwarten und Tee trinken.
 

Schweigend folgte er dem Weißhaarigen, als dieser ihm mit einem knappen Grunzen zu verstehen gab, dass er mitkommen sollte. Joey nickte der anwesenden Frau, deren Namen er nicht kannte, noch kurz zu, dann verließ er hinter seinem unwilligen Führer das Wohnzimmer und ließ sich eine Treppe hinauf und einen Gang entlang geleiten.
 

Sobald sie am Ende dieses Ganges angekommen waren, stieß Bakura eine Tür auf und deutete in den dahinterliegenden Raum hinein. "Da!", knurrte er den Blonden an und warf diesem einen giftigen Blick zu. Es war nicht zu übersehen, dass es dem Weißhaarigen gar nicht passte, hier praktisch als Kindermädchen für den "Gast" seines Bosses abgestellt worden zu sein, aber Joey selbst störte sich erstaunlich wenig daran.
 

Mit einem Lächeln und einem "Danke, Süßer!" schritt er an dem Größeren vorbei in den Raum hinein und sah sich erst einmal ausgiebig um. Doch, stellte er nach einem Rundblick fest, hier konnte es ihm glatt gefallen. Auf jeden Fall war dieses Zimmer so ziemlich das luxuriöseste Gefängnis, in dem er jemals untergebracht worden war.
 

Bakura schnaubte nur auf das ungewollte Kosewort und warf die Tür mit einem lauten Krachen hinter sich zu, nachdem er den "Gast" noch darüber informiert hatte, dass jeder Fluchtversuch wegen der Videoüberwachung der gesamten Villa absolut zwecklos wäre und eine unverzügliche Exekution zur Folge haben würde. Dabei ließ er keinen Zweifel daran, dass er diese Exekution persönlich und mit Freuden durchführen selbst würde – etwas, das Joey unhörbar seufzen ließ. So ein toller Mann und so störrisch. Das konnte ja heiter werden.
 

Da er keinen Schlüssel im Schloss hörte, nachdem der Weißhaarige gegangen – oder vielmehr wutentbrannt weggestapft – war, registrierte der Blonde zu seiner nicht geringen Verwunderung, dass er wohl tatsächlich eher den Status eines Gastes als den eines Gefangenen hatte. Gut, er durfte die Villa nicht verlassen, aber im Augenblick erschien ihm diese kleine Freiheitsberaubung gar nicht so schlimm.
 

Bevor er sich aber weitere Gedanken über seinen Status in diesem Haus – und auch über seinen weißhaarigen "Kerkermeister" mit dem grimmigen Blick – machen konnte, beschloss der Blonde, sich hinzulegen und einfach mal zu versuchen, etwas zu schlafen. Inzwischen war er wirklich rechtschaffen müde und wenn er noch länger wach blieb, würde der Schlafmangel irgendwann seinen Tribut fordern, das wusste er. Immerhin kannte er solche Situationen aus Zeiten, in denen er so exzessiv gemalt oder an einer Skulptur gearbeitet hatte, dass er irgendwann einfach in seinem Atelier zusammengebrochen war.
 

An solchen Tagen, erinnerte er sich müde, hatte er es immer Ryou zu verdanken gehabt, dass er nicht irgendwann auf dem harten und nicht unbedingt sauberen Boden des Ateliers aufgewacht war, sondern in seinem eigenen, gemütlich warmen und weichen Bett. Sein bester Freund kannte ihn einfach gut genug, um ihn aus seinem Atelier herauszuholen, wenn es seiner Meinung nach an der Zeit dafür war.
 

Bei dem Gedanken an Ryou schlich sich ein kleines Lächeln auf Joeys Gesicht. Der Weißhaarige war in der Zwischenzeit sicher schon im Flieger und mit diesem auf dem Weg nach Ägypten zu seinem Schatz. Da, musste Joey sich selbst loben, hatte er eine gute Idee gehabt. Die beiden hatten sich jetzt auch schon ein paar Monate lang nicht sehen können und würden es sicher genießen, mal wieder etwas Zeit für sich zu haben.
 

Mit diesen in seiner ungewöhnlichen Situation doch recht fröhlichen Gedanken im Kopf krabbelte Joey in das große, bequem aussehende Bett, nachdem er sich seiner Kleidung entledigt hatte. Er wickelte sich fest in die Decke ein und war nur Momente später mit der Erinnerung an das Blitzen in den dunkelbraunen Augen von Devlins weißhaarigem Bodyguard tief und fest eingeschlafen.
 

Ein paar Stunden und einige sehr verwirrende Träume später wachte Joey dadurch auf, dass ihm die Sonne direkt ins Gesicht schien. Eine Weile blieb er noch liegen, um sich in dem ihm vollkommen fremden Zimmer zu orientieren, doch dann kamen auch schon die Erinnerungen an den vergangenen Tag zurück.
 

Himmel, in was für eine Scheiße hatte er sich da bloß wieder geritten? Erst erfuhr er den eigentlichen Grund für seinen Auftrag, dann entschloss er sich dazu, sein eigentliches Opfer zu retten und seinen eigenen Boss zu hintergehen und jetzt lag er hier, in einem von Devlins Gästezimmern, und seine Gedanken kreisten schon wieder nur um dessen weißhaarigen Bodyguard. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass er nicht aufhören konnte, über ihn nachzudenken? Irgendeinen Grund musste es ja dafür geben, denn bisher hatte ihn noch nie ein anderer Mann so sehr beschäftigt wie dieser Bakura.
 

Murrend, da seine Grübeleien ihm keine Antworten brachten, sondern nur immer neue Fragen aufwarfen, erhob Joey sich schließlich doch noch aus dem warmen Bett. Es brachte absolut nichts, wenn er sich den Kopf zerbrach und weiter grübelte. Die Zeit würde schon zeigen, was mit ihm los war. Im Augenblick brauchte er erst einmal eine ausgiebige Dusche und dann würde er mal sehen, was noch so auf ihn zukam. Irgendwie hegte er nämlich große Zweifel daran, dass die nächsten Tage so ruhig bleiben würden, wie dieser eine hier begonnen hatte.
 

Nachdem er geduscht hatte, betrat der Blonde sein vorübergehendes Zimmer wieder und stellte überrascht fest, dass irgendjemand scheinbar in seinem Loft gewesen war, während er geschlafen hatte. Anders war sicher nicht zu erklären, dass sich auf der Kommode neben dem Bett nicht nur irgendwelche, sondern tatsächlich seine Sachen und auch ein paar persönliche Dinge befanden.
 

Joey beschloss, später in Erfahrung zu bringen, wer seine Sachen geholt hatte. Erst einmal zog er sich an und trat auf den Balkon, der sich an seinem Zimmer vorbei über die gesamte Ostseite der Villa zog. Am Vorabend hatte er ihn gar nicht mehr bemerkt, aber jetzt, wo es hell war, wollte er die Morgensonne ein wenig genießen, bevor er sich seinen "Gastgebern" stellen musste.
 

Mit einem zufriedenen Seufzen genoss der Blonde die Stille, die hier um ihn herum herrschte, obwohl sich die Villa in einer Großstadt wie Tokio befand. Trotzdem war es hier geradezu paradiesisch ruhig und Joey spürte, wie er sich immer mehr entspannte.
 

Kein Handy, das klingelte und ihn an irgendwelche Termine erinnerte, die er auf keinen Fall versäumen durfte; kein Mr. Sakura, der unbedingt noch etwas "furchtbar Wichtiges" mit ihm besprechen wollte. Nur Ruhe, Frieden und ein sonniger Morgen, soweit das Auge reichte.
 

Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Joeys Lippen und er beschloss, seinen unfreiwilligen Aufenthalt hier als Urlaub anzusehen – egal, wie es ausgehen würde, wenn Devlin die Sache mit Pegasus erst einmal geregelt hatte und die Zeit fand, sich mit ihm zu befassen. Im Augenblick hatte er einfach nur Freizeit, und diese würde er in vollen Zügen genießen.
 

Und fertig für heute^^

Und schon geht's weiter!

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'Wenn dieser elende Penner mich noch ein einziges Mal "Süßer" nennt, dann kann er aber was erleben!' Grummelnd stapfte Bakura den Gang entlang zurück nach unten, nachdem er den Blonden in seinem vorübergehenden Domizil untergebracht hatte. Bevor es ihm jedoch gelang, sich ungesehen in den Trainingsraum abzusetzen und sich dort abzureagieren, fing Mai ihn am Fuß der Treppe ab.
 

"Gut, dass ich Dich erwische, Bakura. Du weißt doch, wo das Blondchen wohnt, oder?", fragte sie, wartete aber keine Antwort ab, sondern winkte gleich in Richtung der Eingangstür der Villa. "Da der Boss ja will, dass er hier bei uns bleibt, bis er zurück ist, wird er ein paar Klamotten brauchen. Ich hab Tris schon Bescheid gesagt. Er fährt Dich eben. Die Adresse kennst Du ja. Pack einfach irgendwas ein", instruierte sie den Weißhaarigen und dieser warf ihr einen giftigen Blick zu.
 

"Kann ich sonst noch irgendwas für Dich tun?", würgte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, was der Blondine ein Lachen entlockte. "Du könntest mal ein bisschen weniger grimmig aus der Wäsche kucken. Das würde Dir so viel besser zu Gesicht stehen", neckte sie ihn in dem vollen Bewusstsein, dass er ihr diesen Gefallen sowieso nicht tun würde. Dafür grollte er einfach viel zu gerne. Bestimmt, sinnierte Mai, war Bakura schon mit diesem grimmigen Gesicht auf die Welt gekommen. Gewundert hätte sie sich darüber jedenfalls nicht.
 

"Leck mich!", fauchte Bakura die Blondine an und stampfte ohne einen weiteren Kommentar an ihr vorbei, um diese Laufburschenarbeit so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Dabei kam er nicht umhin, sich zu fragen, ob er nicht vielleicht irgendwie seinen Beruf verfehlt hatte. Solche Kinderkacke gehörte doch ganz sicher nicht zu den Aufgaben eines Bodyguards. Oder hatte er da vielleicht etwas Wichtiges verpasst?
 

'Der Boss will mich doch auch verarschen. Jetzt darf ich zu allem Überfluss auch noch das Kindermädchen für diese blonde Pest auf zwei Beinen spielen. Ganz toll, echt.' Innerlich fluchend ließ Bakura sich neben Tristan auf den Beifahrersitz der Limousine fallen – wie viele Klamotten dieses Blondchens sollte er bitteschön holen? –, nannte dem Brünetten die Adresse und verschränkte dann demonstrativ die Arme vor der Brust, um seinem Fahrer gleich klarzumachen, dass er im Augenblick keine Lust auf Konversation hatte.
 

Der Weißhaarige war noch immer äußerst schlecht gelaunt, als er schließlich das Loft des Blonden erreichte. Grummelnd machte er sich mit Tristans tatkräftiger Hilfe daran, ein paar Sachen für ihren "Gast" zu packen. Gerade, als er beinahe damit fertig war, stieß der Brünette einen leisen Pfiff aus und als Bakura seinem Blick folgte, stach ihm das Bild, dass dieser miese Pinselschwinger heimlich von ihm gemacht hatte, ins Auge.
 

'Scheiße!', schoss es dem Weißhaarigen durch den Kopf und er stürmte blitzschnell in den Raum, in dem der Blonde ihn eingesperrt hatte. Dort riss er die rote Samtdecke vom Boden hoch und hängte diese schleunigst über dieses scheußliche Bild, bevor Tristan noch auf die Idee kam, es sich näher anzusehen. Die Neugier stand dem Brünetten geradezu ins Gesicht geschrieben, aber ein gezischtes "Keine Fragen!" des Weißhaarigen ließ ihn diese ganz schnell wieder vergessen. Wenn Bakura so drauf war, dann war es eindeutig besser, ihn nicht zu reizen – es sei denn, man war scharf auf einen langsamen, qualvollen Tod.
 

"Nimm Du den Kram. Ich nehm das hier." Damit klemmte Bakura sich das verhängte Bild unter den Arm und stapfte nach unten zur Limousine, ohne sich darum zu kümmern, ob Tristan seiner Aufforderung nachkam und die Kleidung des Blonden mitbrachte. Es gab auch im Augenblick nichts, was dem Weißhaarigen gleichgültiger war als die Sachen dieses Möchtegern-Malers. Er war viel zu aufgebracht darüber, dass es dieses Bild nicht nur überhaupt gab, sondern dass es auch noch jemand zu Gesicht bekommen hatte.
 

Zu diesem Geschmiere hatte er diesem Pinselquäler noch ein paar Takte zu sagen, aber das würde er später tun. Jetzt galt es erst einmal, das Zeug dieser blonden Plage in die Villa des Bosses zu schaffen, der sich sicher bereits auf dem Weg zu Pegasus befand, um diesem klarzumachen, was er von Mordanschlägen auf seine Person hielt. Hoffentlich hatte er Yami mitgenommen. Dann war der Punk wenigstens aus dem Weg und konnte nicht beim Rumschnüffeln zufällig auf etwas stoßen, das ihn mal so gar nichts anging.
 

Die Rückfahrt zur Villa verlief schweigend und ebenso schweigend brachte Tristan die Sachen, die Bakura und er geholt hatten, in das Gästezimmer, in dem Mais Worten zufolge ihr zeitweiliger "Gast" untergebracht war. Der Blonde schlief zwar schon tief und fest, aber daran störte der Brünette sich nicht. Er legte einfach nur die Sachen auf die Kommode und verschwand dann leise wieder, um den Schlafenden nicht zu stören.
 

Bakura war unterdessen ohne Umwege in sein eigenes Zimmer gestapft – bewaffnet mit dem Bild, das außer ihm niemand zu Gesicht bekommen sollte und das er bei der erstbesten Gelegenheit vernichten würde, sobald er ungestört war und dem Schmierfinken vorher noch einmal ordentlich seine Meinung gegeigt hatte. Er ließ sich von so einem dahergelaufenen blonden Vollidioten doch nicht verarschen, verdammt!
 

Da der Boss, wie der Weißhaarige durch Noah erfuhr, der ihm in der Küche über den Weg lief, bereits abgereist war – natürlich in Yamis Begleitung, wie nicht anders zu erwarten gewesen war –, verzog er sich schließlich nach einem kurzen Imbiss wieder in sein Zimmer und tigerte dort eine Weile vor dem noch immer verhüllten Bild auf und ab. Irgendwann riss er allerdings die Decke herunter und sah sich das Objekt seiner Wut noch einmal ganz genau an.
 

'Sieht ja eigentlich gar nicht so schlecht aus', stellte er schließlich mit widerwilliger Anerkennung fest und blickte sich hektisch um, als ob jemand seine Gedanken gehört haben könnte. Da das allerdings selbstverständlich nicht der Fall war, atmete Bakura schließlich auf und ließ die Decke einfach vor dem Bild, wo er sie hatte fallen lassen, liegen. Darum, sie wegzuräumen, würde er sich morgen kümmern. Im Augenblick stand ihm der Sinn eigentlich nur noch nach Schlaf, also pellte er sich aus seiner Kleidung, schlüpfte unter seine Bettdecke und war nach einem letzten Blick auf das Portrait auch schon im Reich der Träume.
 

Am nächsten Morgen erwachte der Weißhaarige in einem deutlich zerwühlten Bett mit einer Morgenlatte, die ihresgleichen suchte. Fluchend sprang er auf, hastete ins Bad und duschte dort erst einmal ausgiebig und vor allem eiskalt, um die Erinnerung an die Träume, die er in der vergangenen Nacht gehabt hatte – Träume von ihm, der sich nicht nur von diesem blonden Pinselquäler splitterfasernackt malen ließ, sondern es danach auch noch heftigst mit ihm trieb –, loszuwerden. Verdammt, warum träumte er eigentlich so einen Scheiß? Das durfte doch einfach nicht wahr sein!
 

Mit einer Laune nicht weit von Mordgedanken entfernt stiefelte Bakura nach der Dusche bibbernd und mit blauen Lippen zurück in sein Zimmer, warf dem Bild, das ihn bis in seine Träume verfolgt hatte, einen vernichtenden Blick zu, der es allerdings leider nicht in Flammen aufgehen ließ – daran musste er definitiv noch arbeiten –, und beeilte sich dann, sich anzuziehen.
 

Kaum dass er die Küche erreicht hatte, wurde er auch schon von Mai in Empfang genommen. "Gehst Du eben unseren Gast zum Frühstück abholen, Bakura?", bat sie und der Weißhaarige war wirklich versucht, "Nein" zu sagen, verkniff sich das allerdings und drehte sich stattdessen auf dem Absatz um, um diese blonde Pest abzuholen.
 

Ohne auch nur einen Gedanken ans Anklopfen zu verschwenden, riss Bakura die Tür des Gästezimmers auf, sah sich suchend um und fand das Objekt seiner Rachefantasien – und, wenn er seinen Träumen glauben konnte, seiner heimlichen Begierde; etwas, das er ganz schnell verdrängte – dort auf dem Balkon stehend und die Morgensonne praktisch anbetend vor.
 

Der Anblick ließ den Weißhaarigen hart schlucken und innerlich fluchen, denn er ging nicht spurlos an ihm vorbei. Allerdings wäre er nicht Bakura, wenn es ihm nicht gelänge, seine Wut die Oberhand über die Bilder von sich selbst, wie er den Blonden gegen die Balkonbrüstung vögelte, gewinnen zu lassen.
 

"Frühstück!", blaffte er den Anderen daher wenig freundlich an und drehte sich gleich wieder um, damit sein kleines – oder auch nicht ganz so kleines – Problem nicht doch noch auffiel. "Wenn Du nicht verhungern willst, komm mit!", schob er noch hinterher und stapfte voraus, ohne auf den Blonden zu warten. 'Verdammt, ich hasse mein Leben!'
 

Bis nächste Woche!

Hey ihr Lieben, ich weiß es ist etwas spät aber jetzt geht es weiter! Ich wünsche euch viel Spaß!
 

Stirnrunzelnd sah Joey Bakura nach, ehe er sich ebenfalls in Bewegung setzte. Der Andere hatte ja schon wieder eine Laune, die ihresgleichen suchte. Und scheinbar lag das an ihm. Da er es sich allerdings nicht noch mehr mit dem Weißhaarigen verscherzen wollte, als es ihm offenbar schon gelungen war, beschloss der Blonde für sich, dass er den Anderen erst einmal in Ruhe lassen würde, bis sich die Wogen etwas geglättet hatten.
 

Diesen festen Vorsatz im Kopf betrat Joey die Küche und nickte der blonden Frau, die er am Vorabend bereits kennen gelernt hatte und die sich ihm mit dem Namen Mai vorstellte, zu, ehe er eine Kleinigkeit aß und dann wieder in sein vorläufiges Zimmer verschwand. Er hatte unter den Sachen, die man ihm gebracht hatte, einige der Bücher entdeckt, die er lange schon einmal hatte lesen wollten. Bisher hatte ihm dafür immer die Zeit gefehlt, aber Zeitmangel war im Augenblick ja wohl sein geringstes Problem.
 

Mit einem der Bücher bewaffnet zog der Blonde sich auf den zu seinem Zimmer gehörigen Balkon zurück und war bald vollkommen von der Geschichte gefesselt – so sehr, dass er seinen widerwilligen weißhaarigen Kerkermeister erst bemerkte, als dieser mit einem lauten "Essen!" auf sich aufmerksam machte.
 

Vollkommen verwirrt blickte Joey von seinem Buch auf und sah Bakura an. Jetzt schon wieder Essen? Aber er hatte doch gerade erst gefrühstückt, oder? Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass das in der Tat schon wieder gute fünf Stunden her war. Wie aufs Stichwort machte sich auch prompt sein Magen bemerkbar und der Blonde legte mit einem Seufzen sein Buch weg, um dem Anderen schweigend – sicher war sicher – nach unten in die Küche zu folgen. Den Weg alleine zu finden traute er sich noch nicht zu. Dafür war Devlins Anwesen einfach eine Spur zu groß.
 

Während des Essens wurde Joey von Mai in ein Gespräch über einige seiner Werke verwickelt. Augenscheinlich hatte die Blondine ein großes Interesse an Kunst. Als sie ihn jedoch irgendwann fragte, ob er in der letzten Zeit etwas Neues geschaffen hatte, konnte er sich einen kurzen Seitenblick zu Bakura ebenso wenig verkneifen wie ein leichtes Schmunzeln, bevor er nickte.
 

"Ja, habe ich. Vor ein paar Tagen erst", plauderte er aus dem Nähkästchen und sah aus dem Augenwinkel, wie der Weißhaarige ihn warnend und drohend zugleich ansah. Ganz offenbar wollte er nicht, dass seine Kollegen von diesem Bild erfuhren. Nicht, dass Joey überhaupt vorgehabt hätte, auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Dieses Portrait war etwas, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.
 

"Ich denke aber nicht, dass ich dieses Bild ausstellen werde. Es ist doch sehr "speziell" und würde sicher nicht in die Ausstellung passen", erklärte er Mai daher lächelnd und war froh, dass sie es bei dieser Erklärung bewenden ließ und nicht weiter nachbohrte – und das, obwohl ihre Neugier ihr deutlich anzusehen war. Scheinbar, stellte Joey überrascht fest, gab es doch noch Frauen, die sich zurückhalten konnten.
 

Nach dem Essen begleitete der Blonde Mai in den Garten der Villa, der schon mehr einer Parkanlage glich. Gemeinsam mit ihr – sie hatte sich bei ihm eingehakt – schlenderte er über die Wiese und lauschte ihren Erzählungen über die Menschen, die hier in dieser Villa lebten. Die Blondine schien schon eine ganze Weile für Devlin zu arbeiten und sein Vertrauen zu genießen, denn sie war ganz offensichtlich während seiner Abwesenheit dafür verantwortlich, dass hier alles lief. So viel zu dem Thema, dass der Schwarzhaarige sich eins dieser blonden, dummen Barbiepüppchen geangelt hatte. In Mais Fall trog dieser Schein ganz schön – etwas, das sie, ihren eigenen Worten zufolge, köstlich amüsierte.
 

Was Joey allerdings wesentlich mehr erstaunte als die Redseligkeit der Blondine war die Tatsache, dass es ihr tatsächlich immer wieder gelang, ihn zum Lachen zu bringen – etwas, das sonst nur Ryou oder seine kleine Schwester ohne Schwierigkeiten zustande brachten. Bei dem Gedanken an Serenity huschte ein Schatten über sein Gesicht. Er konnte nur hoffen und beten, dass es Devlin tatsächlich gelang, die Sache mit Pegasus zu klären. Sonst war seine geliebte kleine Schwester in verdammt großer Gefahr.
 

Als es langsam dunkel wurde, führte Mai den Blonden wieder zur Villa zurück, wo er mit ihr und einem türkishaarigen jungen Mann, der sich ihm als Noah vorstellte, zu Abend aß. Danach entschuldigte er sich und zog sich in sein Zimmer zurück, um das Buch, das er begonnen hatte, vor dem Schlafengehen noch zu Ende zu lesen.
 

Zwei Stunden später – es war inzwischen vollständig dunkel – trat Joey auf den Balkon hinaus. Er hatte das Buch gerade geschlossen und wollte jetzt eigentlich nur noch etwas frische Luft schnappen, bevor er sich schlafen legen würde.
 

Langsam ließ er seinen Blick über das von kleinen Lampen beleuchtete Grundstück schweifen und seufzte leise. Der Weißhaarige, den er den ganzen Nachmittag und Abend nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, spukte ihm immer noch im Kopf herum und er konnte einfach nicht aufhören, über diesen Bakura nachzudenken. Über ihn hatte Mai nicht viel erzählen können. Sie hatte nur gesagt, dass ihr Boss ihn irgendwann eingestellt hatte. Wo der Weißhaarige allerdings herkam und was er vor seiner Anstellung bei Devlin gemacht hatte, hatte sie ihm entweder wirklich nicht sagen können oder aber nicht sagen wollen.
 

Gerade als er wieder in sein Zimmer zurückgehen wollte, nahm der Blonde aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Pool, den er von seinem Balkon aus recht gut einsehen konnte, wahr. Verwirrt spähte er in die Dunkelheit, konnte aber auf diese Entfernung nicht wirklich etwas erkennen.
 

Von seiner Neugier angetrieben fackelte Joey nicht lange, sondern huschte schnell aus seinem Zimmer durch die Villa bis nach draußen in den Garten. Dabei bemühte er sich, keinen Lärm zu machen. Er wollte einfach nur wissen, wer um diese Uhrzeit noch schwimmen ging. Verdammte Neugier aber auch.
 

Am Pool angekommen erkannte der Blonde schnell, dass es sich bei dem nächtlichen Schwimmer um Bakura handelte. Kurzzeitig überlegte er, direkt wieder zu verschwinden, doch er konnte seinen Blick nicht von dem Anderen losreissen. Wie gebannt sah er dem Weißhaarigen dabei zu, wie dieser mit ruhigen, gleichmäßigen Schwimmzügen Bahn um Bahn durch den Pool zog. Dass er sich irgendwann auf eine der neben dem Pool befindlichen Liegen setzte, bemerkte er nur am Rande. Er war einfach viel zu fasziniert von dem Mann im Wasser.
 

Dass Bakura ihn inzwischen entdeckt hatte und sich anschickte, den Pool zu verlassen, registrierte Joey ebenfalls erst, als der Weißhaarige sich vor ihm aufbaute und ihn geradezu grimmig anstarrte. "Spanner, was?", wurde er angefahren und als er aufblickte, stellte er fest, dass der Andere vollkommen unbekleidet war – eine Tatsache, die den Blonden schwer schlucken ließ. Heilige Scheiße, was war denn jetzt auf einmal mit ihm los?
 

"Noch nie nen nackten Mann gesehen oder was?", pflaumte Bakura den vor ihm Sitzenden an und sah zu seiner Überraschung, wie diesem das Blut ins Gesicht schoss, während er geradezu hektisch den Kopf schüttelte. "Bis auf mich selbst ... nein", antwortete Joey ehrlich, sprang auf und flüchtete regelrecht zurück in die Sicherheit seines Zimmers. Bloß weg hier! Das war ja so peinlich! Wieso passierte so etwas eigentlich immer nur ihm?
 

Bis zum nächsten Kapitel

Und hier ist auch das nächste Kapitel. Viel Vergnügen!
 

Bakura hatte sich nach dem Mittagessen, bei dem die Sprache zufälligerweise auf das unglückselige Bild gefallen war, das sich derzeit noch immer unangetastet in seinem Schlafzimmer befand, absichtlich so weit wie möglich von der blonden Pest ferngehalten. Da Mai es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht hatte, sich ein bisschen um ihn zu kümmern, hatte der Weißhaarige auch kein schlechtes Gewissen dabei.
 

Wenn die blonde Hexe sich unbedingt mit diesem Pinselschwinger vergnügen wollte, nur zu. Damit hatte er ganz und gar kein Problem – jedenfalls so lange nicht, wie der Schmierfink der Blondine nicht von dem Portrait erzählte. Sollte er seine Klappe nicht halten können, dann, beschloss der Weißhaarige für sich, würde er ihm mit dem größten Vergnügen persönlich den Hals umdrehen. Dem Boss gegenüber würde er behaupten, es habe sich um einen Fluchtversuch gehandelt. Damit wäre er dann auf der sicheren Seite.
 

Dass es ihn sehr wohl störte, dass Mai und der Blonde sich augenscheinlich so gut miteinander verstanden, verdrängte Bakura, so gut es ging. Den ganzen restlichen Tag über machte er sich praktisch unsichtbar und verbarrikadierte sich geradezu im Trainingsraum. Er hoffte, wenn er sich nur genügend auslaugte, dann würde er beim Schlafengehen viel zu müde sein, um noch einmal solchen Unsinn zu träumen wie in der vergangenen Nacht. Darauf legte er nun wirklich keinen Wert.
 

Allerdings musste der Weißhaarige, sobald er in seinem Bett lag, feststellen, dass es ihm ganz und gar nicht gut bekam, mit dem Bild in einem Raum zu sein. Mehr als eine Stunde lang wälzte er sich schlaflos hin und her, dann reichte es ihm. Grummelnd stand er wieder auf, schnappte sich einen Bademantel und ein Handtuch und stapfte nach unten in den Garten, um ein paar Runden im Pool zu drehen.
 

Das kalte Wasser würde ihn sicher auf andere Gedanken bringen und ihm hoffentlich auch helfen, müde genug zu werden, um endlich Schlaf zu finden. Und ganz bestimmt würde es ihm helfen, nicht mehr ständig an diese blonde Pest auf zwei Beinen – zwei zugegebenermaßen wirklich tollen Beinen, die an einem ungemein knackigen Po endeten – denken zu müssen.
 

Mit einem unwirschen Knurren entledigte Bakura sich seines Bademantels und sprang kopfüber in das kalte Wasser des Pools. Dort begann er gleich wie ein Besessener, eine Bahn nach der anderen zu schwimmen. Solange er seinen Körper auf diese gleichmäßigen, monotonen Bewegungen konzentrierte, konnte er wenigstens nicht denken. Dass er vollkommen unbekleidet war, war ihm völlig egal. Es war mitten in der Nacht und alle schliefen bereits seit Stunden, also würde ihn ganz sicher auch niemand beobachten.
 

Wie sehr er sich da irrte, bemerkte der Weißhaarige erst, als er irgendwann aus dem Augenwinkel jemanden am Rand des Pools auf einer Liege sitzen sah. Der blonden Haare wegen ging er im ersten Moment davon aus, dass es sich um Mai handelte, aber ein weiterer Blick zeigte ihm, dass derjenige, der dort saß und ihn beobachtete, tatsächlich derjenige war, der ihn bereits den ganzen Tag über förmlich verfolgt hatte – wenn auch nicht in persona, so doch wenigstens in seinen Gedanken.
 

Grummelnd versuchte Bakura, sich weiterhin auf seine Bahnen zu konzentrieren, doch das gelang ihm nicht mehr. Schließlich gab er einfach auf, schwamm zur Leiter hinüber und stieg aus dem Pool, um diesen blonden Pinselquäler zur Rede zu stellen. Es konnte doch nicht sein, dass er nicht einmal nachts seine Ruhe vor dieser Nervensäge hatte!
 

Die Antwort auf seine harschen Worte, die er an den Blonden richtete, verschlug dem Weißhaarigen allerdings tatsächlich die Sprache. Vollkommen verdattert blieb er am Pool stehen, nachdem der Andere förmlich vor ihm davongerannt war.
 

'Äh ... Moment mal. Hab ich das richtig verstanden? Der Kerl hat noch nie nen nackten Mann gesehen? Noch nie? Ach Du heilige Scheiße!' Uh, das war nicht gut! Das war ganz und gar nicht gut, denn allein die Vorstellung, dass noch nie ein Mann den Blonden so berührt hatte, wie er selbst sich das in der letzten Nacht in seinen Träumen zusammengesponnen hatte, reichte aus, um Bakura ein Durchblutungsproblem allerersten Ranges zu verschaffen.
 

"So eine verdammte Scheiße!", fluchte er mit einem Blick auf seine Latte, schnappte sich blitzschnell sein Handtuch und zog seinen Bademantel über, nachdem er sich das Handtuch sicherheitshalber um die Hüfte geschlungen hatte. Danach beeilte er sich, in sein Zimmer zu kommen und in seinem Bett zu verschwinden, aber das war auch keine besonders gute Idee.
 

Die Worte des Blonden, sein peinlich berührter Gesichtsausdruck und der Gedanke, was er wohl finden würde, wenn er ihn aus seiner Kleidung befreite, hielten Bakura äußerst effektiv vom Schlafen ab – die ganze Nacht lang, so dass er am nächsten Morgen lange vor seinen Kollegen in der Küche saß und versuchte, sich mit einem oder zwei Litern Kaffee zumindest einigermaßen in Schwung zu bringen.
 

"Du siehst ja furchtbar aus", lautete Mais Begrüßung, als sie schließlich auch in die Küche kam, um sich einen Kaffee zu holen. "Schlecht geschlafen?", erkundigte sie sich, bekam jedoch nur ein unwilliges Brummen des Weißhaarigen zur Antwort. "Nerv jemand anderen", wurde schließlich doch noch hinterhergesetzt, als die violetten Augen einfach nicht aufhören wollten, ihn fragend anzusehen.
 

Ohne ein weiteres Wort schnappte Bakura sich seine Kaffeetasse und ging mit dieser nach oben in sein Zimmer. Heute wollte er niemanden hören oder sehen, sondern einfach nur seine Ruhe haben. Mais Aufforderung, doch eben den Blonden zum Frühstück nach unten zu schicken, überhörte er gekonnt. Auf gar keinen Fall würde er sich heute mit diesem Schmierfinken auseinandersetzen. Dazu konnte ihn höchstens der Boss zwingen, und der war – 'Zum Glück!' – nicht hier.
 

Bis nächste Woche!

Und hier auch das (langersehnte?) Update für diese Woche. Viel Spaß!
 

Joey hatte die ganze Nacht wach gelegen und versucht, sich mit seinem Kopfkissen selbst zu ersticken. Warum konnte er denn eigentlich nie seine große Klappe halten? Was war so schwer daran, die Sticheleien Bakuras zu ignorieren?
 

Wimmernd vergrub sich der Blonde noch tiefer unter seiner Decke. Warum zur Hölle passierte so was eigentlich immer nur ihm? Gut, er hatte ja genau betrachtet nur gesagt, er hätte außer sich selbst noch keinen Mann nackt gesehen. Mit ganz viel Glück dachte der Andere ja, dass er auf Frauen stand … Obwohl das nach dem Bild, das er von dem Weißhaarigen gemalt hatte, doch eher zweifelhaft war. So dumm sah dieser Bakura dann doch nicht aus, dass er darauf hereinfiel.
 

So eine verdammte Scheiße! Da hätte er ja auch gleich zu Pegasus gehen und den Auftrag, Devlin zu töten, ablehnen können. Da wäre sein Tod wenigstens schnell und schmerzlos gewesen. Aber nein, er musste ja beschließen, seinem Opfer alles zu verraten. Man sah ja, wohin ihn das gebracht hatte.
 

Dass es irgendwann an seiner Tür klopfte, ignorierte Joey. Er wollte im Augenblick einfach niemanden sehen. Auch Mais Rufen konnte ihn nicht dazu bringen, sich aus dem Bett zu bewegen. Innerlich war der Blonde froh, dass Mai nicht in das Zimmer kommen konnte. Als er nämlich nach der Begegnung mit Bakura in sein Zimmer zurückgestürmt war, hatte er entdeckt, dass man ihm den Zimmerschlüssel nicht weggenommen hatte – was er gleich genutzt hatte, um sich einzuschließen. Man konnte ja nie wissen.
 

So, beruhigte Joey sich selbst, konnte wenigstens niemand uneingeladen in sein Zimmer und er musste auch niemanden sehen. Er würde diesen Raum erst wieder verlassen, wenn Devlin wieder zurück war oder wenn ihm das, was in der vergangenen Nacht passiert war, nicht mehr ganz so peinlich war – je nachdem, was früher eintreten würde.
 

Den Tag verbrachte der Blonde damit zu grübeln, sich selbst zu verfluchen, Bakura zu verfluchen und noch ein wenig in seinen Büchern zu lesen. Wer auch immer die Bücher eingepackt hatte, er war ihm dankbar dafür, denn so hatte er was zu tun und brauchte das Zimmer nicht verlassen.
 

Darüber, dass sich sein Magen zwischendurch meldete, sah er einfach hinweg. Er kam auch gut einen oder zwei Tage ohne etwas zu essen aus. Immerhin kannte er das von seinen künstlerischen Schaffensphasen nur zu gut. Wenn er intensiv arbeitete, aß er auch so gut wie nie etwas, also sollte das auch kein Problem sein, den heutigen Tag ohne etwas zu essen zu überstehen. Alles war gut, solange er nur das Zimmer nicht verlassen musste.
 

Als es langsam zu dämmern begann, trat der Blonde wieder auf den Balkon hinaus und schaute in die Ferne. Irgendwie brauchte er frische Luft und außerdem mochte er diesen Ausblick. Hätte er jetzt etwas zum Zeichnen hier, wäre er wahrscheinlich schon längst darin vertieft diese Aussicht aus jedem nur möglichen Blickwinkel auf Papier zu bannen.
 

Der Blonde stand schweigend auf dem Balkon, bis der Mond aufgegangen war und alles in ein mattes weißes Licht tauchte. Dann endlich riss er sich los und betrat sein Zimmer wieder, denn langsam wurde es doch zu kühl, um noch länger draußen herumzustehen. Kurzzeitig überlegte er, ob er noch etwas weiterlesen sollte, entschied sich dann jedoch dafür, sich eine Dusche zu gönnen.
 

Den ganzen Tag im Bett zu liegen und fast nur zu lesen hatte ihn doch ziemlich verspannt, also würde etwas heißes Wasser, das seine Muskeln lockerte, ihm sicher gut tun. Mit einem zufriedenen Nicken schnappte Joey sich frische Kleidung, ging dann ins Bad hinüber und trat in die Duschkabine, nachdem er sich ausgezogen hatte.
 

Ja, stellte er fest, als das heiße Wasser auf seinen Körper niederzuprasseln begann, es war definitiv eine gute Idee gewesen, duschen zu gehen. Er würde jetzt in aller Ruhe und ganz ausgiebig duschen und sich danach in sein Bett verkrümeln. Dann würde der morgige Tag schon ganz anders aussehen und er selbst würde sich vielleicht auch wieder aus dem Raum heraustrauen.
 

Das laute und ziemlich unwirsche Klopfen, das von seiner Zimmertür erklang, kaum dass er die Dusche aufgedreht hatte, hörte Joey nicht. Ebenso wenig bekam er mit, dass die Tür nur wenige Augenblicke später fast aus den Angeln flog und ein ungemein wütend aussehender Bakura in das Zimmer stürmte, um nach ihm zu suchen.
 

Bis nächste Woche!

Und hier ist auch schon das nächste Kapitel. Viel Spaß!
 

"Dämliche Hexe." Fluchend stand Bakura vor der absolut allerletzten Tür in der Villa seines Bosses, vor der er sich eigentlich gerade befinden wollte, und klopfte grummelnd an. Dabei wünschte er sich insgeheim ganz, ganz weit weg. Aber wie so oft hatte das Schicksal – mancherorts besser bekannt unter dem Namen Mai Valentine – auch heute kein Erbarmen mit ihm.
 

Vor unterdrückter Wut mit den Zähnen knirschend hob der Weißhaarige seine Hand und klopfte erneut an der Tür des Gästezimmers, hinter der der Blonde sich den ganzen Tag verschanzt hatte. Nur, weil Mai der Meinung war, dass dieser dämliche Pinselschwinger ja auch mal wieder etwas essen musste – er hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen, soweit Bakura wusste –, stand er selbst jetzt hier und verfluchte die ganze Welt für diese Ungerechtigkeit. Was interessierte es ihn denn, ob dieser Schmierfink verhungerte, verdurstete oder sich in seinem Zimmer aufhängte? Das hatte doch nichts mit ihm zu tun.
 

Gut, der Boss würde ihm mit Sicherheit den Hals umdrehen, wenn diesem Pinselquäler etwas passierte – aus irgendeinem Grund war er ja wohl offiziell zum Kindermädchen des Blonden gemacht worden –, aber das war Bakura derzeit eigentlich relativ egal. Im Augenblick hätte er sogar lieber im Baströckchen auf einer Eisscholle in der Antarktis Hula getanzt, als hier vor dieser Tür zu stehen.
 

"Mach endlich auf, Du elender Penner!", rief der Weißhaarige laut genug, dass der Blonde ihn eigentlich gehört haben musste, doch auch diese Aufforderung wurde ebenso wie das Klopfen konsequent ignoriert. "Dann leck mich doch", fauchte Bakura, drehte sich auf dem Absatz um und stapfte zu Noah, der während der Abwesenheit des Bosses sozusagen der Herr über sämtliche Zweitschlüssel für die Villa war.
 

Ohne dass der Türkishaarige, der mal wieder mit seinen Computern beschäftigt war und wie üblich während seiner Arbeit seine Kopfhörer aufhatte, um nicht seine ganze Umgebung mit seiner Lieblingsmusik zu beschallen, etwas davon bemerkte, nahm der Weißhaarige den entsprechenden Schlüssel an sich und ging mit diesem bewaffnet wieder nach oben.
 

Wenn dieses Blondchen unbedingt Krieg wollte, dann konnte er ihn gerne bekommen. Wehe, er hatte keine verdammt gute Erklärung dafür, dass er sich geweigert hatte, die Tür zu öffnen. 'Wenn dieser Mistkerl nicht wenigstens halbtot oder sterbend in irgendeiner Ecke liegt, breche ich ihm höchstpersönlich sämtliche Knochen!'
 

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf öffnete Bakura die Tür des Gästezimmers und stieß diese mit solcher Wucht auf, dass sie gegen die Wand krachte. Allerdings schoss nicht, wie der Weißhaarige erwartet hatte, der blonde Pinselschwinger vom Bett hoch und starrte ihn erschrocken an. Stattdessen fand er sich mit einem vollkommen leeren Zimmer konfrontiert und wollte schon Alarm schlagen, als das Rauschen von Wasser aus dem Bad an seine Ohren drang.
 

'Na toll!', fluchte Bakura lautlos vor sich hin. Normalerweise wäre sein erster Impuls Flucht, aber dafür war er gerade einfach schon viel zu wütend. Wenn er den Schmierfinken unter der Dusche herausholen musste, bitteschön. Da Mai ihn ja so unbedingt sehen wollte, würde er ihn eben nach unten in die Küche bringen – notfalls auch vollkommen nackt.
 

Genau so – splitterfasernackt, eingeschäumt und nass – fand der Weißhaarige das Objekt seiner Wut auch erwartungsgemäß vor, als er die Tür zum Badezimmer aufriss. Was er allerdings nicht erwartet hatte, war seine eigene, überaus heftige körperliche Reaktion auf den gebotenen Anblick. Den ganzen Tag hatte er damit verbracht, die Anziehung, die der Blonde auf ihn ausübte, zu leugnen und zu verdrängen. Jetzt so plötzlich wieder damit konfrontiert zu werden war wirklich alles andere als fair.
 

Ungefähr eine Sekunde lang starrte Bakura den Anderen, der seinen Blick erschrocken erwiderte, einfach nur an, doch dann setzte irgendetwas in ihm aus. Ohne ein Wort zu sagen oder sich darum zu scheren, dass seine Kleidung nass wurde, stieg er ebenfalls in die Dusche und trat auf den Blonden zu, der hart schluckend vor ihm zurückwich, bis er mit dem Rücken an die Wand der Duschkabine stieß. Dabei ließ er den Weißhaarigen nicht aus den Augen und schluckte erneut, als dieser ihn mit seinem Körper förmlich gegen die kalten Kacheln pinnte.
 

Bevor der Pinselquäler, der gerade seinen Mund geöffnet hatte, die Frage stellen konnte, die ihm durch den Kopf schoss, senkte Bakura blitzschnell seine Lippen auf die des Blonden, schob seine Zunge vor und erkundete die fremde Mundhöhle, solange ihr Besitzer noch vollkommen paralysiert und nicht dazu fähig war, sich zu wehren oder überhaupt irgendwie zu reagieren.
 

Einen Moment lang war Joey wie erstarrt, doch schließlich übernahm sein Körper die Regie und er begann nach der ersten Schrecksekunde, den Kuss des Weißhaarigen zu erwidern. Ohne sein bewusstes Zutun krallte er seine Finger in die weißen Haare des Anderen, zog diesen so näher zu sich und presste sich gleichzeitig an ihn. Er hatte keine Ahnung, was er da eigentlich tat, aber es fühlte sich so gut, so richtig an, dass er auch nicht großartig darüber nachdachte.
 

Viel zu schnell für seinen Geschmack ließ Bakura ihn allerdings wieder los, trat einen Schritt zurück und wischte sich die mittlerweile vollkommen nassen weißen Haare aus dem Gesicht. "Bist Du eigentlich taub oder was? Mai wartet unten mit dem Essen auf Dich", wurde der Blonde angeherrscht und stand im nächsten Moment wieder alleine unter der Dusche. Einzig das Kribbeln seiner Lippen – und auch ein heftiges Durchblutungsproblem in seiner Körpermitte – zeigte ihm noch, dass er sich das, was hier gerade passiert war, keinesfalls einfach nur eingebildet hatte.
 

Nein, stellte Joey fest, er hatte definitiv nicht halluziniert. Der Weißhaarige hatte ihn tatsächlich geküsst. Aber was in aller Welt fiel diesem miesen Arschloch eigentlich ein, einfach so wieder zu abzuhauen und ihn hier herumstehen zu lassen wie bestellt und nicht abgeholt? 'Verdammt, das kann er mit mir doch nicht machen!'
 

Bakura befand sich unterdessen bereits wieder auf dem Weg in sein eigenes Zimmer, um sich abzutrocknen und sich umzuziehen. Er konnte einfach nicht fassen, dass er sich gerade tatsächlich so weit gehen lassen hatte, diesen blonden Schmierfinken zu küssen. Und das war noch längst nicht alles. Wäre er auch nur noch eine einzige Sekunde länger dageblieben, dann hätte er noch wesentlich mehr getan als den Blonden einfach nur zu küssen, das wusste er genau. 'Verdammte Scheiße, was hat dieser Mistkäfer bloß mit mir gemacht?'
 

Bis nächste Woche!

Und weiter gehts ihr lieben! Viel Spaß bei diesem Kapitel!!
 

Vor sich hinfluchend rutschte Joey nach Bakuras "Überfall" auf den Boden der Dusche und raufte sich die Haare. Was sollte das denn? Reichte es nicht, dass der Weißhaarige sowieso schon nicht aus seinem Kopf verschwinden wollte? Hatte dieser Mistkerl unbedingt noch einen draufsetzen müssen, damit er ihn auf keinen Fall vergessen konnte?
 

Was auch immer es war, der Blonde nahm sich vor, es – und auch den Weißhaarigen – ab jetzt vollkommen zu ignorieren. Wenn Devlin erst mal wieder zurück war, kam es sowieso auf diesen an, ob er gehen oder sein Testament machen konnte. Wobei, gab Joey vor sich selbst durchaus zu, ihm die erste Möglichkeit natürlich deutlich mehr zusagte.
 

Abgrundtief seufzend rappelte er sich langsam auf, drehte das Wasser ab und verließ die Dusche. Eigentlich hatte er ja schlafen wollen, aber da er nicht wirklich das Bedürfnis hatte, Bakura mitten in der Nacht wieder in seinem Zimmer stehen zu haben, zog er sich etwas an und machte sich dann auf den Weg in die Küche, wo Mai ihn schon erwartete.
 

Mit einem Lächeln stellte sie einen Teller vor ihn und sah ihn dann aufmerksam an. Es schien fast so, als wartete sie auf etwas. Joey bemühte sich verzweifelt, diesen Blick zu ignorieren. Himmel, konnte das jede Frau? Diesen Blick kannte er nur zu gut von seiner kleinen Schwester Serenity. So sah diese ihn immer dann an, wenn sie etwas wissen wollte, das er ihr nicht freiwillig erzählte.
 

"Okay, raus mit der Sprache: Was willst Du wissen?", knurrte er die Blondine frustriert an, während er den Teller von sich schob. Irgendwie war ihm das letzte bisschen Appetit, was er noch gehabt hatte, durch diesen Blick gerade vergangen.
 

Mai konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Wie sie es doch liebte, wenn alles so lief, wie sie es wollte! "Was ist das da zwischen Dir und Bakura? Seit Du hier bist, ist er kaum noch zu sehen. Und das ist nicht alles. Er ist ja sowieso schon kein Sonnenscheinchen, aber in den letzten Tagen ist er noch viel griesgrämiger als sonst. Also woran liegt das, hm, Joey?"
 

Der Tonfall der Blondine klang mehr als interessiert und Joey fuhr sich seufzend durch die Haare, bevor er ihr schließlich doch wieder in die Augen sah. "Da ist gar nichts zwischen uns. Er hasst mich und geht mir wohl deswegen aus dem Weg. Ich glaube, er verzeiht es mir nicht, dass ich ihm in meiner Wohnung die Beretta an den Kopf gehalten habe. Aber ich kann es nun mal nicht leiden, wenn man bei mir herumschnüffelt. Ich denke, Du kannst Dir vorstellen, warum das so ist", murmelte er als Antwort, ehe er aufstand, Mai eine gute Nacht wünschte und sich in sein Zimmer zurückzog. Für heute hatte er wirklich genug Gesellschaft gehabt.
 

Kaum hatte er sein Zimmer betreten, schmiss sich der Blonde voll bekleidet auf das Bett und vergrub sein Gesicht im Kissen. Himmel, woher wussten Frauen immer so verdammt genau, was sie zu welchem Zeitpunkt fragen mussten, damit es auch ja peinlich wurde?
 

Mit einem wütenden Knurren sprang Joey nach nur wenigen Minuten wieder von seinem Bett auf, um sich aus seinen Klamotten zu pellen. Wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten nur noch schlafen – und das am besten so lange, bis Devlin wieder nach Tokio zurückkehrte.
 

Schnell hatte der Blonde sich ausgezogen, ins Bett gekuschelt und die Augen geschlossen, doch das Einschlafen war eher ein Fall für sich. Egal, wie sehr er es sich auch wünschte, der Schlaf wollte sich einfach nicht einstellen. Frustriert klopfte er sein Kissen zurecht und suchte sich immer wieder eine andere Einschlafposition, doch auch das brachte unglücklicherweise ganz und gar nichts.
 

Zähneknirschend warf er die Decke schließlich nach einer Stunde vergeblichen Schafezählens wieder von sich, stand auf und marschierte hinaus auf den Balkon. Wenn er schon nicht schlafen konnte, dann wollte er wenigstens den nächtlichen Ausblick genießen. Seufzend ließ Joey sich auf einen der Stühle fallen, die hier standen, und sog die Ruhe und den Frieden, die im Moment über dem Anwesen lagen, ein.
 

Leider währte diese friedliche Stimmung nicht lange. Gerade, als er begann, endlich ein bisschen müde zu werden, erklangen von unter ihm laute Stimmen, deren Besitzer sich im Augenblick ganz offenbar auf der Terrasse befanden. Joey hörte deutlich, dass eine der Stimmen Mai gehörte, doch ihren Streitpartner – Bakura – erkannte er erst Sekunden später.
 

Bevor es dem Blonden möglich war, sich wieder zurückzuziehen – er wollte nicht, dass die Beiden dachten, er würde sie belauschen –, bekam er noch mit, dass er der Grund für den Streit der beiden war, wenn man nach den lautstarken Vorwürfen ging, die die Blondine ihrem weißhaarigen Kollegen machte.
 

"Lass mich bloß mit dieser blonden Pest auf zwei Beinen in Ruhe! Wenn's nach mir ginge, könnte er direkt verschwinden. Je eher, desto besser!", hörte Joey Bakura blaffen, bevor er, dem Klirren der Glastür nach zu urteilen, scheinbar wieder in der Villa verschwand.
 

Mehrere Minuten lang blieb Joey wie angewurzelt auf dem Balkon stehen, doch dann drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte wieder in sein derzeitiges Domizil. Wenn es wirklich das war, was der Weißhaarige wollte, dann würde er ihm eben den Gefallen tun und abhauen. Einen Moment lang überlegte der Blonde, ob es wirklich klug war, einfach so zu verschwinden, doch dann schüttelte er die Zweifel ab und machte sich daran, eine kleine Nachrichten zu schreiben, die Mai an ihren Boss weiterleiten sollte
 

In dieser Notiz hinterließ Joey die Information, dass er sich melden würde. Außerdem gab er Ryous Nummer an, unter der er erreichbar sein würde. Sein bester Freund würde alle Nachrichten für ihn in Empfang nehmen und an ihn weiterleiten, so dass er selbst in Ruhe überlegen konnte, was er tun und wie er reagieren sollte.
 

Nachdem die Notiz geschrieben war, warf der Blonde seine Klamotten und die Bücher in die Tasche, in der sich auch sein Gewehr befand. Er steckte seine Beretta wieder ins Holster und schlich sich dann auf leisen Sohlen durch die Villa. Diese zu verlassen war für jemanden mit seiner Ausbildung keinerlei Problem. Außerdem – wer erwartete denn, dass er ausgerechnet heute noch einen Fluchtversuch wagen würde?
 

Schweigend und mit seiner Tasche beladen lief Joey durch die Dunkelheit zu seinem Loft und ging dort in die Tiefgarage. Er hatte sich fest vorgenommen, Japan erst einmal den Rücken kehren. Noch hatte er zwar keine Ahnung, wohin er gehen sollte, aber er würde auf gar keinen Fall nach Ägypten fliegen. Ryou würde ihn unter Garantie meucheln, wenn er erfuhr, was passiert war und aus welchem Grund er selbst die Flucht angetreten hatte. Amerika fiel zum Verstecken auch flach, denn auf gar keinen Fall, beschloss Joey, würde er seine heißgeliebte kleine Schwester Serenity in die ganze Sache mit hineinziehen. Aber wohin sollte er dann?
 

Der Blonde war schon fast am Flughafen angelangt, als ihm doch noch der rettende Einfall kam. Er würde sich ganz einfach für eine Weile nach Kanada absetzen, denn dort hatte sein Vater in der Einsamkeit der kanadischen Wildnis ein Haus sein Eigen genannt, das er seinem Sohn nach seinem Tod als Versteck für Notfälle überlassen hatte.
 

Mit diesem Plan im Hinterkopf parkte Joey seinen Wagen am Flughafen, nahm seine Tasche und beeilte sich, eine Maschine zu chartern. Mit seinem Gepäck konnte er keinen regulären Flug nehmen, aber aufgrund seiner Einnahmequelle war es auch kein großes Problem, genug Geld für einen Charterflug abzuheben und diesen gleich bar zu bezahlen.
 

Kaum zehn Minuten dauerte die Prozedur des Eincheckens, dann konnte er sich erleichtert aufseufzend in seinen Sitz fallen lassen und erst einmal die Augen schließen. Er hasste die Tatsache, dass er schon wieder auf der Flucht war, aber er hatte einfach keine andere Wahl. Dass Weglaufen eigentlich sonst gar nicht seine Art war, verdrängte der Blonde gekonnt. Die Wut und der Hass in der Stimme des Weißhaarigen hatten ihn zu sehr verletzt, als dass er weiter mit diesem unter einem Dach hätte bleiben können.
 

'Ich kann immer noch wieder hierher zurückkommen, wenn Devlin wieder in Tokio ist und sich bei mir meldet', beschloss Joey und seufzte erneut. Höchstwahrscheinlich würde es darauf hinauslaufen, dass Devlin ihm – wieder einmal – seine Leute auf den Hals hetzte, wenn er feststellte, dass sein "Gast" geflohen war, aber das war jetzt nicht mehr zu ändern.
 

Trotzdem konnte der Blonde nicht umhin, lautlos zu fluchen. Warum konnte sein Leben eigentlich nicht ein einziges Mal so laufen, wie er es wollte? Er wollte doch einfach nur malen, sonst nichts. Er war Künstler, verdammt – und das nicht nur zur Tarnung, sondern mit Leib und Seele.
 

Joey öffnete seine Augen erst wieder, als das Flugzeug sich in Richtung Rollfeld zu bewegen begann. Ein drittes Mal seufzend bereitete er sich darauf vor, seiner Heimat wieder einmal für längere Zeit den Rücken zu kehren. Den Blick aus dem Fenster wendend schüttelte der Blonde den Kopf.
 

Warum, fragte er sich wieder einmal, hatte er damals herausfinden müssen, womit sein Vater sein Geld verdient hatte? Und warum in aller Welt war er selbst auf die unglaublich hirnrissige Idee gekommen, unbedingt in dessen Fußstapfen treten zu müssen? Wie hatte er nur jemals so dumm sein können?
 

und jetzt habt ihr es mal wieder geschafft![

und weiter geht es wird Joey entkommen? lasst euch überraschen^^
 

"Hey, Mai, das blonde Vögelchen ist ausgeflogen." Überrascht hob die Blondine eine Braue, als Noah sie keine zehn Minuten nach Bakuras wütendem Abrauschen in sein Zimmer ansprach. "Bist Du Dir sicher?", hakte sie nach und der Türkishaarige, der wie üblich eines seiner Notebooks mit sich herumschleppte, nickte. "Ja, bin ich. Es gab eine Sicherheitsverletzung in Sektor 2A und die Kameras zeigen deutlich, wie dieser Joey sich mit einer Tasche heimlich absetzt", bestätigte er und blickte Mai nun seinerseits erstaunt an, denn er hatte sie vorher noch nie fluchen hören – zumindest nicht so.
 

"Das ist übrigens noch lange nicht alles", wagte er dennoch einzuwerfen und fand sich gleich darauf mit violetten Augen konfrontiert, die, wenn sie vor Ärger so schmal waren wie jetzt, ihn aus einem Grund, den er nicht genau benennen konnte, wirklich ungemein an Yamis Augen erinnerten. "Was ist denn noch?", fauchte Mai ihn geradezu an und Noah schluckte, bevor er sein Notebook auf den Wohnzimmertisch stellte, zwei kurze Befehle eintippte und ihn dann so drehte, dass die Blondine den Bildschirm sehen konnte.
 

"Das hat die Außenkamera auf der Ostseite ungefähr acht Minuten vor seiner Flucht aufgezeichnet. Er war auf dem Balkon. Aber das ist nicht das, was ich meine. Achte mal auf die Terrasse", machte der Türkishaarige sie aufmerksam und als Mai sich selbst und Bakura erblickte, wie sie auf der Terrasse miteinander stritten, wurde ihr augenblicklich klar, was passiert war. Die Bilder hatten zwar keinen Ton, aber den brauchte sie auch nicht. Sie wusste ja schließlich ganz genau, worüber sie mit dem Weißhaarigen zu diskutieren versucht hatte.
 

"Ich verstehe", murmelte die Blondine mehr zu sich selbst und blickte dann wieder zu Noah. "Sieh zu, dass Du herausfindest, wo er abgeblieben ist. Wir können es uns nicht leisten, dass er abhaut. Wenn der Boss zurückkommt und sein "Gast" ist weg, haben wir alle ein Problem", instruierte sie den Türkishaarigen und blinzelte überrascht, als er sie angrinste.
 

"Schon geschehen. Ich bin per GPS-Überwachung an ihm dran. Bin ja nicht blöd", erwiderte er etwas von oben herab und Mai klopfte ihm auf die Schulter, so dass er ächzend in die Knie ging. Auch wenn es nicht so aussah, so war sie doch kräftiger, als ihre kurvenreiche Figur vermuten ließ – was sie gerade wieder einmal eindrucksvoll bewiesen hatte.
 

"Gut mitgedacht", lobte die Blondine den Jüngeren und nickte ihm zu. "Du weißt ja, was Du zu tun hast, oder? Lass ihn bloß nicht abhauen. Du weißt, wie sehr der Boss es hasst, wenn etwas schief geht", ermahnte sie ihn und nun nickte der Türkishaarige.
 

"Schon klar. Ich sag Tris Bescheid. Den kennt Joey schließlich noch nicht", gab er zurück und machte sich wieder auf den Weg in seine Räumlichkeiten, wo sich seine Computer befanden. Sobald er wieder dort Platz genommen hatte, meldete er sich per Headset bei seinem brünetten Kollegen und instruierte diesen, was er zu tun hatte, während er gleichzeitig die Spur des blonden Flüchtlings weiterverfolgte.
 

Ein leises Piepsen entlockte Noah ein paar Minuten später ein zufriedenes "Yes!", das ihn dazu veranlasste, sich einmal mit seinem Stuhl im Kreis zu drehen. Ha, er war immer noch der Größte! Absolut niemand konnte ihm und seinen allwissenden Computern dauerhaft entkommen!
 

"Tris, unser "Gast" ist am Flughafen. Er hat gerade Geld – eine Menge Geld – abgeholt und einen Flug gechartert. Ich halt ihn so lange auf, wie ich kann. Fahr Du hin und hol ihn ab, okay? Und nimm am besten Mai mit, damit er Dir nicht doch noch durch die Lappen geht", wies der Türkishaarige seinen brünetten Kollegen an und wartete kurz dessen Zustimmung ab, bevor er sich wieder über seine Tastatur hermachte, um sich in das Sicherheitssystem des Tokioter Flughafens einzuhacken.
 

Nicht einmal eine Minute später legte sich ein durch und durch zufriedenes Grinsen auf seine Lippen, als er das System des Towers umgangen und die Starterlaubnis für den Charterflug in Richtung Kanada hinausgezögert hatte. "Ihr habt maximal fünfzehn Minuten, bevor sie etwas merken. Eher aber nur zehn, also beeilt euch", informierte Noah Tristan per Headset, bekam aber nur eine knappe Zustimmung zum Zeichen, dass der Brünette ihn verstanden hatte und, wie der Türkishaarige durch die GPS-Überwachung deutlich sehen konnte, bereits auf dem Weg zum Flughafen war.
 

Joey, der zu dieser Zeit bereits im Flieger saß und nichts von dem wusste, was gerade von der Villa seines "Gastgebers" Devlin in die Wege geleitet wurde, seufzte abgrundtief, als der Pilot seines Charterflugzeuges ihm mitteilte, dass der Start sich aufgrund einer Durchsage des Towers um ein paar Minuten verzögern würde.
 

'Na toll', dachte der Blonde und schloss erneut seufzend seine Augen. Je länger er hier in Japan blieb, desto größer wurden seine Gewissensbisse. Es war einfach nicht fair, warf er sich selbst vor, dass er einfach so verschwand und Ryou dadurch in Schwierigkeiten brachte.
 

Aber was hätte er sonst tun sollen? Er wurde einfach nicht schlau aus dem Verhalten von Devlins weißhaarigem Bodyguard. Warum küsste dieser Mistkerl Bakura ihn erst und behauptete dann nicht einmal zwei Stunden später, dass er ihn hasste? Der Blonde verstand nicht so recht, was das zu bedeuten hatte, aber es versetzte ihm einen Stich.
 

Womit genau hatte er sich die starke Abneigung des Weißhaarigen zugezogen? Lag das wirklich nur an der Sache mit der Beretta? Aber warum hatte Bakura ihn geküsst, wenn er ihn doch auf den Tod nicht ausstehen konnte? Das Ganze ergab einfach keinen Sinn, verdammt!
 

Mitten in Joeys wirre Gedanken hin wurde die Tür des Flugzeugs geöffnet und als der Blonde nach einem Räuspern seine Augen wieder öffnete, sah er sich einem brünetten Mann gegenüber, der etwa in seinem Alter sein musste. Der Brünette war in einen dunklen Anzug gekleidet und hielt ihm einen Ausweis mit einer Dienstmarke unter die Nase, noch bevor er eine Frage stellen konnte.
 

"Mr. James?", vergewisserte er sich und Joey nickte rein reflexhaft, was ihm ein weiteres Räuspern des Anderen einbrachte. "Ich fürchte, ich muss Sie bitten, mich zu begleiten. Es gibt da ein Problem", fuhr er fort und der Blonde schluckte unwillkürlich. Hatten Devlins Leute sein Fehlen bemerkt und ihn an die Polizei verraten, weil er geflohen war?
 

Kurz überlegte Joey, ob es Sinn machen würde, einen erneuten Fluchtversuch zu wagen oder gar nach seiner Waffe zu greifen, doch als er sich die Statur des Brünetten noch einmal genauer ansah, gab er sich geschlagen. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, den Polizisten hier auszuschalten, so war es doch unwahrscheinlich, dass er alleine hier war. Er hatte also keine Chance. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, das Flugzeug zu verlassen, würde er höchstwahrscheinlich draußen gleich von weiteren Polizisten in Empfang genommen. So oder so, es war vorbei.
 

"Ich komm ja schon." Seufzend erhob Joey sich aus seinem Sitz, händigte dem Brünetten seine Beretta aus und ließ sich von diesem nach draußen begleiten. Dort führte der Größere den Blonden zu seinem Wagen, öffnete ihm die hintere Tür und bedeutete ihm, einzusteigen.
 

Joey leistete dieser Aufforderung widerstandslos Folge, ließ sich auf den Rücksitz fallen und im nächsten Moment weiteten sich seine Augen, als er die blonden Locken der Frau auf dem Beifahrersitz erkannte. "Mai?", fragte er trotzdem nach und widerstand mühsam dem Impuls, sich selbst zu kneifen.
 

"Hast Du jemand anderen erwartet, Joey?", fragte die Blondine zurück und drehte sich halb zu dem "Gast" ihres Bosses um, während Tristan zurück zum Flugzeug ging, um die Tasche mit den Sachen und dem Gewehr des Blonden zu holen.
 

"Glaubst Du wirklich, wir würden zulassen, dass Du einfach so abhaust? Hast Du eine Ahnung, was für eine Laune der Boss hätte, wenn er zurückkäme und Du wärst nicht mehr da?", bohrte sie weiter nach und schüttelte seufzend den Kopf. "Das war wirklich ein Fehler, Joey", fügte sie leise hinzu und wandte sich wieder nach vorne um, als Tristan zum Wagen zurückkehrte und auf den Fahrersitz rutschte, nachdem er die Tasche im Kofferraum verstaut hatte.
 

"Tut mir leid", entschuldigte Joey sich kleinlaut, bekam jedoch keine Antwort. Erst als der Wagen bereits in die Einfahrt zu Devlins Villa einbog, rang Mai sich dazu durch, doch wieder mit ihm zu sprechen. "Das will ich für Dich auch hoffen", sagte sie und ihre Stimme hatte einen unnachgiebigen Klang.
 

"Noch mal werden wir den Fehler, Dich unbewacht zu lassen, nicht machen." 'Und ich weiß auch schon ganz genau', dachte sie, 'wer sich um unseren lieben kleinen Joey hier kümmern wird.' Oh ja, sie würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – egal, wie unwillig die beiden Fliegen darauf auch reagieren mochten.
 

"Bring Joey in den Westflügel, Tristan", instruierte Mai den Brünetten, sobald dieser den Wagen angehalten hatte und sie ausgestiegen war. "Mach ich", antwortete der Angesprochene, wartete, bis der Blonde den Wagen ebenfalls verlassen hatte, und bedeutete diesem dann, mit ihm zu gehen. Die Tasche des Blonden ließ er im Kofferraum, denn er konnte sich nur zu gut denken, dass Mai nicht begeistert davon sein würde, wenn ihr "Gast" seine Waffen wiederbekäme.
 

Während Joey seinem neuen Bewacher mit hängenden Schultern folgte, war die Blondine unterwegs zu Bakura. Ohne an dessen Zimmertür zu klopfen, betrat sie den Raum und warf dem Weißhaarigen, der sie grimmig anstarrte, einen eiskalten Blick zu.
 

"Joey wäre gerade um ein Haar geflüchtet", informierte sie ihn, doch bevor er dazu kam, zu triumphieren oder überhaupt etwas zu sagen, fuhr sie auch schon fort. "Und da Du ja weißt, wie sehr der Boss es hasst, wenn etwas nicht nach Plan läuft, wirst Du Dich bis zu seiner Rückkehr um unseren Gast kümmern. Ich will, dass Du vierundzwanzig Stunden am Tag in seiner Nähe bleibst und auf ihn aufpasst. Keine Widerrede!", fauchte sie ihn an, als Bakura den Mund öffnete und etwas sagen wollte.
 

"Solange der Boss unterwegs ist, spreche ich für ihn, wie Du weißt. Du wirst also ohne Beschwerden tun, was ich Dir sage. Und wenn irgendetwas vorfallen sollte, wirst Du dem Boss erklären, was schief gegangen ist und warum. Hast Du mich verstanden?"
 

Wieder traf ein drohender Blick den Weißhaarigen und dieser warf grummelnd das Shirt, das er gerade in der Hand hatte, auf sein Bett, wagte aber nicht zu widersprechen. Nach allem, was in der letzten Zeit vorgefallen war, stand er beim Boss sowieso schon auf der Abschussliste und er wollte auf keinen Fall riskieren, dass dieser ihn wirklich an die Luft setzte.
 

"Wo ist die blonde Pest jetzt?", erkundigte er sich daher grimmig und gestand damit zähneknirschend seine Niederlage ein. Er hasste es zwar, so den Schwanz einkneifen zu müssen, aber er hatte wirklich keine andere Wahl. Auf keinen Fall wollte er zurück zu Kisaragi, also würde er wohl oder übel in den sauren Apfel beissen müssen und sich um diesen Pinselquäler kümmern. Blieb nur zu hoffen, dass der Boss bald nach Hause kam und sich mit diesem Schmierfinken beschäftigte.
 

"Auf dem Weg hierher", unterbrach Mais Stimme die Gedanken des Weißhaarigen und Kopf ruckte hoch. "Wie, "auf dem Weg hierher"? Was soll das denn heißen?", wollte er wissen und auf den Lippen der Blondine erschien ein süffisantes Lächeln, das ihm so gar nicht gefallen wollte.
 

"Das, was ich gesagt habe. Joey kann nach seinem Fluchtversuch selbstverständlich nicht mehr in seinem bisherigen Gästezimmer bleiben. Er wird ab jetzt also hier untergebracht – direkt in dem Zimmer nebenan, das die Verbindungstür zu Deinem hat. So ist sichergestellt, dass Du immer in seiner Nähe bist und ein Auge auf ihn haben kannst."
 

In Mais Stimme lag neben einem drohenden auch ein bis zu einem gewissen Grad amüsierter Unterton mit und Bakuras Augen wurden schmal. Er hasste es, wenn sich jemand über ihn lustig machte, aber dagegen konnte er auch nichts tun. Mai war nun einmal so etwas wie die rechte Hand des Bosses und solange dieser unterwegs war, war ihr Wort nun einmal Gesetz.
 

"In Ordnung", quetschte der Weißhaarige deshalb zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ballte seine Hände in ohnmächtiger Wut zu Fäusten, als er das unübersehbar triumphierende Blitzen in den violetten Augen der Blondine sah.
 

"Gut so", lobte sie und scheuchte den jetzt nur noch mit einer schwarzen Jogginghose bekleideten Weißhaarigen in das Zimmer, das neben seinem lag. Dort kamen sie gerade rechtzeitig an, um Tristan und ihren "Gast" in Empfang zu nehmen, dessen Blick wie hypnotisiert an der bloßen Brust Bakuras klebte – was dieser nicht zu bemerken schien.
 

"So, Joey, von jetzt an wirst Du hier in diesem Zimmer wohnen, bis der Boss zurückkommt. Gleich nebenan befindet sich Bakuras Zimmer und er wird von jetzt an immer in Deiner Nähe bleiben. Und ich will von keinem von euch beiden irgendwelche Widerworte hören. Ist das klar?"
 

Mai fixierte die beiden abwechselnd mit einem eindringlichen Blick und nickte zufrieden, als tatsächlich keine Widerrede kam. "Geht doch. Komm, Tris, wir lassen die beiden alleine. Ich glaube, die haben noch was zu klären", wandte sie sich an den Brünetten und nur eine halbe Minute später waren Bakura und Joey alleine im neuen Zimmer des Blonden.
 

'Klären? Was sollte ich denn bitteschön mit diesem dämlichen Schmierfinken zu klären haben?' Grummelnd durchbohrte der Weißhaarige die Tür einen Moment lang mit seinem Blick, dann drehte er sich zu dem Blonden um und stutzte, als ihm auffiel, dass dieser ihn schon die ganze Zeit lang anstarrte.
 

"Hey, jemand zu Hause?", wedelte er mit einer Hand vor dem Gesicht des Anderen herum und schluckte hart, als der Blonde ihm doch endlich ins Gesicht sah und gleich darauf flammend rot anlief. 'Heilige Scheiße!' Wie sollte man sich denn bei so einem Anblick noch zusammenreißen? Verdammt, er musste ganz schnell hier raus, sonst würde in der nächsten Minute unter Garantie ein Unglück passieren!
 

und ihr habt es mal wieder geschafft bis nächste Woche!

und weiter gehts viel spaß dabei
 

Aus seinen Gedanken gerissen bemerkte Joey, wie er mal wieder rot anlief in Bakuras Gegenwart. Verdammt, warum passierte so was eigentlich immer ihm? Erst hinderte man ihn an seiner Flucht und jetzt war der Weißhaarige auch noch sein Babysitter. Das Leben war einfach nicht fair! In Momenten wie diesen hasste der Blonde sein Leben regelrecht. Aber was wollte er machen? So, wie der Weißhaarige ihn ansah, würde er ihn wohl eher irgendwo fesseln, anstatt ihm noch einmal Gelegenheit zur Flucht zu geben.
 

Verdammt, warum war er eigentlich überhaupt auf diesen blödsinnigen Gedanken gekommen, zu Devlin zu gehen und diesem alles über Pegasus und den Auftrag zu erzählen? Eigentlich ging ihn dieser ganze Mist doch gar nichts an, also warum hatte er sich nicht einfach heraushalten können?
 

Innerlich über sich selbst fluchend drehte Joey sich um, schmiss sich bäuchlings auf sein Bett und vergrub sein Gesicht in seinem Kissen. Eine Sekunde später hob er seinen Kopf allerdings noch einmal an und fixierte Bakura mit einem wütenden Blick. "Verschwinde!", knurrte er den Weißhaarigen an, ehe er seinen Kopf wieder in den Kissen versteckte.
 

Der heutige Tag war einfach nicht seiner, so viel stand schon mal fest. Erst brachte Bakura ihn mit seinem Kuss und seinen Worten Mai gegenüber völlig durcheinander, dann gelang seine Flucht nicht und zu guter Letzt wurde auch noch der Mensch, den er selbst jetzt am allerwenigsten sehen und um sich haben wollte, sein Babysitter. Irgendjemand musste ihn wirklich ganz furchtbar hassen, dessen war sich Joey hundertprozentig sicher.
 

Dass der besagte "Babysitter" immer noch mitten in seinem Zimmer stand, bemerkte der Blonde gar nicht. Er war so in seine Gedanken und Selbstvorwürfe versunken, dass er alles andere um sich herum vollkommen ausblendete.
 

Mit sich selbst noch diskutierend krabbelte er irgendwann wieder aus seinem neuen Bett, schälte sich aus seinen Klamotten und wollte sich eigentlich direkt wieder unter die Bettdecke kuscheln, als sein Blick auf den noch immer anwesenden Weißhaarigen fiel.
 

Schlagartig war Joey wieder im Hier und Jetzt. "Was machst Du immer noch hier? Ich habe Dir doch gesagt, dass Du verschwinden sollst, also tu das auch und zwar sofort!", maulte er den Anderen an, während er unter die Decke schlüpfte und sich diese bis ans Kinn hochzog.
 

Verdammt, warum hatte er nicht gemerkt, dass Bakura noch im Raum war? Er war doch sonst nicht so unaufmerksam, also was war auf einmal los mit ihm? 'Das muss an diesem Bakura liegen', dachte Joey und presste sein Gesicht noch fester ins Kissen. Wenn er diesem Typen doch bloß nie begegnet wäre, dann wäre ihm selbst all das hier auch erspart geblieben.
 

"Verdammt noch mal, bist Du eigentlich taub? Ich hab gesagt, Du sollst verschwinden! Raus!", pflaumte der Blonde in sein Kissen, drehte sich um und sah den Weißhaarigen, der noch immer mitten im Zimmer stand und ihn einfach nur spöttisch angrinste, wütend an.
 

Was bildete dieser verdammte Kerl sich eigentlich ein? Dachte er etwa, dass er ihn zum Spaß darum bat, das Zimmer zu verlassen? Das war ganz sicher nicht der Fall. Immerhin war es inzwischen schon weit nach Mitternacht und er wollte eigentlich einfach nur schlafen. Warum in aller Welt konnte Bakura nicht einfach endlich gehen?
 

Mit einem wütenden Knurren warf Joey die Decke von sich und stand auf. Dass er vollkommen nackt war, hatte er schon wieder vergessen. Bakura hingegen entging diese Tatsache nicht, doch das versuchte er zu verdrängen. Aber egal, was er auch versuchte, es gelang ihm nicht, seinen Blick vom Körper des Blonden loszureißen. Das schaffte er erst, als dieser auf ihn losging, um ihn aus seinem Zimmer zu befördern.
 

Bevor Joey wusste, wie ihm geschah, hatte der Weißhaarige ihm die Arme auf den Rücken gedreht und ihm wortlos einen heftigen Schubs gegeben, so dass er wieder auf dem Bett landete. Etwas benommen schüttelte der Blonde den Kopf, rappelte sich allerdings gleich wieder auf.
 

Gut, dachte er dabei, dann hatte Bakura eben mehr Kraft, als man ihm ansah. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er selbst sich einfach so geschlagen gab. Wenn der Weißhaarige glaubte, so mit ihm umspringen zu können, dann hatte er sich aber ganz gewaltig getäuscht.
 

Mit blitzenden Augen fixierte Joey seinen Gegenüber, suchte nach einer vermeintlichen Schwachstelle und griff erneut an. Dieses Mal konnte er sogar einen Treffer landen, ehe der Weißhaarige ihn zu fassen bekam und ihn mit Schwung zurück aufs Bett beförderte.
 

"Lass das besser bleiben, Blondie. Ich will Dir nicht weh tun. Und das werde ich zwangsläufig tun müssen, wenn Du nicht aufhörst", versuchte Bakura, den Kleineren zur Vernunft zu bringen, als dieser ein drittes Mal Anstalten machte, sich aufrappeln und ihn angreifen zu wollen. Allerdings hatte er mit diesem Versuch keinerlei Erfolg. Verdammt, musste dieser blonde Pinselschwinger unbedingt so stur und uneinsichtig sein?
 

"Erst, wenn Du aus diesem Zimmer verschwunden bist!", fauchte Joey den Weißhaarigen an und stürzte sich ein weiteres Mal auf diesen. Im Augenblick waren ihm die Konsequenzen dessen, was er tat, vollkommen egal. Er wollte einfach nur, dass Bakura verschwand und ihn endlich in Ruhe ließ. Warum ging das denn nicht in den Holzkopf dieses weißhaarigen Idioten hinein?
 

Bakuras einzige Antwort darauf bestand in einem unwirschen Knurren und der Blonde konnte gar nicht so schnell schauen, wie er wieder auf dem Bett lag. Dieses Mal kam er jedoch rücklings in den Laken zu liegen und der Weißhaarige kniete über ihm, fixierte ihn praktisch mit seinem Körpergewicht.
 

Beinahe verzweifelt versuchte Joey, sich unter dem Anderen herauszuwinden oder diesen wenigstens von sich wegzudrücken, doch das gelang ihm nicht. Verdammt, wie hatte er so dumm sein können, sich selbst in diese Situation zu bringen – und das, wo er doch verdammt noch mal ganz genau wusste, wie sein Körper auf die Nähe des Weißhaarigen reagierte. Was für eine Scheiße!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Und es geht weiter ihr Lieben!
 

Seufzend ließ sich Joey zurück in sein Kissen fallen, nachdem er wieder allein in seinem Zimmer war. Was war hier gerade losgewesen? Er hatte doch nicht wirklich fast mit Bakura geschlafen, oder? Himmel, wie hatte das denn nur passieren können? Frustriert seufzend fuhr sich der Blonde durch die Haare, während er über das Geschehene nachdachte.
 

Als er nach einer halben Stunde noch immer zu keinem Ergebnis gekommen, war setzte er sich auf, schmiss die Decke von sich und tappte zum Fenster hinüber, um in die Nacht zu starren. Das beruhigte ihn sonst auch, also sollte es auch dieses mal klappen – dachte er zumindest. Wie sehr er sich darin täuschte, erkannte der Blonde nur Momente später. Das, was nur eine halbe Stunde zuvor hier passiert war, beschäftigte ihn wesentlich mehr, als er wollte.
 

Auf dem Weg zurück zu seinem Bett, wo Joey sich verkriechen wollte, fiel ihm sein Handy in die Hände und einer Eingebung folgend wählte er Ryous Nummer. "Ryou, ich bin's", meldete er sich, sobald die Verbindung aufgebaut war.
 

"Ja, ich weiß, wie spät es ist und ja, es geht mir gut. Den Umständen entsprechend jedenfalls. Was passiert ist? Das ist eine lange Geschichte, Ryou." Der Blonde seufzte vernehmlich, bevor er sich dazu durchrang, doch fortzufahren. Wozu hatte er sonst überhaupt bei Ryou angerufen und diesen offenbar auch noch geweckt?
 

"Weißt Du, Ryou, mein Problem ist dieser Bakura. Er ... er verwirrt mich. Ich hab ... In seiner Nähe hab ich Herzrasen und er ... Ryou, er hat mich geküsst und vorhin, da hat er ..." Joey unterbrach sich und lauschte den Worten seines besten Freundes, bevor er nach einem trockenen Schlucken fortfuhr. "Vorhin ... Ach, verdammt, wir hätten um ein Haar Sex miteinander gehabt!", platzte er heraus, sprach aber sofort weiter, weil er fürchtete, dass er sonst nicht mehr den Mut haben würde, alles zu erzählen, was zwischen Bakura und ihm vorgefallen war.
 

"Ich weiß auch nicht, wie es dazu kommen konnte, Ryou, weil ... Er hat heute erst gesagt, dass er mich hasst, verstehst Du? Aber dann kommt er her und ich wollte ihn verprügeln – das wollte ich wirklich, das kannst Du mir glauben – und im nächsten Moment waren wir irgendwie auf dem Bett und er hat ... er hat ... seine Hand ... Oh Gott! Ich kann nicht schlafen, Ryou. Ich hab alles versucht, aber es geht nicht. Ständig spukt er mir im Kopf rum und ... Was soll ich denn jetzt machen?
 

Joey war inzwischen auf den Boden vor seinem Bett gesunken und hörte sich schweigend die Schimpftirade an, die Ryou von sich gab. Wenn der Weißhaarige geweckt wurde, war er manchmal wirklich nicht mehr wiederzuerkennen. Da war nichts mehr von dem sanften, liebevollen Ryou übrig, sondern nur noch ein grummeliger, übellauniger Kerl, der den Blonden unversehens gleich wieder an den grummeligen, übellaunigen, weißhaarigen Kerl erinnerte, von dem ihn nur ein Badezimmer trennte. Himmel, wieso geriet ausgerechnet er immer wieder in so eine Scheiße?
 

Erst nachdem Ryou sich wieder ein bisschen beruhigt und etwas Dampf abgelassen hatte, wagte Joey, seinen besten Freund noch einmal zaghaft und vorsichtig danach zu fragen, was er denn jetzt im Bezug auf den Weißhaarigen im Nebenzimmer unternehmen sollte.
 

Die Antwort allerdings, die er auf seine Frage bekam – "Geh rüber und fick ihn!" –, verschlug dem Blonden die Sprache und ließ ihn augenblicklich knallrot anlaufen. Vollkommen entgeistert starrte er sein Handy an. Das konnte Ryou unmöglich ernst meinen, oder? Oder vielleicht doch?
 

Scheinbar war es dem Weißhaarigen durchaus ernst mit seiner Aussage, denn nach seinem Ausbruch sprach er ganz ruhig weiter und erklärte Joey erst einmal, dass das Portrait, dass er selbst von dem anderen Weißhaarigen gemalt hatte, ebenso wie die Spannung, die zwischen Bakura und ihm herrschte, nur einen einzigen Schluss zuließ: Dass sie beide scharf aufeinander waren – was in logischer Konsequenz wiederum bedeutete, dass sie niemals Ruhe finden würden, wenn sie diese Anziehung weiterhin zu verleugnen versuchten.
 

Nach diesen Worten Ryous war es erst einmal still, denn der Blonde versuchte verzweifelt zu verarbeiten, was sein bester Freund ihm gerade gesagt hatte. Wie sollte er denn bitteschön Sex mit Bakura haben, nachdem dieser vorhin so stinksauer in sein eigenes Zimmer abgerauscht war? Und was sogar noch wichtiger war: Wie sollte er dem Weißhaarigen klarmachen, was er von ihm wollte, ohne vor Scham im Erdboden zu versinken?
 

Genau diese Frage stellte Joey schließlich auch seinem besten Freund und nachdem er diesem die genaue Situation noch einmal geschildert hatte – was ihm gleich noch mehr Blut ins Gesicht getrieben hatte –, seufzte Ryou abgrundtief. "Da wirst Du wohl betteln müssen", lautete dann sein Ratschlag, ehe er sich von dem Blonden verabschiedete und einfach auflegte.
 

Vollkommen verdattert starrte Joey auf sein Handy, aus dem nur noch ein monotones Tuten klang – jedenfalls so lange, bis er ebenfalls auflegte und das Telefon auf seinem Nachttisch deponierte. Er selbst ließ sich auf sein Bett fallen und zog die Beine an den Körper, um über Ryous Worte nachzudenken.
 

So einfach, wie dieser sich das vorstellte, war das nun wirklich nicht. Bakura verwirrte ihn und so vorlaut und frech er selbst sonst auch war, Joey wagte es einfach nicht, wirklich aufzustehen und zu dem Weißhaarigen hinüberzugehen. Ganz sicher würde Bakura ihn entweder auslachen, ihm einen Vogel zeigen oder ihn gleich rauswerfen – kurzum, er würde ihn auf jeden Fall abweisen.
 

Mit diesen deprimierenden Gedanken im Kopf verkroch der Blonde sich förmlich wieder in seinem Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Er würde jetzt einfach vergessen, was zwischen Bakura und ihm vorgefallen war, und ein paar Stunden schlafen. Morgen würde ganz sicher alles schon wieder ganz anders aussehen. Ja, das war eine gute Idee. Verdrängen, was da passiert war, und einfach nur schlafen.
 

Das klang wirklich verlockend, war unglücklicherweise allerdings leichter gesagt als getan. So sehr er es auch versuchte, Joey konnte einfach nicht einschlafen. Stattdessen wälzte er sich unruhig hin und her und lief schließlich sogar wie ein gefangenes Tier im Käfig in seinem Zimmer auf und ab, nachdem es ihn einfach nicht mehr in seinem Bett hielt. Dabei grübelte er unablässig, was er denn nun tun sollte. Sollte er auf Ryous Rat hören und zu Bakura gehen oder sollte er sich lieber wieder ins Bett legen und hoffen, dass der Schlaf sich doch noch seiner erbarmen würde?
 

Sein Verstand schrie ihm lautstark zu, dass er Letzteres tun sollte, und eigentlich hatte er sich auch schon dafür entschieden, als er plötzlich das Gefühl hatte, Ryous Stimme zu hören, die ihn fragte, ob er wirklich so ein Feigling war. Bisher war er noch vor keiner Herausforderung davongelaufen, also, beschloss der Blonde, würde er heute auch nicht damit anfangen. Sein bester Freund war zwar nicht wirklich hier in Japan, aber er musste sich auch nicht von einer imaginären inneren Stimme vorwerfen lassen, dass er feige war. Das war er nämlich ganz und gar nicht!
 

Bevor er es sich doch noch anders überlegen konnte, gab Joey sich selbst einen Ruck und öffnete nach einem letzten tiefen Durchatmen die Tür zum Badezimmer, um durch dieses hinüber in das Zimmer des Weißhaarigen zu gelangen. Ein kurzer Seitenblick in den Spiegel zeigte ihm, dass sein Gesicht unnatürlich blass war.
 

Dieser Anblick hätte den Blonden um ein Haar dazu bewogen, doch lieber noch einmal umzukehren, aber das verbot er sich selbst. Stattdessen straffte er seine Schultern, durchquerte das Bad und hob dann zögerlich die Hand, um an die Zimmertür Bakuras zu klopfen.
 

Ein mürrisches Brummen war die einzige Antwort, die er bekam. Davon ließ er sich allerdings nicht abschrecken, sondern betrat mit entschlossenen Schritten das Zimmer, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Im dort herrschenden Halbdunkel sah er sich scheu um, bevor er seinen Blick schließlich auf das an der dem Fenster gegenüberliegenden Wand befindliche Bett und die dort liegende Person richtete, die in den hellen Laken kaum auszumachen war.
 

"Ba-Bakura, ich ...", stammelte er, brach dann aber ab und schluckte hart. Am liebsten hätte er jetzt doch wieder die Flucht ergriffen, doch das war ihm nicht möglich, denn sein Körper hatte sich gegen ihn verschworen. Er konnte nicht einen Muskel rühren und obwohl alle seine Instinkte nach Flucht schrieen, blieb er wie angewurzelt stehen und beobachtete aus schreckgeweiteten Augen, wie der Weißhaarige sich von seinem Bett erhob und mit langsamen Schritten auf ihn zukam. 'Oh Scheiße, was hab ich jetzt wieder angerichtet?'
 

und das war es auch schon wieder!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

So meine Lieben es geht weiter!

Lieben Gruß an Soichiro und Death--The_Kid, wir wünschen Ecuh viel Spaß aber bitte lasst unsere Charas heile wir brauchen sie noch^^
 

Eine Bewegung neben ihm war es, die Joey am nächsten Morgen weckte. Eine Weile blieb er einfach mit geschlossenen Augen liegen, doch als die Bewegungen nicht aufhörten und er sie nicht mehr als Einbildung abtun konnte, rang er sich doch noch dazu durch, seine Augen zu öffnen und sich umzusehen. Dabei stutzte er. Er wusste zwar noch, dass er aufgrund seines Fluchtversuchs ein anderes Zimmer bekommen hatte, aber er war sich ziemlich sicher, dass dieses am vergangenen Abend noch ganz anders ausgesehen hatte.
 

Verwirrt schüttelte der Blonde den Kopf. Irgendetwas war hier falsch, aber total. Darüber nachgrübelnd, warum sich sein Zimmer einfach so verändert hatte – oder war er so müde gewesen, dass er sich Dinge eingebildet hatte, die nicht da gewesen waren? –, wollte er sich aufsetzen, doch als er sich umdrehte, um das tun zu können, fiel sein Blick auf seinen Bettnachbarn und er erstarrte, während sein Gesicht eine ungesunde rote Färbung annahm.
 

"Ba-Bakura … was machst Du … ich … ähm ...", stammelte Joey, als er den Weißhaarigen erkannt hatte. "Sag mir bitte, dass ich geträumt habe und dass wir keinen Sex hatten!", verlangte er, nachdem er sich wieder etwas gefasst hatte. Als Bakura als Antwort auf seine Forderung jedoch nur spöttisch den Kopf schüttelte, war Joey mit einem Satz aus dem Bett und an der Tür – auch, wenn es ihm verdammt schwer fiel, weil er sich nach der vergangenen Nacht kaum bewegen konnte.
 

An der Tür zum Bad angekommen drehte Joey sich noch einmal zu dem noch immer in seinem Bett liegenden Weißhaarigen um. "Das ist niemals passiert und es wird auch nie wieder passieren, hörst Du?", machte er diesem klar, ehe er das Zimmer verließ, in seines stürmte und sich dort einschloss. Dass Bakura ihm mit einem Grinsen, das nichts Gutes verhieß, hinterher sah, bemerkte der Blonde gar nicht. Viel zu sehr war er in seine Selbstvorwürfe verstrickt. Himmel, war das peinlich!
 

Nachdem er sein Zimmer in beiden Richtungen verschlossen hatte, warf der Blonde sich erst einmal auf sein Bett und verkroch sich unter der Decke. Verdammt, wie hatte das nur passieren können? Was in aller Welt hatte ihn bloß geritten, zu Bakura zu gehen und DAS zuzulassen? So etwas war doch sonst ganz und gar nicht seine Art. Außerdem hatte er doch genau gewusst, dass Bakura ihn nicht mochte, also warum war er doch zu diesem gegangen, nachdem er ihn vorher doch schon erfolgreich vergrault gehabt hatte? Wie hatte er nur so dumm sein können?
 

Über diese Fragen grübelte der Blonde eine ganze Zeit nach, ehe er sich aufraffte und, nachdem er aus dem Nebenzimmer keinerlei Geräusche mehr hörte – was hoffentlich bedeutete, dass Bakura gegangen war und ihm nicht mehr zu nahe kommen würde –, ins Badezimmer ging, um sich für den Tag fertig zu machen.
 

Mit geschlossenen Augen nervös auf jedes ungewöhnliche Geräusch lauschend stand er unter der Dusche und versuchte verzweifelt, nicht an die letzte Nacht zu denken. Er hatte solche Panik davor, Bakura doch noch zu begegnen, dass er schneller als sonst mit dem Duschen fertig war und wieder in sein Zimmer hinüberging, um sich anzuziehen und dann zum Frühstück zu gehen.
 

Das Anziehen bereitete Joey ungewohnte Probleme und ließ ihn mehrmals lautlos fluchen. Verdammt, hatte dieser weißhaarige Mistkerl nicht etwas vorsichtiger sein können? Bakura hatte doch gewusst, dass er so etwas noch nie getan hatte, also warum hatte er sich nicht wenigstens ein bisschen zurückgehalten? Dass er selbst das in der vergangenen Nacht gar nicht wirklich gewollt hatte, verdrängte der Blonde schnell.
 

Einigermaßen mühsam stakste er in die Küche und war froh, dass außer Mai, die ihm kurz grüßend zunickte und dann wieder hinter ihrer Zeitung verschwand, niemand hier war. Irgendjemandem erklären zu müssen, warum er so seltsam lief und sich nicht setzte, sondern im Stehen frühstückte, wäre wirklich zu peinlich gewesen.
 

Nach dem Frühstück verschwand Joey so schnell, wie es ihm irgendwie möglich war, wieder in seinem Zimmer, verbarrikadierte sich dort regelrecht und kroch wieder in sein Bett. Ihm tat wirklich jeder einzelne Muskel seines Körpers weh und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte dieser Tag aus dem Kalender gestrichen werden können.
 

Am liebsten wäre es ihm allerdings noch gewesen, wenn Devlin endlich wieder zurückgekommen wäre. Sobald er alles mit dem Schwarzhaarigen geklärt hätte, wäre er frei zu gehen und müsste Bakura nie, nie wieder begegnen – falls Devlin sich nicht für die Option entschied, ihn umbringen zu lassen. Aber, dachte der Blonde pragmatisch, auch dann hätte er keine Probleme mehr – und das sogar endgültig.
 

Da er im Augenblick sowieso nichts weiter tun konnte als bäuchlings auf dem Bett zu liegen, krabbelte Joey etwas herum und kramte in seiner Tasche nach einem der Bücher, die er noch nicht gelesen hatte. So hatte er für den Rest des Tages wenigstens etwas zu tun und musste nicht mehr über die Geschehnisse der vergangenen Nacht nachgrübeln – was er für seinen Geschmack sowieso schon viel zu lange getan hatte.
 

Allerdings kam er nur ein paar Seiten weit, bevor ihn das Klingeln seines Handys aus seiner Versunkenheit in das Buch riss. Ohne seinen Blick von der Stelle abzuwenden, an der er gerade war, tastete er nach seinem Handy und öffnete die SMS.
 

Na, hattest Du letzte Nacht Spaß? Ryou, stand dort zu lesen und Joey starrte entsetzt auf die kurze Nachricht, während ihm das Blut in die Wangen schoss. Gerade jetzt, wo er es geschafft hatte, nicht mehr an Bakura zu denken, kam Ryou ihm damit. Das machte er doch mit Absicht! Damit wollte er sich für die Störung in der vergangenen Nacht rächen, da war der Blonde sich absolut sicher.
 

Ohne eine Antwort zu tippen schaltete er sein Handy aus und versteckte es unter seinem Kopfkissen, bevor er sich wieder seinem Buch zuwandte und die Nachricht zu vergessen versuchte. Er würde einfach nicht reagieren und fertig. Wenn er nicht antwortete, dann würde Ryou ihn auch nicht weiter nerven.
 

Ja, bescheinigte Joey sich selbst, das war ein guter Plan. Solange er nicht reagierte, hatte er seine Ruhe und musste sich auch nicht mehr mit diesem Thema auseinandersetzen – was schließlich genau das war, was er vermeiden wollte. Bloß nicht über das Thema Sex, die vergangene Nacht oder diesen weißhaarigen Mistkerl Bakura nachdenken. Nachdenken bescherte ihm nur Kopfschmerzen und ließ seine Gesichtsfarbe ständig mehr ins Rote tendieren. Und genau das nervte den Blonden sowieso schon ohne Ende.
 

So und fertig^^

und weiter gehts^^
 

Nur eine halbe Stunde, nachdem Joey sich wieder in sein Zimmer zurückgezogen hatte, betrat ein überaus gut gelaunter Bakura, der entgegen seiner sonstigen Gewohnheit sogar fröhlich vor sich hinpfiff, die Küche, in der Mai sich mittlerweile ihre vierte Tasse Kaffee genehmigte.
 

"Nanu, Bakura, so gut drauf heute morgen?", erkundigte die Blondine sich erstaunt, erntete dafür jedoch nicht das übliche Grummeln des Weißhaarigen, sondern ein breites Grinsen. "Siehst Du doch, oder?", fragte er zurück, öffnete die Kühlschranktür und nahm sich erst einmal eine Flasche Wasser heraus.
 

Er war nach Joeys Flucht aus seinem Schlafzimmer beinahe sofort in den Trainingsraum heruntergegangen, um sich seinen Frust über die verpasste Morgennummer abzutrainieren – er hätte einfach nur ein paar Minuten eher aufwachen müssen, wie er sich ärgerlich selbst gescholten hatte –, und dieses Training hatte ihn durstig gemacht.
 

"Das hat nicht ganz zufällig etwas damit zu tun, dass Joey sich, als er vorhin hier war, kaum auf den Beinen halten konnte, oder?", bohrte Mai weiter nach und das Grinsen des Gefragten bekam etwas Wölfisches. "Und wenn's so wäre? Das ist ja wohl meine Sache, oder?", erwiderte er, aber das Blitzen seiner Augen sprach Bände.
 

"Der Boss bringt Dich um, wenn Du Joey beschädigst", konnte die Blondine sich nicht verkneifen zu sagen, doch das tat Bakura mit einem Schulterzucken ab. "Wofür? Ich hab nichts gemacht, was der Schmierfink nicht wollte", konterte er und schnappte sich seine Wasserflasche, um damit die Küche zu verlassen.
 

Er brauchte jetzt eine schöne heiße Dusche, um seine Muskeln zu lockern und sich zu entspannen, und dann würde er sehen, was der Tag noch so brachte. Das Hühnchen, das er mit einem gewissen blonden Maler zu rupfen hatte, verschob er dabei auf später. Um den Pinselquäler konnte er sich auch in der kommenden Nacht noch kümmern.
 

Sie würden ja sehen, ob der Blonde dann immer noch bei seiner Aussage – "Das ist niemals passiert und es wird auch nie wieder passieren, hörst Du?" – bleiben würde. Irgendwie, dachte der Weißhaarige noch immer grinsend, war er sich ziemlich sicher, dass Blondie seine Meinung schon noch ändern würde.
 

"Der Boss hat sich übrigens vor zwei Stunden gemeldet", hielt Mais Stimme Bakura auf, als dieser die Küche gerade verlassen wollte. Im Türrahmen drehte er sich um und warf der Blondine einen fragenden Blick zu. "Und was heißt das für mich?", wollte er wissen und nun war es an ihr zu grinsen.
 

"Das heißt, dass Tris und Du Yami und ihn heute Nachmittag hier am Flughafen abholen sollt. Ihre Maschine landet um zwei, also sei pünktlich. Tris weiß schon Bescheid", informierte sie ihn und der Weißhaarige nickte kurz zum Zeichen, dass er verstanden hatte, bevor er die Küche endgültig verließ, um in sein Zimmer zu gehen.
 

Zehn Minuten später gönnte Bakura sich eine ausgiebige heiße Dusche. Dabei unterdrückte er den Impuls, nackt und nass, wie er war, die Tür zum Nebenzimmer zu öffnen und den blonden Pinselschwinger jetzt schon zur Rede zu stellen. Das konnte warten. Sollte Blondie sich ruhig in Sicherheit wiegen und glauben, dass seine Worte ihn wirklich auf Abstand hielten. Der Schmierfink würde noch früh genug merken, wie sehr er sich da täuschte.
 

Mit sich und der Welt zufrieden ging der Weißhaarige nach dem Duschen wieder in sein Zimmer, zog sich an und beschloss dann nach kurzem Nachdenken, in den Garten zu gehen und ein paar Schießübungen zu machen. In der letzten Zeit hatte er diesen Teil seines Jobs etwas vernachlässigt, also würde er die Gelegenheit nutzen und sich jetzt mal ein bisschen darum kümmern.
 

So konnte er auch etwas Abstand zwischen seinen blonden Zimmernachbarn und sich bringen, was es ihm sicher auch erleichtern würde, sich zurückzuhalten. Immerhin war der Blonde nun mal verdammt scharf, wie er nach der letzten Nacht ja aus eigener Erfahrung wusste.
 

Bewaffnet mit seinem persönlichen Arsenal und mit einer fröhlichen Melodie auf den Lippen, die nicht so recht zu ihm passen wollte, begab Bakura sich in den Teil des Gartens, in dem die Schießstände untergebracht waren. Dort nahm er sich seine Brille, seine Kopfhörer und machte sich dann ans Training.
 

Dieses wurde erst Stunden später dadurch unterbrochen, dass Mai ihm von hinten auf die Schulter klopfte. "Tris wartet auf Dich", informierte sie den Weißhaarigen und drehte sich dann auf dem Absatz um, um wieder zurück ins Haus zu gehen, während Bakura noch eben seine Waffen verstaute und sich dann auf den Weg zum Wagen machte, wo Tristan schon auf ihn wartete.
 

Ein skeptischer Blick aus hellbraunen Augen traf den Weißhaarigen, als er auf der Beifahrerseite einstieg. "Du bist heute aber verdächtig gut drauf", stellte Tristan fest und blinzelte überrascht, als Bakura ihn einfach nur angrinste. "Nicht nur gut drauf", konterte dieser, behielt aber seine Gedanken – 'Ich war letzte Nacht auch gut drin.' – für sich. Das ging zumindest im Moment noch niemanden etwas an.
 

"Was auch immer." Tristan beschloss, dass er lieber gar nicht wissen wollte, woher die ungewöhnlich gute Laune seines weißhaarigen Kollegen rührte. Manche Dinge interessierten ihn zwar zugegebenermaßen schon, aber es war oft besser, sie nicht zu wissen. Und irgendwie war er sich ziemlich sicher, dass der Grund für Bakuras unerklärlich gute Laune zu genau diesen Dingen gehörte.
 

Eine knappe halbe Stunde später parkte der Brünette den Wagen am Flughafen, nachdem er sich von Noah per Headset hatte informieren lassen, wo genau der Boss und Yami den Terminal verlassen würden. Im Gegensatz zu Bakura, der ausstieg, um die beiden in Empfang zu nehmen, blieb Tristan im Wagen sitzen und wartete dort einfach ab.
 

Bakura hingegen ging seinem Boss und Yami entgegen, um sie zu begrüßen und ihnen ihr Gepäck abzunehmen. Gut, eigentlich nahm er nur das des Schwarzhaarigen, denn der Punk konnte sein Zeug seiner Meinung nach auch ganz gut alleine schleppen. Er war schließlich Bodyguard und kein Kofferträger.
 

Sobald sowohl der Boss als auch Yami hinten im Wagen Platz genommen hatten, wollte Bakura wie auf der Hinfahrt bereits auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Ein Winken des Schwarzhaarigen ließ ihn jedoch hinten einsteigen, wo er sich gleich darauf mit grünen Augen konfrontiert fand, die ihn fragend musterten. "Irgendwelche besonderen Vorkommnisse, während wir weg waren?", kam Duke gleich zur Sache und neigte den Kopf leicht zur Seite, als der Weißhaarige nickte.
 

"Ein Fluchtversuch von Blondie gestern Abend. Er ist bis zum Flughafen gekommen, aber Noah, Tris und Mai haben ihn wieder zurückgeholt und Mai hat ihn danach umquartiert. Er schläft jetzt im Zimmer neben meinem. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, hatte er sich eingeschlossen, aber seine Waffen sind konfisziert und meine sind nicht in meinem Zimmer. Außerdem bezweifle ich auch, dass er noch mal versuchen wird zu fliehen."
 

Nach diesen Worten Bakuras lehnte Duke sich in den Polstern seiner Limousine zurück und sah den Weißhaarigen aus schmalen Augen an. "Und warum wollte mein Gast bitteschön fliehen?", erkundigte er sich und Bakura zog eine Grimasse. "Keine Ahnung", antwortete er. "Ich glaub, Mai weiß mehr", schob er noch hinterher und sah nun seinerseits seinen Boss interessiert an.
 

"Wie lief's bei Pegasus?", wollte er wissen, bekam jedoch keine Antwort. Der Schwarzhaarige wechselte einfach nur einen kurzen Blick mit seinem bunthaarigen Sitznachbarn und schwieg ansonsten einfach. Ganz offensichtlich war er nicht in der Stimmung, um darüber zu sprechen, aber im Gegensatz zu sonst ärgerte Bakura sich jetzt nicht darüber.
 

Die vergangenen Tage – und ganz besonders die letzte Nacht – hatten ihn viel von seinem Ärger und seinem Frust vergessen lassen und inzwischen sah er das Verhältnis, das Yami und der Boss miteinander hatten, wesentlich lockerer als noch vor ein paar Tagen. Der Bunthaarige war schon lange vor ihm Bodyguard gewesen und hatte sogar, wie er wusste, für den Vater des Schwarzhaarigen gearbeitet. Eigentlich war es also nur zu verständlich, dass dieser zu dem Punk mehr Vertrauen hatte als zu ihm. Immerhin war er selbst erst seit einem knappen Jahr dabei. Logisch, dass er sich erst noch bewähren musste.
 

Das Halten der Limousine unterbrach Bakuras Gedankengänge. Ohne auf einen Befehl zu warten, stieg er aus und hielt dem Schwarzhaarigen und auch seinem bunthaarigen Kollegen die Autotür auf, was ihm einen verwunderten Blick aus einem grünen und einem violetten Augenpaar einbrachte.
 

Ganz offenbar, stellte Duke zufrieden fest, hatte das ernste Gespräch, das er vor seiner Abreise mit dem Weißhaarigen geführt hatte, tatsächlich geholfen. 'Was für ein Glück!' Es wäre wirklich zu schade gewesen, Bakura zu verlieren. Aber er hatte dem Weißhaarigen nun einmal gesagt, welche Konsequenzen weiteres Fehlverhalten haben würde, und er stand zu seinem Wort. Trotzdem war er insgeheim froh, dass es ganz offenbar nicht notwendig war, Bakura zu Kisaragi zurückzuschicken.
 

"Bring Mr. James in einer halben Stunde in mein Büro, Bakura", wandte Duke sich an den Weißhaarigen und dieser nickte kurz, sagte aber nichts, was ihm einen weiteren skeptischen Blick seines Bosses einbrachte. Irgendetwas war heute anders an Bakura, aber der Schwarzhaarige wusste nicht zu sagen, was es genau war. Allerdings würde er ein Auge darauf haben, das nahm er sich fest vor.
 

Nachdem sein Boss ihn entlassen hatte und gemeinsam mit Yami in seinen Räumlichkeiten verschwunden war – ganz offenbar hatte er beschlossen, kein Geheimnis mehr aus seinem Verhältnis mit dem Bunthaarigen zu machen –, schlenderte Bakura gemütlich in die Küche hinüber und schnappte sich eines der Sandwiches, die Noah gerade zubereitete.
 

Den Protest des Türkishaarigen überhörend verdrückte der Weißhaarige mit Genuss das Sandwich, ging dann in sein Zimmer und machte es sich dort noch zwanzig Minuten lang bequem, bevor er sich aufraffte und an die Tür des Nebenzimmers klopfte.
 

"Hey, Blondie, mach auf. Der Boss ist wieder da und will Dich in seinem Büro sehen", informierte er den Blonden. Dabei gab er seiner Stimme ihren üblichen grummeligen Klang und verkniff sich mühsam ein Grinsen. Blondie hatte spielen wollen, also würde er mit Blondie spielen. "Entweder, Du kommst jetzt freiwillig da raus, oder ich komm rein und hol Dich. Deine Entscheidung, Blondie!"

und schon geht es weiter^^
 

Grummelnd hob Joey seinen Kopf aus dem Kissen, als er Bakuras Stimme hörte. Im ersten Moment wollte er den Anderen einfach nur ignorieren, doch als er hörte, dass Devlin wieder zurück war, krabbelte er vorsichtig aus dem Bett und eierte zur Tür.
 

Schnell war diese geöffnet und er stand von Angesicht zu Angesicht seiner Nemesis gegenüber. "Dann bring mich zu ihm!", knurrte er den Weißhaarigen an und folgte diesem langsam und vorsichtig, als Bakura sich umdrehte, um vorauszugehen und ihm den Weg zu zeigen.
 

Während er hinter dem Weißhaarigen herlief, hatte Joey Muße, sich dessen Gestalt noch einmal in aller Ruhe anzusehen – was er auch ausgiebig tat, obwohl er es eigentlich nicht wollte. Wieso fiel ihm nur immer wieder auf, wie gut der Andere aussah? Wieso übte Bakura nur so eine Anziehungskraft auf ihn aus? Das war einfach nicht fair, verdammt!
 

Während der Blonde noch vollkommen in seine Gedanken verstrickt war, hatten sie das Büro bereits erreicht und nach einem kurzen Klopfen Bakuras, das mit einem herrischen "Herein!", beantwortet wurde, öffnete der Weißhaarige die Tür und ließ erst Joey eintreten, bevor er selbst das Büro ebenfalls betrat. Immerhin war er laut Mais Anordnung ja schließlich für die blonde Pest verantwortlich und da ihm niemand gesagt hatte, dass er draußen bleiben sollte, nahm er an, dass er nicht unwillkommen war. Außerdem war Yami auch hier, also würde das Gespräch sicher nicht allzu förmlich werden.
 

Joey, der von den Gedankengängen seines "Bewachers" nicht wirklich etwas mitbekam, sah sich unterdessen fasziniert im Büro seines "Gastgebers" um. Er war schließlich zum ersten Mal hier und Neugier war schon immer eine seiner größten Schwächen gewesen.
 

Eins musste man Devlin lassen, er hatte wirklich Geschmack, stellte der Blonde mit einem Rundblick fest. Nicht nur die Möbel aus schwarz lackiertem Holz, auch die Kunstgegenstände, mit denen das Büro dekoriert war, zeigten deutlich, dass der Mann nicht nur über eine Menge Geld, sondern auch über einigen Sachverstand verfügte. Ganz offenbar kannte er sich mit Antiquitäten zumindest ein wenig aus.
 

Nachdem sein schwarzhaariger "Gastgeber" auf das Sofa gedeutet hatte – er selbst saß in einem bequemen Sessel, der dem Sofa gegenüberstand –, lehnte Joey sich an dessen Rückenlehne und musterte seinen Gegenüber. Sitzen konnte er im Augenblick nicht richtig, aber er war nicht bereit, das zuzugeben oder sich etwas davon anmerken zu lassen.
 

Dass Bakura, der hinter ihm stand, sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte – und dass auch Devlins zweiter Bodyguard ganz offenbar mit einem einzigen Blick die Situation erfasste –, bemerkte der Blonde nicht. Zu sehr war er damit beschäftigt, den Schwarzhaarigen im Blick zu behalten. Egal, was jetzt auch passieren würde, es war vorbei. Hier und jetzt entschied sich, wie sein Leben weitergehen – oder wie es enden – würde.
 

Diese Gewissheit zauberte ein winziges Lächeln auf Joeys Gesicht. Er war jetzt zweiundzwanzig Jahre alt und der Meinung, dass die letzten sechs Jahre, die er nicht nur als Künstler, sondern auch als Auftragskiller in Pegasus' Diensten verbracht hatte, eindeutig reichten. Sicher, falls er jetzt sterben würde, gab es zumindest ein paar Dinge, die er bedauern würde – dass er Ryou und seine Schwester nicht mehr wiedersehen würde, beispielsweise –, aber damit musste er sich abfinden. Immerhin hatte er sich selbst in diese Situation gebracht. Dass man ihm seine Gedanken förmlich am Gesicht ablesen konnte, bekam der Blonde gar nicht mit. Zu sehr war er in seinen Erinnerungen an die Anfänge seines Lebens in diesem Beruf verstrickt.
 

An seinen ersten Auftragsmord erinnerte er sich beispielsweise noch, als wäre es gestern gewesen und nicht schon vor sechs Jahren. Er wusste noch ganz genau, wo, wann und wie er sein erstes Opfer zur Strecke gebracht hatte. Und er erinnerte sich auch noch sehr gut daran, dass er sich danach förmlich die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, als ihm klar geworden war, dass er einen Menschen getötet hatte.
 

Diesen Teil seines Jobs hatte er allerdings sehr schnell abgelegt. Er hatte binnen kürzester Zeit gelernt, dass er diesen Teil seines Wesens vom Rest abgrenzen musste, um weiterleben zu können. Killer zu sein war ein Job wie jeder andere auch. Und dieser Job musste nun mal getan werden, wenn ihm sein Leben – und vor allem das seiner Schwester – am Herzen lag.
 

Lange, erinnerte Joey sich, hatte es nicht gedauert, bis diese Einstellung ihm den Platz ganz weit oben auf Pegasus' Gehaltliste eingebracht hatte. Immer wieder hatte sein Boss ihm die schwierigsten Aufträge zugeschoben und er selbst hatte jeden dieser Aufträge zu Pegasus' vollster Zufriedenheit ausgeführt. Er hatte einfach ein Gespür dafür, wann er abdrücken musste, um nicht mehr als einen einzigen Schuss pro Auftrag zu benötigen.
 

Der andere Teil seines Lebens – der Künstler; der Mensch, der in der Öffentlichkeit zu sehen war – hatte mit all dem nichts zu tun. Nur in seinen Selbstportraits hatte er die zweite, dunkle Seite seines Wesens gezeigt, um sie auf diese Weise zu verarbeiten – was scheinbar ein Fehler gewesen war, denn immerhin hatte genau so ein Portrait Bakura auf seine Spur geführt. Zu dumm.
 

Dass er sich selbst in seinen Erinnerungen verloren und deshalb nicht bemerkt hatte, dass Devlin ihn angesprochen hatte, registrierte Joey erst, als er von dem noch immer hinter ihm stehenden Weißhaarigen einen unsanften Stoß in den Rücken erhielt, dem ein unmissverständliches Nicken in Richtung seines recht ungeduldig dreinblickenden Bosses folgte.
 

Ein verwirrter Blick aus schokobraunen Augen traf den Schwarzhaarigen, doch als der Blonde registrierte, was gerade geschehen war, senkte er betreten den Kopf. "Sorry", nuschelte er leise und wagte erst nach einem vernehmlichen Räuspern Devlins, den Blick wieder zu heben und seinen Gegenüber anzusehen.

und es geht weiter
 

"Ich sehe, Sie haben sich schlussendlich doch noch entschlossen, sich aktiv an dieser Unterhaltung zu beteiligen. Wie überaus zuvorkommend von Ihnen, Mr. James." Die Ironie in Dukes Stimme war nicht zu überhören und als der Blonde ihn endlich doch wieder anblickte, legte sich ein schmales, kühles Lächeln auf die Lippen des Schwarzhaarigen.
 

"Oder sollte ich Sie vielleicht lieber Mr. Wheeler nennen?" Ein einziger Blick genügte, um zu sehen, dass diese Information den Blonden wirklich getroffen hatte. "So lautet doch Ihr richtiger Name, nicht wahr? Joseph J. Wheeler, um genau zu sein. Sie sehen, ich habe mich über Sie kundig gemacht. Mr. Pegasus war so nett, mir dabei behilflich zu sein."
 

Mit jedem weiteren Wort wurde die Stimme des Schwarzhaarigen noch eine Spur kälter und Bakura, der hinter dem blonden Pinselquäler stand, konnte deutlich sehen, wie dieser eine Gänsehaut zu unterdrücken versuchte – was ihm allerdings mehr schlecht als recht gelang.
 

"Übrigens hatte ich bei meinem Besuch in den USA auch das Vergnügen, Miss Serenity, Ihre reizende Schwester, kennen zu lernen. Die junge Dame ist eine wahre Schönheit, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten. Mr. Pegasus hat uns beide miteinander bekannt gemacht." Zu seiner immensen Genugtuung registrierte Duke das Aufblitzen von Panik in den braunen Augen seines Gegenübers – eine kleine Rache seinerseits für die Anspannung, unter der er selbst wegen dem Blonden gestanden hatte.
 

"Was hat dieses kranke Schwein mir ihr gemacht? Was haben Sie mit ihr gemacht? Wenn Sie ihr irgendwas angetan haben, dann bring ich Sie mit meinen eigenen Händen um, das schwöre ich!" Joey wollte sich auf den Schwarzhaarigen stürzen, doch Bakura war schneller als er. Mit Leichtigkeit drehte er dem wie wild tobenden Blondschopf die Arme auf den Rücken und hielt ihn so lange fest, bis er sich zumindest ein bisschen beruhigt hatte.
 

Kaltlächelnd und äußerlich vollkommen unbeeindruckt beobachtete Duke den Ausbruch des Blonden und wartete ab, bis dieser sein Toben zumindest wieder so weit eingestellt hatte, dass er weiter zuhören konnte. Die Todesdrohungen und alle Strafen der Hölle, die der Blonde ihm versprach, ignorierte er dabei gekonnt. Solche Dinge hörte er schließlich nicht zum ersten Mal in seinem Leben.
 

"Ich bin untröstlich, aber ich fürchte, wenn Sie Mr. Pegasus noch aufsuchen wollen, werden Sie zu spät kommen. Er ist vorgestern ganz plötzlich von uns gegangen. Ein akuter, äußerst schwerer und leider auch absolut unheilbarer Fall von Bleivergiftung. Tragisch, nicht wahr?"
 

Diese Worte des Schwarzhaarigen ließen Joeys Gezappel – das zugegebenermaßen nicht besonders viel genützt hatte – vollkommen ersterben. Fassungslos über den neutralen, beinahe wirklich etwas bedauernd klingenden Tonfall starrte er seinen Gegenüber einfach nur stumm und mit offenem Mund an, was dieser als Aufforderung auffasste, weiterzusprechen.
 

"Und was Ihre reizende Schwester betrifft: Ich habe der jungen Dame überhaupt nichts angetan – was man von Mr. Pegasus nicht behaupten kann. Er hatte eine sehr ... seltsame Art, Miss Serenity in sein Haus einzuladen." Genau betrachtet hatte er die junge Frau von seinen Leuten entführen lassen und sie in seinem Haus gefangen gehalten, aber das sprach Duke nicht aus. Er war sich sicher, dass sein Gesprächspartner ihn auch so verstanden hatte.
 

"Aber Sie müssen sich ihretwegen keine Sorgen machen. Sie ist wohlauf und inzwischen auch längst wieder zu Hause. Und, was für Sie sicher besonders wichtig ist, sie weiß noch immer nicht, womit Sie Ihren Lebensunterhalt verdient haben und was Sie mit Mr. Pegasus zu schaffen hatten", fuhr der Schwarzhaarige fort und Joey atmete beinahe gegen seinen Willen erleichtert auf. Auf keinen Fall wollte er, dass Serenity jemals etwas darüber erfuhr, was sein Vater und auch er getan hatten. Das würde seine geliebte kleine Schwester einfach nicht verstehen.
 

Duke, dem die Erleichterung des Blonden nicht entging, warf Bakura einen kurzen Blick zu, der diesen dazu brachte, den Anderen loszulassen und ihn auf die Couch zu schubsen – was einen Schmerzenslaut und ein gegrummeltes "Pass doch auf, Du Arschloch!" zur Folge hatte, über das er allerdings hinwegging, als hätte er es überhaupt nicht gehört.
 

"Übrigens wird Ihre Schwester am kommenden Wochenende für eine Woche herfliegen, um Sie zu sehen", unterbrach die Stimme des Schwarzhaarigen das Blickduell der beiden Streithähne auf der Couch und im nächsten Moment fand er sich konfrontiert mit einem schokobraunen Augenpaar, das ihn fassungslos anstarrte.
 

"Heißt das, Sie killen mich nicht?", vergewisserte Joey sich und kniff sich erst einmal, als sein Gegenüber als Antwort auf diese Frage einfach nur den Kopf schüttelte. "Noch nicht, nein", schränkte Duke aber dennoch ein und schmunzelte ganz leicht, als der Blick des Anderen etwas Wachsames bekam.
 

"Das würde mich vor Ihrer Schwester – die ich übrigens persönlich hierher eingeladen habe –, doch sehr in Erklärungsnot bringen, finden Sie nicht auch?", fuhr er fort und lächelte nun offen, wurde aber gleich darauf wieder ernst. "Aber wenn Sie sich auch nur noch ein einziges Mal gegen mich stellen, sind Sie schneller tot, als Sie Ihren Kopf aus der Schlinge ziehen können", fügte er warnend hinzu und nun war es an dem Blonden, hektisch den Kopf zu schütteln.
 

"Für mich ist die Sache gelaufen. Ich häng den Killerjob an den Nagel. Und zwar endgültig!", teilte er den Entschluss, den er im Laufe der vergangenen Tage gefällt hatte, laut mit und hielt dem prüfenden Blick seines "Gastgebers" problemlos stand. Er hatte eigentlich immer nur nach einer Möglichkeit gesucht, diesem Leben den Rücken kehren zu können, ohne seine Familie oder seine Freunde zu gefährden. Jetzt, wo die Chance auf ein Leben als einfacher Künstler in Reichweite war, war er nicht dumm genug, sie ungenutzt vorbeiziehen zu lassen. Nein, eine solche Gelegenheit musste er ergreifen!
 

"Gut", zog Duke die Aufmerksamkeit des Blonden wieder auf sich und nickte zufrieden, bevor er sich erhob. "Sie werden aber sicher verstehen, dass ich Sie trotzdem bitten muss, bis nach der Abreise Ihrer Schwester weiterhin mein Gast zu sein, oder?" Ein Nicken seines Gesprächspartners signalisierte ihm, dass dieser den Grund dafür begriffen hatte.
 

"In Ordnung. Das wäre dann auch erst einmal alles. Bakura, bring Mr. Wheeler wieder zurück auf sein Zimmer." Der Weißhaarige nickte auf diese Aufforderung nur und warf dem Blonden einen grimmigen Blick zu. "Komm mit, Blondie", forderte er diesen auf und half etwas gröber als nötig nach, als Joey der Aufforderung nicht gleich Folge leistete.
 

Ohne auf das Gezeter und Gezappel des Pinselschwingers zu achten, schob Bakura diesen aus dem Büro seines Bosses und brachte ihn, braver Angestellter, der er nun einmal war, wie befohlen auf sein Zimmer zurück. Noch bevor der Blonde weiter protestieren konnte, hatte der Weißhaarige ihm dort die Tür vor der Nase zugeschlagen und drehte sich um, um noch etwas in den Trainingsraum zu gehen. Die Nähe zu dem Anderen war für ihn gar nicht gut gewesen und er brauchte etwas, um sich abzureagieren. Immerhin wollte er Blondie erst in der Nacht wieder "überfallen" und nicht vorher schon.
 

*
 

"Hast Du auch gesehen, was ich gerade gesehen habe?", wandte Yami sich an seinen Boss, nachdem die Tür des Büros hinter seinem weißhaarigen Kollegen und dessen blondem Begleiter ins Schloss gefallen war. Duke hob fragend eine Braue und legte den Kopf in den Nacken, um den noch immer hinter seinem Sessel stehenden Bunthaarigen ansehen zu können.
 

"Das kommt ganz darauf an, was genau Du gesehen hast", gab er dann zurück und Yamis Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen. "Ich habe einen blonden Maler gesehen, der verdächtig danach aussah, als hätte er in der letzten Nacht Sex gehabt. Und ich habe einen geradezu ungewöhnlich ruhigen und ausgeglichenen Bakura gesehen. Ich kann mich natürlich täuschen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese beiden Dinge in direktem Zusammenhang miteinander stehen."
 

Die Erklärung des Bunthaarigen brachte auch den Schwarzhaarigen zum Schmunzeln. "Das habe ich zwar nicht gesehen, aber wenn Du es sagst, dann glaube ich Dir", erwiderte er, packte das Handgelenk des Anderen und zog diesen um den Sessel herum, bis er auf seinem Schoß zu sitzen kam. "Es sei ihm gegönnt", murmelte er dabei und begann, sachte an Yamis Kinn zu knabbern.
 

"Solange es seine Arbeit nicht behindert, ist es mir egal, mit wem Bakura es treibt. Ehrlich gesagt interessiert sein Sexualleben mich gerade überhaupt nicht. Es gibt andere Dinge, die mich wesentlich mehr interessieren", fuhr er fort und der Bunthaarige schlang schmunzelnd die Arme um den Nacken seines Bosses.
 

"Und die wären?", erkundigte er sich neckend und wurde gleich darauf in einen tiefen, verlangenden Kuss gezogen. "Du", antwortete Duke danach schlicht und ließ seine Hände über den Rücken des Bunthaarigen gleiten, bis sie auf dessen Po zu liegen kamen. "Und Dein Sexualleben – natürlich nur, solange es mich beinhaltet."
 

"Es beinhaltet Dich", raunte Yami dem Anderen heiser zu und zog das Haargummi aus dessen Haaren, um seine Finger durch die langen, glänzenden schwarzen Strähnen gleiten lassen zu können. "Und zwar nur noch Dich. Seit ich Dich kenne, gibt es für mich keinen Anderen mehr", fügte er hinzu und lächelte den Schwarzhaarigen an – eine Geste, die dieser mit gleicher Münze erwiderte. Gab es etwas Besseres als ein solches Kompliment von dem Mann zu hören, den man liebte? Falls ja, dann wusste Duke nicht, was das sein sollte.

Und es geht weiter, wir wünschen Euch viel Spaß!
 

Joey wartete noch einige Minuten, bis er sich absolut sicher war, dass Bakura wirklich nicht mehr vor der Tür stand und ihm dort auflauerte. Sobald er sich durch das Schlüsselloch vergewissert hatte, dass der Flur auch wirklich leer war, öffnete er die Tür und sprintete in die Küche, so schnell seine körperliche Verfassung es zuließ. Er brauchte jetzt ganz dringend etwas zu essen, also bereitete er sich eilig ein paar Sandwiches zu und verschwand mit diesen wieder in seinem Zimmer, in dem er sich gleich genauso einschloss, wie er es am Vormittag bereits getan hatte.
 

Mit seinem Imbiss machte er es sich auf dem Bett gemütlich und aß in aller Ruhe, ehe er sich wieder seinem Buch widmete. Jetzt wollte er erst einmal wissen, wie diese Geschichte ausging. Darum, dass Serenity in ein paar Tagen hierher kommen würde, um ihn zu sehen, konnte er sich auch nach dem Lesen noch kümmern.
 

Die Erinnerung an seine jüngere Schwester zauberte während des Lesens ein winziges Lächeln auf Joeys Lippen. Er freute sich wirklich ungemein darauf, seine Kleine wiederzusehen, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, wie er ihr seine Bekanntschaft mit Devlin erklären sollte – ganz zu schweigen von der Sache mit Bakura. Wenn seine Schwester eins war, dann verdammt scharfsinnig. Sie würde sicher binnen weniger Stunden nach ihrer Ankunft hier damit beginnen, ihn zu löchern. Und so, wie er sich selbst kannte, würde es garantiert nicht lange dauern, bis er einknickte und ihr alles erzählte, was sie wissen wollte.
 

Knurrend warf Joey das Buch zur Seite und stand auf, um unruhig im Zimmer auf und ab zu tigern. Das war doch zum Heulen! Da würde er seine Schwester zum ersten Mal seit Jahren wiedersehen und dann würde er ihr auseinandersetzen müssen, was er mit Bakura zu tun hatte und warum sie sich permanent angifteten, obwohl sie doch Sex miteinander gehabt hatten. Wie sollte er Serenity das bloß erklären?
 

Grübelnd und vollkommen verstrickt in die Suche nach einer Lösung für dieses knifflige Problem lief Joey eine ganze Weile immer wieder hin und her, aber er kam einfach zu keinem Ergebnis. Warum war das nur so schwer, verdammt? Er musste Serenity doch einfach nur sagen, dass Bakura und er eine Affäre hatten. Damit würde er sie schon zufrieden stellen können. Aber sollte er sie wirklich anlügen? Immerhin hatte er ja nur ein einziges Mal mit dem Weißhaarigen geschlafen und zu einer Affäre gehörte doch wohl mehr. Konnte er seine kleine Schwester wirklich so beschwindeln? Und was, wenn Bakura sie auslachte oder ihr die Wahrheit erzählte, wenn sie ihn darauf ansprach?
 

Vollkommen gefrustet raufte der Blonde sich die Haare, ehe er den Kopf schüttelte und beschloss, diese Grübeleien erst einmal aufzuschieben. Immerhin hatte er noch ein paar Tage Zeit, bis Serenity hier sein würde. Ihm würde schon noch einfallen, wie er ihr das alles erklären konnte – falls das denn überhaupt nötig war.
 

Um sich von diesen Gedanken abzulenken, schloss Joey die Badezimmertür auf und huschte in den Raum dahinter. Dort ging er erst einmal durch zu Bakuras Zimmertür und vergewisserte sich, dass der Weißhaarige nicht dort war – wobei er dem Drang niederkämpfen musste, sich in das Bett des Anderen zu legen und etwas von seinem Geruch einzuatmen –, bevor er schnell die Verbindungstür abschloss. Darauf, noch mal von Bakura unter der Dusche überrascht zu werden, legte er nun wirklich keinen Wert. Ein Mal war in diesem Fall eindeutig ein Mal zu viel.
 

Nachdem er sich sicher war, dass ihn niemand stören würde, pellte Joey sich aus seiner Kleidung und stellte sich unter die Dusche, um das warme Wasser zu genießen. In aller Ruhe wusch er sich, trocknete sich danach ab und verließ dann, nachdem er die Verbindungstür zu Bakuras Zimmer wieder aufgeschlossen hatte, das Bad. Seine eigene Zimmertür schloss er allerdings wieder ab, denn auf keinen Fall wollte er, dass der Weißhaarige sich eingeladen fühlte, zu ihm zu kommen.
 

Ein Gähnen unterdrückend kroch der Blonde wieder in sein Bett und löschte das Licht. Eigentlich wollte er nur noch schlafen und erst einmal bis zum nächsten Tag niemanden mehr sehen. Und nach allem, was heute vorgefallen war, dauerte es auch nicht lange, bis er sich in Morpheus' Armen befand.
 

Unglücklicherweise war ihm ein ruhiger Schlaf allerdings nicht vergönnt, denn die Erlebnisse der letzten Nacht ließen sich jetzt, wo er wehrlos war, nicht mehr in sein Unterbewusstsein zurückdrängen. Kaum dass er eine Stunde geschlafen hatte, begannen die Bilder, wieder an die Oberfläche zu driften und so saß er kurz darauf aufrecht im Bett, nachdem ihn sein eigenes lautes Stöhnen – das hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich niemand gehört hatte! – geweckt hatte.
 

Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten – warum war er denn hier in diesem Zimmer und nicht mehr bei Bakura, wo dessen Hände ihn doch noch vor ein paar Sekunden halb in den Wahnsinn getrieben hatten? – wollte Joey sich gleich wieder hinlegen und weiterschlafen, doch der unangenehm feuchte Fleck in seinen Shorts machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
 

Schlaftrunken wie er war, tappte der Blonde hinüber ins Bad, pellte sich aus seinen Shorts und ließ diese einfach auf dem Boden liegen, während er in die Duschkabine kletterte. Sein Zeug würde er später aufheben, wenn er sich erst einmal gesäubert und wieder abgetrocknet hatte. Dass die Verbindungstür zu Bakuras Zimmer nicht abgeschlossen war, registrierte sein noch im Halbschlaf befindliches Gehirn nicht.
 

Mit geschlossenen Augen stellte Joey sich unter den Wasserstrahl und bemühte sich verzweifelt, die Bilder, die ihn noch immer nicht in Ruhe lassen wollten, zurückzudrängen. Er musste jedoch bald erkennen, dass das ein aussichtsloses Unterfangen war. Obwohl er jetzt wach war, konnte er das, was in der vergangenen Nacht geschehen war, nicht einfach so beiseite schieben, wie er es gerne getan hätte.
 

Es hatte, stellte Joey mit einem kurzen Blick in seine Körpermitte fest, einfach keinen Sinn, es verdrängen zu wollen. Sein Körper verlangte ausgesprochen vehement nach Befriedigung, also gab er diesem Bedürfnis, das er bisher nie so deutlich verspürt hatte, nach und ließ seine Finger über seinen Körper wandern – mal sanft, mal etwas fester –, bis sie schließlich seine Erregung erreicht hatten und sich darum schlossen.
 

Seufzend lehnte der Blonde sich an die kalten Kacheln der Duschkabine und begann, sich selbst zu massieren. Dabei musste er sich zu seiner Schande eingestehen, dass es in seiner Fantasie nicht seine eigene Hand war, die ihn immer näher und näher an die Klippe brachte, sondern die seines weißhaarigen Zimmernachbarn.
 

Mit inzwischen wieder geschlossenen Augen gab Joey sich den Empfindungen hin, die diese Berührungen in ihm auslösten, und versuchte dabei gleichzeitig, nicht allzu laut zu stöhnen. Ein Teil von ihm wollte Bakura auf keinen Fall wecken, obwohl ein anderer Teil sich nichts mehr wünschte, als dass der Weißhaarige zu ihm kam und das, was er selbst angefangen hatte, an seiner Statt beendete.
 

Immer schneller bewegte der Blonde seine Hand und biss sich die Unterlippe halb blutig in dem Versuch, trotzdem noch einigermaßen leise zu bleiben. Er hatte den Gipfel beinahe schon erreicht, als ihm doch der Name über die Lippen schlüpfte, den er um keinen Preis laut hatte von sich geben wollen: "Bakura!"

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

So, und weil Karma heute Geburtstag hat, gibt's gleich ein Geschenk: Ein neues Kapitel für euch. Viel Spaß!
 

Nur ganz langsam und auch ein wenig widerwillig tauchte Joey aus seinen ausgesprochen angenehmen Träumen auf und sah sich verschlafen um. Das hier war aber eindeutig nicht sein Zimmer. Und dieses Stahlband, das über seiner Brust lag, gehörte da auch ganz bestimmt nicht hin. Murrend versuchte Joey, sich etwas zu bewegen, wurde jedoch von einem lauten, glücklicherweise noch eindeutig verschlafen klingenden Knurren daran gehindert.
 

Oh Hölle, das war jetzt doch nicht schon wieder passiert! Wie ein Strom schossen die Bilder der letzten Nacht vor dem geistigen Auge des Blonden vorbei. Wie war es nur dazu gekommen? Okay, wenn er es recht bedachte, dann wusste er eigentlich ganz genau, wie es dazu gekommen war, aber warum in aller Welt hatte er Bakura nach dem ersten Mal nicht aufgehalten? Was wäre daran so schwer gewesen? Gut, die Antwort darauf war eigentlich auch recht leicht: Einfach alles! Sein Gehirn hatte einfach abgeschaltet und seinem Körper die Regie überlassen. Und was hatte er jetzt davon? Eine Menge Gewissensbisse und Schmerzen an Körperstellen, deren Existenz man in besserer Gesellschaft lieber unerwähnt ließ.
 

Wie hatte er nur – schon wieder, verdammt! – so unglaublich dumm sein und sich ein weiteres Mal auf Bakura einlassen können? Kurz schloss der Blonde die Augen, ehe er vorsichtig begann, unter dem Arm des Weißhaarigen wegzurutschen und das Bett zu verlassen. Gerade als er aufatmen wollte, da er den Rand erreicht hatte, schoss jedoch eine Hand vor, schloss sich um sein Handgelenk und zog ihn mit einem Ruck zurück an Bakuras warmen, muskulösen Körper.
 

"Wo willst du denn hin, Blondie? Abhauen ist nicht!", knurrte der Weißhaarige in das Ohr seines Opfers. Kapitulierend blieb Joey ganz ruhig liegen, während der andere die Augen wieder schloss. Es hätte ihm klar sein müssen, dass Bakura ihn dieses Mal nicht so ohne weiteres gehen lassen würde. Trotzdem er musste mal ganz dringend wohin und wenn der Weißhaarige ihn nicht gleich losließ, dann würde es ein Malheur geben.
 

Aus diesem Grund versuchte Joey zum wiederholten Mal, sich von seinem "Wärter" zu lösen, was zum Ergebnis hatte, dass er sich nach einer knappen Drehung direkt unter Bakura wiederfand, von dessen Körper ebenso in die Laken gepresst wie in der vergangenen Nacht.
 

"Ich sagte doch, abhauen ist nicht, also bleib gefälligst endlich ruhig liegen, Pinselquäler!", herrschte der Weißhaarige den unter ihm befindlichen Blondschopf grob an. Verdammt, war es denn zu viel verlangt, nach einem solchen Kraftakt wie der letzten Nacht einfach noch ein bisschen Ruhe am Morgen haben zu wollen? Scheinbar schon, wenn es nach dem Gezappel des Blondschopfs ging. Dass dieser elende Pinselschwinger aber auch nicht mal für fünf Minuten still liegen bleiben konnte, wenn er wach war!
 

Allein die Tatsache, dass der Weißhaarige ihm schon wieder einen Befehl erteilen wollte, sorgte bei Joey dafür, dass sein wohlbekannter Kampfgeist wieder erwachte. Aufgebracht stemmte er seine Hände gegen Bakuras breite, muskulöse Brust und versuchte, diesen so von sich herunterzuschieben – ein Unterfangen, das von vornherein zum Scheitern verurteilt war, denn der Weißhaarige war schließlich deutlich kräftiger als er.
 

Belustigt von Joeys Versuch, ihn wegzuschieben, grinste Bakura den Blonden fast schon unverschämt von oben herab an. "Probleme, Blondie?", fragte er freundlich, aber mit einem Unterton in der Stimme, der Joey Stacheln wachsen ließ. "Verdammt, Bakura, wenn Du nicht willst, dass es hier gleich ein Unglück gibt, dann lass mich endlich ins Bad!", blaffte der Blondschopf den Älteren an, der ihn daraufhin sogar tatsächlich losließ, ein Stück beiseite rutschte und dann eine spöttische Verbeugung in Joeys Richtung andeutete.
 

"Sag doch gleich, dass Du mal pinkeln musst. Aber beeil Dich mit dem Wiederkommen, Blondie. Wenn's mir zu lange dauert, könnte es passieren, dass ich Dich holen komme", drohte Bakura dem Blonden an. Dabei umspielte ein Grinsen seine Lippen, das Joey deutlich machte, dass er sich tatsächlich besser beeilen und es lieber nicht darauf anlegen sollte, dass der Weißhaarige seine Drohung wahr machte. Das würde ihm nämlich nicht wirklich gut bekommen, dessen war der Blondschopf sich ziemlich sicher.
 

Auf reichlich wackligen Beinen und begleitet; ja, schon fast verfolgt von dem Blick aus dunkelbraunen Augen, denen absolut nichts zu entgehen schien, huschte Joey so schnell ins Bad, wie es ihm möglich war. Und obwohl es einen Teil von ihm wirklich reizte, Bakura zu provozieren und sich doch von ihm holen zu lassen, war er kaum fünf Minuten später doch bereits wieder im Zimmer des Weißhaarigen, baute sich vor dessen Bett auf und stemmte die Hände in die Hüften. Dass er noch immer nackt war, bemerkte er nicht, denn er war vollauf damit beschäftigt, den Anderen von oben herab ärgerlich anzufunkeln.
 

Bakura hingegen entging die Nacktheit des Blonden keineswegs. Ohne sich an dem grimmigen Blick zu stören, ließ er seine Augen über den gesamten, mit eindeutigen Spuren der nächtlichen Aktivitäten bedeckten Körper Joeys wandern. Erst dessen Stimme riss ihn wieder aus der Betrachtung und seinen nicht gerade jugendfreien Gedanken und Plänen für den Rest des Tages.
 

"Und was soll ich jetzt hier?" Diese Frage entlockte Bakura ein wölfisches Grinsen. Mit einer raschen Bewegung schnappte er sich zum zweiten Mal an diesem Morgen Joeys Handgelenk und zerrte diesen, seine Überraschung ausnutzend, zu sich aufs Bett. Ehe er sich allerdings wieder über ihn schieben und die Frage des Blonden nonverbal beantworten konnte, unterbrach ein scharfes Klopfen an seiner Zimmertür seine Aktivität.
 

Mit einem unwirschen Knurren erhob der Weißhaarige sich und ging so nackt, wie er immer noch war, zur Tür, um diese aufzureißen. "Was?", blaffte er dabei unfreundlich und Noah, der vor der Tür gestanden hatte, zog unwillkürlich seinen Kopf ein. "Ähm ... Der Boss will Dich in einer halben Stunde in seinem Büro sehen", richtete er aus, weshalb er hergekommen war, und verschwand dann schleunigst, nachdem Bakura ihm die Tür wortlos vor der Nase zugeschlagen hatte.
 

"Du hast Glück, Blondie", teilte der Weißhaarige seinem erwählten "Opfer" mit, während er gleichzeitig begann, Kleidung aus seinem Schrank zu holen. Wenn er pünktlich im Büro seines Bosses sein wollte, dann hatte er unglücklicherweise keine Zeit. Leider reichte die Zeit nicht mal mehr für einen Quickie, deshalb riss Bakura sich schnell von dem Anblick des noch immer splitterfasernackten Blondschopfs los und verschwand schleunigst im Bad, um zu duschen und sich anzuziehen.
 

Sobald er damit fertig war, betrat er sein Zimmer wieder, warf Joey im Vorbeigehen einen letzten Blick und über die Schulter ein "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, Blondie" zu, ehe er die Tür hinter sich zuzog und sich auf den Weg zu seinem Boss machte. Dabei konnte er sich das Grinsen nicht verkneifen, denn das "Blödes Arschloch!", das der Blonde ihm nachrief, war einfach nicht zu überhören. Allerdings klang es irgendwie eher frustriert als wirklich wütend – eine Tatsache, die Bakuras Stimmung ungemein hob. 'Sieh mal einer an. Scheint, als wäre Blondie langsam auf den Geschmack gekommen.' Na, das versprach doch eindeutig, ein guter Tag zu werden.
 

Bis nächste Woche!

Und weiter gehts bei unseren
 

Diesen Eindruck musste Bakura schneller revidieren, als ihm lieb war. Kaum dass er das Büro seines Bosses betreten und die ersten Worte des Schwarzhaarigen gehört hatte, verfinsterte sich seine Stimmung auch schon. "Kann das nicht der Punk erledigen?", wagte er aufzubegehren, doch ein kalter Blick aus grünen Augen brachte ihn zum Schweigen. Es hätte der eisigen, aus einem knappen "Nein" bestehenden Absage gar nicht mehr bedurft, um dem Weißhaarigen klarzumachen, dass er sich mal wieder auf ganz dünnem Eis bewegte.
 

"Schon gut, schon gut, ich mach's ja", lenkte Bakura ein, obwohl er sich selbst dafür hasste. Allerdings hatte er das Versprechen seines Bosses, ihn bei der nächsten Schwierigkeit zu Kisaragi zurückzuschicken, noch nicht vergessen. 'Tja, dann wird Blondie wohl noch etwas länger ungefickt bleiben.' Dieser Gedanke gefiel dem Weißhaarigen zwar ganz und gar nicht, aber daran konnte er jetzt nichts mehr ändern. Zumindest nicht im Augenblick. Aber mit viel Glück würde sich sein heutiger Auftrag schnell erledigen lassen, so dass der blonde Pinselquäler nicht allzu lange auf die nächste Runde Matratzensport würde warten müssen.
 

Sehr zu Bakuras Leidwesen hielt die Aufgabe, die er von seinem Boss übertragen bekommen hatte, ihn allerdings bis tief in die Nacht hinein beschäftigt. Als er es endlich geschafft hatte, alles auch wirklich zur vollsten Zufriedenheit des Schwarzhaarigen zu erledigen, war es weit nach drei Uhr morgens. Die Hoffnung, dass der blonde Pinselschwinger vielleicht in seinem Zimmer auf ihn gewartet hatte, erfüllte sich auch nicht, was die Laune des Weißhaarigen gleich noch tiefer in den Keller jagte.
 

Mit einem unwirschen Knurren zerrte er sich die Krawatte, die er zu tragen gezwungen gewesen war, vom Hals und warf sie über das Fußende seines Bettes. Seine restliche Kleidung folgte gleich darauf und nur wenige Minuten später stand Bakura splitterfasernackt vor seinem Bett, bereit, sich auf dieses fallen zu lassen und zu schlafen.
 

Allerdings tat er das nicht, sondern ging stattdessen zur Badezimmertür hinüber und überprüfte erst einmal, ob diese abgeschlossen war. Innerlich frohlockend stellte er fest, dass das nicht der Fall war, deshalb schlich er auf leisen Sohlen ins angrenzende Zimmer, um nach Joey zu sehen. Möglicherweise war der Pinselschwinger ja noch wach und einer Fortsetzung des am Morgen durch Noahs Auftauchen so rüde unterbrochenen Spielchens nicht abgeneigt.
 

Sehr zu Bakuras Missfallen schlief der Blondschopf allerdings tief und fest. Und so sehr er auch an der Schulter des Anderen rüttelte oder diesen anderweitig zu wecken versuchte, es wollte ihm einfach nicht gelingen. Als Joey auch nach zehn frustrierenden Minuten des Schüttelns immer noch nicht aufgewacht war, sondern vollkommen ungerührt weiterschnarchte, gab der Weißhaarige grummelnd auf und stapfte zurück in sein eigenes Zimmer. Dabei warf er die beiden Verbindungstüren wesentlich lauter hinter sich ins Schloss, als es notwendig gewesen wäre, aber nicht einmal das konnte den fast schon komatösen Tiefschlaf des Blonden stören.
 

'Elender Pinselschwinger! Macht sich hier einen lauen Lenz, während ich mir den ganzen Tag lang den Arsch aufreiße!' Nur mit äußerster Mühe gelang es Bakura, dem Drang zu widerstehen, irgendetwas kaputtzuschlagen. Damit, das wusste er nur zu genau, würde er sich nur wieder Ärger mit seinem Boss einhandeln – Ärger, den er im Moment ganz und gar nicht gebrauchen konnte. Aus diesem Grund zwang er sich, gleich ins Bett zu gehen, obwohl ihm die Müdigkeit durch seine schlechte Laune gründlich vergangen war.
 

Irgendwie gelang es dem Weißhaarigen dennoch, recht bald einzuschlafen. Trotzdem war er am nächsten Morgen, als Mai ihn gegen neun Uhr weckte und ihm mitteilte, dass sie an diesem Tag seiner Hilfe bedurfte, weder wirklich ausgeschlafen noch besonders gut gelaunt. Daran störte die Blondine sich allerdings überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Ein Begleiter, der dermaßen offensichtlich schlecht gelaunt war, kam ihr gerade recht. So, dachte sie pragmatisch, würde sie bei dem, was sie zu tun gedachte, ganz sicher niemand belästigen.
 

Knapp zwei Stunden nach dem Aufbruch aus der Villa ihres "Duke-Darlings" stellte sich Mais Rechnung als nicht ganz richtig heraus. Scheinbar gab es in Tokio noch immer genügend Menschen – insbesondere Männer –, die ein Nein nicht zu akzeptieren bereit waren und deren viel zu großes Ego die Wahrnehmung, dass sie mit dem Feuer spielten, verhinderte.
 

Als ein solches Exemplar der Gattung "besonders aufdringlich" tatsächlich versuchte, die Blondine gegen ihren Willen zu begrabschen, konnte Bakura sich ein kurzes, fieses Grinsen nicht verkneifen. Schon seit seiner Heimkehr in der letzten Nacht hatte er nach einem Ventil für seine Aggressionen gesucht. Dass dieser Volltrottel, der sich offenbar für absolut unwiderstehlich hielt, sich praktisch freiwillig als Punchingball anbot, kam ihm gerade recht.
 

"Ich glaub, die Lady hat Nein gesagt, Kumpel", machte der Weißhaarige den Grabscher übertrieben freundlich aufmerksam, doch sein harter Blick strafte seine höflichen Worte Lügen. Und als der Angesprochene tatsächlich dumm genug war, die gut gemeinte Warnung als Provokation zu einer Prügelei zu verstehen, blitzten Bakuras Augen auf, ehe er sich daranmachte, dem armen Unglücksraben klarzumachen, dass es ganz und gar nicht ratsam war, einer Frau wie Mai Valentine ungefragt zu nahe zu treten.
 

"Lass es gut sein, Bakura", rief die Blondine den Bodyguard, den ihr "Duke-Darling" ihr netterweise für diesen Tag ausgeliehen hatte, zur Ordnung, als ihr das Winseln des Grabschers auf die Nerven zu gehen begann. 'Weichei!', titulierte sie den mittlerweile am Boden Liegenden dabei im Stillen und bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. Ja, sicher, Bakura hatte ihm die Hand, mit der er sie zu betatschen versucht hatte, gebrochen – und das mit deutlich sichtbarer Genugtuung –, aber musste dieser Feigling sich deshalb so anstellen?
 

"Ich bin noch mit Kisara verabredet, also lass den Trottel endlich in Ruhe und komm mit. Ich will mich nicht verspäten." Mais Worte quittierte Bakura nur mit einem Grollen, aber dennoch ließ er wunschgemäß von dem jetzt nicht mehr so überheblichen Grabscher ab und schloss sich Mai an, die zielsicher ein kleines, nur von der High Society Tokios frequentiertes Café ansteuerte. Wie nicht anders erwartet saß Kisara Kaiba, in Begleitung eines der Bodyguards ihres Ehemannes, bereits an einem der Tische und hob eine ihrer schmalen, blassen Hände, um die Blondine und ihren Begleiter zu sich zu winken, sobald sie die beiden erblickte.
 

"Schön, dass Du es einrichten konntest, Mai", begrüßte sie ihre Freundin mit einem strahlenden Lächeln. Mai hauchte der weißhaarigen jungen Frau die üblichen Begrüßungsküsschen rechts und links auf die Wange, dann setzte sie sich und sah die Andere prüfend an. "Dein Anruf klang ziemlich dringend. Was gibt es denn zu besprechen, das nicht bis übermorgen warten konnte?", erkundigte sie sich neugierig und Kisara lehnte sich ein bisschen näher zu der Blonden, als befürchtete sie Lauscher.
 

"Ich bin schwanger!", flüsterte sie leise und Mais Augen weiteten sich, sobald sie den Sinn dieser Worte erfasst hatte. "Wirklich? Das ist ja toll!", gratulierte sie überschwänglich und drückte die Hände ihrer Freundin, auf deren Wangen mittlerweile ein zarter Rosaschimmer lag. "Weiß Seto schon davon?", bohrte sie und Kisara schüttelte den Kopf. "Noch nicht, nein. Ich wollte es ihm persönlich sagen, aber er ist gleich nach diesem Desaster bei der Ausstellung zu einem geschäftlichen Treffen in Europa aufgebrochen. Vor nächster Woche wird er nicht zurück sein, aber ich musste einfach unbedingt mit jemandem darüber sprechen. Ich freue mich so, Mai!"
 

"Das glaube ich Dir." Mai konnte sich ein leises, sehnsüchtiges Seufzen nicht verkneifen – ein Seufzen, das Kisara ebenso falsch verstand wie wohl auch jeder andere, der nicht in die genaue Situation im Hause Devlin eingeweiht war, es verstanden hätte. Kisara wusste zwar, dass Mai bei weitem nicht das blonde Dummchen war, das sie nach außen hin zu sein vorgab, aber von dem wirklichen Verhältnis der Blondine zu ihrem "Duke-Darling" hatte auch sie keine Ahnung.
 

"Mach Dir keine Sorgen, Mai. Duke wird Dir ganz bestimmt auch bald einen Antrag machen", versuchte sie daher, Mai zu trösten, und diese musste sich zwingen, nicht laut aufzulachen. 'Bevor der Boss mir einen Antrag macht, friert die Hölle zu.' Mai warf einen kurzen Blick zu Bakura, der äußerlich vollkommen ungerührt dastand. In seinen dunkelbraunen Augen erkannte sie jedoch deutlich, dass der Weißhaarige ebenfalls am liebsten gelacht hätte. Sein Boss und eine Ehefrau? Das passte genauso gut zusammen wie Hamster und Schlittschuhe.
 

"Sicher." Mais Stimme riss Bakura wieder aus seinen Gedanken. Etwas genervt versuchte er, das Gespräch der beiden Frauen, das die Blondine geschickt von Anträgen und Hochzeiten weg zu Babykleidung gelenkt hatte, auszublenden. Das gelang ihm im Großen und Ganzen auch ganz gut – so gut, dass er um ein Haar überrascht zusammengezuckt wäre, als Mai aufstand, sich bei Kisara einhakte und dann gemeinsam mit der Freundin zu einem ausgedehnten Einkaufsbummel aufbrach. "Immerhin", begründete sie diese Shoppingtour, "braucht euer Kleines ja schließlich etwas anzuziehen, wenn es erst mal auf der Welt ist, nicht wahr?"
 

Gute vier Stunden, nachdem die Blondine sich – endlich, wie Bakura insgeheim fand – von ihrer Freundin verabschiedet hatte und gemeinsam mit ihrem Begleiter in die Villa zurückgekehrt war, stand für Bakura eine Sache fest: Nie, nie, nie wieder würde er Mai begleiten, wenn diese "nur ein ganz kleines bisschen bummeln" wollte! Das war eindeutig Folter! Und sein Boss hatte das hundertprozentig gewusst! Das war unter Garantie pure Absicht gewesen, dieses verrückte Frauenzimmer auf ihn loszulassen! Womit hatte er das nur verdient?
 

Ächzend trat der Weißhaarige sich in seinem Zimmer seine Schuhe von den Füßen und wollte nach seinem Bademantel und einem Handtuch greifen, um noch ein bisschen an den Pool zu gehen, überlegte es sich dann jedoch anders. Bis auf die Schuhe vollständig bekleidet ließ er sich auf sein Bett fallen, verschränkte die Arme unter seinem Kopf und starrte müde an die Zimmerdecke. Er brauchte vor dem Schwimmen unbedingt eine Pause. Und zwar dringend.
 

Wie in aller Welt, fragte Bakura sich, schaffte Mai es bloß, stundenlang durch die Tokioter Innenstadt zu stöckeln – und das auch noch auf diesen verdammt mörderischen High Heels, wohlgemerkt! – und bei der Heimkehr nicht nur gut gelaunt zu sein, sondern zu allem Überfluss noch frisch wie der junge Morgen zu wirken? Das war doch unmenschlich!
 

'Die Frau ist der Teufel in Menschengestalt.' Mit diesem nicht besonders erbaulichen Gedanken im Hinterkopf wurden die Lider des Weißhaarigen immer schwerer und obwohl er sich wirklich bemühte, seine Müdigkeit zurückzudrängen, fielen ihm seine Augen immer wieder zu. 'Dabei wollte ich mir eigentlich den Pinselquäler vorknöpfen', war der letzte bewusste Gedanke Bakuras, ehe er endgültig in den Schlaf hinüberdriftete. Dass die Tür seines Zimmers leise geöffnet wurde und sein blonder Zimmernachbar neugierig seinen Kopf hereinsteckte, bemerkte der Weißhaarige schon nicht mehr.
 

und das war es dann auch schon wieder

So zwar mit zwei Tagen Verspätung aber immerhin! Jetzt haben wir noch 6 Kapitel vorlauf und dann wird es knapp, aber keine Angst, abgebrochen wird hier nichts, das ist fest versprochen
 

Einen Moment lang blickte Joey unentschlossen auf den Weißhaarigen hinunter, ehe er dessen Zimmer leise und ungehört wieder verließ. Wenn Bakura jetzt schon schlief, dann sollte er ihn wohl besser nicht wecken. Immerhin, das wusste der Blondschopf ja mittlerweile schon aus eigener Erfahrung, war mit dem Anderen nicht unbedingt gut Kirschen essen, wenn er unvermittelt aus dem Schlaf gerissen wurde.
 

Zurück in seinem eigenen Zimmer schnappte Joey sich seinen Skizzenblock und begann damit, die Erlebnisse der vergangenen Wochen zu Papier zu bringen. Diese Tätigkeit beschäftigte und vereinnahmte ihn so sehr, dass er bis zum Wochenende nichts anderes tat als zu zeichnen und all seine Eindrücke von der Devlin-Villa und ihren Bewohnern für die Nachwelt festzuhalten.
 

Der Blondschopf skizzierte Noah an einem seiner unzähligen Laptops, angetan mit seinen allgegenwärtigen Kopfhörern, ebenso wie Tristan, wie er einen der zahlreichen Wagen seines Bosses wusch. Yami erwischte er beim Schießstand und sogar der Hausherr selbst ließ sich dazu herab, eine Zeichnung von sich anfertigen zu lassen, die ihn in einem dunklen Anzug, mit Handy am Ohr und einem spöttischen Lächeln auf den Lippen zeigte. Der Einzige, den der Blonde während der gesamten Tage nicht zu Gesicht bekam, war Bakura – eine Tatsache, die ihm in gewisser Weise schon zusetzte. Erst überfiel der Weißhaarige ihn ständig und drohte ihm eine Fortsetzung ihrer Affäre oder was auch immer es war, das sie miteinander hatten, an und dann verschwand er einfach sang- und klanglos und meldete sich nicht einmal.
 

Da er keine Lust hatte, über dieses seltsame Verhalten Bakuras nachzudenken, stürzte Joey sich noch mehr in seine Arbeit – so sehr, dass ihm sein Zeitgefühl komplett verloren ging. Deshalb schrak er auch ziemlich heftig zusammen, als Mai ihn am Samstagmorgen beim gemeinsamen Frühstück darauf aufmerksam machte, welcher Wochentag inzwischen war und wer im Verlauf dieses Tages noch in der Villa erwartet wurde.
 

Von dem Moment an, in dem Mai ihn wieder an den bevorstehenden Besuch seiner jüngeren Schwester erinnert hatte, war Joey nur noch ein nervöses Wrack. Schließlich, erinnerte er sich gleichermaßen wehmütig wie ängstlich, hatte er Serenity schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Er hatte versucht, sie dadurch, dass er sie aus seinem Leben ausschloss, vor Pegasus zu beschützen, aber dieser Plan war ja wohl ganz offensichtlich nicht richtig aufgegangen.
 

'Ich kann nur hoffen, dass sie mir diesen Schreck verzeiht, den Pegasus ihr sicher eingejagt hat.' Ungewohnt verzagt zog Joey sich wieder in sein Zimmer zurück und schloss sich dort ein. Zu wissen, dass er seine kleine Schwester, für die er alles und noch mehr getan hätte und hatte, in wenigen Stunden leibhaftig wiedersehen würde, ließ in ihm eine unbekannte Aufregung aufsteigen. So nervös war er bisher weder bei seinen Ausstellungen noch bei seinem anderen Job, den er ja inzwischen endgültig an den Nagel gehängt hatte, jemals gewesen.
 

Um sich von seiner Angst vor dem Wiedersehen mit Serenity abzulenken, griff Joey wieder nach seinem Skizzenblock und begann damit, seine kleine Schwester aus dem Gedächtnis heraus zu zeichnen – so, wie er sie aus ihrer gemeinsamen Kindheit in Erinnerung hatte. Normalerweise war das ganz und gar nicht seine Art, weil es die Sehnsucht nach Serenity nur vergrößerte, bis sie fast unerträglich wurde, aber an diesem Tag machte der Blonde eine Ausnahme. Zum Einen würde er sie ja bald wiedersehen und zum Anderen verhinderte das Zeichnen auch, dass er wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Villa rannte und damit alle anderen Bewohner in den Wahnsinn trieb.
 

So vollkommen in seine eigene kleine Welt vertieft, bekam Joey gar nicht mit, dass immer mehr und mehr Zeichnungen ihren Weg auf den Boden seines Zimmers fanden. Die Zeit rannte nur so dahin. Erst ein lautes, energisches Klopfen an seiner Zimmertür holte den Blonden wieder aus seiner Versunkenheit. "Ja?" Fragend blickte er auf und fand sich im nächsten Moment mit Mai konfrontiert, die ihn freundlich anlächelte.
 

"Ich wollte nur Bescheid sagen, dass die Limousine gerade zum Flughafen gefahren ist. Ich denke mal, in spätestens zwei Stunden kannst Du Dein Schwesterchen wieder in die Arme schließen", teilte sie Joey mit, ehe sie sich neugierig im Zimmer umsah und hie und da eine der Zeichnungen näher in Augenschein nahm. Dass der Blondschopf Talent hatte, hatte sie ja schon seit der Ausstellung gewusst, aber die einfachen Kohlezeichnungen, die alle ein Mai unbekanntes junges Mädchen darstellten – wahrscheinlich, mutmaßte sie, war das Joeys Schwester –, hatten einen ganz besonderen Charme.
 

"Haben Sie ... Hast Du was dagegen, wenn ich Dich zeichne?", riss die Stimme des blonden Künstlers Mai aus ihrer Betrachtung. Überrascht blickte sie auf, denn mit einer solchen Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte zwar bemerkt, dass er in den vergangenen Tagen beinahe alle Anwesenden gezeichnet hatte, aber dennoch fühlte sie sich ungemein geschmeichelt. Wer konnte schon von sich behaupten, dem berühmten Joseph James persönlich Modell gestanden zu haben?
 

Aus diesem Grund nickte Mai schnell, ehe Joey es sich noch einmal anders überlegen konnte. Sofort strahlte der Blondschopf sie an und dirigierte sie dann zu dem Sessel, der seinem Bett gegenüberstand. Da Mai wusste, wie sie sich gut in Szene setzen konnte, dauerte es nicht lange, bis sie eine Position gefunden hatte, die Joey zusagte.
 

"Jetzt bitte nicht bewegen, ja?", bat er sie, ließ seine Augen noch mal über den von hellem Sonnenlicht bestrahlten Körper der Frau ihm gegenüber wandern und nahm dann seinen Skizzenblock zur Hand. Wann hatte er denn schon mal die Gelegenheit, jemanden wie Mai zu zeichnen? Sicher, hübsche Frauen gab es zuhauf, aber die Blondine war ein ganz anderes Kaliber. Eine echte Klassefrau. Und wenn eine solche Schönheit es nicht verdient hatte, für die Ewigkeit auf Papier gebannt zu werden, wer dann?

und es geht weiter
 

Während Mai sich um seinen "Gast" kümmerte und für diesen Modell saß, um ihm die Zeit und die Nervosität zu vertreiben, war Duke bereits mit Yami und Tristan auf dem Weg zum Flughafen, um Serenity, die Schwester des Blonden, abzuholen. Das war allerdings noch längst nicht alles, was ihnen an diesem Tag bevorstand. Über den Rest jedoch wollte der Schwarzhaarige im Moment nicht weiter nachdenken. Seufzend schloss er seine Augen und lehnte seinen Kopf an die kühle Glasscheibe der Limousine. Durch die getönten Scheiben sah niemand außer Yami diesen kleinen Augenblick der Schwäche, denn Tristan hatte die Trennwand zum Fahrerbereich gleich nach dem Einsteigen diskret hochgefahren, um seinem Boss etwas Privatsphäre zu gönnen.
 

'Scheint fast so, als wüssten wirklich alle über Yami und mich Bescheid.' Offenbar, stellte Duke im Stillen für sich fest, waren sie bei ihren kleinen Stelldicheins bei weitem nicht so unauffällig vorgegangen, wie er immer geglaubt hatte. 'Ach, was soll's? Ist doch eigentlich auch völlig egal.' Immerhin ging diese ganze Sache seine Leute ja wohl gar nichts an.
 

Obwohl, wenn er so genau darüber nachdachte, dann schien keiner von ihnen das, was zwischen Yami und ihm war, in irgendeiner Form zu missbilligen. Eher im Gegenteil. Besonders Mai hatte in den vergangenen Tagen ganz den Eindruck gemacht, als würde sie sich freuen – nicht nur für ihren jüngeren Halbbruder, sondern auch für ihren Boss.
 

"Ist alles in Ordnung mit Dir? Du siehst ganz furchtbar müde aus." Yamis leise, eindeutig besorgt klingende Stimme holte Duke aus seinen Grübeleien wieder in die Realität zurück. Grüne Augen öffneten sich und ihr Besitzer schaffte ein mattes Lächeln, das seinen Gegenüber allerdings weder zu täuschen noch wirklich zu beruhigen vermochte.
 

"Ich bin auch ziemlich müde. Die ganze letzte Zeit war Stress pur", gab Duke zu, nachdem er eingesehen hatte, dass er dem bohrenden Blick des Bunthaarigen derzeit einfach nicht standhalten konnte. "Erst die Anschläge und dann auch noch die ganze Sache mit Pegasus ..." Der Schwarzhaarige beendete seinen Satz nicht, aber Yami verstand ihn auch so. Er hatte schließlich ganz genau gespürt, unter welch enormem Druck sein Boss und Liebhaber in den letzten Wochen gestanden hatte. Und ebenso wusste er, dass Duke sich nicht vollends würde entspannen können, solange er ein solches Sicherheitsrisiko wie den blonden Künstler in seiner Villa und in seinem Leben wusste.
 

"Was willst Du jetzt eigentlich endgültig wegen diesem Joey unternehmen?", erkundigte der Bunthaarige sich deshalb leise und Duke seufzte abgrundtief. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht", gestand er und seufzte erneut. Eigentlich konnte er es sich nicht leisten, jemanden, der es schon einmal auf sein Leben abgesehen hatte, einfach so gehen zu lassen, das wusste er. Der Gedanke jedoch, den Blonden töten lassen zu müssen, war ihm zuwider.
 

Von Pegasus und seiner Organisation drohte schließlich keine Gefahr mehr – dafür hatten Yami und er selbst äußerst effektiv und nachhaltig gesorgt – und der Blondschopf hatte ja auch mehrmals deutlich betont, dass er nicht mehr länger Killer, sondern am liebsten nur noch Künstler sein wollte. Aber würde er es wirklich schaffen, von jetzt an ein ganz normales Leben zu führen, ohne jemals wieder zur Waffe zu greifen?
 

'Der Grundstein für sein normales Leben ist jedenfalls gelegt', sinnierte Duke und lächelte ganz leicht, als Yami neben ihn auf das Polster glitt und ihm kurz, aber ungemein zärtlich über den Arm streichelte. Auch ohne Worte gelang es dem Bunthaarigen immer wieder, ihn aufzuheitern und ihn seine Sorgen vergessen zu lassen. Es tat gut zu wissen, dass er da war und auch weiterhin da sein würde – nicht nur, weil er seinen Job machte, sondern aus einem Grund, der viel tiefer ging als bloße berufliche Loyalität.
 

Das Bremsen des Wagens brachte Yami dazu, seine Hand zurückzuziehen. Ehe er jedoch aufstehen und die Tür der Limousine für seinen Boss aufhalten konnte, legte sich eine Hand in seinen Nacken und hielt ihn zurück. Nur zu gerne gab der Bunthaarige dem sanften Druck nach und seufzte wohlig, als er kaum eine Sekunde später warme, weiche Lippen auf den seinen spürte.
 

Auch Duke konnte sich ein leises, angetan klingendes Seufzen nicht verkneifen. Wann immer er Yami so nah bei sich hatte, konnte er sich einfach nicht schlecht fühlen. Das war einfach ganz und gar unmöglich. Etwas unwillig löste er den Kuss erst wieder, als Tristan von außen diskret gegen die Fondscheibe klopfte. Ein letztes Geraderücken der Krawatte, ein letzter Blick in die violetten Augen Yamis, dann stieg der Schwarzhaarige aus und ging, begleitet von seinem Bodyguard, zum Terminal, um seinen neuen Gast in Empfang zu nehmen.
 

"Miss Wheeler. Wie schön, Sie wiederzusehen." Mit einem charmanten Lächeln reichte Duke der jungen Frau, die gerade das Gate verlassen hatte, nur wenige Minuten später die Hand. Yami nahm unterdessen ihr Gepäck vom Gepäckband, hielt sich aber während der Begrüßung dezent im Hintergrund – ganz genau so, wie er es bei seiner ersten Begegnung mit ihr gehalten hatte. Immerhin war er jetzt so wie damals nur ein Angestellter und nicht mehr.
 

Serenity erwiderte das Lächeln ihres Gastgebers etwas verlegen und ergriff die dargebotene Hand. Auf ihren Wangen lag ein zarter Rotschimmer, der weder Yami noch Duke entging. Allerdings ging keiner von beiden darauf ein. "Ich freue mich auch", murmelte die junge Frau leise und sah sich dann suchend um. "Ist Joey denn gar nicht mitgekommen?"
 

"Als ich aufgebrochen bin, um Sie abzuholen, war Ihr Bruder so in seine Arbeit vertieft, dass ich ihn nicht stören wollte", bog Duke galant die Wahrheit – dass Joey einfach zu nervös gewesen war und dass er selbst sich die Anwesenheit des Blonden in diesem Zustand nicht hatte antun wollen – ein wenig zurecht und bot Serenity dann seinen Arm an, um sie zum Ausgang zu geleiten. Das Rot ihrer Wangen vertiefte sich noch ein wenig, aber dennoch nahm sie nach kurzem Zögern das Angebot an und hakte sich bei dem Schwarzhaarigen ein.
 

"Ich bin sicher, Ihr Bruder wird nicht wissen, wie ihm geschieht, wenn er sieht, was für eine Schönheit aus seiner kleinen Schwester geworden ist", schmeichelte Duke der jungen Frau auf dem Weg zu seine Wagen und verbiss sich mühsam ein Schmunzeln. Serenity schien solche Komplimente nicht gewöhnt zu sein, denn sie errötete bei jedem Blick und jedem netten Wort nur noch tiefer – ein ganz reizender Anblick, der den Schwarzhaarigen ein wenig für den Stress der vergangenen Tage und Wochen entschädigte. Dennoch, mehr als ein harmloses kleines Spielchen war dieser Flirt für ihn nicht. Derjenige, der ihm wirklich wichtig war, ging in diesem Augenblick drei Schritte hinter ihm und trug noch immer das Gepäck.
 

Tristan, der im Wagen gewartet hatte, stieg sofort aus, als er seinen Boss und Yami in Begleitung einer jungen Frau mit langen, hellbraunen Haaren auf sich zukommen sah. Eilig öffnete er den Kofferraum und hielt dann die hintere Tür der Limousine für seinen Boss und die junge Dame auf, während Yami ihr Gepäck verstaute.
 

"Danke", murmelte Serenity etwas verschüchtert, als der große, muskulöse Mann, der ganz offenbar der Chauffeur ihres Gastgebers war, ihr die Tür der schwarzen Limousine aufhielt. So viel Luxus auf einem Haufen war sie einfach nicht gewöhnt, deshalb konnte sie nur hoffen, dass sie nicht irgendeinen dummen Fehler beging und sich dadurch bis auf die Knochen blamierte. Das war nun wirklich das Letzte, was sie wollte.
 

Wie vom Donner gerührt blieb Tristan auch dann noch neben der Wagentür stehen, als selbst Yami bereits eingestiegen war. So etwas wie das hier war ihm in seinem ganzen Leben noch nie passiert. Die beinahe olivfarbenen Augen der jungen Frau, die ja wohl die jüngere Schwester von Joey war, hatten ihn nur für einen Sekundenbruchteil gestreift, ehe sie im Fond der Limousine verschwunden war, aber dennoch fühlte Tristan sich wie vom Blitz getroffen. Du lieber Himmel, was war das denn gewesen?
 

Erst die Stimme seines Bosses – "Du kannst uns jetzt nach Hause fahren, Tristan." – holte den Brünetten wieder in die Realität zurück. Er beeilte sich, die Tür der Limousine zu schließen, glitt auf den Fahrersitz und fuhr los. Dabei ließ er es sich allerdings nicht nehmen, im Rückspiegel immer wieder nach dem Abbild Serenitys zu suchen.
 

Diese war in eine lebhafte Unterhaltung mit seinem Boss verwickelt und Tristan bemerkte zu seinem nicht geringen Schrecken, dass er zum ersten Mal, seit er für ihn arbeitete, tatsächlich wütend auf den Schwarzhaarigen war. Sicher, bisher hatte er seinen Boss hin und wieder um dessen Wirkung auf Frauen und sein Talent, im richtigen Augenblick immer das Richtige sagen zu können, beneidet, aber es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass dieser scheinbar auch Serenity so spielend leicht um den Finger zu wickeln imstande war. Die junge Frau war für solche Spielchen eindeutig viel zu schade.
 

Duke, der sich durch den harmlosen kleinen Flirt mit Serenity von seiner Anspannung der letzten Zeit ablenkte, bemerkte nichts von den Gedankengängen seines Fahrers. Auch Yami entging Tristans sich verfinsternde Stimmung, denn er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Wirklich glücklich war er nicht darüber, dass der Mann, den er liebte, vor seinen Augen mit einer Frau flirtete, aber er verbot sich selbst, etwas dazu zu sagen.
 

'Mach Dich nicht lächerlich, Yami!', versuchte er stattdessen, sich selbst zur Ordnung zu rufen. 'Mit Mai ist das doch auch nichts anderes. Es ist nur ein kleiner Flirt, sonst nichts. Es ist nicht echt und das weißt Du auch.' Und doch, obwohl er ganz genau wusste, dass von Dukes Seite ganz sicher keinerlei Gefühle im Spiel waren, versetzte ihm der Anblick des Schwarzhaarigen, der die junge Frau an seiner Seite mit seinem Charme immer wieder zum Erröten brachte, einen Stich.
 

Aus diesem Grund war der Bunthaarige mehr als froh, als sie endlich die heimische Villa erreicht hatten. Sobald Tristan die Limousine geparkt hatte, öffnete Yami die hintere Tür, stieg aus und hielt sie für seinen Boss und dessen Begleiterin auf. Wie gewöhnlich blieb er auf dem Weg ins Haus drei Schritte hinter dem Schwarzhaarigen, behielt die Umgebung im Auge und atmete erst auf, als sie alle in der Villa waren.
 

"Tristan, Du kannst so in einer halben Stunde noch mal zum Flughafen fahren. Dann müsste Bakura mit unseren beiden anderen Gästen eintreffen", instruierte Duke seinen Fahrer, ehe dieser sich in die Garage zurückziehen konnte. "Mach ich", erwiderte Tristan kurz angebunden und drehte sich auf dem Absatz um, um gleich wieder nach draußen zu gehen. Dieses Verhalten ließ Duke kurz stutzen, doch er hatte keine Zeit, sich näher mit den seltsamen Anwandlungen des Brünetten zu befassen. Schließlich hatte er einen Gast, um den er sich kümmern musste.
 

"Wo ist Joey denn?" So sehr Serenity sich auch beim Eintreten in die wirklich riesige Villa ihres Gastgebers den Hals verrenkt hatte, von ihrem Bruder war weit und breit nichts zu sehen. Für einen Moment wollte die junge Frau wieder in Panik verfallen – was, wenn dieser Mr. Devlin ein ebensolcher Schurke war wie Mr. Pegasus und sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hergelockt hatte, um ihr Unsägliches anzutun? –, doch sie kämpfte dieses Gefühl entschlossen nieder. Sie wollte einfach nichts Schlechtes von dem Schwarzhaarigen glauben, der nach ihrer Entführung durch diesen schrecklichen Mr. Pegasus so nett zu ihr gewesen war und dafür gesorgt hatte, dass sie unbeschadet wieder nach Hause gekommen war.
 

"Ich schätze, er wird wohl noch in seinem Zimmer sein. Kommen Sie, hier entlang." Anders als am Flughafen ließ Duke der jungen Frau jetzt den Vortritt und führte sie durch seine Villa bis zu dem Gästezimmer, in dem er den Blondschopf hatte unterbringen lassen. Aus dem Zimmer war laut und deutlich zweistimmiges Gelächter zu hören, doch daran störte der Schwarzhaarige sich nicht. Er klopfte kurz, wartete aber keine Antwort ab, sondern öffnete ungefragt die Tür und trat dann beiseite, um seinen Gast einzulassen.
 

"Ich habe hier eine kleine Überraschung, die ich unbedingt persönlich abliefern wollte." Duke konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als Serenity sich, alle Höflichkeit vergessend, eilig an ihm vorbeidrängte, sobald sie die Gestalt ihres Bruders auf dem Bett entdeckt hatte. "Joey!" Mit einem Aufschrei stürzte sie auf den Blonden zu und fiel diesem so stürmisch um den Hals, dass er hintenüber kippte und rücklings auf dem Bett landete. Sämtliche Personen, die sonst noch anwesend waren, blendete sie dabei vollkommen aus. "Du hast mir so gefehlt!", schluchzte sie stattdessen in das weiße Shirt ihres Bruders und klammerte sich an diesem fest, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte.
 

"Ich glaube, wir sind hier im Moment überflüssig." Mai erhob sich aus dem Sessel, in dem sie während der letzten Stunden gesessen hatte, und warf noch einen letzten Blick auf das frisch wiedervereinte Geschwisterpaar auf dem Bett, ehe sie gemeinsam mit ihrem Boss das Zimmer verließ und die Tür leise hinter sich ins Schloss zog. Unter gar keinen Umständen wollte sie das Wiedersehen Joeys mit seiner heißgeliebten und langvermissten kleinen Schwester stören – offenbar ebenso wenig wie Duke, denn dieser nickte der Blondine nur kurz zu und machte sich dann auf den Weg in seine eigenen Räumlichkeiten, wo Yami sicher schon auf ihn wartete.
 

Mai sah dem Schwarzhaarigen einen Augenblick lang etwas wehmütig nach, dann straffte sie sich und verscheuchte energisch die düsteren Gedanken, die sich ihrer in den letzten Tagen verstärkt bemächtigt hatten. Ja, sicher, sie führte eine Scheinbeziehung mit einem Mann, dessen Herz eigentlich ihrem jüngeren Halbbruder gehörte, aber sie war in diesem Haus schließlich nicht die Einzige, die mit ihren Gefühlen und Wünschen und ihrer Einsamkeit zu kämpfen hatte. Tristan, Bakura, Noah und auch Joey waren ja schließlich auch noch da.
 

'Obwohl sich zumindest das Problem mit Bakura und Joey ja ganz einfach lösen ließe', sinnierte die Blondine und schlenderte gemächlich in Richtung des Pools davon. 'Ich bin ja mal gespannt, wie das weitergeht, wenn Bakura erst wieder zurück ist. Das wird auf jeden Fall interessant.' Und sie selbst würde um nichts in der Welt auch nur eine Sekunde der Bakura-und-Joey-Vorstellung verpassen, das nahm sie sich fest vor.

Und weiter gehts meine Lieben, viel Spass dabei
 

Mit einem leisen "Uff!" landete Joey rücklings auf der Matratze und schloss seine Arme reflexartig um den warmen, schlanken Körper seiner kleinen Schwester, während er gleichzeitig sein Gesicht in ihren duftenden Haaren vergrub. Jetzt und hier, genau in diesem Moment, wurde ihm erst richtig deutlich bewusst, wie sehr er Serenity in all den Jahren vermisst hatte.
 

Glücklich seufzend schloss der Blonde seine Augen und genoss das Gefühl, sein geliebtes Schwesterchen endlich wieder im Arm halten zu können. Himmel, so wohl hatte er sich das letzte Mal gefühlt, da hatten seine Eltern noch gelebt und er hatte gerade sein Studium begonnen!
 

Mehrere Minuten lang gönnte Joey sich selbst die Erinnerungen und den Genuss, dann schob er Serenity vorsichtig von sich und setzte sich auf, um sie in aller Ruhe betrachten zu können. Seine Schwester hatte sich in den letzten Jahren wirklich zu einer bildhübschen jungen Frau entwickelt und wenn er nicht ganz genau wüsste, dass sie ihn dafür schlagen würde, würde er genau jetzt damit anfangen, sich zu fragen, wie er die Männer von ihr fernhalten konnte.
 

"Du siehst toll aus, Schwesterchen!", richtete er die ersten Worte an Serenity, die ihn mit glänzenden Augen und einem strahlenden Lächeln ansah. "Du auch, Joey", gab sie das Kompliment zurück und legte dann den fragend den Kopf schief. "Aber sag mal, wie kommt es, dass Du hier in so einer Villa lebst? Woher kennst Du Mr. Devlin? Komm schon, ich bin doch so neugierig, also erzähl es mir, los!", verlangte sie im Gegenzug und Joey schluckte hart.
 

Oh shit, wie sollte er das denn jetzt erklären? Er konnte seiner Schwester unmöglich die Wahrheit sagen. Schließlich sollte sie nie erfahren, womit ihr Vater sein Geld verdient hatte, denn dieses Wissen würde ihr ganz sicher das Herz brechen. Fieberhaft überlegte Joey, bis ihm schließlich zu seiner unendlichen Erleichterung doch noch eine Erklärung einfiel, die er Serenity ohne schlechtes Gewissen präsentieren konnte.
 

"Ich hab Mr. Devlin auf meiner letzten Ausstellung kennen gelernt. Er hat eine meiner Skulpturen gekauft." Was ja, wie der Blonde erleichtert dachte, noch nicht mal eine direkte Lüge war. Jetzt kam es nur darauf an, den Rest auch noch glaubhaft rüberzubringen, ohne dass seine Schwester merkte, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit sagte. "Na ja, bei der Ausstellung gab es einen kleinen Zwischenfall, wegen dem wir uns nicht richtig unterhalten konnten", über die Art dieses Zwischenfalls schwieg Joey sich sicherheitshalber aus, um Serenity nicht zu beunruhigen, "aber das haben wir mittlerweile nachgeholt. Und dass ich zur Zeit hier bin ... Tja, das liegt an einem von Mr. Devlins Bodyguards. Den wirst Du später sicher noch kennen lernen."
 

Der Blondschopf konnte nicht verhindern, dass ihm bei dem Gedanken an Bakura eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Er hatte den Weißhaarigen bereits seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen – eine Tatsache, die ihm ganz und gar nicht gefiel. Und so sehr Joey sich auch selbst dafür hasste, die lange, unangekündigte Abwesenheit Bakuras hatte in ihm Fragen aufgeworfen, auf die er einfach keine Antworten fand. War das Ganze für den Weißhaarigen nur ein Spiel? Hatte er sich abgesetzt – jetzt, wo er bekommen hatte, was er gewollt hatte? Oder gab es vielleicht einen triftigen Grund für seine lange Abwesenheit? Und, was am drängendsten war, vermisste Bakura ihn ebenso, wie Joey umgekehrt ihn vermisste?
 

"Sag, Joey, bist Du verliebt in diesen Bodyguard, von dem Du gerade gesprochen hast?" Serenitys Stimme riss den Blonden aus seinen Gedanken und brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück. "Was? Nein!", stritt er vehement ab, spürte gleichzeitig aber zu seinem grenzenlosen Entsetzen, dass seine Wangen jetzt erst recht zu glühen begannen.
 

"Ich bin nicht verliebt", versuchte er dennoch zu retten, was noch zu retten war. "Das zwischen Bakura und mir ist ... irgendwie kompliziert. Ich kann selbst nicht genau sagen, was uns eigentlich miteinander verbindet, aber ich werde es genießen, so lange es dauert." Himmel, was redete er da bitte für einen Mist? Er hatte bisher zwei Mal mit Bakura geschlafen – ja, gut, er hatte zwei Nächte mit dem Weißhaarigen verbracht, in denen sie kaum zum Schlafen gekommen waren –, aber wieso in aller Welt erzählte er seiner kleinen Schwester, dass er nicht wüsste, was zwischen ihnen lief? Wieso sagte er Serenity nicht einfach, dass er eine Affäre mit einem der Bodyguards von Duke Devlin hatte? Was war so verteufelt schwer daran, es laut auszusprechen?
 

Vielleicht, sinnierte Joey, sollte er erst einmal mit Bakura sprechen und klären, was genau sie denn nun miteinander hatten, bevor er irgendwelche Gerüchte in die Welt setzte, die dem Weißhaarigen möglicherweise nicht gefielen. Immerhin sollte Bakura Serenity ja schließlich weder auslachen noch ihr irgendetwas völlig anderes erzählen, falls sie ihn auf die ganze Sache ansprach.
 

"Hey, Joey, sprich mit mir! Ich bin nicht den weiten Weg von Amerika hierher geflogen, um Dir dabei zuzusehen, wie Du einen Kerl anschmachtest, der erstens im Augenblick gar nicht da ist, den ich zweitens noch nie gesehen habe und der drittens folglich meine schwesterliche Billigung noch gar nicht hat." Bei dieser Aussage musste Joey unwillkürlich schmunzeln. Das klang ja fast so, als wäre sie die Ältere, die ihren jüngeren Bruder vor einer Dummheit bewahren wollte.
 

"Wenn es danach geht, dann könnte das schwierig werden. Bakura ist nicht so der Typ, den Du Dir als potentiellen Schwager vorstellst, da bin ich mir sicher. Er ist ziemlich raubeinig und grummelig und hat einen Blick drauf, der einem ganz schön Angst einjagen kann. Und er kann es eigentlich nicht wirklich leiden, wenn man ihm sagt, was er zu tun oder zu lassen hat."
 

Etwas, das, wie Joey für sich feststellte, keine unbedingt wirklich positive Eigenschaft für einen Bodyguard war. Aber warum in aller Welt hatte Devlin den Weißhaarigen dann eingestellt? Dieser Frage, beschloss der Blondschopf, würde er auf den Grund gehen, sowie Bakura wieder da war. Oder, was möglicherweise sogar einfacher wäre, er würde Mai bei der nächsten Gelegenheit mal danach fragen. Die Blondine wusste ganz sicher darüber Bescheid. Immerhin schien es kaum etwas in diesem Haus zu geben, was sie nicht wusste.
 

Sei es, wie es sei, sinnierte Joey und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, ohne das wirklich bewusst wahrzunehmen. Bakuras Grimmigkeit war eben einfach seine Art und so sehr er es auch versuchte, Joey konnte sich den Weißhaarigen nicht anders vorstellen. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann wollte er das auch gar nicht. So seltsam es auch sein mochte, gerade diese Rüpelhaftigkeit fand der Blonde an dem Anderen ungemein anziehen, auch wenn er sich das nur sehr vorsichtig und widerwillig eingestand. Aber das, beschloss Joey, würde er Serenity auf keinen Fall erzählen. Kleine Schwester hin oder her, sie musste auch nicht alles wissen.

Hallo ihr Lieben es geht weiter, viel Spaß bei diesem Kapitel!
 

Was für eine Affenhitze!" Ächzend wischte Bakura sich den Schweiß von der Stirn, ohne auf den amüsierten Blick zu achten, mit dem einer seiner beiden Begleiter ihn für diese Aktion bedachte. "Das ist hier nichts Ungewöhnliches", erklang die Stimme des zweiten jungen Mannes vom Beifahrersitz, doch Bakura beachtete diesen Einwurf gar nicht. Um jetzt eine langatmige, vollkommen nutzlose Diskussion über das Wetter loszutreten, fehlte ihm neben der Zeit auch eindeutig die Lust.
 

Vier Tage war er jetzt schon von zu Hause weg und so langsam wollte er nichts mehr, als endlich wieder zurück nach Japan zu kommen. Glücklicherweise, rief der Weißhaarige sich in Erinnerung, würde es jetzt nur noch ein paar Stunden dauern, bis er endlich wieder in seinem eigenen Bett schlafen konnte. 'Und wenn ich erst mal wieder zu Hause bin', sinnierte er weiter, 'kann ich mich auch endlich ordentlich um den Pinselquäler kümmern. Der hat schließlich noch was gut bei mir. Und zwar gewaltig.'
 

Die vergangenen vier Tage waren für Bakura ungewöhnlich stressig gewesen. Und das lag keinesfalls nur an dem Auftrag seines Bosses, der ihn so unglaublich weit von seiner Heimat Japan weg geführt hatte. Sicher, die Suche nach den beiden Männern, in deren Begleitung er sich jetzt befand, war ziemlich anstrengend gewesen und hatte ihm gemeinsam mit dem ungewohnt heißen Klima dieses Landes jeden Abend den Rest gegeben, aber das war längst nicht alles. Dazu kamen auch noch die Träume, die er jede Nacht gehabt hatte, ebenso wie seine Gedanken, die sich einfach nicht hatten abstellen lassen. Ständig waren sie um den blonden Pinselschwinger gekreist, auch wenn Bakura das eigentlich nicht gewollt hatte.
 

Wie würde Joey wohl reagieren, wenn er endlich wieder nach Hause kam? Würde der Blonde sich wieder so widerspenstig und versucht unnahbar geben, wie er es in den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft getan hatte? Oder war er jetzt vielleicht endlich bereit, dazu zu stehen, was sein Körper wollte? Diese Fragen ließen Bakura zu keiner Zeit wirklich zur Ruhe kommen. Erst wenn er wieder zu Hause war und Joey das nächste Mal über den Weg lief, würde er wohl endlich die Antworten bekommen, die er so dringend haben wollte.
 

Der Weißhaarige war keinesfalls bereit, es sich bewusst einzugestehen, aber seinem Unterbewusstsein war im Verlauf der letzten Woche klar geworden, dass das, was zwischen Joey und ihm lief, eindeutig nicht nur mit körperlicher Anziehung zu tun hatte. Wenn dem so wäre, warum war es dann nicht der nackte Körper des Blonden, den er vor sich sah, sobald er die Augen schloss, sondern das entwaffnende Grinsen, das wohl niemand so gut beherrschte wie der blonde Pinselquäler? Darüber nachzudenken, warum er selbst in der Stille seines nächtlichen Hotelzimmers mehrmals das Lachen des Anderen zu hören geglaubt hatte, verbot Bakura sich selbst, denn er hatte eine unbestimmte Ahnung, dass ihm die Antwort, die er finden könnte, ganz und gar nicht gefallen würde.
 

"Da wären wir." Eine Spur Erleichterung mischte sich in die Stimme des Weißhaarigen, als das Ziel, das er ansteuerte – der Kairoer Flughafen – endlich in Sichtweite kam. So eilig wie möglich parkte er den Wagen, den er gemietet hatte, stieg aus und holte sein Gepäck und das seiner beiden Begleiter aus dem Kofferraum. Seine eigene Tasche behielt er, doch die anderen Gepäckstücke drückte er dem Platinblonden in die Hand, der, wie er in der Zwischenzeit herausgefunden hatte, der Lebensgefährte von Joeys bestem Freund Ryou war.
 

Malik, so der Name des Ägypters, konnte sich ein Grummeln nicht verkneifen, als ihn das Gewicht des Gepäcks beinahe hintenüber kippen ließ. "Vorsicht ist wohl nicht Deine starke Seite, was?", maulte er den Weißhaarigen, der seinem Freund so ähnlich sah und sich doch so sehr von ihm unterschied, an, doch dieser ignorierte die Beschwerde einfach und stapfte stattdessen kommentarlos in Richtung des Terminals davon, ohne auf seine Begleiter zu warten.
 

"Ich glaube, wir sollten uns beeilen. Dieser Bakura bringt es sonst fertig und fliegt doch noch ohne uns." Ryou wollte seinem Freund einen der beiden Koffer abnehmen, doch das ließ Malik nicht zu. Stattdessen dirigierte er seinen Schatz vor sich her und bemühte sich, den weißen Schopf Bakuras in dem Gewimmel nicht aus den Augen zu verlieren. Glücklicherweise stach dessen Haarfarbe jedoch sehr aus dem hier allgegenwärtigen Schwarz und Braun heraus, so dass es kein großes Problem darstellte, das richtige Gate zu finden und einzuchecken.
 

Sobald sie endlich an Bord des Fliegers waren und die Sicherheitshinweise über sich hatten ergehen lassen, atmete Bakura hörbar auf. 'Nur ein paar Stunden noch, dann bin ich endlich wieder zu Hause', dachte er und lehnte sich zufrieden zurück. Das gleichermaßen vorfreudige wie unverkennbar hinterhältige Lächeln, das sich bei der Aussicht auf ein Wiedersehen mit einem gewissen blonden Pinselschwinger auf seine Lippen legte, bemerkte der Weißhaarige nicht – ganz im Gegensatz zu seinen beiden Begleitern, die aufgrund dieses Gesichtsausdrucks einen besorgten Blick tauschten.
 

"Irgendwie will mir dieses Lächeln ganz und gar nicht gefallen", murmelte Malik leise und Ryou nickte zaghaft. "Mir auch nicht", pflichtete er seinem Freund bei, ohne seinen Blick von Bakura zu wenden. Dieser hatte die Augen geschlossen und döste offensichtlich friedlich vor sich hin, doch auch dieser Anblick wirkte nicht besonders beruhigend auf seine beiden Sitznachbarn.
 

'Worauf hab ich mich da nur eingelassen?', grübelte Malik, während Ryou sich zeitgleich fragte, warum er überhaupt damit einverstanden gewesen war, den anderen Weißhaarigen nach Japan zu begleiten. Nur weil sein bester Freund ganz offenbar ziemlichen Gefallen an diesem Bakura gefunden hatte, war dieser noch lange nicht vertrauenswürdig. 'Ich hoffe nur, Joey weiß, was er tut.' Oh ja, und wie er das hoffte!
 

*
 

"Sag mal, was ist denn mit Dir los?" Mehr als nur ein bisschen irritiert sah Duke Yami an. Anstatt wie sonst in seinem Zimmer auf ihn zu warten, hatte der Bunthaarige heute nur einen kurzen Kontrollgang durch die Räumlichkeiten gemacht und sich dann kommentarlos in sein eigenes Zimmer zurückgezogen. Genau dort stand der Schwarzhaarige jetzt im Türrahmen und blickte den Anderen fragend an, bekam jedoch keine wirkliche Antwort.
 

"Ich bin müde." Yami wich dem Blick seines Bosses aus, denn er wollte und konnte ihm jetzt nicht in die Augen sehen. Aus diesem Grund drehte er ihm den Rücken zu und begann, seine Krawatte zu lockern und sein Hemd aufzuknöpfen. "Und Du solltest auch besser schlafen gehen. Dir steht immerhin noch mehr Besuch ins Haus", fügte der Bunthaarige spitz hinzu und die Art, wie er das Wort "Besuch" betonte, ließ eine von Dukes Brauen in die Höhe schnellen.
 

"Stört es Dich etwa plötzlich, wenn ich Besuch bekomme?", erkundigte er sich, erhielt jedoch nur ein Schnauben als Antwort. "Pf! Warum denn? Sollte es mich etwa stören?", fragte Yami säuerlich zurück und warf sein Hemd ganz entgegen seiner üblichen Gewohnheit einfach über den vor seinem Fenster stehenden Sessel, anstatt es wie sonst ordentlich zusammenzufalten. "Diesbezüglich habe ich doch nichts zu melden. Es ist schließlich Dein Haus, nicht wahr? Und in Deinem Haus kannst Du natürlich tun und lassen, was immer Du willst. Und in Deinem Auto selbstverständlich auch."
 

Der Bunthaarige bemühte sich redlich, seinen Ärger für sich zu behalten, doch das wollte ihm nicht so recht gelingen. Bisher hatte er sich nie anmerken lassen, wenn ihm etwas von dem, was der Schwarzhaarige getan hatte, gegen den Strich gegangen war, aber nach allem, was sich in der letzten Zeit zwischen ihnen geändert hatte, konnte er einfach nicht mehr verhindern, dass er seinen Boss mehr und mehr als sein ansah. Genau deshalb fiel es ihm auch so schwer, weiterhin einfach nur stumm und tatenlos zuzusehen, wenn dieser wieder einmal vor seinen Augen flirtete.
 

'Es wäre besser gewesen, wenn ich ihm nie erzählt hätte, was ich für ihn empfinde', dachte Yami bitter. Solange sein Boss nichts von seinen Gefühlen gewusst hatte, war zwischen ihnen alles klar gewesen. Er selbst hatte ganz genau gewusst, wo sein Platz war, was er sagen und tun durfte und was nicht. Aber jetzt war mit einem Mal alles plötzlich so kompliziert. Sicher, er hatte sich eigentlich schon immer gewünscht, den Schwarzhaarigen ganz für sich alleine haben zu können, aber seit neuestem war dieser Drang noch viel, viel stärker ausgeprägt als früher.
 

"Was hat Dich denn plötzlich gestochen?" Eigentlich hatte Duke sich nicht über Yamis seltsame Laune ärgern wollen, aber die ungewöhnliche Verstocktheit des Bunthaarigen, seine bissigen Kommentare und der ganze Stress der letzten Zeit vermischten sich und ließen auch den Geduldsfaden des Schwarzhaarigen gefährlich dünn werden. Da er jedoch nicht wollte, dass der Rest der Anwesenden Zeugen seiner Auseinandersetzung mit Yami wurde, schob er dessen Zimmertür mit dem Fuß hinter sich zu und trat dann einen Schritt näher an den Bunthaarigen heran, um diesen an der Schulter fassen und zu sich umdrehen zu können. Wenn er schon mit ihm stritt, wollte er ihm dabei wenigstens in die Augen sehen.
 

Als er eine Hand auf der Schulter spürte, reagierte Yami einfach, ohne darüber nachzudenken. Er packte den Arm seines Bosses, wirbelte herum und schleuderte den Schwarzhaarigen mit einer kraftvollen Bewegung, die man seiner zierlichen Figur gar nicht zugetraut hätte, auf sein Bett. "Was ...?", setzte Duke an, doch ehe er seine Frage ausgesprochen hatte, kniete Yami auch schon ebenfalls auf dem Bett und sah ihn aus blitzenden, zu schmalen Schlitzen verengten violetten Augen an.
 

"Ich hasse es, wenn Du irgendwelche Frauen anbaggerst", grollte er und der Schwarzhaarige, der sich gerade noch über die unfreundliche Behandlung hatte beschweren wollen, hielt verdutzt inne und klappte den Mund unverrichteter Dinge wieder zu. "Und dabei ist es mir egal, dass ich eigentlich ja wohl am besten weiß, dass Du mit diesen Weibern absolut nichts anfangen kannst. Es kotzt mich trotzdem an, wenn ich mitansehen muss, wie Du diesen Tussis Komplimente machst und sie anfasst. Am liebsten würde ich jeder Einzelnen das Genick brechen. Sogar Mai, obwohl sie meine Halbschwester ist."
 

Dieses Geständnis in Verbindung mit dem ernsten Blick Yamis verschaffte Duke ungewollt eine Gänsehaut. Bisher hatte er noch nie darüber nachgedacht, ob sein Verhalten dem Bunthaarigen vielleicht missfallen könnte. Yami hatte sich ja auch nie darüber beschwert, dass er nach außen hin einen Schein wahren musste – jedenfalls bis jetzt nicht. Was, fragte sich der Schwarzhaarige unwillkürlich, gab es da noch, das er nicht von dem Mann wusste, den er doch liebte?
 

"Aber weißt Du was? Ich denke, ich weiß ganz genau, wie ich Dir zeigen kann, dass keins von diesen Weibern Dir das geben kann, was Du wirklich brauchst." Yami schnurrte diese Worte regelrecht und sah mit Genugtuung, wie sich die Gänsehaut seines Bosses noch vertiefte. Diesen Tonfall, der Drohung und Versprechen zugleich war, mochte der Schwarzhaarige ganz besonders, das wusste er. Er selbst liebte es, wenn dieser so mit ihm sprach, einfach weil er dann ganz genau wusste, was ihm bevorstand. Jetzt selbst mal so das Zepter in der Hand zu haben war allerdings ein ganz anderes Gefühl. Ein seltsam erregendes Gefühl, um ehrlich zu sein.
 

"Ach ja?" Duke musste sich räuspern, denn sein Hals war mit einem Mal ganz trocken. In all der Zeit, die er ihn nun schon kannte, hatte er den Bunthaarigen noch nie so erlebt. "Ja", antwortete dieser gerade und schob seine Hand unter das Hemd seines Bosses. Ganz langsam streichelte er über den flachen Bauch und die Brust des Schwarzhaarigen. Dabei genoss er den Anblick, der sich ihm bot, ebenso wie das Gefühl des sich beschleunigenden Herzschlags unter seinen Fingerspitzen. So, das wusste er, kannte Duke ihn nicht. Aber das hier war noch lange nicht alles, was er dem Anderen heute Nacht von sich zeigen wollte.
 

"Ich werde Dir beweisen, dass ich Dir etwas geben kann, was Du von keiner Frau jemals bekommen wirst", raunte Yami dem unter ihm Befindlichen zu und beugte sich vor, um ihn zu küssen – nicht so nachgiebig wie sonst, sondern gierig und fordernd. Während des Kusses griff er dem Schwarzhaarigen ungeniert in den Schritt und nahm mit einem inneren Grinsen dessen durch den Kuss kaum gedämpftes Aufstöhnen wahr. Wenigstens dieses eine Mal, das schwor der Bunthaarige sich dabei, würde er derjenige sein, der den Ton angab. Er würde seinem Boss schon zeigen, dass keine von diesen aufdringlichen Tussis, die ihn immer umschwirrten, wirklich wussten, was er wollte oder brauchte. Aber er, er wusste das. Und er würde es ihm geben – heute Nacht und jede weitere Nacht danach.
 

*
 

"Endlich!" Bakura konnte sich das Aufatmen nicht verkneifen, als er endlich wieder guten Tokioter Boden unter seinen Füßen spürte. Ihr Flug von Kairo nach Tokio hatte beinahe drei Stunden Verspätung gehabt – eine Tatsache, die den Weißhaarigen über alle Maßen geärgert hatte. Seine beiden Sitznachbarn und mindestens drei Stewardessen hatten unter seiner Wut zu leiden gehabt, aber jetzt ging es ihm wieder gut.
 

Malik, der neben ihm stand und neben seinem eigenen auch noch Ryous Gepäck trug, kräuselte die Nase aufgrund des unverkennbaren Großstadtgeruchs, aber daran störte Bakura sich nicht. Endlich, endlich war er wieder zu Hause! Gut, noch nicht ganz, aber das würde auch nicht mehr allzu lange dauern. Und dieses Mal, das wusste er, hatte er seine Aufgabe definitiv zur vollsten Zufriedenheit seines Bosses erledigt. Es gab also keinen Grund für den Schwarzhaarigen, ihn für irgendetwas zu tadeln oder ihm mal wieder mit Kisaragi zu drohen.
 

"Kommt mit!", kommandierte der Weißhaarige seine Begleiter. Malik und Ryou wechselten einen kurzen Blick, widersprachen aber nicht, sondern schlossen sich ihrem grimmigen Führer schweigend an. Es erschien ihnen beiden einfach gesünder zu sein, Bakura nicht zu reizen. Irgendetwas Gefährliches ging von dem weißhaarigen Bodyguard aus, das auch seine offensichtliche Freude über seine Heimkehr nicht hundertprozentig überdecken konnte.
 

Bakura hatte unterdessen bereits das Parkhaus angesteuert, in dem Tristan laut der SMS des Bosses auf ihn und seine beiden Begleiter warten sollte. Wie nicht anders erwartet, war der Brünette tatsächlich schon da. Allerdings schien er, wie Bakura mit einem knappen Blick in sein Gesicht feststellte, ausgesprochen schlecht gelaunt zu sein.
 

Da ihm die Launen seiner Kollegen allerdings ziemlich egal waren, solange sie ihn nicht persönlich betrafen, tat der Weißhaarige das mit einem Achselzucken ab und übergab sein Gepäck an den Brünetten. Dann hielt er Malik und Ryou die Fondtür der Limousine auf und stieg hinter den beiden ein. Tristan verstaute das Gepäck und sobald er auf den Fahrersitz geglitten war, startete er den Wagen. Dabei fuhr er gleichzeitig die Trennwand hoch, denn ihm stand im Augenblick ganz und gar nicht der Sinn nach Konversation mit irgendwem.
 

Kaum zwanzig Minuten später erreichte die Limousine ihr Ziel. Ohne sich an ihren staunenden Blicken zu stören, führte Bakura die neuen Gäste seines Bosses in die Villa und ließ sie dort in der Obhut von Mai zurück, damit sie den beiden die Gästezimmer zuweisen konnte. Danach wollte er sich schleunigst in Richtung seines eigenen Zimmers absetzen – den Boss über seine erfolgreiche Rückkehr informieren konnte er auch morgen noch –, aber die Blondine hielt ihn auf, ehe er sich ungesehen davonstehlen konnte.
 

"Joey hat Besuch von seiner Schwester. Es ist zwar schon Mitternacht durch, aber sie ist noch nicht in ihr eigenes Zimmer gegangen. Die Zwei scheinen sich viel zu erzählen zu haben. Ich glaube, es ist besser, wenn Du mit eurer Wiedersehensfeier bis morgen wartest", riet sie leise und drehte sich dann zu den Gästen ihres Bosses um, ohne Bakura noch die Möglichkeit zu einer Erwiderung zu lassen. "Bitte kommen Sie mit. Ich zeige Ihnen, wo Sie schlafen werden. Sie müssen müde sein von dem langen Flug", wandte sie sich an die beiden jungen Männer, die etwas verloren im großen Foyer der Villa herumstanden, und führte diese zu den Gästezimmern.
 

'So eine Scheiße!', grummelte Bakura nach Mais Abgang in seinen nicht vorhandenen Bart, warf sich seine Tasche über die Schulter und stapfte missmutig zu seinem Zimmer. Dort angekommen stellte der Weißhaarige seine Tasche einfach auf Boden und ließ sich dann vollständig bekleidet auf sein Bett fallen. Trotz des Badezimmers, das zwischen seinem und Joeys Zimmer lag, konnte er den Blondschopf und eine ihm unbekannte Frau lachen hören und dieses Geräusch jagte seine Laune noch weiter in den Keller. So hatte er sich seine erste Nacht zu Hause ganz sicher nicht vorgestellt.

Und weiter gehts Ihr Lieben!!!
 

Als Serenity sich schließlich doch noch von ihrem Bruder, der, ebenso wie sie, nach der ganzen Rederei der letzten Stunden kaum noch die Augen offen halten konnte, verabschiedete, war es schon halb zwei. Müde verschwand sie in ihrem eigenen Zimmer, das ihr schwarzhaariger Gastgeber ihr am Vortag zugewiesen hatte, zog sich um und schlüpfte ins Bett. Dort zog sie sich die Bettdecke bis an die Nasenspitze, schloss die Augen und dachte über den Abend nach, der hinter ihr lag.
 

Joey hatte sich in all den Jahren, die sie sich nicht gesehen hatten, sehr verändert, das war nicht zu leugnen. Ihr früher immer so lustiger großer Bruder war erwachsen geworden. Irgendwie wusste sie nicht so genau, was sie davon halten sollte. Wo er sonst immer irgendeinen Scherz auf den Lippen gehabt hatte, war er nun so ernst, dass es irgendwie schwierig war, ihn mit dem Jungen, mit dem sie zusammen aufgewachsen war, in Einklang zu bringen. Nur zu gerne wollte Serenity ihren fröhlichen, immer gut gelaunten Bruder wieder zum Vorschein bringen, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte.
 

Joey, der von diesen Gedankengängen und Sorgen nichts ahnte, wälzte sich nach Serenitys Weggang in seinem Bett von einer auf die andere Seite und konnte doch nicht schlafen. Ihn beschäftigte die Frage seiner kleinen Schwester, ob er sich in Bakura verliebt hatte. Sein Verstand wollte gleich laut "Nein!" schreien, sein Herz jedoch stockte jedes Mal kurz, wenn er an den Weißhaarigen dachte. Warum musste sein Leben nur so kompliziert sein? Es wäre so viel einfacher, wenn er seinen Job vernünftig erledigt hätte – oder aber wenn Bakura ihm nicht auf die Schliche gekommen wäre.
 

Aber, das musste der Blonde sich ein wenig widerwillig eingestehen, irgendwie mochte er die Situation so, wie sie war. Ganz egal, was noch passieren würde, er war froh, dass es so gekommen war und dass er nun Zeit mit seiner langvermissten kleinen Schwester verbringen konnte. Über die Grübeleien, was er denn am nächsten Tag so mit Serenity unternehmen konnte, dämmerte Joey schließlich doch noch ein und erwachte am nächsten Morgen nach einer traumreichen Nacht dadurch, dass ihm die Sonne ins Gesicht schien.
 

Verschlafen krabbelte der Blondschopf aus seinem Bett und torkelte noch immer etwas müde unter die Dusche. Kaum dass die ersten Wassertropfen ihn trafen, waren seine Gedanken allerdings auch schon bei Bakura angelangt und ohne es zu wollen oder auch nur zu bemerken, zierte ein Grinsen seine Lippen, das man eindeutig nur als sehr, sehr schmutzig bezeichnen konnte.
 

Eine halbe Stunde später machte sich der Blonde auf den Weg in die Küche, denn sein Magen verlangte lautstark und ziemlich heftig nach Frühstück. Als er jedoch die Küche betrat, blieb er erst einmal wie festgefroren stehen und blinzelte heftig. Das, was er da zu sehen glaubte, konnte doch sicher nur eine Halluzination sein, oder? Allerdings sah diese Halluzination, die sogar noch von einer zweiten begleitet wurde, wirklich verdammt real aus.
 

"Ryou?" Sich kneifend ging Joey zu seinem besten Freund hinüber und drückte erst diesen und dann auch den mittlerweile reichlich breit grinsenden Malik kurz an sich, nachdem der Weißhaarige genickt hatte. "Was macht ihr beide hier? Wie seid ihr hergekommen? Und wieso seid ihr hier?", bestürmte der Blondschopf die beiden mit seinen Fragen, ohne sie loszulassen. Er bekam jedoch keine Antwort. Stattdessen versteifte Ryou sich mit einem Mal und starrte auf einen Punkt über seiner Schulter.
 

Langsam, so als stünde er rücklings vor einem gefährlichen Raubtier – ein Vergleich, der gar nicht so abwegig war, wie er sich insgeheim eingestehen musste –, drehte Joey sich um und schluckte hart, denn er fand sich wie erwartet Bakura gegenüber, der ihn aus zu schmalen Schlitzen verengten dunkelbraunen Augen unheilverkündend fixierte.
 

"Lass los, Blondie!" Die Stimme des Weißhaarigen klang wie ein Donnergrollen. Wenn Bakura jedoch erwartet hatte, dass Joey seinem Befehl nachkam und Ryou und Malik tatsächlich losließ, dann hatte er sich geirrt. Der herrische Ton ließ bei dem Blonden Stacheln wachsen. So sprach niemand mit ihm – und wenn derjenige, der es sich wagte, hundertmal Bakura hieß und den absolut anbetungswürdigsten Körper hatte, den es auf dieser Welt gab. Ein Joey Wheeler gab nicht klein bei. Das wäre doch gelacht!
 

"Und warum sollte ich das bitteschön tun? Ryou ist mein bester Freund und den kann ich umarmen, wann immer ich will!" Aufgebracht funkelte Joey Bakura an, ehe er Ryou noch einmal kurz drückte und ihn dann doch sicherheitshalber losließ. Immerhin hatte der Ärmste es wirklich nicht verdient, zwischen die Fronten zu geraten. Und dass hier ein Zornausbruch epischen Ausmaßes kurz bevorstand, war einfach nicht zu übersehen. Bakuras Mienenspiel war Drohung und Verheißung zugleich und Joey fragte sich unwillkürlich, wie verrückt man wohl sein musste, um genau das auch noch toll und erregend zu finden.
 

Ehe Bakura seiner beständig gesunkenen Laune lautstark und vor allem gewalttätig Ausdruck verleihen konnte, legte sich von hinten eine Hand auf seinen Arm. "Lass mich mal durch, Bakura", verlangte Yami und drängelte sich an dem Weißhaarigen vorbei. Dass er sich damit genau in die Schussbahn begab, war ihm mehr als bewusst – er hatte den sich anbahnenden Streit schon im Flur mitbekommen; Joeys Stimme war einfach nicht zu überhören gewesen –, aber das kümmerte ihn nicht. Bakuras Wutausbrüche war er schließlich schon gewöhnt. Und nach der vergangenen Nacht störte ihn ein wütender Bakura noch viel weniger als sonst schon.
 

Vollkommen ungerührt von dem Knurren in seinem Rücken begann Yami seelenruhig damit, das Frühstück für seinen Boss und sich zu machen. Dabei ignorierte er auch Joey, der ebenfalls vor Wut und, das war unübersehbar, vor Erregung zu kochen schien. 'Lange dauert das nicht mehr, bis die Zwei sich wieder die Klamotten vom Leib fetzen', sinnierte der Bunthaarige mit einem versteckten Grinsen, packte die beiden Teller auf ein Tablett und schlängelte sich damit an den beiden Kontrahenten vorbei. Die beiden anderen Gäste seines Bosses nutzten die Chance, die sich ihnen so bot, schlossen sich Yami an und verschwanden dann unter leisem Getuschel eiligst in ihr eigenes Gästezimmer. Scheinbar hatten auch sie keine Lust, sich den Rest der Auseinandersetzung in der Küche anzutun. Blieb nur zu hoffen, dass Bakura und Joey die Küche nicht komplett zerlegten. Sonst, dessen war Yami sich sicher, würde Mai den beiden mit Freuden höchstpersönlich den Hals umdrehen.
 

Joey war so in seine gedanklichen Flüche über Bakura verstrickt, dass er das Auftauchen Yamis kaum bewusst registriert hatte. So entging ihm auch, dass Ryou und Malik fluchtartig die Küche verließen. Er bemerkte erst, dass er mit dem weißhaarigen Bodyguard vollkommen alleine war, als Bakura auf ihn zukam und ihn am Arm packte. "Wir beide haben einiges zu klären, Blondie", wurde er dabei informiert, ehe er rigoros aus der Küche und in Richtung seines Zimmers geschleift wurde.
 

"Verdammt, Bakura, was soll das? Lass mich sofort los!" Lauthals fluchend stemmte Joey sich gegen den unbarmherzigen Griff, doch gegen die Kraft des Weißhaarigen kam er einfach nicht an. Was in aller Welt, fragte der Blondschopf sich unwillkürlich, war nur mit Bakura los? 'Hat der was Falsches gegessen oder ist der mit dem falschen Fuß aufgestanden oder was? Was soll denn der Scheiß?' So sehr er auch grübelte, Joey konnte sich einfach keinen Reim auf Bakuras seltsames Verhalten machen. Sonst war der Weißhaarige zumindest relativ beherrscht, aber heute schien irgendwie alles total anders und verdreht zu sein. Aber warum, verdammt noch mal? Und warum erklärte ihm nicht endlich mal jemand – vorzugsweise natürlich Bakura selbst –, was diese rüde Behandlung zu bedeuten hatte?
 

Während Joey sich noch den Kopf darüber zerbrach, was genau denn so plötzlich in Bakura gefahren sein konnte, hatte dieser sein Zimmer erreicht. Ohne ein Wort zu sagen riss er die Tür auf, schob den Blonden in den Raum und trat die Tür hinter sich wieder zu. Zuletzt drehte er noch den Schlüssel im Schloss und fand sich, sobald er Joey ansah, mit wütend funkelnden braunen Augen konfrontiert.
 

"Sag mal, spinnst Du jetzt total?", pflaumte der Blondschopf auch prompt los. "Hat Dir wer ins Hirn geschissen oder was? Was soll denn der Mist? Lass mich gefälligst hier raus! Ich will mit Ryou reden, immerhin hab ich ihn eine halbe Ewigkeit nicht gesehen. Du hast absolut kein Recht dazu, mich hier einzusperren!"
 

Bei der Nennung von Ryous Namen kam ein gefährlich klingendes Knurren über Bakuras Lippen. Mit zwei schnellen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen Joey und sich und blickte dem Blonden von oben herab genau in die Augen – ein Blick, der Joeys Knie weich werden und um ein Haar einknicken ließ. Heilige Scheiße, was war denn jetzt los?
 

"Bakura, was ...?", setzte Joey zum Sprechen an, aber ein weiteres unwirsches Knurren des Weißhaarigen ließ ihn gleich wieder verstummen. "Du kannst Dich später mit Deinem kleinen Freund unterhalten, Blondie", grollte Bakura, drängte den Blonden rückwärts in Richtung Wand und sah zu seiner Genugtuung, wie Joey hart schluckte, als er gegen das Hindernis stieß. "Aber erst einmal haben wir Zwei etwas zu klären, was keinen Aufschub duldet!" Mit diesen Worten presste der Weißhaarige seine Lippen hart auf die des Anderen, um jede Widerrede gleich im Keim zu ersticken. Reden konnten sie – wenn das denn überhaupt nötig sein sollte – auch später noch. Jetzt gab es erst mal andere Dinge, die wesentlich wichtiger waren als Worte.

Was lange währt, wird endlich gut. Nach einer kleinen Ewigkeit gibt's endlich mal ein neues Kapitel. Sogar mal wieder pünktlich an einem Mittwoch. Wir wünschen viel Vergnügen!
 

"Du hättest es mir sagen sollen." Ein leiser Vorwurf schwang in Yamis Stimme mit, doch das sanfte Streicheln seiner Fingerspitzen über den nackten Rücken seines Geliebten nahm seinen Worten den Stachel. Duke stand jedoch im Augenblick ganz und gar nicht der Sinn danach, sich von diesen Zärtlichkeiten besänftigen oder gar einlullen zu lassen. "Ja, klar!", schnaubte er daher und drehte demonstrativ sein Gesicht zur Wand – eine Geste, die Yami ein unhörbares Seufzen entlockte.
 

"Woher hätte ich das denn bitteschön wissen sollen?", fragte er leise und seufzte ein wenig lauter, als er nur bockiges Schweigen erntete. "Gut, wenn Du nicht mit mir reden willst, bitte. Dann eben nicht." Damit schüttelte der Bunthaarige den Kopf, schwang seine Beine aus dem Bett und stand auf, um zu duschen und sich anzuziehen. "Ich gehe jetzt frühstücken. Soll ich Dir etwas mitbringen, wenn ich zurückkomme?", bot er danach an, erhielt jedoch auch jetzt keine verbale Antwort.
 

"Bitte, wenn Du unbedingt schmollen willst wie ein Kleinkind ..." Mit diesen Worten zog Yami seine Zimmertür hinter sich zu und machte sich auf den Weg zur Küche. Er würde, beschloss er dabei, heute nicht zusammen mit Mai und den Anderen dort frühstücken, sondern einfach das Frühstück für Duke und sich mit auf sein Zimmer nehmen. Und wenn der Schwarzhaarige etwas abhaben wollte, dann würde er wohl oder übel mit ihm reden müssen. Dieses kindische Verhalten war doch einfach lächerlich!
 

Nachdem er sich noch einmal versichert hatte, dass Yami den Raum auch wirklich verlassen hatte, drehte Duke sich mit einem leisen Ächzen auf die Seite und quälte sich schließlich sogar ganz aus dem Bett, um in das angrenzende Badezimmer zu taumeln. Dabei musste er die Zähne zusammenbeißen und sich den ganzen Weg über an der Wand abstützen – ein weiterer Schlag für sein Ego, das in der vergangenen Nacht schon gehörig zusammengestaucht worden war.
 

Es kam dem Schwarzhaarigen wie eine halbe Ewigkeit vor, bis er es endlich zur Dusche geschafft hatte. Aufatmend drehte er das heiße Wasser auf und ließ sich erst einmal eine Weile lang mit geschlossenen Augen berieseln, ehe er schließlich langsam und vorsichtig damit begann, sich zu waschen. 'Ich verstehe nicht, wie Yami das einfach so wegsteckt', grübelte er dabei vor sich hin. Ja, sicher, der Bunthaarige hatte deutlich mehr Übung als er – immerhin war dieser Positionswechsel der letzten Nacht der erste dieser Art gewesen; zuvor hatte er noch nie zugelassen, dass ein anderer Mann sich seinen Körper einfach so nahm –, aber das konnte doch nicht alles sein. Oder etwa doch?
 

'Ich sollte in Zukunft mal etwas sanfter mit ihm umgehen, nahm Duke sich vor, nachdem er auch seine Haare gewaschen und sich den Schaum vom Körper gespült hatte. Äußerst vorsichtig verließ er die Duschkabine, trocknete sich ab und hüllte sich in einen seiner Bademäntel, der für alle Fälle hier in Yamis Badezimmer hing. Dann atmete der Schwarzhaarige noch einmal tief durch und machte sich auf den kilometerlang anmutenden Rückweg ins Schlafzimmer.
 

Noch ehe er jedoch die Badezimmertür hinter sich zugezogen hatte, schrak er heftig zusammen, als er bemerkte, dass Yami in der Zwischenzeit bereits in sein Zimmer zurückgekehrt war. Der unverkennbare Duft von schwarzem Kaffee lag in der Luft und ein kurzer Blick auf das Tablett, das der Bunthaarige auf seinem Nachttisch abgestellt hatte, ließ Dukes Magen leise grummeln.
 

"Du hättest ruhig noch liegen bleiben und Dich ausruhen können", begrüßte Yami den Schwarzhaarigen ruhig. Dass dieser schon auf den Beinen war, hatte ihn im ersten Moment etwas überrascht, aber dann hatte er zugeben müssen, dass es einfach typisch für ihn war. Immerhin hatte er schließlich sowohl Arbeit zu erledigen als auch einen Ruf zu wahren. Den Luxus, einfach mal auszuschlafen, gönnte er sich nur ausgesprochen selten.
 

'Dabei hätte ihm etwas mehr Schlaf nach der letzten Nacht sicher gut getan.' Mit einem unhörbaren Seufzen schüttelte der Bunthaarige diesen Gedanken ab und deutete ein kleines Lächeln an. "Ich hab Dir Frühstück mitgebracht", machte er, mehr aus Verlegenheit als aus Notwendigkeit, auf das Offensichtliche aufmerksam. Die Tatsache, dass Duke noch immer nicht mit ihm sprach, machte ihn wesentlich nervöser als hundert wütende Bakuras es gekonnt hätten.
 

'Vielleicht hab ich's letzte Nacht doch etwas übertrieben.' Ja, sicher, nach der ersten Überraschung über den Positionswechsel hatte Duke das Ganze unüberhörbar genossen, aber trotzdem war Yami sich nicht sicher, ob er nicht doch zu weit gegangen war. Bisher war der Schwarzhaarige bei ihren Techtelmechtels immer dominant gewesen, aber in der letzten Nacht hatte Yami einfach nicht mehr an sich halten können. Er hatte Duke unbedingt beweisen wollen, dass es Dinge gab, die ihm keine Frau der Welt jemals würde geben können. Augenscheinlich war das jedoch ein Fehler gewesen – ein Fehler, der ihn alles und noch mehr kosten konnte. Verdammt, warum hatte er sich nur nicht zurückhalten können?
 

"Du kannst ja schon mal frühstücken. Leg Dich ruhig wieder hin. Ich kümmere mich so lange um alles. Ich esse später." Damit verschwand Yami schon zum zweiten Mal an diesem Morgen aus dem Zimmer, ohne eine Antwort abzuwarten. Draußen lehnte er sich kurz an das Holz seiner Zimmertür, schloss die Augen und atmete erst einmal tief durch, ehe er sich straffte und sich auf die Suche nach Mai machte. Immerhin musste die Blondine ja Bescheid wissen, dass vorerst wohl nicht mit dem Auftauchen des Bosses zu rechnen war.
 

Duke, der nicht so recht gewusst hatte, wie er auf Yamis Auftauchen reagieren sollte – sollte er den Bunthaarigen für seine Anmaßung der vergangenen Nacht anschreien oder sollte er sich doch lieber dafür entschuldigen, dass er selbst oft so stürmisch gewesen war? –, fand seine Sprache erst wieder, als die Zimmertür zum zweiten Mal an diesem Morgen hinter Yami zugefallen war. "Du musst nicht gehen", kam es leise und eindeutig zu spät über seine Lippen, denn der Bunthaarige kehrte nicht zurück.
 

Abgrundtief seufzend schleppte Duke sich die letzten paar Schritte zum Bett, setzte sich vorsichtig und sog scharf die Luft ein. 'Entschuldigen. Definitiv. Und zwar dringend.' Er musste sich unbedingt dafür entschuldigen, dass er sich so oft nicht zurückgehalten hatte. Aber wie in aller Welt sollte er das tun, wenn Yami einfach verschwand und ihn hier alleine zurückließ? Der Schwarzhaarige wusste es nicht, aber er beschloss, im Augenblick auch nicht mehr darüber nachzudenken. Sein knurrender Magen machte ihm ziemlich eindeutig klar, wo seine Prioritäten vorerst liegen sollten.
 

Kaum dass er sich einigermaßen gestärkt und es sich wieder in Yamis Bett bequem gemacht hatte, nachdem er sich vor allem an dem starken schwarzen Kaffee bedient hatte, klopfte es und nur eine Sekunde später erschien zu Dukes Enttäuschung nicht Yami, sondern Mai in der Tür. "Ich wollte nur mal nach Dir sehen", erklärte sie ihr Auftauchen, zog sich ungefragt einen Stuhl zum Bett und nahm so darauf Platz, dass sie ihren Boss ansehen konnte.
 

"Unsere Gäste sind alle versorgt. Ich habe vorhin mit Serenity gefrühstückt und mich ein bisschen mit ihr unterhalten. Sie macht sich ziemlich große Sorgen um ihren Bruder. Ich habe versucht, ihr die Situation ein bisschen zu erklären, ohne ihr zu viel zu verraten. Dass ein Anschlag auf eine seiner Ausstellungen eine sensible Künstlerseele wie Joey zutiefst verstört hat und dass das Gefühlschaos wegen Bakura das Ganze eher verschlimmert als verbessert, hat sie mir glücklicherweise problemlos geglaubt. Im Moment ist sie mit Tristan unterwegs, um sich die Stadt anzusehen. Ich hoffe, das war okay. Ich hätte Joey ja mitgeschickt und wäre selbst auch mitgefahren, aber von unserem blonden Künstler war heute noch nicht viel zu sehen."
 

"Ist schon in Ordnung." Unter leisem Ächzen setzte Duke sich halb auf. Dabei ließ er Mai nicht aus den Augen, aber die Blondine verzog keine Miene. Wenn sie über die vergangene Nacht Bescheid wusste, dann gelang es ihr meisterhaft, sich davon nichts anmerken zu lassen. "Yami hat mir vorhin übrigens erzählt, dass er Bakura, Joey und dessen Freunde heute morgen in der Küche getroffen hat, als er Frühstück gemacht hat", schwenkte sie stattdessen auf ein anderes Thema um. Das kurze Flackern in den grünen Augen des Schwarzhaarigen entging ihr nicht, aber sie sagte nichts dazu und gab auch mit keiner Silbe zu verstehen, dass sie mit ihrem Halbbruder nicht nur über ihre Gäste, sondern auch über die Vorkommnisse der letzten Nacht gesprochen hatte.
 

"Joey und Bakura haben sich wohl gestritten, aber als ich vorhin an Bakuras Zimmertür geklopft habe, klang das, was ich gehört habe, definitiv eher nach dem Gegenteil von Streit. Aus diesem Grund habe ich Tristan auch alleine mit Serenity losgeschickt. Ich denke, Joey wäre es unglaublich peinlich, wenn seine kleine Schwester mitanhören würde, was Bakura und er hinter verschlossenen Türen so miteinander treiben." Bei diesen Worten konnte Mai sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Es würde mich doch sehr wundern, wenn irgendjemand einen der beiden vor morgen Mittag zu Gesicht bekommt. Ich hoffe, Du brauchst Bakura bis dahin nicht. Ich fürchte, er würde im Moment jeden umbringen, der es wagt, ihn und Joey zu stören."
 

Diese Aussage ließ eine von Dukes Brauen in die Höhe wandern. So pflichtvergessen war Bakura sonst eigentlich nie. Zu sehr steckte ihm immer noch die Angst davor, zu Kisaragi zurückgeschickt zu werden, in den Knochen. Dass er jetzt tatsächlich so mit dem Feuer spielte, war eindeutig mehr als ungewöhnlich für den Weißhaarigen. Immerhin tat er sonst wirklich alles, um auch nur die Erwähnung des Namens Kisaragi zu vermeiden.
 

"Mir scheint, Bakura hat wirklich Gefallen an Joey gefunden." Was, genau betrachtet, vielleicht gar nicht unbedingt das Schlechteste war. 'Vielleicht kann ich Bakura dazu abstellen, ein Auge auf Joey zu haben.' Doch, die Idee war wirklich gut. Wenn der Weißhaarige den Blondschopf im Auge behielt und ihn beschäftigte, dann war die Gefahr, dass er tatsächlich rückfällig wurde, deutlich geringer. Und außerdem musste er selbst sich dann nicht mehr ständig mit Bakuras schlechter Laune herumschlagen. Wenn der Weißhaarige körperlich und vor allem sexuell ausgelastet war, war er schließlich wesentlich ruhiger und umgänglicher als sonst.
 

"Ich denke, das können wir nutzen." Mai schmunzelte leicht über den geschäftsmäßigen Tonfall ihres Bosses, wurde aber gleich wieder ernst. "Das denke ich auch. Bakura wird sich sicher freuen. Und Joey garantiert auch, obwohl er das wohl kaum freiwillig zugeben wird", stimmte sie zu. "Joeys Freunde sind übrigens auch in der Stadt. Sie wollten zusammen ins Museum. Tristan hat sie dort abgesetzt und holt sie auf dem Rückweg wieder ab", gab sie die weiteren Informationen preis, die sie noch hatte. Dann rückte sie mit dem Stuhl noch ein bisschen näher ans Bett und sah ihrem Boss forschend ins Gesicht. Dieser schien versucht zu sein, den Augenkontakt zu vermeiden, erwiderte ihren Blick nach kurzem Zögern allerdings doch.
 

"Yami fühlt sich furchtbar", begann Mai und nahm zu ihrer Zufriedenheit wahr, dass die grünen Augen des Schwarzhaarigen sich bei diesen Worten erschrocken weiteten. "Er ist vollkommen durcheinander und befürchtet, dass er letzte Nacht einen Fehler gemacht hat, den er nie wiedergutmachen kann. Deshalb traut er sich jetzt auch nicht her. Er ist zum Schießstand gegangen und trainiert wie ein Besessener."
 

"So ein Idiot!" Vor sich hin fluchend stemmte Duke sich komplett hoch, ignorierte den Schmerz an einer sehr pikanten Körperstelle und fuhr auch kaum zusammen, als Mai ihm seine Kleidung reichte, sobald er sich auf die Beine gekämpft hatte. "Ihr Jungs seid manchmal wie kleine Kinder. Bloß nicht miteinander reden, wenn ihr etwas zu klären habt. Nein, ihr schweigt euch lieber an, anstatt euch auszusprechen", tadelte sie dabei, konnte den amüsierten Unterton allerdings nicht aus ihrer Stimme verbannen. Irgendwie war es ja fast schon wieder lustig mit anzusehen, wie "ihre" Jungs lieber über ihre eigenen Zungen stolperten, anstatt miteinander zu sprechen.
 

"Du überschreitest Deine Kompetenzen ganz gewaltig, Mai." Dukes Warnung verlor durch die Tatsache, dass er sich ausgesprochen mühsam und ungelenk in seine Kleidung quälte, deutlich an Wirkung. Nicht, dass die Blondine sich überhaupt davon hätte beeindrucken lassen. Ja, sicher, sie arbeitete für den Schwarzhaarigen, aber das bedeutete schließlich nicht, dass sie keine eigene Meinung haben durfte. Und daran, diese Meinung kundzutun, ließ sie sich auch von niemandem hindern. Das wäre doch gelacht!
 

"Mag sein, aber ich darf das", erwiderte sie daher selbstbewusst und strich sich eine störende blonde Locke aus dem Gesicht. "Yami ist mein Halbbruder und Du bist offiziell mein Liebhaber und inoffiziell mein Boss. Ich habe also jedes Recht dazu, euch beiden den Kopf zurechtzurücken, wenn ihr euch so kindisch und idiotisch aufführt wie heute", fügte sie noch hinzu und Duke musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht zu grinsen. Genau betrachtet hatte Mai ja tatsächlich Recht. Sie hatte noch nie ein Blatt vor den Mund genommen und genau das mochte er schließlich so an ihr. Sie war immer entwaffnend ehrlich, besonders dann, wenn sie alleine waren und sie offen reden konnte.
 

"Außerdem bist Du ja auch ein ganzes Stück älter als wir", stichelte der Schwarzhaarige trotzdem und fing sich dafür einen Boxhieb gegen den Oberarm ein, der ihn doch noch zum Lachen brachte. "Man spricht eine Dame nie auf ihr Alter an", belehrte Mai ihn und piekte ihm gegen die Brust. "Und wenn Du jetzt nicht zusiehst, dass Du zum Schießstand kommst, dann schleife ich Dich persönlich an den Haaren dorthin, Boss hin oder her!", drohte sie spielerisch und gab ihm noch einen leichten Klaps auf den Hinterkopf, ehe sie ihn rigoros vor sich her aus dem Zimmer schob.
 

Noch immer leise vor sich hin lachend machte Duke sich tatsächlich auf den Weg in Richtung des Gartens, in dem sich der Schießstand befand. Dabei war er ungemein froh darüber, dass die Villa so leer war. Darauf, jetzt jemandem unter die Augen zu treten, konnte er nur zu gut verzichten. Er hatte schließlich einen Ruf zu verlieren, den er nun wirklich nicht riskieren wollte. Schlimm genug, dass Noah sein Geeiere sicher auf den Überwachungsbändern würde sehen können. 'Löschen. Definitiv löschen', nahm Duke sich vor. Auf gar keinen Fall wollte er, dass durch irgendeinen dummen Zufall doch noch durchsickerte, was genau ihm in der letzten Nacht widerfahren war. Das ging nur Yami und ihn etwas an, sonst niemanden.
 

Es erschien dem Schwarzhaarigen wie eine Ewigkeit, bis er endlich sein Ziel erreicht hatte. Yami, angetan mit Ohrenschützern und einer gelben Brille, bemerkte sein Kommen nicht und Duke nutzte die Chance, um den Anderen eine Weile zu beobachten. Jedes Mal war es wieder erstaunlich, wie gut der Bunthaarige mit seiner Waffe umgehen konnte und wie präzise seine Schüsse ihr Ziel trafen.
 

'Wenn ich Yami und Bakura nicht hätte, dann wäre ich schon lange tot', ging es dem Schwarzhaarigen nicht zum ersten Mal durch den Kopf. So lässig, wie es ihm in seiner Verfassung möglich war, lehnte er sich an einen Baum in der Nähe, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete, bis Yami sein Training beendet hatte. Dieses Mal musste er sich länger gedulden als gewöhnlich, aber er unternahm nichts, um den Bunthaarigen früher auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Erst als dieser seine Waffe beiseite legte und die Ohrenschützer abnahm, räusperte Duke sich und schmunzelte ganz leicht, als Yami sich zu ihm umdrehte und bei seinem Anblick gleich erschrocken zusammenfuhr.
 

"Mal wieder lauter Volltreffer", konstatierte der Schwarzhaarige mit einem Nicken in Richtung der Zielscheibe, aber Yami gönnte dieser keinen zweiten Blick. Zum Einen wusste er selbst, wie präzise er getroffen hatte, und zum Anderen war er viel zu nervös, um jetzt wegzusehen. Was wollte Duke hier? Warum lag er nicht im Bett und gönnte sich noch ein bisschen Ruhe? War sein Hiersein ein gutes Zeichen oder doch eher ein schlechtes? Der Bunthaarige wusste es nicht und diese Ungewissheit machte ihn wahnsinnig.
 

"Wie immer", gab er dennoch relativ neutral zurück und nahm erst mal die Brille ab, um sich selbst noch ein bisschen Zeit zum Sammeln zu geben. Erst dann sah er seinen Boss wieder an. Ihm weiter aus dem Weg gehen zu wollen brachte wohl nichts, also war es an der Zeit, sich dem Unvermeidlichen zu stellen – wie auch immer dieses Unvermeidliche jetzt genau aussehen würde.
 

Duke, dem Yamis unterschwellige Nervosität nicht entging, atmete noch einmal tief durch, ehe er sich räusperte. "Ich denke, wir müssen reden", begann er ernst, schmunzelte dann jedoch leicht. "Na ja, eigentlich ist es vielmehr Mai, die das denkt, aber ich glaube, sie hat Recht", gab er zu und sein Schmunzeln wandelte sich zu einem Grinsen, als Yami ihn gleichermaßen überrascht wie zerknirscht ansah.
 

"Tut mir leid. Ich weiß, ich hätte ihr nicht davon erzählen sollen, aber ...", setzte der Bunthaarige an, aber Duke schnitt ihm mit einer knappen Geste das Wort ab. "Ist schon in Ordnung. Es ist nur so, dass ...", begann er mit einer Rechtfertigung, schüttelte dann jedoch den Kopf und sah seinen Gesprächspartner fragend an. "Bin ich Dir manchmal zu wild?", verlieh er dann seiner Hauptsorge des Morgens Ausdruck. Darüber, ob er nicht manchmal zu grob zu Yami war, hatte er seit dem Aufwachen die ganze Zeit nachdenken müssen. War der Bunthaarige wirklich so ein guter Schauspieler, dass es ihm gelang, sich nichts anmerken zu lassen? Oder war er selbst bisher einfach nur zu blind und zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er nichts davon mitbekommen hatte, dass er dem Mann, den er liebte, Schmerzen zugefügt hatte?
 

Im ersten Moment glaubte Yami, sich verhört zu haben. Hatte Duke ihn gerade wirklich gefragt, ob ihm der Sex zu wild war? 'Glaubt er etwa wirklich, dass er mir weh getan hat?' Aber das war doch Unsinn! Vollkommener Quatsch, um genau zu sein. Er genoss doch jede der Nächte, die sie zusammen verbrachten. Wie kam der Schwarzhaarige nur auf die Idee, dass es anders sein könnte?
 

"Wenn ja, dann musst Du mir das nur sagen. Ich kann mich auch zurückhalten, wenn Du das willst. Ich kann ..." Duke kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn Yami trat näher zu ihm, legte ihm einen Finger auf die Lippen und unterbrach ihn so. "Das musst Du nicht", widersprach er gleich und lächelte den nur wenig Größeren von unten herauf an. "Wie kannst Du glauben, dass mir das, was wir tun, nicht gefällt oder dass es mir zu viel ist?", tadelte er sanft weiter, ließ aber nicht zu, dass der Schwarzhaarige etwas dazu sagte. Stattdessen reckte er sich ein bisschen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, löste sich aber gleich darauf wieder von ihm.
 

"Weißt Du, dieses unangenehme Ziehen und die Schmerzen ... Das passiert eigentlich nur beim ersten Mal. Ich hätte es letzte Nacht nicht so übertreiben dürfen. Aber ich konnte doch nicht wissen, dass Du so noch gar keine Erfahrung hattest." Diese Rechtfertigung Yamis brachte Duke zum Schmunzeln. "Mit wem hätte ich diese Erfahrung denn bitteschön machen sollen, hm? Außer Dir gibt es niemanden, dem ich genügend vertraue", ließ er den Bunthaarigen wissen und lächelte, als dessen Augen groß wurden.
 

"Sag bloß, Du hast das nicht gewusst?", erkundigte er sich neckend, gab nun jedoch seinerseits Yami keine Möglichkeit zum Antworten, sondern küsste ihn stattdessen lange und zärtlich. Danach wanderte er mit seinen Lippen zum Hals des Bunthaarigen weiter, pustete sanft gegen die empfindliche Haut dort und knabberte schließlich ein wenig an seinem Ohrläppchen, weil er genau wusste, dass Yamis Knie davon immer weich wurden.
 

"Für mich hat es immer nur Dich gegeben. Alle Anderen waren Spielereien, nichts weiter. Nur Du warst mir immer wichtig, sonst niemand. Und na ja ... Wenn es wirklich nicht jedes Mal so ist wie heute, dann ... könnten wir das ja vielleicht noch mal wiederholen. Genau betrachtet war die letzte Nacht nämlich das absolute Gegenteil von schlecht", gestand er dann vor dem Bunthaarigen und sich selbst ein, was ihn den ganzen Morgen über noch zusätzlich beschäftigt hatte. Leicht fiel ihm dieses Geständnis zwar nicht, aber Yamis Strahlen machte ihm klar, dass es das Richtige gewesen war.
 

"Beim nächsten Mal bin ich vorsichtiger", versprach der Bunthaarige, schlang seine Arme um Dukes Nacken und küsste diesen seinerseits mit all seiner Sehnsucht und allem Gefühl, zu dem er fähig war. Der Schwarzhaarige erwiderte den Kuss ebenso sehnsüchtig. Mai, die in den Garten gekommen war, um nach ihrem Boss und ihrem Halbbruder zu sehen und ihnen, falls notwendig, noch ein wenig auf die Sprünge zu helfen, bemerkte keiner der beiden Männer.
 

'Na bitte, es geht doch.' Überaus zufrieden mit sich und der Welt drehte die Blondine sich auf dem Absatz um und ging, unhörbar ein kleines Liedchen vor sich hin summend, zurück zur Villa. Da ja augenscheinlich erst einmal alle ihre Jungs beschäftigt waren, beschloss sie, würde sie jetzt gleich einfach Kisara anrufen und sich noch mit ihr treffen. Immerhin galt es, den zukünftigen Erben oder auch die Erbin des kaibaschen Vermögens einzukleiden und auszustatten. Das war eine Aufgabe ganz nach Mais Geschmack.
 

Bis zum nächsten Mal!

So, nach einer gefühlten Ewigkeit gibt's dann auch mal endlich das letzte bisher fertig geschriebene Kapitel. Keine Sorge, die Story ist nicht vergessen, aber im Moment fehlt leider die Zeit zum Schreiben. Wir hoffen aber, dass sich das bald ändert, und wünschen trotzdem viel Spaß!
 

Als Joey die Augen aufschlug, musste er sich erst einmal orientieren. Er wusste nicht mehr genau, wo er war und was als Letztes passiert war. Er erinnerte sich noch daran, dass er sich in der Küche mit Ryou und Malik unterhalten hatte. Dann war Bakura hereingekommen und … BAKURA! Mit einem Satz saß Joey senkrecht im Bett, nur um sich im nächsten Moment mit einem Wimmern wieder in die Laken zurücksinken zu lassen. Heilige Scheiße, so hatte er sich noch nicht mal nach dem ersten Mal mit Bakura gefühlt! Was zur Hölle hatte der Andere nur mit ihm angestellt?
 

Verzweifelt versuchte der Blonde zu resümieren, was am vergangenen Nachmittag und in der letzten Nacht alles geschehen war, aber irgendwie wollten sich die Bilder in seinem Kopf nicht in eine nachvollziehbare chronologische Reihenfolge bringen lassen. Erschwerend kam auch noch hinzu, dass er bei jeder noch so kleinen Bewegung ziemliche Schmerzen an einer äußerst pikanten Körperstelle hatte, die ihm das Denken auch nicht unbedingt leichter machten.
 

Ächzend und stöhnend schaffte Joey es irgendwann doch noch, sich auf den Bauch zu drehen. Ja, stellte er zufrieden seufzend fest, so konnte er eindeutig schmerzfreier liegen als auf dem Rücken. Aber verdammt, wo in aller Welt steckte Bakura nur schon wieder? Und was hatte dieser weißhaarige Mistkerl von einem Brutalo mit ihm gemacht, dass er sich fühlte, als wäre jeder Knochen in seinem Körper zerquetscht und als bestünden alle seine Muskeln bloß noch aus flüssigem Wachs?
 

"Ich bringe ihn um! Was auch immer er da letzte Nacht gemacht hat, dafür erschieße ich ihn! Oder ich erwürge ihn eigenhändig!" Joey war so in seine Mordgelüste vertieft, dass er nicht mitbekam, wie sich die Tür zu Bakuras Zimmer öffnete und Ryou leise den Raum betrat. Vorsichtig sah der Weißhaarige sich nach seinem gruseligen Ebenbild um, ehe er langsam zum Bett ging, wo er aus einem Wust von Kissen und Decken den Haarschopf seines besten Freundes hervorlugen sah.
 

"Joey, darf ich mich setzen?" Ryou räusperte sich vernehmlich und wartete nervös eine Antwort ab, ehe er sich schließlich nach einem zustimmenden, von einem leisen Ächzen begleiteten Nicken des Blondschopfs auf der Bettkante niederließ. "Wie geht’s Dir?", fragte er leise und sah dabei zu, wie sich der Blonde sich mit Mühe und Not auf die Seite drehte – etwas, das seinen ganzen Körper gleich wieder protestieren ließ und ihn zum Ächzen brachte.
 

"Ganz ehrlich? Ich fühl mich wie durch den Wolf gedreht und dann von einem Laster überrollt!" Joey brachte ein klägliches Lächeln zustande, musste aber dabei die Zähne zusammenbeißen, damit Ryou nicht merkte, wie es ihm gerade wirklich ging. Es tat unheimlich gut, seinen besten Freund hier in seiner Nähe zu wissen und auch wenn ihm alles weh tat, irgendwie half ihm Ryous Anwesenheit schon dabei, wieder ein bisschen mehr zu sich selbst zu finden und die Schmerzen zurückzudrängen.
 

"Hast Du Bakura heute schon gesehen?", erkundigte er sich neugierig, während er langsam aus dem Bett rutschte und mit zusammengebissenen Zähnen damit begann, seine überall im Zimmer verstreut herumliegenden Sachen zusammenzusuchen. Dabei bemühte er sich, weder laut zu fluchen noch sich in irgendeiner Form anmerken zu lassen, dass ihn Bakuras Abwesenheit wesentlich mehr störte, als sie es sollte.
 

"Der sollte heute Morgen zu seinem Boss kommen und hat dessen Büro wenig später wutschnaubend verlassen. Danach hab ich ihn nicht mehr gesehen", beantwortete Ryou Joeys Frage und seufzte lautlos. Irgendwie war er sich ziemlich sicher, dass es eindeutig besser war, dass dieser weißhaarige Bodyguard im Augenblick nicht da war. So, wie dieser Bakura ihn bei ihrer zufälligen Begegnung im Flur nach dem Gespräch mit seinem Boss angesehen hatte, war er kurz davor gewesen, nicht nur einen Mord zu begehen sondern gleich mehrere – egal, wer sich ihm dabei in den Weg stellen würde. Wohin auch immer dieser gruselige Typ danach verschwunden war, Ryou hoffte, er möge recht lange wegbleiben.
 

Wie er es auch drehte und wendete, der Weißhaarige verstand wirklich nicht, was Joey an diesem Kerl fand. Dieser durchgeknallte Psychopath passte einfach nicht zu dem Blonden. Ryous Meinung nach brauchte sein bester Freund jemanden, der sanft und zärtlich zu ihm war, der seine Künstlerseele beachtete und ihr den Raum gab, sich zu entfalten. Was er ganz sicher nicht gebrauchen konnte, war ein weißhaariger Bodyguard, der aussah, als würde er kleine Kinder zum Frühstück verspeisen. Aber er war sich leider auch nur allzu sehr dessen bewusst, dass Joey nicht auf ihn hören würde. Dafür war der Blondschopf viel zu starrköpfig. Und unglücklicherweise hatte er es sich offensichtlich in den Kopf gesetzt, dass der Mann für ihn ausgerechnet dieser Bakura war, aber warum das so sein musste, begriff Ryou beim besten Willen nicht.
 

Eigentlich, sinnierte der Weißhaarige, während er beobachtete, wie sein bester Freund sich in seine Sachen kämpfte, war Joey ja auch alt genug um zu wissen, worauf er sich einließ. Aber andererseits hatte er noch nie eine echte Beziehung gehabt und war auch noch nie vorher wirklich verliebt gewesen. Was also, wenn er die Anziehung, die zwischen Bakura und ihm unübersehbar herrschte, einfach nur missinterpretierte und nur aufgrund von Sex annahm, mehr für diesen weißhaarigen Rüpel zu empfinden? Was, wenn er sich da einfach nur täuschte? Und was, wenn Bakura ihn auslachte, falls Joey jemals den Mut aufbrachte, ihm seine Gefühle zu gestehen? Eine solche Enttäuschung könnte Joey vollkommen aus der Bahn werfen. Aber wie in aller Welt, fragte Ryou sich selbst, konnte er seinen besten Freund vor dieser Enttäuschung bewahren, wenn dieser einfach nicht auf ihn hören wollte?
 

Schweigend beobachtete der Weißhaarige, wie Joey den Reißverschluss seiner Jeans schloss. Dann verließ er gemeinsam mit diesem Bakuras Zimmer, damit Joey endlich etwas in den Magen bekam. Immerhin war es inzwischen schon beinahe Mittag. "Weißt Du, wie lange Du noch hier bleiben sollst?", erkundigte der Weißhaarige sich irgendwann leise, während er seinem besten Freund beim Essen Gesellschaft leistete, erntete jedoch nur ein Schulterzucken, das ihn unhörbar seufzen ließ. Es war eigentlich absolut untypisch für Joey, sich in so eine Situation zu bringen und sich dann damit abzufinden, ohne zu wissen, wie lange diese Situation anhalten würde. Normalerweise war der Blonde ein Kämpfer, der niemals aufgab, sondern sich immer wieder aufrappelte, aber hier steckte er den Kopf in den Sand und das war es, was Ryou einfach nicht verstand.
 

'Das liegt an diesem Bakura. Ganz bestimmt.' Warum nur, fragte Ryou sich, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, war ihm diese Erkenntnis nicht schon früher gekommen? Es war doch so offensichtlich, wenn man es genau bedachte. Immerhin kannte er seinen besten Freund gut genug um zu wissen, dass dieser sich mit Leichtigkeit schon längst irgendwohin ins Ausland hätte absetzen können, wenn er es nur wirklich ernsthaft versucht hätte. Joey war schließlich ein Meister seines Fachs, der allen seinen Verfolgern bisher immer wenigstens zwei Schritte voraus gewesen war.
 

Die Tatsache jedoch, dass er offenbar nicht einmal an Flucht zu denken schien, sprach in Ryous Augen Bände. Es musste einfach an diesem Bakura liegen. Wieso sonst nahm der Blondschopf seine Gefangenschaft so einfach hin, ohne auch nur ernsthaft zu versuchen, Devlin und seinen Leuten zu entkommen? So gut konnten diese Typen doch nicht sein, dass sie Joey Wheeler wirklich festsetzten. Dass der Blondschopf bereits einen gescheiterten Fluchtversuch hinter sich hatte, wusste der Ryou ja noch nicht.
 

'Verdammt, das ist doch einfach nicht normal!' Innerlich fluchend kaute Ryou auf seiner Unterlippe herum, ohne seinen noch immer mit Essen beschäftigten besten Freund aus den Augen zu lassen. Joey durfte sein Herz doch nicht an diesen Psychopathen hängen! Dieser Bakura würde ihn früher oder später kaputtmachen, dessen war Ryou sich absolut sicher. Aber warum, verflucht noch mal, wollte Joey das bloß nicht sehen?
 

"Warum lässt Du das mit Dir machen?" Ryous Worte ließen Joey mitten im Kauen innehalten und seinen besten Freund irritiert ansehen. Wovon in aller Welt sprach der Weißhaarige bloß? "Verdammt, was hat dieser Kerl mit Dir gemacht?", beantwortete dieser die unausgesprochene Frage des Blonden gleich, ließ ihm aber keine Möglichkeit etwas dazu zu sagen. Ehe der Blonde auch nur seinen Mund leer machen konnte, fuhr Ryou auch schon fort.
 

"Du hast Dich bisher noch niemals einsperren lassen. Niemals. Von niemandem! Nicht mal Pegasus hat das je gewagt. Und jetzt sitzt Du hier und isst, als wäre es das Natürlichste der Welt, dass Du eine Geisel bist, die dieser Devlin jederzeit umbringen kann, wenn er der Meinung ist, dass er Dich nicht mehr braucht. Verdammt, was ist bloß los mit Dir, Joey? Das bist doch nicht Du! So bist Du nicht!" 'Und ich will Dich wiederhaben. Ich will meinen besten Freund zurück und nicht irgendeine billige Kopie!'
 

Während seines Ausbruchs war Ryou aufgesprungen, hatte sich vor dem Tisch aufgebaut und die Hände in die Hüften gestemmt. So, mit ärgerlich funkelnden dunkelbraunen Augen, hatte er plötzlich wesentlich mehr Ähnlichkeit mit Bakura – eine Feststellung, die Joey um ein Haar ein lautes Auflachen entlockt hätte. Da versuchte er alles, um nach der letzten Nacht bloß nicht wieder ständig über Bakura nachzudenken – was schon allein aufgrund seiner ziemlich eingeschränkten Beweglichkeit mehr als schwierig war –, und dann erinnerte ihn ausgerechnet sein bester Freund an denjenigen, den er gerade am liebsten einfach nur vergessen wollte. Wenn das nicht pure Ironie war, was war es dann?
 

"Halt die Klappe, Ryou!" Selbst auch eindeutig ärgerlich – weniger wegen Ryous Tirade sondern mehr weil er jetzt wieder an Bakura denken musste, obwohl er das eigentlich ganz und gar nicht wollte – schlug Joey mit der flachen Hand auf den Tisch und warf seinem besten Freund einen kalten Blick zu. Sehr zu seiner Überraschung zuckte Ryou allerdings nicht zusammen, sondern atmete stattdessen sichtbar auf und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande, das den Blonden nur noch mehr irritierte. Was war denn jetzt kaputt?
 

Obwohl sein bester Freund ihn so angefahren hatte, war Ryou einfach nur froh darüber, überhaupt eine richtige Reaktion bekommen zu haben. Dieses Temperament kannte er nur zu gut. Das war der Joseph, den er kannte und schätzte. Und dieser Joseph, dessen war Ryou sich sicher, würde ihm die Gründe für seine ungewohnte Passivität schon noch erklären. Immerhin hatte er ja schon mal reagiert, auch wenn inzwischen nichts mehr auf seinen kurzen Ausbruch hindeutete. Aber das war nicht weiter ungewöhnlich. Sein bester Freund war immerhin ein Profi.
 

Und selbst wenn der Blondschopf sich nicht erklärte, so wusste Ryou doch jetzt mit Sicherheit, dass sie alle heil und unbeschadet aus der Sache herauskommen würden – etwas, woran er bis eben zugegebenermaßen gezweifelt hatte. Sie befanden sich hier schließlich praktisch auf feindlichem Gebiet, wenn man es so wollte, und der Weißhaarige hatte, wie er sich etwas beschämt eingestehen musste, schon ein wenig Angst um Malik, Serenity, Joey und auch um sich selbst gehabt.
 

Aber jetzt war wieder alles in Ordnung. Joey würde nicht zulassen, dass einem von ihnen etwas passierte. So war der Blonde einfach nicht. Egal, wie geblendet er von Devlins psychopathischem Bodyguard auch sein mochte, er würde weder seine Schwester noch seine Freunde zu Schaden kommen lassen. Er achtete auf seine Freunde und auf seine Familie – selbst wenn er, um diese zu schützen, andere Menschen verletzen musste. Er würde es tun, wenn es nötig war, das wusste Ryou, und dieses Wissen beruhigte seine angespannten Nerven.
 

"So, nachdem Du ja jetzt endlich wieder Du selbst bist – zumindest einigermaßen –, beantworte mir eine Frage, Joey: Was hast Du jetzt vor? Wie soll es weitergehen? Wie lange willst Du noch hier bleiben?" Mit fragend schiefgelegtem Kopf sah der Weißhaarige seinen besten Freund an. Diese Dinge interessierten ihn zugegebenermaßen wirklich sehr, aber es gab etwas, was er sogar noch dringender wissen wollte: "Und was am Wichtigsten ist: Was gedenkst Du wegen diesem Bakura zu unternehmen?"
 

Bis zum nächsten Mal!



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Von:  jyorie
2014-04-20T09:35:49+00:00 20.04.2014 11:35
Hey (❀◦‿◦)♫・*:.。. .。.:*・

das war süß, wie Mai Yami und Duke zueinander geschubst hat
und die beiden dazu gebracht hat, das sie sich aussprechen und
wieder verstehen... Und das Duke sogar eingelenkt hat, das er
sich vorstellen könnte zukünftig auch mal wieder zu tauschen. Aber
Yami war auch knuffig, das er sich die ganze Zeit sorgen gemacht
hat, es sich jetzt mit Duke verscherzt zu haben und wie heil froh er
dann war zu hören, das noch alles in Butter ist und nicht nur das,
sondern zu erfahren, das er auch noch Dukes einzige erfahrung
war^^

*schmunzelt* ob Mai auch etwas mit Tristan und Serenety ahnt?
Zumindest hat sie die beiden ja zusammen weg geschickt *ggg*

Mir gefällt eure Geschichte. Ist sehr angenehm zu lesen und hat
mir Spaß gemacht.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-20T08:41:50+00:00 20.04.2014 10:41
3455 Love me to death von Projekt_Gemini
================================================================================
Kapitel 41:
------------


Was lange währt, wird endlich gut. Nach einer kleinen Ewigkeit gibt's endlich
mal ein neues Kapitel. Sogar mal wieder pünktlich an einem Mittwoch. Wir
wünschen viel Vergnügen!


"Du hättest es mir sagen sollen." Ein leiser Vorwurf schwang in Yamis Stimme
mit, doch das sanfte Streicheln seiner Fingerspitzen über den nackten Rücken
seines Geliebten nahm seinen Worten den Stachel. Duke stand jedoch im Augenblick
ganz und gar nicht der Sinn danach, sich von diesen Zärtlichkeiten besänftigen
oder gar einlullen zu lassen. "Ja, klar!", schnaubte er daher und drehte
demonstrativ sein Gesicht zur Wand – eine Geste, die Yami ein unhörbares
Seufzen entlockte.

"Woher hätte ich das denn bitteschön wissen sollen?", fragte er leise und
seufzte ein wenig lauter, als er nur bockiges Schweigen erntete. "Gut, wenn Du
nicht mit mir reden willst, bitte. Dann eben nicht." Damit schüttelte der
Bunthaarige den Kopf, schwang seine Beine aus dem Bett und stand auf, um zu
duschen und sich anzuziehen. "Ich gehe jetzt frühstücken. Soll ich Dir etwas
mitbringen, wenn ich zurückkomme?", bot er danach an, erhielt jedoch auch jetzt
keine verbale Antwort.

"Bitte, wenn Du unbedingt schmollen willst wie ein Kleinkind ..." Mit diesen
Worten zog Yami seine Zimmertür hinter sich zu und machte sich auf den Weg zur
Küche. Er würde, beschloss er dabei, heute nicht zusammen mit Mai und den
Anderen dort frühstücken, sondern einfach das Frühstück für Duke und sich
mit auf sein Zimmer nehmen. Und wenn der Schwarzhaarige etwas abhaben wollte,
dann würde er wohl oder übel mit ihm reden müssen. Dieses kindische Verhalten
war doch einfach lächerlich!

Nachdem er sich noch einmal versichert hatte, dass Yami den Raum auch wirklich
verlassen hatte, drehte Duke sich mit einem leisen Ächzen auf die Seite und
quälte sich schließlich sogar ganz aus dem Bett, um in das angrenzende
Badezimmer zu taumeln. Dabei musste er die Zähne zusammenbeißen und sich den
ganzen Weg über an der Wand abstützen – ein weiterer Schlag für sein Ego,
das in der vergangenen Nacht schon gehörig zusammengestaucht worden war.

Es kam dem Schwarzhaarigen wie eine halbe Ewigkeit vor, bis er es endlich zur
Dusche geschafft hatte. Aufatmend drehte er das heiße Wasser auf und ließ sich
erst einmal eine Weile lang mit geschlossenen Augen berieseln, ehe er
schließlich langsam und vorsichtig damit begann, sich zu waschen. 'Ich verstehe
nicht, wie Yami das einfach so wegsteckt', grübelte er dabei vor sich hin. Ja,
sicher, der Bunthaarige hatte deutlich mehr Übung als er – immerhin war
dieser Positionswechsel der letzten Nacht der erste dieser Art gewesen; zuvor
hatte er noch nie zugelassen, dass ein anderer Mann sich seinen Körper einfach
so nahm –, aber das konnte doch nicht alles sein. Oder etwa doch?

'Ich sollte in Zukunft mal etwas sanfter mit ihm umgehen, nahm Duke sich vor,
nachdem er auch seine Haare gewaschen und sich den Schaum vom Körper gespült
hatte. Äußerst vorsichtig verließ er die Duschkabine, trocknete sich ab und
hüllte sich in einen seiner Bademäntel, der für alle Fälle hier in Yamis
Badezimmer hing. Dann atmete der Schwarzhaarige noch einmal tief durch und
machte sich auf den kilometerlang anmutenden Rückweg ins Schlafzimmer.

Noch ehe er jedoch die Badezimmertür hinter sich zugezogen hatte, schrak er
heftig zusammen, als er bemerkte, dass Yami in der Zwischenzeit bereits in sein
Zimmer zurückgekehrt war. Der unverkennbare Duft von schwarzem Kaffee lag in
der Luft und ein kurzer Blick auf das Tablett, das der Bunthaarige auf seinem
Nachttisch abgestellt hatte, ließ Dukes Magen leise grummeln.

"Du hättest ruhig noch liegen bleiben und Dich ausruhen können", begrüßte
Yami den Schwarzhaarigen ruhig. Dass dieser schon auf den Beinen war, hatte ihn
im ersten Moment etwas überrascht, aber dann hatte er zugeben müssen, dass es
einfach typisch für ihn war. Immerhin hatte er schließlich sowohl Arbeit zu
erledigen als auch einen Ruf zu wahren. Den Luxus, einfach mal auszuschlafen,
gönnte er sich nur ausgesprochen selten.

'Dabei hätte ihm etwas mehr Schlaf nach der letzten Nacht sicher gut getan.'
Mit einem unhörbaren Seufzen schüttelte der Bunthaarige diesen Gedanken ab und
deutete ein kleines Lächeln an. "Ich hab Dir Frühstück mitgebracht", machte
er, mehr aus Verlegenheit als aus Notwendigkeit, auf das Offensichtliche
aufmerksam. Die Tatsache, dass Duke noch immer nicht mit ihm sprach, machte ihn
wesentlich nervöser als hundert wütende Bakuras es gekonnt hätten.

'Vielleicht hab ich's letzte Nacht doch etwas übertrieben.' Ja, sicher, nach
der ersten Überraschung über den Positionswechsel hatte Duke das Ganze
unüberhörbar genossen, aber trotzdem war Yami sich nicht sicher, ob er nicht
doch zu weit gegangen war. Bisher war der Schwarzhaarige bei ihren
Techtelmechtels immer dominant gewesen, aber in der letzten Nacht hatte Yami
einfach nicht mehr an sich halten können. Er hatte Duke unbedingt beweisen
wollen, dass es Dinge gab, die ihm keine Frau der Welt jemals würde geben
können. Augenscheinlich war das jedoch ein Fehler gewesen – ein Fehler, der
ihn alles und noch mehr kosten konnte. Verdammt, warum hatte er sich nur nicht
zurückhalten können?

"Du kannst ja schon mal frühstücken. Leg Dich ruhig wieder hin. Ich kümmere
mich so lange um alles. Ich esse später." Damit verschwand Yami schon zum
zweiten Mal an diesem Morgen aus dem Zimmer, ohne eine Antwort abzuwarten.
Draußen lehnte er sich kurz an das Holz seiner Zimmertür, schloss die Augen
und atmete erst einmal tief durch, ehe er sich straffte und sich auf die Suche
nach Mai machte. Immerhin musste die Blondine ja Bescheid wissen, dass vorerst
wohl nicht mit dem Auftauchen des Bosses zu rechnen war.

Duke, der nicht so recht gewusst hatte, wie er auf Yamis Auftauchen reagieren
sollte – sollte er den Bunthaarigen für seine Anmaßung der vergangenen Nacht
anschreien oder sollte er sich doch lieber dafür entschuldigen, dass er selbst
oft so stürmisch gewesen war? –, fand seine Sprache erst wieder, als die
Zimmertür zum zweiten Mal an diesem Morgen hinter Yami zugefallen war. "Du
musst nicht gehen", kam es leise und eindeutig zu spät über seine Lippen, denn
der Bunthaarige kehrte nicht zurück.

Abgrundtief seufzend schleppte Duke sich die letzten paar Schritte zum Bett,
setzte sich vorsichtig und sog scharf die Luft ein. 'Entschuldigen. Definitiv.
Und zwar dringend.' Er musste sich unbedingt dafür entschuldigen, dass er sich
so oft nicht zurückgehalten hatte. Aber wie in aller Welt sollte er das tun,
wenn Yami einfach verschwand und ihn hier alleine zurückließ? Der
Schwarzhaarige wusste es nicht, aber er beschloss, im Augenblick auch nicht mehr
darüber nachzudenken. Sein knurrender Magen machte ihm ziemlich eindeutig klar,
wo seine Prioritäten vorerst liegen sollten.

Kaum dass er sich einigermaßen gestärkt und es sich wieder in Yamis Bett
bequem gemacht hatte, nachdem er sich vor allem an dem starken schwarzen Kaffee
bedient hatte, klopfte es und nur eine Sekunde später erschien zu Dukes
Enttäuschung nicht Yami, sondern Mai in der Tür. "Ich wollte nur mal nach Dir
sehen", erklärte sie ihr Auftauchen, zog sich ungefragt einen Stuhl zum Bett
und nahm so darauf Platz, dass sie ihren Boss ansehen konnte.

"Unsere Gäste sind alle versorgt. Ich habe vorhin mit Serenity gefrühstückt
und mich ein bisschen mit ihr unterhalten. Sie macht sich ziemlich große Sorgen
um ihren Bruder. Ich habe versucht, ihr die Situation ein bisschen zu erklären,
ohne ihr zu viel zu verraten. Dass ein Anschlag auf eine seiner Ausstellungen
eine sensible Künstlerseele wie Joey zutiefst verstört hat und dass das
Gefühlschaos wegen Bakura das Ganze eher verschlimmert als verbessert, hat sie
mir glücklicherweise problemlos geglaubt. Im Moment ist sie mit Tristan
unterwegs, um sich die Stadt anzusehen. Ich hoffe, das war okay. Ich hätte Joey
ja mitgeschickt und wäre selbst auch mitgefahren, aber von unserem blonden
Künstler war heute noch nicht viel zu sehen."

"Ist schon in Ordnung." Unter leisem Ächzen setzte Duke sich halb auf. Dabei
ließ er Mai nicht aus den Augen, aber die Blondine verzog keine Miene. Wenn sie
über die vergangene Nacht Bescheid wusste, dann gelang es ihr meisterhaft, sich
davon nichts anmerken zu lassen. "Yami hat mir vorhin übrigens erzählt, dass
er Bakura, Joey und dessen Freunde heute morgen in der Küche getroffen hat, als
er Frühstück gemacht hat", schwenkte sie stattdessen auf ein anderes Thema um.
Das kurze Flackern in den grünen Augen des Schwarzhaarigen entging ihr nicht,
aber sie sagte nichts dazu und gab auch mit keiner Silbe zu verstehen, dass sie
mit ihrem Halbbruder nicht nur über ihre Gäste, sondern auch über die
Vorkommnisse der letzten Nacht gesprochen hatte.

"Joey und Bakura haben sich wohl gestritten, aber als ich vorhin an Bakuras
Zimmertür geklopft habe, klang das, was ich gehört habe, definitiv eher nach
dem Gegenteil von Streit. Aus diesem Grund habe ich Tristan auch alleine mit
Serenity losgeschickt. Ich denke, Joey wäre es unglaublich peinlich, wenn seine
kleine Schwester mitanhören würde, was Bakura und er hinter verschlossenen
Türen so miteinander treiben." Bei diesen Worten konnte Mai sich ein leichtes
Grinsen nicht verkneifen. "Es würde mich doch sehr wundern, wenn irgendjemand
einen der beiden vor morgen Mittag zu Gesicht bekommt. Ich hoffe, Du brauchst
Bakura bis dahin nicht. Ich fürchte, er würde im Moment jeden umbringen, der
es wagt, ihn und Joey zu stören."

Diese Aussage ließ eine von Dukes Brauen in die Höhe wandern. So
pflichtvergessen war Bakura sonst eigentlich nie. Zu sehr steckte ihm immer noch
die Angst davor, zu Kisaragi zurückgeschickt zu werden, in den Knochen. Dass er
jetzt tatsächlich so mit dem Feuer spielte, war eindeutig mehr als
ungewöhnlich für den Weißhaarigen. Immerhin tat er sonst wirklich alles, um
auch nur die Erwähnung des Namens Kisaragi zu vermeiden.

"Mir scheint, Bakura hat wirklich Gefallen an Joey gefunden." Was, genau
betrachtet, vielleicht gar nicht unbedingt das Schlechteste war. 'Vielleicht
kann ich Bakura dazu abstellen, ein Auge auf Joey zu haben.' Doch, die Idee war
wirklich gut. Wenn der Weißhaarige den Blondschopf im Auge behielt und ihn
beschäftigte, dann war die Gefahr, dass er tatsächlich rückfällig wurde,
deutlich geringer. Und außerdem musste er selbst sich dann nicht mehr ständig
mit Bakuras schlechter Laune herumschlagen. Wenn der Weißhaarige körperlich
und vor allem sexuell ausgelastet war, war er schließlich wesentlich ruhiger
und umgänglicher als sonst.

"Ich denke, das können wir nutzen." Mai schmunzelte leicht über den
geschäftsmäßigen Tonfall ihres Bosses, wurde aber gleich wieder ernst. "Das
denke ich auch. Bakura wird sich sicher freuen. Und Joey garantiert auch, obwohl
er das wohl kaum freiwillig zugeben wird", stimmte sie zu. "Joeys Freunde sind
übrigens auch in der Stadt. Sie wollten zusammen ins Museum. Tristan hat sie
dort abgesetzt und holt sie auf dem Rückweg wieder ab", gab sie die weiteren
Informationen preis, die sie noch hatte. Dann rückte sie mit dem Stuhl noch ein
bisschen näher ans Bett und sah ihrem Boss forschend ins Gesicht. Dieser schien
versucht zu sein, den Augenkontakt zu vermeiden, erwiderte ihren Blick nach
kurzem Zögern allerdings doch.

"Yami fühlt sich furchtbar", begann Mai und nahm zu ihrer Zufriedenheit wahr,
dass die grünen Augen des Schwarzhaarigen sich bei diesen Worten erschrocken
weiteten. "Er ist vollkommen durcheinander und befürchtet, dass er letzte Nacht
einen Fehler gemacht hat, den er nie wiedergutmachen kann. Deshalb traut er sich
jetzt auch nicht her. Er ist zum Schießstand gegangen und trainiert wie ein
Besessener."

"So ein Idiot!" Vor sich hin fluchend stemmte Duke sich komplett hoch,
ignorierte den Schmerz an einer sehr pikanten Körperstelle und fuhr auch kaum
zusammen, als Mai ihm seine Kleidung reichte, sobald er sich auf die Beine
gekämpft hatte. "Ihr Jungs seid manchmal wie kleine Kinder. Bloß nicht
miteinander reden, wenn ihr etwas zu klären habt. Nein, ihr schweigt euch
lieber an, anstatt euch auszusprechen", tadelte sie dabei, konnte den
amüsierten Unterton allerdings nicht aus ihrer Stimme verbannen. Irgendwie war
es ja fast schon wieder lustig mit anzusehen, wie "ihre" Jungs lieber über ihre
eigenen Zungen stolperten, anstatt miteinander zu sprechen.

"Du überschreitest Deine Kompetenzen ganz gewaltig, Mai." Dukes Warnung verlor
durch die Tatsache, dass er sich ausgesprochen mühsam und ungelenk in seine
Kleidung quälte, deutlich an Wirkung. Nicht, dass die Blondine sich überhaupt
davon hätte beeindrucken lassen. Ja, sicher, sie arbeitete für den
Schwarzhaarigen, aber das bedeutete schließlich nicht, dass sie keine eigene
Meinung haben durfte. Und daran, diese Meinung kundzutun, ließ sie sich auch
von niemandem hindern. Das wäre doch gelacht!

"Mag sein, aber ich darf das", erwiderte sie daher selbstbewusst und strich sich
eine störende blonde Locke aus dem Gesicht. "Yami ist mein Halbbruder und Du
bist offiziell mein Liebhaber und inoffiziell mein Boss. Ich habe also jedes
Recht dazu, euch beiden den Kopf zurechtzurücken, wenn ihr euch so kindisch und
idiotisch aufführt wie heute", fügte sie noch hinzu und Duke musste sich auf
die Unterlippe beißen, um nicht zu grinsen. Genau betrachtet hatte Mai ja
tatsächlich Recht. Sie hatte noch nie ein Blatt vor den Mund genommen und genau
das mochte er schließlich so an ihr. Sie war immer entwaffnend ehrlich,
besonders dann, wenn sie alleine waren und sie offen reden konnte.

"Außerdem bist Du ja auch ein ganzes Stück älter als wir", stichelte der
Schwarzhaarige trotzdem und fing sich dafür einen Boxhieb gegen den Oberarm
ein, der ihn doch noch zum Lachen brachte. "Man spricht eine Dame nie auf ihr
Alter an", belehrte Mai ihn und piekte ihm gegen die Brust. "Und wenn Du jetzt
nicht zusiehst, dass Du zum Schießstand kommst, dann schleife ich Dich
persönlich an den Haaren dorthin, Boss hin oder her!", drohte sie spielerisch
und gab ihm noch einen leichten Klaps auf den Hinterkopf, ehe sie ihn rigoros
vor sich her aus dem Zimmer schob.

Noch immer leise vor sich hin lachend machte Duke sich tatsächlich auf den Weg
in Richtung des Gartens, in dem sich der Schießstand befand. Dabei war er
ungemein froh darüber, dass die Villa so leer war. Darauf, jetzt jemandem unter
die Augen zu treten, konnte er nur zu gut verzichten. Er hatte schließlich
einen Ruf zu verlieren, den er nun wirklich nicht riskieren wollte. Schlimm
genug, dass Noah sein Geeiere sicher auf den Überwachungsbändern würde sehen
können. 'Löschen. Definitiv löschen', nahm Duke sich vor. Auf gar keinen Fall
wollte er, dass durch irgendeinen dummen Zufall doch noch durchsickerte, was
genau ihm in der letzten Nacht widerfahren war. Das ging nur Yami und ihn etwas
an, sonst niemanden.

Es erschien dem Schwarzhaarigen wie eine Ewigkeit, bis er endlich sein Ziel
erreicht hatte. Yami, angetan mit Ohrenschützern und einer gelben Brille,
bemerkte sein Kommen nicht und Duke nutzte die Chance, um den Anderen eine Weile
zu beobachten. Jedes Mal war es wieder erstaunlich, wie gut der Bunthaarige mit
seiner Waffe umgehen konnte und wie präzise seine Schüsse ihr Ziel trafen.

'Wenn ich Yami und Bakura nicht hätte, dann wäre ich schon lange tot', ging es
dem Schwarzhaarigen nicht zum ersten Mal durch den Kopf. So lässig, wie es ihm
in seiner Verfassung möglich war, lehnte er sich an einen Baum in der Nähe,
verschränkte die Arme vor der Brust und wartete, bis Yami sein Training beendet
hatte. Dieses Mal musste er sich länger gedulden als gewöhnlich, aber er
unternahm nichts, um den Bunthaarigen früher auf seine Anwesenheit aufmerksam
zu machen. Erst als dieser seine Waffe beiseite legte und die Ohrenschützer
abnahm, räusperte Duke sich und schmunzelte ganz leicht, als Yami sich zu ihm
umdrehte und bei seinem Anblick gleich erschrocken zusammenfuhr.

"Mal wieder lauter Volltreffer", konstatierte der Schwarzhaarige mit einem
Nicken in Richtung der Zielscheibe, aber Yami gönnte dieser keinen zweiten
Blick. Zum Einen wusste er selbst, wie präzise er getroffen hatte, und zum
Anderen war er viel zu nervös, um jetzt wegzusehen. Was wollte Duke hier? Warum
lag er nicht im Bett und gönnte sich noch ein bisschen Ruhe? War sein Hiersein
ein gutes Zeichen oder doch eher ein schlechtes? Der Bunthaarige wusste es nicht
und diese Ungewissheit machte ihn wahnsinnig.

"Wie immer", gab er dennoch relativ neutral zurück und nahm erst mal die Brille
ab, um sich selbst noch ein bisschen Zeit zum Sammeln zu geben. Erst dann sah er
seinen Boss wieder an. Ihm weiter aus dem Weg gehen zu wollen brachte wohl
nichts, also war es an der Zeit, sich dem Unvermeidlichen zu stellen – wie
auch immer dieses Unvermeidliche jetzt genau aussehen würde.

Duke, dem Yamis unterschwellige Nervosität nicht entging, atmete noch einmal
tief durch, ehe er sich räusperte. "Ich denke, wir müssen reden", begann er
ernst, schmunzelte dann jedoch leicht. "Na ja, eigentlich ist es vielmehr Mai,
die das denkt, aber ich glaube, sie hat Recht", gab er zu und sein Schmunzeln
wandelte sich zu einem Grinsen, als Yami ihn gleichermaßen überrascht wie
zerknirscht ansah.

"Tut mir leid. Ich weiß, ich hätte ihr nicht davon erzählen sollen, aber
...", setzte der Bunthaarige an, aber Duke schnitt ihm mit einer knappen Geste
das Wort ab. "Ist schon in Ordnung. Es ist nur so, dass ...", begann er mit
einer Rechtfertigung, schüttelte dann jedoch den Kopf und sah seinen
Gesprächspartner fragend an. "Bin ich Dir manchmal zu wild?", verlieh er dann
seiner Hauptsorge des Morgens Ausdruck. Darüber, ob er nicht manchmal zu grob
zu Yami war, hatte er seit dem Aufwachen die ganze Zeit nachdenken müssen. War
der Bunthaarige wirklich so ein guter Schauspieler, dass es ihm gelang, sich
nichts anmerken zu lassen? Oder war er selbst bisher einfach nur zu blind und zu
sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er nichts davon mitbekommen
hatte, dass er dem Mann, den er liebte, Schmerzen zugefügt hatte?

Im ersten Moment glaubte Yami, sich verhört zu haben. Hatte Duke ihn gerade
wirklich gefragt, ob ihm der Sex zu wild war? 'Glaubt er etwa wirklich, dass er
mir weh getan hat?' Aber das war doch Unsinn! Vollkommener Quatsch, um genau zu
sein. Er genoss doch jede der Nächte, die sie zusammen verbrachten. Wie kam der
Schwarzhaarige nur auf die Idee, dass es anders sein könnte?

"Wenn ja, dann musst Du mir das nur sagen. Ich kann mich auch zurückhalten,
wenn Du das willst. Ich kann ..." Duke kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden,
denn Yami trat näher zu ihm, legte ihm einen Finger auf die Lippen und
unterbrach ihn so. "Das musst Du nicht", widersprach er gleich und lächelte den
nur wenig Größeren von unten herauf an. "Wie kannst Du glauben, dass mir das,
was wir tun, nicht gefällt oder dass es mir zu viel ist?", tadelte er sanft
weiter, ließ aber nicht zu, dass der Schwarzhaarige etwas dazu sagte.
Stattdessen reckte er sich ein bisschen und hauchte ihm einen Kuss auf die
Lippen, löste sich aber gleich darauf wieder von ihm.

"Weißt Du, dieses unangenehme Ziehen und die Schmerzen ... Das passiert
eigentlich nur beim ersten Mal. Ich hätte es letzte Nacht nicht so übertreiben
dürfen. Aber ich konnte doch nicht wissen, dass Du so noch gar keine Erfahrung
hattest." Diese Rechtfertigung Yamis brachte Duke zum Schmunzeln. "Mit wem
hätte ich diese Erfahrung denn bitteschön machen sollen, hm? Außer Dir gibt
es niemanden, dem ich genügend vertraue", ließ er den Bunthaarigen wissen und
lächelte, als dessen Augen groß wurden.

"Sag bloß, Du hast das nicht gewusst?", erkundigte er sich neckend, gab nun
jedoch seinerseits Yami keine Möglichkeit zum Antworten, sondern küsste ihn
stattdessen lange und zärtlich. Danach wanderte er mit seinen Lippen zum Hals
des Bunthaarigen weiter, pustete sanft gegen die empfindliche Haut dort und
knabberte schließlich ein wenig an seinem Ohrläppchen, weil er genau wusste,
dass Yamis Knie davon immer weich wurden.

"Für mich hat es immer nur Dich gegeben. Alle Anderen waren Spielereien, nichts
weiter. Nur Du warst mir immer wichtig, sonst niemand. Und na ja ... Wenn es
wirklich nicht jedes Mal so ist wie heute, dann ... könnten wir das ja
vielleicht noch mal wiederholen. Genau betrachtet war die letzte Nacht nämlich
das absolute Gegenteil von schlecht", gestand er dann vor dem Bunthaarigen und
sich selbst ein, was ihn den ganzen Morgen über noch zusätzlich beschäftigt
hatte. Leicht fiel ihm dieses Geständnis zwar nicht, aber Yamis Strahlen machte
ihm klar, dass es das Richtige gewesen war.

"Beim nächsten Mal bin ich vorsichtiger", versprach der Bunthaarige, schlang
seine Arme um Dukes Nacken und küsste diesen seinerseits mit all seiner
Sehnsucht und allem Gefühl, zu dem er fähig war. Der Schwarzhaarige erwiderte
den Kuss ebenso sehnsüchtig. Mai, die in den Garten gekommen war, um nach ihrem
Boss und ihrem Halbbruder zu sehen und ihnen, falls notwendig, noch ein wenig
auf die Sprünge zu helfen, bemerkte keiner der beiden Männer.

'Na bitte, es geht doch.' Überaus zufrieden mit sich und der Welt drehte die
Blondine sich auf dem Absatz um und ging, unhörbar ein kleines Liedchen vor
sich hin summend, zurück zur Villa. Da ja augenscheinlich erst einmal alle ihre
Jungs beschäftigt waren, beschloss sie, würde sie jetzt gleich einfach Kisara
anrufen und sich noch mit ihr treffen. Immerhin galt es, den zukünftigen Erben
oder auch die Erbin des kaibaschen Vermögens einzukleiden und auszustatten. Das
war eine Aufgabe ganz nach Mais Geschmack.

Bis zum nächsten Mal!

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Antwort von:  jyorie
20.04.2014 10:43
warum kann man auf Mexx die Kommis nicht mehr löschen, wenn man was falsch getippt hat????

*grummelt* so ein blödfug*
Antwort von:  jyorie
20.04.2014 10:46
sorry, das hier war ein Fehler, ich lese nicht gern am Bildschirm und wollte mir das Kapitel 41 aufs Handy kopieren, hab aber die falsche Registrierkarte im Explorer erwischt und das Kapitel hier einkopiert.

Als ich mir vorher eure Geschichte aufs Handy gezogen hatte, hab ich 2x Kapitel 42 kopiert, und es nicht gemerkt, erst eben als ich das letzte lesen wollte, ist mir aufgefallen, das K41 und K42 sich gleich anhören und das ich statt K41 schon K42 gelesen habe, also stimmt der letzte kommi nicht und ich lese dann jetzt erst das K41
Von:  jyorie
2014-04-20T08:34:17+00:00 20.04.2014 10:34
Hey (。・ω・。)

Ryou ist ein echter Freund, auch wenn er momentan
wohl eher mehr Gedanken hat, das er seine Haut retten
kann, aber wenn man bedenkt wie Joey sonst ist und
das er jetzt scheinbar nicht mehr weiß wo ihm der Kopf
steht, ist das schon bedenklich, und da Ryou ja selbst eine
Beziehung mit einem Mann hat, wird Joey das auch nicht
verstecken können, das ihm etwas weh tut, Ryou sieht da
sicher die kleinsten anzeichen, oder zurückzucken, wenn
Joey etwas ziept.

bin gespannt, was er jetzt unternehmen wird und was den
Bakura denkt, was das zwischen ihnen ist, aber mehr noch,
warum ist er jetzt wieder so grießgrämig ... soll er Joey doch
umbringen? Gibt es schlechte neuigkeiten? Den Titel trägt
die FF sicher nicht ohne Grund.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-20T07:20:39+00:00 20.04.2014 09:20
Hey ☆*:.。. o(≧▽≦)o .。.:*☆

He he ... Oh weih ... Bakura ist
Ja wirklich süchtig nach dem Blondie.

Am krassesten fand ich in dem Kapitel
Aber yami. Wie er an den beiden vorbei
ist, als würde ihn nichts mehr tangieren.
Dabei hat doch die Luft in der Küche
schon geglüht^^

Bin mal gespannt, ob Joey das jetzt so
Einfach mit sich machen lässt was Bakura
vor hat und er sich ohne reden
Oder eine Klärung, wie sie jetzt zueinander
stehen ins Bett zerren lässt

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-19T18:52:58+00:00 19.04.2014 20:52
Hey (•‿•)

*lacht* Bakura in Höchstform ^^

Ryou und Malik haben ja einiges
ausgehalten mit ihrem freundlichen
abhohlservice ^^ und wie sich dann
Bakura auch immer wieder gefreut hat,
wenn er ein Stück näher an Zuhause
war^^

Mir hat er zu Schluss richtig leid getan,
das er noch nicht zu Joey konnte, weil
serenety noch bei ihm war.

Yami war auch gut ^^
Jetzt bekommt Duke mal erklärt wem
er "Gehört". ;-)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-19T18:52:33+00:00 19.04.2014 20:52
Hey ♫꒰・‿・๑꒱

Da hat sich Bakura ja was schönes aus
dem Ärmel gezaubert, warum er bei
Duke in der Vila ist.

Tja, das kommt davon, wenn man sich
vorher keine Geschichte überlegt.
Außerdem hat es mir gefallen, wie
verlegen er bei Bakura war.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-19T07:46:54+00:00 19.04.2014 09:46
Hey ^ ͜• ^

In dem Haushalt gibt es wohl einige
Missverständnisse ... Ich hoffe das
Yami nicht allzusauer ist, das Duke
etwas mit serenety geschäkert hat^^

Knuffig, wie sich Tristan auf den ersten
Blick in die kleine verliebt hat. Vielleicht
Bleiben die Geschwister ja Dauergäste
Bei Duke, wenn sich das so weiter
entwickelt >,< dann müsste sich Duke
Auch keine Gedanken darum machen,
Das er Joey Tod sehen müsste :(

Das Wiedersehen der beiden war niedlich :)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-19T07:46:45+00:00 19.04.2014 09:46
Hey (ॢ˘⌣˘ ॢ⑅)

Schade das sich Bakura und Joey schon
Seit einer Woche nicht mehr gesehen
Haben.

Bei dem Satz, er sei soooo aufgeregt,
Weil serenety kommt, dachte ich schon
Jetzt kommt Bakura und nimmt ihn so
Durch, das er wieder ruhig ist ...

Aber da wird sich Joey wohl noch
Eine Weile mit den Zeichnungen ablenken
Müssen. Bin gespannt, wenn er das Bild
Von mai sieht, ob er dann eifersüchtig
Wird ^^

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-19T07:46:13+00:00 19.04.2014 09:46
Hey (❁´‿`❁)*✲゚*

*schmunzelt* so ein Einkaufsbummel
Kann aber auch schlauchen *ggg*
Ich hätte Bakura zu gern gesehen,
Wie er Mai dafür verteufelt hat^^

Ist Mai wirklich in Duke verschossen?
Dann hätte sie sich ja ins eigene Fleisch
Geschnitten, wenn sie ihrem Bruder
Geholfen hat, Duke zu bekommen.


CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-18T20:26:08+00:00 18.04.2014 22:26
Hey (∩_∩)

Dafür das Bakura den pinselquäler
nicht mag, ist er aber sehr Besitz
Ergreifend geworden *schmunzelt*

irgenwie find ich das aber süß, das
er aufeinmal so offen vernarrt in den
Blonden ist, und nach Joeys entäuschtem
Blick, scheint ihm das auch zu gefallen.

*ggg* ich mag schmuse kapitel :)

CuCu Jyorie



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