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I'm just more

... More than I thought
von

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You've gone too far

You’ve gone too far
 

You've gone too far

Get up, Get up

Who you thing you are?

Get up so we can finish this

Is that what you came for?

(This means War – Nickelback)
 

Wir fahren so schnell, dass ich fast Angst habe, Jun würde gleich die Kontrolle über den Wagen verlieren. Ich habe nur aufgelegt und ihm erzählt, dass die Polizei ihn gefunden hat und schon hat er mich an der Hand gepackt und die Treppe runter in die Garage geschleift.

Jetzt sind wir unterwegs zu Miyavi und Uruha, um mit ihnen gemeinsam zum Polizeipräsidium zu fahren – beziehungsweise ihnen zu folgen, denn wir beide haben keine Ahnung, wo wir herfahren müssen.

Ich japse auf, als der Anschnallgurt mir in den Hals schneidet und ich nach vorne gerissen werde. Vor uns ist eine rote Ampel.

„Scheiße!“ Wütend versetzt Jun seinem Lenkrad einen Schlag, trifft dabei die Hupe.

„Hey“, sage ich leise und lege ihm eine Hand auf die Schulter, „beruhige dich. Eigentlich müsste ich derjenige sein, der hier gleich ausrastet, nicht du. Und jetzt müssen wir uns wirklich keine Sorgen mehr machen, sie haben Takeya.“ Den nächsten Satz sage ich seit dem letzten Wochen zum ersten Mal aus eigener Überzeugung: „Alles wird gut.“

Als wir bei Miya ankommen, sehe ich schon, wie Maya völlig aufgelöst um Uruha rumwuselt, der Miyavi gerade davon zu überzeugen versucht, dass er in seinem Zustand besser nicht fahren sollte. Aiji lehnt am Wagen und betrachtet die Szenerie stumm, als hätte er nichts dazu zu sagen – hat er wahrscheinlich auch nicht.

Jun kurbelt das Fenster herunter: „Leute? Wir sind da.“

„Na endlich“, kommt es monoton von Aiji, er packt seinen Freund fast grob am Handgelenk, zieht ihn zu sich und schiebt ihn auf die Rückbank des Wagens. „Kommt ihr?“

„Ja, wir kommen. Und ICH fahre“, sagt Uruha energisch, nimmt Miyavi den Autoschlüssel aus der Hand und steigt demonstrativ auf der Fahrerseite ein.
 

Kaum haben wir am Präsidium gehalten, springt mein bester Freund aus dem Wagen und läuft auf die Tür zu. Uruha seufzt, gibt uns einen Wink, wir sollten ihm nachlaufen – was wir auch tun.

„Miya!“, schreie ich und bin schrecklich froh, dass er tatsächlich stehen bleibt. „Könntest du mir vielleicht erklären, was hier überhaupt los ist? Weißt du, wo Takeya gefunden wurde?“

„Ja.“ Die Stimme meines besten Freundes zittert, dieses Mal kann ich Trauer aber ausschließen. Sie vibriert vor Wut. Einer Wut, vor der man Angst bekommen kann. „Und ich gehe da jetzt rein und werde sie so was von fertig machen!“

Hä? Wen fertig machen? Verwirrt folge ich, zusammen mit Maya und Aiji, Miyavi in das Gebäude, wo er gar nicht weiter fragt, sondern einfach ziellos in alle möglichen Ecken guckt.

„Kann ich helfen?“, fragt ein ältlicher Mann in Polizeiuniform und lächelt mich fragend an.

„Ähm, ja … eventuell … Wir suchen einen gewissen Takeya. Takeya Ishihara. Wir wurden informiert, dass er gefunden wurden und wir ihn hier abholen können.“

„Ach, dieser kleine japanische Junge? Der kleine Frechdachs hat die Kollegin, die auf ihn aufgepasst hat, mit Orangensaft bespritzt, ein fast fertiges Fallprotokoll zerrissen und zehn Minuten geweint, weil wir seine Lieblingskekse nicht haben. … Sind Sie der Bruder?“

„Nein, ich bin der beste Freund seines Vaters. Wo haben Sie Takeya gefunden?“

„Na ja, er war erst wie vom Erdboden verschluckt, doch dann haben wir ihn mit einer jungen Frau in der Stadt entdeckt … Sie schien gut mit ihm umzugehen, aber als wir sie mitgenommen haben, hat sie nicht mit uns reden wollen. Wir wissen nicht wer sie ist und warum sie den Jungen bei sich hatte. … Vielleicht finden Sie das ja raus. Folgen Sie mir bitte.“

Ich winke den anderen zu, um zu signalisieren, dass wir dem Mann folgen sollen und laufe ihm dann nach durch das Polizeipräsidium. Die Wände sind gelb gestrichen, überall hängen Bilder und Fotos, die wahrscheinlich eine gemütliche Atmosphäre schaffen sollen. Aber sein wir mal ehrlich: Wer fühlt sich auf einem Polizeipräsidium wohl? Gerade biegen wir um die nächste Ecke, als ich eine junge Frau entdecke, die von einer Polizistin in ein Zimmer gebeten wird – sie will ihr gerade folgen, da schreit Miyavi hinter mir los: „Ich hätte es wissen müssen! Ich hätte es wissen müssen! Wie konntest du mir das antun?!“ Schnaubend rennt er auf die Frau zu, reißt sie an der Schulter herum – es ist Lara. Ihre Schminke ist verschmiert, als hätte sie geweint, doch ihr Gesicht ist hart wie Stein. Das braune Haar wirkt zerzaust, nicht so ordentlich und gepflegt wie bei unserer ersten Begegnung.

„Was sollte das, Lara? Wie kommst du dazu, MEINEN SOHN EINFACH MITZUNEHMEN?! Aus einem RESTAURANT! Das ist Kindesentführung, falls du dir dessen nicht bewusst bist!“

„Das ist es nicht! Takeya ist auch mein Sohn!“

„Ist er nicht! Takeya ist schon lange nicht mehr dein Sohn! Seit du verschwunden bist, ist er nicht mehr dein Sohn. Er ist das Kind, dass du zur Welt gebracht hast, aber er ist nicht dein Sohn!“

Uruha holt uns ein, läuft an Maya, Jun, Aiji und mir vorbei und tritt hinter Miyavi. Vorsichtig legt er ihm eine Hand auf die Schulter, doch mein bester Freund schüttelt sie unsanft ab.

„Weißt du, was du mir damit angetan hast?! Du hättest mein Leben um ein Haar zum zweiten Mal zerstört!“

„Pff …“, macht Lara und zwirbelt eine Strähne ihres braunen Haares zwischen den Fingern. „Ich habe dein Leben zerstört? Ich glaube kaum. Wenn, dann war es umgekehrt. Wer war es denn, der mich geschwängert hat?“

Selbst aus einigen Metern Entfernung kann ich sehen, wie Miyavis Kiefermuskeln sich anspannen: Ooooh, Lara, das gesagt zu haben, war ein Fehler. „Und wer wollte nicht verhüten! Ich hab dir gesagt, dass das Risiko besteht! Aber neeeein, du wolltest trotzdem! So viel zu der These, nur Männer denken nur an Sex! Und wir hätten es geschafft, okay? Wir hätten das alles schaffen können!“

Miyas Blick verdunkelt sich, als würden in seinem Kopf Gewitterwolken aufziehen. Seine Fingernägel bohren sich in seine Handballen. „Halt, nein, hätten wir nicht! Früher oder später hättest du mich allein gelassen!“

„Stimmt. Mit einem Menschen wie dir kann man nicht zusammenleben! Was meinst du, warum ich Takeya zu mir genommen habe? Er hat mit mir so viel gelacht, wie er es bei dir sicher nie getan hat!“

Das ist so ungefähr das Schlimmste, was Lara hätte sagen können. Einfach zu viel. Jetzt ist sie einen Schritt zu weit gegangen. Ich sehe gerade noch, wie Miyavi die Hand zurückreißt, da klatscht es auch schon. Mit diesem Geräusch erwacht anscheinend auch die Polizistin, die die ganze Zeit wie hypnotisiert dem Gespräch gefolgt ist, wieder aus ihrer Trance und packt Miyavi grob am Arm.

„Hey, was fällt Ihnen ein, ihre Freundin zu schlagen?“, schreit sie, während sie Lara schützend hinter sich zieht. … Als wenn Lara das verdient hätte! Würde die werte Frau Beamtin wissen, wie die ganze Geschichte aussieht, ich wette, sie würde eher Miya beschützen.

„Sie ist nicht meine Freundin“, zischt mein bester Freund wütend. „Es gab mal eine absurde Zeitspanne, in der ich das dachte, aber das war der größte Fehler meines Lebens! Diese Frau ist ein Monster! Sie hat meinen Sohn entführt! Wo ist mein Sohn? Wo ist Takeya?“

Ich muss beinahe grinsen, als die Polizistin bei diesem Namen den Mund verzieht. Wahrscheinlich ist sie die Glückliche, deren Fallprotokoll heute in Mitleidenschaft gezogen wurde. Geschieht ihr recht! Diese Frau ist mir – ohne Untertreibung – extrem unsympathisch.

„Ihr Sohn“, sagt sie spitz, „wartet den Gang runter. Zweite Tür links. Aber Sie kommen erst mir, und ihre Freunde da auch, damit wir den Fall hier klären können.“

„Ich komme nicht mit, bevor ich nicht Takeya gesehen habe“, beschließt Miyavi entschlossen und verschränkt die Arme vor der Brust. Tja, ich denke, die Polizistin wird keine andere Wahl haben, als ihn gehen zu lassen – an seinen Augen lässt sich nur zu gut ablesen, dass das sein voller Ernst ist.

Die Beamtin seufzt. „Gut, dann gehen sie eben. Aber innerhalb der nächsten Viertelstunde erwarte ich sie in meinem Büro.“ Sie deutet auf den Raum, in den sie Lara gerade bringen will, doch Miya hört ihr schon nicht mehr zu, läuft mit langen Schritten den Gang herunter.

„Geht klar“, antwortet Uruha an seiner Stelle, folgt seinem Mitbewohner dann zusammen mit uns.

Als ich in den Türrahmen trete und meinen besten Freund sehe, könnte ich beinahe heulen. Er steht da, die Schultern hängen herab, jedoch nicht so, als wäre er erschüttert und hilflos, nein, eher als würde eine riesige Last von ihnen fallen. Seine Augen kleben an Takeya, der in diesem Moment den Blick von den Bauklötzen hebt, mit denen er gespielt hat und uns anstrahlt, als wären wir sechs riesige Kugeln Erdbeereis, oder – wenn er eher so denkt wie Maya – sechs übergroße Lollis.

„Takeya“, flüstert Miyavi tonlos, sinkt auf ein Knie und breitet die Arme aus.

„Papa!!“ Freudig rennt der Kleine auf seinen Vater zu, fällt ihm mit einem kindlichen Quieken um den Hals. „Da bist du ja! Mama hat desagt, du bist weg, aber dat hab is ihr nich dedlaubt!“

Ich erstarre. Mama? Weiß er etwa, dass …

„Meine Mama is nämlis gar nich tot, weißt du?“

„Ich weiß, ja, ich weiß“, murmelt Miyavi und vergräbt die Nase im Pullover seines Sohnes. Tränen laufen ihm über die Wangen, sein ganzer Körper bebt vor Erleichterung, Freude und Rührung. Den kleinen heißen Tropen, der mir selbst die Nase herunterläuft, bemerke ich erst, als Jun ihn lächelnd wegwischt. „Hey“, flüstert er dicht neben meinem Ohr und leckt mir kurz über die Ohrmuschel, „nicht heulen, Kleiner. Bist doch ein Mann, hm? Noch nie gehört, dass Männer nicht weinen?“

Ich grinse, während ich seine Hand auf meinen Bauch ziehe. „Nein, noch nie gehört.“

„Aber walum is die denn nich tot? Dat hat du doch desagt.“

„Papa hat sich geirrt, Sweety. Sie ist nicht tot. War sie denn lieb zu dir?“

Takeya nickt.

„Willst du sie wiedersehen?“

„Vielleist …“

„Okay … Papa muss das jetzt mal klären, ja? Spielst du hier weiter?“ Liebevoll streicht Miya seinem Sohn durchs Haar. Noch immer sind seine Augen ein wenig feucht, doch man sieht ihm an, dass er sich zusammenreißt. Er will nicht noch mehr weinen, nicht vor Takeya. Und genauso sieht man ihm auch an, dass es ihm wahnsinnig schwer fällt, jetzt aufzustehen, um mit uns zu kommen und seine Aussage aufnehmen zu lassen.
 

Mittlerweile sitzen wir alle bei Takeya und spielen mit ihm Duplo – der Kleine freut sich wie sonst wer, so viele Leute spielen selten gleichzeitig mit ihm. Nur Miyavi ist noch mit Lara bei der Polizistin. Sie sind voll und ganz damit beschäftigt, das eigene Verhalten zu rechtfertigen. Ich hoffe nur, dass das alles gut geht und es nicht für beide unangenehme Folgen gibt,. Okay, Lara gönne ich das, aber ich finde, Miya hat zu viel durchgemacht, um sich jetzt noch für irgendetwas verantworten zu müssen. Außerdem wüsste ich auch nicht, wofür man ihn verantwortlich machen sollte. Wenn, dann wären wir die, die Schuld mit sich herumtragen. Immerhin waren wir die, die erstens Lara nicht bemerkt haben und zweitens nicht mitbekommen haben, dass Takeya aufgestanden und losgelaufen ist, um sich einen Strohhalm von Tresen zu holen. So war es für Miyas Ex ein Leichtes, den Kleinen zu ködern – sie hat ihm von einem Babykaninchen erzählt, das bei ihr im Auto sitzt –, mitzunehmen und ihm dann die Geschichte zu erzählen, sein Papa hätte sie geschickt, um ihn zu holen, weil sie nämlich seine Mama sei und nun auf ihn aufpassen solle, weil Miyavi eine Weltreise machen wolle – so einen Mist glaubt auch nur ein zweijähriges Kind.

„Aua, aua, der Azt muss tommen, der Mann is die Teppe runterdefallen!“

„Der Mann ist die Treppe runtergefallen?“, fragt Jun gespielt entsetzt und greift nach der Duplofigur, die den Arzt darstellen soll. Lächelnd beobachte ich, wie er den Mann verarztet, den die böse Treppe zu Fall gebracht hat und anschließend ein Liedchen darüber singt, wie schön es ist, als Arzt Menschen helfen zu können. In solchen Momenten weiß ich noch mehr als sonst, warum ich diesen Jungen so sehr liebe. Er ist ein so begeisterter Mensch. Egal was er tut, er tut es mit Herz und Seele und freut sich wahnsinnig, wenn er damit andere glücklich machen kann. Leute wie Takeya, Leute wie Jenni, Leute wie mich. Er ist einer von denen, die am liebsten die Welt aus den Angeln heben wollen, um sie so lange zu drehen, bis alles gut wird, bis alles Schlechte in den Weltraum geschleudert wurde. Er ist einer von denen, die nur dann glücklich sind, wenn sie das Gefühl haben, dass auch ihr Umfeld glücklich ist.

„Ruhuuu“, kommt es von Maya, der neben mir sitzt. Der Flummi kichert, piekt mir in die Seite. „Nicht so viel träumen! Das sieht aus, als würdest du deinen Freund das erste Mal sehen. Reiß dich mal ein bisschen zusammen. Sag mal, was macht Miyavi eigentlich noch so lange?“

„Er redet mit den Leuten da über den Verbleib von Takeya. Ich glaube, es wird einen Sorgerechtskampf geben – aber wenn ich ehrlich bin: Miya wird wohl kaum Probleme haben, ihn zu gewinnen. Lara ist – so fern ich das richtig verstanden habe – tatsächlich schuldig der Kindesentführung, sie ist abgehauen, weil sie Angst vor der Verantwortung eines Kindes hatte … Miyavi hingegen war immer da, hat sich um Takeya gekümmert, hat ihm immer das Beste ermöglicht. Dieser Mann ist der beste Vater, den ein Kind sich wünschen kann – und Lara die denkbar schlechteste Mutter. Schräge Mischung …“

„Die Hauptsache“, sagt Aiji, der Maya den Kopf auf die Schulter legt, „ist, dass dem Kleinen nichts passiert ist und er von dem ganzen Stress um seine Person nichts mitbekommen muss.“

„DU GEHST DA JETZT SICHER NICHT REIN!“, schreit Miyavis Stimme aus dem Flur. Uruha reagier schnell, hält Takeya die Ohren zu. Laras Silhouette taucht im Türrahmen auf, wird jedoch zurückgerissen. „Du wirst mich und Takeya ab heute in Ruhe lassen! Ganz in Ruhe! Zumindest bis wir vor Gericht stehen. Geh einfach, Lara, du hast für die nächste Zeit wirklich genug kaputt gemacht.“

Schnippisch wirft die junge Frau sich das Haar über die Schulter, verschränkt die Arme vor der Brust und stellt sich leicht breitbeinig hin. „Mi-y-a-vi, ich glaube kaum, dass du mir etwas vorschreiben kannst. Ich bin eine freie Frau.“

„Ja, noch.“

„… Das werden wir sehen. Aber so lange ich frei bin, steht es mir zu, öffentliche Orte zu betreten. Und dieses Zimmer ist einer, soweit ich weiß.“

„Lara, ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber wir brauchen dich nicht. Du hast mit uns und Takeya nicht das Geringste zu tun. Also verschwinde endlich!“

Lara schnaubt, schüttelt den Kopf, tritt aber einige Schritte zur Seite. „Gut, ich gehe“, zischt sie, „aber merke dir eins, Miyavi, ich werde dir nicht kampflos meinen Sohn überlassen. Du wirst von mir hören.“

„Geh ruhig und versuch es. Ich kann dir gleich sagen, dass deine Chancen nicht einmal nennenswert sind. Kein Gericht spricht einer Frau ein Kind zu das sie erst verlassen und dann entführt hat.“

Ein kurzer, stechender Blickwechsel folgt, dann dreht Lara sich um und stapft mit hoch erhobenem Haupt davon. Hui, was für ein Abgang. Beinahe filmreif.

Man sieht Miya die Erleichterung mehr als deutlich an, als er in den Raum tritt und uns anlächelt. Ich stehe auf, will auf ihn zugehen, doch kaum habe ich den ersten Schritt getan, liegt mein bester Freund schon in meinen Armen. „Danke, Ruki, ohne dich wäre ich wirklich verzweifelt. Ich bin so glücklich, dass du hier bist.“

„Ja, ich bin auch froh“, flüstere ich zurück, bevor ich die Umarmung erwidere.

Der Nächste ist Uruha. Auch bei ihm bedankt Miya sich so überschwänglich, sodass es fast schon ein Wunder ist, dass er nicht wieder mit dem Weinen anfängt. Auch alle anderen werden umarmt, beinahe erdrückt und angelacht, bevor wir uns auf den Weg zu Miya und Uru nach Hause machen. Mein bester Freund hat seinen Sohn auf dem Arm, drückt ihn die ganze Zeit an sich, als hätte er vor, ihn zu seinem siamesischen Zwilling zu machen. Während ich mir Jun in den Wagen seiner Mutter steige, bekomme ich mit, wie die anderen die Sitzordnung im Auto ändern müssen, damit Takeya neben seinem Vater sitzen kann.

Selig lächelnd schließe ich die Autotür und lehne mich zurück, hätte beinahe vergessen, mich anzuschnallen, hätte Jun mich nicht daran erinnert. Die ganze Autofahrt über schielt mein Freund zu mir herüber – er denkt wahrscheinlich, ich würde es durch meine halb geschlossenen Augen nicht mitbekommen, was natürlich ein Irrtum ist – und lächelt still vor sich hin, wenn er meinen zufriedenen Gesichtsausdruck bemerkt. Habe ich es nicht gesagt: Jun ist solange glücklich, wie die Menschen in seinem Umfeld glücklich sind. Und es ist einfach, ihm ein kleines Stückchen Frieden zu schenken.
 

Endlich lebt der Abendbrottisch wieder. Wir sitzen alle zusammen, auch Jenni ist vorbeigekommen und trotz der späten Stunde, wir haben es vier Uhr morgens, sind wir putzmunter. Keiner verschwendet auch nur einen Gedanken daran, schlafen zu gehen. Stattdessen holen wir alle Gespräche der letzten Tage nach, all das Gelächter und all die Worte. Es ist so viel passiert in der Zeit, in der hier geschwiegen wurde. Herzen sind gebrochen, Herzen wurden geheilt, alle haben Erfahrungen gesammelt und jeder ist froh, dieses Abendteuer hinter sich zu haben.

„Heey, iiih, ich mag keinen Käääseee!!“, kreischt Jenni, als Uruha versucht, ihr eine Goudascheibe auf den Kopf zu legen. „Lass, lass, lass, ich will niiiiicht!“

Abwehrend hebt sie die Hände und wirft Jun einen verzweifelten Blick zu, Mein Freund lacht, springt auf und entwendet Uruha unter Kriegsgeheul die Käsescheibe – doch anstatt sie in den Mülleimer zu stecken, legt er sie, wie sollte es anders ein, auf meine sorgfältig hergestellte Frisur. Ich stoße einen viel zu spitzen Schrei aus, greife mir eine Wurstscheibe und feuere auf sein Gesicht. Allseitiges Lachen, zwei Sekunden später befinden wir uns im dritten Weltkrieg, beschränkt auf dieses Wohnzimmer und mit etwas anderen Waffen: Brötchen, Wasser, Orangensaft, Milch, Wurst, Käse, Tomaten, Paprika, Gurken. Eben alles, was man werfen und auf einem Abendbrottisch finden kann. Maya steht auf einem Stuhl und hat Takeya auf dem Arm, die zwei haben sich Kinderwurst zur Spezialwaffe gemacht, während Miyavi zur Salami und ich zu Tomaten tendiere. Sogar der sonst so ernste Aiji schleudert mit Gurken durch die Gegend, als gälte es, ein Schloss zu verteidigen.

Das Ganze endet schließlich damit, dass Takeya Jun ein rohes Ei an den Kopf wirft, das Uruha anscheinend versehentlich mit den gekochten zusammen ins Esszimmer gebracht hat.

Jetzt stehe ich mit meinem Freund im Badezimmer und arbeite das klebrige Zeug aus seinen pinken Strähnen heraus. Ich will gar nicht wissen, wie viel Shampoo wir schon verbraucht haben, weil die Hälfte bei unseren unkontrollierten Lachanfällen auf dem Boden landet. Dass man sich ohne auch nur einen Tropfen Alkohol so verdammt besoffen fühlen kann, habe ich auch noch nicht gewusst. Juns T-Shirt ist bedauerlicherweise ohne Wäsche nicht mehr tragbar, also landet es in der Badewanne, die Haare werden einmal durchgerubbelt, dann kehren wir zu den anderen zurück, die bereits dabei sind, das Esszimmer ein wenig in das zurück zu verwandeln, was es war, bevor wir es (ein wenig sehr) demoliert und attackiert haben – das heißt: alle sind dabei, bis auf Uruha und Takeya. Miyavis Sohn liegt friedlich schlummernd und mit Käsestückchen im Haar auf dem Sofa und Uruha kommt gerade zur Tür herein, ein Tablett mit Sektgläsern in den Händen.

„So“, sagt er, „ich glaube, wir haben heute wirklich einen Grund zum Anstoßen!“

„Nein, wir haben sogar drei“, verbessert Miyavi und nickt erst zu mir und Jun und dann zu Maya und Aiji herüber, „Mögen sie glücklich werden.“

„Alles klar“, lacht Jenni. „Auf ein bestandenes Abendteuer, Jun, Ruki, Maya und Aiji!!“

„Prost!“

Unser Lachen vermischt sich mit dem Klirren der Gläser.
 

_________________________________________
 

Endlich, was?

Es renkt sich wieder alles in die Richtigen Richtungen :D

Aber es liegt auch nur noch ein Kapitel und der Epilog vor uns ... Irgendwie traurig, oder? So ein bisschen ... *snüf*
 

Astrido: Hmmmm, du bist gut, hast mich durchschaut :)
 

kampfschi-sama: Ich hoffe, es hat sich die gute Idee als wahr herausgestellt :D ... Ich glaube nämlich, ich schmecke nicht besonder gut - auch wenn ich mich noch nie probiert habe XD
 

klene-Nachtelfe: Ja, ich finde sie auch süß. Und ich sag schonmal so viel, im letzten Kapitel werden sie noch viel süßer ;D
 

So, für alle, die das an unsere liebe Nachtelfe nicht gelesen haben (Ja, ich weiß, dass das viele machen), ich warne vor: Das nächste Kapitel wird kitschig! ^^
 

lg,

lady
 

<3 <3 <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  funeral
2012-01-01T03:38:14+00:00 01.01.2012 04:38
Jaaa :D alles in butter ....oder in käse und salami xD ich fress dich nich o.O da hast du gerade nochmal glück gehabt :3
Von:  klene-Nachtelfe
2011-12-31T14:51:51+00:00 31.12.2011 15:51
*quiiiiiiiietsch*
Wie genial!!!
Endlich ist er wieder da!!
Die Essenschlacht war wirklich amüsant!!!
Einfach TOLL!!!
LG -^.^-


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