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Die Rebellion

von

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Betäubt

Es gab noch zwei weitere Neue. In den übrigen zwei Parallelklassen war auch jeweils ein Schüler hinzugekommen. Das fanden alle Schüler des Jahrgangs furchtbar komisch, jeder redete von dem kuriosen Zufall. Und beide aus ebenso fremden Ländern. Einer kam aus Botswana, einer aus Argentinien. Das konnte kein Zufall sein. Dass jener aus Argentinien stur seinen komischen Indianer-Jones-Hut aufbehielt, obwohl er wiederholt von Lehrern dazu aufgefordert wurde, ihn abzunehmen, machte es noch mysteriöser. Yuki trat vorsichtig hinter den Türstock zurück, an dem sie vorbeigelugt hatte. Nachdenklich und nach wie vor verwirrt darüber, wie deutlich ihr Körper hier wegwollte, kehrte sie zu ihrer Klasse zurück. Dort lehnte der Inder, Navin, neben der Tür an der Wand - nur halbherzig am Gespräch mit einigen anderen Schülern, darunter Mari, beteiligt – und sah ihr entgegen. Verunsichert blieb Yuki stehen. Nur noch zwei Minuten, dann war auch diese Pause vorbei. Dann musste der Neue auf seinen Platz zurück und Yuki konnte gemeinsam mit dem Lehrer hineingelangen... Woher kamen diese taktischen Überlegungen? Warum hatte sie solche Angst vor dem Jungen?

Der löste das Problem auf seine Weise, ließ die anderen einfach stehen und kam auf Yuki zu. Neben ihr angekommen flüsterte er: „Verzeihung, ich wusste nicht, dass hier schon jemand ist.“, dann ging er. Nicht in die Klasse zurück.

In der nächsten Stunde fehlte er. Der Lehrer wunderte sich nicht schlecht. „Nanu?“ Aber erklärte es sich damit, dass es vielleicht zu einem interkulturellen Missverständnis gekommen ist. Schließlich war Navin Inder. Und keiner hier wusste viel von Indien.

In der Garderobe nach der Schule wurde Yuki vom Mobmädchen abgefangen. Plötzlich stand sie vor Yuki, in unpassend provozierender Haltung, betont locker an die Kästchenreihe gelehnt. Sie war um einen halben Kopf kleiner als Yuki. Was die Situation nur noch absurder erscheinen ließ. Und stellte fest: „Mein Kollege ist ein Idiot.“ Yuki hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, doch pflichtete vorsichtshalber bei. Höflich lächelnd meinte sie: „Das ist er.“, und wollte an dem Blondschopf vorbeigehen, doch diese stieß sich von der Kästchenreihe ab und trat Yuki in den Weg. Mit vor der Brust verschränkten Armen. „Du bist nämlich gar nicht von uns.“, fuhr sie fort. Das war eine Aussage, bei der sich Yuki sicher war, zustimmen zu können. Sie nickte. „Richtig.“ „Aber wenn du nicht von uns bist, frag ich mich...“ Die Körperhaltung des Mädchens wurde noch bedrohlicher, noch absurder. „..., wer bist du und was tust du hier?“ Die Fragen schienen einfach zu beantworten zu sein. Yuki meinte: „Ich bin Oshima Yuki und geh hier zur Schule.“ Das Mädchen fragte: „Soll ich dich erst foltern?“ Yuki antwortete: „Lieber nicht.“ Das Mädchen meinte: „Dann sag mir die Wahrheit.“ Yuki fragte vorsichtig: „Was ist denn die Wahrheit, deiner Meinung nach? Ich mein, was könnte denn so eine Wahrheit sein?“ Denn das ganze Gespräch war von Anfang an zu realitätsfern gewesen, um in Yuki auch nur eine Vermutung darüber aufkommen zu lassen, worauf die Neue hinauswollte.

Yuki war heilfroh darüber, als hinter der Neuen ein vertrautes Gesicht auftauchte. Mari. In Straßenschuhen und Mantel – vermutlich war sie schon auf dem Heimweg gewesen – kam sie auf die beiden zu und baute sich, neben Mobkopf, vor Yuki auf. Auch sie wirkte nicht ganz ungefährlich, aber bei weitem nicht so verwirrend wie die andere... Eindeutig das kleinere Übel. Yuki lächelte sie erfreut an. „Ah, Mari! Hast du was vergessen?“ Und hoffte darauf, dass Mari sagen würde: „Ja, dich.“, um sie danach mitzunehmen, weg von den unheimlichen, angeblich fremdländischen Gestalten, die diese Schule zu invadieren schienen. Doch Mari wollte ihr Anliegen scheinbar vor Ort klären. Sie fragte: „Was hat der Neue von dir gewollt?“ Sie klang dabei ungewohnt schroff. Sonst wirkte Mari stets beherrscht und höflich. Yuki antwortete wahrheitsgemäß: „Keine Ahnung.“ Mari fragte weiter: „Und warum ist er nachher einfach weg?“ Sie fügte hinzu: „Warst du gemein zu ihm?“ Der Mob mischte sich ein: „Ach, der ist ein Trottel, deshalb ist er weg! Wah, ich könnt mich so aufregen über den!“ Und zerwuschelte sich unbeherrscht ihre blonden Fransen. Mari sah sie groß an. „...Kennst du ihn etwa?“ Das Mädchen schaute groß zurück. Schließlich meinte sie: „...Nein.“, sodass jeder deutlich hören konnte, dass sie log. Daher fragte Mari: „Woher kennst du ihn?“, und Yuki: „Gehören die anderen Neuen auch zu euch?“ Der Mob murmelte: „Die Situation droht außer Kontrolle zu geraten.“ Mari fragte: „Wohin ist er denn gegangen?“ Und Yuki: „Was verbirgt der Argentinier unter seinem Hut?“ Die Neue warf verzweifelt ihre Arme in die Luft und rief: „Warum muss das immer mir passieren?“ Dann sah sie Mari in die Augen.

Mari fiel um wie ein Brett. Erschrocken sprang Yuki hinzu, um ihren Sturz abzubremsen. Dabei wandte sie dem Mob kurz den Rücken zu. Yuki konnte nicht sagen, was ihr passierte, sie wusste nur, dass es biss... Ein plötzlicher Schmerz an der Schulter, ein Schock, der durch ihren ganzen Körper fuhr und ihn kurzzeitig von ihrem Hirn abzukoppeln schien. So der Kontrolle über ihre Muskeln enthoben brach Yuki zusammen und stürzte mit Mari, auf Mari. Durch Mari, in Schwärze.



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