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Walk the dark path

von

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Walk the dark path
 

„Yoshitaka...“, flehend, gerade zu schockiert, hauchte der Bassist den Namen seines Freundes. Dieser saß im Dunkeln auf der Couch seines Wohnzimmers.

Das war nie ein gutes Zeichen.

„Michi...“ Nur langsam und zögernd streckte er die Hand aus, um die seines Gesprächspartners zu ergreifen und diesen zu sich zu ziehen.

„Wieso nur?“, ertönte es leise, während Zero seinen Kopf an der Schulter des Größeren bettete.

„Es war die einzig sinnvolle Entscheidung für diesen Augenblick“, kam nur leise zurück.

Wieder ein Schluchzen.

Karyu hatte einen Arm um seinen Freund gelegt und zog diesen dichter an sich. Wie gut es doch tat jetzt nicht alleine zu sein.

Mit der anderen Hand wischte er stumm über seine Wangen.

Er war verletzt und am Ende seiner psychischen Kräfte. Immer hatte er sich zurücknehmen können, eine heile Welt vorgespielt, aber nicht jetzt. Es ging nicht mehr.

Das war einfach zu viel für ihn.

Vor gut einer halben Stunde war die Zeit für ihn stehen geblieben.

Alles war zu Ende, einfach so.

Neben seiner Hand strich nun auch die seines Liebsten über seine Wange.

„Ich bin bei dir“, Zeros Stimme war nur ein leises Flüstern, allerdings diese beruhigte ihn nicht wie sonst immer. Er griff nach jener Hand, die die salzigen Überreste wegwischte, die über seine Wangen geperlt waren und verhakte ihre Finger.

Müde und wegen dem Brennen in den Augen, schloss er diese nun. Irgendwie war er schon froh, nichts mehr sehen zu müssen von dieser Welt, die ihn gerade fallen ließ.

Es war alles aus. Die Band, die sein Leben ausmachte, gab es nicht mehr.

Sie hatten beschlossen alle dem ein Ende zu setzen.

Sicherlich, er wollte, dass Hizumi wieder gesund war, aber im jetzigen Augenblick kam er sich nur alleine und verlassen vor. Seine Existenz fühlte sich so... sinnlos an.

D'espairsRay war es, der einen Sache in seinem Leben, der er je so viel Bedeutung zugemessen hatte. Es war der Sinn seines Lebens, das Gitarre spielen, seine Freunde, die Auftritte, das Song schreiben – all das würde er nun nicht mehr haben, nachdem er so viel hatte kämpfen müssen, um diese Band überhaupt zu gründen.

Tsukasa war nur bei ihnen, weil Hizumi es zur Bedingung gemacht hatte für seinen Einstieg und es hatte sich als Glücksfall herausgestellt. Der Vocal hatte ihn schon beim ersten indirekten Probesingen, einem Konzert seiner früheren Band, überzeugt und Zero kannte er etwas länger als die anderen zwei, und sie hatten sich von Anfang an verstanden.

„Zieh dich nicht wieder in deine Gedankenwelt zurück und lass mich alleine hier.“ Es waren die besorgten Worte seines Liebsten, die ihn wieder aufblicken ließen.

„Ich lass dich nicht alleine. Das hab ich dir doch versprochen.“

Die Lippen des Bassisten legten sich auf seine und brachten ihn dazu, wenigsten ein seichtes, mattes Lächeln zu zeigen, obwohl ihm gar nicht danach war.

„Wir finden schon eine Lösung.“

Fast war Zero herausgerutscht, dass das Leben weiterging, aber genau solche Sprüche würde er selbst nicht hören wollen, wenn er in Karyus Lage gewesen wäre.

„Ich mach dir gleich einen Tee“, wohltuend und etwas Wärme spendend, schmiegte sich der Kleinere an ihn, um ihn zu umarmen, „Kommst du mit in die Küche?“

Er hörte heraus, wie besorgt der Bassist war. Alleine schon deswegen, weil dieser ihn nicht alleine lassen wollte, nicht mal, wenn er nur kurz in die Küche verschwand.
 

Sein Kopf schien leer zu sein und die wenigen Gedanken, die er hatte, verdunkelten sich immer weiter. Er hatte einfach das Gefühl, den Boden unter seinen Füßen verloren zu haben.

Er drückte sich enger an seinen Geliebten, damit er sicher sein konnte, nicht alleine zu sein.

Wieder rollte eine heiße Träne seine Wange hinab.

Zero schlief bereits eine ganze Weile. Dieser war wohl vor Erschöpfung und Sorge eingeschlafen, obwohl dieser beschlossen hatte wach zu bleiben, bis auch Karyu den Schlaf gefunden hatte.

Er nahm es ihm nicht übel. Auch ihn hatte die Entscheidung sehr mitgenommen und ein paar Tränen waren geflossen.

Er vergewisserte sich, dass der andere auch wirklich schlief, strich sanft durch dessen Haar und setzte einen vorsichtigen, flüchtigen Kuss auf dessen Lippen.

Der große Gitarrist wollte nur ein Bad nehmen und dann, nachdem er eine Schlaftablette genommen hatte, nur noch schlafen und vergessen.

Noch immer stand er unter Schock. Es war schmerzlich das zu verlieren, was man innig liebte.

Wenigstens war sein Michio bei ihm, auch wenn das nichts an dem, für ihn mehr als tragischen Ende von D'espairsRay, änderte.

Schnell hatte er sich seiner Shorts entledigt und stand im Badezimmer. Das heiße Wasser strömte in die Wanne und beinahe hypnotisiert, starrte er in diese Nässe.

Es stiegen Gedanken in ihm hoch, an ihn vor ein paar Jahren und seine Taten.

Unbewusste striffen seine Finger über die Narben auf seinem Brustkorb.

Er kniff die Augen zu, seine Finger zitterten ein wenig.

„Ob es sich so anfühlt, wenn man den Verstand verliert?“ dachte er leidend und fürchtete sich davor, wieder diesen Wunsch zu hegen. Er wollte nicht wieder zu diesem Menschen werden.

Das war vorbei.

Das war nicht mehr er.

Er hatte Zero, seinen Zero, mit dem er glücklich war.

Er brauchte nichts und niemand anderen, um zu lächeln und Glück empfinden zu können.

Der Bassist hatte so viel mit ihm durchmachen müssen, schon so viel ausgehalten und gelitten, da konnte er diesem nicht wieder weh tun.

Langsam ließ er sich in die wohltuende Hitze des Wassers gleiten und versuchte, die immer wieder aufsteigenden Gedanken, zu verdrängen.

Als sein Blick auf den Rasierer fiel, schluckte er unweigerlich.

Und wenn er sich nur kurz Erleichterung verschaffte?

Er würde sicher eine Stelle wählen, die sein Geliebter nicht sehen würde.

Er wusste es half für eine Weile.

Aber er musste rechtzeitig wieder aufhören und da war das Problem.

Seine Augen weiteten sich, als er sah, dass er die blanke Klinge schon in seinen Fingern hielt.

Er würde sie nur noch an seine Haut setzen müssen und schneiden.

Das war alles.

Es war so einfach.
 

Plötzlich lag eine Schwere auf seinem Handgelenk. Geistesabwesend sah er auf die Hand, die die seine umschlossen hatte.

„Du hast mir doch versprochen, mich nicht alleine zu lassen.“

Ein Tropfen salzigen Wassers plätscherte ins Badewasser.

Es war Zeros Träne.

Mit gebrochener Stimme und ängstlichem Blick sah er direkt zum Gitarristen.

Schuldbewusst sah Karyu in seine Augen, in denen er sich so oft verloren hatte.

„Verzeih mir bitte“, murmelte er nun ernst gemeint und nahm die Hand des anderen.

„So leicht mache ich es dir nicht, dein Versprechen zu brechen.“

Diesen Klang, diese Direktheit, hatte er bisher nicht sehr oft zu hören bekommen, den sorgenvollen Unterton jedoch schon.

Karyu erhob sich, wieder den Tränen nahe, weil ihn der Schmerz des anderen einfach so mitnahm, aus dem Wasser und zog seinen Liebsten in eine vertraute Umarmung.

Jetzt hatte er ihn erneut verletzt.

Wieso liebte Michi ihn eigentlich immer noch, nach alle dem? Er war es gar nicht wert.

„Ich liebe dich und egal was ist, ich bleibe immer bei dir“ versicherte er nochmals, die Arme fest um seine Liebe geschlungen. „Ich laufe nicht einfach davon, keine Sorge.“

Noch einmal würde er Zero das nicht durchmachen lassen. Egal wie schlecht es ihm selbst ging, er wollte nicht, dass der andere Höllenqualen litt.

So oft hatte dieser seine Schmerzen vor ihm verborgen, war stark geblieben für sie beide. Karyu hatte ihn oft in der Nacht weinen gehört, während Zero annahm, er schliefe. Das gehörte der Vergangenheit an.

Nie wieder würde er der Grund sein, dass sein heiß geliebter Bassist Tränen vergießen musste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Jake_Muller
2015-05-28T14:32:14+00:00 28.05.2015 16:32
Da kann ich nur Phoenix_Michie zustimmen.
Es ist wirklich toll geschrieben, als ich den OS gelesen habe, hab ich fast wieder angefangen zu heulen.
Als ich erfuhr, dass D'espairsRay sich trennen würde oder eher sich getrennt hatten, konnte ich es zuerst nicht glauben.
Hab auch erst am dritten Tag erst kapiert das die Band sich getrennt hat, die Jungs haben mich seit 2005 begleitet und ich liebe sie noch immer *auf Tattoo guck und lächel*

Wirklich super geschrieben.
Antwort von:  -Zero-chan-
13.06.2015 20:46
Danke für den tollen Kommentar. Und es freut mich, dass dir der Oneshot gefallen hat.
Eine bittersüße Schwere war es, die sich in diesen Tagen damals, wohl um uns alle gelegt hat.
Ja, wir werden den vieren immer ein Stück in unserem Herzen vorbehalten und egal, was da in Zukunft noch passieren mag, wir werden sie weiter begleiten, ganz gleich, ob nun als Band oder jedem auf seinem persönlichen Weg. Denn sind wir ehrlich, sie haben uns einige der schönsten Stunden in unserem bisherigen Leben gegeben und mit uns geteilt.
Hach, jetzt bin ich auch schon wieder etwas traurig. Aber das gehört eben dazu...
Antwort von:  Jake_Muller
13.06.2015 22:06
*dich mal knuddel*
Nicht traurig sein, sonst werde ich auch wieder traurig und das will ich nicht.
Ich hab die Jungs 1x 2006 (Hamburg), 2x 2009 (Hamburg&Berlin) & 1x 2010 (Berlin) auf der Bühne gesehen.
Und einmal 2013 als Tsukasa und Zero mit THE MICRO HEAD 4N'S da waren (Hamburg).
Ich LIEBE sie einfach, hab mir den Namen auch als Tattoo stechen lassen, also D'espairsRay!
Von:  Phoenix_Michie
2011-08-14T19:40:29+00:00 14.08.2011 21:40
Q__________Q
Vielleicht ist es keine gute Idee, gleich nach dem Lesen dieser OneShot ein Kommi zu schreiben, aber ich muss einfach, denn sie gefällt mir. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber ich versuch es mal, also entschuldige, wenn es blöd klingt.
Man leidet eben richtig mit und man Karyu und seine Gefühle so gut verstehen :/ Es ist sein Schmerz, den man selbst auch fühlt...das macht alles nur schlimmer, weil man irgendwie nachvollziehen kann, wie er sich fühlt...
Jedenfalls...dir ist das hier wirklich gut gelungen und es hat mich zu Tränen gerührt, einfach weil es auch...gut in der Wirklichkeit so sein kann, was du geschrieben hast :/

*dich aufmunternd knuddel* Das schlimme ist, das einzige, was man machen kann, ist irgendwie untereinander füreinander da zu sein. Wir müssen Karyu und den Anderen zutrauen, dass sie es schon schaffen werden, weiterzuleben, und zwar so, dass sie weiterhin Spaß am Leben haben. Ich glaube lieber daran, dass Karyu sich bald wieder aufrappelt, anstatt jeden Tag Angst um ihn zu haben...aber so einfach abstellen kann man die Sorgen auch wieder nicht.
Entschuldige..ich glaube, das gehört eigentlich alles gar nicht in einen Kommentar rein...aber ich musste es los werden >.<


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