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Mein Herz

welches kein Blut pumpt
von

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Meine Liebe

Shin
 

"Ich beiße nicht.", sagte ich und versuchte dabei zu lächeln. Ich merkte, dass sich meine beiden Besucher unwohl fühlten. "Ich glaube nur…", begann ich einen erneuten Versuch, um meine Besucher zu überzeugen. "Ich habe doch irgendwie ein Recht es zu erfahren, oder?" Ich beobachtete die Augen, welche mich noch einmal genau betrachteten. Ich las Misstrauen. So viel Misstrauen in diesen Augen, die nicht zu dem jungen Gesicht passen wollten. Der Mann hieß Ko-Ki. Er sah zart aus, und immer noch recht jugendlich. Dabei war er sicherlich fast dreißig Jahre alt. Was man ihm aber nicht sehr ansah. Dem anderen Mann sah man das Alter mehr an.
 

Ich schob ihm aufmunternd den Gedankenübersetzer zu Ko-Ki hin. Es war ein Gerät, das Gedanken in Worte formte, ohne das man sie Aussprechen musste. Das machte es vielen Menschen einfacher, sich an etwas zu erinnern und dafür die passenden Worte zu finden. Dann lehnte ich mich wieder bequem in meinem Sessel zurück. Ich hatte meine beiden Gäste in mein Privates Wohnzimmer führen lassen. Hier war es nicht so kalt und nicht so steril wie im Rest der Firma. Man konnte sich hier fast schon wohl fühlen. "Ich will versuchen zu verstehen.", setzte ich an. Der andere Mann, hieß Ryoga. Er war groß und hatte harte Augen. Bei ihm war es sicherlich nicht einfach hinter diese Schale aus Ablehnung zu dringen. Ich war mir sehr sicher, dass es nicht viele schafften.
 

Ich wusste nicht was für eine Geschichte auf mich warten würde. Aber das ich sie wissen musste, dass war für mich klar. Seid fast zehn Jahren stellte ich mir nun all diese Fragen, Fragen die mir niemand beantwortet hatte. Der Mann, der sie mir hätte beantworten können, war nun Tod. Meine letzte Chance waren diese beiden vom Leben gezeichneten Männer. "Ihr seid meine letzte Chance. Es gibt niemanden mehr, der mir etwas darüber sagen kann. Es gibt niemanden, der mehr beteiligt ist an der ganzen Sache als ihr beide."
 

Der junge Mann, mit den zu alten Augen, lächelte schwach. "Wie alt bist du?", fragte er mich. Doch er wartete nicht, bis ich geantwortet hatte. "Vielleicht gerade mal zwanzig?", er hatte gut geschätzt. Ich nickte. "Ich weiß nicht, ob ich es verantworten kann.", begann er nachdenklich. "Ich denke ich bin alt genug. Ich habe mich zehn Jahre darauf vorbereiten können." Unterbrach ich ihn harsch. "Die Wahrheit ist selten so schön, wie wir sie gerne hätten. Würden Lügen sonst so erfolgreich, so glaubhaft sein? Helft mir zu verstehen. Wenn ich endlich verstehen kann, was damals meine Familie zerbrach, vielleicht finde ich dann ein wenig mehr Ruhe. Vielleicht kann ich dann begreifen was meine Mutter in den Selbstmord trieb. Und ihr vielleicht vergeben…", meine Stimme war leiser geworden, kraftloser.
 

Ich wollte ehrlich zu den beiden sein. Sie würden eine sehr persönliche Geschichte erzählen. Und so wollte ich ihnen entgegen kommen mit der Wahrheit. Etwas anderes würde keiner von beiden akzeptieren. "Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn du als Kind einfach nicht genügst um den Lebenswillen deiner Mutter zu erhalten? Wenn du Liebe gibst und gibst und gibst. Und selbst wenn du noch tausend mal mehr geben könntest, es hätte kein Gewicht. Ich will wissen, was ich nicht auf meine eigene Art und Weise ersetzen konnte. Was kaputt gegangen ist und ihr all den Lebenswillen genommen hat. Als ich ging hatte ich sie als strahlende Frau in Erinnerung. Als sie dann zu mir auf das Anwesend am Meer kam… da hat sie nicht mehr gestrahlt. Heute scheint es mir, als hätte sie damals schon nicht mehr gelebt. Als wäre ihr mitfühlendes goldenes Herz gegangen, ohne den Körper von dem jetzt und hier zu erlösen."
 

Ich sah in Ko-Kis Augen. Dort konnte ich etwas lesen. Verstehen. Er verstand mich, besser als ich dachte oder mir vorstellen konnte. Ich wusste nicht was Ko-Ki passiert war, aber es musste dem ähnlich gewesen sein, was mir selbst widerfahren war. Für einen Moment wirkten seine Augen nicht mehr so alt. Nein, jetzt viel es mir ganz deutlich auf, sie waren nicht zu alt für dieses zarte Gesicht, sondern sie hatten zu viel gesehen. Er ließ zu, dass ich so viel in seinen Augen las. Als wäre das die letzte Prüfung für uns beide gewesen.
 

Das Räuspern seines Freundes zerstörte diesen Moment der Verbundenheit. "Verstehen…", fragte er mich herausfordernd und drückte seine halb gerauchte Zigarette aus. Er sah sich kurz im Raum um. Ich wusste nicht was seine Augen suchten, aber sie hatten es nicht gefunden. Und sie kehrten zu mir zurück. "Deinen Bruder verstehen?", fragte er. "Oder deinen Vater? Oder willst du deine Mutter verstehen lernen? Wen willst du verstehen? Oder willst du gar die Welt verstehen lernen kleiner Shin?" Ich gab ein leises knurren von mir und wollte zu einer scharfen Erwiderung ansetzen als Ryoga schwach lächelte. "Wenn es die Welt ist, dann können wir dir auch nicht helfen. Die Welt kann sicherlich niemand verstehen, die die es behaupten am aller wenigsten. Wenn es dein Vater ist..", er schnaubte abfällig. "Bei deiner Mutter auch nicht… und was deinen Bruder angeht. Ich habe ihn nicht verstanden. Ich habe ihn sehr gemocht, aber ich konnte ihn nie ganz verstehen. Ko-Ki hat ihn vielleicht verstanden. Und vielleicht kann er dir helfen, ihn zu verstehen. Ich kann dir nur erzählen was ich damals erlebt habe und hoffen, dass sich die eine oder andere Frage klären lässt." In mir machte sich Erleichterung breit. Sie würden mir helfen. Jetzt war ich mir sicher. Wenn Ryoga bereit war, dann würde Ko-Ki auch erzählen.
 

"Ich besitze nun die Firma meines Vaters. Erst jetzt war es mir möglich auf Daten zu zugreifen, zu denen nur der Boss Zugang hat. Vater hat das schön eingefädelt. Wenn ich ihn danach hassen sollte, wütend sein sollte, so kann ich es nicht mehr an ihm auslassen." Ich strich über den kleinen goldenen Chip der, in einer Plastikhülle, vor mir lag. "Bevor ich mir das hier ansehen kann…", sagte ich leise. "Möchte ich eure Geschichte hören. Ich denke, danach werde ich den Inhalt verstehen können. Ohne das mir jemand die Geschichte erzählt hat, nein nicht Jemand, sondern ihr beide, werde ich den Inhalt wahrscheinlich nicht verstehen können. Eure Profile waren gespeichert bei dieser Datei. Ich weiß nicht wie er an die Profile gekommen ist, da ihr einander niemals begegnet seid, aber sie waren nun mal dabei. So habe ich euch überhaupt erst gefunden, zwei Menschen, die nichts mit meiner Familie zu tun haben, und doch die einzigen, die mir jetzt helfen können. Bitte teilt eure Erinnerungen mit mir. Es soll nicht euer Schaden sein.", sagte ich bittend. "Davon abgesehen ist diese Datei mit einem Passwort geschützt. Das ich nicht kenne. Und ich glaube ohne die Geschichte, werde ich mir diese Datei nicht ansehen können. Auch wenn jetzt alles zu spät ist, würde ich gerne verstehen lernen."
 

"Ich kann es verstehen. Ich würde es auch wissen wollen.Aber es wird keine schöne Geschichte werden. Ich hoffe du wirst es nicht bereuen, wenn du alles weißt." "Mir ist bewusst, dass es keine schöne Geschichte werden wird. Aber ich habe zu lange auf diesen Moment gewartet, um jetzt einen Rückzug zu machen. Es ist alles schon geschehen. Nichts kann man mehr rückgängig machen. Endlich kann ich hinter die Mauer aus Tod und Schweigen schauen. Der einzige Wunsch meines Vaters war, dass ich euch beide Aufsuche bevor ich mir diesen Chip ansehen kann. Auch wenn er es mir, trauriger Weise, selber nicht sagen konnte. Ich glaube er hat begriffen, dass er einen Fehler gemacht hat. Ich hoffe es zumindest, dass ihn das dazu bewog mir diesen Chip zu hinterlassen. Was immer er auch enthalten mag."
 

Ko-Ki
 

Der junge Mann tat mir irgendwie leid. Shin war gerade mal zwanzig Jahre alt, und stand einsam an der Spitze eines riesigen Imperiums. Er hatte so viele Aufgaben vor sich, die er zubewältigen hatte. Er stand damit ganz alleine, denn er hatte keine Familie mehr, die ihn stützen konnte. Jetzt wollte er diese traurige Geschichte hören. Ich sah in seine Augen, suchte nach einer Spur von Unsicherheit. Als ich mir sicher war, dass er es wirklich bereit war gab ich mir einen Ruck. Wenn ich es noch länger heraus zögerte, würde ich es niemals erzählen.
 

"Na gut..", ich zog den Gedankenübersetzer zu mir heran. "Eigentlich bin ich kein Freund davon." Mit davon meinte ich den Gedankenübersetzer. "Aber ich will dir diesen Dienst erweisen. Vielleicht kann auch ich danach mit der ganzen Sache abschließen." Ich hoffte wirklich endlich ruhe zu finden. Mich nicht mehr mit all diesen Fragen beschäftigen zu müssen, die nun eh nicht mehr ins Gewicht vielen. Ryoga hielt meine Hand fest und nickte dann. "Ich bin dabei. Shin wir werden dir unsere Erinnerungen schenken." Mein Freund tippte kurz auf dem Gedankenübersetzer herum. "So er wird dir eine einzige Kopie anfertigen. Du kannst die Kopie auf kein anderes Medium brennen, du kannst sie nicht vervielfältigen. Nur anhören. Entschuldige aber ich bin kein so vertrauensvoller Mensch. Und schließlich müssen wir uns ja auch irgendwo absichern." Shin nickte und ich sah wie eine Anspannung von ihm Abfiel. "Alles was ihr wollt. Solange ich nur die Geschichte hören kann. Ein einziges Mal würde mir vollkommen reichen."
 

Mein Schatz sah mich Auffordernd an und ich dachte an jenen Tag zurück, als ich Ivu und Reno kennen gelernt hatte. Ich hörte meine Stimme obwohl, ich gar nicht sprach. Die Maschine übersetzte alles. Ich schloss die Augen und versuchte mich an jenen Tag, an dem alles begonnen hatte, zurück zu versetzen.
 

Die beiden werde ich wohl nie wieder in meinem Leben vergessen. Ich hätte ich es von Anfang an wissen müssen. Aber damals, damals war ich ein junger Mensch. Alle jungen Menschen, du auch Shin, werden mir sicherlich zugestehen, zu sagen, damals haben wir alle etwas unbedarfter über die Welt nachgedacht. Ryoga würde mir widersprechen, ich weiß. Aber ich spreche von den normalen jungen Leuten dieser Welt, nicht von den notorischen Schwarzsehern wie meinem Freund. Denn in dieser Zeit zu begreifen, das die Realität hart und unbarmherzig ist, kann einem allen Lebenswillen rauben. Wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen soll. Ich hätte ohne Hilfe nicht damit umgehen können. Als mein Buntglaspalast zum zerbersten gebracht worden war. War ich hilflos. Was hinter all dem bunten schimmernden Glas zum Vorschein gekommen war, war nur dieses kalte abweisende alles andere aufsaugende Grau. Und wenn Ryoga nicht gewesen wäre, dann hätte mich dieses Grau wohl voll und ganz aufgesogen. Mein Buntglaspalast wurde nie wieder das, was er einmal gewesen war. Es hat viel kraft gekostet ihn wieder zu errichten. Viele der bunten Fenster, die ich mir so kunstvoll geschaffen hatte, sind durch einfache Gläser ersetzt worden.

Mittlerweile weiß ich mit alle diesen Dingen umzugehen. Ich habe lange darüber nachgedacht diese Gedanken, die notwendig sind, mit einem unbeteiligten zu teilen. Shin, du hast Glück, dass du nicht unbeteiligt bist. Ich glaube sonst hätte ich mich niemals dazu durchringen können. Und doch werde ich mir vorwerfen müssen, deinen Buntglaspalast vielleicht nicht zertrümmert zu haben, aber einige Sprünge und kaputte Scheiben werden meine Worte hinterlassen. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch noch nicht morgen. Aber du wirst die Sprünge bemerken, und sie werden Gläser zum bersten bringen.
 

Iv und Reno, die beiden habe ich niemals vergessen. Ihre Bilder sind in meinem Kopf nie verblasst, ihre Stimmen kann ich heute noch in meinem Kopf hören, klar und deutlich. Ryo sagt ich will gar nicht vergessen. Und er hat Recht damit. Auch wenn ich versuche es zu verbergen. Jeden Tag aufs neue denke ich an all jene Geschehnisse, die nun schon über zehn Jahre zurück liegen.
 

Als ich die beiden das aller erste Mal traf, hatte ich schon das Gefühl, dass sie anders waren. Das etwas an ihnen anders war. Man sah es ihnen nicht direkt an. Doch ich konnte es spüren. Ryoga sagt dazu immer, ich hätte ein gutes Gefühl für Menschen. Ich sei in einer Welt aus Oberflächlichkeit, nicht abgekühlt oder abgestumpft. Im Gegenteil, ich hatte versucht hinter die Fassade zu schauen und mir meine Menschlichkeit zu bewahren. Wäre ich nicht so hartnäckig oder sensibel gewesen, hätte ich Ryo niemals für mich gewinnen können. Doch dieses Feinfühligkeit macht es mir so schwer den Schmerz zu vergessen. Macht es mir seid dem schwer,Vertrauen zu anderen Menschen zu fassen. Sie Vorbehaltlos zu betrachten und zu sagen, es ist ein guter Mensch. Das vertrauen in gute Menschen habe ich verloren. Nun ist es immer eine Frage die ich mir stelle, wenn ich einen Menschen sehe. Eine einzige…aber dazu vielleicht später."
 

Reno und IV hielten sich an den Händen und es schien als wären sie gerade von einem Ort zum anderen Teleportiert worden. Als wäre man im vertrauten Bett eingeschlafen und ganz woanders aufgewacht, ohne sich daran erinnern zu können, wie man dort hin gekommen war. Dieses Unverstehen sah ich in ihren Augen. Sie sahen sich unsicher auf der Straße um. Irgendwie taten sie mir leid. Tokyo ist voller Menschen. Man sollte gauben, niemand sollte sich hier ängstlich oder verloren fühlen. Wo doch so viele Menschen um einen herum sind. Aber dem war nicht so. Bei so vielen Menschen, kann jeder untergehen.
 

Ganz so genau wusste ich nicht warum ich sie Ansprach, aber ich tat es dennoch. Es war einfach ein Tiefes Gefühl in mir, was mich dazu brachte. "Hi ihr zwei, kann man euch helfen?", fragte ich sie. Der große Typ musterte mich einen Augenblick lang, dann hob er eine Augenbraue, ehe er sich dazu herabließ etwas zu sagen. "Sehen wir denn so aus, als ob wir Hilfe gebrauchen könnten?", fragte er zurück. "Ihr seht ein wenig verloren aus. Und ich habe euch noch nie in diesem Virtel gesehen.", sagte ich. Und ich kannte dieses Viertel sehr gut. Immerhin war hier meine Schule, ich war hier aufgewachsen, arbeitete hier nebenbei und verbrachte auch fast meine gesamte Freizeit hier. Es war kein herunter gekommenes Viertel, aber es war auch keines von denen, wo man die reichen und schönen dieser Welt antreffen konnte.
 

Der kleinere ergriff das Wort. "Ja wir sind neu hier in der Gegend, und wir kennen uns in der Tat noch nicht so gut aus.", er schenkte mir ein liebes lächeln. "Vielleicht könntest du uns sagen, wo wir hier in der Gegend ein gutes Restaurant finden können. Café reicht auch. Wir haben beide eine Vorliebe für guten Kaffee. Und heute haben wir es noch nicht geschafft n Kaffee zu bekommen." Er war wohl der umgängliche von den beiden, obwohl er gar nicht so aussah. Er war zwar klein und sein Gesicht wirkte weich und zart. Doch sein Körper war nicht zart oder weich. Er war muskulös und sah gesund aus.
 

Sein Freund, war groß bestimmt so um die 1,80. Er war sehr schön, wenn ich ihn in einem anderen Viertel getroffen hätte, dann hätte ich geglaubt er wäre ein Model. Die beiden schienen von ihrer Art eigentlich gar nicht zueinander zu passen. Und dennoch standen sie vor mir, hielten sich an den Händen, als hätten sie jeglichen anderen halt in dieser Welt verloren. Siesahen mich neugierig an. Als ich merkte, dass ich die beiden angesehen hatte ohne überhaupt was zu sagen, beeilte ich mich schnell etwas zu sagen. Ich wollte nicht unhöflich oder verletzend sein.
 

"Oh klar, da kann ich euch weiter helfen. Da gibt es eigentlich nur ein Café hier in der Nähe, welches in Frage kommt. Dort gibt es den besten Kaffee des ganzen Viertels.", sagte ich nicht ganz ohne Stolz. "Vielleicht der beste Kaffee ganz Tokyos." Der Zufall wollte es, dass ich dort mit meinem Freund Ryoga verabredet war. Ich war zwar zu früh dran, aber vielleicht konnte ich den beiden noch ein bisschen helfen. Sie sahen zumindest so aus, als könnten sie Hilfe gebrauchen. Vielleicht war es ja Schicksal gewesen, dass wir uns getroffen hatten.
 

Wir gingen durch die Straßen und kamen an ein paar Fast Food Restaurants und kleinen Läden vorbei. Ich grummelte in mich hinein. Es gab Dinge die konnte ich nicht leiden. Vor allem die Roboter, welche mittlerweile fast überall die Menschen verdrängt hatten. "Wie heißt du.", fragte der kleinere mich. "Oh sorry hab ich ganz vergessen. Ich heiße Ko-Ki. Und wie heißt ihr?", fragte ich zurück. "Ich heiße IV und mein Freund heißt Reno." "Freut mich euch beide kennen zu lernen.", sagte ich. Und ich meinte es ernst. "Ihr kommt aber nicht hier aus Tokyo oder?", fragte ich weiter. "Nein, wir sind neu hier. Ivu hat sich entschlossen hier zu Studieren. Und da ich Ivu schlecht alleine gehen lassen konnte oder wollte bin ich mit gekommen." Reno hatte mir geantwortet. Der Tonfall in seiner Stimme zeigte mir, dass ich auch nichts weiteres darüber erfahren würde.
 

Wir erreichten das kleine Café. "Hier bekommt man den mit Abstand den besten Kaffee.", sagte ich und lächelte. Er war gut besucht. Wir betraten den Laden und fanden noch einen Tisch im Obergeschoss. Wir setzten uns und gaben unsere Bestellung bei der wartenden Bedienung auf. "Es ist ein wenig Altmodisch.", sagte Reno. "Du meinst, es ist nicht voll mit billigen Robotern, die meist mit großer Oberweite ausgestattet sind und billig aussehen?", fragte ich etwas herausfordernd zurück. "Du bist gegen die ganzen Roboter?", fragte IV interessiert. "Na gegen alle bin ich nicht. Ich meine, ich bin nicht gegen die künstliche Intelligenz als solche. Ich bin dagegen wie es umgesetzt und vermarktet wird. Wenn du in einem Roboter alles finden kannst, was du bei einem Menschen nicht finden kannst, wofür brauchst du dann noch eine Familie. Wofür

brauchst du dann noch einen menschlichen Partner, wenn du einen Roboter haben kannst, der dir jeden Wunsch erfüllt?", fragte ich. Reno lachte leise. "Klar, wenn man seine Bedürfnisse befriedigen will, dann ist das doch okay. Und Familie. Vielleicht ist es so, ein Roboter wird dich nie verlassen. Er wird dich immer als wichtigstes in seinem Leben ansehen. Er wird nie das Bedürfnis haben sein eigenes Leben leben zu wollen. Das Haus verlassen zu wollen um wegzugehen und die große weite Welt zu entdecken. ", sagte IV und sah mich ernst an. "Er wird dich auch nicht auslachen wenn du schlecht im Bett sein solltest, oder Perverse gelüste haben solltest. Er würde dich auch nie vor anderen bloß stellen.", setzte Reno noch einen drauf.
 

Ich sah Reno mit großen Augen an. "Ist doch so. Warum sind die meisten Roboterfrauen so, wie Männer sie gerne haben? Sie verkaufen sich einfach am besten. Daran muss man nun mal denken. Aber für die große Liebe sollte man sich doch lieber einen Menschen suchen. Menschen hasst man am Ende meist nicht." Ich sah Reno fragend an. Doch Ivu antwortete. Seine Finger streichelten zärtlich über die Hand von Reno. "Du wirst älter. Aber dein Roboter wird nicht älter. Wenn du ihn als Liebesersatz nimmst. Wenn du ihm all deine Liebe gibst, dann gibt es am Ende nur noch deinen Roboter in deiner Welt und kein anderes Wesen mehr. Viele sagen, irgendwann würde man anfangen ihn zu hassen. Dafür das er nicht altert, dass er immer der gleiche bleibt und uns jeden Tag einen Spiegel vor Augen hält. Der uns zeigt wie viel älter wir doch geworden sind, das wir die Jugend nicht festhalten konnten. Mit der großen Liebe sollte man doch zusammen bleiben… und zusammen alt werden. Den Partner muss man auch mit seinen Fehlern lieben. Wenn der Fehler ist, dass der Partner nicht altert...", er brach ab und ich sah Trauer in seinen Augen. "Dann sollte man diesen Fehler hin nehmen und damit leben lernen.", beendete er seinen Satz nach einem kurzen Schweigen.
 

"Große Worte Ivu, dafür das du so ein kleiner Junge bist." Die Augen seines Freundes betrachteten ihn mit einem zärtlichen Blick. "Ach du.. hör bloß auf… nur weil du so groß bist.", sagte IV, jedoch war kein Groll in seiner Stimme. "Reno ist ab und an etwas doof. Er war früher in einem Unternehmen tätig, dass sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigt hat. Er glaubt er habe Ahnung von der Materie. Jeder weiß, die Menschen wollen immer etwas neues. Denn wie schnell ist eine Idee kopiert. Wie schnell haben vier, fünf Firmen fast das gleiche Produkt auf dem Markt. Wie schnell ist der Markt übersättigt. Natürlich braucht man da immer neue Ideen. Aber es gibt Dinge, die kann man nicht aus der Welt schaffen. Aber ich glaube sie packen das Problem falsch an. Nicht die Maschine ist das Problem. Der Mensch ist es. Die Maschine kann nur das tun, für das sie geschaffen wurde. Der Mensch macht die Fehler, es ist falsch die Maschine dafür büßen zu lassen." "Ach Ivu… nicht schon wieder... wir sind nicht hier um Ko-Ki mit solchen Dingen zu nerven, sondern nur um nett zusammen einen Kaffee zu trinken.", sein Freund klang ein wenig genervt.
 

"Vielleicht ist es jedoch vielen Menschen egal.", Ivu ließ sich nicht von seinem Freund abbringen weiter zu reden. Nach dem er sich mit einem Blick auf mich vergewissert hatte, dass ich nicht von dem Gespräch genervt war. Ganz im Gegenteil. "Bestimmt gibt es auch viele, die ihn lieben lernen. Sie geben es nur nicht zu. Es gibt bestimmt Menschen, die dankbar sind, dass ihr Panter immer gleich stark ist. Ein bleibender Halt in ihrem Leben sein kann. Ich glaube die Gewissheit, dass ihr Panter immer für sie da sein wird, sollte doch etwas Kraft spendendes sein. Nichts was die eigene Eitelkeit kränkt"
 

Wir verstummten, während unsere Tassen gebracht wurden. Ivu nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Reno hielt seine Hand fest und ließ ihn reden. "Eigentlich ist es traurig, wenn du ein Wesen schaffst, nur um es zu beherrschen. Vielleicht sollte man ihnen, ihren freien Willen geben. Es gibt so viele Menschen, die einfach dumm oder böse sind. Und trotzdem dürfen sie ihr eigenes Leben leben. Manche von ihnen leben ihr langweiliges einsames Leben. Andere Menschen werden böse, biestig und gemein. Roboter werden von Menschen intelligenter gemacht, als es die meisten Menschen sind. Kein Wunder, dass viele Menschen sie lieber unterdrücken wollen. Um den Maschinen nicht ganz so unterlegen zu sein. Denn ewige Jugend und ein fast grenzenloses Wissen, dass hat kein Mensch auf dieser Welt."
 

"Du redest von Leben IV.", sagte ich nachdenklich. "Führen Roboter wirklich ein Leben. Ich meine was bedeutet es einem Roboter, wenn er die ersten Sonnenstrahlen nach einem langen Winter auf der Haut spürt? Glaubst du er kann den warmen Sommerregen auf der Haut spüren? Und sich darüber freuen?", fragte ich ihn und war gespannt auf IVs Antwort. Da spürte ich, wie sich jemand über mich beugte. Mir einen Kuss auf die Wange gab und dann gut gelaunt wie immer sagte: "Ich glaube, die armen sollten sich lieber vor dem Regen schützen. Erst heute hatte ich wieder ne menge Robotiere, die ich retten sollte. Und weshalb? Weil die Kinderchen nicht sorgsam genug damit umgegangen sind." Er setzte sich neben mich. "Darf ich vorstellen? Das hier ist mein Freund Ryoga. Ryo, dass hier sind IV und Reno. Ich habe mich den beiden aufgenötigt."
 

"Halb so schlimm. Da der Kaffee hier wirklich gut ist, war es ja auch keine Verschwendung. Und das Gespräch war ja auch sehr interessant. Ich würde mich ja gerne weiter mit dir unterhalten. Aber ich denke du hast jetzt auch anderweitig zu tun. Und ich glaube wir müssen auch weiter. Vielleicht trifft man sich ja noch mal.", sagte Reno sehr höflich. Sie erhoben sich und legten Geld auf den Tisch. IV schrieb eine Nummer auf eine Serviette. "Das ist meine Nummer, wenn du mal Zeit hast, dann ruf einfach an. Und danke für das nette Kaffeetrinken. Habt noch einen schönen Tag.", die beiden gingen zu der Treppe die in das Untergeschoss führte. Ryoga sah ihnen einen Augenblick nach.
 

"Interessant über was ihr euch da unterhalten habt.", sagte mein Schatz zu mir. "Es gibt wenige Jugendliche die sich so viele Gedanken über Roboter machen. Und noch weniger Menschen die meine Meinung teilen. Aber Ivus Meinung war sehr interessant. Zwar anders als meine Meinung aber auch anders als alle Meinungen, die ich bis jetzt gehört habe. Du siehst es doch auch komplett anders als ich." Ryo schüttelte den Kopf und lächelte mich spitzbübisch an. "Ich bin ja schon fast neidisch.", begann er "Dass ich nicht die Gelegenheit hatte, dass ganze Gespräch zu hören. War sicherlich interessant. Und dir scheint es auch nicht aufgefallen zu sein. Er war echt perfekt gestaltet. So faszinierend Menschlich. Mir wäre es fast nicht aufgefallen." Ich war verwirrt, wen meinte Ryoga. "Wer?", fragte ich. "Reno? Er ist ein Mensch, auch wenn er ziemlich gut aussieht und irgendwie eine kühle Art hat. Er hat keinen Stempel im Auge.
 

"Nein, nein, also ehrlich Ko-Ki, wenn du was gegen großbusige Blonde hast, dann solltest du auch nicht immer zuerst an die gut aussehenden großen Männer denken. Auch wenn ich mich gerade geschmeichelt fühle. Der kleine ist der Roboter, hast du es wirklich nicht bemerkt?" Ich war erstaunt. "IV?", fragte ich. Ich konnte es nicht glauben. "Ohne meine Kontaktlinsen hätte ich es auch nicht gesehen. Es ist auch schwer zu sehen gewesen, sehr klein, sehr kunstvoll aber dennoch da. Es gehört halt zu meinen Eigenarten, dass ich den Menschen tief in die Augen schaue. Und in diesem Falle hat eine Maschine zurück geschaut."
 

"IV ein Roboter?", fragte ich verwirrt. Ich nahm meine Tasse und nippte daran. "Für einen Roboter hat er ja seltsame Ansichten. Und sein Freund, Herr wie auch immer… der irgendwie auch. Er scheint nichts gegen die Meinung von IV zu haben. Auch wenn er nicht jede Ansicht teilt." "Du solltest dich doch freuen.", sagte Ryoga zu mir. "Zumindest lässt er IV eine eigene Meinung haben." Irgendwie konnte ich es immer noch nicht so recht glauben. "Die beiden haben so verliebt gewirkt. Es schien nicht... nicht nur ein Programm zu sein. Auch IVs Aussehen, ist jetzt nicht gerade das, was ich als Kassenschlager bezeichnen würde." Ryoga zuckte mit den Schultern. "Vielleicht ist das ein ganz neuer Prototyp. Dieser Reno steht nun mal vielleicht gerade auf diesen Typ von Mann. Bei der Gestaltung des Aussehens hatte er bestimmt alle Freiheiten dieser Welt. Ich habe schon einiges in meinem Leben gesehen, aber keinen so perfekten Roboter, wie ihn. Bis auf ein paar auffällige Drähte in seiner linken Hand und der Nummer im Auge, die leider für das Level des Roboters tölpelhaft auffällig ist, würde er als normaler Mensch durchgehen."
 

"Ryo, ich finde das nicht gut." Er nickte. "Ich weiß mein Schatz." "Wie viele Familien müssen noch kaputt gemacht werden, bevor man aufhört Roboter zu bauen die Menschen ersetzen sollen. Es gibt immer Menschen, die darunter leiden müssen. Man sagt sie unterstützen die Menschen, aber das stimmt nicht, sie werden immer einen Menschen verdrängen." Wir schwiegen eine Weile. Ich dachte an meine Mutter. Ryo wusste das. "Das mit deiner Mutter, dafür kann IV nichts. Das ist die Schuld deines Vaters gewesen. Die Schuld eines Menschen." Ich sah auf den Tisch. "Merken diese Wesen denn nicht wenn sie eine Familie kaputt machen?", fragte ich und sah meinen Freund an. "Bedeutet es ihnen denn nichts?" Ryoga küsste mich sanft. Hielt mein Gesicht in seinen Händen.

"Wie sollen sie denn ohne freien Willen etwas dagegen tun können? Der Mensch hat alle Gewalt über die Maschine."
 

Meine Mutter hatte sich umgebracht, nach dem ein Roboter ihren Platz eingenommen hatte. Vater hatte uns verlassen, um mit seinem Roboter alleine sein zu können. Meine Mutter war nicht damit klar gekommen. Sie hatte es nicht gut verkraftet. Zuerst hatte sie Trost im Alkohol gesucht, doch sie schaffte es nicht, ihren Kummer zu ertränken. Sie versuchte für mich stark zu sein, aber mein Vater hatte sie gebrochen. Sie hatte zuerst aufgehört zu lächeln, und dann eines Tages war sie nicht mehr aufgewacht. Sie hatte Schlaftabletten genommen. Seid diesem Tag hasste ich die Roboter. Ich hatte es meinem Vater nicht verzeihen können, dass er und dieses Wesen meine Mutter in den Tod getrieben hatten.
 

Ich hatte IV sehr nett gefunden. Und so ganz konnte ich es auch noch nicht glauben, dass IV ein Roboter war. Er war so natürlich gewesen. Und auch jetzt wenn ich an ihn dachte fühlte ich keinen Groll gegen ihn. Vielleicht sollte ich mich ein wenig mehr mit ihm auseinander setzen. Er hatte interessante Ansichten für einen Roboter. Vielleicht konnte er mir helfen, die Roboter ein wenig besser zu verstehen. Wir mussten ja keine besten Freunde werden. Ich würde versuchen ihm noch eine Chance zu geben.
 

Es waren ein paar Tage vergangen, seid ich IV und Reno kennen gelernt hatte. Ich hatte viel zu tun gehabt. Ab und an dachte ich an Reno und IV aber irgendwie kam ich nicht dazu einmal anzurufen, dabei wollte ich schon gerne wissen, wie es den beiden ging. Denn diesen verlorene Ausdruck in den Augen der beiden konnte ich nicht vergessen. Es war Zufall als ich IV wieder traf. Ich kam gerade von der Schule und hatte am Nachmittag frei. Ich ging Gedanken verloren die Straße herunter als ich angesprochen wurde. "Ko-Ki.", sagte eine Stimme. Ich sah hoch und sah IV. Er sah heute besser aus als beim ersten Treffen. Er trug andere Kleidung und bewegte sich viel sicherer. "IV, hallo.", sagte ich. Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass ich IV nicht für Dinge hassen konnte, von denen er nichts wusste. "Ko-Ki. Wie geht es dir?", fragte er mit einem lächeln. "Hast du gerade viel zu tun?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe ein bisschen Zeit.", erwiderte ich. "Wollen wir zusammen Kaffee trinken gehen? Ich bin heute schon den ganzen Tag durch die Gegend gelaufen, und langweile mich ein wenig." Ich legte den Kopf fragend schief. "Reno ist dauernd unterwegs, und ich soll mich dann irgendwie beschäftigen, und immer nur in der Wohnung sitzen finde ich auch sehr langweilig." Ich konnte ihn verstehen. Ich selbst konnte auch nicht immer in meine Wohnung sitzen. Zumindest nicht alleine, wenn Ryoga da war, war es natürlich etwas andres. "Na dann lass uns Kaffee trinken gehen."
 

Wir gingen durch die Straßen und setzten uns dann nach einer kurzen Betrachtung in ein kleines Café. "Habt ihr euch ein bisschen eingelebt?", fragte ich IV, als wir uns gesetzt hatten. Er nickte. "Na ja, Reno hat einen Job gefunden und nun ist er viel weg.", sagte IV. Ich hörte ein leises bedauern aus seiner Stimme. "Ich will mich eigentlich nicht beschweren, Reno tut so viel für mich. Ich sollte nicht so etwas sagen. Aber in einer Stadt in der man niemanden kennt. Da fühlt man sich dann doch ein wenig einsam. Wenn ich dann durch die Straßen laufe und Menschen zumindest um mich herum habe, dann fühle ich mich ab und an nicht so einsam. Aber manchmal fühle ich mich noch viel verlorener, als wenn wenn ich alleine in der Wohnung sitzen würde. Dann flüchte ich mich schnell wieder zurück. Ist das nicht Kindisch?“ Ich war verwundert. Für einen Moment hatte ich vergessen, das dieses Wesen, was mir gegenüber saß kein Mensch war. Er redete so natürlich von Gefühlen, die Roboter eigentlich nicht hatten.
 

Unser Kaffee wurde gebracht. Ich wollte IV wissen lassen, dass ich Bescheid wusste. "Du wirst nicht studieren oder?", fragte ich ihn aus heiterem Himmel. Ich wusste nicht wie ich es besser hätte anschneiden können. "Du bist nicht hier um zu studieren oder?", fragte ich noch einmal nach. Er ließ seine Tasse fallen. Und starrte mich an. In den tiefen dunklen Augen sah ich Angst. "Woher...", fragte er mich. Es schockierte ihn, dass ich es wusste. Ich merkte es ganz deutlich. "Ryoga hat er mir gesagt.", begann ich zu erklären. Verwirrt legte IV die Stirn in Falten. "Ich hätte es nicht gesehen.", sagte ich zu ihm. "Eigentlich müsste ich dich hassen, dafür dass du so perfekt bist. Das man dir nicht ansieht oder auch nur anmerkt wie wenig menschlich du bist."
 

IV sah mich an und lächelte dann schwach. "Ist es so schlimm für dich?", fragte er mich leise. "Das du ein Roboter bist?", fragte ich zurück. Er nickte und betrachtete den Kaffee, der über den Tisch lief. Eine Bedienung kam und wischte den Tisch ab und fragte ob sie eine neue Tasse bringen sollte. Doch Ivu wollte keine neue Tasse Kaffee haben. "Ist es so schlimm wenn man ein Roboter ist? Wenn man sich nicht dafür entschieden hat geboren zu werden?", fragte er weiter. "Es ist doch falsch oder?", fragte er mich. "Wesen zu hassen die nichts für ihre Existenz können. Um so weniger, dass sie für bestimmte Zwecke gebaut werden. Niemals werden wir ein freies Leben führen dürfen. Niemals dürfen wir einfach tun was wir wollen, weil man uns nicht zugesteht einen freien Willen zu haben." Er hatte Recht, aber es gab Wunden die saßen so tief, dass man sie nicht einfach so vergessen konnte. Aber ich würde versuchen IV weiterhin offen gegenüber zu stehen. Denn irgendwie mochte ich ihn. Roboter hin Roboter her.
 

"Meine Mutter…", begann ich langsam. Ich wusste nicht genau warum ich mich entschieden hatte ihm davon zu erzählen. Aber wahrscheinlich, damit er verstehen konnte warum ich nicht viel für Roboter übrig hatte. "Sie… sie hat sich umgebracht.", sagte ich leise. "Sie hat es nicht ertragen von ihrem Platz verdrängt worden zu sein. Ersetzt von einer Maschine. Zuerst war es nur ein Roboter der im Haushalt geholfen hat, weißt du. Einer von denen die weder weiblich noch männlich aussehen. Eine Maschine die auch noch eine Maschine war. Zu der Zeit war noch alles gut, doch mit der Zeit verbesserten sich die Modelle immer weiter. Und wie der Zufall es so wollte, waren die meisten Haushalts Roboter weiblich gestaltet. Und mein Vater hat sich immer neuere Roboter gekauft. Und hat meine Mutter und mich immer mehr vergessen. Diese Roboter haben unsere Familie kaputt gemacht. Irgendwann hat Vater weder mich noch meine Mutter wirklich wahr genommen. Er hat uns einfach vergessen. Wenn diese Roboter nicht gewesen wären dann hätte ich jetzt noch eine Mutter. Das mein Vater meine Mutter so gequält hat in dem er sich immer Roboter kaufte, die seinen gelüsten entsprachen…" ich schüttelte mich angewidert. "Seid dem hasse ich Roboter. Hasse ich die Menschen die sich Roboter halten, die ihre Familien damit zu Grunde richten…."
 

Iv sah mich eine Zeit lang schweigend an, ehe er wieder etwas sagte. Er sah nun entspannter aus. "Man sieht es nicht, nicht wahr? Ich hatte das Gefühl, du würdest mich mögen, letztes mal.", seine Stimme klang nachdenklich. "Aber heute spüre ich eine gewisse Abneigung. Es tut mir leid." Ich wurde etwas rot. So hatte ich es nicht klingen lassen wollen. "Es tut mir leid. Aber ich habe meine Gründe. Doch ich habe mich entschlossen, dir eine Chance zu geben." IV lächelte mich an. "Das freut mich, ich hoffe ich werde dich nicht Enttäuschen."
 

Wir schwiegen eine Weile ehe IV wieder anfing zu sprechen. "Und du glaubst nicht, dass sich ein Mensch in einen Roboter verlieben kann?", fragte er mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. "Doch ich glaube schon. Ein Mensch kann sich in einen Roboter verlieben. Wenn du den Perfekten Körper haben kannst, von dem du sicher bist, er wird nur dir gehorchen und nur für dich Augen haben. Doch…" IV unterbrach mich mit einem Kopf schütteln. "Ich meine nicht, sein Verlangen stillen. Ich meine nicht diese Art von liebe. Ich meine zum Beispiel die Liebe, die du für Ryoga empfindest. Oder auch Ryoga zu dir." "Nein!", sagte ich entschieden. "Das leben ist einfacher, wenn man sich nicht um den Partner kümmern muss. Wenn es dir Egal sein kann, wie du dein Gegenüber behandelst. Es ist egal, ob du deinen Roboter wie den letzten Dreck behandelst, oder mit deiner Liebe überhäufst oder total ein engst. Ein Roboter würde sich niemals beschweren." "Bist du dir da sicher?", fragte er mich. Ich lachte freudlos auf. "Ich sehe es doch jeden Tag."
 

"Und anders herum?", fragte er mich. "Niemals….", sagte ich, vielleicht einen Moment zu schnell. IV hatte den Blick gesenkt und sah auf den Tisch. Er tat mir leid. "Entschuldige." Doch er schüttelte den Kopf. "Nein, nein sprich weiter. Ich will deine Meinung hören.", es klang interessiert. "Roboter sind dazu Programmiert, dass sie Liebe empfinden sollen für den Menschen der sie Kauft. Damit die Illusion der Liebe vollkommen ist, werden die Roboter auf den Käufer Fixiert. So denken die Menschen, ihr Roboter würde sie hingebungsvoll lieben." Ich machte eine kleine Pause, und nahm einen Schluck Kaffee. IV unterbrach mich nicht. "Es gibt natürlich Roboter, die im Haushalt arbeiten, die auf mehre Menschen fixiert werden können, da sie ja Familienwesen sein sollen. Aber die meisten anderen Roboter… die nur auf einen Menschen fixiert werden können sind auch nur für diesen einen Menschen gebaut. Da Menschen selber nicht erfassen können was Liebe ist, wie sollen sie das einer Maschine einpflanzen können." IV lächelte ein kleines lächeln. "Du glaubst also nicht daran?", fragte er erneut. "Nein. Ich habe einen Freund und ich liebe ihn. Und ich weiß, dass er mich liebt. Wir haben uns zuerst kennen gelernt und dann haben wir uns lieben gelernt. Aber ein Roboter, er wird fixiert, man sagt einfach drei Worte, die man beim Kauf als Datei erhält und padaaa man hat die ewig treue Geliebte, den ewig treuen Geliebten. War bei dir doch nicht anders oder?", fragte ich ihn etwas herausfordernd.
 

"Ich bin nicht fixiert.", sagte er IV schlicht. "Reno und ich sind zusammen weil wir uns lieben." Er hatte es in dem Ton felsenfester Überzeugung gesagt. "Roboter mit freiem Willen, sind wohl keine so großartige Idee, für die Kontrollfreaks dieser Erde. Du siehst, es geht schon schief. Wenn man nicht das tut was man tun soll, hat man ein Problem. Man ist wie jeder Mensch, unzuverlässig, tut was man will. So war es bei uns.", doch IVs Stimme klang nicht traurig, sondern eher belustigt. "Ich denke mit der Geschichte werde ich dich langweilen. Es ist auch keine außergewöhnliche Geschichte. Wir haben uns in der Firma kennen gelernt in der Reno gearbeitet hat und ich… na ja… auf jeden Fall wir haben uns kennen gelernt und in einander verliebt. Das ganze hat seine Zeit gedauert. Reno hat es am Anfang nicht gewusst. Denn das war der Testlauf. Einen Roboter in einer Firma arbeiten zu lassen, ohne dem Personal zu sagen, dass man ein Roboter ist. Ich hatte zu der Zeit noch keine Nummer im Auge. Die habe ich erst später bekommen… Es war genau wie bei dir, du hast mich auch gemocht, weil du nicht wusstest, dass ich ein Roboter bin. Reno war das Egal, als er es erfuhr. Er sorgt sich nur ab und an, was wird wenn er einmal nicht mehr ist.", er schwieg eine Weile. "Aber lass uns ein anderes mal darüber reden. Was meinst du wirst du mich ein wenig leiden können? Wenn wir uns ein wenig besser kennen lernen.", fragte er mich. Der Schalk leuchtete in seinenAugen.
 

Ich hatte Ivu eine Chance gegeben. Und gemerkt, dass es keinen Unterschied machte, ob er ein Roboter war oder nicht. Wir verstanden uns einfach prächtig. Ich vergaß immer mehr, dass er kein Mensch war. Denn er reagierte so frei, so echt, so spontan. So Menschlich. Er konnte schlechte Laune haben wie jeder andere auch. Oder über sprühende gute Laune. Er war echt etwas besonders. Ich wusste keinen mit dem ich besser über doofe Menschen lästern konnte, als mit IV. Immer wieder wusste er mich mit erstaunlichen Dingen gut zu unterhalten. Wir konnten über so viele Dinge diskutieren. Irgendwann hatte ich ganz vergessen, dass er kein Mensch war. Wenn ich ab und an mal ein Problem mit Ryoga hatte, dann war IV der erste mit dem ich darüber sprechen konnte. Er stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite.
 

"Ich habe ihn vollkommen in mein Herz eingelassen Shin." Ich sah den jungen Mann an, welcher dort mir gegenüber saß und mich aufmerksam betrachtete. Ich sah eine Sehnsucht in seinen Augen, eine tiefe bitterliche Sehnsucht. "Ich kann dir nur Raten, es zu zulassen wenn es passieren sollte.", sagte ich sanft. "Heute weiß ich nicht, ob es vielleicht besser gewesen wäre wenn wir uns nicht so gut kennen gelernt hätten. Dann wäre das alles nicht passiert. Und ich müsse nicht mit dieser Schuld leben." Ich brach ab. Es schmerzte immer noch so sehr.
 

Ryoga
 

Ich merkte wie sehr es meinen Liebsten schmerzte an diese Zeit zurück zu denken. Die schönen Erinnerungen schmerzten um so mehr, weil man wusste man würde sie niemals wieder zurück holen können. Irgendwann, so hatte ich gehofft, würde der Schmerz vergehen, und die Erinnerungen bleiben. Als schöne Erinnerungen, die das Herz erwärmen würden, wenn man es brauchte. Die Halt geben würden wenn man ihn brauchte. Aber bis jetzt war der Schmerz nicht vergangen, denn Ko-Ki dachte immer noch, dass alles seine Schuld war. So lange er davon überzeugt war, würde auch der Schmerz nicht vergehen.
 

Ko-Ki hatte sich nicht dagegen wehren können, mit IV eine tiefe, feste Freundschaft zu schließen. Es war einfach passiert. Eines Tages war es so gewesen, dass sie beste Freunde gewesen waren. So wie ich eines Morgens aufgewacht war, und mir völlig klar gewesen war, dass ich in Ko-Ki verliebt war. Wie lange ich das schon war, hatte ich nicht gewusst. Aber an dem Morgen war es mir so klar wie nie zu vor gewesen.
 

Ich selber hatte nicht so viel mit IV oder mit Reno zu tun gehabt. Ich mochte sie beide recht gerne und ab und an besuchten sie uns in unserer Wohnung. Reno war eine sehr kühle Schönheit. Er ließ nie ein Wort darüber fallen, das IV kein Mensch war und er behandelte ihn auch niemals herablassend. Niemals sprach er ein Machtwort. Er widersprach IV zwar oft. Aber er versuchte niemals dem anderen seine eigene Meinung aufzuzwingen. Er war wirklich verliebt in IV. Immer wenn er ihn ansah, dann leuchteten seine Augen, und hatten einen zärtlichen Ausdruck. Selbst wenn es ,wie so oft ,zu einer hitzigen Diskussion gekommen war nach dem Abendessen. Renos Augen hatten nie diesen Ausdruck verloren wenn er über IV sprach. Auch wie er mit ihm umging.
 

Ein Abend ist mir noch sehr deutlich in Erinnerung. Ko-Ki und ich hatten uns Wahnsinnig gestritten. Ich war in der Werkstatt geblieben mit dem festen Vorsatz auch die nächsten Tage nicht bei Ko-Ki zu erscheinen. Ich ging auch nicht an mein Handy wenn ich sah, dass er anrief.
 

An diesem Abend besuchte mich Reno. Er hatte mich angesehen und den Kopf geschüttelt. "Ryoga. Was bist du nur für ein dummer Starrkopf?", fragte er mich. Ich gab ein grummeln von mir. "Besser so als anders. Ich will keine bösen Dinge zu ihm sagen. Nicht noch mehr. Und er hat auch nicht immer das Recht so herum zu zicken.", sagte ich. Reno setzte sich zu mir und betrachtete die Arbeit, welche ich vor mir auf meinem Arbeitstisch ausgebreitet hatte. "Weißt du, ich glaube Ko-Ki meint es nicht so. Er sieht das Leben so vollkommen anders als du. Er will im Leben noch so viel erleben. Er will noch so viele schöne Erinnerungen sammeln. Aber er will sie nicht alleine Sammeln. Er hat sich dazu entschlossen diese Erinnerungen mit dir zu sammeln. Auch wenn du es vielleicht kitschig findest. Ab und an darfst du ihm diesen Gefallen ruhig tun." Ich sah Reno an. So viel Feingefühl hätte ich von ihm nicht erwartet. "Tu ihm das nicht an, in dem du dich so Rah machst. Ich glaube er leidet sehr darunter. Geh zu ihm, sag ihm einfach, dass du manche Dinge nicht verstehst. Das er sie dir besser erklären muss. Du bist nun mal ein bisschen dumm." "Ts…", ich wollte beleidigt tun. Doch er schüttelte den Kopf. "Du bist natürlich nicht dumm. Du denkst nur anders. Du bist realistisch. Du bist für die Dinge zuständig die der Körper braucht, die das Leben braucht. Du sorgst dafür, dass Miete überwiesen wird, das sich um kaputte Dinge im Haus gekümmert wird. Du organisierst euer Leben. Und Ko-Ki ist für die Dinge zuständig die das Herz braucht. Er füllt das Leben, welches du schaffst, damit du einen Grund hast Leben zu schaffen. Aber er will das mit dir zusammen tun. Deshalb sei nicht so abweisend, wenn er mal ein wenig emotional ist. Egal in welche Richtung es geht. Wenn er wieder mal meckert, dass du zu viel Arbeitest. Dann sag nicht, dass du es tun musst, weil ihr das Geld braucht. Dann entschuldige dich einfach mal und sag, du versuchst es besser zu machen. Ko-Ki ist kein kleines Kind mehr, dass ist mir bewusst. Aber er hat ein so zartes Herz."
 

"Er soll einfach ein besseres Leben haben.", sagte ich leise, beeindruckt von dem kleinen Vortrag. "Und das versteht er nicht. Ich will dass er auf eine gute Uni gehen kann, dass wir eine schönere Wohnung haben können. die er so einrichten kann wie er das gerne möchte. Mit den schönen Dingen, die er so oft an schleppt und von denen ich eigentlich nichts halte, weil sie ja eh nur herum stehen." Ich lächelte schwach. Auch wenn ich jedes mal die Hände über dem Kopf zusammen schlug und mich fragte, wo wir diesen Stein, jene Kerze und die Pflanzen noch hinstellen sollten, so mochte ich es doch.
 

"Siehst du, aber was bringt ihm all das, wenn du nicht da bist. Er hat gesagt, er würde auch eine viel kleinere Wohnung mögen, wenn du öfters da sein würdest. Seine Ausbildung, mal ehrlich. Er würde sicherlich ein Stipendium bekommen, wenn er sich noch ein wenig mehr anstrengen würde. Dann müsstest du dafür auch nicht so viel zahlen. Was nützt ihm ein so schickes Leben, wenn er es nicht mit den Dingen füllen kann die ihm am Herzen liegen. Und das bist nun mal du Ryo. Vergiss ab und an mal das was du ihm bieten willst, und lass dich auf das ein was er für dich zu bieten hat. Oder überrasch ihn mal mit ein paar Dingen. Geh mit ihm Sterne schauen, oder einfach mal lange spazieren. Oder in einen Park oder was dein Freund gerne tut. Ich weiß, dass du kein schlechter Kerl bist. Im Gegenteil. Aber du musst auch lernen, dich auf deinen Partner zu verlassen. Lernen deine eigenen Augen zu zu machen. Es wird nicht dein Schaden sein. Lass Ko-Ki ab und an mal die Führung übernehmen. Er ist kein dummer Junge. Er weiß was vermessen ist zu wünschen, und was er sich wünschen darf.
 

Wir schwiegen eine Weile. Ehe ich nun das Wort ergriff. "Reno, sag mal….", sagte ich zu ihm. Er sah mich an. "Hmm?", fragte er. "IV ist dir sehr sehr wichtig oder?". Reno nickte. "Das wichtigste in meinem Leben." Es klang bei ihm so ernst und ehrlich. Was er sagte hatte Gewicht. Er war ein Mensch, der sich viele Gedanken machte. "Ich erwarte kein Verständnis und mir ist Verachtung deswegen egal. Ich liebe wen ich liebe. So lange ich Ivu glücklich machen kann, bin ich glücklich und zufrieden mit meinem Los. Weil Vater es nicht verstanden hat, sind wir gegangen." "Weg gegangen?", fragte ich ihn. "Wir sind, ach es hört sich so doof an, durchgebrannt, weggelaufen, geflohen… wie auch immer du es gerne nennen willst. Es gab Menschen die unserer Liebe keine Chance geben wollten. Die es für unmöglich hielten. Für die es gar nicht in Frage kam. Weißt du eigentlich für wie Wertvoll sich die Menschen halten, die all diese Roboter schaffen? Wie viel Wert sie auf Kinder und eine intakte Familie legen? Sie wollen nicht die Opfer ihrer Roboter werden. Ob sie andere Familien kaputt machen, dass ist ihnen egal. Aber ihre eigene Familie muss unangetastet bleiben. Menschen, welche sich willig die Einsamkeit mit einem Roboter vertreiben, werden in diesen Kreisen als Menschen zweiter Klasse betrachtet. Sie würden es niemals zeigen. Wer würde sonst noch einen Roboter kaufen. Dort in dieser Gesellschaft trafen Ivu und ich uns. Ich weiß nicht ob es so weit gekommen wäre, wenn ich gewusst hätte, dass Ivu kein Mensch ist."
 

"Aber die Signatur im Auge?", unterbrach ich. "Die kam erst später hinzu. Ich… ich wollte das nicht. Aber es wurde gemacht, da das Projekt ja gelungen schien. Niemand wusste, dass wir uns liebten. Das wir viel zusammen machten, das wussten sie schon. Mein Vater fand es gut, und er dachte er hätte endlich den perfekten Roboter geschaffen. Deshalb ließ er die Signatur im Auge anbringen, aber dann kam es heraus. Das sein so perfekter Roboter, zu perfekt war." Er brach ab. Ich sah ihn fragend an. "Der Roboter hatte sich verliebt. Und der Junge in den Roboter. Das war Falsch das war widernatürlich. Und bedenke die Kreise. Was hätte das für ein Gerede gegeben. Der Junge Mann, bevorzugte einen Roboter anstatt einen wirklichen Menschen." Er lächelte traurig.
 

"Wenn Vater uns finden sollten, dann… dann droht uns sicherlich die Trennung und….", er verstummte. Ich konnte mir denken was mit IV passieren würde. "Auch wenn man sagt, dass alle Roboter gleich sind. Das man jeden Roboter neu erschaffen kann, wenn man nur einen genauen Bauplan hat. Wir sind über dieses Zeitalter hinaus, vielleicht ist Ivu der erste seiner Art aber er wird nicht der letzte sein. Wenn nicht die Firma meines Vaters diesen Schritt machen wird. Wird es eine andere Firma tun. Aber Ivu ist unersetzlich. Einzigartig. Niemals wieder könnte es jemanden wie ihn geben. Und niemals würde ich einen anderen wollen.", er sah mich ernst an. "Wir sind nun hier. Es ist schwer uns zu finden. Aber in Japan wird es nicht unmöglich sein. Deshalb überlegen wir ins Ausland zu gehen. Es wird viel Geld kosten, dafür werde ich viel arbeiten müssen. Niemand von uns beiden hat viel Geld. Ivu hat gar kein Geld und mein Geld… für das Ausland wird es noch nicht reichen. Natürlich hat mein Vater all meine Konten sperren lassen. Aber von seinem Geld will ich auch nicht leben müssen!" Er schüttelte heftig den Kopf.
 

"Wir werden also noch eine Zeit hier in Japan bleiben müssen ob wir wollen oder nicht. Und mit jedem Tag steigt die Gefahr, dass sie uns Finden. Wir haben versucht unsere Spuren zu verwischen, haben keine elektrischen Geräte mitgenommen. Haben alles neu gekauft. Ich besitze eine gefälschte ID musst du wissen. Als Ivu und ich beschlossen wegzugehen, haben wir uns vorbereitet. Mit der ID kann ich problemlos Dinge tun wie Miete überweisen, mich bei meinem Job ausweisen und Handys konnte ich damit auch kaufen. Es wird noch eine Zeit lang dauern bis Ivus ID fertig ist. Da wir nicht offiziell ins Ausland können, wird dieses unterfangen sehr teuer und gefährlich werden. Aber wir haben keine andere Wahl."
 

"Hat IV denn einen JPS Chip oder so?", fragte ich. "Nein, hat er alles nicht. Er ist eine sonder Anfertigung. Er ist ein Prototyp. Er war ein Testroboter der unter den härtesten Bedingungen, also in der Firma meines Vaters, gearbeitet hat. Dort hat jeder etwas mit Robotern zu tun, hat jeder Ahnung von Robotern. Er hat wenige Dinge die ihn verraten." sagte Reno. "Aber die Hand, sie ist anders als der Rest des Körpers." Reno nickte. "Ivu ist ein Roboter mit freiem Willen, der keine Sperren in seinem Hirn hat. Er kann denken in welche Richtung er auch immer will. Und deshalb ist er ab und an auch dumm. Er hatte einen Unfall und hat dabei eine Hand verloren, da kam heraus, dass er ein Roboter ist. Also in der Firma, mir hatte er es vorher schon gestanden. Ich habe es nicht gewusst, nicht mal geahnt. Ich war erstaunt, war für einen kleinen Moment verwirrt. Aber niemals war ich meiner Gefühle unsicher. Er kann empfinden was immer er auch will. Wir haben es uns beide nicht ausgesucht. Ich denke du kannst es verstehen oder? Man verliebt sich in die Person in die man sich nun mal verliebt." Seine Augen waren wieder so voller Gefühl. Ich hatte fast das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen, aber ich tat es nicht.
 

Solche zarten Gesten passten nicht zu uns beiden. "Wir sind davon ausgegangen, das du daran beteiligt gewesen warst als es um seine Schaffung ging. Er sieht nun mal nicht so aus wie man sich einen typischen Prototyp vorstellt…" "Ach du meinst, weil er nicht den aller Welts Geschmack trifft?", fragte Reno mich. Ich nickte. "Sein Vater wollte eben, das er nicht auffallen sollte. Und so wie er aussieht, fällt er doch kaum auf. Er könnte alles und nichts sein. Er sah auf seine Uhr. "Du weißt jetzt eine ganze Menge über uns.", bemerkte er fast beiläufig. Als hätten wir über das Wetter geredet.
 

"Wenn ihr irgendwelche Hilfe brauchen solltet. Wir sind immer für euch da.", sagte ich zu ihm. "Ich glaube jetzt sind wir so was wie Freunde.", fügte ich hinzu. Das lächeln was Reno mir da schenkte werde ich niemals vergessen. Niemals zu vor hatte er mir so ein Lächeln geschenkt, und ich habe ihn auch nie wieder so lächeln sehen wie an diesem Tag. Wahrscheinlich war es ein lächeln, welches er eigentlich nur für Ivu übrig hatte.

"Die Roboter die jetzt kommen, sollen nicht mehr als Roboter erkennbar sein, stimmt das?", fragte ich. Da ich mich damit beschäftigte, kaputte Roboter wieder herzurichten, war ich interessiert daran. "Ja das Stimmt. Mein Vater sagte, niemand soll sich mehr herunter gewertet fühlen, wenn er anstatt einer richtigen Ehefrau eine Robotergeliebte hat oder so etwas. Es ist so heuchlerisch. Wo er doch eh alle Menschen auf eine niedrigere Stufe setzte als er selber. Aber ja, es soll sie in allen möglichen Formen geben. Frauen, Kinder, Männer… Roboter jeden Alters. Jeder kann den Roboter so gestalten wie er ihn haben will. Man kauft nicht nur ein Modell mit der Haarfarbe die man haben will und dem Haarschnitt. Sondern man gestaltet alles mit. Die Augenfarbe, die Form der Ohren, der Nase, ob Sommersprossen oder nicht, groß klein , dick, dünn oder Muskulös. Weißt du was das heißt?"
 

Ich nickte. "Ja ich kann es mir gut vorstellen. Vielleicht die Verstorbene Ehefrau, das zu früh gestorbene Kind, dessen Tod man nie verkraften konnte. Die Jugendliebe, welche man nie bekommen konnte. Aber für mich wäre es nichts.", sagte ich nachdenklich. "Zu gruselig. Wenn überall Doppelgänger von irgendwelchen Menschen herumlaufen würden. Wenn man Schatten wieder zum Leben erwecken würde." Reno nickte. "Sie werden aber keinen freien Willen haben. Denn es wäre so als würde man eine super Rasse schaffen. Und das wollten die Hersteller natürlich nicht. Sie wollten ein Spielzeug für jeden Menschen was sich wunderbar verkaufen lässt. Jeder Mensch kann Gott spielen, wenn er es sich leisten kann. Damit das Spielzeug nicht übermütig wird, wird es natürlich seines freien Willens beraubt werden. Anders als Ivu. Bei ihm wollte man sehen, was tut ein Roboter, wenn er nicht an irgendwelche Gebote gebunden ist. Er ist nicht mal an die Tötungsgebote gebunden. Wenn er verzweifelt wäre, könnte er Selbstmord begehen. Er ist auch nicht an das Gebot gebunden, das er nichts tun darf was seinen Herren gefährden könnte, denn er hat keinen Herren. Er hat sich freiwillig dazu entschlossen mit mir mit zu gehen. Ich sage er ist seinem Herzen gefolgt. Er hat auf seine Gefühle gehört. Und ist nicht seinem Verstand gefolgt. Er wusste was auf ihn zukommen würde." "Und du glaubst nicht, dein Vater wird dir jeh vergeben können. Du bist doch sein Sohn.", sagte ich. "Er hat noch einen Sohn. Meine Mutter wird es schmerzen. Da bin ich sicher. Sie hat geweint, als ich gegangen bin. Vater war nicht da, doch von meiner Mutter wollte ich mich doch verabschieden. Sie hat mich angesehen und geweint. Mich gebeten zu bleiben. Sie würde mit Vater reden. Sie würde alles wieder in Ordnung bringen. Und wenn ich wollte, dürfte ich auch mit Ivu zusammen bleiben. Sie hätte nichts dagegen, ich sollte nur nicht gehen. Ich habe ihr das Herz gebrochen, bin gegangen. Aber das Vater sich umstimmen lassen würde, das glaubte ich damals nicht. Und ich glaube es heute auch nicht. Wunder soll es geben, sagt man. Aber ich glaube nicht an Wunder."
 

Ko-Ki
 

In Shins Augen funkelten Tränen. "Ich wünschte ich hätte sie kennen gelernt.", sagte er leise. Ich lächelte ihn an. "Wer weiß wen du in deinem Leben kennen lernen wirst. Du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir. Und wenn du es richtig anstellst, dann wird es auch ein wunderbar glückliches Leben werden. Auch du wirst wunderbare Menschen oder andere Wesen kennen lernen. Du musst die Gelegenheit nur erkennen.", sagte ich zu ihm. Ich trank einen schluck Wasser. Dann nahm ich den Faden von Ryo wieder auf.
 

"Reno hat vielleicht nicht an Wunder geglaubt, aber ich habe an seine Mutter geglaubt. Als sie sich Meldete, riet ich ihm sie zu treffen.", sagte ich. IV, Reno und ich hatten uns in unserem lieblings Café getroffen. Ryo wollte nachkommen. Ivu hatte aufgeregt geklungen als er mich angerufen hatte. Er hatte nicht viel gesagt, nur das Renos Mutter sich gemeldet hatte. Und sie nicht sicher waren was sie tun sollten. Schließlich konnte es ja auch eine Falle sein, konnte Renos Vater dahinter kommen. Es war also ein Risiko.
 

"Wie hat sie euch gefunden?", fragte ich nach dem wir uns begrüßt hatten und etwas bestellt. Reno nahm ein Armband aus seiner Tasche und legte es auf den Tisch. "Das hier ist ein kleiner Nachrichtenübermittler. Vater weiß nichts davon. Nie wusste er davon. So war es mir möglich meine Mutter zu warnen wenn mein Vater schlecht gelaunt war oder anders herum. So das wir uns gegenseitig vor Schaden bewahren konnten. Sicherlich wird mein kleiner Bruder auch bald einen bekommen, wenn er wieder zu meinen Eltern kommt. Er ist von schwacher Gesundheit und lebt deshalb bei Verwandten am Meer. Man sagt, das Klima dort tut ihm gut. Aber um zum Thema zurück zu kommen, sie hat mir diese Nachricht geschickt. Vielleicht hat sie sich vorher nicht getraut. Wollte sicher sein, dass wir uns einen sichern Unterschlupf gesucht haben. Oder Vater hat sie beobachtet."
 

Reno hielt mir sein Handy hin, dass hat sie uns gestern geschickt. Ich nahm das Handy und las die Nachricht. +Vater hat einen großen Fehler gemacht mein Liebling. Bitte lass uns noch einmal Reden. Mein Schatz, ich vermisse dich so sehr. Lass mit dir Reden. Ich will dich noch einmal sehen. Bitte Komm zu dem Treffen. Lass mich nicht warten. Ohne dich werde ich meines Lebens nicht mehr froh werden. Ich will das du ein schönes Leben führen kannst. Ich will sicher sein, dass du wo immer das auch sein wird, ein wunderbares Leben führen kannst. Ich will dir helfen. Wenn dein Vater, das hier erfährt, wird er sicherlich sehr sehr erbost sein, jedoch ist mir das Egal. Mein Sohn, wenn ich dich nur treffen kann. Ich muss sehen ob es dir gut geht. Ich kann dich so sehr verstehen, deshalb will ich dir helfen. Und wenn es das letzte mal ist, das wir uns sehen werden. So ist es gut. Ich will aus deinem Mund hören, dass du dich richtig Entschieden hast. Das es nichts gibt, was du zu bereuen hast. In tiefer tiefer tiefer liebe. Deine Mutter+
 

"Sie klingt verzweifelt. Und doch vertraut sie euch beiden.", sagte ich leise. "Und es ist so voller liebe." Ich spürte ein ziehen in meiner Brust. Auf einmal vermisste ich meine Mutter so schrecklich doll. Ivu legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. Ich sah sie beide wieder an. "Und ihr seid nicht sicher ob ihr hingehen sollt?", fragte ich sie. Reno nickte. "Es ist zwar ihr Sender gewesen. Aber ich weiß nicht ob es gut ist, sie noch mal zu treffen.", er klang nachdenklich. "Das es gefährlich sein könnte, ist uns allen ja bewusst." Er sah IV an. "Gib deiner Mutter die Chance, dir noch einmal auf Wiedersehen zu sagen. Gib ihr die Chance zu sehen, wie gut es euch beiden geht. Wie glücklich ihr seid. Damit sie ihren Frieden finden kann. Ich glaube sie ist bereit, dich loszulassen Reno. Es gibt Wunden, die wir unseren Lieben nicht zufügen sollten."
 

"Du hast recht Ko-Ki. Wir sollten sie Treffen Reno.", Ivu nickte um seine Worte zu unterstreichen. "Es wird alles gut werden Reno.", er hielt die Hand seines Liebsten fest und sah hoffnungsvoll aus. "Vielleicht können wir hier bleiben.", fügte er Hoffnungsvoll hinzu. Reno zuckte mit den Schultern. "Es wäre schön an einem Ort zu leben, an dem man Freunde hat. Aber ich glaube wir sollten uns erst mit Mutter treffen, und dann können wir entscheiden was wir tun wollen. Vielleicht rät sie uns ins Ausland zu gehen. Vielleicht kann sie Vater davon überzeugen, nicht weiter nach uns zu suchen. Uns einfach unser Leben leben zu lassen. Wer weiß." Auch in Renos Augen sah ich eine zarte Hoffnung keimen.
 

Am Tag des Treffens, hatten Ivu und ich beschlossen uns noch einmal zu sehen. Reno musste noch Arbeiten, und Ryo war auch beschäftigt. Und so nutzten wir die Zeit ein wenig vor uns hin zu träumen. "Ivu ich wünsche dir alles Glück, dass du und Reno bald in Ruhe werdet leben können.", sagte ich zu ihm und sah in sein hübsches Gesicht. Wir saßen auf einer Mauer und betrachteten die Menschen, welche an uns vorbei gingen. "Ich fände es so schön, wenn wir hier bleiben könnten. Bei euch beiden. Vielleicht würden wir auch noch ein paar andere nette Menschen kennen lernen. Wer weiß. Ich denke dann könnte ich wirklich zur Uni gehen, vielleicht mit dir zusammen. Das wäre doch ziemlich cool. Einfach ein ganz normales Leben führen." Ich lächelte ihn an. "Vielleicht habt ihr es ja auf einem anderen Flecken dieser Welt einfacher Ivu. Wer weiß das schon. Vielleicht wirst du nicht hier studieren können aber woanders. Aber ich fände es natürlich toll wenn ihr nicht weg müsstet."
 

Ich stellte mir eine Zeit vor, in der Ivu und Reno keine Angst mehr haben mussten gefunden zu werden. Eine Zeit in der sie zu einander stehen konnten. "Aber egal wo es euch hin verschlägt, wir werden euch ganz oft besuchen kommen. Und Kontakt halten sollte nicht das Problem sein oder? Denn ich habe noch nie ein Wesen getroffen mit dem ich so gut über einfach alles sprechen konnte, was mich tief bewegt." "Versprochen, ihr kommt uns besuchen?", fragte er. Ich hob meinen kleinen Finger und er verhakte seinen kleinen Finger. "Versprochen Ivu." Er lächelte mich strahlend an. "Das ist schön Ko-Ki. Jetzt kann ich mir sicher sein, wo immer unsere Reise auch hingehen wird, wir werden nie wieder ohne Freunde sein. Das ist ein sehr sehr schönes Gefühl." Wir lächelten uns wissend an.
 

Es war eine windige, kühle Nacht, und ich war alleine. Ryo hatte eine Nachtschicht übernehmen müssen. Wenn Ryo nicht da war, schlief ich meist nicht besonders gut. Und so wälzte ich mich auch in dieser Nacht unruhig im Bett herum, als ich mein Handy klingeln hörte. Ich sah auf den Display und es war eine Nachricht von Reno. Ich öffnete die Voicemail und hörte Renos Stimme. Er sagte nicht viel. "Ivu und ich würden dich gerne noch einmal sehen. Bitte komm." Ich war verwirrt. Er hatte traurig geklungen. An die Datei war eine kleine Karte angeheftet, auf der ich sehen konnte, wo Reno und Ivu gerade waren. Würden sie so schnell ins Ausland gehen? Hatte Renos Mutter vielleicht sehr schnell für die beiden eine Gelegenheit gefunden ins Ausland zu gehen? Vielleicht hatte sie sich nur vergewissern wollen, dass sie das richtige tat. Ehe sie ihren Sohn zur Flucht verhalf?
 

Ich kopierte die Mail und schickte sie dann an Ryo weiter mit der Bitte, das wir uns dort treffen würden. Dann zog ich mich schnell und nachlässig an. Griff nach meiner Tasche und verließ eilig das Haus. Der Treffpunkt war nicht weit von unserer Wohnung entfernt, es war ein kleiner Park in dem Ivu und ich öfters gesessen hatten, wenn wir uns trafen. Bei Nacht wirkte der Park ein wenig unheimlich. Ich ging über den schmalen Weg und sah mich um, wo waren die beiden denn. Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich meinen Namen hörte.
 

"Ko-Ki… hier…" Ich sah zu der Treppe, die zu einem kleinen Pavillon führe, wo bei schönem Wetter manchmal eine Band gespielt hatte, als ich noch klein gewesen war. Jetzt war dieser überwuchert und sehr verrostet. Ich trat auf Ivu und Reno zu. Reno hielt Ivu in seinen Armen. Irgendetwas stimmte nicht, als Reno den Kopf hob um mich anzusehen, wusste ich was nicht stimmte. Er war voller Blut.
 

"Du musst ins Krankenhaus Reno….", sagte ich entsetzt. Er war blass und seine Augen schimmerten in einem seltsamen Glanz, den ich nicht zu deuten wusste. Ich wollte auf ihn zu gehen. Wollte sehen ob ich etwas für ihn tun konnte, doch er sagte leise. "Nein bitte, komm nicht näher." Ich blieb stehen, und merkte das ich zitterte. Denn ich konnte es mir schon denken, sie waren in eine Falle geraten, und ich war Schuld daran gewesen. Ich hatte nicht daran gedacht, das es hätte eine Falle sein können. Ich hatte auf Renos Mutter vertraut. "Was ist passiert? War die Nachricht nicht von deiner Mutter?", fragte ich und setzte ich mich ins Gras weil meine Beine mich nicht länger tragen wollten. "Und was ist mit Ivu….", Ivu war so still. Renos Augen waren so voller Schmerz und voller Trauer. "Es war gewiss nie einfach der Geliebte einer Puppe zu sein.", flüsterte er leise. "Was?", fragte ich verwirrt. Reno löste seine Umarmung ein wenig und Ivs Kopf viel ein wenig zurück. Ich sah in ein Gesicht, das ganz friedlich aussah. Als ob Ivu nur schlafen würde, wäre da nicht dieses grausame kleine Loch in seiner Stirn gewesen. Reno sah zu mir hoch. Ich begriff es im ersten Moment nicht, erst als mir bewusst wurde, dass es Blut war, was auf Ivus Lippen getrocknet war und auf seiner Wange wurde es mir klar.
 

"Ich bin die Puppe Ko-Ki. Bin immer die Puppe gewesen. Glaubst du wirklich, so etwas wunderbares wie Ivu hätte man künstlich erschaffen können?", fragte er mich leise. "Und nun….", er brach ab. Ich spürte die Tränen die über meine Wange liefen, ich konnte es nicht glauben. Ivu war Tod. Ivu von dem ich geglaubt hatte, er sei ein Roboter, war ein Mensch. Ein junger Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich gehabt hatte. Mein bester Freund. Mein aller bester Freund war Tod. "Ich habe ihn heute doch noch gesehen…", flüsterte ich ungläubig. Ich wollte es nicht begreifen.
 

"Ivus Vater hat uns gar nicht gesucht. Weil er wusste, dass seine Frau Ivu suchen würde. Und so er hat einfach seine Frau überwacht. Als sie das Treffen vorbereitete, hat er zugeschlagen. Er wusste, sie würde ihn noch einmal treffen wollen. Sie muss jetzt damit leben, dass sie ihren Sohn auf dem Gewissen hat." Renos ruhige Stimme passte nicht zu alle dem. Es kam mir vor wie ein schlimmer Traum. Ich hoffte ich würde aufwachen. Wünschte mir die Zeit zurück drehen zu können. Irgendwas tun, um das Geschehene rückgängig zu machen. Ich sah hoch, sah Reno an, welcher seinen Blick auf Ivu gerichtet hielt. Seine Finger zitterten. Aber er zwang sich weiter zu sprechen, auch wenn es ihm viel Mühe bereitete.
 

"Zuerst dachte ich sie wollten mich umbringen und nicht ihn. Denn sie haben zuerst auf mich geschossen. Ich weiß bei mir kann man nicht von töten sprechen, sonst müsste man mir ein Leben zugestehen. Aber abschalten… kann man von Abschalten sprechen, wenn jemand mit einer Waffe auf einen schießt?", fragte er. "Jetzt wünschte ich, sie hätten mich getötet. Doch sie haben mich nur gelähmt. Ich bin nur eine verdammte Maschine und bin gegen diese Waffe so vollkommen Machtlos. Ich konnte nichts tun. Ich musste hilflos mit ansehen, was sie mit Ivu gemacht haben.
 

Ivu dachte wohl auch erst, dass sie mich ausschalten wollten. Doch sie wollten nur sicher gehen, dass ich nichts tun konnte um zu verhindern, was sie vor hatten. Sie haben Ivu in den Bauch geschossen. An dieser Wunde wäre er wahrscheinlich gestorben. Und es muss ihm wahnsinnige Schmerzen bereitet haben. Aber er hat sich nichts anmerken lassen. Er war so mutig. Es war eine kleine heruntergekommene Nebenstraße und alles war Dunkel, dort waren keine Menschen die uns hätten helfen können. Und wenn doch jemand da war, so hätte er sich sicherlich nicht eingemischt. Die beiden hatten wohl den Befehl Ivu ein wenig leiden zu lassen bevor er sterben würde. Selbst wenn er noch hätte Fliehen können, ohne mich wäre er nicht weggegangen. Das wusste ich so gut, wie er es wusste. Er saß an der Wand und hatte eine Hand auf seine Wunde gepresst. Er hat mich angesehen, die ganze Zeit. Ich weiß nicht ob er gehört hat was die beiden Männer zu ihm sagten. Selbst wenn, ich glaube es war ihm egal. Seine ganze Aufmerksamkeit galt mir. Sie haben so grausame Dinge zu ihm gesagt. +Nicht die Maschine ist der Schandfleck, du bist es IV.+, sagte der Anführer. Dann richtete er seine Waffe erneut auf Ivu. Mein Schatz hat gewusst, dass es kein Entkommen geben würde. Das es nun zu spät war." Reno verstummte. Ich wusste nicht ob es Tränen waren auf der Wange von Reno oder der leichte Regen, welcher eingesetzt hatte.
 

"Ivu hat mich angesehen und ich habe all die Liebe in seinen Augen gesehen. Er sagte nur leise. +Reno Schatz, es wird alles gut werden.+ Und dann haben sie ihn erschossen. Ich weiß nicht wie viel Kraft es ihn gekostet haben muss zu lächeln, als er den Schuss gehört hat. Dem Tod ins Auge zu sehen und dabei zu lächeln, ich hätte es nicht gekonnt. Mich wollten sie mitnehmen, doch jemand musste die Polizei gerufen haben, als sie die Schüsse fielen. Und die beiden ergriffen die Flucht, als sie die Sirenen hörten. Denn Selbstjustiz wird zum Glück nicht geduldet. Meine Lähmung ließ nach und ich konnte mich wieder bewegen. Aber es war zu spät, ich konnte nichts mehr für Ivu tun. Er war Tod. Er war einfach nicht mehr da. Ich wollte nicht das die Polizei uns beide Fand, was hätte diese noch tun können."
 

Ivu war Tod. Auch jetzt, nach dem ich wusste, was geschehen war. Schien es mir immer noch so unbegreiflich. Doch IV lag leblos in den Armen seines Liebsten. Ich zwang mich in Ivus Gesicht zu sehen, welches so ruhig aussah. Als wäre er ruhig eingeschlafen, ohne zu wissen, das der Tod ihn ereilen würde. Ich merkte wie mir schlecht wurde. Und wie ohnmächtige Wut in mir aufstieg. "Zwei Schüsse…", flüsterte Reno leise. "Mehr bedurfte es nicht um meinen Schatz aus dem Leben zu reißen. Ich konnte mich nicht mal von ihm verabschieden. Ich konnte ihm nicht sagen, wie sehr ich ihn liebe… ich kann ihm nicht sagen, wie sehr ich jeden Tag mit ihm genossen habe. Niemals habe ich auch nur einen Tag bereut. Ich hätte ihm so gerne noch einmal gesagt, dass es keine Rolle gespielt hat, wer wir beide waren, was wir beide waren, so lange wir füreinander eingestanden haben."
 

Reno war so Menschlich in seinem Kummer. Das Funkeln in seinen Augen kam von der Verzweiflung, welche er empfand. "Es gibt eine Geschichte von einem Roboterjungen, dessen größter Wunsch ist ess ein richtiger Junge zu werden. Damit seine Mutter ihn lieb hat. Und so macht er sich auf die Suche nach der blauen Fee, wie in diesem Märchen. Ivu hat den Film so sehr geliebt. Er hat jedes mal geweint, weil er das Ende so schön fand. Ich wünschte ich hätte ihm so ein Ende bereiten können.", die Stimme von Reno war ganz ausdruckslos geworden. "Er hat einen Teddy, eine altes elektronisches Spielzeug. Dieser hat eine Strähne des der Mutter aufgehoben und all die Zeit darauf aufgepasst, die ganze Reise lang. Der Film endet damit, dass Aliens auf die Erde kommen und dem kleinen Roboterjungen einen Wunsch erfüllen können. Sie schenken dem kleinen einen Tag mit seiner Mutter, alles was sie dafür brauchten war die Locke des Haares der Mutter. Einen letzten Tag. Ich wünschte wir hätten auch einen letzten Tag gehabt. Einen Tag an dem es nichts außer uns beiden gibt. Keine Sorgen, keine Angst. Nur Ivu und mich. Am Ende des Tages würde ich mit ihm hinlegen und ihn in meine Arme nehmen und sagen, dass ich immer auf ihn aufpassen würde. Noch einmal sagen wie sehr ich ihn liebe.
 

Doch jetzt schläft er. Schläft ohne mich, ist für mich für immer verloren. Ich… ich komme in keinen Himmel.", er sah verzweifelt aus und seine Stimme klang auch so. "Viele Menschen sagen, dass die Seelen der Toten irgendwo hin kommen. Aber ich? Ich höre einfach auf zu existieren… Weißt du was das heißt?" Ich konnte es mir vorstellen. Wenn man etwas so endgültig verlohren hatte. Etwas, dass man niemals und mit nichts auf dieser Welt ersetzen kann. "Nicht mal dieser Körper hier wird mir bleiben. Er wird vergehen, wie alles auf dieser Welt vergeht. Und ich kann es nicht aufhalten. Ich kann ihn nicht mehr lebendig machen. Ich kann ihn nur betrauern."
 

Ich hörte schritte hinter mir. Spürte wie mich zwei Starke Arme mich an einen warmen Körper pressten. "Ko-Ki.", flüsterte Ryo leise und ich merkte das auch er Zitterte. Er hatte die Lage wohl schnell erfasst. "Ryo…", ich schluchzte. Er hielt mich fest. "Ryo er ist Tod…", sagte ich leise und wollte es immer noch nicht Wahr haben. Ryo nickte. "Ich weiß Schatz, ich weiß…", auch in Ryogas Stimme hörte ich unendliche Trauer. "Reno, können wir etwas für dich tun?", fragte Ryoga nach einer Weile. Reno nickte langsam. "Ich möchte, dass Ivu an einen Ort kommt, wo er sicher ist. Wo ihm nie wieder Leid zugefügt werden kann. Ich würde ihn gerne auf einem Friedhof bestatten, wo es keine Wesen gibt, die ihm Leid zugefügt hätten. Es gibt einen Ort am Meer, wo das möglich ist."
 

Ryoga nickte. Er stand auf und führte mich zu unserem Wagen. Reno folgte mit Ivu. Er setzte sich auf die Rückbank, und hielt Ivu weiterhin in seinen Armen. Er hielt ihn so zärtlich fest, ging so behutsam mit ihm um, als würde er nur Schlafen. Und als wolle er ihn nicht aufwecken.
 

Wir fuhren eine Weile schweigend durch die Nacht, ehe Ryoga fragte, der viel schneller begriffen hatte als ich. "Warum dieses Versteckspiel vor uns." "Wir hatten angst, dass wir entdeckt werden würden. Weißt du wie sie heut zu Tage prüfen ob du jemanden gesehen hast oder nicht? Sie testen dich einfach. Können nachprüfen ob du einen Menschen gesehen hast, und du wirst nie ein Bild von diesem Menschen dafür sehen müssen. Da sie einfach all deine Erinnerungen mit den Daten der gesuchten Person abgleichen können. Das war für uns schlecht und gleichzeitig gut. Denn wenn alle Welt denken würde das… das Ivu… die Puppe sei, dann würde das Gerät nicht weiter Anschlagen, denn es war ja mit der Information gefüttert, dass Ivu ein Mensch war. Und so wie ihr felsenfest davon überzeugt wart, dass ich der Mensch sei, hättet ihr auch bei einem Test keine Gefahr für uns Dargestellt. Er hat eine Kontaktlinse getragen. Nicht besonders einfallsreich aber es hat gereicht. Ich war mir fast sicher, dass es dir irgendwann auffallen würde Ryo. Das was ich dir mit der Hand gesagt habe, dass stimmte wirklich. Er hat die Hand verloren, bei einem Unfall. Aber ich habe ihn erst danach kennen gelernt. Als er lernte mit einer neuen Hand umzugehen, und wahnsinnig verzweifelt war. Aber das kam uns nun zu gute. Wir haben ein paar falsche Spuren gelegt, an ein paar Orten, wo Ivu extra offensichtlich so getan hat als wäre er ein Roboter. Wir konnten nicht ahnen das Ivus Vater seiner eigenen Frau so etwas schlimmes antun würde."
 

Reno verstummte. Ryoga nickte langsam. "Er hat seinen eigenen Sohn umbringen lassen. Nur damit der Skandal nicht publik wird hmm.", fragte er. Reno nickte schwach. "Was mir am unbegreiflichsten ist. Warum bin ich mehr Wert als er gewesen. Warum haben sie nicht mich zerstört und sein Leben verschont? War all die Technologie, welche in mir steckt, mehr Wert als ein so einzigartiges Menschenleben?", ich spürte das der Kummer mich innerlich fast zerriss. "Und IV wollte mir zeigen, wie es ist, wenn man nicht mit dem Makel leben muss, nicht wirklich zu sein. Wir haben oft Nächtelang diskutiert, so konnten wir euch auch all diese Dinge erzählen, welche eigentlich der andere Erlebt hatte."
 

Danach Reno sprach nicht mehr. Er streichelte durch das weiche Haar von Ivu und sah in das friedliche Gesicht seines Liebsten. Mich quälte das Wissen, dass ich Schuld daran war. Wenn ich nicht gesagt hätte sie sollten gehen, vielleicht wären sie dann auch nicht gegangen. Dann wäre Ivu jetzt noch am Leben, er hätte so viele seiner Träume wahr machen können.
 

"Wo willst du genau hin?", fragte Ryoga. "Hier gibt es leider keine schönen Stellen mehr, alles ist voller Industrie und voller Schrott.", sagte Ryoga. Reno schloss kurz die Augen. "Es gibt einen Platz, da kommen wir alle irgendwann hin, wenn wir nicht mehr gebraucht werden." Er hob eine Hand und richtete seinen Zeigefinger auf das Navigationssysthem. Der Wagen setzte sich wie von Geisterhand in Bewegung. "Ivu hätte es gefallen, dort zu liegen glaube ich. Ich habe in seiner Welt gelebt. So soll er bei den meinen schlafen dürfen. In der Gewissheit, das ihm niemals ein Leid geschehen wird. Niemals hätten sie ihm etwas angetan.", sagte Reno leise.
 

Shin riss mich aus meinen schweren Erinnerungen. "Reno ist… also er…." Ich sah Hoffnung in seinen Augen. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, er hat Ivu nicht alleine gelassen. Er hat auch nicht den ewigen Schlaf gewählt, selbst das war ihm mit dieser unendlichen Trauer nicht möglich. Er ist ebenfalls Tod, abgeschaltet, zerstört, wie auch immer du es nennen willst."
 

Ryoga drückte meine Hand. "Ob es einen Himmel gibt, weiß ich nicht. Aber ich glaube, das auch solche Seelen wie Reno sie hatte, irgendwo hin kommen. Und ich wünsche mir von Herzen, das sie sich wieder gefunden haben. Denn ich glaube nicht, das Ivu irgendwo hin gegangen wäre, ohne Reno mit zu nehmen." Ich lächelte schwach. Diese Erinnerungen hatten mich sehr erschöpft.
 

Ryoga
 

Ich wollte es Ko-Ki nicht schwer machen, als es für diesen ohne hin schon war. So übernahm ich erneut das erzählen. Wir erreichten ohne Probleme einen großen leeren Platz. Ein sehr langer Steg führte ins Wasser hinein. Am ende dieses Steges war ein riesieger Kran. Ich parkte den Wagen und wir stiegen aus. Reno hielt Ivu in seinen Armen, als ob dieser nichts wiegen würde. Ich hielt Ko-Kis Hand. Merkte, dass er immer noch so schrecklich zitterte. "Ich weiß nicht wie Menschen Liebe empfinden.", durchbrach die leise Stimme Renos die Stille. "Aber ich weiß, dass ich Ivu liebe. Und mir ist es egal, was andere darüber denken. Ob sie es begreifen und erfassen können. Ich danke euch, das ihr zu uns gehalten habt.", sagte er. "Das ihr uns unterstützt habt. Ich…. ich muss euch um noch einen letzten Dienst bitten. Das heißt Ryoga dich muss ich um einen Dienst bitten."
 

Ich bin dem nach gekommen. Reno konnte sich nicht selber umbringen. Ivu hatte ihm das Versprechen abgenommen, dass er sich niemals selbst richten würde. Und so habe ich das für ihn übernommen. Shin du weißt es sicherlich und mittlerweile gibt es ja schon viel weiter entwickelte Dinge dafür. Ich habe ihm eine Art Gift gespritzt. Es dauert seine Zeit, vielleicht ein paar Stunden, es kommt auf die Dosis an. Er bat mich um das Gift. Normalerweise verwendete ich das Gift für die Robotiere, denen nicht mehr zu helfen war. Und da ich von der Arbeit kam, hatte ich meinen Arbeitskoffer dabei. Er hatte sich auf die Rückbank gesetzt und ich hatte ihm die Spritze verabreicht. Als ich das getan hatte, viel auf einmal alle Anspannung von ihm ab. Er sah mich auf einmal mit einem gänzlich anderen Ausdruck in den Augen an. Die Verzweiflung, welche eben noch in ihnen getobt hatte, war vergangen. Nun waren seine Augen ganz ruhig.
 

"Ich möchte einen schönen Platz für Ivu und mich suchen.", sagte er mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen. "Morgen wird die Mittagssonne schon nicht mehr auf uns scheinen. Das macht mir aber nichts aus, da ich es nicht mehr spüren werde. Ko-Ki, ich habe den Sommerregen gemocht, ich war dann immer gerne draußen." Er lächelte Ko-Ki schwach an. Ich folgte ihm mit meinen Augen. Er ging an den Rand des Wassers. „Morgen werden hier die nächsten Leichen abgeladen. Sie werden unser Leichentuch werden. Es ist gut so. Ich vertraue auf Ivu, wenn er sagt, dass alles gut wird. Dann wird alles gut werden." Ko-Ki ging zu Ivu und strich ihm sanft über die Wange. "Wir kommen euch besuchen, keine Angst, ich vergesse das nicht.", flüsterte er leise. Reno schenke ihm eines seiner besonderen Lächeln.
 

Reno ging er langsam in das Wasser. Er drehte sich zu uns herum. "Ivu hätte gewollt, das ihr uns noch einmal seht. Damit auch ihr euch von ihm verabschieden könnt. Ich denke ich kann mich auch in seinem Namen für die wunderbare Freundschaft bedanken, die ihr uns geschenkt habt. Lebt bitte ein wunderbares Leben. Genießt jeden Augenblick."
 

Dann hat er sich umgedreht und ist in das vom Mondlicht silber glitzernde Wasser gegangen. Ganz sicher, Schritt für Schritt. Als würde er einem Weg folgen. Irgendwann konnten wir ihn nicht mehr sehen. Er hat Ivu und sich zur Ruhe gebettet. Hatte Zeit noch eine kleine Weile mit Ivu ganz alleine zu sein. Ehe auch sein Geist verloschen ist."
 

Ich sah Shin an, dann stoppte ich den Gedankenübersetzer. Shin war sichtlich ergriffen. Wir schwiegen einige Minuten und jeder war tief in Gedanken. "Das schlimme an der ganzen Sache sind all die unschuldigen Opfer. Ko-Ki gibt sich die Schuld an dem Tod der beiden, und es lastet seid zehn Jahren schwer auf seiner Seele. Deine Mutter gab sich sicherlich die Schuld an dem Tod der beiden, sie hat sich deswegen umgebracht. Glaube nicht weiter, dass du deiner Mutter nicht gereicht hast. Es hatte nichts mit dir zu tun. Ich glaube ihr hätte keiner mehr helfen können."
 

"Ich hatte noch nicht begriffen wie wenig ein Menschenleben zählt.", sagte Ko-Ki. Ich wusste nicht ob er uns zugehört hatte. "Ich hätte es besser wissen sollen. Aber ich habe es nicht besser gewusst. In der Nacht zerbrach mein Buntglaspalast. Zerbarst in Millionen von Stücken, die sich alle in meine Seele bohrten und sie zerschnitten. Wenn Ryo nicht gewesen wäre. Ich hätte mich auch umgebracht."

Ich sah meinen liebsten an. "Aber ich war da und ich bin immer für dich da." Ich hielt seine Hand fest, und spürte wie er den Druck meiner Finger erwiderte. Uns beide würde nichts mehr auf dieser Welt trennen können.
 

Wir schwiegen einen Moment lang. Shin sah uns an blickte dann auf den Chip. "Und was könnte dann hier drauf sein?", fragte er und tippte auf den Datenträger. Ko-Ki zuckte mit den Schultern. "Vielleicht entschuldigt sich dein Vater, für das was er getan hat. Aber mir ist es Egal, ich will nichts von ihm hören. Ich habe ihn gehasst und tue es immer noch. Ich hoffe es hat ihn gequält. Hat ihn verflogt und in den Tod getrieben. Warum hat er seinen Sohn nicht ziehen lassen können? Er hat einen Roboter schaffen lassen, der mehr Mensch als Maschine war, konnte er sich nicht denken nach was dieser suchen würde." Shin sah mich verwundert an. Ich lächelte. "Aber ein hoffnungsloser Romantiker bist du doch geblieben Ko-Ki.", zog ich ihn auf. "Liebe, Shin. Sehen wir uns nicht alle nach Liebe die nur uns gilt. Sind uns nicht deswegen Haustiere und Roboter so lieb? Weil wir sie mit unserer Liebe überschütten können und wissen wir werden niemals von ihnen enttäuscht werden. Es ändert nichts daran, ob unser Herz nun aus Muskeln besteht oder aus etwas anderem."
 

Shin lächelte zustimmend. Er nahm den Chip vom Tisch. "Zumindest weiß ich jetzt das Passwort.", sagte er ganz unvermittelt. Ich sah ihn verwundert an. "Und welches sollte das sein?", fragte ich ihn. "Doch wohl nicht etwa Liebe oder?" Shin schüttelte den Kopf. "Ich glaube das hat Vater bis zum Ende nicht begriffen. Aber Ko-Ki, eine Frage an dich habe ich noch. Du hast gesagt, du stellst dir nun immer eine Frage, wenn du Menschen ansiehst. Welche Frage ist es?" Ko-Ki sah Shin ernst an. "Für was er oder sie seinen Lieben verraten und umbringen würde.", sagte dieser. "Den Wunsch, den ich dann immer habe ist, dass es niemals den Schmerz und die Schuld aufwiegen könnte mit der man sich belastet."
 

Wir standen auf. "Ich weiß nicht wie ich euch dafür danken kann.", sagte Shin. Ich schüttelte den Kopf. "Ich hoffe, du kannst jetzt unbeschwert ein Leben beginnen. Viel Glück dabei.", sagte ich einfach. Ko-Ki nickte. "Du bist noch so jung, du hast an dieser Geschichte keinen Anteil. Vielleicht kannst du daraus Lernen, aber versuche nicht, noch mehr Schuld auf dich selber zu laden. Ich werde auch versuchen mich zu bessern."

Shin entließ uns mit einem herzlichen Lächeln. "Wenn ihr irgendwann mal irgend ein Problem, welcher Art auch immer, haben solltet. Dann wendet euch bitte an mich."
 

Wir verließen das riesige Gebäude und uns beiden war bewusst, dass Shin uns Nachblicken würde. Ich hoffte wirklich, er würde jetzt richtig aufblühen können. Das Leben seines Bruders war so früh zu ende gewesen, aber er hatte die Chance ein großartiges Leben zu leben. Ivu hätte es gewollt. Da war ich mir ganz sicher. "Was meinst du Ryo.", sagte Ko-Ki und riss mich aus meinen Gedanken. "Hättest du Lust ans Meer zu fahren? Ivu wird es sicherlich freuen wenn wir ihm sagen, dass er einen großartigen kleinen Bruder hat. Und davon abgesehen waren wir schon lange nicht mehr am Meer." Ich nickte, und legte einen Arm um seine Hüfte. "Wie sagte Reno damals so schön, ab und an sollte ich dir die Führung unseres Lebens überlassen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  animefreak123
2012-07-15T12:06:39+00:00 15.07.2012 14:06
die story fand ich wirklich sehr schön und am ende auch etwas traurig was mit ivu und reno passiert ist ich hätte es auch intressant gefunden hättest du das mit shin und den cip erzählt was damit passiert ist aber im großen und ganzen war das wirlich eine tolle story mach weiter so.

lg
animefreak123

Von:  DonghaeFishy
2011-09-15T11:47:31+00:00 15.09.2011 13:47
I'm cryin' so hard...

Danke, dass ich das lesen durfte.
Wirklich eine der schönsten Storys die ich je gelesen habe.. <3

ラブラブ <3
Von:  AncientRain
2011-06-28T19:28:31+00:00 28.06.2011 21:28
ich hocke heulend vor meinem Notebook >.<
oh gott das ist so schön geschrieben *___*
oh mann jetzt muss ich irgendwie an Chobits denken und Ko-ki hat vollkommen recht finde ich :)

LG
Silent-Sorrow
Von:  rinsachi
2011-06-26T00:31:29+00:00 26.06.2011 02:31
mah...ich hasse dich...oder so
ich heul hier meinen Schreibtisch voll das ist so wahhh

du hast nur ein zwei kleine fehlerchen erstens du hast zweimal renos bild drin
und zweitens es gibt eine Stelle wo ko-ki in den park geht und sich wundert was mit ivu ist...da hast du eine ganze passage wiederholt

aber sonst
du bist so fies
fies fies fies
und damit mein ich nicht dass es kein happy end gibt
sondern dass du mich zum heulen gebracht hast das hat noch nie jemand geschafft mit einer FF
sie ist wirklich traumhaft
ich kann dich nur weiter um deinen Kopf beneiden, um deine Fantasie
ein Geniestreich
Von:  Astrido
2011-06-24T23:01:30+00:00 25.06.2011 01:01
die story is toll. ich hab am ende total angefangen zu heulen *schnief*
und das tue ich echt nicht häufig.

so, zur story. der anfang ist etwas zäh, aber dann wird es richtig spannend. das mit den robotern ist echt ein interessantes thema. hat mich ein bisschen an den Film I, Robot erinnert, und an einige futuristische mangas(chibots zb.)
mich würd ja noch interessieren, was shin mit der firma seines vaters anstellt, wenn er sie geerbt hat, und was auf dem chip drauf war.

aber ich denke, das kann man zur not auch unter "offenes ende" abstellen^^

hat mir auf jeden fall total gut gefallen. dein schreibstil ist total schön!! am besten fand ich die standpauke, die reno dem ryoga gehalten hat, und recht am anfang die meinung von Ko-ki zu der Liebe zu Robotern.
es hat den eindruck, dass du dich sehr mit dem thema beschäftigt hast, und auch unterschiedliche standpunkte eingebracht hast, das find ich gut.
lg
Mayu


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