Zum Inhalt der Seite

Fallen goddess

...neither human nor god...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teardrops falling down...

08. Teardrops falling down…
 

„Daddy, sieh mal… nii – san und ich haben ganz viele Pilze gesammelt!“

„Nicht so stürmisch Kleines, wie du wieder aussiehst! Wart ihr etwa wieder im Wald? Das ist sehr gefährlich, vor allem weil dein Bruder sich ständig verläuft…“

„Aber daddy, da wachsen doch die Besten und schau, wir haben auch Beeren gefunden.“

„Ah ja Himbeeren, wie könnte es auch anders sein…“
 

Akira riss die Augen auf? Was war das gerade gewesen? Ein Traum, eine Erinnerung? Nein, das konnte es nicht sein, sie hatte keine Familie, Götter besaßen so etwas nicht und dennoch, es hatte so real gewirkt… Sie kam nun zu vollem Bewusstsein und mit diesem breitete sich auch Schmerz in ihrem Körper aus, vor allem ihr Rücken tat höllisch weh und so richtete sich auf, doch in der nächsten Sekunde überkam sie Schwindel, mit einer Hand stützte sie sich auf der Matratze ab, mit der anderen hielt sie ihren dröhnenden Kopf, da fiel ihr etwas ins Auge, sie fühlte es sogar, an ihren Händen und auf der Stirn waren Bandagen, aber weshalb?

„Ach du Schande tut das weh! Oh.. was mache ich denn schon wieder hier?“,

drückte sie ihr Unwohlbefinden aus, dann erst bemerkte sie, dass sie sich gar nicht in ihrem Schlafzimmer befand, sondern in jenem Raum, in dem sie auch schon nach ihrem Absturz aufgewacht war. Die aufkommende Übelkeit zwang sie, sich wieder ins Kissen sinken zu lassen, da hörte sie, wie die Klinke nach unten gedrückt wurde und jemand den Raum betrat, Akira drahte ihren Kopf nach links, wer war das? Irene auf jeden Fall nicht.

„Meine Großmutter hat mir zwar schon einiges über dich erzählt, aber dass du jetzt schon wieder aufgewacht und in der Lage bist, so lautstarke Äußerungen zu machen, das erstaunt selbst mich… oh verzeih mir, ich habe mich gar nicht vorgestellt: Ich bin Jin, der Doktor hier in Harmonika und Irenes Enkelsohn, ich kam vorgestern Abend mit dem ersten Boot zurück und wie sich herausstellte, keinen Tag zu früh. Wie geht es dir Akira?“

Akira musterte den Mann vor sich, er trug eine silberne Brille und hatte dunkelgraue Augen, sein langes schwarzes Haar hatte er mit einem Haarband zusammengebunden, sie richtete sich wieder auf.

„Wenn ich liege brennt mein Rücken wie Feuer und wenn ich aufstehen will, dann dreht sich alles… was ist denn nur passiert?“,

erwiderte sie ihm und hielt sich erneut den Kopf, doch ihre Erinnerung kam nicht zurück, dafür erneuter Schmerz, Jin bereitete unterdessen auf dem Tisch am anderen Ende des Zimmers etwas vor.

„Du weißt es nicht mehr? Nun ja, die Gehirnerschütterung ist wohl stärker als angenommen, du bekommst gleich etwas gegen die Schmerzen aber versuch nicht, aufzustehen, dafür bist du zu schwer verletzt… anscheinend warst du vorgestern mit Owen und Luke unterwegs um die kleine Claire zu suchen und als ihr sie gefunden habt, da brach ein Teil der Tunneldecke ein und du bist mit der Kleinen eine Etage tiefer gestürzt. Sie sagte, du hättest dich über sie gebeugt und dich an der Wand abgestützt um die losen Brocken abzuwehren, ihr wurdet ja förmlich darunter begraben. Du sollst sogar noch so lange durchgehalten haben bis Owen und Luke das Gestein von dir entfernt hatten, es ist ein Wunder, dass dich die Felsen nicht erschlagen haben, aber für die nächsten Tage musst du das Bett hüten… deine Handflächen sind völlig aufgeschürft, deinen Fußsohlen geht es auch nicht besser, auch da hast du nun einen dicken Verband und was deinen Rücken angeht… es müssen auch scharfkantige Bruchstücke dabei gewesen sein, denn du hast einige Schnitte erhalten, vor allem einer war so groß und tief, dass ich ihn nähen musste, von den Prellungen und Stauchungen fange ich gar nicht an, die sind im Gegensatz zu deinen anderen Verletzungen harmlos.“

Jin trat zu ihrem Bett und nahm ihren Arm, dann nahm er einen Tupfer und reinigte eine Stelle, Akira sah skeptisch zu ihm.

„Was tust du da?“

>Wo ist eigentlich Finn?<

„Dir eine Spritze mit Schmerzmittel verabreichen. Halt still, dann spürst du auch nichts“,

gab er zurück, auch wenn die Blonde sich das bei jenem spitzen Ding nicht vorstellen konnte. Einen kleinen Pieks später war es dann aber schon vorbei, doch da hatte sie ein neues Problem.

„Was, was sind denn das für Sachen?!“,

stellte sie entsetzt fest, als sie bemerkte, das sie nicht mehr ihre gewohnte Kleidung sondern einen weißen Schlafkimono trug, doch dies beantworte ihr Irene, die nun auch am Krankenlager erschienen war.

„Junge Dame, beruhige dich, das ist doch nur ein Kimono, dein Gewand ist bei deinem Unfall völlig zerrissen worden und auch völlig blutig, die Wunde an deinem Rücken blutete sehr stark, ich habe es weggeworfen. Ich werde dann Maya oder Kristina bitten, die etwas von zu Hause zu holen, also hör bitte auf, daran herum zu zupfen, du behältst dieses Kleidungsstück an. Ich habe dir etwas Tee gemacht, ich denke, etwas anderes verträgst du noch nicht“,

kam es von der alten Frau, sie stellte die Tasse auf das Nachtkästchen neben Akiras Bett, da diese gerade nicht ansprechbar war.

„Menschenkleidung…!,

entwich es ihr leise, Irene seufzte, dieses Mädchen hatte manchmal wirklich Komplexe.

„Ja und sie wird dich nicht beißen… junge Dame, was hast du nun wieder vor?“

Irgendwie kam Irene diese Szene bekannt vor, Akira schlug die Bettdecke zurück und gab ihre Füße auf den Boden, doch dieses Mal stob sie nicht einfach an den Umstehenden vorbei sondern kippte benommen nach vor, Jin fing sie auf.

„Ja, wie Großmutter gesagt hat, du ignorierst jeden gut gemeinten Rat. Sieh es ein, du bist schwer verletzt und musst dich auskurieren…“

„Aber ich…“,

begann sie, doch der Doktor unterbrach sie.

„Nein, du legst dich jetzt wieder hin, Luke, Paolo und Claire sagten mir, dass sie sich um dein Feld kümmern würden, du brauchst dir also keine Gedanken zu machen…“

„Die solltest du dir jedoch machen, bevor du dich wieder in solch eine halsbrecherische Situation begibst, junge Dame“,

rügte Irene sie, Akira ließ sich wieder auf dem Bett nieder, sie war wieder völlig entkräftet.

„Auch wenn ich darüber nachdenke, ich würde es wieder tun, das Wohl eines Kindes hat immer Vorrang, solch unschuldige Wesen mit reinem Herzen muss man schützen…“

Doch dann schloss sie ihre Augen und war sogleich eingeschlafen, Irene seufzte tief.

„Ja, das habe ich mir schon gedacht… weißt du Jin, sie ist schon ein eigenartiges Mädchen, sie wollte nicht hier bei uns bleiben und auch nichts mit uns zu tun haben, weil wir ja Menschen sind und sie nicht. Und doch riskiert sie Kopf und Kragen, die anderen sagten auch, dass sie sehr hilfsbereit sein könne, ich werde aus ihr nicht schlau… tut sie das denn alles nur für die Kinder hier in Harmonika? Paolo und Claire lieben sie ja jetzt schon abgöttisch, bei Thilo wäre es vermutlich auch nicht anders.“

Jin sah zu der Schlafenden hinab, er musste unweigerlich lächeln.

„Ich kenne sie zwar noch nicht, aber anscheinend hat unser Ort hat genau jemanden wie sie gebraucht. Es fehlte schon lange jemand, der in Harmonika wieder etwas Leben zurückbringt, es ist schon viel zu lange zu ruhig hier, dabei bin ich mir sicher, dass es nicht so war, als ich ein Kind war, doch ich weiß nicht mehr warum…“
 

Es war nun Abend geworden, vor einer Weile war Akira wieder aufgewacht und hatte Besuch von Claire und Paolo bekommen, das Mädchen war unversehrt geblieben und heulte Freudentränen, weil es Akira auch gut ging, durch den hohen Blutverlust hatte es gar nicht so gut um sie gestanden. Außerdem erzählten sie ihr, dass die Feuerstelle in der Schmiede nun wieder einwandfrei funktionierte, Alan hatte also gute Arbeit geleistet. Man hatte das Bett verstellt, sodass sie nun bequemer lag, doch momentan fragte Akira sich ehr, warum Chase stumm neben ihr stand und sie verärgert ansah.

„Was hast du?“

„Ich will eine Erklärung…“,

war seine Antwort, Akira verstand nicht ganz, das konnte auch er sehen.

„Irene hat Maya gebeten, zu dir nach Hause zu gehen und zu sehen, ob du dort irgendwelche verderbliche Lebensmittel hast, damit sie während deiner Abwesenheit nicht schlecht werden und Maya hat mich gleich mitgeschleppt und was sehe ich da? Die Sachen, die Yolanda und ich dir gegeben haben, hast du noch nicht einmal angerührt. Das sind wunderbare Gewürze und Lebensmittel, warum verwendest du sie nicht?“,

stellte er klar, die Antwort war ernüchternd.

„Weil ich nichts damit anzufangen weiß…“

„Ach und weshalb nicht? Sind sie dir nicht gut genug?“

Akira schüttelte leicht den Kopf, dann drehte sie ihn aber von Chase weg, jedoch hatte der Blauäugige den leicht beschämten Blick in ihren Augen sehen können, er beruhige sich wieder etwas und nahm auf dem Stuhl neben ihrem Bett Platz. Kurz raufte er sich noch einmal durch die Haare, dann meinte er leise:

„Du kannst also nicht kochen?“

„Ja…“

„Und was hast du dann jetzt die ganze Zeit gegessen?“

„Tee und Reis… und Himbeeren“,

gab Akira zurück und sah wieder zu ihm, er massierte sich die Schläfen.

„Weißt du was ich nicht verstehe? Sonst bist du so direkt, warum hast du das denn nicht gesagt? Außerdem musst du etwas zu dir nehmen, was dir Kraft gibt, du bist doch den ganzen Tag auf den Beinen, kein Wunder, das du noch immer viel zu dünn bist, das ist gefährlich und das wird dir Jin auch noch sagen… es ist doch nichts dabei, es zuzugeben, jeder musste es mal lernen. Ach ja, was deine Beeren angeht… hier, probier das mal.“

Chase holte aus einer Tortenglocke ein Stück Kuchen hervor und reichte es Akira weiter, es roch köstlich und es schmeckte auch genau so.

„Und?“,

wollte der Koch wissen.

„Lecker.. was ist das?“,

Akira sah fragend zu ihm, darüber musste Chase leicht schmunzeln.

„Himbeertorte, ich dachte mir bevor sie schlecht werden, mache ich einen Kuchen daraus.“

„Aus Himbeeren kann man so was machen?“,

meinte die Blonde überrascht, er nickte zustimmend.

„Ja, auch Saft, Marmelade, Bonbons, Eis, Cocktails, es gibt viele Möglichkeiten… möchtest du das auch machen können?“

Akira nickte, das wollte sie wirklich gerne, aber wie sollte sie das lernen?

„Gut, sobald du wieder gesund bist, fängt der Kochunterricht an, aber ich warne dich, ich bin ein strenger Lehrer. Jetzt, wo das Feuer wieder seine alte Kraft hat und wir endlich wieder Zutatenlieferungen von außerhalb erhalten dürfte es leichter sein, es dir beizubringen…“

Tja, Akira würde wohl in nächster Zeit nicht langweilig werden, das war sicher…
 

„Guten Abend mein Sohn, sitzt du schon wieder über diesen alten Büchern?,

begrüßte Hamminger seinen Filius als er nach Hause gekommen war und nun die Küche betreten hatte, Gill sah von einem Stapel alter Bände auf.

„Ja, ich brauche sie für meine Nachforschungen… wo warst du so lange? Du sagtest doch, dass du heute pünktlich Feierabend machen würdest.“,

gab dieser zurück und sah wieder auf das vergilbte Papier.

„Ich war noch schnell in der Klinik drüben, eigentlich wollte ich mit Akira reden, aber sie schlief schon wieder, aber Jin hat mir versichert, dass sie über den Berg ist und er dafür sorgen wird, dass sich das Mädchen auch wirklich ausruht. Warst du schon bei ihr? Ich war ja ganz krank vor Sorge…“,

erzählte der ältere Herr, Gill schüttelte den Kopf.

„Nein war ich nicht und ich wüsste auch nicht, warum ich mir hätte Sorgen machen sollen… ich dachte immer, Götter können nicht sterben, außerdem kann ich auf ihre bestimmt schlechte Laune verzichten. Macht doch nicht alle so einen Zirkus wegen Akira, sie ist vom Himmel gefallen und hat es überlebt, da werden ihr die paar steine auch nichts ausmachen.“

Hamminger sah überrascht zu seinem Sohn, ein wenig mehr Mitgefühl hatte er schon erwartet.

„Aber Gill…“

„Nichts aber, sie ist gelinde gesagt eine sture Zicke und verantwortungslos obendrein, der Minenabschnitt war gesperrt, da hatte sie nichts zu suchen. Und wenn sie wirklich so göttlich ist wie sie immer tut, dann werden die Wunden auch schnell heilen… eine Frage Vater, kannst du dir etwas denken,, das einmal mehr und einmal weniger rattert, es soll mit dem Wind zusammenhängen…“

Der Angesprochene überlegte kurz.

„Als erstes fallen mir da die Flügel von einer Windmühle ein, warum fragst du?“

„Eine Windmühle, hm… wenn ich von der Karte ausgehe, dann wäre das… tatsächlich, die große Windmühle. Ich ziehe mich jetzt zurück, ich breche morgen früh auf, warte mit dem Frühstück nicht auf mich…“

Und schon war Gill in seinem Zimmer verschwunden, Hamminger beschloss, dass er der Bass Bar noch einen Besuch abstattete, immerhin wurde da jetzt wieder gekocht und ausgeschenkt.

Gill legte die Bücher auf seinen Schreibtisch und wandte sich zum Bett.

„Finn?“

Eigentlich sollt der kleine Erntewichtel dort auf einem Kissen liegen, doch er war verschwunden, da hörte er es vom Wäschekorb her rumpeln und Gill öffnete diesen, da kam der Vermisste heraus.

„Gott sei Dank, da drin war es so dunkel, aber ich wollte sehen, was da drin ist, weil wir so was zu Hause nicht haben und der Korb so interessant aussah, tut mir leid… darf ich jetzt zu Akira? Sie vermisst mich ganz bestimmt schon ganz doll!“,

meinte der Kleine erleichtert, doch zu seiner Enttäuschung schüttelte Gill den Kopf.

„Nein, es ist schon zu spät. Hier, magst du einen Keks?“

Er reichte Finn die Schüssel, dieser kaute lustlos an einem herum, Gill seufzte.

„Du hängst wirklich sehr an ihr, nicht wahr? Ich verstehe es zwar nicht ganz, aber nun gut… begleitest du mich morgen früh zur Windmühle? Wenn wir Glück haben, befindet sich dort die Grüne Glocke, das bringt dich auf andere Gedanken.“

„Schon, aber ich will auch zu Akira, die Erntegöttin hat mich erschaffen, um ihr zu helfen und das Einzige, was ich tun konnte, war zu zusehen, wie sie mit Claire unter dem ganzen Geröll begraben wird. Ich bin dann runter und zwischen den Seinen durchgeschlüpft und sie kniete da, Claire schützend unter sich, dabei konnte ich genau sehen wie langsam das Blut von ihrem Kopf tropfte und ihre Arme zitterten, sie hatte so eine große Last auf sich ruhen und dennoch hielt sie durch und ich konnte wieder nichts tun. Dass Mädchen hat vor Schock und Angst geweint und Akira hat sie angelächelt, ich konnte es genau erkennen obwohl es sehr duster war und sie hat gesagt:

„Es wird alles gut, hab Vertrauen.“ I

ch hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Akira so etwas sagt, ich bin die ganze Zeit bei ihr und ich kenne sie überhaupt nicht richtig… ich bin so nutzlos und weil ich mich so geschämt habe, da habe ich mich auch nicht zu der Erntegöttin, Alan und Ben getraut…“,

kam es schluchzend vom dem kleinen gelben Wichtel, Gill hob ihn hoch.

„Dann sei jetzt stark und hilf mir solange Akira außer Gefecht gesetzt ist, ich denke nämlich, dass die anderen Wichtel sich mir nicht so einfach zeigen, wenn ich sie überhaupt sehen kann. Als ich heute bei der Quelle war konnte ich zwar die neuen Triebe beim Mutterbaum sehen, aber sonst war nichts da.. und in der Klinik ist sie ja gut aufgehoben, du musst dir keine Sorgen machen Finn.“

Finn sah zu Gill hinauf und nickte, energisch wische er sich die Tränen weg.

„Genau, ich will auch ein großer starker Wichtel sein, da muss ich mich zusammen reißen und dann kann ich ihr morgen auch gleich erzählen, dass die kleine Thermalquelle jetzt wieder heißes Wasser hat, jetzt muss ich sie gar nicht mehr schimpfen wenn sie baden geht, das wird sie freuen, ganz bestimmt…“

Also ging es ab ins Bett, immerhin waren die beiden schon gespannt darauf ob sie mit ihrer Vermutung richtig lagen…
 

„Sie ist weg?“

Akira sah zu dem Weißhaarigen, dieser nickte bedrückt und ließ sich auf den Stuhl sinken.

„Ja, nur der leere Sockel… ich habe dann Karl und Hanna gefragt, er meinte, dass die Hexe vom Wald sie gestohlen habe, aber das macht irgendwie keinen Sinn. Dennoch bin ich dann mit Finn in den TomTom – Wald, im Gegensatz zu Luke verlaufe ich mich da ja nicht und bin zum Sumpf gegangen, aber sie war nicht zu Hause und ich sah die Glocke auch nirgends herumstehen, das war wohl eine Sackgasse…“,

erklärte Gill, Finn fügte noch hinzu:

„Da war nur so ein großer grüner Frosch mit einem Hexenhut, bestimmt das Haustier von der Hexe und der hat so furchtbar laut gequakt, das tat in den Ohren weh…“

Der Kleine kuschelte sich zu der Blonden, sie ließ es ihm durchgehen, wenigstens wusste sie jetzt, dass ihm in der Mine nichts passiert war.

„Und ihr seid euch sicher, dass es ein echter Frosch war? Coel hat doch gesagt, dass ihr Zauberspruch fehlgeschlagen ist und vermutlich auf sie zurückgeprallt… vielleicht seid ihr der Hexe sogar begegnet aber als Frosch bringt sie uns nicht viel… Finn kannst du mit Coel reden? Er weiß bestimmt einen Gegenzauber, er hat hohes magisches Potential, ich darf mich ja gerade mal de paar Schritte bis ins Badezimmer bewegen…“,

kam es genervt von ihr, Finn nickte, sie hatten den Zauberer ja schon besucht, eigentlich war er ganz nett, wenn auch eigenbrötlerisch, hatten wohl alle menschenähnlichen magischen Wesen gemeinsam und so öffnete Akira Finn das Fenster, damit er hinausfliegen konnte.

„So und jetzt sagst du mir, warum du so wütend auf mich bist, Finn war anscheinend viel zu fertig um das zu spüren…“,

wandte die Blonde sich an ihm, er zuckte etwas zusammen.

„Warum sollte ich das sein? Was liest du da eigentlich alles? Ein Lexikon?“,

versuchte er das Thema zu wechseln, es funktionierte nur nicht ganz.

„Ich habe eben Zeit und versuche den ganzen eigenartigen Begriffen auf den Grund zu gehen, die ihr ständig verwendet. Als Kathy mir von Owens und ihrer Verlobungsfeier erzählt ha, da konnte ich nur nicken und die Einladung annehmen. Wegen dem Vorratsengpass und dem fehlenden Feuer hatten sie anscheinend gewartet, was weiß ich, ist auch egal… für wie dumm hältst du mich eigentlich Mensch?? Auch wenn mir selbst die Kenntnis über die meisten Emotionen fehlen, so weiß ich doch genau, wie du fühlst, ich kann in dein Herz sehen und die Gefühle zuordnen, die ich kenne und Wut kenne ich sehr gut…“

Ihre Blicke trafen sich, sie bluffte nicht, Gill erhob sich vom Stuhl und drehte ihr den Rücken zu, dann atmete er einmal tief aus.

„Du merkst anscheinend nicht, wie du die Wesen um dich herum mit deinem Handeln belastest. Finn hat sich fast die Seele aus dem Leib geweint, alle hier im Ort waren krank vor Sorge, sogar Clemens soll nach dir gefragt haben und der st für gewöhnlich nicht so und wenn man Detlef und Bo glauben kann, dann war sogar die große Bärin oben bei der Mine so niedergeschlagen, dass sie nicht ordentlich gefressen hat. Egal wie edel auch deine Absicht war, es war einfach nur ein Selbstmordkommando…“

„Das verstehe ich nicht, ich frage mich immer noch wieso…?“,

kam es mit nachdenklicher Miene von ihr, Gill drehte sich auf dem Absatz um, jetzt konnte man seine Wut auch auf seinem Gesicht erkennen, er stützte sich energisch auf ihr Krankenlager und beugte sich zu ihr, sodass Akira gar nicht anders konnte, als ihn anzusehen.

„Was gibt es denn da nicht zu verstehen? Trotz deiner eigenwilligen und oft abweisenden Art bist du allen hier wichtig, sie haben dich in ihr Herz geschlossen. Du solltest endlich begreifen, dass wir Menschen doch nicht so schlecht sind, wie du immer denkst!“

Jetzt reichte es Akira aber, was bildete er sich eigentlich ein?

„Du erwartest, dass ich das einfach alles so begreifen kann? Versetze dich doch mal in meine Lage, ich habe es den anderen und ich habe es dir gesagt, dass ich bis man mich nach Harmonika befördert hat, in einem dunklem Raum gesessen habe und einfach nur vor mich hingestarrt habe… und jetzt verlangst du allen Ernstes, dass ich all diese Dinge, all diese Emotionen, die für euch so allgegenwärtig, jedoch für mich völlig fremdartig sind, einfach so erkenne und verstehe? Du hattest dein Leben lang Zeit, dies alles zu lernen, ich bin jetzt drei Wochen hier, was erwartest du von mir? Ich versuche mich ja, mich mit dieser Situation zu arrangieren, doch ich weiß nicht einmal ob ich in der Lage bin, jemals diese ganze Palette an Emotionen zu fühlen, sie in Worte fassen zu können, man hat es mir schlicht weg nicht beigebracht! Du darfst nicht von der Erntegöttin ausgehen, die alles und jeden in ihr Herz schließt, solch eine Göttin ist eher die Ausnahme, eigentlich sind Götter Lebewesen mit einem seichten Gefühlssumpf der vor allem aus Arroganz, Geringschätzung, Gleichgültigkeit und einem viel zu großem Ego besteht! Und weißt du was das Schlimmste daran ist? Du scheinst nicht einmal zu erkennen, in welch glücklicher Position du dich eigentlich befindest, du bist ein vollwertiger Mensch und lebst als solcher, aber ich bin von einer vollwertigen Göttin weit entfernt… für andere Götter bin ich noch weniger wert als der Dreck unter ihren Füßen, weil ich etwas Unreines bin, ich bin in Ungnade gefallen, warum auch immer, und ich bin noch immer nicht rehabilitiert, man sperrte mich lieber irgendwo ein als mir zu zeigen, was ich falsch gemacht habe oder wie ich es wieder gut mache. Glaubst du denn wirklich, ich lerne all diese neuen Dinge und Verhaltensweisen, weil mir langweilig ist? Ich versuche ernsthaft wenigstens hier wieder oder überhaupt zu leben. Also bevor du Gedanken machst, worin du mich alles kritisieren kannst solltest du dir lieber Gedanken darüber machen wie ich es besser wissen sollte und jetzt will ich, dass du gehst…verschwinde!“,,

warf sie ihm ungehalten an den Kopf, Gill konnte sehen, dass sie jedes einzelne Wort davon ernst meinte, in ihren Augen spielten sich Wut, Enttäuschung, Scham, Verzweiflung wieder, doch er wusste nicht, was er ihr nun erwidern sollte, also schwieg er und verließ das Zimmer. Auf der Treppe kam ihm Irene entgegen und sah ihn prüfend an.

„Gill, was war denn oben los? Hast du dich etwa mit der jungen Dame gestritten? Man konnte euch zumindest bis hier unten hören, dabei habe ich ausdrücklich gesagt, dass du sie nicht aufregen sollst.“

Der Angesprochene schnauft nur kurz, dann meinte er knapp.

„Ach, gar nichts…“,

und ging an Irene vorbei, er wollte einfach nur weg, die Ältere sah nach ihrer Patientin, sie sah vollkommen auf gelöst aus.

„Alles in Ordnung junge Dame?“

„Nein… Irene, was ist das? Mir läuft Wasser aus den Augen, ist das normal?“,

gab die Blonde zurück, Irene setzte sich auf die Bettkante und sah zu Akira.

„Nun ja, das sind Tränen… man weint sie für gewöhnlich wenn man sehr wütend oder traurig ist, aber auch wenn man sich sehr freut oder man große Schmerzen hat. Hast du noch nie geweint?“

„Nicht das ich wüsste, ich wusste nicht einmal, dass Götter weinen können… hören sie auch wieder auf?

Irene nickte und reichte ihr ein Taschentuch.

„Ja, wenn du dich wieder beruhigst, das solltest du ohnehin in deiner körperlichen Verfassung tun““

Akira stütze ihren schmerzenden Kopf auf ihre rechte Hand.

„Das sagt sich so leicht, wenn ich an gerade eben denke, dann werde ich wieder wütend und traurig… was erwartet denn dieser Mensch eigentlich von mir?“

Und wieder rollten ein paar Tränen von Akiras zarten Wangen…
 

Fortsetzung folgt
 

LadySeri - chan



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück