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Cosplay - Begegnung der dritten Art

eine Glosse zum Thema "Cosplay"
von

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Die sieben Reiter der Apokalypse sind ja: Der Manga. Das Manga-Cover. Die Manga-Fans. Bestellte Mangas. Rechnungen von bestellten Mangas. Und das Cosplay.

Früher ging es auf den Buchmessen so zu: Man spazierte gemessenen Schrittes und verzückten Blickes durch Buchvorstellungen oder durch die weiten Gänge und genierte dabei allerlei bedeutendes Gedankenwerk, wie ja überhaupt die Literatur bei der Entwicklung deutscher Melancholie und Leitkultur keine geringe Rolle gespielt hat. Das nur am Rande. Jedenfalls herrschte damals überaus wohltuende Ereignislosigkeit in Halle und Außengelände.

Damit ist es aber nun vorbei. Einerseits liegt es natürlich an den Mangas, andererseits natürlich am Cosplay. In irritierender Zahl tragen nämlich immer mehr Zeitgnossen mit leicht absurder Gestik und/oder mit merkwürdigen Geräuschausbrüchen aus, bis heute auch von der Jugendkultur nicht restlos geklärten Gründen, Kostüme und Perücken durch die Gegend.

Angefüttert wurde die Spezies der Cosplayer übrigens ursprünglich in den städtischen Ballungszentren durch die Mangaindustrie sowie nachgeschaltete Zeichentrickserien. Einmal ausgewildert vermehrt sich die Population der Cosplayer in ähnlich rasantem Tempo wie die Karnickel im australischen Busch. Und das will was heißen. Befördert wird der bizarre Vorgang durch willfährige Wettbewerbsveranstalter, die den individuellen Nutz und Spaß des neuen Hobbys nicht müde werden zu lobpreisen.

Jetzt haben wir also den Salat. Hochkonzentrierte Cosplayer stehen bunt aufgereiht herum, die Pose steif und emotionslos, und achten weder rechts noch links. Oft bewahrt nur ein beherzter Sprung zur Seite davor, von einer kreischenden Horde verkleideter Anhänger zerquetscht zu werden. Aus sicherer Distanz indes macht sich beim unschuldigen Beobachten gelegentlich eine ganz tief empfundene, stille Freude breit, etwa bei diesem Szenario: Wenn nämlich ein Rudel Cosplayer über das Messegelände schnürt und völlig unvermutet eine Rotte Zivilisten aus dem Gang hervorbricht – ja, da kommt es dann zu allerhand kurzweiligen Verwicklungen und koordinativen Missgeschicken, die mit einer unterhaltsamen Abfolge ebenso anmutiger, wie letztlich gescheiterter, Ausweichmanöver ihren filigranen Abschluss finden. Accessoires im Schenkel, volle Büchertaschen im Gesicht und so Sachen.

Ganz zauberhaft übrigens im Gesamtzusammenhang, dass der „Industrieverband Jugendkultur*“ in punkto Cosplay die dringende Empfehlung aussprach: Das Cosplayen soll euch und euren Freunden Spaß bereiten! Haben wir garnicht gewusst, dass wir dafür verkleidet sein müssen...

Zu Recht erwarten Sie von dieser Zeitschrift, Ihrem geschätzten Fachblatt für japanische Kultur und Szene jeder Art, das Aufspüren der allercoolsten Cosplay-Neuheiten. Diesbezüglich legen wir Ihnen ab sofort mit Nachdruch das Cosplayen von Plüschtieren ans Herz. Das sogenannte Plushie-Cosplay. Die Unbedenklichkeitserklärung unseres hauseigenen Cosplayberaters liegt vor. Und sie können zudem ihren plüschigen Freunden auf Augenhöhe begegnen.

Die Autorin dieser Zeilen aber muss jetzt Schluss machen, die Zeit drängt. Gleich fährt der Zug zur nächsten Convention ab. Und zu spät kommen, dass kann die Gruppe nun mal überhaupt nicht ausstehen.
 

*frei erfunden!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SueIna
2011-08-15T20:37:29+00:00 15.08.2011 22:37
xD
Ich wünschte, ich könnte nähen, dann würde ich auch mal Buchmessebesucher verschrecken gehen!^^


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