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Circus Erebos

It's Fun
von

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It's Fun

Zum Thema: Dinge, die einfach passen

Ich habe es glaub ich schon einmal gesagt, als ich das Fanart dazu zeichnete, es gibt Dinge, die passen wie die Faust auf's Auge. Es gibt unzählige Parodien zu Alice Human Sacrifice, und viele haben echt gut gepasst (Ich lege einen besonderen Wert auf die Wahl der Besetzung), da musste auch von mir was her. Wenn meine Wahl schließlich auch auf einen anderen Song viel.

Xemnas' und Terra's Schicksal schien wie gemacht. Die der anderen Figuren natürlich auch.

Ich mag den OS irgendwie. Jedoch kapiere ich nicht, wieso ich über 4 Monate gebraucht habe, NUR um ihn hochzuladen...

Die Übersetzung stammt übrigens von einem Fanmade, nicht von mir.
 

- It's Fun
 

Oh, du bist da, du bist da

Xemnas hob seinen schmerzenden Kopf und blickte die Gänge auf und ab.

Sämtliche Organisationsmitglieder waren bei ihren Aufträgen und taten, was man von ihnen verlangte. Er war froh darüber. In seiner momentanen Verfassung wollte er keinen von ihnen sehen, beziehungsweise, dass ihn jemand so sah.

Er hatte die ganze Zeit getan als sei nichts, doch nun, wo er ganz für sich selbst war, erlag er dem Schmerz nun doch.

Eigentlich wollte er ja sein Zimmer aufsuchen, um so wieder klaren Verstand zu erlangen, stützte sich dabei beim Gehen gegen die kahlen Wände. Aber nun kam er nicht mehr weiter. Er war zu Boden gegangen und kam nicht hoch. Schweiß lief über die Stirn, sein Atem hallte durch die Gänge. Und dazu diese schreckliche Melodie in den Ohren.

Heut Nacht präsentieren wir…

Nein, nicht diese Nacht. Nicht in dieser Nacht… Er wollte nicht… Nicht schon wieder!

Das traurige Schicksal, das Einige erdulden müssen.

Unglaublich.

So vieles hatte er schon gesehen, hatte in das leere Herz der Dunkelheit geblickt. Das alles hatte ihn kalt gelassen.

Doch sobald er die Melodie in der Ferne hörte, verkrampfte sich alles in ihm. Es gab keine Flucht. Es raubte ihm jede Vernunft.

Unglaublich. So etwas Lächerliches brachte ihn aus der Fassung und zum Zittern.

Nur seinen Kopf konnte er bewegen, wenn auch mit viel Mühen. Und er sah ihn schließlich erneut, wie immer, wenn er des Längeren die Welt, die niemals war, verlassen hatte:

Zwei Helme, einer mit dunklem Glas, der andere aus kaltem Stahl, machten es Xemnas unmöglich überhaupt eines seiner albernen Gesichter zu erkennen.

Gottverlassene Kinder, die ziellos umherschleichen

Lachend ging der Clown vor ihm in die Hocke, verspottete seinen kränklichen und geschwächten Zustand mit einem hohlem Lachen. Wie gerne wünschte sich Xemnas zumindest einen Teil seiner Kraft zurück, um diesem… Ding mit einem gezielten Angriff beide Köpfe von den Schultern zu schlagen und diesem makaberen Treiben - besonders dem, was noch folgen sollte - endlich ein Ende zu setzen.

Der Clown drückte ihm, immer noch hämisch lachend einen Zettel in die Hand, übersät mit grotesken Bildern, Fratzen und einer kaum leserlichen Schrift. Aber sie zu entschlüsseln war für Xemnas nicht nötig, wusste er auch so, was darauf stand und was es zu bedeuten hatte.

Eine Einladung zum »Dark Wood Circus«, der sich irgendwo hinter den Toren der Finsternis befand. So zumindest hieß es in den alten Geschichten.

Kinder, die das Zittern ihres Leibes nicht mehr ertragen können.

Der Zirkus der Verdammten, wie es unter Abergläubigen in Radiant Garden hieß. Aus Jux immer wieder veranstaltet von zwei Jungen, rot und blau, die noch unterschiedlicher wie Tag und Nacht waren, um den jungen Bürgern Angst einzujagen.

Ängstlich klagen sie aus Versehen ihr Leid

Fast immer wurden sie von den Wachen, nicht selten auch von Ansem dem Weisen selbst verjagt, wenn sie es wagten vor den Schlosstoren ihr kleines Theater zu veranstalten. Unheilvoll nannte er diesen Gesang mit den traurig-makaberen Zeilen, die so vielen kleinen Jungen und Mädchen Albträume beschert haben.

Dennoch vollführten sie dieses Theater immer wieder.

Xemnas - damals noch Xehanort - hatte ihnen oft zugehört und zugesehen, von Anfang bis Ende, wie sie sangen und in ihren schillerten Kostümen herumwirbelten.

Früher hatte er sich wenig dabei gedacht, hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht sich überhaupt eine einzige Zeile davon zu merken. Es war nur ein dummes, altes Kinderlied über verfluchte Seelen.

Ihre gekrönten Häupter, die den schwarzen Himmel liebkosen

Dass dieses Lied ihm gerade zu dieser Zeit in den Sinn kam…

Er hätte sich wirklich von Hollow Bastion fernhalten sollen.

Er verließ die Welt der Niemande nie. Wenn er es tat, überkam ihn oft eine Welle der Nostalgie, fremde Welten schienen ihn merkwürdig bekannt.

In Hollow Bastion aber war es immer noch am schlimmsten gewesen. Zwar kannte er die Welt nur zu gut… Und dennoch nahm dieser fürchterliche Gesang kein Ende. Jedes Mal hörte er die Worte dieses verfluchten Liedes.

Ihr Lächeln, während sie von einer mütterlichen Umarmung träumen…

Es sollte endlich aufhören. Immer wieder dieser Schmerz, der seinen Kopf fast zum Explodieren brachte.

Xemnas fuhr mit seinen Händen durch sein dichtes Haar, packte es und hätte es am liebsten herausgerissen, um den Druck in seinem Kopf nur für einen Moment zu vergessen.

Verschwinden, warum verschwanden sie nicht endlich, dieser Gesang und der nervtötende Clown? Was musste er tun, damit dies endlich ein Ende hatte?

„Komm vorbei und sieh hin“, lachte der Clown und griff nach Xemnas‘ Hand, nicht aber um ihm freundlicherweise aufzuhelfen. Um sein Handgelenk band er eine Schnur, an deren anderem Ende ein roter Luftballon hing.

Immer noch lachend rannte der Clown schließlich den Gang hinunter und zog eine Spur von süßem Duft mit sich.

Die Kinder in der alten Sage hatten diesen süßen Geruch immer für Süßigkeiten gehalten und waren ihm naiv gefolgt. Aber Xemnas wusste, dass dieser Geruch ganz gewiss nicht davon kam.

Komm vorbei und sieh hin

Das würde er wohl müssen…

Stöhnend hob er sich auf seine Beine, folgte dem bittersüßen Geruch, wissend, dass er nach ein paar Schritten nicht mehr im Schloss sein würde.

Sein Weg und der sanfte Geruch hatten ihn in die Richtung verschlagen, in der sich nicht all zu weit der »graue Raum« befinden sollte. Doch er würde dort nicht ankommen.

Die Musik wurde um ihn herum lauter. Die weißen Wände des Schlosses wurden von einem schwarzen Schleier umhüllt, der spiegelglatte Boden uneben und man hörte Gras rascheln.

Bäume erschienen von allen Seiten, schwärzer als die Nacht selbst.

Nur ein schwaches, farbenfrohes Licht trat in seine Augen.

Im tiefen Wald, weit, weit im Dickicht,

wo’s dunkel ist,

dort ist ein Zirkus

Dort, wo dieser Albtraum schon auf ihn wartete.

Xemnas konnte kaum glauben, wie schnell sich die Dunkelheit diesmal in seinen Kopf geschlichen hatte und wie unbezwingbar sie wirkte. Selbst die Lichter schienen darin langsam zu versinken und kleiner zu werden, wenn er ihnen doch näher kam.

Die unüberwindbare, hungrige Finsternis, größer und furchteinflößender als der mächtigste Herzlose, den er je gesehen hatte.

Der Direktor, mit großen Augen

im Gesicht,

ist zehn Meter hoch

Vor ihm erstreckte sich schon die große Anzahl an Besuchern, die von der Melodie, dem Duft und der gespielten Heiterkeit angelockt worden waren.

Und alle hier sind so fidel

Doch alles war nur Trug und Schein des Verstandes. Xemnas war der einzige Besucher, alles andere waren nur Schatten verblasster Erinnerungen, die in der Dunkelheit verloren gegangen waren.

Während er vor dem blutroten Zelt stand, dicht hinter den Bäumen verborgen und von bunten Laternen umzingelt, standen nur die beiden grotesken Gestalten an seiner Seite.

Und doch so skurril

Ob die beiden, die „Leiter“ des Zirkus neben Direktor Finsternis wirklich so hoch waren, wie sie aussahen? Zwei Stelzenläufer in edlen Kleidern und beide Gesichter waren entweder durch einen Hut oder die Haare gänzlich eingenommen.

Von weit oben sahen sie auf Xemnas herab, ihr schmieriges, herablassendes Grinsen in ihren verborgenen Gesichtern konnte er sich nur zu gut vorstellen.

Sie kannten ihn. Sie wussten, wer und was er war. Sie wussten Dinge von ihm, die ihm selbst entfallen waren.

Und doch ist es so

wahnsinnig amüsant

Sie gingen und amüsierten sich, während Xemnas nur das leichte Zittern bei der Vorstellung packte.

Er stand genau vor dem Eingang des Zirkus, blickte in die schwarze Leere, während der Geruch und die Musik seine Sinne benebelten.

Am liebsten wollte er wieder gehen. Aber wie schon in dem Märchen gab es so schnell kein Zurück für jene, die er angelockt hatte. Immerhin, dieser Zirkus musste ja weitergehen.

Die Abendvorstellung des »Dark Woods Circus«, mit seinen skurrilen Kreaturen wartete bereits auf seine Gäste.

Im dunklen Wald,

dort ist ein Zirkus

Nur ein Schritt in das Loch im Zelt und schon war man mitten im Geschehen. Rings herum im Dunkeln verborgen saß das Publikum, düstere, formlose Gestalten ohne Gesichter, lachend und applaudierend.

Und Xemnas, der Ehrengast, wenn man es so sagen möchte, stand mitten in der Manege, um so das Spektakel hautnah miterleben zu dürfen.

Als Xemnas das erste Mal hier stand, war er ratlos gewesen. Er hatte nicht gewusst, warum er hier stand, oder was er tun sollte.

Aber nach mehreren Besuchen in der Abendvorstellung kümmerte ihn das nicht mehr. Er tat nichts, außer nur in der Mitte dazustehen und abzuwarten, was kommen würde.

All zu überraschend war dies alles auch nicht unbedingt mehr. Die Reihenfolge und die Bilder waren schließlich immer gleich.

Wenn er in die Dunkelheit sah und die Scheinwerfer angingen, erschienen vor ihm die Köpfe des Clowns, der ihn hierher geführt hatte, die, nun da die Helme fort waren, denen des Schlüsselschwertträgers und der ehemaligen Nummer XIII ähnelten.

Doch ihr Wesen war ihm fremd.

Zwei Jungen wie Engel und Dämon, die auf groteskeste Weise doch ein Körper waren. Gut und Böse, gold und schwarz, sie waren so unterschiedlich und dennoch waren ihre Leiber zu einem verschmolzen, als hätten sie schon immer zusammengehört.

Ein zweiköpfiges Etwas

Beide lachten sie, der eine aus Wahnsinn, der andere aus Verzweiflung. Die ungeschickt zusammengenähte Haut wurde wenig von dem bunt schimmernden Kostüm verdeckt. Die Wunden um die Naht waren gerötet und Blut quoll hervor. Wahrlich eine schmerzende Verbundenheit zwischen ihnen. Doch sie lachten, jubelten und sangen, während das Publikum über sie lachte.

Ein weiterer Scheinwerfer ging an und schien auf den Käfig direkt neben Xemnas. Ein unangenehm kaltes Licht fiel auf den Körper, der sich hinter den dunklen Gitterstäben verkrochen hatte.

Eine junge Frau, deren Körper wund und zerfressen von der Dunkelheit war, die dennoch nichts an ihrer traurigen Schönheit verloren hatte.

Eine entstellte Diva

Sie lief in ihrem Gefängnis auf und ab, als stände sie unter Trance und sang, leise und traurig mit den Klängen des Zirkus. Vielmehr glich ihr Gesang einem Klagelied, als einem lustigen Singsang, wie es der Clown - oder zumindest einer seiner Köpfe - weismachen wollte.

Irgendwas verzerrte die Klänge im Hintergrund. Ein schweres Stöhnen kam aus einer Ecke neben dem Käfig.

Das Stöhnen eines tapferen Mannes, sein Gesicht von Weisheit und Kampf geprägt, doch die Augen so leer wie die eines Toten, Geist und Herz zerstört.

Eine blaue Bestie, die alles kalt verschlingt.

Eingesperrt in einer Zwangsjacke, befleckt mit Blut, gefesselt an einen alten, klapprigen Stuhl. Nichts rührte sich in seinem Gesicht, nicht einmal bei dem Anblick dieses widerwärtigen Mahls, das dieser Clown ihm vorgelegt hatte. Überbleibsel vergangener Besucher, die von Direktor Finsternis zerrissen wurden, kalt und mit demselben süßlichem Geruch.

Zwei weitere Stücke fielen wie aus heiterem Himmel auf seinem Teller und obwohl er genüsslich grinste, flossen Tränen über sein kantiges Gesicht.

Wer will den schon, dass ich so lebe

So entstellt wie mein Körper ist

Das Weinen der Diva erlangte wieder Xemnas’ Aufmerksamkeit. Kraftlos lehnte sie sich gegen die kalten Gitterstäbe ihres Käfigs. Ihr glanzloses, blaues Haar hing in ihrem Gesicht.

Es war übersät mit Tränen. Die Augen waren ohne jeden Ausdruck.

Xemnas konnte weder Mitleid noch Ekel für diese kümmerliche Gestalt aufbringen, selbst wenn er fühlen könnte, während sie sich mit letzter Kraft aufraffte und ihm ihre dünnen, blassen Arme entgegenstreckte.

Warum siehst du mich nur so an

Er konnte sich nicht erklären was ihn dazu gebracht hatte, ihr seine Hand entgegenzustrecken, doch er musste nur in ihr Gesicht sehen um sich wieder an diesen Geruch zu erinnern, der ihn angelockt hatte. Der bittersüße, lähmende Geruch von vergossenem Blut und verwesten Fleisch.

Mein Gesicht fängt an zu faul’n

Abrupt zog Xemnas seine Hand wieder zu sich und entfernte sich einen Schritt von ihr. Der Jubel des Publikums um in herum wurde, zusammen mit der Musik immer lauter und übertönte allemal das Jammern und Weinen dieser einst schönen Gestalt. Ihre Hände führen über Gesicht und Haar und neue Tränen, die im Licht der Scheinwerfer glänzten, traten aus ihren Augen hervor.

Es tut so weh

Sie war wirklich zu bemitleiden. Nichts ließ ihre Trauer verschwinden. Nicht einmal, als der zweiköpfige Clown eine seiner Hände durch die Stäbe streckte und behutsam über ihren Kopf strich.

Es tut so weh

Während der eine Kopf von ihnen, umringt von schwarzen Stacheln, nur Ekel für sie aufbringen konnte und die Nase rümpfte, drückte sein Zwilling, den er auf den Schultern trug sie näher an sich, der einzige Trost, der ihm möglich war.

Und es gibt keinen anderen Weg

Sein goldener Schopf zwang sich durch die Gitter zu ihr, seine Lippen berührten dabei ihre Stirn, dem Zerfall ihres Gesichts zum Trotz.

Sie hat es mir ja selbst gesagt

Seine runden, blauen Augen sahen dabei zu Xemnas. Vorwurfsvoll, ob ihr Leid, ihr aller Leid sein Verdienst wäre. Oder war es doch mehr seine eigene Traurigkeit, die er in ihm sah, die er aber mit allen Mitteln versuchte zu verbergen?

Schwer zu sagen, bei all diesen absurden Geschöpfen seines Verstandes. Aber für Xemnas selbst unbedeutend.

Sie weinten und stöhnten, doch klagen tat keiner von ihnen. Sie bleiben stumm. Sie hatten sich alle damit abgefunden, so konnte er ihnen allen weiter zusehen, ohne Reue zu verspüren, dass er nicht um sie trauern konnte.

denn dieser Zirkus muss weiter gehn

Wenn Xemnas darüber nachdachte, war er nicht anders als die Schatten des Publikums. Wenn nicht sogar schlimmer.

So amüsant!

Der Kopf des Clowns wurde aus dem Käfig gerissen, als seine andere Hälfte zu jubeln und singen begann.

So amüsant!

Ballons, so blutrot wie das Zelt, flogen umher in alle verborgenen Ecken und zogen den Geruch von Verrottendem mit sich. In Gruppen zusammengefunden oder einzeln wirbelten sie umher, als wollten sie die gequälten Gesichter überdecken.

Der Zirkus musste weitergehen. Es musste schließlich amüsant bleiben.

Bei Xemnas wirkte es zumindest, auf eine gewisse Weise, sein Blick folgte den Ballons, die sich an der Spitze tummelten.

Dieser Zirkus macht solchen Spaß

Und etwas hing dort, was er, egal wie oft er hier schon war und dieser Vorstellung zugesehen hatte, nie bemerkt hatte.

Eine faule Frucht

löscht mein Augenlicht

An einem Strick baumelnd, ähnlich wie das Pendel einer pompösen Standuhr, hing sein einstiges Ebenbild an einem Strick, umzingelt von Ballons, die seinen zerfetzten, weißen Kittel streiften, unter dem sich aber nichts mehr von seinem Körper befand.

Meine Haut eitert und löst sich auf

Zerrissen. Zerfallen. Verrottet durch die Finsternis, Stück für Stück fielen die Reste zu ihm hinab, bis nichts mehr davon an ihre ursprüngliche Form erinnerte. Und je öfter er hierher kommen würde, umgeben von den schiefen Klängen und dem betäubenden Geruch, würde er ebenfalls zerfallen, wie alle Kreaturen, die von Direktor Finsternis gefangen gehalten wurden.

Wenn ich sterben könnt

Umringt von dem Geruch aus Verwesung und Tod, gefangen in der Finsternis, die sie zu den jämmerlichen Gestalten gemacht hatte, die sie alle heute waren. Ohne ein aufrichtiges Lächeln oder Leben in sich.

Nur eine erdrückende Leere im Innersten und eine leisen, nicht hörbaren Stimme, die um Erlösung schrie.

Wenn ich sterben könnt

Die Ballons zerplatzten über Xemnas, ihre Überreste fielen auf ihn herab, wie ein Regen aus Blut und menschlichen Überresten, die sich in seinen Haaren verfingen und an seiner Kleidung haften blieb.

Und überall dieser Verwesungsgeruch!

Das Publikum applaudierte pausenlos, wenngleich ihre Rufe nach einer Zugabe mehr etwas von einem schadenfrohen, bösartigen Lachen hatten, ignorierend wie sehr sie darunter litten, jene die von der Dunkelheit festgehalten wurden.

Oh bitte, bitte, lasst mich doch geh’n.

„Terra!”

Die Diva lehnte sich gegen die Stäbe, umklammerte sie mit ihren entstellten, zitternden Händen und streckte dann wieder, wie zuvor schon, weinend und betteltend ihre Arme nach ihm aus. Neben ihr noch der alte Mann, der einen Arm aus seiner Zwangsjacke befreit hatte und der blonde Schopf des Clowns, der trotz des Protests seiner anderen Hälfte versuchte, ihm näher zu kommen.

Sie griffen nach ihm, der Clown, die Diva, die Bestie, immer flehten sie um Hilfe, doch wusste Xemnas nicht, was er hätte tun sollen, wie er sie aus ihrem kalten Gefängnis befreien könnte.

Er entfernte sich von ihnen, mit langsamen Schritten und wandte sich gänzlich von diesen verfluchten Gestalten ab.

Doch seine Flucht fand ein jähes Ende, als die beiden Stelzenläufer wieder vor ihm auftauchen und nun, da man ihre Gesichter sah, konnte Xemnas nun auch erkennen, dass die beiden zusammen ein genaues Bild seiner Person wiedergaben.

Grinsend beugten sie sich zu ihm hinab, die Hände zu Pranken deformiert, die sich langsam um seinen Hals legten.

Es ist für uns, für uns alle hier

unmöglich zu sprechen und fühl’n

Und schließlich verschlangen sie ihn gänzlich. Hinein in die tiefste Dunkelheit, wo Direktor Finsternis saß und jeden gefangen hielt und jede Hoffnung auf Befreiung dabei im Keim erstickte, während irgendwo in der Ferne das Lied des Zirkus der Verdammten seinen letzten Akt spielte und das Publikum zu klatschen begann…

Die Umgebung war weiß, der Boden war glatt. Dennoch brauchte Xemnas einige Augenblicke um zu realisieren, dass er wirklich wieder im Schloss war, um genau zu sein wieder genau an dem Punkt, wo er, vielleicht Minuten, vielleicht auch Stunden zuvor zusammengebrochen war.

Zumindest waren diese elenden Schmerzen fort. Fürs erste.

Ohne Mühen raffte Xemnas sich wieder auf - er glaubte kaum, dass es ihm zuvor so schwer gefallen war, wieder hoch zu kommen - und sah an sein Handgelenk, an dem er noch den leichten Druck der Schnur spürte. Der Ballon, der ihm der Clown angebunden hatte, war nur noch ein formloses Stück Gummi, aus dem aber noch leicht dieser unheimliche Geruch hervortrat.

Ehe ein weiteres Mal noch das Lied in den Sinn kam, riss Xemnas die Schnur von seinem Handgelenk und warf sie samt dem kaputten Ballon auf den Boden, das wie Blut auf den weißen Fliesen wirkte.

Ganz verdrängen konnte er den Gesang bei diesem Anblick nun doch nicht ganz. So nah waren sie ihm bisher nie gekommen. Er glaubte Druckstellen an seinem Hals zu spüren.

Und während er über seine Haut streifte, kam ihm das Lachen der beiden Stelzenläufer in die Ohren, die hemmungslos irgendwo in der Finsternis lachten, während sie sich freudig im Kreis drehten über diese gelungene Vorstellung.

Die Bestie, die noch gefesselt auf dem Boden lag zwischen den Überresten seiner Mahlzeiten, der Clown mit den zwei Köpfen, die sich beide nichts sehnlicher wünschten als den Tod des anderen, und die schöne Diva im ihrem Käfig, die mitleidig ihre herzzerreißende Melodie sang.

„Eines Tages… bringe ich alles in Ordnung…“

Wenn er auch nicht wusste, was es war, während er auf sein kleines Souvenir blickte, von dem immer noch ein leichter Duft ausging. Süß, aber doch unergründlich, wie die Dunkelheit selbst war.

Den Luftballonfetzen genau ihm Auge behaltend, entfernte Xemnas sich davon, ehe er wieder diese nervtötende Musik in seinen Kopf hörte. Und stets wissend, dass er vermutlich für die nächste Nacht bereits wieder seinen Platz als Ehrengast in der Manege des »Dark Woods Circus« einnehmen musste.

Oder… war er vielleicht viel mehr die Hauptattraktion?…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rainblue
2011-09-19T11:43:19+00:00 19.09.2011 13:43
Das kann ich nicht unkommentiert lassen. Ich versuche auch, mich nicht auf Smileys zu beschränken.^-^

Drei Worte, die mir ziemlich klar dazu einfallen: Krass. Widerlich. Genial.
Ich liebe derlei psychische Spielchen und gerade mit einem Charakter wie Xemnas... Das kann man nicht einfach lesen, hier muss jeder Satz celebriert werden. Von Anfang bis Ende gelungen. Herrje, ich kann daran wirklich nichts bemängeln. Ich hätte nur gerade große Lust, den One-Shot auszudrucken und an die Wand zu pinnen.^-^
Schlicht und ergreifend großartig! Danke dafür, dass ich es lesen konnte!*-*

liebe Grüße
Von:  violeta
2011-03-22T16:31:30+00:00 22.03.2011 17:31
Ich find die geschichte hast du einfach nur toll umgesetzt~
Man konnte richtig mitfühlen was passirt ist!
An manchen stellen hat man ne richtige Gänsehaut bekommen^^
Ich finde du hast es perfrkt geschriben~
Glg violeta


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