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Blood Moon - Bis(s) in alle Ewigkeit

Fortsetzung von Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt
von

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[Mariella] Blutmond

Disclaimer:

=> Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction.

=> Alle Charaktere die schon in den Twilight-Bänden ihren Auftritt hatten, gehören Stephenie Meyer. Alle Anderen, wie etwa Schüler, Lehrer und vor allem Renesmees und Jakes Kinder, habe ich selbst erfunden.
 

Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr

http://www.chaela.info
 

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Kapitel 8

Blutmond
 

„Alles wieder gut?“, fragte Seth, als er mir das Glas aus der Hand nahm. Seine dunklen Augen sahen mich besorgt an. Und auch die vielen Augenpaare meiner Familie musterten mich.

„Ich denke... schon“, log ich. Ein paar Gesichtern konnte ich die Erleichterung ansehen, aber es gab auch welche, die ich nicht belügen konnte. Allen voran Seth.

„Soll ich dich ins Bett bringen?“, fragte er. Ich nickte. Er stand vorsichtig vom Boden auf, legte einen Arm an meinen Rücken, den anderen unter meine Kniekehlen und hob mich von unserer Wohnzimmercouch. Ich legte mein Gesicht an seine Brust und schloss die Augen. Ich wollte versuchen, nur seinen Herzschlag zu hören, während er mich durch das Haus zu unserer Suite trug. Ich wollte so gern verdrängen, was eben geschehen war. Aber mein ungutes Gefühl ließ mich nicht mehr los.

Es war ganz plötzlich gekommen. Ich war gerade mit Seth in der Küche gestanden. Es war zuerst wie ein kalter Schauer gewesen. Mein ganzer Körper war mit einem Mal von den Zehenspitzen bis hinauf zur Stirn erkaltet. Und dann... dann kam der Schmerz.

„Mariella? Was ist?!!“, hatte Seth gerufen, als ich plötzlich zu schwanken begann und mir den Bauch hob. Später war ich auf dem Sofa aufgewacht, umringt von meiner Familie. Ich hatte es als normalen Schwindelanfall abgetan. Das war zwar auch ungewöhnlich, weil in unserer Familie so was eigentlich nicht vorkam, aber den wahren Grund konnte ich ihnen nicht sagen. Ich wollte sie nicht belasten.

„Was ist es?“, fragte Seth und riss mich aus meinen Erinnerungen. Wir waren schon in unserer Suite angekommen. Er hatte sich zu mir aufs Bett gelegt, mich an sich gezogen und fuhr mit seinen warmen Fingern durch mein Haar.

„Seth...“, begann ich und merkte, wie meine Stimme dann zu zittern anfing. „Ich glaube, Ani und Will ist etwas zugestoßen.“

Seth sagte nichts. Er sah mich an, streichelte mich weiter und schwieg. Was sollte er auch sagen? Dass es nur Einbildung gewesen war? Wohl kaum. Er kannte die Verbindung zwischen ihm und mir. Und er kannte auch die Verbindung zwischen meinen Brüdern und mir. Seth wusste, dass ich nicht falsch liegen konnte. Dass ich Recht hatte. Diese Verbindung log nie.

„Sollen wir es den anderen sagen?“

Ich zog die Nase hoch, während meine Tränen weiter leise meine Wangen hinunterliefen.

„Ich will Mom nicht belasten.“

„Ich denke, dafür ist es zu spät“, antwortet Seth. Ich sah zu ihm hinauf. „Sie werden auch gespürt haben, dass etwas nicht in Ordnung ist. Vielleicht nicht so deutlich wie du, aber irgendwie schon.“

„Was werden sie machen, wenn sie davon erfahren?“, fragte ich. Ich konnte keine Prognosen machen, dafür kannte ich meine Familie zu wenig. Ich wusste, wie sie alle im Alltag waren, wie sie die letzten dreißig Jahre gewesen waren. Aber Seth kannte die Zeit davor. Die Zeit, in der sie auch kämpfen mussten. Für das Leben meiner Großmutter und meiner Mutter.

„Nach Volterra gehen“, antwortete Seth ohne einen Anflug von Zweifel. „Das ist die einzige Möglichkeit.“

Der Gedanke machte mir Angst. Ich verband nichts Gutes mit diesem Ort. Ich hatte Angst, meine Familie zu verlieren. Also schwieg ich. Vorerst. In der naiven Hoffnung, mich doch geirrt zu haben.
 

Es war noch nicht lange her, da war Will nach Italien aufgebrochen, um unseren Bruder zurück nach Hause zu holen. Er war direkt von La Push nach Italien geflogen, um keine Zeit zu verlieren, schließlich erwartete Leah Nachwuchs. Aber er hatte mich angerufen und mir versprochen, in drei Tagen mit Anthony nach Hause zu kommen. Und von da an hatte ich immerzu gewartet wie ein Hund, der auf die Rückkehr seines Herrn wartete. In fester Überzeugung, dass er zurückkommen würde. Und wenn es klingelte, egal ob es der Postbote war oder ein Vertreter, war ich sofort an die Tür gesprungen.

Einmal war ich zur Tür gestürmt, da stand plötzlich ein blondes Mädchen vor der Tür, die nach Ani gefragt hatte. Er sei ja länger nicht mehr zur Schule gekommen. Ich hatte ihr gesagt, dass er einen Auslandsaufenthalt machen würde.
 

Und dann... schließlich... eines Abends - es war sehr kalt und dunkel draußen – spürte ich, dass sich etwas verändert hatte. Dass jemand unseren Hof betreten hatte, der weder ein Schulfreund, noch der Postbote war.

Ich rannte zur Haustür und riss sie auf.

Und dann sah ich in die roten Augen meines kleinen Bruders. Ich war so glücklich, ihn wieder zu Hause zu wissen, dass ich im ersten Moment, nur ihn wahrnahm. Nur dass er wieder da war. Und dann sah ich die Leere in seinem Blick. Wieder überkam mich ein kalter Schauer. Nie würde ich dieses Bild aus meinem Kopf kriegen... nie...

Auf unserer Türschwelle stand Ani und in seinen Armen trug er Wills leblosen Körper.

Ich schlug die Hand vor den Mund und starrte Ani an, aber er zeigte keinerlei Reaktion, war wie eine Statue. Dann spürte ich Seths Hände auf meinen Schultern. Er drückte mich an sich und zog mich sanft zurück. Und dann bekam ich alles nur wie durch einen Dunstschleier mit. Es war unwirklich. Wie in weiter Ferne.

„Carlisle!“, rief Seth als erstes. Wie immer, wenn jemand verletzt war. Aber ich wusste es besser. Als nächstes kam Emmett und nahm Ani Will ab. Seth hielt mich noch immer fest. Wir standen keine drei Meter von der geöffneten Haustür entfernt. Ich spürte den kalten Wind, der von draußen herein wehte und ich sah, wie mein kleiner Bruder noch immer im Türrahmen stand. Er hatte noch keinen Ton gesagt. Ich legte meine Hand auf Seths Hand, die auf meiner Schulter lag und schob sie sanft weg. Ich wollte auf Ani zugehen, wollte ihn ins Haus ziehen. Ich hatte Angst, dass er sich plötzlich umdrehen und wieder gehen würde. Aber ich erreichte ihn gar nicht, da lagen schon wieder Seths Hände auf meinen Schultern. Und dann kam Rose ins Bild. „Geh zu Will. Ich kümmere mich um ihn“, sagte sie zu mir, als sie sich zu mir beugte und mich eindringlich ansah. Aber ich sah sie nur im Augenwinkel, weil ich noch immer Ani fokussierte.

Seth legte einen Arm um mich und zog mich zu sich. „Du hast sie gehört“, sagte er leise. „Lass uns gehen.“ Und dann drehte er mich um und ging mit mir in Carlisles Arbeitszimmer. Das Licht brannte hell und durchleuchtete den Raum. Als wir ihn betraten, konnten wir Mom, Dad, Carlisle, Edward und Bella sehen. Letztere hatte ihre Arme komplett um Mom gelegt, die ihr Gesicht in Bellas weinroten Pullover vergraben hatte.

„Carlisle, was ist mit ihm?!“, wollte Dad wissen. Er stand nervös neben Will, der auf dem Operationstisch lag. Carlisle tastete ihn kurz ab, dann hörte er plötzlich auf und ließ die Hände sinken. Seine ganze Ausstrahlung schien plötzlich zu schwinden, er wirkte richtig müde. Esme verstand. Sie ging hinüber zu den Lichtschaltern und das grelle Licht über dem OP-Tisch erlosch und mit ihm die schreckliche Krankenhausatmosphäre.

„Carlisle?“, hakte Dad erneut nach. Carlisles Kopf drehte sich langsam zu meinem Vater.

„Es tut mir leid“, sagte er leise.

„W-was?“, hauchte Daddy kaum merklich. Mit leicht geöffnetem Mund starrte er Carlisle an. Wahrscheinlich hoffte er sich verhört zu haben.

Mein Blick trübte sich langsam. Die Tränen quollen wieder aus meinen Augen. Meine Mutter rechts von mir, hob ihr tränennasses Gesicht aus der Deckung von Großmutters Pulli, sagte jedoch nichts. Niemand sagte etwas. Alle schwiegen. Carlisle hatte es nicht ausgesprochen, doch das war auch nicht notwendig. Mein Bruder war tot. Sein Herz hatte für immer aufgehört zu schlagen. Nie wieder würde er uns besuchen, nie wieder das Lachen seiner Kinder hören. Und sie würden ihren Vater nie wieder sehen. Leahs Warten auf seine Rückkehr war vergebens, denn er würde nie wieder zu ihr zurückkommen. Die Person, auf die sie geprägt war, die eine einzige Person auf dieser Welt, die für sie bestimmt war, war nun fort. Was würde nun mit ihr geschehen? Würde sie stark genug sein und für ihre Kinder weiterleben?

Und das alles nur, weil ich ihn gebeten hatte, Ani zurückzuholen. Ich wusste, dass ein Teil von mir mit ihm gestorben war. Aber noch konnte ich dieser Leere und der Trauer keinen Raum in meiner Seele geben. Denn in mir machte sich noch ein weiteres Gefühl breit: Angst. Es gab noch jemanden, der die Schuld ganz sicher bei sich sah. Und was noch viel schlimmer war, ich befürchtete, dass noch mehrere die Schuld bei ihm sahen. Langsam kroch die Panik in mir hoch. Was würde nun mit Anthony passieren? Was würden sie mit ihm machen?

Nein, für den Moment durfte ich noch nicht der Trauer nachgeben. Ich musste stark sein.

Ganz so, als hätte er meine Gedanken gelesen, ergriff Edward plötzlich das Wort.

„Ich will wissen, was passiert ist“, sagte er entschlossen.

„Bella“, fügte er dann noch zu Bella gewandt hinzu. Sie ließ vorsichtig meine Mutter los. Esme kam sogleich, nahm sie zu sich und strich ihr beruhigend über den Rücken, dann verließen Bella und Edward den Raum. Er hatte sie mit sich genommen, damit sie Anthonys Fähigkeiten blockierte. Ich warf noch einen kurzen Blick auf meine Eltern und meinen Bruder, dann verließ ich das Zimmer ebenfalls und folgte ihnen.
 

Anthony war inzwischen im Wohnzimmer. Er saß auf dem Sofa und Rose saß neben ihm. Sie hatte ein Glas in der Hand, aber es war noch immer bis zum Rand gefüllt. Offenbar nahm Ani es nicht an. Seine Augen waren nicht mehr so leer wie vorhin. Der Leere war jetzt einer seltsamen Müdigkeit gewichen, aber er sah Rose immer noch nicht an. Sein Blick war leicht gesenkt, wodurch seine Augen fast geschlossen aussahen. Als wir jedoch näher traten, hob er den Blick und musterte uns. Edward, Bella und ich standen einen Meter vom Sofa entfernt. Rose stellte das Glas auf den niedrigen Tisch vor ihr und Emmett setzte sich nun neben sie.

„Was ist passiert, Anthony?“, stellte Edward nun jene Frage, die uns alle beschäftigte.

Anthony fixierte wieder müde irgendeine Stelle des Wohnzimmertisches. Er zog es vor, Edward nicht anzusehen. Zuerst dachten wir, er würde gar nichts sagen.

„Ich hatte

mich mit Nahuel gestritten...“, begann er leise. „Dann wurde ich in den Thronsaal gerufen. Und dann... Will... er stand da.“

Ich konnte spüren, wie ihm die Erinnerung wehtat, während er sprach. Jedes Wort eine Tortur.

„Er bat mich, die Volturi zu verlassen und wieder nach Hause zu kommen...

Aber ich habe ihn zurückgewiesen... und dann bin ich gegangen... habe ihn stehen gelassen...“ Er machte eine kurze Pause, dann hielt er sich die rechte Hand an den Bauch. „Plötzlich war da dieser Schmerz...“

Ich spürte, wie die Blicke zu mir wanderten. Seth, hinter mir, umarmte mich erneut. Ich wandte den Blick jedoch nicht von meinem Bruder ab. Ich hatte gewusst, dass er denselben Schmerz gespürt haben musste wie ich.

„Ich bin sofort zurück gerannt“, fuhr er fort. „Aber es war schon zu spät... da war... so viel Blut.“

„Zeig es mir“, sagte Edward plötzlich. Seine sonst so ruhige Stimme hatte einen leicht zu barschen Ton für die momentane Situation. Resultierend daraus starrten wir ihn alle mit einem Mal an.

„Edward?“, fragte Bella vorsichtig und legte ihre Hand auf seine Schulter.

Auch Anthony sah Edward nun direkt an. Seine roten Augen waren ebenso feucht wie meine, und ich konnte das selbe Unverständnis in ihnen sehen, wie ich es gerade fühlte.

„Glaubst du, ich hab das alles nur erfunden?“, fragte er fassungslos.

„Doch“, antwortete Edward, nun wieder sanfter. „Aber nichts kann Geschehenes besser visualisieren als eine Erinnerung. Also... bitte.“

Die sanftere Methode war bei Anthony eigentlich immer der bessere Weg, so auch dieses Mal. Bereitwillig ließ er seinen Schutzschild sinken und gewährte Edward den Zugriff auf seine Gedanken und Erinnerungen. Sowohl Edward als auch mein Bruder schlossen ihre Augen, um die Bilder besser sehen zu können, die sich vor ihrem inneren Auge, nun wahrscheinlich wie ein Film abspielten. Ich wusste, wie unangenehm es für Anthony war, seine Barriere herunterzufahren. Es war wahrscheinlich dasselbe Gefühl, wie es andere fühlten, wenn sie sich nackt zeigen mussten.

Und dann öffneten die beiden wieder ihre Augen. Für uns war inzwischen eine kleine Ewigkeit vergangen. Jetzt musterten wir alle gespannt Edward.

„Es war Caius“, sagte er. Drei Worte. Nur drei Worte. Aber diese drei Worte schienen meiner Familie mehr zu sagen als eine ganze Bibliothek. Ein Raunen und ein Knurren ging kurz durch das Wohnzimmer. Der Name war ihnen wohl nicht unbekannt. Ich für meinen Teil hatte nun die schreckliche Gewissheit, dass dieses Ereignis noch viele viele weitere schlimme Dinge nach sich ziehen würde...
 

Ich spürte, wie Seths Körper hinter mir leicht zu zittern begann und drehte mich zu ihm um.

Er hatte die Lippen geschürzt und schien zu überlegen. „Was ist?“, fragte ich besorgt.

Schlagartig drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon. „Seth?!“

Zügig folgte ich ihm. Sein Ziel war unsere Suite. Als ich sie betreten hatte, sah ich, wie Seth von einem Zimmer ins nächste rannte und wieder zurück. In seinen Händen trug er einen kleinen Stapel Kleider. Im Schlafzimmer sah ich dann, wie er sie in eine kleine Sporttasche legte und wieder ins Bad rannte, um seine Zahnbürste zu holen.

„Du willst weg?“

„Ich muss“, antwortete er und zog ein Handtuch aus dem Badezimmerschrank. „Ich will nicht, dass Leah es durchs Telefon erfahren muss. Ich will bei ihr sein. Sie braucht jeden Halt, den sie nur kriegen kann.“

„Okay“, antwortete ich spontan. „Ich begleite dich.“

Seth hielt in seiner Bewegung inne und sah mich an. Er setzte ein sanftes Lächeln auf, dann schüttelte er den Kopf.

„Nein“, sagte er und ging auf mich zu. Er umarmte mich und strich mir liebevoll durchs Haar. „Du weißt genau, wie ungern ich dich verlasse, aber du musst hier bleiben. Dein Bruder braucht dich jetzt mehr, als ich es tue.“
 

Wie recht er hatte... Und so blieb ich. Und ließ Seth allein nach La Push reisen, um ihr diese schreckliche Nachricht zu überbringen.

Als ich in dieser Nacht allein in unserem Schlafzimmer lag – Seth hatte vor zwei Stunden das Haus verlassen –, war es so still wie selten zuvor. Es war so leise, dass man hätte meinen können, man sei das letzte lebende Wesen auf Erden. Ich hörte das Ticken meines Weckers und den Wind, der draußen durch die Bäume blies. Ich hörte die Blätter, die er mit sich trug. Aber ich hörte keinen Ton von meiner Familie. Kein Rumoren meines Vaters in der Küche. Kein leises Flüstern von Alice und Jasper. Kein Emmett, wie er eine Fernsehsendung kommentierte. Keine Waschmaschine, die Esme angeschaltet hatte. Nichts.

Es machte mich unruhig. Ich drehte mich von einer Seite auf die andere, wusste jedoch, dass ich weder so noch so würde schlafen können. Also stand ich auf und verließ unsere Suite. Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund, schlich ich anschließend durch die Villa, als würde ich damit irgendjemanden stören. Die Lichter in den Räumen brannten hier und da, doch nirgendwo konnte ich jemanden sehen oder hören. Es war nach wie vor still. Ich wusste nicht mal, ob überhaupt wer da war oder ob alle das Haus verlassen hatten. Ich hätte es ihnen nicht verübelt. Nachdem ich den Flur betreten hatte, überkam mich ein plötzliches starkes Unwohlsein. Der Gedanke, dass ganz in der Nähe der tote Körper meines älteren Bruders lag, ließ mich schaudern und zittern. Ich blieb stehen und verschränkte die Arme, als wolle ich mich selbst damit umarmen, aber das ungute Gefühl blieb.

Ich schluckte und ging weiter Richtung Keller. Hier unten brannte kein einziges Licht. Ich konnte nicht mal Licht unter Anis Türspalt sehen. Als ich die Türklinge vorsichtig berührte, befürchtete ich einen Augenblick, er sei gar nicht da, doch dann konnte ich deutlich seine Präsenz spüren und öffnete leise die Tür zu seinem Zimmer.

Das Mondlicht schien von draußen durch die wenigen kleinen Fenster und tauchte das karge Mobiliar in ein weiches Licht. Anthony saß auf seinem Bett und hatte den Rücken an einige Kissen gelehnt. Bis jetzt schien er den Mond angesehen zu haben, doch dann bewegte er seinen Blick langsam zu mir. Die Dunkelheit der Nacht verbarg die rote Farbe seiner Augen, doch die Tränen vermochte es nicht zu verbergen. Seine Augen waren noch immer glasig.

„Ich...“, sagte ich leise. „Ich kann nicht schlafen. K-kann ich bei d-dir...“

Er nickte, ohne dass ich den Satz beendet hatte. Sofort wurde mein Unwohlsein ein klein wenig besser. Ich schloss die Tür leise und krabbelte fast lautlos zu ihm ins Bett. Er legte einen Arm um mich, und ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. Eine Weile lagen wir einfach so da. Irgendwann rutschte er dann etwas hinunter und legte seine Wange an meinen Kopf. Draußen heulte noch immer der Wind, und er war auch noch immer das einzige Geräusch, abgesehen von unseren schlagenden Herzen. Sein Herz schlug etwas schneller als das meiner Mutter und auch ein klein wenig schneller als meines.

Doch dann kam mir in den Sinn, dass ich Wills Herz nie wieder schlagen hören würde, und ich bekam Angst, ich könnte irgendwann den Takt seines schlagenden Herzens vergessen. Oder seinen Geruch. Sein Lachen. Seine Stimme. Das Leuchten seiner Augen, wenn er seine Familie sah...

Ich fragte mich, wo Seth gerade war. Wahrscheinlich saß er noch im Flugzeug. Dies war die letzte Nacht, in der Leah noch Hoffnung haben konnte, dass ihr Mann zu ihr zurückkehrte. Ich war mir recht sicher, dass sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Morgen früh, würde ihre Welt zerbrechen. Alles, was zurückblieb, war ein Scherbenmeer. Eines, in dem wir auch gerade badeten. Und noch lange baden würden...
 

Nach meinem Erwachen am nächsten Morgen kam es mir so vor, als hätte ich gar nicht geschlafen. Ich erinnerte mich weder an einen Traum, noch an den Moment in dem ich eingeschlafen war.

Zu meiner Erleichterung lag Ani noch immer neben mir. Er schien sich gar nicht bewegt, geschweige denn geschlafen zu haben. Als er merkte, dass ich wach war, sah er mich kurz an und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Du hast nicht geschlafen, mhm?“, fragte ich leise.

Er schüttelte den Kopf. „Wie könnte ich das?“

Es waren die ersten Worte, die ich seit seiner Schilderung von Wills Tod von ihm gehört hatte. Ich antwortete nichts. Kuschelte mich einfach wieder an ihn und stellte mich mental darauf ein, dass wir den Rest des Tages auch hier verbringen würden, doch mein Bruder schaffte es immer wieder, mich zu überraschen.

„Mariella...“, sagte er und löste sich vorsichtig von mir. „Ich... möchte zu Will.“

Er schien Angst vor diesem Gang zu haben. „Kommst du mit?“

Ich nickte.

Der Weg zu Will war unendlich schwer und lang. Und irgendwie gleichzeitig viel zu kurz. Obwohl uns keiner gesagt hatte, wo er lag, wussten wir es. Es gab eigentlich keinen passenderen Ort, als das Zimmer, das mit Wills alten Möbeln ausgestattet war, und das er immer dann bezogen hatte, wenn er uns besuchen gekommen war.

Niemand begegnete uns. Und so war meine einzige Angst, jener Moment, in dem ich ihn, wieder vor mir liegen sehen würde. Doch diese Angst wich, nachdem wir die Tür geöffnet hatten und wurde durch eine andere ersetzt: Vor Will saß unser Vater auf einem Stuhl. Er hatte den Rücken zu uns gedreht, doch ich hörte ein Schluchzen und konnte das Salz riechen.

Ich nahm an, dass Ani sofort kehrt machen würde, doch das tat er nicht. Er haderte kurz, dann betrat er das Zimmer. Ich glaubte meinen Augen kaum, aber er ging auf Dad zu, hob die Hand und näherte sich ihm, um sie auf dessen Schulter zu legen.

„Vater...“, flüsterte er leise, doch es kam zu keiner Berührung.

„Lass mich allein...“, sagte Dad und Ani hielt in seiner Bewegung inne und sah Vaters Rücken an. Ich ging zu ihm und nahm ihn am Arm, doch er drehte sich schlagartig um, so dass ich ihn losließ und verließ den Raum. Es sollte Anis letzter und einziger Versuch sein, seinen Bruder noch einmal zu sehen...
 

Ich glaubte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen und war heilfroh, als es zwei Tage später an der Tür klingelte. Ich spürte, dass es Seth war und ging ins Wohnzimmer, um ihn zu begrüßen, doch als ich durch den Flur ging, merkte ich bereits, dass er nicht allein war.

„Mein herzliches Beileid“, hörte ich Esmes mitfühlende, schöne Stimme. Und ich wusste, dass dieser Satz nur Leah gegolten haben konnte. Nachdem ich das Zimmer betreten hatte, strahlte Seth für einen kurzen Moment, ging auf mich zu und umarmte mich. Über seinen Rücken hinweg sah ich Leah, deren dunkle, feuchte Augen mich finster anfunkelten. Uns so zu sehen, war für sie wahrscheinlich, wie ein Schlag ins Gesicht, also löste ich mich aus Seths Umarmung und ging ebenfalls zu ihr.

„Leah, es tut mir schrecklich leid. Ich weiß, wie du dich fühlen musst.“

Leah schnaubte trotzig. „Spar dir das.“

Ich sah Leah mit großen Augen an und schwieg. Als ich sie musterte, fiel mir mit einem Mal auf, dass sie wieder schlank war. Der Babybauch war fort.

„Du möchtest sicher Will sehen“, vermutete Esme. Leah nickte.

Seth legte einen Arm um mich und zeigte mir mit sanftem Druck an, dass es Zeit war zu gehen.

Er berichtete mir, was nach seiner Ankunft in La Push geschehen war. Leah hatte die Nachricht zwar geahnt und im ersten Moment mit Fassung getragen, doch kaum hatte sie ihre Kinder in die Obhut einer Freundin gegeben, war sie förmlich zusammengebrochen. Glücklicherweise hatte sie ihr Baby bereits zuvor entbunden, denn ansonsten wäre es sicher jetzt gekommen. Williams kleine Tochter, wurde einen Tag nach seinem Tod geboren. Für Leah war es wie ein kleines Wunder. Eigentlich sollte die Kleine Sue heißen, nach ihrer Großmutter. Doch Leah taufte sie nun Billy-Sue, damit sie auch den Namen ihres Großvaters und ihres Vaters trug. Als ich das hörte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Für mich war dies das Zeichen, dass sie den Willen hatte, für ihre Kinder weiterzuleben.

„Sie ist herkommen, um ihn mitzunehmen“, sagte Seth, als wir gemeinsam auf unserem Bett saßen. Mir war klar gewesen, dass Will in La Push beigesetzt werden würde. Dort waren seine Kinder zur Welt gekommen, dort waren seine Wurzeln und seine Heimat.

„Er hätte es so gewollt“, sagte ich.

Seth lächelte zaghaft und ich lächelte zurück.

Dann tat es plötzlich einen dumpfen Schlag. Das Lächeln wich aus unseren Gesichtern. Im vollem Bewusstsein, dass es nichts Gutes bedeuten konnte, rannten wir los.

Als wir am Ort des Geschehens eintrafen, waren bereits andere Familienmitglieder dort.

„Leah, Leah, beruhig dich“, redete Edward ihr gut zu, während er sie festhielt. Sie wand sich in seinem Griff, kam jedoch nicht frei. „Lass mich!“, schrie sie ihn an. Ihr Gesicht war feuerrot und voller Tränen.

Auf der ihr gegenüberliegenden Seite, saß Ani auf dem Boden und rappelte sich gerade wieder langsam auf. Ich sah noch, wie der letzte Rest einer Wunde sich verschloss und schließlich verschwand.

Leah hielt in ihrer Bewegung inne. „Ja“, sagte sie verbittert und mit zusammengebissenen Zähnen. „Ist es nicht schön, dass deine Wunden wieder verschwinden, als hätte es sie nie gegeben, während er an seinen sterben musste?!“

„Leah“, mahnte Edward, ehe er einen kurzen Blick nach hinten warf, wo sich bereits die komplette Familie, mit Ausnahme meiner Eltern, Esme und Bella, versammelt hatte.

„Bitte geht“, sagte er zu uns gewandt. Die meisten folgten seiner Bitte und gingen, aber Seth und ich blieben.

Anthony stand nun wieder und sah Leah an. Sein Blick war unergründlich und jeder, der ihn nicht so gut kannte, wie ich es tat, konnte den Schmerz in ihm wahrscheinlich nur erahnen.

Als er näher an Leah herantrat, hörte sie auf sich zu bewegen und starrte ihn an.

„Wenn du nur wüsstest, wie sehr ich mir wünschte, ich könnte den Platz mit ihm tauschen.“

Dann verließ Ani den Raum, und Edward ließ Leah los, die uns noch kurz anschaute und dann ebenfalls hinaustrat und in der anderen Richtung verschwand. Seth folgte ihr.

Ich sah meinen Großvater an.

„Sie sind sich zufällig begegnet“, antwortete er auf meine fragenden Gedanken. „Sie hat ihn angeschrien und attackiert. Er hat sich nicht gewehrt.“

Natürlich suchte Leah in ihrem Schmerz einen Schuldigen. Und wen sonst sollte sie beschuldigen, wenn nicht den, wegen dem er sie verlassen hatte? Am liebsten wäre ich sofort zu ihr gerannt und hätte sie um Verzeihung gebeten, hätte ihr gesagt, dass sie nicht Anthony die Schuld geben sollte, sondern mir. Schließlich war ich die gewesen, die Will darum gebeten hatte, nach Volterra zu gehen.

Doch noch in derselben Nacht, nahm Seth mein Gesicht in seine Hände und sah mich eindringlich an. „Um Himmels willen, nein! Du bist nicht schuld an Wills Tod. Und Anthony ist es genauso wenig. Keiner von euch. Und es wird der Zeitpunkt kommen, da wird Leah das begreifen. Und Jake ebenfalls.“

„Aber-“, versuchte ich zu antworten, doch plötzlich legte Seth seine Lippen auf meine und küsste mich leidenschaftlich. Ich schloss meine Augen und erwiderte seinen Kuss. Ich spürte, wie seine Hand zu meinem Hinterkopf wanderte und durch mein Haar streichelte, während die andere über meinen Rücken strich. Nachdem sich unsere Lippen voneinander gelöst hatten, drückte er mich zärtlich an sich.

„Bitte, hör auf, dir selbst die Schuld zu geben. Wenn jemand Schuld hat, dann derjenige, der Will tödlich verletzt hat. Weder du noch Anthony konnten wissen, was geschehen würde. Will hätte sicher nicht gewollt, dass ihr unter seinem Tod leidet.“
 

***
 

William Edward Black-Cullen, mein über alles geliebter Bruder, wurde einige Tage später auf dem Reservatsfriedhof von La Push, im Kreise seiner Familie, beigesetzt.

Als ich das Reservat, zum ersten Mal, seit so vielen Jahren wieder sah, merkte ich, was für ein großer Verlust, sein Tod für diese Menschen hier war. Er hatte sie in den letzten zwölf Jahren geführt, ihnen Halt gegeben. Niemand hätte den Platz seines Großvaters, Billy Black, besser einnehmen können als er. Und nun war Leah alles was ihnen blieb. Und eines Tages, würde der kleine Harry vielleicht mal seinen Platz als Häuptling einnehmen. Aber bis dahin war es noch eine lange Zeit... .
 

Es regnete wie so häufig hier. Seth drückte mich noch etwas enger an sich, als wir beide zusahen, wie Leah mit ihren schwarzen Kleidern und ihrem schwarzen Regenschirm, vor das große rechteckige Loch, in der Erde kniete. In der einen Hand hielt sie eine rote Rose, in der anderen trug sie ihre kleine Billy-Sue und links und rechts von ihr standen Harry und Madeleine, die beide noch nicht so recht begriffen hatten, was sie hier eigentlich taten. Es würde noch eine Weile dauern, ehe sie verstehen würden, dass ihr Vater nicht mehr wiederkommen würde. Doch die Trauer ihrer Mutter, ließ sie nicht unberührt und so war es kaum verwunderlich, dass Wills Kleinste bitterlich zu weinen anfing, nachdem Leah einige Minuten stumm vor dem Grab gekniet hatte. Sie schloss die Augen und küsste die rote Rose. „Hach awi. Quo pat ...“, wisperte sie sanft, ehe sie, sie hinunter zu Will warf und sich dann mit ihren Kindern zurückzog.
 

Nach ihr durften unsere Eltern ans Grab. Mommy und Daddy hielten jeweils eine weiße Rose in ihrer Hand und während letzterer, mit feuchten Augen, die Hände vor dem Bauch gekreuzt hatte, begann meine Mutter leise zu flüstern: „Mein Kind... es war schon immer meine größte Angst, dass ich dich eines Tages verlieren würde. Ich hoffte, ich würde niemals mein Kind zu Grabe tragen müssen und jetzt sitze ich doch hier... du hast dich selbst gegen die Ewigkeit entschieden, und das war gut so, denn du hast sie gegen ein wundervolles, gewöhnliches Leben mit deiner Familie getauscht. Doch dieses Leben war viel zu kurz und wurde dir viel zu früh genommen. Ich hoffe... inständig, dass es dir gut geht, dort wo du jetzt bist... und... und ich... wir... werden dich niemals vergessen... denn wir lieben dich... von ganzem Herzen...“
 

Keine Worte konnten beschreiben, was ich fühlte, als ich schließlich vor seinem, in die Erde eingelassenen Sarg, stand und das nasse Holz ansah, auf dem die einzelnen Rosen lagen. Es gab so vieles, was ich sagen wollte, aber nichts davon kam mir über meine Lippen. Vor meinem geistigen Auge, sah ich Bilder aus vergangenen Tagen, Erinnerungen aus der Zeit, als Will noch bei uns war. Und ich erinnerte mich daran, wie ich ihm immer in die Arme gesprungen war, wenn er uns an den verschiedenen Feiertagen besuchte. Besonders gefallen hatten mir die vielen gemeinsamen Weihnachtsfeste. Jedes Jahr hatte Emmett die schönste Tanne aus dem Wald geholt und sie in unser Wohnzimmer gestellt, wo Alice sie geschmückt hatte. Bis heute waren mir die roten Weihnachtskugeln immer noch die liebsten am Baum.

Gedankenverloren und mit Tränen in den Augen, griff ich nun in meine schwarze Umhängetasche. Meine Finger umfassten den weichen Stoff und zogen vorsichtig den kleinen Kuschelwolf hervor, den ich zu meinem ersten Weihnachten von Emmett bekommen hatte. Mommy hatte einige Weihnachten später mal erzählt, dass das Kuscheltier der Auslöser für Wills erste Verwandlung in einen Wolf gewesen war. Er hatte ihn unbedingt haben wollen und war so enttäuscht, nicht auch so einen geschenkt bekommen zu haben, dass er sich verwandelte und als Wolfsjunges über die Fliesen fegte.

Einen Moment zweifelte ich noch und sah den, mittlerweile ein wenig mitgenommenen, Kuschelwolf an, auf dessen Kulleraugen nun ein paar Regentropfen gelandet waren. Ich hatte die Wahl, den Wolf zu behalten. Aber wie ich mich kannte, würde ich mich nur die nächsten Wochen oder Monate dran klammern, als sei er mein letztes Bindestück zu meinem Bruder, aber das stimmte nicht. Meine Erinnerungen würden reichen, ganz bestimmt.

„Ich werde dich niemals vergessen, großer Bruder“, flüsterte ich und ließ das Wölfchen los. Es landete direkt neben Mommys weißer Rose... .
 

Die wenigen anderen Trauerenden, die Leah noch zur Trauerfeier eingeladen hatte, sah ich dann nicht mehr. Meine tränenden Augen brannten wie Feuer und ich vergrub sie hilfesuchend in Seths Brust.

Obwohl ihr der Gedanke missfiel, nach dem Tod ihres Mannes ein Essen zu veranstalten, hatte Leah einige wenige zu sich nach Hause gebeten. Und während meine Eltern aus Respekt, vor Wills Witwe und seinen geliebten Kindern, den Abend von Wills Beerdigung dort verbrachten, war ich mit Rosalie, Emmett und den anderen zu unserem alten Anwesen in Forks gegangen. Alice hatte es mit der Hilfe der anderen, kurzfristig soweit wieder entstaubt und die Folien von den Möbeln gezogen, dass wir für die nächsten paar Tage hier bleiben konnten.

Der Wind blies durch mein braunes, leicht gelocktes Haar, als ich in dieser Nacht auf der Verandatreppe saß und in den Wald hinein starrte. Die Bäume wogen sich leicht in den Böen und die wenigen, im kalten Winde ruhenden Gräser, sahen ebenso müde und kaputt aus, wie ich mich fühlte.

Dann spürte ich eine vertraute Hand an meiner Schulter.

„Bella und Edward sind schon wieder hier, aber sie begleiten Charlie nun nach Hause“, klärte er mich auf.

„Der Arme...“, sagte ich leise. „Es muss ein Schock für ihn sein, seinen Urenkel zu verlieren.“

Seth strich mir über den Rücken. „Mindestens so groß wie der Schock, der es für dich ist, deinen großen Bruder zu verlieren.“

Ich schluchzte, rümpfte die Nase und sah wieder nach unten.

„Ist Anthony schon hier gewesen?“, fragte er nun.

Ich schüttelte nur den Kopf. Mein Bruder war nicht mit unserem Privatjet geflogen. Er war nicht in der Lage gewesen, mit meinen Eltern, Leah und Will in einer Maschine zu sitzen, aber ich hoffte, er würde trotzdem einen Weg finden, hierher zu kommen. Und dass er den Mut haben würde, sich von Will zu verabschieden.

„Er wird schon kommen“, flüsterte Seth. Wie immer las er förmlich in meinen Gedanken, als hätte er Großvaters Gabe. Er gab mir einen zärtlichen Kuss, dann ging er wieder ins Haus.

Es tat gut, hier zu sitzen. Die Stille, die kühle Luft. Einfach nur die Sterne beobachten.
 

Und dann spürte ich es. Das Gefühl, nachdem ich mich gesehnt hatte. Erwartungsvoll stand ich auf und stellte mich auf die unterste Stufe der Treppe. Noch ein Rascheln

im Gebüsch am Waldrand, dann trat mein kleiner Bruder hervor. Obwohl die Situation so traurig war, musste ich unweigerlich lächeln, während mir erneut Tränen die Wangen herunterliefen. Ich war so froh, dass er doch noch gekommen war. Ohne noch länger zu zögern, rannte ich auf ihn zu und umarmte ihn.

„Ani!“, sagte ich schluchzend.

Er nahm mich in den Arm und strich mir über den Rücken. Nachdem ich mich wieder von ihm gelöst hatte und in seine roten Augen sah, erkannte ich auch in ihnen ein paar feuchte Tränen, doch auch er lächelte, wenn auch kaum merklich.
 

Es war bereits nach Mitternacht, als wir an Wills Grab in La Push ankamen. Niemand war mehr hier und die kleinen Lichter flackerten und zuckten im Wind. Das Holzkreuz, das bald durch einen Grabstein ersetzt werden würde, steckte direkt hinter einem Berg aus aufgetürmter Erde und Blumen. Etwa zwei Meter vor dem Grab blieben wir stehen. Meine Augen wanderten von ihm zu Anthony, der stumm neben mir stand und die Blumen ansah, deren weiße und gelbe Blüten im Mondlicht leuchteten. Ich nahm die Hand meines Bruders und drückte sie. Er sah mich kurz an und nickte, dann ließ er meine Hand los und ging die wenigen, jedoch für ihn sicher sehr schweren, Schritte nach vorn zu Wills Grab. Ich blieb stehen. Ich wollte ihm möglichst viel Raum geben, ihn allerdings auch wissen lassen, dass er nicht allein war.

Einige Zeit blieb er einfach nur so stehen, dann kniete er sich vor Wills Grab.

Zunächst dachte ich, er würde nun einfach so stumm sitzen bleiben, doch dann vergrub er plötzlich seine Hand in die dunkle Erde und sank etwas mehr in sich zusammen.

„Bruder...“, begann er leise. „Bitte vergib mir, dass ich nicht stark genug bin, um dir deinen letzten Wunsch zu erfüllen. Aber die Last meiner Schuld liegt so schwer auf meinen Schultern und ich trage sie mit mir... Tag für Tag.

Ich hoffe...“, begann er nun zu schluchzen. „Eines Tages werden unsere Eltern mir vergeben können, dass ich ihnen ihren Sohn genommen habe. Ich hoffe... eines Tages wird unsere Schwester mir vergeben können, dass ich ihr ihren Bruder nahm...“

Jetzt sah ich erschrocken auf. Wie könnte ich Ani je die Schuld an Wills Tod geben? Ich wollte gerade auf ihn zugehen, um ihm das auszureden, doch er fuhr einfach fort und ich hielt in meiner Bewegung inne.

„Ich hoffe...“, fing er nun zum dritten Mal an und hatte die Hände noch immer in der Erde. „Eines Tages... können deine Kinder mir vergeben, dass ich ihnen ihren Vater genommen habe. Und... und ich hoffe, eines Tages kann deine Frau mir vergeben, dass ihr ihren Mann nahm.“

„Ani...“, flüsterte ich. Doch das Schlimmste stand mir erst noch bevor.

„Aber...“, sagte er nach einer kurzen Pause. Er zog die Hand aus dem Boden und drehte sie, so dass etwas Erde in seiner Handfläche lag, dann ballte er sie mitsamt der Erde zu einer Faust.

„Ich werde mir niemals selbst vergeben, dass ich dir dein Leben nahm!“

Nun stand mir der Mund leicht offen. Dass er die Schuld ganz allein bei sich sah, hatte ich ja bereits gefürchtet, es nun aber aus seinem eigenen Mund zu hören, war noch mal etwas anderes. Ich wartete noch einen Augenblick, dann kniete ich mich neben meinen kleinen Bruder. „Bitte hör auf“, bat ich.

Er hatte die Augen geschlossen. „Mit was?“, fragte er tonlos und ließ die Hände wieder sinken.

„Es ist nicht deine Schuld!“

Plötzlich öffnete er sie und funkelte mich an. Durch das Rot in seinen Augen wurde sein finsterer Blick noch verstärkt. „Wessen Schuld soll es denn dann sein, Mariella?!“

Ich schrak nur einen Augenblick zurück, dann konterte ich. „Die des Vampirs, der ihn angegriffen hat!“

Er schüttelte den Kopf und schnaubte. „So einfach ist das nicht, Mariella. Wenn ich nicht gegangen wäre, dann wäre er noch am Leben!“

„Und was ist mit mir?!“, schrie ich nun auch fast selbst. „Ich hab ihn doch darum gebeten, dich zurückzuholen.“

Anthony drehte sich zu mir und nahm meine Hände in die seinen.

„Das ändert nichts. Es bleibt dabei. Wenn ich nicht gegangen wäre, hättest du ihn nicht darum bitten müssen. Egal wer noch daran beteiligt war. Am Ende bin ich es doch, der es zu verantworten hat und genau deshalb werde ich auch gehen.“

„W-was?“ Meine Worte waren nahezu tonlos, nur ein Windhauch. Anthony ließ meine Hände los, stand auf und drehte sich zum gehen um. „Wohin?“, fragte ich verzweifelt.

„Zurück nach Volterra.“

„Du willst wieder bei denen leben?“

Mein Bruder machte einen verächtlichen Ton. „Ganz sicher nicht. Ich will nur gleiches mit gleichem vergelten.“

„Was heißt das? Was hast du vor?“

Er schüttelte den Kopf und antwortete mir nicht. Jetzt stand ich auf und nahm ihn wieder an der Hand. Ich wusste nicht, wovon er redete, aber ich spürte, dass ich ihn auf gar keinen Fall gehen lassen konnte.

„Tu das nicht“, flehte ich. „Bitte bleib bei mir, Ani.“

Sein Mund formte sich zu einem Lächeln, obwohl ein paar vereinzelte Tränen seine hellen Wangen herab liefen. „Wenn der Mond durch dein Verschulden in Blut getränkt ist, wohin willst du dann gehen?“

Mein kleiner Bruder drehte sich zu mir um, nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und dann ging er. Und ich blieb allein zurück... nur noch das dumpfe Gefühl, ihn nie wieder zu sehen, blieb zurück.
 

Und genau jenes Gefühl war es auch, das mich dann dazu trieb, so schnell zu laufen wie noch nie zuvor. Zurück zu meiner Familie, in der Hoffnung, Hilfe zu bekommen.

Glücklicherweise stand die Verandatür offen, als ich ankam, andernfalls wäre ich vielleicht sogar durch die geschlossene Glastür gebrettert. Als ich dann im Wohnzimmer stand, sah ich meine versammelte Familie vor mir und jedes einzelne vorhandene Augenpaar starrte mich an.

„Was ist los, Mariella?“, fragte Carlisle sanft wie eh und je.

„Ani“, begann ich und sein Name ließ alle noch aufmerksamer drein blicken. „Er will nach Volterra.“

„Was?“, fragte Alice ungläubig.

„Er sagte, er wolle Gleiches mit Gleichem vergelten“, gab ich die Worte meines Bruders wieder.

„Das hört sich nicht gut an“, sagte Bella leise.

„Nein“, stimmte Edward ihr zu. „Was könnte er vorhaben, Carlisle?“

Carlisle überlegte kurz, dann flüsterte er nur einen Namen: „Athenodora.“

„Was?“, zischte Edward.

„Sie ist wahrscheinlich das Einzige, das Caius etwas bedeutet. Die Frage ist nur, ob Anthony sich dessen bewusst ist.“

„Er hat sie und Athenodora kennengelernt. Ich habe die Erinnerung in seinen Gedanken gehört.“

„Dann wird sie wahrscheinlich sein Ziel sein.“

„Wie? Was?“ Plötzlich schaltete sich Dad ins Gespräch ein. „Wovon redet ihr? Wer ist das?“

„Athenodora ist Caius Gefährtin“, klärte Bella ihn auf. „Carlisle vermutet, dass Ani sie angreifen will.“

„Wenn er, wie Mariella erzählte, wirklich davon sprach, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, dann nehme ich stark an, dass er Caius denselben Schmerz zufügen möchte, den Caius uns zufügte, in dem er Will tötete. Und das geht nur über seine Partnerin.“

„Das ist Wahnsinn!“, sagte Rosalie.

„Das ist dumm!“, meinte Daddy.

„Das sind deine Gene“, kommentierte Edward sarkastisch und die umliegenden Augenpaare fuhren in seine Richtung, während Dad ihn düster an funkelte.

„Immer mit dem Kopf durch die Wand“, sagte Bella.

Und plötzlich drängelte meine Mum sich in die Mitte. „Was stehen wir hier noch rum?!“, schrie sie uns fast an. „Wir müssen ihn aufhalten!“

Ihr Blick wanderte von einem zum nächsten und blieb dann an Dads Gesicht haften.

„Du...“, sagte sie und ging nun langsam auf ihn zu, während die anderen Platz machten. „Wenn ich in Gefahr gewesen wäre und du davon erfahren hättest, wärst du der Erste, der sich verwandelt und durch das geschlossene Fenster gesprungen wäre.“

„Nessie“, flüsterte Dad sanft und sah zu ihr hinab, wie sie da mit rotem verweintem Gesicht vor ihm stand.

„Du hast mal zu mir gesagt... die Prägung würde unsere Kinder einschließen und dass du ihnen deswegen nichts tun könntest.“

Dad nickte, doch ich konnte in seinem Blick sehen, dass er Angst vor dem hatte, was nun kommen würde.

„Du tust aber auch nichts, um sie zu beschützen. Erinnerst du dich an den Tag, an dem unsere Kinder geboren wurden? Ich wäre für sie gestorben. Ich wäre fast nicht in der Lage gewesen, Ani auf die Welt zu helfen. Und ich habe dich darum gebeten, das für mich zu tun. Und du hast mir damals gesagt, dass ich dich nicht darum bitten solle, mich umzubringen. Du hattest starke Zweifel daran, ob du es schaffen würdest, ihm ins Leben zu helfen. Aber letzten Endes, haben wir beide überlebt. Unser Kind und ich. Wir hatten das Glück ein unsterbliches Leben im Kreise einer sorgenden Familie zu haben, zusammen mit drei wundervollen Kindern. Und jetzt ist eines davon tot und ein weiteres rennt dem Tod wahrscheinlich jetzt im Augenblick in die Arme.“

„Was redest du denn da?“, fragte Dad ungläubig. „Ich liebe meine Kinder!“

„Warum zeigst du es dann nicht? Alles... alles, was er je wollte, war etwas Anerkennung... und Liebe... von dir.“ Ihre Stimme war kurz davor zu versagen. „Was ist daran denn zuviel verlangt?“

„Nessie...“, flüsterte er.

„Weißt du...“, setzte sie wieder an. „Ich hab ihm so oft im Vertrauen gesagt, dass du ihn so sehr liebst und dass du es ihm irgendwann zeigen wirst. Aber dieses Irgendwann kam nie.“

Dad sagte nichts mehr. So wie er den Blick senkte, versanken wir in einer unangenehmen Stille. Ich nahm Seths Hand und drückte sie, dann ging ich vor die Tür und mein Liebster folgte mir auf dem Fuß.

„Ich kann dich wohl nicht davon abbringen, ihm zu folgen?“

Ich schüttelte den Kopf, ohne mich umzudrehen.

„Na dann...“, seufzte er und dann hörte ich ein reißendes Geräusch. Das Nächste, was ich spürte, war Seths feuchte Wolfsnase, die mich sanft anstupste. Er kauerte sich leicht auf den Boden, so dass ich aufsteigen konnte und dann sprintete er mit einem gewaltigen Satz nach vorn. Wir fegten durch die Wälder und Wiesen Irlands. Mir war es inzwischen ganz gleich, ob unsere Familie es uns gleich tat. Je mehr Zeit wir durch bloße Worte verstreichen ließen, umso geringer wurde unsere Chance, meinen Bruder lebend aus Volterra zu holen. Und ich wollte diese Chance auf keinen Fall verstreichen lassen.

Seth trug mich auf seinem Rücken in Windeseile so nah wie möglich an den Flughafen heran. Ich wartete nicht mal, bis er sich zurückverwandelt und bekleidet hatte. Ich rannte ohne ihn weiter, bis meine Schuhe über die glatten Fliesen in der Halle des Flughafens rutschten und ich vor dem nächsten freien Schalter zum Stehen kam.

„Guten Abend, was kann ich für Sie tun?“, fragte die Frau hinter dem Schalter, die eine dunkelblaue Uniform trug und ihre Haare fein säuberlich hochgesteckt hatte.

Plötzlich spürte ich Seths Hand mit ihrer, für mich angenehmen Temperatur.

„Wann geht der nächste Flieger nach Pisa?“, sagte ich und schob ihr meinen gefälschten Pass zu. Auf diesem war ich gerade einmal 21.

„Einen Augenblick, bitte“.

Als die Dame sich umdrehte, drückte Seth meine Hand und sah mich eindringlich an.

„Wollen wir nicht auf die anderen warten? Die fliegen sicher mit dem Privatflieger.“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das dauert mir zu lange. Jede Sekunde, die wir warten, ist eine Sekunde zu viel. Mir ist es egal, wie wir nach Volterra kommen. Ich würde auch zwischen den Gepäckstücken sitzen!“

„Oh nein, das müssen Sie bei uns nicht, Miss Cullen. Wir hätten da noch zwei Plätze. First Class, allerdings nicht direkt nebeneinander.

„Das ist uns egal. Wann startet die Maschine?“, fragte ich nervös und legte die Hände auf den Schalter.

„Ihr Flug geht in einer Viertelstunde. Ich muss Sie daher bitten, sofort einzuchecken.“

„Das müssen Sie mir nicht zweimal sagen“, antwortete ich.

„Das ist schön“, sagte sie weiterhin freundlich. Ihre ruhige Art mochte sonst toll sein, aber in diesem Moment, machte sie mich damit wahnsinnig. „Haben Sie Gepäck?“

„Nein“, sagte Seth.

„Können wir dann?“, fragte ich ungeduldig.

Sie nickte und druckte die Tickets aus. Am liebsten hätte ich das Gerät direkt gepackt und die Tickets einfach raus gezogen, damit es schneller ging. Bis wir das Papier in der Hand hatten und ich in meinem ledernen Sitz im Flugzeug saß, war ich bereits tausend Tode gestorben. Zumindest fühlte ich mich so. Denn während wir hier Zeit vertrödelten, konnte mein Bruder direkt Richtung Italien fliegen. Er brauchte dazu keine Hilfe und ich wusste aus Erfahrung um seine enorme Geschwindigkeit und seine Ausdauer. Besonders jetzt, da er ein so deutliches Ziel vor Augen hatte.
 

Müde stützte ich mich mit dem Ellbogen auf die Armlehne zu meiner Rechten, legte das Kinn in die Handfläche und sah auf den Gang, wo ich Seths Hinterkopf zwei Plätze weiter vorn, auf der mir gegenüberliegenden Sitzreihe erblickte. Er plauderte gerade recht eifrig mit der Person neben ihm. Ich fragte mich, wie er so gelassen sein konnte und mit jemand wildfremden redete, obwohl wir gerade versuchten, das Leben meines Bruders zu retten. Das hörte sich für mich selbst in Gedanken an, wie aus dem Drehbuch eines Thrillers oder Actionfilms gegriffen, aber im Grunde traf es das auf den Punkt.

Plötzlich erhob sich mein Seth und ging lächelnd auf meinen Platz zu. Er reichte mir seine Hand und ich sah verwundert zu ihm auf. „Na, nun nimm sie schon.“

Ich legte meine Hand in seine und er half mir aus dem Sitz und ging mit mir zurück zu seinem Platz. Der ältere Herr, der dort saß, war gerade eifrig damit beschäftigt, seine letzten Sachen einzupacken, dann stand er auf und lächelte mich an.

„Nehmen Sie nur Platz, junges Fräulein. Ich wünsche Ihnen gute Besserung.“

„Danke“, antwortete ich ebenfalls lächelnd. Ich hatte aber keine Ahnung, was das sollte. Da mein Blick wohl Bände sprach, klärte Seth mich auf, kaum dass ich mich auf den Fensterplatz neben ihm gesetzt hatte.

„Ich hab ihm gesagt, dir wird beim Fliegen schlecht, und dass wir nur getrennte Plätze gekriegt haben, weil wir aus familiären Gründen ganz schnell den nächstbesten Flug buchen mussten.“

„Ist ja nicht mal komplett gelogen“, antwortete ich leise.

„Eigentlich, meine Liebste, ist es gar nicht gelogen.“

„Seh ich wirklich so schlecht aus?“

Er streichelte meine Wange. „Du bist das schönste Lebewesen im ganzen Universum, aber im Moment siehst du ziemlich fertig aus.“

„Oh...“, sagte ich und senkte den Blick.

Er legte seine Hand unter mein Kinn und hob es sanft hoch. „Ich kann es dir nicht verübeln. Aber ich verspreche dir, dass wir rechtzeitig in Italien ankommen werden.“

„Danke“, flüsterte ich und kuschelte mich dann an ihn.
 

Knapp vier Stunden später setzte ich meine Füße zum aller ersten Mal auf italienischen Boden. Unter anderen Umständen hätte ich es vielleicht sogar als toll empfunden, ein neues Land kennenzulernen. So aber hoffte ich, diesen Boden mitsamt meines kleinen Bruders, so bald wie möglich verlassen zu können.

Inzwischen war es bereits früher Morgen und in wenigen Stunden, würde es dämmern.

Auf Seths Rücken fegten die Zypressen ebenso schnell an mir vorbei, wie unsere heimischen Tannen. Ich konnte die Schönheit, die der Toskana immer nachgesagt wurde, zu keiner Zeit genießen und als ich die Mauern Volterras in der Ferne erblickte, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer.

Vor dem Stadtportal verwandelte Seth sich zurück. Wenn man es genau betrachtete, war ich schon einmal hier gewesen. Damals hatten meine Eltern noch nicht mal von Anis Existenz gewusst und so hatten sie nur um Wills Leben und das meine gebangt, als die Volturi entschieden, ob sie uns am Leben lassen würden oder nicht. Ich kannte die Geschichte. Aber ich kannte den Weg nicht. Das Einzige, was ich wusste, war, dass es einen Brunnen und eine Turmuhr gab. Und diverse Gassen deren Gullydeckel in die unterirdischen Tunnel, der hier lebenden Vampire führten. Genau so einer war es dann auch, vor dem ich zum stehen kam und den ich dann zur Seite schob.

„Mariella, du weißt nicht, ob du damit in die Kläranlage oder zu den Volturi kommst“, meinte Seth.

„Wenn wir es nicht versuchen, werden wir das auch nie erfahren“, konterte ich, sprang dann einfach hinab und begann, dem Tunnel zu folgen. Seth folgte mir. Abgesehen von Müll, Wasser und ein paar Ratten kreuzte lange Zeit nichts unseren Weg.

„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee war?“, fragte Seth nach einer gefühlten Ewigkeit, die wir im Dunkeln durch die feuchten Kanäle liefen.

„Nein.“

„Warte!“, zischte Seth dann plötzlich und packte mich am Handgelenk. Im nächsten Augenblick spürte ich einen Windhauch, dann sah ich in die glühend roten Augen eines Vampirs, in schwarzen Kleidern. Im Bruchteil weniger Sekunden hatte Seth mich hinter seinen Rücken gezogen und knurrte unser Gegenüber an.

„Was wollt ihr hier?“, fragte der Vampir.

„Wir wünschen meinen Bruder auf der Stelle zu sehen!“, schrie ich ihn an, wissend, dass es sich um einen Volturi handelte.

„Mariella!“, flüsterte Seth.

„Wie lautet dein Name?“, fragte der Vampir und nickte mir zu.

„Mariella Cullen.“ Ich wusste, dass meine Doppelnamen in diesem Falle gleichgültig waren. Nur der Name Cullen war den Volturi ein Begriff.

„Cullen“, wiederholte der Vampir und bestätigte meine Annahme.

„Aro wäre nicht sehr erfreut, wenn du uns nicht passieren lässt“, sagte Seth.

„Du stinkst“, antwortete der Vampir.

Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen sollte, aber Seth hatte die Schlagfertigkeit meines Vaters. „Ein Grund mehr.“

Der namenlose Vampir zögerte noch einen Augenblick, dann deutete er uns an ihm zu folgen. Wir liefen nur noch wenige Meter durch den Kanal, dann kletterten wir wieder hoch zur Straße – und standen direkt vor einem alten Gemäuer mit einer großen, schweren Tür.

Kaum das sie ins Schloss gefallen war, überkam mich bereits ein seltsames Gefühl. Ich wusste instinktiv, dass mein Bruder hier war.

„Geht da nach vorn und meldete euch bei Antonella an“, erklärte der Vampir und nickte zu dem Schreibtisch am Ende des Ganges. Er stand direkt neben einer weiteren großen Tür und hinter ihm saß eine leicht gebräunte Frau mit langen, schwarzen, hochgesteckten Haaren und einem schwarzen Kleid. Als sie sich erhob, sah ich, dass sie einen breiten schwarzen Gürtel, mit goldener Schnalle, um ihre Hüfte gebunden hatte. Aber so edel und schön ihr Äußeres auch wirkte, nichts konnte mich davon ablenken, dass sie ein Mensch war.

„Guten Morgen“, begrüßte sie uns mit ihrem deutlichen italienischen Akzent.

„Guten Morgen“, übernahm Seth nun das Reden. Er hatte mehr Informationen über diese Vampire und den Umgang mit ihnen, als ich. „Wir wünschen eine Audienz bei Aro.“

„Aro zurzeit nicht im Haus“, antwortete sie förmlich, jedoch gebrochen, als handle es sich hier um eine Firma. Ich griff nach Seths Oberarm und er legte seine Hand auf meine und streichelte darüber. Carlisle hatte vermutet, dass Caius Will nur angegriffen hatte, weil Aro nicht da war, um ihm Einhalt zu gebieten. Wenn er also nicht hier war, bedeutete das, dass Caius erneut freie Bahn haben würde. „Seth“, flüsterte ich.

Seth nickte sanft. Er wusste genau, was mir Angst einjagte.

„Okay“, sagte er dann leise und schien zu überlegen. „Ähm... ist Nahuel dann zu sprechen?“

Wieder schüttelte die Empfangsdame den Kopf. „Er ist gegangen. Vor zehn Minuti.“

Das gibt’s doch nicht, dachte ich. Gab es denn an diesem Ort niemanden, der uns half?

Im nächsten Moment öffnete sich dann die schwere Tür links des Schreibtisches. Ich erwartete schon wieder den nächsten grimmig guckenden Volturi, doch zu meiner Verwunderung stand dort ein Mädchen, mit langem braunem Haar. Sie trug ein tiefschwarzes Kleid und hatte wie alle Volturi rote Augen. Doch irgendetwas an ihr, schien anders zu sein. Zunächst musterte sie uns noch, doch dann wand sie ihren Blick der Frau vor uns zu. „Dov'è Nahuel?“

„Lui non c'è“, antwortete die Schwarzhaarige.

Italienisch gehörte nicht gerade zu jenen Sprachen, die ich in meinem Repertoire hatte, aber ich vermutete stark, dass sie dieselbe Information haben wollte, wie Seth und ich und dieselbe Antwort bekommen hatte.

„Kannst du sie denn nicht fragen, wo er hin ist und wann er wieder kommt, wir brauchen dringend seine Hilfe!“, schrie ich das Mädchen fast an.

„Wer will das wissen?“, antwortete sie hochnäsig.

- „Na wir!“

„Mariella!“, mahnte Seth, zog mich zurück und legte seine Arme um mich. „Du hilfst ihm nicht, wenn du es dir hier verscherzt und uns damit selbst in Gefahr bringst.“

„Aber... uns will doch keiner helfen...“, antwortete ich verzweifelt.

Hätte ich nicht in Seths wundervolle dunkle Augen geschaut, während ich mir Mühe gab, meine Tränen zurückzuhalten, hätte ich bemerkt, dass sich in dem Blick des Mädchens, neben uns, etwas verändert hatte.

„Folgt mir“, befahl sie knapp und ging durch die Tür. Seth und ich musterten uns kurz gegenseitig, ehe wir ihr folgten. Erst als wir drei im Aufzug standen, richtete sie das Wort wieder an uns.

„Tut mir leid, wenn ich vorhin etwas unfreundlich war. Ich bin Fremden gegenüber immer etwas skeptisch.“

„Und trotzdem hilfst du uns?“, fragte Seth berechtigt.

Das Mädchen drückte einen Knopf im Aufzug, dann gab es einen Ruck und er setzte sich in Bewegung. „Jetzt wo ich weiß, wer ihr seid, ja.“

„Wer wir sind?“, wiederholte Seth.

Das Mädchen richtete ihre roten Augen auf mich. „Du bist Anthonys Schwester.“

Seth und mir klappte nahezu zeitgleich der Mund auf.

„Mein Name ist Sangreal“, stellte sie sich schließlich vor und lächelte dabei sogar ein wenig, doch das Lächeln verschwand recht schnell, als wir nichts antworteten.

„Also nehme ich an... dass er mich gar nicht erwähnte...“, sagte sie nun mit einem kleinen Anflug von Traurigkeit. Zumindest wirkte es so auf mich.

„Dazu blieb ihm wohl keine Zeit“, meinte Seth. „Sein Bruder starb vor wenigen Tagen.“

„Ich weiß“, antwortete sie und verwunderte uns damit direkt wieder. „Ich habe ihm geholfen zurück nach Hause zu fliegen.“

Immerhin ein Bruchteil an Information, der mir half, eine Wissenslücke zu füllen. Ich hatte mich schon gefragt, wie Ani es geschafft hatte, zusammen mit Will, von Italien nach Irland zu kommen.

„Und was wolltet ihr von Nahuel?“, fragte Sangreal.

„Eigentlich suchen wir nicht Nahuel, sondern Anthony“, antwortete Seth.

Jetzt war es an ihr, verblüfft zu sein. „Er ist hier in Volterra?“

Ich nickte. Ich hatte keinen Beweis dafür, ja, aber ich spürte es. Ich war mir ganz sicher. Und es gab noch eine Sache, derer ich mir ziemlich sicher war. Dieses Mädchen wollte weder uns noch meinem Bruder etwas Böses und sie war die Hilfe, die wir hier so dringend benötigten.

„Wir sind hier, um ihn aufzuhalten. Wir glauben, dass er hier ist, um sich an Caius zu rächen.“

„Was?“, fragte sie geschockt.

„Kannst du uns sagen, wo wir Caius Gefährtin finden?“

„Athenodora?“

Ohne weitere Fragen hatte Sangreal begriffen, worauf wir hinaus wollten. Sofort drückte sie einen anderen Knopf und der Aufzug brachte uns noch weiter nach oben, als er ursprünglich sollte. Und kaum, dass sich die stählernen Türen geöffnet hatten, stürmten wir alle drei nach draußen. Hier oben sah es so viel anders aus als unten. Aus den alten steinernen Gemäuern, schien eine Art Hotel geworden zu sein. Die Wände waren hell getäfelt, der Boden mit weißen Fliesen bedeckt und durch die Flure zog sich ein roter Teppich.

Vor einer geöffneten Tür, machte das Mädchen schließlich halt. Im Türrahmen stand bereits eine weitere Vampirin. In dem pompös eingerichteten Raum, hinter ihr, konnte ich zwei weitere weibliche Vampire erblicken. Sie hatten beide langes Haar, das ihnen bis zu den Hüften reichte. Eine davon saß auf dem Bett und funkelte uns, die wir durch den Türrahmen schauten, etwas böse an. Sie war blond und trug ebenso schwarze Kleider wie Sangreal. Die Frau, die neben ihr saß und ihre Hand zu halten schien, war mindestens ebenso hübsch, hatte jedoch braune Haare.

„Corin, was ist passiert?“, fragte Sangreal die Vampirdame im Türrahmen aufgeregt.

„Nichts von Belang. Caius hat sich der Sache bereits angenommen.“

Sangreals Augen weiteten sich und mein Griff um Seths Hand wurde kräftiger.

„Wo ist er?“

Corins Augen wurden schmal. „Dort, wo alle Verräter gerichtet werden.“

„Was?“, fragte Seth. „Was heißt das?“

„Keine Zeit für Erklärungen“, meinte Sangreal, machte kehrt und rannte den Gang wieder runter. Seth drückte meine Hand und rannte mit mir ebenfalls zurück zum Aufzug.

Als wir im Aufzug standen, war ich fast verwundert darüber, dass Sangreal den Knopf für die Etage, die sie wählte, nicht gänzlich rein gedrückt hatte, so stark wie sie ihre ansonsten zart anmutenden Finger darauf presste.

„Steigen Volturi etwa nie Treppen?“, fragte Seth.

„Nein“, antwortete sie und blickte dabei hoch zur Etagenanzeige, deren Pfeil sich nun in Bewegung gesetzt hatte. „Der einzige Weg hoch und runter führt über die Aufzüge.“

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Aufzug dann zum Stehen. Die Tür war noch nicht ganz auf, da hatten wir ihn bereits verlassen und fegten erneut durch den Korridor. Nur wenige Meter war sie gerannt, als sie mit einem mal eine Drehung zur Seite machte und das Tor in der Wand zu ihrer Rechten mit beiden Händen aufdrückte.

„Caius!“, hörte ich sie noch rufen, als wir den Raum betraten. Dann jedoch, prallten wir fast gegen ihren Rücken, da sie stehen geblieben war. Als ich an ihr vorbei sah, bemerkte ich erst die Größe des Raumes, in dem wir uns befanden. Ganz rechts standen drei Throne. Und in der Mitte, direkt über der gigantischen Glaskuppel an der Decke, durch die inzwischen einiges Licht in den Raum fiel, sah ich meinen Bruder. Er flitzte agil über den Marmorboden und wich den Schlägen und Griffen eines weißhaarigen Vampirs aus – bis... ja, bis ich den Fehler machte, seinen Namen zu rufen.

Kaum, dass er meine Stimme vernommen und sich in einem Moment der Unachtsamkeit unsere Blicke getroffen hatten, gelang es seinem Verfolger ihm einen kurzen Schlag zu versetzen. Mein kleiner Bruder schlitterte ein paar Meter über den Boden und kam dann, auf dem Bauch liegend, zum Stehen. Der Weißhaarige nutzte seine Chance, machte einen Satz nach vorn und kaum, dass er direkt über meinem Bruder stand, fuhr sein Arm ruckartig nach unten. Er packte Ani am Genick und zog ihn wieder auf die Beine.

„Ani!“, rief ich quer durch den Raum. Mein Bruder wehrte sich gegen den feindlichen Griff, doch der Vampir legte ihm nun den kompletten Arm um den Hals und hielt ihn damit fest. Ani versuchte weiterhin sich zu befreien, indem er mit beiden Händen nach seinem Unterarm griff. Ich sah gerade noch das gehässige Lachen, das dem Volturi über die Lippen huschte, dann ging die große Tür am Ende des Raumes, direkt gegenüber der drei Thronen, auf.

Eine Gänsehaut überkam meinen ganzen Körper, als ich sah, wie meine Familie zusammen mit Nahuel, durch die sich öffnenden Torflügel, den Raum betrat. Sie blieben in einiger Entfernung der beiden in einer Reihe stehen. Nur Carlisle allein, trat ein wenig hervor und hob beschwichtigend die Hand.

„Caius, du machst einen gewaltigen Fehler“, sprach er ruhig.

„Findest du, ja?“, antwortete der Vampir durch zusammengebissene Zähne. „Ich denke nicht. Ich denke, ich tue zum ersten Mal seit langem genau das Richtige.“

„Aro wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass du eigenmächtig gehandelt hast“, ergriff nun Edward das Wort.

„Oh, im Gegenteil“, meinte Caius. „Nachdem Marcus Frau und gleichzeitig Aros geliebte Schwester Didyme auf tragische Weise ums Leben gekommen war, haben wir uns geschworen, unsere Gefährtinnen um jeden Preis zu schützen. Ich denke, die Tatsache, dass euer Balg meine Partnerin angriff, wird mein eigenmächtiges Handeln deutlich in den Schatten stellen!“

„Bastard!“, fauchte Anthony. „Stell es nicht so hin, als hätte ich das grundlos getan. Du hast meinen Bruder auf dem Gewissen!“

„Hab ich das?“, sagte Caius leise. Seine Stimme hatte einen gespielt freundlichen Unterton angenommenen. „Ich sehe das leider ein klein wenig anders. Du hast ihn mir ja praktisch auf einem silbernen Tablett geliefert. Hättest du ihn nicht allein mit mir gelassen, wer weiß, vielleicht wäre es nie dazu gekommen. Oder besser: wärst du schön brav bei deinen braven Vegetariern geblieben und hättest weiter Viecher verspeist, wärst du weit, sehr weit von deiner jetzigen Misslage entfernt.“

Caius Worte mochten nicht gänzlich falsch sein, trotzdem war mir immerzu deutlich bewusst, dass, ganz gleich was Ani getan oder nicht getan hatte, er es gewesen war, der Will getötet hatte. Doch dieses Bewusstsein hatte mein kleiner Bruder offensichtlich nicht. Obwohl er noch immer seine Hände an Caius Oberarm hatte, bröckelte sein Widerstand beträchtlich. Das konnte ich deutlich spüren.

„Oh nein. Mir ist etwas noch Besseres eingefallen!“, verkündete Caius nun und richtete seine Augen nun auf meine Familie. „Hätte Aro es mir gestattet, diese Brut vor dreißig Jahren zu beseitigen, stünden wir jetzt alle nicht hier!“

Dann geschah etwas, das ich zwar erhofft, jedoch niemals für möglich gehalten hätte: Dad trat aus der Reihe hervor.

„Ich hab es dir damals schon gesagt“, sagte er zornig. „Meine Kinder werden mehr Gefühl und Intelligenz im kleinen Finger haben, als ihr alle jemals zusammen haben werdet.“

Er machte eine kurze Pause. Anis Augen öffneten sich ein klein wenig mehr.

„Heute weiß ich, dass ich Recht hatte. Und jetzt lass meinen Sohn los!“, schrie Dad nun und ging auf Caius zu.

Wieder machte sich ein Schauer in mir breit, doch dieser wurde jäh gestoppt, als mit einem Mal Edward hervortrat und meinen Vater an der Schulter fasste. „Nein, nein Jacob!“, rief er nervös und starrte dann Caius an. „Nein! Nein, Caius! Nicht!“, schrie er und hob die Hand, so als wolle er ihn aufhalten, doch es war zu spät. Caius grub seine blanken Zähne in Anis Hals. Keiner rührte sich. Und keiner sagte etwas. Es war eine beängstigende Stille, die den großen Raum erfasst hatte. Am beunruhigendsten war für mich jedoch, dass mein Bruder ebenfalls keinen Ton von sich gab. Kein Gurgeln, kein Röcheln, kein Schrei. Gar nichts.

Das Blut, das an Caius Lippen klebte und das, das an Anis Hals herunterlief und seine dunklen Kleider benetzte, waren die einzigen Zeugen dafür, dass wir uns das eben nicht nur eingebildet hatten.

Mein Blick fiel auf Mum, die die Hände vor den Mund geschlagen hatte und damit ihren Schrei erstickte. Und dann wanderte er nach vorn, zu Edward, dessen Augen schnell zuckten. Er schien sich zu konzentrieren. Ich brauchte einen Moment, um darauf zu kommen, aber dann realisierte ich, dass mein Bruder sich zwar augenscheinlich nicht rührte, seinen Schutzschild jedoch heruntergefahren zu haben schien und gerade mit meinem Großvater mental kommunizierte. Es mochte eine einseitige Art der Verständigung sein, denn nur mein Großvater konnte die Gedanken meines Bruders hören, dieser jedoch konnte keine Antwort von ihm erwarten, denn selbst ein Nicken, würde vielleicht die Situation kippen. Und dann ging alles ganz schnell: Anthonys rote Augen schlossen sich und sein Körper verlor jegliche Spannung. Jeder hier in diesem Raum würde es für eine Ohnmacht halten. Selbst Caius tat es und ließ meinen Bruder los, woraufhin dieser zuerst auf die Knie ging und dann mit dem Gesicht voraus auf den Marmorboden aufzuschlagen drohte. Dad hechtete noch nach vorn, doch dann begann mein Bruder zu flackern, und ich wusste, dass er sich mitten im Fall unsichtbar gemacht hatte. Für alle, abgesehen von meiner Großmutter und mir, war er nun einfach verschwunden. Aber ich sah, wie er, kurz bevor er auf den Boden aufprallte, die Augen aufschlug und sich mit den Händen abfing. Er stieß sich mit ihnen vom Boden ab und kaum, dass er wieder stand, fegte er an uns vorbei und floh durch die Tür, durch die wir zuvor den Raum betreten hatten, hinaus in den Gang. Was meine Familie jetzt mit Caius machte oder ob noch Verstärkung kommen würde, war mir nun fürs Erste gleich. Ohne noch weiter auf das Geschehen im Thronsaal zu achten, drehte ich mich um und folgte meinem Bruder. Selbst als wir durch die Gänge spurteten, flackerte er noch. Er hatte seinen Schutzschild also noch immer komplett oben. Wenige Augenblicke später wusste ich auch warum. Wie ein verschrecktes Reh oder ein kopfloses Huhn rannte mein kleiner Bruder schlagartig gegen eine Tür auf der rechten Seite des Ganges, in dem wir uns befanden. Es kam mir so vor, als wüsste er, um welche Tür es sich handelte. Ob er nun aber vergessen hatte, dass sie wahrscheinlich abgeschlossen war, oder ob er gehofft hatte, die Tür einschlagen zu können, konnte ich nicht sagen. Ich blieb stehen und sah, wie er mit nur etwas mehr als einem Meter Abstand erneut gegen die Tür preschte. Sie gab immer noch nicht nach. Ich konnte jedoch deutlich die dunkelroten Flecken von Anthonys Blut an ihrer glatten Oberfläche sehen und als er zum dritten Mal Anstalten machte, gegen die Tür zu laufen, hielt ich ihn fest.

„Ani! Ani! Bitte hör auf!“, gebot ich ihm Einhalt und zog ihn zurück. Er drehte sich zu mir um, legte seine Stirn an meine und schloss die Augen. Ich konnte seinen warmen, schweren Atem spüren. Ich hörte, wie sein Herz schnell schlug. Und ich roch das dunkle Blut. Aber zu keiner Zeit verspürte ich auch nur im geringsten Durst. Ich hatte einfach nur Angst, ihn zu verlieren.

„Mariella...“, flüsterte er.

Als nächstes hörte ich schnelle Schritte. Seth kam mit Sangreal um die Ecke gerannt. Letztere ging auf die Tür zu, nahm nur ganz kurz Notiz von den Flecken und schloss sie dann zügig auf.

„Hier rein“, sagte sie und hielt uns die Tür auf.

Kaum das wir das Zimmer betreten hatten, legte Ani sich auf den Boden und ich hörte, wie Sangreal hinter uns die Tür verriegelte. Dann rannte sie an uns vorbei und kam wenige Sekunden später mit einigen Tüchern wieder zurück.

„Danke“, sagte ich außer Atem, knöpfe Anthonys Hemd ein wenig auf und presste die Tücher gegen die Wunde, um den Blutfluss zu stoppen, bis seine Heilungsfähigkeit einsetzte. Er blieb fast reglos am Boden liegen und stöhnte nur gelegentlich. Ich drehte mich um und konnte sehen, wie Seth sich vor der Tür postierte.

„Ist er genau so anfällig für das Gift, wie sein Bruder?“, fragte Sangreal besorgt.

Ich konnte sehen wie der weiße Stoff sich rot färbte. „Ich weiß es nicht“, sagte ich dann und sah zu ihr auf. „Hast du noch mehr?“

Sangreal nickte. „Natürlich. Moment.“

Sie erhob sich und rannte wieder davon, um einen weiteren Schub Tücher zu holen. Gerade, als sie sie mir reichen wollte, versuchte jemand die Tür zu öffnen. Sangreal und ich fuhren herum und mein Freund stemmte sich gegen das Metall. Dann tat es ein paar Schläge und ich hielt den Atem vor Schreck an.

„Sangi!“, hörte ich dann eine Stimme hinter der Tür, die ich im ersten Moment nicht zuordnen konnte.

Sangreal horchte auf und flüsterte: „Nahuel...“

„Mariella!“

Auch hier brauchte ich einen Moment, um meine Blockade zu lösen, ehe ich erkannte, dass hinter der Tür Carlisle gerufen hatte.

„Lass sie rein!“, rief ich zu Seth. Sofort ließ Seth die Tür los und ging einige Schritte zurück. Sie sprang auf und neben Carlisle betrat auch meine Mum, zusammen mit Esme und Rosalie das Zimmer.

Mommy kniete sich neben mich und ich nahm sie in den Arm, während Carlisle die Tücher entfernte, um Anis Wunden zu untersuchen.

„Wird er es schaffen?“, fragte Mum mit Tränen in den Augen.

„Das vermag ich nicht zu sagen, Nessie“, antwortete er, ohne aufzusehen. „Ich weiß nur eins.“

„Was?“, fragten Mum und ich gleichzeitig.

Carlisle sah uns an. „Er hat bereits jetzt länger durchgehalten, als Will es getan hat.“

„Das heißt aber nichts, oder?“, kam es dann skeptisch von Nahuel. Und als meine Mutter ihn weinend ansah und ich spüren konnte, wie er ihr damit noch mehr Angst einjagte, hätte ich ihm am liebsten einen Schlag in den Bauchraum versetzt. Er mochte vielleicht recht haben, mit seiner Frage. Trotzdem störte seine Skepsis meine Hoffnung und rüttelte auch an der meiner Mutter herum. Er mochte kein Teil unserer Familie sein, trotzdem hätte ich mir mehr Feingefühl gewünscht. Mein Urgroßvater dagegen, blieb vollkommen ruhig und beantwortete seine Frage, wie auch jede Andere. „Nein. Aber immerhin hat die Blutung aufgehört.“
 

***
 

Wie ich später im Flugzeug erfuhr, hatte Caius nach Anis Flucht ebenfalls das Weite gesucht. Emmett und Jasper hatten meinen Vater gemeinsam davon abhalten müssen, ihm zu folgen, während meine Großmutter Bella mit ihrem Schutzschild alle abgeschirmt hatte. Aber es war niemand gekommen, der sie mental angriff. Die wenigen Wachen, die die Aufruhr aufgeschreckt hatte und die dann die 'Eindringlinge' attackiert hatten, konnten sie problemlos bezwingen.

Nahuel erzählte uns, das Aro eine längere Abwesenheit verkündet und zusätzlich seine talentiertesten Mitglieder mitgenommen hatte. Einige wenige Talente, waren zum Schutz der Frauen zurück geblieben. Diese jedoch hatte Caius abziehen lassen, wohl wissend, dass mein Bruder kommen würde. Er wollte nicht Gefahr laufen, dass jemand anderes ihn tötete. Nachdem er ihn dann gestellt und gejagt hatte, war die Sache für die Übrigen erledigt gewesen und sie hatten nicht weiter gehandelt.

Nur Marcus, der dritte der Volturianführer, war nach dem Tumult im Thronsaal noch aufgetaucht, als wir uns zusammen mit meinem Bruder zurück zum Flugzeug aufmachen wollten. „Ich werde Aro über das Geschehene unterrichten“, hatte er verkündet. „Wisset jedoch, dass es Konsequenzen nach sich ziehen kann.“

Danach waren wir gegangen. Nur Nahuel und Sangreal waren zurückgeblieben.
 

„Ich hätte ihn erledigt“, hörte ich meinen Vater noch im Flugzeugsitz knurren, als ich an seiner Sitzreihe vorbei lief.

„Mit Sicherheit“, antwortete Emmett und klopfte ihm auf die Schulter. „Du kannst mir glauben, dass ich nichts lieber sehen würde, als einen wütenden Werwolf, der diesem Bastard den Kopf abreißt.“

„Ich hätte dir auch ein Streichholz zum anzünden gegeben“, fügte Rosalie hinzu.

Ich musste lächeln und ging weiter bis zur vordersten Reihe, wo mein Bruder zwischen Carlisle und Mum saß.

„Dein Puls ist in Ordnung“, hörte ich ihn gerade noch sagen, dann erhob er sich und sah mich an. Sein Gesicht formte sich zu einem Lächeln und ich lächelte zurück, ehe er an mir vorbei lief. Ich setzte mich auf den Sitz, auf dem er zuvor gesessen hatte.

„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, sagte ich zu ihm. Er sah mich nur an und lächelte zaghaft, dann wanderte sein Blick wieder zu Mum, die sich auf seiner anderen Seite an seine Schulter gelehnt und die Augen geschlossen hatte.
 

***
 

Einige Stunden danach kam ich gerade die Kellertreppe hoch, nachdem ich nach meinem Bruder geschaut hatte, da vernahm ich eine Diskussion im Wohnzimmer.

„Nein, ich werde nicht gehen!“, hörte ich Mommy protestieren.

„Aber Schatz“, antwortete Daddy. „Es ist doch nur für eine Stunde oder zwei. Damit wir ein bisschen runter kommen können. Nur ein bisschen frische Luft.“

„Ich geh doch nicht spazieren, kurz nachdem mein Kind dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen ist!“

„Jetzt übertreibst du aber.“

Ich kam ins Zimmer und sah, wie meine Mutter sich zu meinem Vater drehte und ihn mürrisch anguckte. Dad hob die Hände.

„Ich war eben bei ihm“, warf ich ein.

Sofort wanderten alle Augenpaare zu mir. „Er schläft.“

„Siehst du“, kommentierte Dad und nahm ihre Hand. „Alles in Ordnung.“

Noch immer etwas widerwillig, ließ sie sich von Dad aus dem Haus führen. Wo die beiden dann Richtung Wald spazierten. Ich für meinen Teil ging zurück in unserer Suite. Es war sehr still in unserem Haus. Obwohl Vampire nicht schliefen, hatten die kürzlichen Ereignisse nicht nur meinen Eltern, Seth und mir zugesetzt. Auch der Rest unserer Familie hatte sich an diesem Mittag zurückgezogen, nachdem wir von Italien zurückgekehrt waren. Lediglich mein Urgroßvater hatte sich dem Piepsen in seiner Hosentasche gebeugt und war zu einer Notoperation ins Krankenhaus geeilt.

Während mein Bruder also unten im Keller in seinem Zimmer schlief, ging ich zu Seth, der auf unserem Sofa lag und durch die Programme zappte.

„Hallo schöne Frau“, sagte er charmant zu mir, als ich mich neben ihn setzte und nahm mich in den Arm. „Und? Wie geht es ihm?“

„Schläft“, sagte ich. „Meine Güte... ich weiß nicht was ich gemacht hätte, wenn er da verblutet oder vergiftet worden wäre...“

„Hey“, sagte Seth und strich mir über den Rücken. „Das musst du auch gar nicht wissen, schließlich ist alles nochmal gut gegangen. Und Ani wird sicher nicht nochmal den Fehler machen blindlings in eine uneinnehmbare Festung zu stürmen.“

„Bist du dir da sicher?“, fragte ich sarkastisch.

„Nein“, antwortete Seth und zuckte mit den Achseln. „Aber ich bin mir sicher, dass wir es gar nicht soweit kommen lassen werden.“

„Mhm... ich denke ich geh besser wieder zu ihm“, murmelte ich und wollte aufstehen, doch Seth zog mich zurück und küsste mich.

„Komm schon. Du sagtest doch er schläft. Außerdem sind die Anderen ja auch noch da.“

Ich streichelte über Seths rostrote Wange. „Schon okay, Schatz“, flüsterte ich. „Aber ich werde trotzdem mal kurz rüber gehen und uns was zum Essen holen.“

Seth lächelte und hob den Zeigefinger. „Das wiederum finde ich eine gute Idee.“

„Siehst du“, sagte ich mit einem Augenzwinkern.

Abgesehen von einem kleinen Happen im Flugzeug, hatten wir nichts mehr gegessen. Uns war einfach nicht danach gewesen. Wir hatten den Hunger nicht mal bemerkt. Am liebsten wäre ich hinaus in den Wald und hätte etwas kleines gefangen, aber wie meine Mutter, zog ich es vor, zuhause zu bleiben und nahm dafür sogar das menschliche Essen in Kauf, das für mich teilweise kaum besser schmeckte, als es Sand für Menschen tat. Es gab nur weniges, was für mich genießbar war. Ich überlegte gerade was davon bei uns im Kühlschrank sein könnte, da blieb ich plötzlich im Türrahmen der Küche wie angewurzelt stehn.

Mein kleiner Bruder schloss gerade die Tür des Kühlschranks und drehte sich zu mir um, kaum dass er meine Anwesenheit bemerkt hatte. Er trug einen schwarzen Frottee-Bademantel, eine schwarze Jogginghose, ein weißes Hemd und Schlappen und obwohl seine Haare ein bisschen ungekämmt waren, sah er in dem Zeug, in dem andere Menschen sich vor dem Fernseher gehen ließen, noch immer unverschämt gut aus. Trotzdem machte es mich rasend ihn da stehen zu sehen.

„Was hast du hier zu suchen? Du gehörst ins Bett, mein Lieber!“

Mein Bruder drehte sich komplett zu mir um und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Küchentheke. „Tut mir Leid, dass ich Durst hatte.“

„Dafür musst du nicht aufstehen, jeder hier hätte dir was gebracht“, meinte ich, während ich auf ihn zuging.

Ich stand direkt vor ihm, da sah er zu mir hinunter und sah mir mit seinen roten Augen tief in die meinen. „Mariella, ich bin kein Pflegefall.“

„Das hab ich auch nicht behauptet“, konterte ich und drehte mich etwas beleidigt um. „Du sollst dich doch nur noch ein bisschen schonen.“

Ani seufzte. „Schon gut. Bin schon weg“, sagte er und nahm sich eine Wasserflasche. Ich fragte mich, ob es schwer für ihn war, nach all dem Menschenblut, dass er, seiner Augenfarbe nach zu urteilen, auch bei den Volturi getrunken hatte, wieder zu gewöhnlichem Wasser zurückzukehren. Ich überlegte kurz, ob ich einen Beutel aus unserem Vorrat für Notfälle holen sollte, schließlich brauchte er jetzt Kraft und nichts würde ihm mehr davon geben, als Menschenblut. Aber ich wusste nicht, wie er darauf reagieren würde. Es konnte sein, dass er es verabscheute, es konnte aber auch sein, dass er es dankend annahm. Während meine Gedanken um den Blutbeutel kreisten, sah ich meinen kleinen Bruder an... und dann bemerkte ich etwas, das erst eben eingetreten war oder das er zuvor unterdrückt hatte oder das mir vielleicht bis jetzt entgangen war: er zitterte.

„Du zitterst ja“, flüsterte ich besorgt und legte eine Hand an seine Stirn. Normalerweise hatte er eine leicht niedrigere Temperatur als ich. Jetzt war sie höher als meine.

Er schloss die Augen, als meine Hand auf seiner Stirn lag und öffnete sie wieder, als ich sie wegnahm. Ich machte mich gerade auf die Protestreden gefasst. So was wie 'Das ist nichts' oder 'Unsinn, mir geht’s gut'. Aber nichts davon kam. Und genau das machte mir Angst. Stattdessen stöhnte er kurz schwer, kippte leicht nach vorn und stützte sich mit den Händen am Küchentisch vor ihm ab.

In mir stieg langsam, jedoch unaufhörlich Panik auf. Ich spürte, wie sie, von den Zehenspitzen ausgehend, durch meinen Körper strömte und das Blut in meinen Adern pulsieren lies. Okay, jetzt ganz ruhig bleiben. Nur nicht durchdrehen, sagte ich zu mir selbst. Ich griff nach Anis Arm und zog ihn vorsichtig vom Tisch weg, darauf bedacht ihn notfalls aufzufangen, sollte er umkippen, aber das tat er nicht. Noch nicht.

„Komm. Lass uns erst mal in Carlisles Arbeitszimmer gehen“, sagte ich mit einem Anflug von Nervosität in der Stimme.

Die paar Treppen, die wir sonst mit Leichtigkeit nahmen, kamen mir jetzt vor, als hätten sie sich schlagartig verzehnfacht. Ich schaffte es gerade so, seinen Arm um meinen Hals zu legen und ihm so in die zweite Etage zu helfen. Aber nur wenige Sekunden nach der letzten Stufe, brach er zusammen und ging im Flur auf die Knie. Er stützte sich mit den Händen ab, um nicht mit dem Gesicht auf dem Boden zu landen, aber ich sah wie seine Arme zitterten. Er würde wahrscheinlich bald komplett liegen.

„Hast du Schmerzen?!“, fragte ich besorgt, während ich mich neben ihn kniete. Doch er antwortete nicht, sondern kniff einfach nur die Augen zusammen. „Ani?!“, rief ich ihn an.

Im nächsten Moment saß mit einem Mal Edward neben mir. „Was ist los?“

„Ich weiß nicht“, sagte ich, den Tränen nah.

Plötzlich spürte ich eine warme Hand an meinem Oberarm. Seth zog mich vorsichtig auf die Beine und drückte meinen Kopf gegen seine Brust, während er mich umarmte.

Kaum das ich stand, ging Anis Kraft zu Neige. Er lag nun der Länge nach auf dem Boden und atmete schwer.

Großvater legte zwei Finger an seinen Hals, um seinen Puls zu überprüfen, dann wand er sich an Rosalie, deren Anwesenheit ich erst jetzt wahrnahm.

„Rose, ruf sofort Carlisle an. Er soll sich schleunigst auf den Weg hier her machen.“

Rose nickte und rannte davon. Edward sah nun Seth an. „Kontaktier Jacob und Renesmee.“

„Okay“, sagte Seth und zog sein Mobiltelefon aus der Hosentasche. Er wählte die Tasten und hielt es sich ans Ohr, ohne mich loszulassen.

„Jake,Ani ist gerade im Flur zusammengebrochen“, begann er nervös, jedoch noch immer ruhig.

„Das weiß ich nicht“, antwortete er auf eine Frage von Dad.

„Alles klar“, sagte er dann, ehe er auflegte.

„Sind auf dem Weg“, gab er Edward zu Protokoll.

Dieser begann gerade damit, Anis Hemd aufzuknöpfen.

„Jetzt bring bitte Mariella weg“, bat Großvater.

„Was?“, sagte ich empört. „Nein!“

Als er den letzten Knopf geöffnet hatte, sah er zu mir auf. „Mariella, bitte.“

Am liebsten wäre ich bei meinem Bruder geblieben und hätte ihm die Hand gehalten, denn ich spürte, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Doch ich verstand auch, dass ich wohl nur im Weg sein würde und Ani damit nicht half. Also ließ ich mich von Seth wegbringen. Weg von meinem Bruder. Hin zur Ungewissheit...
 

- Ende Kapitel 8 -



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  IDUQUEENY
2013-11-13T12:47:29+00:00 13.11.2013 13:47
Haette ich dieses Kapitel nicht Matheunterricht gelesen haette ich haltlos angefangen zu heulen....
Großartig!
Von:  LadyKatsa
2012-08-31T13:36:38+00:00 31.08.2012 15:36
Oh Gott, als Anthony vor Wills Grab saß, musste ich echt heulen. Einfach so traurig!
Das hier ist eindeutig die beste Fanfic, die ich je gelesen habe, obwohl es irgendwie komisch ist, dass Bella und Edward jetzt nur noch die Großeltern sind...
Weiter so!!!
Von: abgemeldet
2012-01-22T00:45:04+00:00 22.01.2012 01:45
*-* tolle FF ! Bitte schnell weiter schreiben Jaa ! ♥
Von: abgemeldet
2012-01-14T22:34:26+00:00 14.01.2012 23:34
so jetzt komm ich auch entlich mal zum kommentieren^^
Ich hab iwie erst gar nicht gemerkt, dass das Kapitel schon hier auf Mexx veröffentlicht wurde.
Ich dachte wir, als das ungeliebte Stiefkind, müssen uns noch ein bisschen gedulden xD

Ich muss zugeben am Ende des letzten Kapitels hab ich noch iwie auf ein spontanes Wunder gehofft, das Will am Leben erhält, aber nein..:(
Dabei war Will mein Liebling, iwie hat er mich ein bisschen ein jake erinnert, außerdem is er der einzige der drei, der wirklich 'lebt'
er hat eine eigene Familie gegründet, hat eine Frau und hat auch in seinem Stamm so viel erreicht und hat so viele gute Freunde..und ausgerechnet er musste sterben..

Leah tut mir soo leid. ICh glaube ich an ihrer Stelle wäre auch auf Tony los gegangen, obwohl es ja nicht seine Schuld ist...
Ich frage mich, was wohl jetzt mit Tony passiert. Eigentlich ist er ja mehr Vampir als Wolf, also dürfte ihm das Gift ja wohl eher weniger ausmachen..
vll schädigt es auch nur dem Wolf ihn ihm?
Iwie war Jake immer meine Lieblingsperson im Buch und auch in Rising Sun, aber iwie kann ich ihm in Blood Moon nur wenig abgewinnen. Einfach weil er Tony so schlecht behandelt hat..das verzeihe ich ihm nie, nichtmal wenn er im nächsten Kapitel plötzlich übernacht zum Übervater wird, es ist zuspät.
Er kann es jetzt ja sowieso nicht mehr gut machen?
Das Mädchen, das einmal kurz erwähnt würde, und nach tony gefragt hat, war das Cat?
Oh, iwie vermisse ich Cat. Ich will unbedingt wissen, was sie ist.
Die Beerdigung war sowas von traurig, aber der name des Mädchens gefällt mir sehr gut. Billy Sue. Schade, dass sie ihren Vater niemals kennen lernen wird. ich frage mich, ob seine Kinder vll auch iwie besonders sind..immerhin haben sie auch etwas vampirisches an sich..
wieso hatte die Volturi den sie nie im Auge? Immerhin könnten sie doch auch gefährlich sein..
Wissen die Kinder eigentlich was ihre familie ist? also der vampirische teil?

ich habe gesehen, das Kapitel 9 auch schon wieder bei 80% ist.
Ich freue mich wie ein schnitzel und bin schon sowas von gespannt^^
du hast dir nämlich eine ziemliche fieße Stelle zum aufhören gesucht^^

lg FarbKlecks-
Von:  funnymarie
2012-01-13T11:59:07+00:00 13.01.2012 12:59
ich kann mir nur jennalynn anschließen^^
ich freu mich auf das nächste kapitel
lg funnymarie
Von:  vamgirly89
2012-01-12T13:04:16+00:00 12.01.2012 14:04
wow. Ich hab einfach nichts mehr zu sagen. Es ist alles gesagt. Freue mich schon wenn es weiter geht. Bitte schnell weiter schreiben. Ein wirklich spannendes und trauriges Kapitel.
Von:  jennalynn
2012-01-11T23:10:18+00:00 12.01.2012 00:10
Yeahh ich bin die erste.
Also, ich weiß gar nicht was ich alles schreiben soll, ich vergess bestimmt die helfte.
OK ich fang mal an.

Ich bin irre Traurig wegen Will und hab furchtbar angst wegen Ani.
Ich find es unglaublich wie die bendung der `drillinge´ist, das sie es spüren können wenn etwas mit dem anderen nicht in Ordnung ist.
Die Beerdigung war schrecklich und Leah tut mir so wahnsinnig leid.
Ich glaube Jacob wurde so langsam wach gerüttelt und das Ani beinahe Caius Gefährten umgebracht hat war wirklich sehr dumm von ihm.
Obwohl ich es ihm nicht verübeln kann.
Er ist ein furchtbar starker und begabter halbvampir und ich glaube das er viel mehr kann wenn er es nur rauslässt.
Seine Fähigkeiten sind unglaublich nützlich und machen ihn fast unbesigbar.
Er muss sie nur richtig nutzen.
Ich hoffe das Ani nicht sterben wird, was ich mir nicht vorstellen kann sonst wäre dein FF ja schon fast zuende.
Ich hab sogar das komische Gefühl als könnte jetzt sogar ein richtiger Vampir aus ihm werden.
Wenn das wirklich der Fall sein sollte dann müsste er ja noch gefährlicher und begabter werden.
Ani könnte den Volturi wirklich eine ernste gefahr bieten.
Ich meine unsichtbar, ein mentales Schutzschild und dann noch die Fähigkeit sich in jedes Tier zu verwandeln.
Damit und mit hilfe seiner Familie könnten sie die Volturi stürzen.
Ich hoffe das deine Geschichte so ausgeht und sie Rache an Will nehmen können.
SOOOO ich weiß ich hab die hälfte von dem was ich dir eigentlich mitteilen wollte vergessen aber mir fällt jetzt echt nichts mehr ein.
Also wünsch ich dir eine gute Nacht und alles liebe.
Und schreib ganz schnell weiter, aber ich hab ja schon gesehen diesen Monat geht es noch weiter.
Ich freu mich schon.

jennalynn


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