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Midsummernight-Princess

Eine Dunkelheit im Herzen
von

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Unergründlich

In meinem Leben habe ich oft geweint.

Er hat mich gestärkt.

Doch diese Stärke hat mich erschüttert.

Als er ging, ließ ich meinen Tränen freien Lauf.

Ein See muss sich gebildet haben.
 

„Das …! Das kann nicht …!“, erklang die Stimme Claudes, als die Person, die durch die Tür stürzte, klar erkenntlich wurde.

Der Wirt sprang über die Theke und rannte zum Eingang. Ehe die Besucherin den Boden berührte, hielt der Wirt sie fest und führte sie sanft auf den Boden, wobei er mit ihr in die Knie ging und ihren Oberkörper stützte, sodass sie nicht ganz am harten Holzbretterboden zu liegen kam.

„Das ist doch nicht …!“, rief er aufgelöst.

Thelma blieb vor ihrem Glas sitzen und beobachtete die Szene, die sich vor ihr abspielte, abschätzend.

Eine sehr große Frau mit sehr blassem Gesicht, die angestrengt atmete, lag in den Armen des Wirtes, welcher wirkte, als hätte er mit einer Erinnerung zu kämpfen, die ihn gerade auflöste. Die Frau mit dem leuchtend roten Haar – im Gegensatz zu ihrem eigenen, welches in einem dunklen Ton gehalten war – wirkte erschöpft. Als hätte sie gerade einen Kampf gekämpft.

Vielleicht sollte sie doch einmal nachsehen.

Jemanden wie sie sah man nicht alle Tage. Ob sie diejenige war, auf die sie hätte warten sollen?

Thelma erhob sich und schritt zu Claude, der weiterhin geschockt auf die Frau starrte.

Sie legte dem Mann eine Hand auf die Schulter und sagte: „Keine Sorge, so schlimm ist es nicht. Sie wird wieder gesund.“ Sie lächelte ihn kurz an. „Willst du uns nicht einmal bekannt machen?“

„Shan“, kam es von ihm – er erzeugte nicht den Eindruck, als sei er ganz anwesend, „Ihretwegen … Link …!“, stammelte er – verzweifelt, wütend, aufgelöst.

Sie runzelte die Stirn.

Link? Sie kannte nur einen Link. Es gab vermutlich nur einen. Einen, den jeder kannte. Was hatte diese Shan mit Link zu tun? Und weshalb wusste Claude davon?

„Claude?“

Thelma schenkte der Frau noch einen wertenden Blick. Dabei bemerkte sie – leicht erschrocken –, dass sie sie aus ihren roten Augen anstarrte.

„Thelma?“, fragte sie leise. Ein Zittern durchfuhr Shans Körper.

„Ja, das bin ich“, gab sie vorsichtig zu.

„Wir müssen sie zu Leonhardt bringen!“, befand Claude plötzlich, „Sie muss sich doch …!“

„Lasst mich hier …“, befahl Shan ruhig, aber gebieterisch. Mit einem Ruck setzte sie sich auf, während sie sich aus Claudes Armen befreite. Er wich ein wenig zurück. Aber er wirkte sprungbereit, für den Fall, dass sie noch einmal stürzen sollte.

Sie schüttelte kurz den Kopf – wohl über einen ihrer Gedanken. Dabei bemerkte Thelma, dass sie gar nicht mehr so blass wirkte … Sie wirkte mehr … gräulich. Sie war sich nicht sicher, ob das wesentlich gesünder war.

Shan fuhr sich mit der Hand an die Stirn.

An dieser prangte ein goldenes Diadem, welches eine verschnörkelte Form hatte und mit ihrem Kopf verbunden war, so schien es.

Wer war diese Frau?

Sie schaute – plötzlich wach und ohne Anzeichen von Schwäche – zu Thelma. Dabei lächelte sie kurz. „Link möchte Sie bitten, nach Hyrule-Stadt …“

„Link! Er ist in Hyrule-Stadt?!“, unterbrach Claude barsch. Dabei knirschte er mit den Zähnen.

Shan widmete ihm einen kurzen Blick. „Bald“, offenbarte sie unbeeindruckt.

Mit einem Satz erhob sich Claude. „Dieser ...“, zischte er.

Die Frau wirkte ehrlich verwirrt. „Was ist denn in Euch gefahren?“

„Ihr kennt euch?“, unterbrach Thelma die beiden.

Scheinbar war hier kein ordentliches Gespräch durchführbar.

„Link hat mein Leben versaut!“, knurrte Claude, „Wegen ihm …! Prinzessin Ilya hat mich erwischt! Sie hat … sie wollte mich … Weil ich Euch …“

Mit einem Finger, an dem ein Ring mit einem roten Rubin – wohl passend zu ihrer Halskette – steckte, deutete sie auf ihre eigene Brust. „Ihr habt mich erschossen. Ihr habt mich gerettet. Mit Link hatte das nicht das Geringste zu tun.“

„Er hat Euch erschossen?“, wunderte sich Thelma, „Das muss eine Geschichte sein …!“

„Einer der Wachsoldaten hat Euch wieder erkannt! Er wusste, dass Ihr mit Link zu tun hattet! Er hat es der Prinzessin ausrichten lassen!“, rief Claude wütend, wobei er Thelma eiskalt ignorierte, „Sie … Sie wollte mich als i Aushängeschild /i benutzen, um zu zeigen, dass Link Unrecht hatte! Dass das Böse lediglich in Menschen wie i mir /i läge! Und dabei …! Ich bin ein Soldat! Ich- …“

„Sie hat es aber nicht getan“, unterbrach Shan ihn barsch.

„Weil Bleyd für mich eingesprungen ist! Sie hat ihn als Köder für die Monster benutzt! Draußen, alleine – für mich! Warum auch immer! Keine Ahnung!“ Der Mann fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Ich hasse Link!“, beendete er seine Geschichte ungewöhnlich ruhig – aber auch abschließend.

Shan erhob sich nun vollkommen, bis sie wieder stand. Voll aufgerichtet überragte sie den anderen Mann sogar ein wenig.

Eine so große Frau … Ungewöhnlich.

Dann legte sie ihm eine Hand auf den Kopf und fuhr ihm sanft durchs Haar. Dabei lächelte sie ihn aufmunternd an. Aber dieses Lächeln wirkte auf Thelma ebenso traurig.

„Kopf hoch“, beruhigte sie ihn, „Ihr habt wirklich keinen Grund, Link zu hassen. Er hat Euch den Weg in eine bessere Welt geebnet. Alles kommt, wie es kommen muss. Prinzessin Ilya hat Euch den bestmöglichen Weg verschafft.“

Ihre Hand blieb ruhig am Kopf des Mannes liegen. Dieser ließ sich plötzlich auf die Knie fallen und sah zu Shan hoch.

„Bleyd, er …“

„Er ist am Leben“, verkündete sie - ruhig lächelnd, „Die Prinzessin verzeichnete keine Opfer, wie mir mitgeteilt wurde. Er lebt, Claude.“

Der Mann riss das Auge auf. „Bleyd …“

Thelma beobachtete die Szene. Diese Frau … Sie kam nicht aus Hyrule. Nein, das tat sie nicht. Aber … sie wusste, wie man mit Männern umgehen musste. Und sie schien Informationen zu besitzen. Und eine Nachricht.

Allerdings … sie jetzt zu unterbrechen …?

Shan entfernte langsam ihre Hand von seinem Kopf und wandte sich dann von sich aus an Thelma. „Nun – zu Euch zurück …“ Sie legte den Kopf ein wenig schief, „Link war bei Eurer Nichte zu Besuch. Er wollte Euch in ihrem Namen darum bitten, zurückzukehren …“

„Nach Hyrule-Stadt?“ Thelma lachte kurz humorlos auf. „Das habe ich bereits versucht.“

Shan hob überrascht die Augenbrauen. „Wieso seid Ihr dann noch hier? Den Weg verfehlt?“

„Nicht direkt. Aufgehalten trifft es mehr.“ Sie rollte kurz ihre Schultern, da sie das Gefühl hatte, sie wären verrenkt. Sie wurde eben schon alt.

„Ich denke, wenn Ihr und Claude zusammen versuchen würdet, zurückzukehren, würde es gelingen“, meinte sie – sie sprach, als würde sie lediglich laut nachdenken.

Thelma sah zu Claude. Der Mann schaute Shan mit einem großen Auge an. Als kniete er vor einer Königin …

„Es wäre wohl einen Versuch wert“, gab Thelma zu, „Aber … weshalb schickt Link Euch?“

Shan verschränkte ihre Hände hinter ihrem Rücken. Sie sah Thelma lächelnd an. „Er ist gerade nicht da. Er sucht nach der Wahrheit. Aber in drei Tagen werde ich ihn in Hyrule-Stadt treffen. Falls ich dort ankomme.“

„Wie meint Ihr das?“

Sie zuckte kurz mit den Schultern. „Ich könnte mich verirren. Monster könnten mich attackieren …“

„Ihr wart so schwach …“, begann Thelma, brach allerdings ab, als Shan ihren Blick sofort dem Boden zuwandte.

„Ein aussichtsloser Kampf …“, murmelte sie, „Die Flucht schien mir am vernünftigsten.“

„Monster, wie ich annehme …“

Shan nickte schwerfällig.

Thelma sah die eigenartige Frau noch einmal an. Sie war also eine Freundin von Link. Und sie konnte gut mit Menschen umgehen. Sie wirkte relativ nett. Sie besaß Informationen. Sie wollte mit ihnen nach Hyrule-Stadt … Sie konnte scheinbar ein wenig kämpfen … Wo war der Haken?

Das Schicksal musste doch irgendwo einen Haken eingebaut haben! Solange hatte es sie hier festgehalten – wozu? Wenn Link Feconi getroffen hatte, dann hätte sie diese Frau wohl auch bei ihm angetroffen. Und dieser Frau ging es nur um Link. Wieso sollte sie sie treffen?

„Bleyd …“, meldete sich Claude plötzlich wieder zu Wort. Er wirkte, als wäre er gerade aus einer Trance erwacht. Er schüttelte den Kopf und erhob sich wieder. Feste Entschlossenheit war aus seinem Blick herauszulesen. „Ich muss Bleyd sehen! Ich will ihm danken.“

Shan lächelte wieder. „Ihr geht also? Link wird sich freuen.“

Thelma nickte bedächtig. „Es sieht so aus“, meinte Thelma gelassen, „Kommt Ihr mit uns? Wir kennen den Weg beide zu genüge.“

Die Frau nickte. „Gerne!“, sagte sie erfreut aus, wandte ihren Blick dann aber wieder Claude zu, „Wenn Ihr nichts dagegen habt.“

Er lächelte bloß. „Ich danke Euch, Shan! Bleyd lebt …!“

„Es sieht wohl so aus, als wäre ich dabei“, kommentierte Shan schelmisch lächelnd, „Also dann?“

„Es wird wohl bald losgehen“, verkündete Thelma, „Claude, sieh zu, dass du den Betriebsurlaub einlegen kannst.“

Claude sah sich um. „… Um diese Zeit wären eigentlich immer Gäste hier. Wieso heute nicht?“

„Schicksal“, beantwortete Shan seine Frage. Sie wirkte amüsiert darüber.
 

Link saß auf einer Wiese. Er war in Ordon. Immerhin war er dort Ziegenhirte. Er hielt Ilya in den Armen, während er den Sonnenuntergang beobachtete. Jede Sonne ging einmal unter … Aber wollte nicht, dass Ilya es auf diese schmerzliche Weise erfahren musste.

Das Mädchen war fest an seine Brust gekuschelt. Sie schluchzte in einigen Abständen.

Er musste etwas sagen …

„Ich … Ich denke, du hast dich gut um ihn gekümmert“, murmelte er leise, „Bis zuletzt …“

Ihre großen, grünen Augen sahen ihn an. Tränen schimmerten auf ihrem Gesicht.

Er wandte den Blick ab. Er konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen. Also drückte er sie fester an sich. Sie brauchte jetzt jemanden, an dem sie sich festhalten konnte. Der sie stützte.

Und er würde derjenige sein.

„Ihm geht es dort oben sicher gut … Seine Krankheit …“, er stoppte kurz, „Er hat sie bestimmt überwunden …“

„Papa …“, schluchzte sie.

Er bemerkte einen neuerlichen Tränenschwall.

Er würde sie nicht loslassen.

Niemals.
 

Link ritt zurück. Midna …

Eponas gleichmäßiger Schritt half nicht dabei, seine Gedanken zu ordnen. Midna …

Wieso? Wieso hatte sie ihn verlassen? Sie war doch …

Erneut dachte er an ihre wahre Gestalt.

Dieses Bild würde er sich behalten.

Er musste es in seiner Erinnerung verweilen lassen. Er durfte sie nicht vergessen.

Immerhin waren sie Freunde geworden. Und er hatte jemanden versprochen, dass er sie nicht vergaß. Dass sie beide sie nicht vergessen würden.

Die letzte Kurve, bevor er bei seinem Haus ankommen würde, stand noch bevor. Dann kam er nach Hause. Er hatte sich für das Alltagsleben entschieden. Für seine Freunde. Für sein Dorf.

Für Ilya.

Als hätten seine Gedanken eine Form angenommen, erkannte er ihre Gestalt vor sich. Hinter der Kurve, vor seinem Haus, wartete sie. Ihr Blick war hoffnungsvoll in die Ferne gerichtet und ihre Hände zu einem Gebet verschränkt. Und ein Lächeln zierte ihre Lippen.

Er ließ Epona schneller reiten.

Ilya! Ihr ging es wirklich gut! Sie erkannte ihn wirklich wieder! Und sie wartete!

Wartete auf ihn!

„Link! Link!“, rief sie laut und hocherfreut. Sie begann zu rennen.

Rannte auf ihn zu. In seine Richtung.

Freude erfüllte sein ganzes Dasein. Er fühlte sie. Diese große Freude, sie wieder zu sehen.

Während des Ritts sprang Link euphorisch von Eponas Rücken – was ihr einen ziemlichen Schreck einjagte -, doch er konnte sich nicht beherrschen.

Er war zuhause! Er hatte es geschafft! Ilya!

Während des Falls kam Ilya bei ihm an. Vom Schicksal erfüllt, fiel Link genau in ihre Arme. Das Mädchen konnte das Gewicht aber nicht halten, taumelte ein wenig zurück und fiel lachend auf den Weg. Und Link lag auf ihr. Er sah in ihr strahlendes Gesicht und umarmte sie ordentlich.

„Ilya!“, rief er erfreut.

„Link! Link!“, antwortete sie ihm überglücklich, „Du bist tatsächlich zurück!“ Sie lachte herzhaft. „Du hast es geschafft!“

Er stimmte in ihr Lachen mit ein.

Und zusammen lachten sie. Am Weg, im grünen Gras liegend.

Sie lachten zusammen.

Nach so einer langen Zeit. Das sollte nicht mehr enden.

Niemals.
 

Taro stieß Link von hinten an. „Oh, entschuldige“, sagte der Junge gedehnt langsam und merklich unehrlich, „War keine Absicht.“

Link schüttelte nur den Kopf und dachte sich nichts dabei. Er machte weiter damit, sein Schwert zu polieren. Sein normales Schwert. Das Master-Schwert hatte er immerhin zurückgegeben. Er vermisste den Griff. Und die Erinnerungen, die damit verbunden waren.

„Taro!“, ertönte eine Stimme neben Link, „Entschuldige dich aufrichtig! Das ist doch kein Benehmen!“, fuhr Ilya den Jungen an.

Dieser verdrehte nur die Augen und stapfte leise fluchend davon.

„In letzter Zeit ist er so genervt …“, murmelte Colin betrübt, der auf der anderen Seite neben Link saß und sein kleines Schwert ebenfalls säuberte.

„Er wird einfach langsam erwachsen“, erklärte Ilya, „Ich hoffe, bei dir und Maro dauert das noch eine Weile. Sonst haltet ihr euch auch noch für unwiderstehlich, wenn ihr euch so idiotisch aufführt.“

Mit großen Augen sah Colin Link an. „Hast du etwa auch …?“ Er beendete den Satz nicht.

Ilya kicherte amüsiert. „Ach, wenn du nur wüsstest, Colin!“

Link zog kurz einen Schmollmund. „Du besudelst mein Ansehen, Ilya“, schalt er sie witzelnd.

„Wirklich …?“ Colins Augen wuchsen ins Unermessliche. Er glaubte ihm …!

„Natürlich nicht!“, widersprach Link und zog die Stirn kraus – aber nur für einen kurzen Moment. Dann lachte er kurz. „Ilya hat mich wohl davor bewahrt.“

„Männer brauchen einfach jemanden, der sie an der Leine führt“, scherzte sie. Dabei lächelte sie ein Lächeln, welches Link auf ewig in Erinnerung bleiben wollte. Er durfte es nicht vergessen.

Niemals.
 

Link saß am Dach des Dorfladens und dachte nach. Er fragte sich, wie es Midna wohl ging. Was sie wohl machte. Ob sie auch an ihn dachte.

Schockiert stellte er aber fest, dass die Erinnerung an sie immer weiter verblasste. Ein Lächeln war dort. Aber was für ein Lächeln? Wessen Lächeln? Waren dies Midnas Lippen?

Er seufzte laut hörbar.

„Was seufzt du da so herum?“, fragte eine kecke Stimme.

Im ersten Moment schoss ihm das Unmögliche durch den Kopf – Midna!

Aber nein. Es war Betty. Sie kletterte gerade die Leiter nach oben.

Ihr Haar war zu einer kunstvollen Frisur zusammengesteckt. Oben stand sie auf und streckte sich ausgiebig. Dabei fiel Link ihre Kleidung auf. Manchmal kleidete sie sich so … ungewohnt. Es wirkte mehr wie Gewand aus Hyrule-Stadt als wie welches aus Ordon. Andere hätten es wohl als „unschicklich“ oder „freizügig“ bezeichnet, aber … Er hatte schon andere Dinge gesehen. Und außerdem sah es an Betty wirklich hübsch aus. Das Mädchen war auch hübsch geworden. Ihre Eltern konnten stolz sein.

Sie kam auf ihn zu und setzte sich direkt neben ihn. Wirklich direkt. Ihre Schulter klebte an der seinen – und ihr Kopf lehnte plötzlich an seinem.

„Ach, Link!“, begann sie, „Dieser Ausblick … ich liebe ihn …!“

„Ja“, stimmte er lächelnd zu, „Er ist wunderschön …“

Eine kurze Pause trat zwischen ihnen ein.

Er beobachtete den Himmel.

„Link, findest du mich schön?“

Über diese Frage irritiert, richtete er sich gerade auf. Er sah Betty an, welche sich ebenfalls aufrichtete und steif dasaß. Sie schaute ihn mit einer Mischung aus Unsicherheit und Neugierde an.

Ihre grünen Augen, ihre roten Lippen, ihr wohlgeformter Körper, ihr- …

„Ihr zwei …!“, erklang eine dritte Stimme von der Treppe aus. Diesmal hatte er gar keine Zeit, daran zu denken, dass es Midna sein könnte, da die Person plötzlich den Platz zwischen ihm und Betty einnahm.

Nun saß Ilya Schulter an Schulter bei ihm. Aber sie sah ihn nicht neugierig, sondern ziemlich erzürnt an. „Was soll das?!“, wollte sie mit verschränkten Armen von ihm wissen.

„Er wollte mir gerade sagen, wie unwiderstehlich schön er mich findet!“, betonte Betty und deutete dabei auf sich.

Ilya zuckte dabei zusammen und blickte Link kurz unsicher an. Dann setzte sie aber wieder den zornigen Blick auf. „Wenn das so ist …“, murrte sie. Dabei wirkte sie, als wolle sie aufstehen.

„Ilya, warte!“, bat er sie, „Du solltest dir den Ausblick hier gönnen. In letzter Zeit arbeitest du so viel …“

„Mein Vater ist krank, Link, das weißt du. Ich muss jetzt die Erledigungen bezahlen. Ich muss also arbeiten. Ich habe keine Zeit, mich auszuruhen“, meinte sie gelassen, „Im Gegensatz zu euch.“

Betty kicherte leise.

„Ilya …“, begann er.

Sie sah ihn an. Ihr Blick war eine Mischung aus Wut und Enttäuschung.

„Ilya, ich …“

Doch sie wendete sich dem Himmel zu. Ein kurzes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.

„Zugegeben, es ist schön …“

Sie sah Link lächelnd an. „Danke.“

Und dieses Lächeln sollte nie mehr verschwinden.

Niemals.
 

Terra erwachte erneut. Sie schlug langsam ihre Augen auf. Blinzelte die Müdigkeit fort …

Dabei fiel ihr auf, dass die Erschöpfung beinahe ganz verschwunden war. Sie fühlte sich frisch und munter und … Ganondorf!

Sofort wollte sie sich erschrocken aufrichten, als sie ein Gewicht in ihrer Magengegend spürte. Sie sah nach unten und … und …

Sie errötete.

Die wenigen Millimeter, die sie bereits zurückgelegt hatte, machte sie rückgängig. Sie blieb regungslos liegen. Lediglich ihr Herz fühlte sich an, als spränge es gleich aus ihrer Brust heraus. Sie wusste nicht, dass es so laut schlagen konnte. Und so schnell.

Nicht, als sie fortgelaufen war. Nicht, als sie Link geküsst hatte. Nicht, als sie der Mannschaft beigetreten war. Nicht, als sie der Fee begegnete, aber …

Der Kopf des Mannes lag weiterhin auf ihrer Decke im Bereich ihrer Magengegend. Er saß ungemütlich auf einem kleinen Hocker neben ihrem Bett und schlief. Er schlief.

Und … er sah dabei umwerfend aus. Umwerfend niedlich.

Aber nicht einmal durch diese plötzliche Niedlichkeit ging ein wenig seiner Würde verloren. Er war weiterhin der Kapitän. Auch wenn er schlief.

So süß.

Sie hoffte, ihr überlautes Herzklopfen würde ihn nicht wecken. Bitte nicht …!

Azur …

Sie hoffte, er würde noch lange schlafen … Sie wollte ihn dabei beobachten, wie er …

Als sie sich erneut ein wenig hoch raffte – hoffentlich, ohne ihn zu stören -, bemerkte sie, dass ein azurblaues, halb geöffnetes Auge sie müde ansah.

Sofort kam ihr der Gedanke, ihre Rötung der Wangen möge verschwunden sein, doch dieser verblasste, als sie bemerkte, wie ausgezehrt er wirkte.

„Ah, Ihr seid wach, Retro …“, bemerkte er leise. Er hob seine Hände und stützte sich mit diesen am Bettrand ab. Dadurch zog er sich selbst hoch, sodass er gerade dasaß. Aber er schwankte noch ein wenig.

Seine Würde war ein wenig angeschlagen, aber er wirkte weiterhin wie jemand, dem man gehorchen musste.

Terra richtete sich nun ebenfalls so auf, dass sie saß. Sie fühlte sich schlecht, weil sie so gerade da sitzen konnte und er nicht. In ihr keimte das Bedürfnis auf, ihn zu stützen.

„… Verzeiht meinen Anblick“, entschuldigte er sich und lächelte kurz dementsprechend. Aber das Lächeln wich sofort wieder diesem müden Ausdruck. „Ihr wart ziemlich geschwächt“, stellte er ruhig fest.

Sie nickte schwach. „Ja … War ich wohl … Aber ich verstehe nicht weshalb“, gab sie bedauernd zu.

Sollte sie sich anmerken lassen, dass man ihm ansah, wie geschwächt er war? Oder sollte sie weiterhin tun, als wäre er der stärkste Mann der Welt? Konnte sie das?

„Es lag wohl daran …“ Er machte eine kurze Erholungspause. „Daran, dass Yurai mit Euch kollidierte.“

„Yurai?“, wiederholte sie stirnrunzelnd.

„Die Weiße Fee …“ Beim Erwähnen dieses Namens zeige sich erneut ein kurzes Lächeln. Ein … triumphierendes.

„Ja!“, meinte Terra enthusiastisch, „Ich erinnere mich! In Gestalt eines … eines Schwans hat sie mich angeflogen!“, erzählte sie, „Und zusammen sind wir dann – die Höhle! Ganondorf!“

Bei ihrem letzten Wort wirkte er überrascht und zog die Stirn kraus. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ganondorf`?“, wiederholte er zischend.

Eingeschüchtert nickte sie leicht. „J-Ja … Ich habe ihn dort gesehen … Ich denke, er war … tot“, gestand sie zögerlich, „… Aber … Ganondorf wird wiedererweckt! Dort!“

Sofort erhob sich Azur. So schnell, dass ein Hocker zurückflog.

Als er stand, taumelte er einen Schritt zurück – beinahe stolperte über den Holzschemel. Doch er hielt sich sichtlich angestrengt auf den Beinen.

Nein, das konnte sie nicht zulassen. So konnte sie ihn nicht sehen.

Terra sprang ebenfalls auf. Sie war voller Energie.

Sie holte die Schritte zu Azur, welcher bereits Richtung Tür unterwegs war, auf und hielt ihn an seinem Arm fest.

„Als Euer Zweiter Kommandant“, begann sie, „… rate ich Euch, meine Hilfe anzunehmen.“ Sie lächelte ihn dann unsicher an.

Er wirkte überrascht über ihren Auftritt.

Aber er nahm die Unterstützung dankbar an. Er erlaubte ihr, ihn vollends zu stützen.

Sie machte mit ihm einen langsamen Schritt nach dem anderen.

Was mochte ihm wohl zugestoßen sein …? Das Schiff wirkte ihrer Meinung nach nicht so, als wäre es angegriffen worden … Und so etwas hätte sie doch nicht verschlafen. Oder?

Sie gingen eine Weile schweigend den Gang entlang.

Dann unterbrach er die Stille. „Ich bin froh, dass Ihr wieder auf den Beinen seid“, sagte er erleichtert.

Sie sah ihn kurz überrascht an.

Was hatte er überhaupt bei ihr getan?

Sie bemerkte, dass sie kurz davor war, wieder einem Rotton zu verfallen, doch sie hielt sich davon ab, indem sie den Fußboden einer genauen Musterung unterzog.

„Es überrascht mich selbst“, gestand sie.

Er nickte bloß.

Nach einer Weile des erneuten Schweigens durchbrach sie die Stille. Sie musste fragen. Aber … wie?

„Wieso seid Ihr so geschwächt?“

Er wartete mit einer Antwort.

„Diese Geschichte …“, begann er leise, „… ist eine lange Geschichte …“

„Wir haben Zeit, wie es scheint …“, meinte sie gedankenlos. Dann verbesserte sie sich sogleich betroffen: „Zumindest müssen wir uns die Zeit nehmen.“

„Ihr … habt Eure Energie Yurai gegeben …“, erzählte er und warf ihr dabei einen undeutbaren Blick zu. War es … Sorge …? „Sie hat sie verbraucht …“

„Geht es ihr auch wieder gut …?“

Er schüttelte den Kopf. „Wir … haben ihr gegeben, was sie brauchte“, fuhr er angestrengt fort, „Oder eher … sie …“

„’Sie’?“, wiederholte Terra fragend – immer schön darauf achtend, keinen falschen Schritt zu machen, um ihn nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

„Die Mannschaft …“, sagte er, „Sie sind …“

Plötzlich ertönte ein lauter Schmerzensschrei.
 

Ich vermisse sie.

Aber ich kann nicht mehr zurück.

Bis zum Schluss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2012-12-07T21:29:12+00:00 07.12.2012 22:29
Super Kapi^^
Von:  -Ciel_Phantomhive-
2012-12-06T12:42:30+00:00 06.12.2012 13:42
Sooo nun kommt das 40. Kommentar von mir :D

*______________*
das war ein super Kappi und besonders gefiel mir die kleine Story, wo Ilya wieder ein Dorfmädchen war und Link sie auch kannte!!! *o*
Ach man du schreibst toll und freue mich wieder auf das nächste Kapitel..
*hibbel*

Liebste Grüße deine
-Ciel_Phantomhive-




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