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Der Hauch auf dem Spiegel

FF zu dem Thema: "Was geschah davor"
von

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Gnade

Der Abend neigt sich langsam herab. Unbemerkt verlässt Inu Taishou das Hauptgebäude. Momentan ist niemand von den Bediensteten zu sehen. Lautlos macht er sich auf den Weg zum Haupttor, wo er sich mit Kossoridoku treffen will. Er sollte vermutlich acht geben, dass ihre Unternehmungen nicht doch noch irgendwann auffallen. In den letzten Tagen hat er seine Ausflüge sicherheitshalber unterlassen, doch nun hält er es nicht mehr aus. Er muss wissen wie es ihr geht, besonders jetzt, nach dem was er vor kurzem erfahren hat.

Schon hat er das Tor erreicht. Kossoridoku steht bereits dort in den Schatten und erwartet ihn. Gerade will sich der Fürst zu ihm gesellen, doch auf einmal hält er inne. Er spürt es noch ehe er es hört, das statische Prickeln einer mächtigen Aura die sich ihm rasch und unaufhaltsam nähert. Und er weiß es, noch ehe er es spürt, dass er ertappt ist. Und für einen kurzen Augenblick weicht ihm alle Farbe aus dem Gesicht. Doch gleich hat er sich wieder gesammelt und dreht sich zu der Person um, die dort mit geschmeidigen aber unverkennbar zornigen Schritten auf ihn zu kommt.

Wutschnaubend und mit rotfunkelnden Augen baut sich Mimaru vor ihm auf und hält sich noch nicht einmal mit irgendwelchen Höflichkeitsfloskeln auf. „Ist es wahr?“, zischt sie wutentbrannt. Unbehaglich blickt Inu Taishou sie an und stellt dabei fest, dass ihm die Worte fehlen. Sie weiß es! Aber wie? Er war doch so vorsichtig.

„Wovon sprichst du?“, versucht er Zeit zu schinden, bis ihm eine angemessene Erklärung eingefallen ist.

Doch darauf lässt sich Mimaru nicht ein. Augenblicklich bildet sich eine grelle Kugel aus Youki um ihre Hand und im nächsten Moment schleudert sie sie schon auf einen der Wachtürme neben dem Tor, der dabei augenblicklich mit lauten Knall in seine Einzelteile zerlegt wird. Ganz dicht kommt sie an den Daiyoukai heran, so dass ihre scharfen Reißzähne deutlich zu sehen sind. „Ist es wahr, dass du heimlich eine Menschenfrau triffst und sie beschläfst?“, vorbei ist das höfliche 'Ihr'.

Durch den Krach sind nun mehrere Youkaikrieger herbeigelaufen und werden Zeuge der Szene. Auch General Dokutoge ist dort und Kossoridoku bemüht sich, ein wenig mehr in den Hintergrund zu treten.

Einen langen Moment schaut Inu Taishou sie schweigend an, doch dann fragt er: „Wie hast du es erfahren?“

Die Daiyoukai brodelt. „Was spielt das für eine Rolle? Es stimmt also. Wie konntest du nur!“ In diesen Worten liegt so viel Verachtung wie sie nur irgend aufbringen kann.

Inu Taishous Miene ist steinern. Langsam blickt er in die Runde. Die meisten seiner Soldaten sind hier und fast alle haben mitbekommen worum es hier geht. Überall sieht er nun ungläubige und fassungslose Gesichter. Für einen Moment schließt er kurz die Augen. So war das nicht geplant gewesen. Ihm war immer klar, dass es irgendwann einmal herauskommen würde, aber mussten sie es wirklich gerade auf diese Weise erfahren.

Er hebt den Kopf: „Ich werde dir alles erklären. Aber ich muss wissen, wer dir davon erzählt hat.“ Doch noch ehe Mimaru ihm eine verächtliche Antwort geben kann, nimmt Inu Taishou aus den Augenwinkeln eine Bewegung war. Im nächsten Moment wird eine Person unsanft vor seine Füße geschleudert und gleich darauf gleitet Sesshomaru lautlos aus den Schatten, tritt energisch an den Youkai heran, beugt sich herab und presst ihn unbarmherzig zu Boden.

„Er war es, Chichi-ue!“, sagt er grimmig und blickt auf den niedergehaltenen Kossoridoku herab, „Er schrieb ihr einen Brief!“

Für einen langen Moment sagt Inu Taishou vor Verblüffung kein Wort. Ungläubig schaut er auf den Youkai herab, der nur mit starrer Miene seinen Blick meidet. Schließlich fragt er: „Warum hast du das getan? Ich sagte doch, niemand dürfe es erfahren. Ich habe dir vertraut!“ Seine Stimme klingt traurig und enttäuscht dabei.

Dokutoge starrt seinen Sohn ebenso ungläubig an. „Kossoridoku...!“, murmelt er betrübt. Doch hier ergreift Mimaru wieder das Wort. „Es war gut, dass er es tat!“, ihre Stimme klingt bitter, „Wie sollen wir sonst je erfahren ob der Bastard, den dieses Weib ausbrütet, von dir ist?“

Sprachlos gehen jetzt sämtliche Blicke hinüber zu dem mächtigen Daiyoukai und ein gespanntes Schweigen liegt in der Luft. Es dauert eine ganze Weile ehe Inu Taishou antwortet, doch dann sagt er ernst: „Ja, es ist mein Kind! Und weiter bin ich nicht bereit, in dieser Angelegenheit irgendwelche Rechenschaft abzulegen. Geht jetzt! Alle!“ Der Befehl an seine Soldaten ist unmissverständlich.

„Aber du bleibst hier!“, zischt Sesshomaru dem Youkai in seinem Griff zornig zu, „Wie konntest du es wagen, meinen Vater so schmählich zu verraten, ungeachtet, dessen worum es ging?“, hier schwankt seine Stimme kurz, zu neu ist noch das Wissen über die Affäre seines Vaters. Er konzentriert sich lieber auf das was er begreifen kann und das ist der offensichtliche Verrat seines Lehrers an seinem Vater.

Um seine Hand bildet sich nun ein giftig grüner Nebel: „Siehst du das? Ich habe die Dokusou perfektioniert. Ich nenne sie jetzt Dokkasou und mit der gleichen Perfektion werde ich jetzt meinem Namen Ehre machen und dich für deinen Verrat bestrafen!“ Kossoridokus Augen weiten sich, doch er sagt kein Wort. Es scheint fast als würde er sich seinem Schicksal ergeben.

Schon holt Sesshomaru aus, doch ein Ruf seines Vaters lässt ihn innehalten: „Nein, lass ihn!“ Irritiert zögert der Kronprinz einen Moment und diese Gelegenheit nutzt Kossoridoku und entwindet sich blitzschnell seinem Griff, springt auf und mit nur einem leichtfüßigen Satz ist er auch schon über das Tor und ihren Augen entschwunden.

Mit einem Fluch will Sesshomaru bereits hinter ihm her, doch Inu Taishou hält ihn zurück: „Lass ihn!“ „Aber Chichi-ue!“, meint der junge Daiyoukai entrüstet, „Er entkommt! Er hat Euch verraten und Euch Euer Gesicht verlieren lassen!“

Doch der Fürst schüttelt den Kopf: „Er wird verbannt, aber lass ihn laufen. Es war meine nicht seine Verantwortung.“

„Sehr richtig!“, wendet Mimaru nun frostig ein, „Nur du bist an der Sache schuld! Das werde ich dir niemals verzeihen!“ Dann wendet sie sich von ihm ab und schreitet an Sesshomaru vorbei auf das Tor zu. Als sie ihn passiert, raunt sie leise: „Du wirst einmal herrschen und ich werde dir dafür die Schwerter beschaffen, mein Sohn!“ Dann marschiert sie erhobenen Hauptes direkt durch das Tor hinaus und verschwindet in der Nacht.

Nachdenklich blickt Sesshomaru ihr nach. Nein, denkt er bei sich, wenn ich die Schwerter meines Vaters wirklich brauche um zu herrschen, dann werde ich sie mir selbst holen. Auch mein Vater ist nicht unfehlbar. Eines Tages werde ich bekommen was mir rechtmäßig zusteht, das Statussymbol der Regentschaft!

Auch Inu Taishou schaut seiner Gemahlin hinterher. Ich war wirklich zu vermessen. Ich wollte Tag und Nacht und verlor die Nacht dabei. Ich darf jetzt den Tag nicht auch noch verlieren. Jetzt ist es offiziell, also muss ich beginnen die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Gleich morgen werde ich Totosai aufsuchen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yvibel
2015-06-27T11:00:59+00:00 27.06.2015 13:00
Also auch wenn das hier eine unmögliche, wirklich schlimme Situation ist, in der da alle stecken und der Fürst ganz besonders, da er jetzt seinen Fehltritt so öffentlich zugeben musste und damit sein Gesicht verloren hat, muss ich sagen, wie immer wunderbar beschrieben. Ich kann mich sowohl bei Sess also auch seinen Eltern jeweils gut in ihre Lage hinein denken. Und ich habe bei Sess ganz genau mit so einer Reaktion gerechnet. ^^ Aber mit seinem Vater möchte ich jetzt nicht Platz tauschen wollen. Ich weiß nicht, ich bin in meiner persönlich veranlagten Treue eigentlich total gegen so einen Betrug und trotzdem habe ich Mitgefühl für ihn, da man ja nun auch ein bisschen die Umstände kennt...den Hintergrund dieses Lebens oder wie auch immer man das nennen kann...und da sage ich mir: Er hat einfach auf sein Gefühl und sein Herz gehört und etwas getan womit er wirklich glücklich ist, was er in seinem Eheleben offensichtlich nicht wirklich vollkommen war. Da kann ich es ihm irgendwie nicht ganz so übel nehmen, wenn er da einfach...ausgebrochen ist und es ihm damit dann offensichtlich auch besser geht.
Gut, nun noch der Schluss...^^
Yvi
Von:  Yommy
2012-08-16T21:32:00+00:00 16.08.2012 23:32
Sehr guut geschrieben :> Fesselnd bis zum schluss...

hm jetzt frage ich mich, ob es für hundekönige eigentlich auch sowas wie eine krönungszereonie gibt...
Von: Kupferschweif
2012-06-30T17:58:32+00:00 30.06.2012 19:58
Man sollte sich nie mit einer wütenden Frau anlegen, die kann sonst ziemlich fies werden.
Mimaru war schon ziemlich unhöflich, aber ich finde, es hat gepasst. Der TAishou hat schließlich auch ihre Ehre in den Dreck gezogen, indem er eine Menschenfrau vorgezogen hat.
Sess tut mir schon ein bisschen leid. Ist bestimmt nicht toll, seine Eltern streiten und seine Mutter dann davonrauschen zu sehen, kurz nachdem man von dem Fehltritt des Vaters und dem Verrat des Lehrers erfahren hat.
Mal sehen, wie du das zu Ende bringst. Na ja, eigentlich kann ich es mir ja auch schon denken. :)
lg
Kupfer
Von:  Hotepneith
2012-01-28T16:38:39+00:00 28.01.2012 17:38
Hm.
Eine gute Idee, dass Sesshoumaru seine Fixierung auf die Schwerter von seiner Mutter übernommen hat.
Du hast auch eine gute und schlüssige Erklärung dafür gefunden, warum Kossoridoku in Blutfehde noch am Leben ist und warum er dort wie agiert.
Mimarus Reaktion ist heftig und mehr als unhöflich gegenüber einem Fürsten, recht emotional udn auch kurzsichtig. Immerhin ist und bleibt sie ja mit ihm verheiratet. Aber das erklärt auch so manche...nennen wir es gefühlsmässiige Kurzschlussreaktion ihres Einzigen.

bye

hotep


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