Zum Inhalt der Seite

Your mind, your eyes, the sea.

time to go... to war?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

I'm just a stranger in a strange land, running out of time.

Hallo ihr Lieben (;

Nur eine kleine Anmerkung vorweg: Das Hauptpairing wird nicht Shounen-Ai sein.

Nun gut, have fun. Marshugs *Triad-Kekse hinstell*
 


 

Your mind, your eyes, the sea.

(1.) I'm just a stranger in a strange land, running out of time.
 


 

Wenn das Meer tobt und stürmt, die Farbe des schwarzen Himmels annimmt und einem wenigstens einen kleinen Funken Mitleid für die armen Fischer, die immer noch auf See sind, entlockt… dann weiß man – heute ist wirklich kein guter Zeitpunkt für einen Spaziergang am Strand.
 

Wirklich nicht.
 

Abschätzend blickte ich aus dem Fenster, die Szene die sich mir darbot war nicht ganz unnormal für die herrschende Jahreszeit. Aber wirklich normal war sie nun auch wieder nicht. Das Meer wölbte sich, wie ein großes, flüssiges Ungetüm. Bald würde es die Hochwasserschutzmauer erreicht haben, vom Strand war ohnehin nicht mehr viel zu sehen. Auf der Straße war soweit ich das erkennen konnte niemand, nicht einmal ein paar wahnwitzige Touristen, die sonst gerne ihre Chance nutzen die Naturgewalt des Ozeans am eigenen Leibe zu spüren.
 

Nebenbei regnete es wie aus Eimern, ein lauter Vorhang aus Nass und Grau.
 

Da war man doch glatt froh über das Dach überm Kopf. Mit einer Hand auf der warmen Heizung ruhend zog ich die Gardinen zu und hoffte innig, dass Keel nach diesem Sturm nicht noch um einen Strand ärmer war. Mit einem Blick auf die Wanduhr wandte ich mich vom Fenster ab und machte mich in Richtung Küche auf, die schwarzen Haare band ich zu einem Zopf zusammen.
 

„Mutter?“ Meine Stimme schallte durch das kleine Haus, zusammen mit dem Geräusch meiner Hausschuhe auf den Fliesen. In der kleinen, wild zusammengewürfelten Küche angekommen öffnete ich erst einmal den mit Fotos und Ähnlichem beklebten Kühlschrank, der auch schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte.
 

„Lina, sag bloß du fängst erst jetzt mit dem Abendessen an! Es ist bereits halb 8“, hörte ich die Stimme meiner Mutter vom Wohnzimmer aus klagen. Meine gemurmelte Entschuldigung bekam sie wahrscheinlich nicht mehr mit, da meine Stimme, sobald ich den Mund geöffnet hatte, vom Fernseher übertönt wurde. Resignierend fischte ich mir ein paar Zutaten aus dem Kühlschrank und stellte sie auf der Küchenzeile ab. Beim Gemüseschneiden schnitt ich mir zweimal fast in den Finger, aber abgesehen davon verliefen die nächsten paar Minuten ohne nennenswerte Zwischenfälle. Erschöpft ließ ich mich auf mein schmales Bett fallen, während der Auflauf im Backofen köchelte. 30 Minuten Freizeit.
 

Das Wetter hatte sich nicht verändert, denn das wilde Prasseln des Regens gegen die Fensterscheibe vertrieb immer noch die hartnäckige Stille im Haus. Den Fernseher konnte man von hier aus nicht hören. Als ich dort so lag, voll angezogen auf meinem Bett, ließ ich meinen Blick im Zimmer umherschweifen. Es war klein, ein wenig eng, die Wände in einem düsteren Blau gehalten. Außer einem Bett gab es noch einen Tisch und einen Kleiderschrank. Der zum Tisch gehörige Stuhl stand kaputt in der Ecke des Raumes, die Zimmerlampe funktionierte schon lange nicht mehr. Es war dunkel, aber friedlich. Ein Ort der Ruhe.
 

Meine Nase vergrub ich im Kopfkissen, atmete den Duft ein. Es roch nach Weichspüler und nach meinem Shampoo. Früher war da immer noch der Geruch meines Bruders gewesen, tief im Stoff, aber der war nun für ein und alle mal ausgewaschen. Ich blinzelte und drückte mein Gesicht weiter in das Kissen. Meinen Bruder Aidan hatte ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Seit er weit weg nach Dublin gegangen war um dort zu heiraten. Sein Zimmer gehörte nun mir.
 

Anfänglich war ich dagegen gewesen sein Zimmer zu beziehen, allein aus der naiven Hoffnung heraus, dass er uns einmal einen Besuch abstatten würde. Dann hätte er bestimmt sein altes Zimmer zurück gewollt.
 

Aber das würde so nicht passieren – er hasste Keel und The Sandybanks. Er hasste die Leute und die Touristen, die Jahr ein Jahr aus den örtlichen Campingplatz aufsuchten. Auch Mutter hatte keinen Platz mehr in seinem Herzen, nachdem sie ihm verboten hatte wegzuziehen um zu studieren. Seine kleine Schwester war nicht mehr genug gewesen, um ihn hier zu halten.
 

Doch ich konnte ihn verstehen, im Gegensatz zu vielen Alteingesessenen in Keel. Ich hatte ihn schon immer verstanden. Idylle allein war eben nicht alles im Leben.
 

„Lina! Wäre dein Kopf nicht angewachsen würdest du ihn mit Sicherheit verlieren.“
 

Meine Mutter ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ich hob den Kopf vom Kissen.
 

Manchmal schien es so als hätte sie ein Radar für solche Gedankengänge. Mit großen Augen sah ich sie an, wohl wissend, dass sie heute nicht gerade fröhlich gestimmt war. Oder die letzte Woche. Das letzte Jahr. Seit Aidan…
 

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du die Küchenuhr stellen sollst, wenn du was im Ofen hast?“
 

… So lange lag ich hier doch noch gar nicht.
 

„Ma, du weißt, dass ich das immer lieber vom Gefühl her mache“, setzte ich an, doch ihr Blick wurde spottend. „Dein Gefühl hat dich wohl offensichtlich verlassen, junge Dame. Wirf mal einen Blick auf die Uhr.“ Schnell sah ich ‘rüber zu meinem Wecker, der auf dem Fensterbrett stand.
 

„Fast halb 9.“ … Fuck. Schnell wie der Blitz war ich auf den Beinen und eilte zum Ofen, das wütende Gemurmel meiner Mutter nur ein vernachlässigbares Hintergrundgeräusch. Der Auflauf war letztendlich nur ein wenig angebrannt und immer noch essbar.
 

Beim gemeinsamen Abendessen herrschte Schweigen, nur das Klirren von Besteck und der, anscheinend niemals enden wollende, Regen waren zu hören. Heimlich beobachtete ich meine Mutter beim Essen, ihr dunkelbraunes, von grau durchzogenes Haar fiel ihr immer wieder ins Gesicht, obwohl sie es nach hinten gebunden hatte. Sehr ähnlich sahen wir uns ja nicht, vielleicht abgesehen von der kleinen Nase, die irgendwie gar nicht in ihr Gesicht passte. Ich war eher das weibliche Abbild meines, seit langer Zeit verstorbenen Vaters – zierlich, ein wenig klein, mit Wellen in den schwarzen Haaren. Das Haar meiner Mutter war dick, meines eher nicht.
 

Nach einer Weile erwiderte sie meinen Blick, den sie sicherlich schon seit einer Weile auf sich gespürt hatte. Aber nicht lange, das Essen verlangte mehr Aufmerksamkeit. „Wir sind morgen bei den O'Brians eingeladen“, sagte sie zwischen zwei Bissen.
 

Ich hatte Glück, dass ich gerade erst heruntergeschluckt hatte, denn sonst hätte ich das Zeug bestimmt wieder auf den Teller gespuckt. Die O'Brians. Na wunderbar.
 

„Du sagst ja gar nichts.“ Erschrocken hob ich den Blick vom Teller, bemüht ein Lächeln auf meine Lippen zu zwingen. „Tut mir leid, Mutter, ich hatte nur nicht damit gerechnet.“ Ihr Nicken bestätigte mir, dass ich mir keine Sorgen um einen möglichen Wutausbruch machen musste. „Wann denn morgen?“, fragte ich nach.
 

Meine Finger krallten sich in meine alte Jeans. „Sei um 19 Uhr da.“ Das Lächeln auf meinem Gesicht fing an sich nach unten zu ziehen. „Werde ich, Ma.“
 

Zurück in meinem Zimmer, in meine Bettdecke eingemummelt, seufzte ich auf. Meine Mutter und Mrs. O'Brian hatten es sich in den Kopf gesetzt mich und Neil O'Brian zusammenzubringen. Und, so wie ich meine altmodische Mutter kannte, würde sie nicht aufhören uns zu umschwärmen, bis sie den genauen Hochzeitstag wusste.
 

Ein Hochzeitstag, der hoffentlich nie stattfinden würde.
 

Meine Augen starrten in die Dunkelheit. Neil war ein netter Kerl, jedoch ähnelte er seinen Eltern zu sehr – ich konnte das Ehepaar auf die Pest nicht ausstehen – und sein ganzes „Ich bin der Mann im Hause“ Gehabe war mir schon auf der Grundschule auf die Nerven gegangen. Abgesehen davon – eine Hochzeit mit ihm würde mich auf ewig an diesen Ort binden. Und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht zwei Straßen weg von meiner Mutter und meinen Schwiegereltern wohnen. Ich wollte nicht den lieben langen Tag Blumen gießen und meinen Mann bekochen.
 

Ich wollte leben.
 

Und da gab es noch ein Problem. Neil selber hatte anscheinend nichts gegen mich und ihn einzuwenden, was die Vereitelung des ‚Hochzeitsplanes‘ unserer Eltern nicht gerade einfacher gestaltete. Für sie war es quasi nur noch eine Frage der Zeit bis ich nachgab und, ich zitiere, „aufhöre mich zu wehren und meine wahren Gefühle für ihn zu verstecken“. Ich hatte schon die ein‘ oder andere Rede über mich ergehen lassen müssen, Widerspruch war nicht geduldet.
 

Aufgeben kam trotzdem nicht in Frage. Immerhin war das ja mein Leben, oder?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück