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Licht der Finsternis

von

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Ravens Aufgabe

Als Raven zu Boden geschlagen wurde und ihr Blut den Boden seiner Wahlheimat benetzte spürte er dies wie einen brutalen Schlag und sein rationelles Denken ließ ihn im Stich. Er hatte den Kampf verfolgt, sich über ihre Torheit, sich allein gegen die zehn Männer zu stellen sowohl Sorgen gemacht, als auch ihrem Mut großen Respekt gezollt. Sie dann mit dieser seltsam leuchtenden Waffe kämpfen zu sehen war erhebend, ihre Bewegungen waren voller Kraft und Können. Es ging sogar soweit, dass er erregt war nur allein vom Zusehen ihres Kampfes. Sie hatte während des Schlagabtausches immer wieder Berührungen des seltsamen Lichts der Waffen ihrer Gegner abbekommen, jedoch nicht darauf reagiert. So war er davon ausgegangen, dass sie diese Waffen nicht verwundeten. Noch nie hatte er sich derart geirrt. Licht war noch nie in irgendeiner Art gut gewesen und als der Strahl in Ravens Körper drang spürte er das in einer Intensität, als hätte das Licht ihn selbst an genau dieser Stelle getroffen.

Im ersten Moment war er benommen und hatte das Gefühl, selbst Blut spucken zu müssen, obwohl so etwas unmöglich war. Keine menschliche Waffe konnte ihm jemals solch gravierende Verletzungen zufügen. Erst der folgende Schlag, den die junge Frau einstecken musste, brachte ihn wieder in die Realität zurück. Und dann spürte er auch schon, wie ihr Blut den Boden benetzte.
 

Rache. Alles was er wollte war Rache, als er gleich darauf hinter dem Angreifer erschien und seine rechte Hand pfeilschnell von hinten in die Brust des Mannes trieb, der es gewagt hatte, einen seiner Schützlinge anzugreifen. Noch wo es sich dabei um so einen besonderen Schützling handelte. Die kleine Kriegerin war zu kostbar, als das sie so verletzt werden durfte. Seine Hände waren nun nicht mehr von den Lederhandschuhen bedeckt, die Schatten, die ihn im Augenblick eines Wimpernschlags von dem Punkt, an dem er zugeschaut hatte, hinter den Rädelsführer gebracht hatten, hatten ihn von diesen befreit. Haut und Knochen waren für ihn kein Hindernis. In dieser Form vermochte nichts das Durchdringen seiner klauenbesetzten Hand zu verhindern. Schon gar nicht der Körper eines Sterblichen. Danach versank seine Wahrnehmung in einen Rausch aus Rot und purem Hass.
 

Raven hatte schon oft Horrorfilme geschaut, auch wenn sie nicht wirklich von sich behaupten konnte, dass sie es mit übermäßiger Begeisterung getan hatte. Ihr jüngerer Bruder war derzeit auf dem Trip, sich besonders für dieses Filmgenre zu interessieren und so hatte sie ihn öfters in ihrer Wohnung die Möglichkeit gegeben, diese Filme zu schauen. Ihre Eltern waren gegen das Schauen solcher Filme, weswegen Sean sich eine alternative Möglichkeit suchen musste, wenn er mal einen solchen Film schauen wollte. Was glücklicherweise nicht allzu oft vorkam.

Doch das, was sich nun vor ihren Augen abspielte, stellte alles, was sie in diesen Filmen gesehen hatte, in den Schatten. Noch immer starrte sie völlig verständnislos auf die Überreste ihres Gegners. Das konnte doch nicht dieser Mann sein, der ihr soeben noch diesen Schlag verpasst hatte. Aber aufgrund der betäubenden Schmerzen, die von ihrem Bauch ausgingen, war sie eh nicht sicher, ob das, was sie sah, nicht doch ein schlechter Traum war. Denn wenn das, was sie da sah, Wirklichkeit war, dann müsste sie zumindest erbärmlich frieren. Denn sie sah, dass sich das Äußere des Gleiters mit einer Schicht Eis überzogen hatte. Mit einem Mal glitzerte das Metall im Licht der Außenbeleuchtung des Gleiters. Sie ließ ihren Blick etwas schweifen, so gut wie es zumindest ging, denn irgendetwas war mit ihren Augen. Irgendwie wurde ihre Sicht immer verschwommener. Und als sie ihren Kopf etwas gedreht hatte konnte sie ihn nicht mehr halten und er kippte zur Seite. So konnte sie sehen, dass auch das Gras, auf dem sie lag, dick mit Raureif überzogen war. Aber ihr war immer noch nicht kalt. Sie war nur auf einmal unglaublich müde. Schlafen, ja, schlafen wäre jetzt gut. So schloss sie ihre Augen.
 

Wie im Wahn hatte er die restlichen Angreifer, die von Ravens tapferer Verteidigung noch unverschont geblieben waren, zur Strecke gebracht. Das Ergebnis seiner Tat war ein wahres Blutbad geworden, mit bloßen Händen hatte er die Körper der panisch agierenden Männer in Stücke gerissen, die unsinnigerweise sogar versucht hatten, mit ihren Waffen auf ihn zu schießen. Dummköpfe. Für solches Gesindel brauchte er keinen Funken Magie verschwenden und so stillte er einen Teil seines Rachedurstes mit körperlicher Betätigung. Als sich nichts mehr rührte betrachtete er sein Werk mit seltsamer Teilnahmslosigkeit, betrachtete alle am Boden liegenden Körper. Bis sein Blick auf die am Boden liegende kleine Kriegerin fiel. Ihr Kopf war zur Seite gefallen, die Augen waren geschlossen und er konnte kaum noch Atembewegungen erkennen.

„Nein!“

Sofort war er an ihrer Seite und seine Hände, die soeben noch vom Blut der Angreifer besudelt waren, waren so sauber, als wären sie desinfiziert worden. Blut sickerte aus ihrem Mundwinkel und ihre gebräunte Haut war ungesund fahl, obwohl sie grade noch so frisch gewirkt hatte. Dann entdeckte er eine kleine verbrannte Stelle vorne an ihrer geliehenen Jacke. Sie war nicht größer als der Durchmesser der größten Münze, die es hier in dieser Welt gab, doch er roch frisches Blut, welches von diesem Loch ausging. Viel Blut. So nutzte er seine mit langen schwarzen Nägeln versehenen Finger seiner rechten Hand und zerschnitt mit den äußerst scharfen Nägeln vorsichtig die Jacke und klappte die schützende Kleidung auseinander.

„Geliebte Finsternis, nein. Bitte nicht.“, murmelte er und tiefer Schmerz war in seiner Stimme hörbar. Das hemdartige Gebilde, was sie unter der Jacke trug, war anscheinend einmal Weiß gewesen, doch das konnte man kaum noch erkennen. Stattdessen war es vollkommen getränkt von hellem Blut. Kein Venöses, sondern arterielles Blut und es quoll immer weiteres davon aus der Bauchwunde, wenn auch nur noch sehr langsam. Schnell zog er seinen Mantel aus, damit er die junge Frau darauf betten und so wenigstens ein bisschen vom Schmutz des Bodens bewahren konnte. Seine Magie ließ sie vorsichtig schweben, während er den langen, weiten Mantel auf dem gefrorenen Boden ausbreitete. Ein kleiner Gedanke von ihm ließ das Eis zurückweichen, damit der Boden weicher war, dann bettete seine Magie den zerbrechlichen Körper zurück auf den Boden, wo er das blutige Textil, welches sie noch trug, verschwinden ließ und schließlich seine Hand auf die Schusswunde legte und seine Augen schloss, während sein langes Haar nach vor rutschte und wie ein schützender Vorhang diente.

Er konnte durch seine Magie die Verletzungen in Ravens Körper genauestens erkennen und das was er erkannte ließ ihn leise aufstöhnen. Das Licht dieser unheimlichen Waffe hatte schweren Schaden hinterlassen, die Leber war zerfetzt und auch die Bauchaorta hatte einen feinen Riss abbekommen, aus dem unablässig zur Verletzung der Leber Blut sickerte. Das ihr Herz noch schlug war ein Wunder bei all dem Blut, was allein jetzt gegen seine Hand gedrückt wurde. Was aber am allerschlimmsten für ihn war, war die Tatsache, dass ihre Seele dabei war, sich von ihrem Gefäß zu lösen.

„Ich verbiete dir den Eingang in die Welt der vergangenen Seelen. Deine Lebenszeit ist eingefroren, wie sämtliche Funktionen deines Körpers. Ruht still, Körper und Seele. Ich befehle es euch.“, murmelte er mit seiner dunklen, machtvolle Stimme und seine Magie führte seine Befehle aus.

Ravens Körper wurde augenblicklich vollkommen still und sämtliche Funktionen kamen zum erliegen, ohne das sie wirklich starb. Dieser Zauber bot einem Heilkundigen Zeit, die schweren Verletzungen, die sie erhalten hatte, zu versorgen. Doch leider gab es in diesem Moment ein gravierendes Problem. Seine Magie, mit der er Dinge geschehen lassen konnte, die außerhalb jeglicher Vorstellungskraft lag, war nicht in der Lage zu heilen. Und für ihre schweren Verletzungen brauchte er einen wirklich guten Heiler, ansonsten wäre sie für den Rest ihres Lebens aufgrund der schweren Leberschäden stark beeinträchtigt. Er senkte seinen Kopf stärker und sein mitternachtsschwarzes Haar bedeckte mehr von ihrem Körper, während seine von ihrem Blut benetzte Hand sich zur Faust ballte und er ein Geräusch von sich gab, dass Wimmern und Knurren zugleich war. Er hatte seine Existenz schon immer verachtet, doch so gehasst wie in diesem Augenblick hatte er sich noch nie. So nutzlos hatte er sich noch nie gefühlt.

Eine ganz leichte Wärme tat sich dann plötzlich vor ihm auf, während er so über Ravens Körper zusammengekauert saß, was ihn sofort stocksteif werden ließ.

„Tarabas.“, erklang eine leise Frauenstimme, die er seit unendlich langer Zeit nicht mehr vernommen hatte.

Sofort riss er seinen Kopf in die Höhe und starrte wild auf die Frau, die in wenigen Metern Entfernung von ihm Gestalt angenommen hatte. Sie war noch immer so schön wie er sie in Erinnerung gehabt hatte, auch wenn er alles daran getan hatte, nicht mehr an sie zu denken. Sie war schlank und wohlgerundet, ihr Körper in ein bodenlanges weißes Seidenkleid mit goldenen Verzierungen gehüllt und ihr weißblondes welliges langes Haar mit goldenen Schnüren zusammengebunden. Sie rang sichtlich mit ihren Händen und goldene Tränen liefen aus ihren goldenen Augen. Sie schimmerte hell wie der Mond, doch nicht mehr hell so wie früher. Anscheinend hatte sie gelernt die Kraft ihrer Erscheinung zu drosseln damit sie ihm nicht wie früher schadete, schoss es ihm durch den Kopf.

„Lass mich ihr helfen. Bitte.“, bat sie unter Tränen und er spürte ihre Angst überdeutlich.

Zuerst freute er sich über diese Angst, doch dann erkannte er, dass ihre Angst um das Leben der Sterblichen unter seinen Händen noch größer war.

Er wollte es ihr verweigern, als Strafe für all das, was ihm und den seinen in ihrem Namen angetan worden war, doch war sie ihm in einem Punkt unwiderruflich im Vorteil. Sie konnte das, was ihm unmöglich war. Nämlich heilen. Und das auf einem Level, an den kein Sterblicher heranreichen würde.

So wich er zurück, wenn auch in gebückter Haltung, so, als wolle er sich sofort hoch katapultieren, sollte sie es wagen wollen, Raven von hier fortzubringen. Dass sie dies nicht können würde, dafür sorgte er mit einem Bannfeld um diesen Ort herum, der hoch genug war, dass er ihre Kräfte nicht allzu arg beeinträchtige.

Langsam näherte sich die schöne Frau und ließ sich dann neben seinem tapferen Gast ins Gras sinken. Zärtlich streichelte die Göttin ihrer Enkelin über Haar und Wange und sie lächelte sanft, obwohl ihr weiterhin Tränen über die Wangen liefen.

„Ich bin sehr stolz auf dich, mein Sonnenschein. Auch wenn du sehr, sehr dumm gehandelt hast.“, hörte er, wie das lichte Wesen der jungen Frau zuraunte.

„Wage es nicht, sie so zu beleidigen.“, knurrte er aggressiv und näherte sich vorsichtig wieder, bis er fast auf 2 Metern an sie heran war.

„Ich beleidige sie nicht. Sie hat dumm und leichtsinnig gehandelt. Und sie weiß das. Doch sie wollte verhindern, dass der Schutzgeist dieser Welt genötigt werden würde einzuschreiten.“, meinte sie leise, dann legte sie ihre Hand auf Ravens Bauch.

Auch sie wimmerte leise als sie die schweren Verletzungen wahrnahm. Doch dann erstrahlte goldenes Licht um ihre untersuchende Hand, als sie ihre lebensspendende Magie nutzte, um den angerichteten Schaden zu heilen.

„Kennst du sie so gut? Angeblich sind dir doch alle Lebewesen gleich, Göttin des Lichts.“, schoss er giftig mit Worten auf sie.

Ihre freie Hand streichelte sanft durch Ravens Haar und sie betrachtete ihre Enkelin voller Sorge. Ihren Gesprächspartner sah sie nicht an. Sie wusste, dass er ihr das nicht erlauben würde und möglicherweise als Provokation ansehen könnte.

„Sie ist meine Enkelin. Die Einzige, die mich als Lebewesen annimmt. Nicht als Göttin des Lebens. Sie ist die Einzige, die mich als Familienmitglied ansieht. Die normal mit mir spricht. Hast du eine Ahnung, was mir das bedeutet?“

Nun sah sie doch zu ihm auf und tiefer Kummer stand in ihren Augen, was ihm unerwartet einen Stich im Herzen verursachte. Oder zumindest an der Stelle, wo bei normalen Wesen das Herz sitzen sollte. Doch er war ja nicht normal. Wie um ihren Schmerz noch zu verstärken wollte er einen ätzenden und kränkenden Kommentar äußern, immerhin war sie doch die große und geliebte Göttin des Lichts und des Lebens, doch dann hörte er leise in seiner Erinnerung Ravens Stimme, wie sie ihm vor vier Nächten erzählte, dass ihre Großmutter isoliert von allem leben musste und sich in nichts einmischen durfte, was die Belange der Lebenden anging.

„Verstößt du nicht gegen die Regeln, indem du ihr hilfst?“, fragte er schließlich, doch der Hass in seiner Stimme war verschwunden und nur Dunkelheit geblieben.

„Nichts und niemand wird mich davon abhalten können, meine eigenen Kinder zu heilen. Vor allem Raven werde ich immer zur Seite stehen, ganz gleich, was SIE auch immer tun werden.“, sprach sie bitter und bestimmt, dann nahm sie ihre Hand von Ravens Bauch.

Nichts war mehr von der schweren Verletzung zu sehen, noch nicht einmal ein Schatten auf der noch immer bleichen Haut.

„Sie hat zu viel Blut verloren. Ich kann es zwar neu bilden, doch es wird zu lange dauern. Und dann wird ihre Mutter spüren, dass etwas mit ihrer geliebten Tochter geschehen ist.“, murmelte sie wieder mit Schmerz in der Stimme.

So überbrückte er die letzte Distanz zwischen sich und den beiden Frauen und kniete sich der Göttin gegenüber. Dann hob er seine Hand über Ravens Körper und ließ nun seinerseits Magie schweben. Sofort begannen sich Schatten unter dem Mantel, auf dem Raven lag, zu bewegen und zu seiner Hand aufzusteigen. Und die dann das vergossene Blut wirbelte und dadurch gesäubert wurde.

„Ich denke, damit solltest du umgehen können, trotz meiner Hilfe.“, brummte er.

Seine Aggression war verflogen, nur Misstrauen war geblieben und das auch derzeit nur in geringer Form. Jetzt ging es einzig und allein um das Wohl der kleinen Kriegerin.

„Natürlich.“, meinte sie und bat ihn dann mit einer kleinen Handbewegung, die Hand mit dem Blut auf Ravens Körper zu legen.

Dies tat er und dieses Mal war er gefasst genug, um Ravens Bauch wirklich zu betrachten, als er seine Hand darauf legte. Die langen Fingernägel, die seine Hände nun zierten, lagen ruhig auf der weichen Haut, die trotz der Blässe, die sie noch hatte, um ein vielfaches lebendiger wirkte als die Haut seiner Hand. Diese war fast weiß und verdeutlichte ihm so auf schmerzhafte Weise, wer er war. Er schluckte bei diesem Anblick schwer und wie immer, wenn er sich seiner Andersartigkeit so deutlich bewusst wurde, wollte er sie verbergen. Doch das konnte er in diesem Fall nicht, denn Artris, die Göttin des Lichts, benötigte seine Hand, um das vergossene Blut dem angestammten Körper zuzuführen. So verhielt er sich ganz still und spürte dadurch, wie sich Ravens Körper langsam erwärmte. Und gegen seinen Willen spürte er große Erleichterung dabei.

„Du spürst wer sie ist, nicht wahr?“, hörte er schließlich Artris‘ sanfte, leise Stimme, während sie weiterhin ihre Magie auf den Körper ihrer Enkelin wirkte.

Das weckte ihn aus der Betrachtung der bewusstlosen jungen Frau und er sah die schimmernde Göttin schweigend an. Normalerweise hätte er es abgestritten, doch da er Ravens tödliche Verwundung überdeutlich gespürt hatte ergab sich eine solche Erwiderung.

„Du klingst so als hättest du es gewusst.“, meinte er kühl.

„Das habe ich. Seit ich sie nach ihrer Geburt in den Armen gehalten hatte.“, meinte sie und besaß sogar sie Frechheit leicht zu lächeln.

„Du hast es gewusst. Und trotzdem nichts unternommen? Das kannst du jemandem anderen erzählen, aber nicht mir.“, schnappte er wieder etwas aggressiver.

„Oh, ich habe durchaus etwas getan. Oder woher glaubst du hat Raven die Quellen, die ihr Wissen um die dunklen Wesen gebildet haben.“, fragte sie freundlich.

Der Zauber, den sie wirkte, verebbte und so konnte er es wagen sich wieder zu bewegen.

„Du hast WAS?“, fragte er entsetzt, denn sie hatte grade etwas geäußert, was seine Vorstellungskraft sprengte.

So stand er auf und entfernte sich einige Schritte von den beiden Frauen, um das Meer zu betrachten.

„Raven ist deine Wächterin, Tarabas. Es gibt nichts, was daran etwas ändern wird. So gab es nur die Möglichkeit, dass sie dir unvorbereitet gegenübertritt, wenn ihr euch das erste Mal begegnet, so wie meine Wächterin es tat, oder dass sie eben Wissen um die Dunklen erworben hat. In meinen Augen war die zweite Alternative die einzig richtige. Und es war das Einzige, was ich dir, meinem Bruder, Gutes tun konnte nach all dem, was durch die meinen angerichtet wurde.“, meinte die Göttin und streichelte ihrer Enkelin sanft durch das Haar.

Er fuhr sofort wieder zu ihr herum und seine Augen glühten wieder aggressiv silbern, wenn auch dieses Mal nicht aus Hass, sondern aus Empörung.

„Alternative? Du solltest ihr wenigstens die Wahl lassen und nicht einfach entscheiden und sie an ein Monster binden. Glaubst du wirklich, dass Sahva so etwas hier…“, er hob seine Hand auf Augenhöhe an, um diese dann schnell nach unten sinken zu lassen, womit er mit dieser Handbewegung sich und seinen Körper meinte, „… akzeptieren kann? Ich weiß wie ich aussehe, Artris, und jemand wie deine Enkelin sollte sich wahrlich an jemand anderes als den Tod binden. Sie hat wahrlich etwas Besseres verdient.“, schrie er die Göttin an.

Er wusste wie abstoßend sein Äußeres war. Seine weiße Haut, sein tiefdunkles Haar, die Schatten auf seinem Gesicht und die unheimlich glühenden silbernen Augen. Alles an ihm verströmte die Finsternis in ihm. Und, und das war das schlimmste in seinen Augen, er kannte nur Hass und Zorn, wenn er dann mal Gefühle verspürte. Obwohl… als ihn Ravens Seele berührte, in dem Augenblick, als ihr Körper im Sterben lag bevor er diesen in Stasis versetzt hatte, da hatte er noch so viel mehr gespürt. Die Wärme ihres Selbst, welches ihn eingehüllt hatte wie eine warme Decke, ihr Lachen, ihr Optimismus, ihre Selbstsicherheit. All das hatte dazu geführt, dass er vor allem etwas völlig neues verspürt hatte. Angst. Angst sie zu verlieren, obwohl er die junge Frau erst seit wenigen Tagen kannte.

„Hast du nicht eben selbst gesagt, dass sie das selbst entscheiden sollte, Bruder?“, fragte Artris sanft, dann sah sie nach unten.

Sein Blick folgte dem ihren… und er erstarrte. Ravens Augen waren offen, sie sah ihn müde an. Die bernsteingoldenen Augen zeigten die Anstrengung, durch die sie soeben gegangen war. Ihr Blick war dennoch wach genug um alles an ihm wahrzunehmen. Sein Mantel verbarg ihn nicht mehr, er war ihrem Blick in seiner wahren Gestalt schutzlos ausgeliefert. So blieb ihm nichts anderes übrig, um auf ihren Entsetzensschrei zu warten, der ihn sicherlich umbringen würde, obwohl er nicht sterben konnte.

Doch der Schrei blieb aus.
 

Ravens Bewusstsein war schon recht bald nach dem Übertrag ihres verlorenen Blutes zurückgekehrt. Doch bevor sie ihre Augen öffnen konnte hörte sie die Stimme ihrer Großmutter in ihren Gedanken.

//Mein Sonnenschein, tu mir bitte einen Gefallen und öffne deine Augen erst dann, wenn ich dich darum bitte. Und hör jetzt genau zu. Es ist wichtig.//

So ließ sie ihre Augen geschlossen und lauschte, auch wenn ihr erst nicht wirklich schlüssig war, worum es ging und wer überhaupt sprach. Doch dann erkannte sie die dunkle, leicht heisere Stimme des Wächters. Und die Stimme ihrer Großmutter klärte sie dann auf, dass es sich dabei um niemanden anderes als den verehrten König dieses Planeten handelte. Wo sie dies begriffen hatte konnte sie ihn tatsächlich anhand der veränderten Stimme erkennen. So stark war der Unterschied nicht, dennoch hatte sie ihn bei ihrem Treffen nicht erkannt. Sie schämte sich ob ihrer Unaufmerksamkeit. Doch was sie dann weiter erfuhr erschütterte sie noch wesentlich mehr. Ihre Großmutter sprach Tarabas mit ‚Bruder‘ an. Sie brauchte einige Augenblicke, dann verstand sie immer mehr. Er strahlte eine unglaubliche Ablehnung aus, auch wenn sie nicht verstand wieso oder was er und ihre Großmutter meinten, als sie sie als Wächterin bezeichneten. Aber sie spürte sofort, dass er sich selbst hasste. Seine angewiderten Worte, mit denen er sich selbst beschrieb, machten das zusätzlich deutlich. Doch seine Worte, sie solle sich an jemand anderen als den Tod binden ließen in ihr eine Freude aufkommen, die alles in den Schatten stellte, was ihr Herz bislang erfreut hatte. Sie war ein Gothic, schon seit vielen Jahren und liebte alles, was mit der Nacht zu tun hatte. Und sie glaubte an die Götter der Nacht, auch wenn das ihrem rationellen und analytischen Auftreten vollkommen zuwider lief. Bei ihnen stand ein Totengott und wenn sie es richtig verstanden hatte sogar der Älteste überhaupt. Ihre Großmutter nannte ihn Bruder und sie wusste, dass diese und ihr Volk die ältesten existierenden Wesen überhaupt waren. Der Drang ihn anzusehen war übermächtig…

//Sieh ihn dir an, Liebes, so wie er wirklich ist. So wie ich sein Ansehen seit Beginn der Zeit im Herzen trage. Ist er wirklich so grässlich, wie er glaubt?//, hörte sie ihre Großmutter und nichts konnte sie mehr davon abhalten, ihre Augen zu öffnen.

Sie brauchte einige Momente, bis sich ihr Blick vollkommen geklärt hatte, doch dann konnte sie ihn klar erkennen. Es war Tarabas, nichts an seinem wundervollen Aussehen hatte sich nennenswert geändert. Nur seine Augen schimmerten jetzt wie Quecksilber und schienen sogar zu glühen, da er erregt war. Sein schwarzes Haar, welches er im Schloss immer vollkommen glatt und gebändigt offen trug und somit sehr schwer wirkte, war nun wild und gar nicht mehr so schwer. Er trug auch andere Kleidung als im Schloss. Zwar war auch im Schloss immer Schwarz eine Komponente in der Farbwahl seiner Kleider, hier war er komplett in schwarzes Textil gekleidet. Und auch nicht in diesen viktorianisch anmutenden Schnitt, sondern in etwas anderes, was sie nicht zuordnen konnte. Aber das, was sie vor dem noch immer nächtlichen Himmel erkennen konnte, lag unglaublich gut an seinem Körper an und offenbarte mehr als das es verhüllte. Und seine Haut… sie wollte wohlig aufstöhnen. Wie oft hatte sie schon versucht ihrer Haut mit Schminke eine solche Erscheinung abzuringen, wenn sie auf ein Festival ging? Es wirkte immer künstlich, während seine Haut beinahe mondweiß war. Und noch etwas fiel ihr auf. Nämlich seine unglaubliche Ähnlichkeit zu ihrer Großmutter.

//Seid ihr…?//

//Zwillinge, ja. Tarabas ist mein jüngerer Bruder. Mein dunkles Spiegelbild.//, hörte Raven sie sanfte Stimme ihrer Großmutter in ihren Gedanken und ebenso ihren Stolz.

Und sie spürte deren Glück und sah das Schimmern von Tränen in den Augen der Göttin.

//Ich habe ihn so lange nur aus größter Ferne sehen können. Er hat mir so sehr gefehlt.//, gestand Artris ihrer Enkelin.

//Warum?//, fragte Raven nach, während die Tarabas noch immer schweigend ansah.

Dieser schien auf etwas zu warten und war sichtlich verwirrt, dass es nicht kam.

//Das erzähle ich dir ein anderes Mal, Liebes. Jetzt sprich bitte mit ihm, oder er ist gleich fort.//

Traurig betrachtete Raven Tarabas weiter.

„Ich habe euch enttäuscht. Bitte verzeiht.“, sprach sie leise, denn für eine größere Lautstärke fehlte ihr die Kraft.

Die Anspannung, die sie die ganze Zeit von ihm ausgehend spürte, war augenblicklich verschwunden und er richtete sich kurz richtig auf, bevor er näher kam.

„Wie kommt ihr darauf, dass ihr mich enttäuscht habt, Sahva?“, fragte er verwirrt und ging dann neben ihr in die Knie.

„Ich wollte verhindern, dass sich der Wächter von Laos einmischen muss. Die Leute kamen aus meiner Welt. Ihr solltest euch nicht damit befassen müssen. Verzeiht.“, äußerte sie leise und dann tat sie etwas, womit er anscheinend auch nicht rechnete.

Sie streckte ihre Hand aus und berührte die seine, so selbstverständlich, wie sie es schon ein paar Mal getan hatte. Für sie hatte sich nichts geändert, eine Berührung war für sie schon immer ein Zeichen von Zuneigung gewesen. Im Schloss hatte er das akzeptiert. Jetzt zuckte er kurz zusammen, so als wäre ihm die Berührung unangenehm. Doch als Raven Tarabas daraufhin ansah erkannte sie, dass es alles andere als das war. Er war unsicher und sie vermeinte sogar so etwas wie Angst zu spüren. Dies war jedoch schnell vorbei, als er den Sinn ihrer Worte verstand.

„Sahva! Bei allen gütigen Geistern der Finsternis.“, äußerte er mit völligem Unglauben.

„Das waren zehn Personen, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Auch wenn ich euren Kampfstil wirklich bewundere und mich frage, wie ihr als – verzeiht mir diesen Ausdruck – einfacher Mensch ein solches Talent und eine solche Kraft haben könnt, ihr ward von Anfang an unterlegen.“

Ihr Blick traf sich erneut und er sah ihr fest in die Augen. Etwas Seltsames geschah, denn sie hatte mit einem Mal das Gefühl, dass er sämtliche Barrieren, die sie in all den Jahren aufgebaut hatte, um ihre Geheimnisse vor den Telepaten in ihrer Familie zu verbergen, durchschauen konnte.

„Ihr wusstet, dass ihr unterlegen ward.“, stellte Tarabas gleich darauf leise fest.

Sie nickte.

„Raven hat eine erweiterte Wahrnehmung, wenn sie sich konzentriert. Sie kann dann Lebewesen erkennen, auch wenn sie etwas weiter entfernt oder verborgen sind.“, erklärte Artris, dann half sie ihrer Enkelin, damit sie sich aufsetzen konnte.

„Sie kann Seelen erkennen?“, hakte Tarabas sofort bei seiner Schwester nach.

„Ob es Seelen sind kann ich dir nicht sagen, das müsste ein Beherrscher herausfinden, aber sie nimmt auf jeden Fall etwas auf besondere Weise wahr. Und das hat schon vielen Leuten geholfen.“, erklärte die Göttin sanft und stolz, während sie Raven an sich lehnen ließ.

„Ich spüre ihre Anwesenheit, wenn ich den Rahmen meiner Wahrnehmung weite. So konnte ich auch das kleine Mädchen spüren, dass in den Waldsee gefallen war.“, beschrieb Raven die Technik, die sie nutzte.

Zumindest versuchte sie es damit zu beschreiben.

„Das klingt so als erkennt ihr anwesende lebende Seelen mit eurer Aura.“, meinte Tarabas zu ihr, bevor er die Göttin ansah.

„So etwas ist unglaublich selten.“

„Ich weiß. Und stell dir vor, meine süße Enkelin hat diese Tatsache jahrelang vor mir verbergen können, obwohl wir uns sehr oft in Gedanken unterhalten. Wenn sie es nicht möchte kann ich ihre Gedanken und Gefühle nicht sehen.“

„Was?“, fragte Tarabas und es schien, als würde er noch ein wenig blasser werden.

„Tarabas kann es. Mit Leichtigkeit wie mir schien.“, meinte Raven matt.

„Was nicht weiter verwunderlich ist. Du bist seine Wächterin, Liebes. Erinnerst du dich noch an das Schild der Götter, von dem ich dir vor Jahren erzählt habe?“

Raven dachte kurz nach und nickte dann.

„Der Wächter ist doch das Verbindungsglied zwischen der Gottheit und den Sterblichen, richtig? Und sie beschützen die Gottheit vor Anderen, wie sie die Anderen vor dem Zorn und der Willkür der Gottheit schützen.“, meinte die junge Frau nachdenklich.

Artris nickte.

„Außerdem gibt es zwischen einer Gottheit, ganz besonders, wenn es sich hierbei um einen des Alten Volkes handelt, und seinem Wächter keinerlei Geheimnisse. Jeder hat immer Zugriff auf die Gedanken und Gefühle des anderen, jeder versteht den anderen am besten. Sie sind eine Gemeinschaft, vom ersten Blick an, den sie einander in die Augen schauten. Und mit jedem weiteren Blick wird diese Bindung stärker. Und niemand kann das Bedürfnis stoppen sich anzusehen, bis ein gewisses Level erreicht ist.“

Artris kicherte leise, als Tarabas sofort seinen Blick von Raven losriss und ihn auf sich richtete. Sie wusste, er würde das nicht lange halten können. Seine Natur als einer der Alten, den er bislang liebend gerne verdrängt hatte, würde das nicht lange zulassen, nun da er seinen Wächter kannte und ihm so nahe war.

„Dann war das kein Fluch, den du mir damals auferlegt hast?“, fragte er und seine Stimme war bei dieser unbestimmten Erinnerung wieder am grollen.

„Wenn dann sind wir alle verflucht, Tarabas. Ich habe dich nur vorgewarnt. Und gezwungen, dass du wieder deinen festen Körper annimmst und ihn akzeptierst. Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits meine Wächterin im Seelenpool erkannt und ahnte so, dass auch du einen Wächter haben würdest. Immerhin sind wir gleich.“

„Ich bin dein verfluchtes Gegenteil.“, fauchte er sofort.

„Du bist mein dunkler Spiegel, sturer Esel. Ich weiß, die Äußerungen der Anderen haben einen gewaltigen Schaden verursacht, der bis heute fortbesteht. Seit wann lässt du dich von ihnen so beeinflussen?“, meinte die Göttin nun ebenfalls kühl.

Raven spürte, dass sie Tarabas absichtlich reizen wollte. Und ihre Rechnung ging auf. Was die beiden mit einander auch erlebt haben mussten, ein gesundes Geschwisterverhältnis hatten sie nicht.

„Ich lasse mich ganz sicher nicht von ihnen beeinflussen!“, brauste Tarabas sofort auf und eine unglaubliche Kälte schoss sofort von ihm fort.

//Was das Eis am Gleiter und dem Gras erklärt.//, dachte Raven bei sich.

„Und warum glaubst du dann, dass du so wie du jetzt bist das größte Scheusal in allen Welten sein sollst? Das ist doch genau das, was SIE von dir behauptet haben.“, konterte Artris mit einer gewissen Sturheit.

Die gespielt war, wie es Raven kurz darauf durch den Kopf schoss. Anscheinend wollte sie, dass Tarabas etwas begriff.

„Warum glaubt ihr, dass ihr ein Scheusal seid?“, fragte Raven irritiert.

Dieser Mann war nicht nur gutaussehend, in ihren Augen war er regelrecht schön.

„Ich bin das Ende des Lebens, Sahva. Ich kann sogar den Alten das Leben nehmen. Was anderes als ein Scheusal kann ich also sein? Seht euch doch allein meine Haut an. Sie ist ohne Leben. Ganz anders als eure. Oder die eurer Großmutter.“

Er hielt eine seiner Hände in ihre Richtung und sie konnte nicht anders als sie zu ergreifen. Wieder versteifte er sich und spürte das Entsetzen in ihm. Irgendetwas musste bei ihm und den anderen seiner Art fürchterlich schief gelaufen sein.

//Die anderen fürchten ihn. Er allein ist in der Lage, jedem von uns das Leben zu nehmen, noch bevor die Existenz dieses Universums vorüber ist.//, erklärte Artris ganz leise in ihren Gedanken.

Sofort festigte sich Ravens Griff um Tarabas‘ Hand und sie sah ihre Großmutter mit funkelnden Augen an.

„Ihr habt ihn verstoßen? Weil er dein Gegengewicht ist und ihr das Ende fürchtet?“, herrschte sie ihre Großmutter an.

Da sie ihre Großmutter grade anstarrte konnte sie Tarabas‘ Gesichtsausdruck nicht sehen. Nun waren es seine Augen, die kurz feucht wurden, während er die junge Frau entgeistert anstarrte.

„Die anderen haben ihn verstoßen. Ich besaß dort nicht die Kraft, ihn in Schutz zu nehmen. Tarabas mag der Jüngste von uns sein aber er war immer der Stärkere von uns beiden. Seine Kraft war von Anfang an da, meine musste sich über lange Zeit entwickeln. Er ist mein Zwillingsbruder, Raven. Glaubst du wirklich, ich würde ihn hassen? Das habe ich nie.“

„Nicht?“, fragte Tarabas sehr leise und nun war es sein Griff, der sich um Ravens Hand verstärkte.

„Nicht einen Moment lang. Aber bist ich verstand was sie dir angetan hatten, bis ich wusste, warum ich mich überhaupt so einsam fühlte, da warst du fort und dein Hass war gewaltig. Ich habe alles versucht, um den angerichteten Schaden wieder gut zu machen. Doch dein Hass kühlte erst, nachdem ich dich zwang, wieder deinen festen Körper anzunehmen und so schwer verletzte, dass du hier Zuflucht suchen musstest. Es hat mir damals das Herz zerrissen, dass ich dir das antun musste, doch du warst vollkommen außer Kontrolle.“

„Ihr habt mich damals beinahe zerrissen.“, meinte Tarabas leise und Raven konnte den Schmerz bei dieser Erinnerung in seinen Augen sehen und in seinem Innern spüren.

„Ich weiß. Und das habe ich bis zum heutigen Tag mehr als nur bereut.“, meinte Artris traurig.

Raven rappelte sich mühsam auf und folgte ihrer Intuition. Es fiel ihr sehr schwer sich zu bewegen, dennoch schaffte sie es dicht an Tarabas heran und legte behutsam ihre Hand an seine ebenfalls eiskalte Wange. Das riss ihn aus der Erinnerung heraus und er sah sie überrascht und verwirrt an, bevor er begriff, wie nahe sie ihm war. Und wie sie das geschafft haben musste.

„Ihr wart schwer verletzt, Raven. Ihr solltet noch sparsam mit eurer Kraft umgehen.“, tadelte er sie leise, doch war es ersichtlich, dass er ihre Berührung genoss, denn er lehnte sein Gesicht leicht an diese Berührung.

Er sah so unendlich unsicher aus, dass ihr sofort das Herz schwer wurde.

„Schon in Ordnung, es geht schon wieder.“, beruhigte sie ihn mit einem kleinen Lächeln, dann drehte sie sich zu ihrer Großmutter um.

Sie wollte eine Erklärung dafür haben, warum ihm was auch immer angetan wurde und ihre Großmutter spürte ihren Unmut darüber.

//Er wird dir einiges erzählen, wenn er etwas mehr Vertrauen gefasst hat und ich werde meine Sicht auf die Dinge erzählen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür ist, Liebes. Jetzt bitte ich dich nur um eines. Nimm dich bitte meines Bruders an. Er braucht dich.//, richtete die Göttin ihre liebevollen Gedanken an sie.

Ohne dass sie es bemerkte streichelte Raven Tarabas sanft und beruhigend über den Rücken. Er versteifte sich wieder leicht, doch dann sank mit einem Mal sein Kopf leicht nach vorn und er lehnte seine Stirn an ihre Schulter.

//Was kann jemand wie ich ihm schon geben?//, fragte sie verständnislos.

//Genau das, was du grade schon tust, Liebes. Du wirst das richtige tun, das weiß ich.//

Artris erhob sich und ging auf die beiden zu, dann beugte sie sich vor und hauchte ihrer Enkelin einen sanften Kuss auf die Wange. Was zur Folge hatte, dass der Dämon in Ravens Armen leicht den Kopf hob und der Göttin einen glühenden und gleichzeitig finsteren Blick zuwarf, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Dass er sofort einen solchen Besitzanspruch zeigte erfreute das lichte Wesen.

„Ich muss los, Kleines. Sie werden sonst bald entdecken, dass ich mich eingemischt habe. Erhol dich bitte noch ein oder zwei Tage. Wir konnten dich nur bei uns behalten, weil der Herr des Todes so schnell reagiert und dir den Eintritt in sein Reich verweigert hat. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.“

Sie sah Tarabas dabei mit einem ihrer besonders sanften Lächeln an, was ihn ganz leise Grollen ließ.

//So schlimm stand es?//, fragte Raven nach und Artris spürte ihren Schrecken.

Tarabas tat es auch und sofort legte sich seinen Arm um sie, das drohende Grollen wurde lauter.

Artris nickte. //Du warst unglaublich schwer verletzt und bist uns beinahe verblutet. Aber wir haben dich bei uns behalten können und nun bist du geheilt. Das ist alles was zählt.//

Dann sah sie in den Himmel, der sich anschickte, am Horizont einen kleinen Silberstreifen zu bekommen.

„Jene, die dein Vater auf die Reise geschickt hat, werden bald hier sein. Es nähern sich rasch zehn Jäger.“, informierte sie ihre Enkelin.

Raven nickte und ihr beruhigendes Streicheln über Tarabas‘ Haar, welches seinen Rücken bedeckte, wurde etwas intensiver. Sofort wurde das Grollen leiser.

„Danke, Grandma. Ich kümmere mich um alles Weitere.“, meinte sie freundlich. „Und beruhige Mom bitte. Sie wird sicher gespürt haben, dass mit mir etwas nicht in Ordnung war.“

„Mache ich.“, antwortete die Göttin freundlich, dann löste sie sich auch schon in einem sanften Wirbel aus Licht aus und verschwand.

„Dir ist klar, dass du soeben einer hohen Göttin einen Befehl gegeben hast, oder?“, hörte Raven Tarabas Stimme, die nun sämtliches Grollen verloren hatte und drehte sich zu um.

„Ich würde meiner Großmutter niemals einen Befehl geben, euer Hoheit.“, meinte sie verblüfft.

Dann geschah etwas, womit sie niemals gerechnet hatte. Sie hörte ihn lachen, tief in der Kehle und ganz leise, aber es war definitiv ein Lachen.

„Und ob du ihr einen Befehl gegeben hast. Auch wenn es nett verpackt in eine Bitte gewesen war.“

Er richtete sich wieder richtig auf und ließ dieses misstrauische Zusammenkauern hinter sich, welches er seiner Schwester gegenüber die ganze Zeit gezeigt hatte.

„Du hast wirklich keine Angst vor mir, so wie ich jetzt bin?“, fragte er dann noch einmal leise nach und diese Unsicherheit in seiner Art tat ihr weh.

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein. Und ihr seid auch kein Monster. Jedenfalls nicht in meinen Augen.“

Seine Augenlider senkten sich ein wenig, dann beugte er sich vor und er legte seine Stirn an ihre.

„Noch immer so förmlich, obwohl du noch eben erschienst, als wolltest du für mich die Göttin des Lichts bekämpfen.“, raunte er ihr mit seiner eh schon dunklen Stimme zu, die dieses Mal noch eine Nuance tiefer erschien und sie wie Samt einhüllte.

„Junge Wächterin der Finsternis, ich denke, auf eine solche Distanz und Ehrerbietung können wir von jetzt an verzichten, oder? Zumindest wenn ich so bin, wie ich jetzt bin.“

Sie blickte tief in das nun mildere Glühen seiner silbernen Augen und erbebte wohlig. Als Antwort darauf gab er tatsächlich ein zufrieden klingendes Schnurren von sich, dann bewegte er sich leicht und fuhr dann mit Mund und Nase dicht über ihre Haut zu ihrem linken Ohr und dann ihr Gesicht hinab zu ihrem Hals. Automatisch legte sie ihren Kopf zur Seite und ihr Atem wurde schneller. Das also war es, wenn man im Bann eines Dämons stand, fragte sie sich erregt. Daraufhin hörte sie wieder sein leises kehliges Kichern.

„Ist es nicht eher so, dass du einen Bann um den Dämon legst? Geliebte Finsternis, der Geruch deiner Haut ist süchtig machend.“

Sie spürte seine Hand in ihrem Rücken, als er von der Seite nach vorn kam und sein kühler Atem über ihre Kehle strich. Und ehe sie überhaupt eine Ahnung hatte was geschah fand sie sich auf dem Boden wieder, abgeschirmt von der großen Gestalt des schönen Mannes und die Haut ihres Bauches, die noch immer nur mit der Brust-Bandage bedeckt war, spürte das leichte Streichen seiner langen Haare. Wann war sie eigentlich das letzte Mal so erregt gewesen? Und das, wo er noch nicht einmal seine Lippen auf ihrer Haut hatte. Und dieser Mistkerl machte noch nicht einmal die Anstalten, als würde er sie so bald küssen wollen! So ergriff sie die Initiative und legte ihre Hände an seine kalten Wangen, dann dirigierte sie ihn entschlossen nach oben und erzwang sich förmlich den Kuss, nachdem sie lechzte. Wieder war da ein kurzes Innehalten von seiner Seite, dann lernte sie einen Kuss kennen, wie sie ihn keiner ihrer ehemaligen Freunde auch nur ansatzweise hinbekommen hatte. Sie wollte ihn schier verschlingen, so heiß war ihr auf einmal… dann hörte sie mit einem Mal das vertraute Summen ihres Tablets, was sowohl sie, wie auch Tarabas zusammenfahren ließ.

„Ich befürchte meine Leute sind im direkten Anflug.“, murmelte sie an seinen Lippen, als er kurz einmal innehielt.

Da bemerkte sie, dass er mindestens genauso schwer atmete wie sie selbst und langsam sickerte in ihr Bewusstsein, dass nicht mehr viel gefehlt hätte und sie hätte sich ihm an diesem doch etwas unpassenden Ort hingegeben. Etwas, was sie bei einem ersten Date eigentlich niemals tat, doch das war ihr bei ihm vollkommen gleich gewesen. Sämtliche Bedenken, die sie sonst immer gehabt hatte, waren schlichtweg nicht vorhanden gewesen und die Berührung seiner eisig erscheinenden Fingerspitzen hatte sie schier geil werden lassen. Und anscheinend nicht nur sie, denn erst jetzt bemerkte sie, dass Tarabas seine Hände in den gefrorenen Boden gegraben hatte und sowohl leise stöhnte, wie auch knurrte. Er hatte seine Augen geschlossen, während ein Großteil seines Gesichts von seinem tiefschwarzen Haar verdeckt wurde. Da seine Lippen leicht geöffnet waren wollte sie ihm noch einmal einen Kuss entlocken, doch blitzschnell lag seine Hand auf ihren Lippen.

„Nicht.“, presste er hervor, während er noch immer so aussah, als würde er nicht genug Luft in seine Lungen bekommen.

„Noch einen davon und ich vergesse mich völlig. Dann ist es vollkommen gleich, ob jemand kommt oder nicht.“

Völlig verdattert starrte sie ihn an. Davon? Konnte es sein, dass er nicht wusste, dass das, was sie soeben ausgetauscht hatten und was er so meisterhaft zu können schien, Küsse waren.

„Das war ein Kuss?“

Er öffnete seine Augen und sah sie aus glasig erscheinenden Augen an.

„Das kann kein Kuss gewesen sein, süße Wächterin, denn Küsse können niemals so wahnsinnig machen.“

Er betrachtete kurz ihre Lippen, bevor er mit der Spitze eines Zeigefingers über diese fuhr.

Sofort kochte die Lust in Raven wieder hoch und auch Tarabas stöhnte wieder leise auf, dann riss er sich von ihr los und stand ruckartig auf, nur um sich dann an der Außenhülle des nun besatzungslosen Gleiters abzustützen. Sie tat es ihm gleich und atmete einige Male tief durch, dann sah sie sich um. Zwar war ihr immer noch heiß und hätte den Akt, den sie grade begonnen hatten, am liebsten auf der Stelle vollzogen, doch derzeit war dazu einfach nicht die Zeit. Ihr Pferd war nicht weit entfernt und so rief sie es mit einem Pfiff zu sich. Es gehorchte sofort und kam sofort auf sie zugetrabt. Glücklicherweise hatte sie noch Ersatz in den Satteltaschen für ihr völlig ruiniertes T-Shirt eingepackt. Erst jetzt, wo sie die Unmengen an Blut in dem Textil erblickte verstand sie wirklich, wie schlecht es um sie gestanden haben musste. Ein eisiger Schauer rieselte ihren Rücken entlang, dann zog sie entschlossen die Überreste aus und ließ sie zu Boden fallen. Dann holte sie aus der Satteltasche ein neues Shirt heraus.

„Du hast Bilder auf dem Rücken.“, hörte sie mit einem Mal Tarabas‘ Stimme hinter sich und spürte seine ganz vorsichtige Berührung auf der unteren Tätowierung, einer großen schwarzen Feder, von deren Spitze eine helle Flüssigkeit zu tropfen schien.

„Ich weiß.“, meinte sie mit einem sanften Lächeln, dann zog sie eines ihrer Messer aus dem Holster und zerschnitt die ebenfalls völlig blutgetränkte Bandage. So legte sie ihre komplette Tätowierung frei, die sich über die gesamte rechte Seite ihres Rückens erstreckte. Auf ihrem Schulterblatt leuchtete ein weißer Mond sein geheimnisvolles Licht, von ihm aus fielen schwarze Federn herab, die immer größer wurden. Jede Feder hatte eine Bedeutung, jede von ihnen stand für ein Mitglied ihrer Familie. Die Federn ihrer Großeltern und Onkel waren klein, die ihrer Eltern und Geschwister größer. Nur die Feder mit dem flüssigen Mondlicht an der Spitze stand allein. Diese symbolisierte sie selbst und wartete auf einen Begleiter.

„Haben die Bilder eine Bedeutung?“, fragte Tarabas leise und fuhr kurz die gesamten Male ab, nur um dann leicht zu erbeben, wie Raven überdeutlich spüren konnte.

Anscheinend hatte er sich ebenso wenig abgekühlt wie sie, denn auch sie hatte das Bedürfnis, schon wieder über ihn herzufallen.

„Ja. Jede Feder ist ein Mitglied meiner Familie. Die untere Feder bin ich.“, erklärte sie mit leiser Stimme und zog sich rasch das Shirt über, denn sie konnte ein erneutes Summen und leises Pfeifen in der Luft hören.

Einer der Jäger hatte die Atmosphäre durchdrungen und setzte im Licht der Morgensonne zur Landung an.

„Sie sind da.“, meinte sie leise zu Tarabas und drehte sich zu ihm um, um ihm dann ein bedauerndes Lächeln zuzuwerfen.

Er sah ihr tief in die Augen, wobei sie dann Zeuge von deren Verwandlung wurden. Das Leuchten erlosch und aus dem Silber wurde wieder Eisblau. Auch seine Haut nahm eine leichte Tönung an, wenn auch nicht wirklich viel. Er wirkte im Licht der Sonne noch immer blass.

„Leider. Aber das, was du ausgelöst hast, ist nur aufgeschoben, Wächterin.“

Kurz blitzen seine Augen noch einmal silbern auf das dunkle Schnurren, mit dem er sie ansprach, verdeutlichte, dass der Dämon noch da war. Nun war sie es die leicht erbebte, und Tarabas schien das mit einem zufriedenen Lächeln zu registrieren.

Lächeln?

Sofort war Raven wieder fokussiert und tatsächlich erblickte sie noch das letzte Schmunzeln als er in Richtung des landenden Raumschiffes blickte.
 

Keine fünf Minuten später war der Jäger gelandet und die durchsichtige Kuppel des Fliegers öffnete sich. Raven kannte den Piloten und strahlte erfreut.

„André!“, rief sie aus und näherte sich dem Piloten, der auf den Flügel des Jägers kletterte und dann auf den Boden sprang.

Dieser öffnete seinen Helm und gleich darauf grinste ihr das bekannte Gesicht ihres engsten Kollegen entgegen.

„Hallo Chefin. Wir hörten, du kannst Hilfe gebrauchen.“, meinte der Mann, der zehn Jahre älter als sie selbst war.

Sie schlugen ihre Fäuste aneinander, wie sie es in ihrer Staffel immer taten, wenn sie sich begegneten.

„Ja, wir hatten Ärger hier. Die Mannschaft dieses Gleiters hatte mit der Auskundschaftung zu einer Invasion begonnen.“, erklärte sie dem erfahrenen Piloten, der gleich in Richtung des Kampfbereichs schaute und sie dann erschüttert anstarrte.

„Raven… das sieht so aus, als wäre es hier zu einem Großangriff gekommen.“, stieß der Mann aus.

Gemetzel traf es wohl eher und sie suchte nach einer passenden Erklärung für die zerrissenen Körper. Dann spürte sie Tarabas‘ Hand auf ihrer Schulter und sie sah ihn verwundert an.

//Sieh genauer hin.//, meinte er und seine Gedanken waren sanft und er warf ihr ein kleines Augenzwinkern zu.

Sie tat was er gesagt hatte und entdeckte, dass die Männer, die sie getötet hatte, die charakteristischen Verletzungen ihrer Lieblingswaffe oder ihres Lasers zeigten, die Männer, die Tarabas in seinem Zorn zerrissen hatten hingegen waren wieder halbwegs zusammengefügt. Sie wiesen nur scheußliche Schnittwunden auf.

„Was ist mit denen denn passiert?“, fragte André verwundert, der solche Wunden noch nie gesehen hatte.

„Schwertwunden.“, erklärte Tarabas ruhig und als der Pilot und Raven ihn anstarrten trug er neue Kleidung, die eine schwarze Version der Schlosswachen darstellte.

„Habt ihr meiner Chefin geholfen?“, fragte André verwundert, der Tarabas erst jetzt wahrnahm.

Dieser nickte.

„Seine königliche Hoheit hat mich als Begleiter mitgeschickt, damit die Prinzessin einen Begleiter zum Landefeld hatte.“, erklärte er ruhig.

Raven hatte Mühe sich nichts anmerken zu lassen.

„Und ihr seid…?“, fragte André verwundert nach.

„Mein Name ist Tarabas. Ich bin der ranghöchste General seiner königlichen Hoheit.“

Ravens Verblüffung wuchs immer mehr. Tarabas sprach fließend Basic, die Sprache der Föderation. André fiel dies nicht auf, da er einen Chip implantiert hatte, der ihm jede der Föderation bekannten Sprachen übersetzen konnte, ohne dass man einen Unterschied bemerkte.

„Nun, dann muss ich mich für ihre Hilfe bedanken, General. Das diese Männer getötet wurden ist zwar etwas ärgerlich, denn viele hätten sie sehr gern vor einem Gericht gesehen, aber so können sie wenigstens keinen Unheil mehr anrichten. Sie sind nämlich als äußerst brutal bekannt.“

Das hatte Raven durchaus mitbekommen, so schnell wie diese auf sie gefeuert hatten. Auch wenn sie selbst nicht unbedingt unschuldig daran gewesen war.

„Du kennst diese Männer?“, fragte sie erstaunt.

„Ja, leider. Söldner der unangenehmen Sorte. Haben in der letzten Zeit unseren Verbündeten eine Menge Ärger bereitet. Deswegen hat sich die Staffel bereit erklärt, in deinem Urlaub nach den Bastarden zu suchen. Du bist uns aber zuvor gekommen, Raven.“

Er grinste und betrachtete dann die Leichen vor dem Schiff.

„Okay, jetzt müssen wir nur zusehen, dass wir den ganzen Schlamassel von hier weg bekommen, bevor die Bewohner darauf aufmerksam werden. Kannst du die Kiste von hier wegfliegen?“

Tarabas versteifte sich etwas und wollte etwas erwidern, doch sie kam ihm mit einem kleinen Kopfschütteln zuvor.

„Ich habe seiner Hoheit versprochen, unverzüglich nach der Analyse zurückzukehren. Außerdem ist meine Großmutter im Schloss. Sie würde mir den Kopf abreißen, wenn ich mein Wort brechen würde. Du kennst sie.“

„Oh ja, erinnere mich bitte nicht daran.“, meinte André mit einem schiefen Grinsen.

„Gut, dann bleibt mir nichts anderes übrig. Leys, hey Leys. Komm raus Mann, ich brauche dich hier.“

Eine weitere Person stieg gleich darauf aus dem Jäger aus. Tarabas betrachtete zuerst den Mann verwundert, dann Raven.

„Das ist der Waffenoffizier des Jägers. Er wird den Gleiter dann fliegen.“, erklärte sie ihm leise.

„Ah.“, äußerte Tarabas nur und sah dabei zu, wie der Mann ebenfalls zu Boden sprang, den Helm löste und auf sie zukam.

„Hey Leys.“, begrüßte Raven den jungen Mann auf die gleiche Weise wie André.

„Hallo Commander. Donnerwetter, habt ihr hier eine Sauerei hinterlassen.“

„Man tut was man kann. Hör zu, Leys, ich kann hier nicht weg. Kannst du den Gleiter mit den Leichen fliegen? Meine Großmutter ist auch hier und…“

„Oh oh, du brauchst nicht mehr sagen, ich weiß schon. Geht klar. Denke, wenn wir alle mit anpacken haben wir dir Toten in Null Komma Nix verpackt und dann verschwinden wir von hier. Das der Planet unter Protektorat gestellt wurde hast du noch mitbekommen bevor hier die Welt unterging?“, fragte der junge Offizier.

„Ja. Ich schulde Vater mehr als nur einen Gefallen für das Tempo, mit dem er alles durchgepeitscht hat.“

Sie spürte, wie Tarabas sie schweigend aber verwundert von der Seite aus ansah. Dies würde sie ihm später erklären.

„Also dann, frisch ans Werk, meine Dame und Herren. Auf auf.“, scheute André sie alle.
 

Innerhalb von 20 Minuten hatten sie die Leichen der Angreifer im Gleiter verstaut und den Raum, in dem sie die Körper verstaut hatten, in einen Kühlraum verwandelt, damit der Pilot unbehelligt fliegen konnte.

„So, wir verschwinden dann. Die Staffel wird noch eine Weile Kontrolle fliegen, falls es Nacharmer geben sollte. Die Informationen sind sicher schon an Interessenten weitergegeben worden.“, meinte André, bevor er Tarabas ansah.

„Bitte richten sie seiner Hoheit aus, dass wir dafür sorgen werden, dass es nicht noch einmal zu einem solchen Zwischenfall kommen wird. Admiral Tettra wird sich weiterhin für den Schutz des Planeten einsetzen und schnellstmöglich alles in die Wege leiten, damit der Schutz nachhaltig in die entsprechenden Gegenden getragen wird.“

„Ich werde es ihm ausrichten, Commander.“, meinte Tarabas freundlich. „Seid euch seines Dankes gewiss.“

André nickte Tarabas mit einem freundlichen Lächeln zu, dann verabschiedete er sich von Raven, wie er sie begrüßt hatte.

„Ich nehme an du wirst noch ein wenig brauchen, bis du wieder in der Basis bist, oder?“

„Zwei Wochen mindestens denke ich. Keine Ahnung was meine Großmutter sonst noch vorhat. Dies hier ist ihre Geburtsheimat. Das könnte also noch etwas dauern.“, meinte sie.

„Geht klar. Mach dir um uns keinen Kopf, wir kriegen das alles schon ohne dich hin.“

„Darum will ich doch auch gebeten haben, André. Seht zu das ihr verschwindet. Und grüß bitte die anderen von mir.“

Der Pilot kletterte auf den Flügel seines Jägers und verabschiedete sich noch mit einem Winken. Als er dann die Triebwerke startete drückte Raven Tarabas sanft zurück, bis sie einen ausreichenden Abstand zu den beiden Raumschiffen hatten. Dann drehte sie sich zu ihnen um, die bereits drei Meter in der Luft schwebten. Schließlich gaben beide sirrende Geräusche von sich, als auf vollen Schub geschaltet wurden, dann schossen beide hinein in den morgendlichen Himmel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SilverReader
2013-08-16T10:48:46+00:00 16.08.2013 12:48
XD
Ach ja die gute alle Artris XD
Du hast sie schon umgesetzt im Umgang mit Tara.Echt süß hab Zwischendrin echt quitschen müssen XD

Gelungenes Kap. Hat wie immer sehr viel Freude beim Lesen gemacht ^^
Von:  SilverReader
2013-08-16T10:02:14+00:00 16.08.2013 12:02
Ahhhhhhhhh
So geil!
Und ICH Weiß natürlich wer der Dämon ist und das ist dann noch viel Teiler.
*kreisch *
Ich stürze mich jetzt auf das nächste!!!!!!!


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