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Licht der Finsternis

von

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Zusammenführung

Balin öffnete ihr höflich die Tür des Hauses und ließ sie eintreten, dann gingen sie beide zum Wohnzimmer, wo Tarabas, Gabrielle in neuer Kleidung und Larmas beisammen saßen. Die Männer hatten ein ungewöhnliches Spiel zwischen sich aufgebaut, was auf drei Ebenen gespielt werden musste, wie Raven es mit einem kurzen Blick erkannte.

„Nanu Balin, wo kommst du denn auf einmal her?“, fragte Larmas verwundert und setzte einen Spielstein auf die oberste Ebene.

„Ich war neugierig und habe mich draußen etwas umgesehen. Da bin ich dann auf Raven gestoßen, die irgendwie Lebensmittel für eine Bataillon organisiert hat. Der Korb ist schwer, da bot es sich an, dass ich tragen helfe.“, meinte der Wasserdämon und hob den übervollen Korb an, als würde er nicht mehr als eine Feder wiegen.

„Nette Ausbeute.“, meinte Larmas, nachdem er sich etwas gereckt hatte, um den Inhalt zu inspizieren.

„Die Leute wollten vor allem nichts dafür haben nachdem mir rausgerutscht war, dass ich meine kranke Mutter versorgen muss. Ich konnte die Bäuerin nur mühsam davon abhalten, mich hierher zu begleiten. Hallo Tarabas.“, begrüßte sie den Schwarzhaarigen ebenso liebevoll, wie sie sich von ihm verabschiedet hatte und küsste ihn erneut.

Was diesem sichtlich gefiel.

„Willkommen zurück, mein Herz.“, meinte er und lächelte sanft.

„Ich versuche uns mal etwas zu kochen. Wo ist die Küche, Larmas?“, fragte sie.

Der Feuerdämon deutete auf eine Tür, die vom Wohnzimmer abging.

„Da. Hab mir erlaubt, dir schon ein Feuer im Herd anzumachen. Ich hoffe, du kannst mit diesen Geräten umgehen, sind nicht die modernsten Teile.“

„Ich werde schon klar kommen. Hat sich bei den Zwillingen und meiner Ma schon etwas getan?“, fragte sie

Larmas verneinte mit einem Kopfschütteln.

„Das heißt aber eigentlich nichts. Die Reinigung von Magie kann gefühlt ewig dauern und leider kann man das nicht wirklich beschleunigen.“, meinte der Rothaarige und beobachtete mit einem kritischen Runzeln der Stirn einen Stein, den Tarabas scheinbar achtlos auf das Spielbrett setzte.

„Was spielt ihr da eigentlich?“ fragte Raven verwundert.

„Das ist eine Mischung aus Strategie und Schach. Recht anspruchsvoll. Ich konnte es leider länger nicht spielen, weil es magisch unterstützt wird. Und ich stelle grade fest, dass Larmas besser geworden ist.“, lobte Tarabas seinen obersten General.

„Danke.“, meinte dieser und grinste ein wenig verlegen woran man merkte, dass ihm dieses Lob wirklich etwas bedeutete.
 

Raven betrachtete das Spielbrett noch einmal, kam dann allerdings für sich zu dem Ergebnis, dass sie aus dem ganzen nicht schlau wurde. So nahm sie Balin den schweren Korb ab, auch wenn dieser etwas protestierte, und begab sich in die Küche. Dort wanderte sämtlicher Inhalt auf einen ausreichend großen Tisch, wo sie alles Vorhandene ausgiebig betrachtete. Es kam nicht oft vor, dass sie für mehrere Personen kochte, doch sie tat es gern, denn es lenkte sie immer von ihrer Arbeit ab. Außerdem genoss sie dann beim Essen das gesellige Beisammensein.

Nachdenklich sah sie sich um und fand nach einigem Suchen all das, was sie für ein Essen an Utensilien benötigte und in ihrem Kopf nahm ein Plan Gestalt an, was sie aus den Zutaten anfangen wollte. So nahm sie ein Messer zur Hand, prüfte es und stellte erfreut fest, dass es wirklich scharf war, dann machte sie sich an die Arbeit.
 

Eine gute Stunde später nahm Liam im Schlafzimmer seine Hände von Shanas Körper und öffnete langsam seine Augen. Er jüngere Imunas war völlig verschwitzt und matt, obwohl sein Bruder die ganze Zeit hinter ihm gestanden und die letzte Zeit seinen großen Magiequell mit ihm geteilt hatte.

„Und, wie sieht es aus?“, hörte er Rayne leise fragen.

„Ich konnte keine schwarze Magie mehr in ihrem Körper spüren. Tarabas sollte noch einmal lauschen, aber ich denke, alles ist entfernt.“

Er fuhr mit beiden Händen über sein Gesicht.

„Geliebter weißer Mond, ich habe Hunger und Durst.“, murmelte er müde.

Rayne streckte seine Hand aus, auf der sich eine Schale aus Eis bildete, die Wasser enthielt, welches aber nicht gefror.

„Für Wasser kann ich sorgen, alles andere müssen wir draußen schauen.“

Dann betrachtete der Ältere die blondhaarige Frau im Bett. Sie sah bei weitem besser aus als bei ihrer Ankunft. Ihre Haut hatte wieder einen rosigen Schimmer. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Haut fast ein wenig gräulich gewirkt hatte. Nun schlief sie friedlich, der Zauber, der sie beim Übergang durch das Weltentor und während der Behandlung geschützt hatte, war mittlerweile entfernt. Hätten sie diesen nicht aufrecht erhalten hätte sie sicherlich unendliche Schmerzen erlitten. Er war die ganze Zeit mit den Gedanken seines Bruders verbunden gewesen und hatte eine Ahnung, wie schlimm sich die fremde Magie der dunklen Atmosphäre im Körper der Hohepriesterin festgesetzt hatte.

Liam bemerkte seinen Blick, während er das Wasser trank.

„Sie wird sicherlich bald aufwachen. Wir sollten Raven Bescheid geben, ich möchte nicht wissen, welche Sorgen sie sich macht.“, schlug dieser vor, nachdem er das Wasser ausgetrunken hatte.

Die Schale in seiner Hand verschwand und Rayne half ihm auf. Er brauchte etwas, bis seine Beine ihn sicher trugen, dann gingen sie beide zur Zimmertür und öffneten diese. Sofort zog ihnen der wirklich angenehme Geruch von warmem Essen entgegen.

Liam seufzte sofort hungrig auf, dann erst bemerkte er, dass Tarabas, Larmas und Balin, die sich im Wohnzimmer aufhielten, sie aufmerksam und fragend ansahen.

„Alles in Ordnung, ich konnte meines Erachtens nach alle fremde Magie entfernen.“, erklärte Liam mit einem matten Lächeln.

„Soll ich noch einmal nach ihr schauen?“, fragte Tarabas, der sich in der Zwischenzeit leger gekleidet hatte.

„Das wäre wundervoll.“, meinte der Heiler.

Tarabas erhob sich sofort und trat auf die Zwillinge zu. Mit einem kleinen Lächeln legte er Liam seine Hand auf die Schulter.

„Ruh dich aus mein Junge, das hast du dir verdient. Essen sollte es gleich geben, Raven arbeitet schon eine ganze Weile daran.“

Liam nickte und ließ sich mit einem leisen, erleichterten Seufzen auf einen Sessel sinken. Tarabas selbst begab sich zum Schlafzimmer.
 

Leise öffnete Tarabas die Tür zum Schlafzimmer und trat ein. Behutsam näherte er sich der schwachen Frau auf dem Bett. Sie sah bei Weitem besser aus als noch im Rund der Arena, als sie sie ‚erstanden‘ hatten. Er bewegte sich lautlos auf das Bett zu und hob seine rechte Hand, um die Tochter seiner Schwester zu berühren. Kurz bevor er das konnte spürte er auf seinen Fingerspitzen ein leichtes warnendes Kribbeln, ein Zeichen, dass die Person weißmagisch veranlagt war. Er lächelte zufrieden und brauchte seine Sicht nicht verändern, denn das zeigte ihm bereits, dass sämtliche störende Elemente aus dem Körper entfernt waren.

Was ihn noch mehr erfreute war die Tatsache, dass sie einen Moment nachdem er das warnende Kribbeln verspürt hatte, sie ihre Augenbrauen runzelte und leise seufzte. Er zog seine Hand zurück, dann öffneten sich auch schon ihre Augenlider. Zuerst war der Blick aus den blauen Augen unfokussiert und verwirrt, doch dieser Zustand änderte sich rasch.

„Willkommen zurück, Prinzessin.“, begrüßte er Ravens Mutter freundlich und blieb auch dieses Mal bei ihrem Shino-Titel, da es ihm instinktiv zuwider war, sie als Hohepriesterin anzusprechen.

„Ich erinnere mich an euch.“, meinte sie schwach, nachdem sie ihn einige Sekunden angesehen hatte. „Ihr ward dort, als die Auktion geendet hatte.“

„Mit eurer Tochter, das ist richtig.“, stimmte er zu.

Sie sah ihn noch einmal an, dann ließ sie ihren Blick schweifen, während er selbst einen kurzen Gedanken an Larmas schickte, dass dieser bitte Raven Bescheid sagen sollte.

„Bin ich…“

„… in Sicherheit.“, beendete er ihre Frage, ohne dass sie sie ausgesprochen hatte.

Daraufhin sah sie ihn sofort wieder an, diesmal ein klein wenig misstrauisch.

„Ihr befindet euch wieder in einer lichten Welt, auf Laos, um genau zu sein.“, erklärte er dann, woraufhin sich sofort ihre Augen überrascht weiteten.

Sie kannte definitiv den Planeten, von dem ihre Ziehmutter kam, zumindest vom Namen her. Doch noch bevor sie weiter fragen konnte klopfte es sehr leise an der Tür.

„Komm herein, Sahva.“, meinte Tarabas freundlich und trat dann einen Schritt vom Bett weg, damit Ravens Mutter besser zur Tür sehen konnte, ohne sich bewegen zu müssen.

Die Tür öffnete sich und Raven trat mit besorgter Miene ein, lächelte aber sofort erleichtert, als sie ihre Mutter wach erblickte.
 

Augenblicklich war Raven am Bett, ließ sich auf die Knie nieder und schlang dann ihre Arme um den Hals ihrer Mutter. Shana erwiderte diese Umarmung mit einem liebevollen Lächeln, auch wenn es ihr sichtlich schwer fiel, die Arme so zu heben.

„Ich habe mich doch nicht getäuscht. Mein Sonnenschein.“, begrüßte Shana ihre Tochter sanft.

Kurz kuschelte sich Raven an ihre Mutter, dann richtete sie sich wieder auf und wurde sofort von der Blonden betrachtet.

„Die langen roten Haare stehen dir, Liebes.“, meinte Shana auf Basic, nicht wissend, dass Tarabas diese Sprache verstand.

„Sie waren ein Geschenk.“, meinte Raven und setzte sich auf ihre Fersen zurück.

Tarabas spürte sofort wie sie das erste Mal seit ihren Wiedersehen entspannte.

„Keine Extensions?“, fragte Shana weiter und berührte behutsam die Schläfe ihrer Tochter.

„Nein. Ein guter Freund hat sie mir mit einem Zauber verlängert, damit ich mich besser in die Gruppe einfügen konnte.“, erklärte Raven leise und lächelnd.

„Solche Freunde solltest du dir warm halten, Schatz.“, meinte Shana und beide Frauen kicherten leise.

„Ich glaube nicht, dass ich diese Freunde wieder los werde. Nicht, dass ich sie loswerden wollen würde.“, erklärte sie ihrer Mutter.

„Du bist müde, Sonnenschein. Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“, fragte Shana nun mit etwas Sorge.

„Ich habe das auch schon versucht, Prinzessin, aber irgendwie ließ sie sich noch nicht dazu bewegen.“, meinte Tarabas.

Shanas Blick wanderte wieder zu ihm und sie betrachtete ihn noch einmal kurz, dann schenkte sie auch ihm das erste Mal ein Lächeln voller Dankbarkeit.

„Sie kennen meine Tochter noch nicht lange, oder?“, fragte Shana freundlich.

„Leider nein. Erst ein gutes halbes Jahr nach eurer Zeitrechnung.“, meinte er.

„Das dachte ich mir. Würden sie sie länger kennen wüssten sie, dass Raven nichts essen kann, solange sie besorgt ist.“

Tarabas wusste das sehr wohl, da er ja Ravens Seele berührt und ihre Erinnerungen geteilt hatte, aber das musste ihre Mutter nicht unbedingt wissen.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Raven leise.

Shana ergriff die Hand ihrer Tochter.

„Um ein Vielfaches besser, auch wenn ich mich noch sehr zerschlagen fühle. Der Ort, an dem ihr mich gefunden hattet, schien mir nicht wirklich zu bekommen.“

Tarabas zog sich einen Hocker heran und setzte sich dann an das Bett, damit Ravens Mutter nicht so weit hoch sehen musste.

„Ihr wisst nicht, wohin mal euch verschleppt hat?“, fragte er nach.

Sie schüttelte leicht ihren Kopf.

„Nein. Ich konnte auch niemanden verstehen. Doch es war sehr schnell ersichtlich, was sie mit mir vorhatten, nachdem ich nach der Explosion wieder wach wurde.“

Nun wurde Shanas Miene wieder besorgt und sogar etwas ängstlich.

„Weißt du, wie es deinem Vater geht, Sonnenschein?“, fragte sie.

„Gut, mach dir keine Sorgen, Mom. Wir hatten ihn gefunden, bevor wir nach Hinweisen gesucht hatten, wohin man dich verschleppt hatte. Er war oberflächlich verletzt und wollte sich um die Organisation der Rettungstruppen kümmern, als wir aufbrachen.“, erklärte Raven bereitwillig.

Shanas Lächeln kam zurück und sie sah mehr als erleichtert aus.

„Der Göttin sei Dank.“, murmelte sie, woraufhin Tarabas es grade noch schaffte zu verhindern, dass sich sein Lächeln spöttisch verzog.

Seine Schwester hatte mit der Sache noch am Wenigsten zu tun, aber es verdeutlichte ihm Ravens Worte, die sie zu Beginn ihrer Bekanntschaft geäußert hatte, dass ihre Großmutter wahrhaft isoliert war. Sogar von ihrer eigenen Tochter.

„Ich habe mich in einer dunklen Welt aufgehalten, richtig? Ich hatte das Gefühl, als würde mir die Luft dort nicht wirklich bekommen.“, mutmaßte Shana dann.

Tarabas nickte.

„In einer, die schon relativ weit von jeglicher weißen Quelle entfernt und stark mit für euch fremder Magie durchsetzt war. Deswegen fühltet ihr euch dann auch so benommen.“, erklärte er weiter.

Wieder wanderte Shanas Blick sofort zu ihrer Tochter.

„Es geht dir aber gut, ja?“, fragte sie.

„Ja Mom, keine Sorge.“, bestätigte Raven lächelnd.
 

Bevor Shana weiter fragen konnte klopfte es erneut an der Zimmertür und alle blickten dorthin, die sich auch gleich ohne Aufforderung öffnete. Niemand anders als Larmas trat ein, beladen mit einem gut gefüllten Teller und einer großen dampfenden Tasse.

„Wir kamen einstimmig zu dem Schluss, dass die Damen etwas zu sich nehmen sollten.“, meinte der Rothaarige auf Laotisch und drückte Raven den Teller mit dem Selbstgekochten in die Hände, bevor er aus einer Hosentasche das Besteck hervor holte.

„Essen. Jetzt!“, meinte er freundlich.

„Ja General.“, lachte Raven, woraufhin auch Tarabas amüsiert schmunzeln musste.

„Gutes Mädchen.“, grinste er nur, dann stellte er die Tasse auf dem Nachttischchen ab.

„Madame, auch ihr solltet etwas zu euch nehmen. Liam, unser Heiler, meinte, etwas von der Brühe sollte euch gut tun. Ich helfe euch gern beim Aufsetzen.“, bot er Shana an, die ihn verblüfft ansah, dann aber nicht anders konnte als lächelte.

„Vielen Dank.“, meinte sie.

Behutsam wie man es kaum von ihm erwartet hätte schob er seinen doch recht muskulösen Arm unter Shanas Schultern und half ihr dann sanft auf, sodass sie sitzen konnte. Ohne sie loszulassen stopfte er schnell einige Kissen in den Rücken, in die er sie dann sinken ließ. Dann nahm er die Tasse wieder und reichte sie Ravens Mutter. Diese ergriff sie, legte dann aber eine Hand auf die von Larmas und runzelte ein wenig ihre Stirn.

„Ihr seid sehr warm.“, stellte sie leise fest und sah ihn an.

Freundlich erwiderte Larmas ihren Blick und so konnte sie erneut in seine rubinroten Augen sehen.

„Das ist völlig normal für jemanden wie mich, Madame. Ich habe Feuer im Blut“, meinte er nur.

Shana schwieg kurz und sah ihn weiter an.

„Ihr meint das ernst, nicht wahr? Ihr habt wirklich Feuer im Blut.“

Larmas nickte und Raven hielt fast ein wenig den Atem an.

„Ich bin ein Feuerelement, da ist das völlig normal.“, meinte er grinsend, doch dieses Grinsen war vorsichtiger als sonst.

„Ein dunkles Feuerelement, richtig? Soweit ich weiß sehen die wenigen lichten Vertreter eures Elements etwas anders aus.“, meinte Shana nachdenklich, doch alle hörten, dass sie keinerlei Angst hatte.

„Das ist richtig.“

„Ihr wisst doch sicherlich wer ich bin, oder?“, fragte sie leise und etwas zweifelnd.

„Natürlich, Madame. Durch eure Tochter. Außerdem können wir es spüren.“, erklärte Larmas, der noch immer völlig ruhig und freundlich blieb.

„Und dennoch habt ihr mir geholfen…“, stellte sie leise fest.

Wieder sah Shana Larmas einige Sekunden schweigend an, so, als würde sie etwas abschätzen, dann drückte sie sanft dessen Hand und lächelte liebevoll und gerührt.

„Danke.“

„Uns gilt der Dank eigentlich nicht.“, meinte Larmas und löste kurz seinen Blick aus ihrem, um mit einem kurzen Blick auf Tarabas zu deuten.

„Aber dennoch gern geschehen.“

Shana ließ Larmas Hand los und richtete ihren Blick wieder auf Tarabas, der völlig entspannt da saß und die Szenerie beobachtete.

„Ich muss ihnen meinen Dank aussprechen?“, fragte sie den Schwarzhaarigen.

Tarabas neigte ganz leicht in Zustimmung den Kopf.

„Seht es als Freundschaftsdienst an, Prinzessin.“, meinte er sanft und lächelte dann etwas mehr, als Raven sich richtig auf den Boden setzte, sich an seinen Stuhl lehnte und endlich langsam zu essen begann.

„Darf ich erfahren aus welcher der dunklen Welten ihr stammt? Ich habe in den Aufzeichnungen der Lichtpriester geforscht und hatte einige Namen entdecken können.“, bat sie.

„Natürlich. Wir sind Makaianer.“, erklärte er ihr, während Larmas leise zur Zimmertür ging, diese etwas öffnete und ein Handzeichen in den Nebenraum machte.

„Ist das nicht die sogenannte erste dunkle Welt?“, fragte Shana überrascht nach, was nun Raven kurz mit dem Essen inne halten ließ.

„Das ist richtig.“, bestätigte Tarabas Ravens Mutter.

„Du hast vom Makai gehört, Mom?“, fragte Raven überrascht und sah dann auf, als mit einem Mal die Zwillinge, Gabrielle und Balin das Schlafzimmer mit betraten.

Shana betrachtete die Neuankömmlinge aufmerksam und erkannte bei allen, dass sie keinem Lebewesen entstammen konnten, die sie bereits kannte. Dann lächelte sie sie an.

„Ich danke auch euch.“, meinte sie mit einem sanften Lächeln an die Makaianer.

Larmas übersetzte den anderen leise, die sich auch sofort vor Ravens Mutter verneigten.

„Gern geschehen.“, meinte Balin, was dieses Mal Raven übersetzte.

„Ich hatte kurz vor dem Treffen, zu dem dein Vater und ich geflogen sind eine sehr alte Schriftrolle gefunden, in der der Makai als Ursprung aller dunkler Wesen genannt wurde. Ich konnte dir das Schriftstück leider noch nicht geben, da es an die Bibliothek gebunden ist.“, erklärte Shana ihrer Tochter.

„Ihr braucht das Schriftstück nicht von der Bibliothek lösen, Prinzessin. Eure Tochter hat freien Zugang zum Makai. Und zu all seinem Wissen.“, meinte Tarabas ruhig und freundlich.

Sofort sah Shana erst Tarabas, dann Raven an und dieses Mal war sie sowohl überrascht als auch erschrocken.

„Was? Wie?“

„Eure Tochter hat unserm Herrn geholfen. Dafür hat er ihr den sicheren Zugang in unsere Heimat ermöglicht, nachdem er erfuhr, dass sie sich für die dunklen Welten interessiert. Zudem ist nach unseren Gesetzen jeder von uns ihr einen Gefallen schuldig, da sie ihm geholfen hat.“, sprang nun Larmas mit einer Erklärung ein.

Raven verschluckte sich an ihrem Essen und sah den Rothaarigen dann erschrocken an.

„Was?“

„Er hat vergessen, dich auf diesen Umstand hinzuweisen, richtig? Das sieht ihm ähnlich.“, meinte Larmas mit einem breiten Grinsen.

„Ihr habt dieses dämliche Gesetz immer noch aktiv?“, fragte Tarabas stirnrunzelnd in der Sprache der Makaianer.

„Natürlich. Immerhin kommt es äußerst selten vor, dass wir mal Gebrauch davon machen können.“, erklärte Larmas gut gelaunt.

Da die beiden Männer in einer Sprache kommunizierten die Shana nicht verstand sah sie ihre Tochter etwas verwirrt an.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie deswegen, nachdem Tarabas kurz seinen Mund zu einem dünnen Strich auf einander presste.

Er entspannte sich wieder und lächelte dann.

„Ja, keine Sorge. Ich war nur verwundert, dass dieses Gesetz noch immer aktuell ist.“

„Lebt ihr denn nicht im Makai?“, fragte Shana weiter.

„Ich lebe hauptsächlich hier auf Laos, wenn auch nicht ihn diesem Haus.“, erklärte er ihr weiter.

„Und dem König von Laos macht es nichts, dass ein Dunkler hier in dieser Welt lebt? Oder weiß er nichts davon?“, fragte Shana weiter.

Daraufhin konnte Tarabas nicht anders als leise zu kichern.

„Verzeiht bitte, aber ich möchte nicht etwas aus Versehen verraten, was geheim bleiben soll, sollte ich ihm einmal begegnen.“, entschuldigte Ravens Mutter sich sofort.

„Da braucht ihr euch keinerlei Sorgen zu machen, Prinzessin.“, versicherte er ihr.

Raven schüttelte nur leicht den Kopf, immerhin hatte sie seine Marotte zu verheimlichen wer er war schon kennengelernt.

„Mom, Tarabas ist der König von Laos. Er verschweigt das nur gerne bei einem ersten Treffen.“, klärte sie ihre Mutter auf, während Larmas amüsiert mit dem Kopf schüttelte.

Und genau wie ihre jüngere Schwester weiteten sich bei Ravens Mutter erschrocken die Augen.

„Wenn ihr jetzt aufstehen und knicksen wollt, wie eure Töchter es nach der Aufklärung getan haben, bin ich euch böse, Prinzessin. Es ist doch vollkommen unerheblich wer ich bin. Und ihr solltet beileibe “, meinte Tarabas mit einer Spur Strenge in der Stimme.

Woraufhin Shana gleich wieder lächelte.

„Ja, das stimmt allerdings.“, meinte sie und betrachtete noch einmal den Schwarzhaarigen und ihre Tochter, die so völlig entspannt und vertraut an seiner Seite auf dem Boden saß, dass man sofort verstand, dass die beiden gute Freunde geworden waren.

Sie ging allerdings mit mütterlicher Voraussicht davon aus, dass die beiden noch weit mehr verband, es allerdings noch sehr frisch sein musste. Immerhin hatte ihre Tochter seit ihrer Rückkehr von Laos nichts erwähnt was darauf hätte schließen lassen, dass sie einen neuen Mann an ihrer Seite hatte. Noch dazu einen, der, und das musste sie neidlos zugeben, so gut aussah und zu Raven passte wie der Schwarzhaarige.

Liam trat indes an Shanas Seite und berührte sanft ihre Stirn. Zufrieden lächelte er, dann nickte er leicht in Richtung der Tasse mit Brühe, die Ravens Mutter noch immer unberührt in Händen hielt.

„Raven, würdest du deiner Mutter bitte sagen, dass sie die Brühe trinken soll? Sie wird ihr Kraft geben.“

„Mom, der Inhalt der Tasse ist nicht zu Dekorationszwecken da. Du sollst die Brühe bitte trinken sagt Liam.“, richtete Raven ihrer Mutter aus.

Shana kicherte leise, dann hob sie die Tasse gehorsam an die Lippen und nahm einen zögerlichen Schluck. Als sie bemerkte, dass ihr die Brühe bekam trank sie dann mehr auch mit sichtlich wachsendem Appetit. Was Liam mit einem zufriedenen Nicken registrierte.

„Deiner Mutter sollte es schon bald wieder besser gehen.“, meinte er nur und ließ sich dann auch auf dem Boden nieder.

Langsam trank Shana die Brühe und man konnte ihr ansehen, dass ihr die salzige Flüssigkeit mit jedem Schluck besser schmeckte. Dennoch hielt sie nach der Hälfte der Tasse inne.

„Sonnenschein?“, fragte sie dann mit etwas ernsterer Miene.

Raven sah ihre Mutter an. „Ja?“

„Hast du eine Möglichkeit deinen Vater zu informieren? Er wird sich sorgen.“

Raven wollte grade ihre Gabel auf den Teller legen und aufstehen, doch Tarabas legte sofort seine Hand auf ihre Schulter.

„Ich kümmere mich darum. Du ruhst dich bitte aus. Du bist müde, das spüre ich überdeutlich und ich bin kein empathischer Heiler wie Liam.“, meinte er und stand dann auf.

„Wisst ihr denn, wie ihr meinen Mann kontaktieren könnt? Verzeiht, Hoheit, doch Laos ist keine technologische Zivilisation...“, wandte Shana vorsichtig ein.

„Ich habe meine eigenen Wege, wie ich mit eurem Gatten in Verbindung treten kann. Wenn ich einer Person einmal begegnet bin kann ich sie immer wieder finden. Eines meiner Talente.“, meinte Tarabas mit einem kleinen Lächeln.

Dann beugte er sich zu Raven herunter und schenkte ihr einen sanften Kuss. Dieser bewies Shana dann ihre Mutmaßung, vor allem, da sie ihre Tochter danach kurz in der leicht verträumten Art lächeln sah, die sie immer zeigte, wenn sie frisch verliebt war.

„Ich bringe ihn am besten her, was meinst du?“, fragte er Raven leise.

Raven nickte mit einem liebevollen Lächeln.

„Eine klasse Idee.“, stimmte sie zu und sah dann zu, wie Tarabas zur Tür des Schlafzimmers ging, die Tür öffnete und dann den Raum verließ.

Außerhalb des Raumes, wo Ravens Mutter nichts sehen konnte, verschwand er.
 

Es vergingen nur wenige Augenblicke, dann erreichte Tarabas den Ort, an dem das Unglück begonnen hatte. Noch immer lag eine gewisse Hektik in der Luft wie er spüren konnte, doch die Panik, die bei seiner ersten Ankunft vorgeherrscht hatte, war verschwunden. Kurz stand er an dem Ort, an dem er erschienen war, und lauschte, dann konnte er die gesuchte Seele genauestens lokalisieren. Er atmete kurz durch, damit sich seine soeben genutzte Magie wieder verbarg, dann machte er sich auf den Weg.
 

Er bemerkte sofort, dass sich wesentlich mehr Personen an diesem Ort befanden als zuvor. Neben den Teilnehmern des Treffens der Lichtgläubigen, die an ihrer bestimmten Art der Kleidung erkennbar waren, waren noch andere humanoide Personen unterwegs, alle in eine gewisse Art der Uniform gekleidet, die sich durch Farbe und bestimmte Applikationen unterschieden. Es waren Heiler anwesend, die sich hin und wieder freundlich an die Gläubigen wandten und mit ihren sprachen. Er erkannte noch einige mit Verbänden, doch alle sahen bereits wieder sehr wohl aus. Dann liefen viele Personen mit technischen Geräten durch die Gegend, die anscheinend die Trümmer des Anschlagsorts untersuchten. Andere waren sichtlich bewaffnet und sorgten anscheinend für die allgemeine Sicherheit. Kurz runzelte er seine Stirn, während er auf Ravens Erinnerungen zugriff, dann lächelte er leicht. Nun konnte er die Uniformen unterscheiden.

Eine junge Frau, die er als Sicherheitsoffizierin erkannte, erblickte ihn und kam direkt auf ihn zu.

„Sir, kann ich ihnen helfen?“, fragte sie mit einem gewissen Misstrauen, da er neu an diesem Ort war.

„Ja, mein Name ist Tarabas, ich war nach dem Anschlag mit Commander Tettra als erstes hier vor Ort. Ich suche Admiral Tettra. Ich habe eine Nachricht von seiner Tochter für ihn.“, erklärte er in flüssigem Basic.

Noch immer misstrauisch tippte sie sich einmal an ihr linkes Ohr und drehte sich ganz leicht zur Seite.

„Admiral Tettra? Hier ist ein Mann, der sie sprechen möchte. Sein Name ist Tarabas und er...“

Sie verstummte sofort und lauschte, woran Tarabas erkannte, dass sie anscheinend einen Kommunikator benutzte.

„Ja, Sir.“, meinte sie dann sofort und sah ihn wieder an.

„Ich soll sie zu Admiral Tettra bringen, Sir.“, meinte die Frau nun freundlicher und setzte sich dann in Bewegung.
 

Es dauerte nur wenige Minuten, dann erreichten sie eine provisorische Kommandozentrale mit vielen technischen Gerätschaften, in der sämtliche Tätigkeiten zusammenliefen und gemanagt wurden. Zahlreiche Personen eilten hier zwischen den Gerätschaften hin und her, die unter einem großen Zelt aufgebaut worden waren. Tarabas spürte hier die Anwesenheit der Seele von Ravens Vater am deutlichsten. Und noch bevor sie das Zelt erreicht hatten kam die gesuchte Person bereits auf sie zu. Ravens Vater trug dieses Mal eine Uniform und strahlte eine unglaubliche Souveränität aus.

„Guten Abend, Admiral.“, begrüßte Tarabas Marc mit einem kleinen Lächeln.

„Wenn sie hier sind, Tarabas, haben sie dann...“

„Eure Gattin befindet sich in Sicherheit, Admiral. Wir haben sie nach Laos gebracht und sie versorgt. Sie befand sich in einer schwarzmagischen Welt und ist dementsprechend geschwächt.“, berichtete er ruhig.

„Kann ihr geholfen werden?“, fragte Marc sofort besorgt nach.

Die militärische Souveränität, die Tarabas zuvor gespürt hatte, war nun gewichen und zeigte die Sorge, die Ravens Vater die ganze Zeit anscheinend halbwegs verdrängt hatte. Nun kehrte sie im vollen Umfang zurück.

„Sämtliche schädliche Magie wurde aus ihr entfernt, keine Sorge. Ich kenne einen jungen, wirklich sehr guten Heiler, der solch eine Reinigung vollführen kann. Dieser hat sich sofort um eure Gattin gekümmert, als sie in Sicherheit war.“, beruhigte er Marc.

Dieser atmete sofort durch und er brauchte einen Moment um sich zu sammeln. Dann sah er ihn mit einem Lächeln an.

„Vielen Dank.“, meinte Marc nur.

„Wenn ihr abkömmlich seid, ich könnte euch sofort zu eurer Gattin und Tochter bringen.“, bot Tarabas an.

Überrascht sah Marc ihn an, dann drehte er sich kurz zur Kommandozentrale um.

„Einen Moment bitte.“, meinte er und eilte dann zu einem anderen Mann in mittlerem Alter, auf den er sofort einredete.

Tarabas wartete geduldig und sah sich die Umgebung noch einmal genau an. Die Zentrale stand in unmittelbarer Nähe zu einem eingestürzten Gebäudeteil. Hier waren weitere Personen an der Arbeit, es wurde gearbeitet und die beschädigten Mauern abgestützt. Andere hatten Tablets in der Hand und hielten Sensoren in einer Hand, mit der sie die beschädigten Mauerteile anscheinend untersuchten.

„Wir untersuchen den Anschlagsort und versuchen, die Explosion zu rekonstruieren, damit wir den Attentäter ermitteln können.“, hörte Tarabas mit einem Mal wieder Marcs Stimme neben sich.

Er drehte sich sofort zu Marc um und musste dem Mann Respekt zollen, dass dieser sich so problemlos hatte nähern können, ohne dass er auf ihn aufmerksam geworden war.

„Ich kann sie begleiten.“, meinte Marc nur.

Tarabas nickte dem Mann zu, der einen halben Kopf kleiner als er selbst war.

„Kommen sie. Ich bringe euch zu eurer Gattin.“

Den Ortswechsel konnte er nicht an diesem belebten Ort vollführen, so ging er mit Marc von dem zerstörten Gebäude fort.

„Wie kommen wir von hier am schnellsten nach Laos?“, fragte Marc neben ihm.

„Mittels Magie.“, erklärte Tarabas dem anderen Mann. „Das Problem ist nur, dass hier zu viele weißmagische Personen anwesend sind, die ich nicht beunruhigen möchte.“

Marc sah ihn kurz an, dann deutete er mit einem Kopfnicken in eine Richtung.

„Ich weiß, wo wir hin können, ohne dass man uns bemerkt. Kommen sie.“
 

Marc ging nun voraus und um das Gebäude herum, um dann einen Weg entlang zu gehen, der in eine Seitengasse führte. Hier befand sich niemand.

„Reicht das?“, fragte er dann.

Tarabas konnte nicht anders, er musste schmunzeln. Dieser Mann war es wirklich gewöhnt, schnell Lösungen zu erarbeiten.

„Es ist mehr als ausreichend.“, meinte er nur.

„Und jetzt?“, fragte Marc weiter.

Tarabas streckte einfach seine Hand aus.

„Nehmen sie meine Hand, Admiral.“, meinte er nur.

Verblüfft betrachtete Marc die entgegengestreckte Hand, dann ergriff er sie.

„Und nun?“

Schon hüllten sie Schatten ein, die sie allerdings so schnell wieder freigaben, dass Marc sie kaum wahrnahm. Sie befanden sich nun in Larmas' Haus.

„Und nun gehen sie einfach hier hinein.“, meinte Tarabas freundlich, klopfte an die Tür vor ihnen und musste leicht schmunzeln, als er Marcs verwirrten Blick bemerkte.

„Wie...?“, hörte er noch leise, dann öffnete er auch schon die Schlafzimmertür und trat dann zur Seite, damit Marc hineinsehen konnte.

Ravens Vater konnte sofort das Bett sehen, in dem seine Frau lag und setzte sich automatisch in Bewegung.
 

Raven hatte neben dem Bett gesessen und sich mit ihrer Mutter in Tarabas' Abwesenheit unterhalten.

„Du magst ihn. Mehr als das, nicht wahr?“, fragte Shana kurz bevor die beiden Männer eintrafen.

Ein wenig verlegen sah Raven auf ihre Hände und lächelte.

„Dir kann ich wohl nichts vormachen, oder?“, fragte sie nur.

„Ich bin deine Mutter, es wäre schlimm, wenn ich das nicht erkennen könnte, Liebes.“, kicherte Shana und streichelte die Wange ihrer Tochter. „Er sieht klasse aus, das muss ich dir lassen.“

Nun lachte Raven leise auf, doch dann spürte sie dunkle Magie näher kommen. Gleich darauf klopfte es an der Tür, die sich gleich darauf öffnete.

„Sie sind da.“, meinte Raven leise und stand dann auf, dann eilte ihr Vater auch schon in den Raum, fiel vor dem Bett auf die Knie und schlang wortlos seine Arme um seine Frau.

Raven hingegen ging zu Tarabas, der in der Tür stand und lächelte ihn an.

„Hey. Danke.“, meinte sie leise zu ihm und legte ihren Kopf leicht in den Nacken, um Tarabas in die Augen sehen zu können.

Er erwiderte ihr Lächeln. „Hey.“

Dann sah er zu Ravens Eltern und betrachtete sie kurz eingehend. Für andere unmerkbar konnte er an Ravens Eltern eine seltene Besonderheit erkennen, die nur für einen Seelenwächter ersichtlich war.

„Das erklärt einiges.“, murmelte er und zog dann Raven mit in den Flur, bevor er die Tür zum Schlafzimmer schloss.

„Erklärt was? Was meinst du?“, fragte Raven verwirrt.

„Deine Eltern lieben sich sehr, nicht wahr? Und sie können nicht lange voneinander getrennt sein?“, fragte er Raven statt direkt eine Antwort zu geben.

Raven nickte nur verwundert.

„Wir Seelenwächter bezeichnen zwei Partner, die so besonders eng an einander hängen als Seelengefährten. Ihre Seelen gehören zusammen und bilden eine Einheit. Das ist selten. Ich beispielsweise kann hören, wie die Seelen deiner Eltern harmonisch im gleichen Ton singen. Das ist immer etwas sehr Schönes.“

Er betrat mit Raven das Wohnzimmer, in das sich die anderen Makaianer zurückgezogen hatten und ebenfalls dem Essen zusprachen.

„Es kommt nicht selten vor, dass sich Seelenpartner über mehrere Leben hinweg suchen. Wenn sie sich gefunden haben sind sie sowohl besonders stark, als auch besonders gefährdet. Sie sind quasi ein Lebewesen in zwei Körpern, spüren, wenn es dem anderen gut oder schlecht geht und kämpfen für den anderen bis zur völligen Aufgabe. Nur leider ist es so, wenn ein Partner stirbt dauert es in der Regel nicht lange, bis der andere folgt. Ich weiß, das ist alles andere als erfreulich für diejenigen, die den Partnern nahestehen.“, erklärte er Raven ruhig.

„Haben wir Seelenpartner gefunden?“, fragte Larmas überrascht, der mitten im Essen inne gehalten hatte, als er die letzten Worte von Tarabas‘ Erklärung hörte.

„Ravens Eltern sind Seelengefährten.“, erklärte der Schwarzhaarige den Anwesenden, die auch gleich alle angenehm überraschte Laute von sich gaben.

„Für uns Dunkle im Allgemeinen und den Makaianern im Besonderen ist nichts erstrebenswerter, als den eigenen Seelengefährten zu finden. Nicht nur, weil man damit in der Regel in völliger Harmonie lebt, man gibt den Nachkommen auch die perfekte Grundlage dafür mit, besonders stark zu werden. Wie man ja an dir gut sehen kann.“, erklärte er lächelnd weiter.
 

Raven erwiderte das Lächeln, doch nun, da alles wieder in den richtigen Bahnen lief, schlug bei ihr die Erschöpfung zu. Sie war seit der Rückkehr vom Festival noch nicht einmal zur Ruhe gekommen, müde war sie quasi schon gewesen, seit sie sich in ihrer Wohnung auf das Sofa gelegt hatte. Seither hatte sie mehr oder weniger unter Dauerstrom gestanden. Tarabas spürte das sofort, auch Liam hob seinen Kopf und sah in ihre Richtung.

„Du solltest dich dringend hinlegen, mein Herz.“, empfahl Tarabas sanft.

„Ja, das klingt vernünftig.“, meinte sie nur.

Larmas kam auf sie zu.

„Kleines, ich hab leider nur ein Bett hier im Haus und das belegt deine Mutter. Was hältst du davon, wenn Tarabas dich rüber ins Schloss bringt und du da bei ihm erst einmal ausschläfst? Wir bleiben derweil hier und haben mindestens ein Auge auf deine Eltern.“, schlug der Feuerdämon vor.

Raven zögerte etwas, denn sie fühlte sich seltsamerweise für ihre Eltern verantwortlich.

„Spricht dein Vater die Sprache der Shino?“, fragte Larmas weiter.

„Ja klar, aber…“

„Kein Aber. Zumindest ich kann mich dann mit deinen Eltern unterhalten und beide werden es schon einsehen, dass du etwas Schlaf brauchst. Sieh zu, dass du Land gewinnst. Und keine Sorge, ich kann mich auch richtig benehmen. Zumindest deine Mutter schien mich ja schon ganz sympathisch zu finden, auch wenn ich ein Dunkler bin.“

Nun musste Raven leise lachen.

„Meine Mutter mochte dich auch, da brauchst du dir keine Gedanken machen, Larmas. Ist gut, ich leg mich etwas hin.“ Sie sah Tarabas an. „Wenn es denn für dich in Ordnung ist, dass ich bei dir im Schloss etwas schlafe.“

Larmas konnte ein leises Lachen seinerseits nur mühsam unterdrücken. Er wusste, dass Raven noch eine Menge über ihre Art lernen musste. Denn wenn Tarabas auch nur entfernt anderen Dunklen ähnlich war - wovon man ausgehen musste, da er der Ursprung der Finsternis war – dann würde er ihren Schlaf mit Krallen und Zähnen verteidigen. Wenn nicht sogar mit mehr.

„Natürlich ist das in Ordnung.“, meinte Tarabas mit einem sanften Lächeln.

„Dann verschwindet, wir haben hier alles im Griff. Wir sehen uns später, kleine Schwester.“, meinte Larmas.

Und noch bevor Raven etwas Weiteres sagen konnte legte Tarabas seine Hand auf Ravens Schulter und beide verschwanden in einem kleinen Wirbel aus Schatten.
 

Marc kniete eine Weile wortlos neben Shana am Bett und spürte ihr sanftes Streicheln, während er seinen Kopf auf ihre Brust gelegt hatte. Langsam fiel die bleierne Angst von ihm ab, die ihn nach Ravens Verschwinden am Anschlagsort im Griff gehabt hatte.

„Wie geht es dir?“, hörte er Shana leise fragen, während er ihre Nähe genoss.

Sofort hob er seinen Kopf und sah seine Frau an.

„Besser als dir würde ich sagen. Du bist blass.“

Sie lächelte nur.

„Mir geht es schon um ein Vielfaches besser als da, wo man mich hingebracht hatte.“, versicherte sie ihm.

„Du warst die Einzige, die verschwunden war. Wo hat man dich denn hin gebracht?“, fragte Marc und setzte sich nun richtig auf.

„In eine Welt, in die ich nicht hingehöre. Dunkle Magie herrschte vor. Und das ist mir wahrlich nicht bekommen.“

„Ravens Freund hatte so etwas gemutmaßt, als sie mich gefunden hatten. Also lag er damit nicht falsch.“, murmelte er und sah Shana nachdenklich an.

„Das Schlimmste war, dass ich zu einem Sklavenmarkt gebracht worden bin. Anscheinend schließt sich der Kreis, den das Schicksal beschreibt, doch immer.“

Sofort sah Marc sie alarmiert an.

„Wie haben sie dich befreien können?“

„Sie haben mich freigekauft, anders war es wohl nicht möglich. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Tarabas das Geld dafür aufgebracht.“, meinte Shana leise und auch ein wenig bedrückt.

„Freigekauft?“, keuchte Marc auf und Shana nickte.

„Konnten sie dich nicht anders befreien?“

Shana schüttelte mit dem Kopf.

„Dieser Ort muss gewaltig gewesen sein, auch wenn ich nicht wirklich erspüren konnte, wie gewaltig. Aber es waren unzählige Personen allein in dem Bereich, in dem ich nach der Explosion aufgewacht bin. Was ich sehen konnte war der gesichert wie ein Hochsicherheitgefängnis. Sie hätten keine Chance gehabt einzudringen, glaub mir.“

Sie ergriff seine Hand und drückte sie liebevoll.

„Tarabas sagt, ich soll meine Befreiung als Freundschaftsdienst ansehen und ich glaube ihm das.“

„Aber wir wissen nur, dass er ein Freund von Raven ist und dass anscheinend auch erst seit kurzem, denn sie hat ihn noch nie erwähnt. Was, wenn er irgendwann Forderungen stellt, die wir dann erfüllen müssen? Wir kennen ihn nicht.“

Shana drückte seine Hand fester, denn sie ahnte, dass ihr Mann gedanklich wieder einmal auf dem Weg war, nur das Negative sehen zu wollen.

„Seit wann traust du dem Urteil deiner Tochter nicht mehr?“, fragte sie sanft.

Sofort beruhigte Marc sich wieder ein wenig.

„Schatz, mir vertraust du doch, oder?“

„Natürlich, das weißt du.“, antwortete er mit einem bisschen Empörung in der Stimme. „Aber er erscheint mir etwas… seltsam, ich kann es nicht anders bezeichnen. Er ist freundlich und ich kann mir nicht helfen, ich mag ihn. Aber dennoch… ich kann es nicht benennen, was es ist, was mich ein wenig an ihm stört. Es ist auch nicht viel, aber…“

„Er ist ein Dunkler.“, meinte Shana nur und sofort sah Marc seine Frau verdutzt an.

„Bist du dir sicher?“, hakte er nach, denn er wusste, was das bedeutete.

Shana schnaubte etwas und lächelte.

„Natürlich. Ich spüre es, so wie ich weiß, dass er weiß, wer ich bin. Er ist der König von Laos, Schatz.“

Völlig perplex starrte er Shana an. „Was?“

„Aber das ist noch nicht alles. Hast du Raven und ihn bei einander gesehen? Ich meine, hast du die beiden einmal wirklich betrachtet?“

„Ich hatte ein bisschen was anderes um die Ohren, nachdem ich nach der Explosion wieder aufgewacht war.“, meinte er ein wenig spitz.

Shana konnte nicht anders und kicherte etwas.

„Schatz, du wirst es nicht gerne hören, aber du wirst dich an ihn gewöhnen müssen befürchte ich. Ich denke nämlich, dass wir unseren Schwiegersohn getroffen haben, auch wenn das im Bezug auf ihn seltsam klingt. Er müsste nämlich um ein Vielfaches älter als ich sein.“

Marcs Miene verdüsterte sich ein wenig.

„Raven ist noch viel zu jung für einen Ehemann.“, brummte er.

Nun konnte Shana nicht anders und lachte.

„Raven ist 28 wenn ich dich daran erinnern darf. In weniger als anderthalb Jahren bekommt sie ihren Kapitänsrang zugesprochen, den sie, wie wir beide wissen, schon längst verdient hat. Sie ist erwachsen. Und glaub mir, die beiden gehören zusammen.“

„Wenn du mir jetzt sagst, dass ich mich bald auf Enkel einstellen sollte kotz ich, ich warne dich.“, grummelte Marc halbherzig, denn er wusste ja, dass seine Älteste, die ihm am nächsten stand, nicht immer bei ihnen bleiben würde.

Shana lachte erneut.

„Tut mir leid, aber ich befürchte, irgendwann in der nächsten Zeit sollten wir beide uns mit diesem Gedanken einmal auseinander setzen.“
 

Es klopfte mit einem Mal höflich an der Tür und beide drehten sich dorthin um.

„Ja bitte?“, bat Shana die Person vor der Tür herein.

Diese öffnete sich und Larmas trat mit einem Schmunzeln ein.

„Wäre ich jetzt unhöflich würde ich fragen, ob ich mitlachen darf. So frage ich einfach mal, ob ihr kurz für mich Zeit habt. Ich hätte nämlich etwas mit euch und eurem Gefährten zu besprechen, Madame.“, meinte der Rothaarige freundlich.

„Natürlich, kommt herein, Larmas.“, meinte Shana mit einem Lächeln.

Larmas trat ans Bett und wandte sich erst einmal an Marc, der ihn musterte. Natürlich entging ihm die leichte Verwunderung im Blick von Ravens Vater nicht, doch der Mann war durch und durch Soldat, er ließ sich kaum etwas anmerken.

„Ich möchte mich auch euch erst einmal vorstellen, Admiral. Ich bin Larmas, der oberste General des Makai und Stellvertreter unseres Herrschers. Ich bin, wie ihr euch vielleicht denken könnt, ein sogenannter Dunkler oder Dämon, wie die meisten Bewohner der lichten Welten uns nennen würden.“, stellte der Rothaarige sich vor und reichte dem anderen Mann seine Hand zur Begrüßung.

Marc schlug ohne Zögern ein.

„Verzeiht mein Misstrauen, aber wie steht ihr als General zu Tarabas?“

„Da gibt es nichts zu verzeihen, das ist ganz selbstverständlich, vor allem, wenn es um die eigene Familie oder den Clan geht. Tarabas ist, verzeiht Madame, dass er das nicht selbst erwähnt hat, da ist er leider etwas eigen, auch mein Herrscher.“

„Weil er der König von Laos ist?“, fragte Marc weiter, weil er sich ein Bild von allem machen wollte.

„Nein, weil er auch und zuallererst der oberste Fürst des Makai ist. Auch wenn er bereits seit vielen Generationen hier lebt.“

Ravens Eltern starrten Larmas fast ein wenig entsetzt an.

„Was macht der oberste Fürst der ersten dunklen Welt hier auf Laos?“, fragte Shana mehr als überrascht.

„Ich denke mal, er fühlt sich hier einfach wohl.“, war Larmas‘ simple Antwort und malte mit seinem linken Zeigefinger ein kurzes Zeichen vor sich in die Luft, welches kurz flammend sichtbar wurde, dann stand ein zweiter Hocker neben dem Bett.

„Ihr seid Magier?“, fragte Marc nach, obwohl das ersichtlich war.

„Sind alle Makaianer im bestimmten Maße. Wenn sie allerdings etwas mit Feuer brauchen bin ich ihr Mann. Ich bin ein sogenanntes Feuerelement. Das heißt, ich beherrsche Feuer in allen Erscheinungsformen.“

Larmas setzte sich.

„Wie gesagt, Tarabas fühlt sich hier sehr wohl, deswegen verbringt er den Großteil seiner Zeit hier bei dem Volk, welches sich vor langer Zeit um ihn gekümmert hatte, als er auf einer seiner Reisen in den Welten des Lichts angegriffen wurde. So zumindest hat er es mir erzählt. Nach unseren Gesetzen hätte er nur für die Zeit in Laos bleiben müssen, die die Bewohner sich um ihn gekümmert hatten, doch er entschied sich zu bleiben. Das ist alles.“

„Worüber wolltet ihr denn mit uns sprechen, Larmas?“, fragte Shana liebevoll nach, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen.

Larmas biss sich kurz auf die Lippen und schien für einen Augenblick nach den richtigen Worten zu suchen.

„Ich wollte euch bitten, mir die Erlaubnis zu geben, eure Tochter weiter auszubilden.“, sprach er das aus, was ihm auf dem Herzen lag.

„Raven ist gut, ohne Zweifel, das hat sie uns auf der Reise zum Sklavenmarkt bereits gezeigt. Aber da es sich ja abzeichnet, dass sie und Tarabas eine engere Verbindung eingehen werden, wäre es für sie besser, wenn sie mehr über uns lernt. Wir mögen euch jetzt freundlich erscheinen und ich finde das sind wir auch, aber die Völker der dunklen Welten unterscheiden sich in vielem von eurer Heimat. Schon allein deswegen hätte sie eine Menge zu lernen. Zudem hat Tarabas sie als Anwärterin des Inneren Kreises des Makais ausgewählt, da müsste sie besonders drauf vorbereitet werden.“

„Innerer Kreis?“, fragte Marc stirnrunzelnd nach.

„Unsere Gesellschaft ist hierarchisch wie eine Pyramide aufgebaut, Admiral. Der Innere Kreis sind die obersten Generäle rund um unseren Herrscher, also alle, die mit im Raum waren, als wir euch freigekauft hatten, Madame. Bis auf meine Schwester und den jungen Krieger, die auf dem Boden saßen. Wir sind derzeit fünf, eure Tochter soll anscheinend die sechste werden und einen offiziellen Rang im Makai einnehmen neben der Tatsache, dass sie die Gefährtin unseres Herrschers ist.“

„Das klingt so, als hätten die beiden schon geheiratet.“, meinte Marc mit einem gequälten Lächeln.

„Wir haben so etwas wie eine Hochzeit nicht, Admiral. Wenn wir mit jemandem zusammenleben wollen tun wir das, da gibt es keine Zeremonie für. Nein, wir spüren bei den beiden einfach, dass sie zusammen gehören.“

Ein bisschen triumphierend sah Shana ihren Mann an, da sie genau das wenig vorher auch geäußert hatte.

„Ihr seht bei dem Gedanken, dass eure Tochter einen Partner hat, nicht sonderlich begeistert aus, wenn ihr mir die Bemerkung einmal erlaubt.“, meinte Larmas mit einem amüsierten Grinsen, denn etwas ähnliches kannte er aus seiner eigenen Familie.

„Ich gehöre leider zu den Vätern, die etwas Bauchschmerzen dabei haben, wenn sich die Töchter einen Freund aussuchen.“, gestand Marc mit einem leicht gequälten Lächeln.

„Kenne ich aus meiner eigenen Familie. Das ist wohl in allen Welten gleich.“, grinste Larmas nun breit.

„Ist Raven denn damit einverstanden, dass sie sie ausbilden wollen?“, lenkte Marc das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zurück.

„Ich wollte erst mit euch sprechen. Ihr seid ja sowohl Familie wie auch Vorgesetze, wenn ich das richtig verstanden habe.“

Ravens Eltern nickten beide.

„Das rechne ich ihnen hoch an, General, doch diese Entscheidung hat Raven zu treffen. Wenn sie dies möchte stehen wir ihr ganz sicher nicht im Wege.“, meinte Marc dann nur und seine Frau lächelte bestätigend.

„Dann werde ich das tun.“, meinte Larmas freundlich.

„Wo ist Raven eigentlich? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie nicht mehr hier im Haus ist.“, meinte Shana mit einem Mal.

„Das ist richtig. Sie war erschöpft, deswegen haben wir sie mit Tarabas ins Schloss geschickt, damit sie etwas schlafen kann. Es gibt hier im Haus leider nur eines und das ist derzeit belegt.“



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