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Deadly Weapon

von

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Neue Wege

Shin und Ko-Ki erreichten gerade die Gruppe, als Yomi den letzten Ast plazierte und so den Unterschlupf vollendete. Freudig überrascht betrachtete Ko-Ki die Konstruktion und rüttelte etwas daran, um die Standfestigkeit zu testen. Zufrieden ließ er wieder davon ab und wendete sich an Nao und Iv.

»Habt ihr etwas herausgefunden?«

Die Beiden nickten.

»Wir warten aber, bis Aoi und Reno aus der Stadt zurück kommen.«

Auf Rukas Worte hin blickten alle besorgt hinunter auf die Stadt. Es begann langsam zu dämmern und die ersten Regentropfen fielen. Zusammen verkrochen sie sich in den Unterschlupf und kuschelten sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Ein Donnern ertönte krachend und bedrohlich aus dem Himmel. Dann folgte die Sintflut.
 

Der Regen durchweichte innerhalb von Sekunden die Zeitungen und verdunkelte durch seine Nässe das Grau der Straße und der Häuser. Reno hätte nie gedacht, dass die Stadt noch trostloser hätte aussehen können. Jetzt wurde er vom Gegenteil überzeugt. Er wendete sich zu Aoi.

»Es wird dunkel... Ich glaube wir können uns langsam auf den Weg machen und mal gucken, ob da irgendetwas interessantes passiert.«

Der Schwarzhaarige nickte und erhob sich vom staubigen Boden, auf dem er bis eben noch gesessen hatte. Zusammen verließen sie aus dem Kiosk, in dem sie Unterschlupf gefunden hatten, und traten heraus in den Regen. Da es förmlich aus Eimern goss, waren die Beiden nach einigen Sekunden schon bis auf die Knochen durchweicht. Ein Blitz zuckte über den Himmel und tauchte die Straßen einen Augenblick lang in Licht. Aoi und Reno liefen die Straße hinunter und achteten dabei auf Geräusche. Nach einigen Schritten stürzte eine Flut von Geräuschen auf sie ein. Sie hörten mehrere Schüsse, die zeitnah an unterschiedlichen Orten abgefeuert wurden, das Weinen eines Kindes, das Wimmern und Flehen einer Frau. Aoi begann gleich nur die wichtigen Eindrücke herauszufiltern und konnte eine Gruppe von Männern hören, die sich in der Nähe unterhielten. Auch Reno schien sie bemerkt zu haben und legte den Kopf schräg, um genauer herauszufinden, wo sie sich befanden. Die beiden Deadly Weapons warfen sich einen Blick zu und setzten sich in die gleiche Richtung in Bewegung. Sie überbrückten innerhalb von einigen Sekunden die Distanz und blieben an einer Ecke stehen. Vorsichtig lugte Aoi um die Ecke und entdeckte eine Gruppe von Männern, die unter einem Vorbau saßen. Reno wartete einen Moment lang und beugt sich zu Aois Ohr hinab.

»Wir sollten sie ansprechen. Die haben eh keine Chance gegen uns.«

Der Schwarzhaarige nickte und zusammen traten sie um die Ecke. Kaum erblickten die Männer die Beiden, senkte sich Schweigen über sie. Zögernd schritt Reno auf die Gruppe zu und räusperte sich. Bevor er allerdings etwas sagen konnte, erhob sich einer der Männer. Er war stark bemuskelt und trug einen Drei-Tage-Bart.

»Was suchen denn zwei Kinder wie ihr hier?«

Bei dem Grinsen des Mannes stellten sich bei Aoi alle Haare auf und er gab ein drohendes Knurren von sich. Die Fremden schienen zu bemerken, dass Reno und Aoi anders waren. Der Mann ließ sich allerdings nicht beirren und trat näher heran.

»Ich würde sagen ihr verpisst euch von hier... Oder wir schlagen euch eure hübschen Gesichter ein.«

Aoi zuckte nicht einmal mit der Augenbraue, während er sich Auge in Auge mit dem Mann wiedersah. Diesmal bleckte er seine spitzen Zähne. Ein Schatten legte sich über das Gesicht des Mannes. Innerhalb von Sekunden hatte er eine Waffe gezogen und richtete diese auf Aois Gesicht.

»Ich weiß, was du bist...«

Überrascht blickte Reno den Mann an. Dieser sprach unbeirrt weiter.

»Über euch gibt es so viele Artikel in den Zeitungen... Ihr seid diese Monster, die im Krieg kämpfen...«

Die anderen Männer wurden jetzt nervös und begannen unter einander zu reden. Der Drei-Tage-Bart-Mann funkelte Aoi böse an und trat einen Schritt zurück. Mit seiner Waffe schwenkte er immer wieder zwischen Reno und Aoi hin und her.

»Ich habe eben gesagt ihr sollt euch verpissen... Also macht, dass ihr davon kommt! Wir wollen mit so was wie euch nichts zu tun haben!«

Die Beiden erkannten, dass es keinen Sinn hatte zu versuchen eine Konversation zu starten. Also drehten sie sich einfach um und gingen wieder um die Ecke. Kaum waren sie aus dem Blickfeld der Männer verschwunden, blieben sie wieder stehen und lauschten. Ihr Auftreten würde zumindest das richtige Gesprächsthema einleiten.

»Ich fasse es nicht, dass zwei von DENEN hier in der Stadt herum lungern...«, erklang die Stimme des Drei-Tage-Bart-Mannes.

»Ich auch nicht. Aber sie sollten dankbar sein, dass sie nicht in Hirakata gelandet sind. Da unten in Japan geht ja richtig die Post ab. Wenn sie da gelandet wären, würden sie jetzt nicht mehr leben.«

Von der Akustik her hätte Aoi geschätzt, dass der Mann, der gesprochen hatte, links vom Drei-Tage-Bart-Mann saß. Der Satz hatte allerdings schon gereicht. Er tauschte mit Reno einen Blick und beide drehten sich um, verschwanden die Straße hinunter und rasten weiter mit einem wahnsinnigen Tempo durch die Stadt. Aoi machte einen Satz und sprang auf einer der Dächer. Reno folgte ihm. Zusammen sprangen sie von Dach zu Dach und hatten nach einigen Sekunden den Rand der Stadt erreicht. Sie jagten den Hang hinauf und entdeckten den kleinen Unterschlupf, den die Gruppe aus Ästen und Blättern zusammengebastelt hatten. Klitschnass traten Aoi und Reno in das Versteck und schüttelten sich den Regen aus den Haaren. Ruka erhob sich und begrüßte die Beiden freudig.

»Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Ich dachte schon, euch wäre etwas passiert.«

Die Drei setzten sich wieder hin. Shin musterte die Beiden und erhob schließlich das Wort.

»Da wir ja jetzt alle zusammen sind, können wir ja endlich zusammentragen, was ihr herausgefunden habt.«

Ko-Ki sprach zuerst und trug zusammen, was er und Shin herausgefunden hatten.

»Etwas wirklich interessantes haben wir eigentlich nicht entdecken können. Es gibt nichts zu Essen, alle Läden wurden ausgeräumt und die Straßen waren menschenleer. An Infos haben wir rein gar nichts zusammentragen können.«

Ruka nickte und wendete sich an Nao und Iv.

»Ihr habt ja vorhin schon gesagt, dass ihr etwas herausgefunden hättet.«

Nao nickte und griff in seine Hosentasche. Er zog eine zerfledderte und schmutzige Zeitungsseite heraus. Diese entfaltete er und legte reichte sie an Ryouga, der neben ihm saß. Das Foto machte die Runde und wurde zuletzt an Aoi gereicht. Er nahm das Blatt in die Hand und blickte auf den weißen Wolf, der über dem Artikel abgebildet war. Sein Herz machte einen Satz und begann wie wild zu rasen, während ihm abwechselnd heiß und kalt wurde. Seine Augen schossen die Zeilen entlang und er saugte jedes der Worte auf, die in dem Text standen. Nachdem er zu ende gelesen hatte, ließ er das Blatt sinken und schluckte schwer. Eine angespannte Stille hatte sich über die Gruppe gelegt und alle mussten verarbeiten, was sie gesehen hatten. Und er erging ihnen allen gleich. Sie alle wussten, dass sie dafür geboren waren dieses Wesen zu beschützen.
 

Kyo rannte trotz des Regens unbeirrt weiter. Der Donner und die Blitze jagten ihm nicht im geringsten Angst ein, während er über die schlammige Wiese jagte. Vor gut einer Stunde hatte er sich auf den Weg gemacht die Gruppe zu suchen und Experiment 099 zurück zu bringen. Kaoru hatte ihn in alles eingewiesen. Sollte es sich als unmöglich herausstellen 099 zurück zu bringen, sollte er -wenn nötig mit Gewalt- die Spritze an sich reißen. Mittlerweile war es dunkel und nur die am Himmel aufzuckenden Blitze erhellten die Gegend ab und an. Trotzdem ließ Kyo unbeirrt weiter. Kaoru hatte zwar mit Miyavi abgesprochen, dass sie warten würden, bis die Deadly Weapons von alleine zu ihnen kommen würden, aber solange sich die Gruppe noch in einem Bereich bewegte, in dem sie agieren konnten, würde Kaoru sich die Chance nicht entgehen lassen sich das zu holen, was er wollte.

Er lief noch zwei Stunden lang weiter, ehe er wetterbedingt einen Unterschlupf aufsuchte und sich erst einmal das Wasser abschüttelte. Das Gerät zeigte an, dass er ein großes Stück aufgeholt hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen kugelte er sich zusammen und schloss die Augen. Den Rest der Nacht durch zu laufen hätte keinen Sinn, denn er brauchte immer noch Kräfte, wenn er die Gruppe erreicht haben würde.
 

Shou schlug die Augen auf und blickte sich müde um. Es dämmerte erst, aber irgendetwas sagte ihm, dass er aufstehen sollte. Ohne ein Geräusch erhob er sich und blickte sich um. Aoi saß am Eingang des Unterschlupfs und blickte auf die Stadt hinab. Der Brünette ging zu ihm hinüber und ließ sich neben ihn zu Boden sinken.

»Ist alles okay bei dir?«

Ohne eine Regung zu zeigen blickte Aoi weiter auf die Stadt hinunter, als er antwortete.

»Eigentlich sollte alles okay sein. Ich habe mich noch nie so gut gefühlt. Aber... Ich frage mich, wie es jetzt weiter gehen soll. Wir haben gestern noch von dem Gespräch der Männer erzählt... Und wenn ich so darüber nachdenke, haben wir eigentlich nur die Wahl nach Japan zurück zu kehren. Ich will aber nicht dorthin zurück. Dort ist meine Mutter umgebracht worden. Und dort haben sie diese ekelhaften Experimente gemacht...«

Shou schwieg einen Moment lang.

»Was für Experimente?«

Betrübt blickte der Schwarzhaarige noch einen Moment lang auf die düstere Stadt, ehe er seinen Blick abwendete und diesen auf Shou richtete.

»Wie du sicherlich weißt, bin ich der erste richtige Durchbruch von den Experimenten. Und damals hat man versucht herauszufinden, wozu diese neue Art von Waffe in der Lage ist. Deswegen hat man eben Experimente mit mir gemacht. Beispielsweise haben sie mir irgendwelche Gifte versetzt und mit Waffen auf mich geschossen. Da war ich gerade mal sieben Jahre alt.«

Nachdenklich blickte Shou auf seine Hände und schluckte vernehmlich.

»Das klingt furchtbar... Darf ich dich etwas fragen?«

»Schieß los.«

Der Brünette zögerte und wurde auf einmal unsicher. Aber er musste es einfach wissen.

»Deine Mutter... Erinnerst du dich noch an sie?«

»Nicht wirklich. Sie wurde ja getötet, als ich zwei Wochen alt war. Man hat mir aber von ihr erzählt. Ich weiß zumindest ihren Namen. Sie hieß Yumiko.«

Der Satz traf Shou wie ein Faustschlag. Mit geweiteten Augen blickte er den Schwarzhaarigen und öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen. Doch er schloss ihn wieder und blickte stattdessen benommen auf den Boden. Etwas irritiert zog Aoi eine Augenbraue hoch und tippte Shou auf die Schulter.

»Alles okay?«

Gefragter schüttelte mit dem Kopf und schluchzte leise.

»Ich kannte Yumiko.«

Erschrocken wich Aoi vor dem Brünetten zurück und blickte diesen geschockt an.

»W-Woher kanntest du sie?«

Tief atmete Shou durch und schloss einen Moment lang die Augen. Dann begann er zu erzählen, wie ihr Fluchtplan damals gescheitert war, wie er in ihrer schweren Stunde bei ihr war und wie er Aoi als kleines Baby das erste mal in den Arm genommen hatte. Nachdem er geendet hatte, breitete sich Stille über sie beide aus. Einen Moment lang zögerte der Brünette, dann griff er in seine Hosentasche und zog ein Foto hervor. Es war etwas von der Feuchtigkeit durchweicht, doch konnte man die Person darauf noch gut erkennen. Er reichte es Aoi und lächelte dabei matt.

»Das ist ein Foto deiner Mutter.«

Aoi nahm es entgegen und betrachtete es neugierig. Nach einigen Sekunden reichte er es wieder an Shou zurück.

»Sie war hübsch.«

»Ja das stimmt...«

Einen Moment lang schwiegen sie Beide wieder. Dann erhob Aoi wieder das Wort.

»Wie hast du zu meiner Mutter gestanden? Nachdem, was du mir erzählt hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie einfach irgendeine Frau für dich war.«

Mit geröteten Wangen blickte Shou beschämt zu Boden. Er traute sich nicht in die Augen des Schwarzhaarigen zu sehen. Was würde er denken, wenn er ihm erzählen würde, was er für Yumiko empfunden hatte? Shou war schließlich auch selber mit der Situation überfordert. Erst jetzt verstand er wirklich, warum er immer so eine Verbundenheit zu Aoi empfunden hatte. Zuvor hatte er nie gewusst, woher das kam, aber jetzt wusste er es. Und erst jetzt wurde ihm auch bewusst, warum er diese Gefühle hatte. Aoi hatte genau den gleichen Körpergeruch, wie sie ihn hatte. Er hatte auch dieses warmen und doch von Schmerz und Verzweiflung geprägten Blick. Schließlich hob er wieder seinen Blick und fixierte Aoi.

»Ich habe sie geliebt. Jetzt weißt du es.«

Betrübt blickte Aoi bei Seite und schloss die Augen. Die Worte musste er einen Moment lang verarbeiten. Er erhob sich und blickte wieder auf die Stadt hinab.

»Es tut mir leid...«, flüsterte er leise und wendete sich dabei wieder Shou zu. Er öffnete wieder den Mund und wollte etwas sagen, als Reita, der einen Meter von ihnen entfernt lag die Augen öffnete. Sofort schloss er wieder den Mund und blickte zu Shou.

»Wir reden wann anders weiter.«

Damit trabte er zu Reita hinüber und hockte sich neben ihn.

»Wie geht es dir?«

Der Blonde bewegte sich vorsichtig hin und her und richtete sich schließlich langsam auf. Sachte erhob und streckte er sich. Nach einigen Sekunden grinste er breit.

»Ich fühle mich richtig gut!«

Zufrieden nickte Aoi und erhob sich ebenfalls. Nun kam auch Bewegung in den Rest des Ladens. Nach und nach wachten auch die Anderen auf. Ein lautes Knurren ließ sie alle aufhorchen. Verdutzt blickten sie alle Ryouga an. Dieser blickte etwas missmutig und verzog sein Gesicht.

»Ich hab eben Hunger!«

Ruka nickte verstehend und wendete sich an Sakito und Yomi.

»Ihr besorgt etwas zu fressen. Shin und ich überlegen in der Zeit, wie wir weiter vorgehen.«

Die Beiden verschwanden aus dem Unterschlupf und machten sich auf die Jagt, während sich Shin mit Ruka zusammen setzte.

»Wir müssen es irgendwie schaffen den europäischen Kontinent zu überqueren. Außerdem müssen wir uns vorher irgendwie überlegen, wie wir den Nord Atlantischen Ozean überqueren können, ohne dabei zu ersaufen.«

Nachdenklich kaute Shin auf Rukas Worte hin auf seinem krallenartigen Fingernagel herum. Nach einigen Sekunden erhob er das Wort.

»Ich würde sagen wir dringen erst einmal bis zur Küste vor. Dann können wir uns überlegen, ob wir uns auf ein Schiff schleichen oder so.«

Zufrieden mit dieser Antwort nickte Ruka.

»Einfach wird das allerdings nicht. Aber so haben wir wenigstens ein Ziel.«

Die Beiden teilten der Gruppe mit, wie sie weiter vorgehen würden, als Sakito und Yomi wieder zurück kamen. Sie alle wussten, dass der Weg bis nach Japan verdammt weit sein würde, aber sie hatten keine Andere Wahl. Sich nur auf der Flucht zu befinden würde sie irgendwann ausmergeln und die Situation nicht verändern. So würden sie vor Ort agieren können und mögliche Auswirkungen selber bestimmen können.
 

Kaoru saß mal wieder vor seinem Laptop und beobachtete die Route, die Kyo bis jetzt hinter sich gelegt hatte. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sich diese an. Er hatte nicht eine Sekunde Zweifel daran, dass Kyo seinen Auftrag erfüllen würde. Lächelnd nahm er noch einen Zug und pustete den Rauch in die Luft.



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