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All Your Other Ways

von

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- Liz -

John legte ihr seine Hand an die Wange und lächelte niedergeschmettert. "Liz... Lizzie. Du siehst furchtbar aus."

Sie schnaubte und drehte sich weg. "Vielen Dank, sehr charmant."

Du musst jetzt durchhalten, sagte sie sich. Sie konnte ihn gar nicht lange genug ansehen, ohne wieder dieses Verlangen, diese Sehnsucht nach ihm zu verspüren. Schon, als sie ihn gesehen hatte, war sie fast wieder weich geworden. Am liebsten hätte sie sich ihm in die Arme geworfen und alles vergessen. Aber dann fiel ihr wieder ein, dass sie Liz war. Und Liz warf sich nicht einfach in die Arme eines Kerls, nur weil er ihr das Blaue vom Himmel versprach. Liz ließ sich nicht so einfach weich klopfen.

"Müde und traurig. Du hast nicht geschlafen", fuhr John ruhig fort, betrachtete sie mit nachsichtigem Blick, der sie ganz kribbelig machte. "Das ist erleichternd."

Sie warf ihm einen fragenden Blick zu und wandte sich schnell wieder von ihm ab. Er war gar nicht wütend. Er schrie nicht. Er schien ganz ruhig. Das machte sie... nervös. Der ganze Mann machte sie nervös! Sie hasste es, sich so zu fühlen. Niemand durfte sie in diese Gemütslage versetzen!

"Was möchtest du, John?", fragte sie kühl und verbot es, sich einzugestehen, wie sehr er ihr gefehlt hatte.

"Ich hab dich auch vermisst", fuhr er geduldig fort, ohne auf ihre kalte Art zu reagieren, was sie noch mehr ärgerte.

"Aber ich hab nicht vor, dich aufzugeben, nur weil du zu stolz bist, um über deinen eigenen Schatten zu springen,."

Liz fuhr herum und funkelte ihn böse an. Er hatte kein Recht, so mit ihr zu sprechen.

"Was weißt du schon, John? Wir kennen uns doch gar nicht lange genug, als dass du so was behaupten könntest."

Er lächelte geknickt. "Man muss jemanden nicht lange kennen, um ihn gut zu kennen. Sieh dich doch an. So sieht doch keine Frau auf, die mit ihrer Entscheidung zufrieden ist.“

Liz stöhnte gequält. "John... lass doch gut sein." Sie hielt inne, weil sie nicht die richtigen Worte fand. Sie wollte ihn nicht verletzten, aber... sie wollte auch sich selbst nicht verletzten. Vor sich selbst nicht dastehen wie eine riesengroße Heuchlerin. John schwieg ebenfalls, wartete.

"Ich bin..." Lizzie stoppte und begann noch mal von vorn. Was war eigentlich los mit ihr, seit wann war sie um Worte verlegen? "Du bist ein so netter Kerl."

John hob trocken eine Augenbraue in die Höhe.

"Ein wirklich toller Mann, John. Ehrlich. Aber... wir passen nicht zusammen... Wir haben unterschiedliche Lebensentwürfe. Du willst heiraten, Kinder kriegen, eine Familie. Jemanden, der für dich kocht, der dich umsorgt, immer da ist für dich. Das ist nicht... das kann ich nicht."

Er starrte sie mit großen Augen an. Was in seinem Blick war, war kein Zorn, wie sie erwartet hatte, sondern eher Überraschung.

"Oh mein Gott... Bei dir hört sich das so an als bräuchte ich... eine Putzfrau... eine Mutter? Haussklavin? Das ist doch alles... Ich will nur mit zusammen sein. Putzen und kochen kann ich alleine. Und eine Mutter habe ich schon. Ich will dich. Ich will dich nicht... in Ketten legen oder so etwas."

Er fuhr sich mit der Hand verzweifelt durch die Haare, ließ dann den Kopf in den Nacken fallen und lachte kopfschüttelnd.

Liz betrachtete ihn skeptisch. War er jetzt vollkommen verrückt geworden?

"Herrje", seufzte er dann. "Du bist der komplizierteste Mensch, der mir je begegnet ist. Mit all deinen Ängsten und Störungen."

Liz schnaubte. John war heute wirklich nicht besonders charmant. "Ich hab weder Ängste noch Störungen, danke", erwiderte sie schnippisch und wollte sich umdrehen. Doch er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zurück. Diesmal näher an sich heran.

"Sicher hast du die, Lizzie", sagte er sanft. "Du hast Angst, deinen guten Ruf zu verlieren. Du hast Angst vor Routine und davor, dass deine Eltern ihre Sache doch gut gemacht haben. Du hast Angst, dir selbst einzugestehen, dass du auf grundsolide, anständige, schnarchlangweilige Anwälte in Anzügen stehst. Du hast Angst, ein Teil der breiten Masse zu werden. Aber Liz... das wirst du nie sein. Für mich nicht."

Liz schwieg. Zuerst wollte sie protestieren, aber der Kloß in ihrem Hals hinderte sie daran. Wie konnte er nur... solche Sachen sagen?

"Das ist alles... nicht wahr", murmelte sie tonlos, gab sich keinerlei Mühe mehr, überzeugend zu klingen.

John seufzte. "Und ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich verliebt in dich bin, ohne dass du sofort Panik bekommst und wegläufst.“

Liz zwang sich dazu, ihre Schultern zu straffen und ihm in die Augen zu schauen. Er sah müde und abgespannt aus. Sein Blick war matt, als erwartete er nichts mehr. Das tat ihr furchtbar weh.

"Davor... hab ich keine Angst."

"Sondern?"

Sie zuckte mit den Schultern und machte eine ratlose Handbewegung.

"Ich... ich stimme dem nur nicht zu. Dem ganzen System. Man muss sich nicht auf ewig binden und sich das Blaue vom Himmel versprechen, wenn doch sowieso beiden klar ist, dass es schon morgen ganz anders aussehen kann."

John grinste schief. "Und ich dachte, ich wäre hier derjenige mit den geschiedenen Eltern und dem fehlenden Vertrauen in Beziehungen."

"Ich will nicht irgendjemandes Frau sein oder mich durch irgendjemanden definieren lassen."

"Das musst du nicht. Wir entscheiden immer selbst, wie wir leben. Und ich will auch nicht, dass sich jemand durch mich definiert. Ich liebe dich, weil du ein eigenständiger Mensch bist mit vielen Ideen und Humor und Idealen – wie verdreht diese auch sein mögen. Du bist einfach du... was will ich mehr?"

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und ihre Augen funkelten angriffslustig. "Ich bin schon ziemlich toll..."

John lachte erleichtert und stimmte ihr zu. "Das bist du."

"Also... willst du immer noch mit mir zusammen sein... unter diesen Umständen, meine ich?"

"Welche Umstände meinst du? Ich hoffe..." Er schluckte. "Du meinst nicht die „anderen“ Umstände?"

Liz rollte mit den Augen. "Ich möchte nicht heiraten und eins von diesen langweiligen Leben führen, das aus Kredit, Schulden und Windelwechseln besteht."

"Gut." John tat so, als wischte er sich erleichtert imaginären Schweiß von der Stirn. "Ich auch nicht. Aber in einer Sache muss ich dir widersprechen.“

"Die wäre?" Liz musterte ihn misstrauisch.

"Wir müssen nicht sofort heiraten, aber du solltest wissen, dass ich dich doch einmal fragen werde. Später. Und du wirst ja sagen."

"Du bist ja sehr von dir überzeugt, John", sagte Liz verächtlich und rollte mit den Augen. Ein seltsames, erleichtertes Gefühl machte sich in ihrem Inneren breit. Als wären ihr zehn Tonnen Steine vom Herzen gefallen. Als wäre das Sonnenlicht plötzlich heller und wärmer.

Er schüttelte den Kopf und lächelte nachsichtig. "Nein. Ich bin überzeugt von dir."

Sie starrte ihn durchdringend an, mit dem Ziel, ihn durch einen ihrer Blick zu töten. Aber er erwiderte ihn ruhig und überwand dann die restliche Distanz zwischen ihnen mit nur einem Schritt.

Sehnsüchtig legte er die Arme um sie und presste ihren Körper an seinen. Ohne Einwände ließ sie es geschehen.

Sie schauten sich schweigend an.

"Und jetzt sag mir bitte, Lizzie, dass du mindestens genauso furchtbar wahnsinnig nach dem langweiligen Anwalt verrückt bist, wie er nach der irren Ausreißerin."

Liz musste lachen, sie konnte nicht anders. "Na gut, du Langweiler. Ich bin furchtbar wahnsinnig verrückt nach dir", wiederholte sie belustigt.

"Na endlich", murmelte John und küsste sie kurz. "Und als nächstes werden wir dann deine Eltern kennen lernen."

Liz versteifte sich in seinen Armen. Alles in ihr schrie danach, wegzulaufen.

Er verstärkte ihren Griff um sie.

"Schön ruhig bleiben. Künftige Schwiegereltern lieben mich für gewöhnlich", witzelte er vergnügt.

Liz knurrte. "Du bist ein Arsch, John, echt."

Er lachte. "Das hört man doch gerne. Scheint, als wäre ich in deiner Gunst gestiegen."

"Ich hab noch nicht ja gesagt."

"Noch."

"Vielleicht überlege ich mir das noch mal mit dir."

"Da gibt es nichts zu überlegen."

„Du bist ein arroganter Arsch", stellte Liz trocken fest und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust.

"Oh, noch eine Beförderung. Heute ist ein guter Tag. Als nächstes gründe ich eine Band und schreibe Texte über das Anwaltsein."

"John..."

Er unterbrach sie und verstellte die Stimme Elvis Presley-mäßig. "Nenn' mich Johnny, Baby."

Sie legte ihm die Hand auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen, und warf ihm einen scheltenden Blick zu. "John gefällt mir besser."

Er lächelte. "Mir auch."
 


 

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Bereit für den Epilog?! :D



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Nami
2013-08-04T21:00:22+00:00 04.08.2013 23:00
Epilog? Das Ende naht? wie schade :(
Aber danke für dieses tolle Kapitel, hat mein Tag gerettet :)

Liebe Grüße Nami



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