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All Your Other Ways

von

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- John -

"John, John, John." Faye schüttelte fassungslos den Kopf und baute sich vor ihm auf, die Hände in die Hüften gestemmt. "Hast du denn überhaupt keine Ahnung von Frauen?"

Er seufzte und schaute zu ihr auf. "Anscheinend nicht."

"Deswegen", mischte sich Phil ein, der auf dem Sofa herumlungerte und seine Bierflasche schwenkte, "war er mir auch nie eine Hilfe, als ich Probleme mit Mädchen hatte."

Faye wandte sich langsam zu Phil um und starrte ihn mit eiskaltem Blick an. "Welche Mädchen?", fragte sie betont langsam, ihre Augen zu gefährlichen Schlitzen verengt.

"Das würde ich auch gerne wissen", murmelte John, nur, um seinem Bruder eins auszuwischen. Phil hatte nie andere Mädchen als Faye gehabt. Sie und er, sie waren von Anfang an ein Herz und eine Seele gewesen. Er bewunderte die zwei dafür. Es war, als seien sie füreinander bestimmt. Und nach all den Jahren waren sie noch immer nicht gelangweilt voneinander. So etwas wollte er auch... aber das war wohl nun Vergangenheit.

Phil setzte sein charmantesten Lächeln auf und schickte es in Richtung Faye, an der es abprallte wie ein Gummiball an einer Betonwand. Sie zog nur unbeeindruckt eine Augenbraue hoch.

Er räusperte sich und beschränkte sich darauf, jetzt besser nichts zu sagen. Worauf Faye abgezielt hatte.

Sie drehte sich wieder zu John um.

"Also noch einmal von vorne." Von seinem genervten Aufstöhnen ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Es war nun schon das dritte Mal, dass sie das Geschehen mit ihm durchkauen wollte - er war langsam genervt. "Du hast sie mit diesem Anhänger vertrieben?"

"Ich fürchte", meldete sich Phil hilfreich zu Wort, "es war eher mit dem, was er gesagt hat. Ewige Liebe und so."

Faye wirbelte zu ihm herum. "Das hat er doch gar nicht gesagt!" Sie schnappte sich ein Kissen, das auf dem Sessel lag, und schmiss es nach ihrem Freund. "Du kannst nie richtig zuhören, Phillip!"

"Komm mir nicht mit Phillip", meckerte Phil empört. "Ich hör wohl zu. Er hat es gesagt und sie hat es falsch verstanden. Oder so. Und dann ist sie abgehauen, weil sie dachte, er wollte direkt daran gehen, mit ihr zehn Kinder zu zeugen. Oder so."

"’Oder so’", äffte Faye ihn gehässig nach. "Hör dich mal selbst reden. Keine Ahnung hast du!"

John hob beschwichtigend die Hände. "Leute, beruhigt euch wieder. Es ist doch egal, wer was gesagt hat.... Liz will nicht mit mir reden und will mich nicht sehen... sie hat anscheinend all ihre Telefone ausgestöpselt und ihr Handy ist auch aus.“

"Du könntest ihr einen Brief schreiben", schlug Faye pragmatisch vor. "Wie früher."

Phil schnaubte leise. "Genau, als wir noch im Mittelalter lebten. Du könntest auch einfach bei ihr vorbeigehen und sturmklingeln. Irgendwann muss sie ja zu Hause sein, oder?"

John wollte gerade den Mund aufmachen und sagen, dass er diese Idee auch schon gehabt hatte, aber Faye kam ihm zuvor. "Er ist doch kein Stalker", rief sie empört und sah John streng an. "Komm bloß nicht auf solche Ideen, John. Danach siehst du sie nämlich nie wieder. Nichts ist abstoßender und furchteinflößender, als ein Mann, der nachts vor deinem Haus herumschleicht. Brrr..." Sie schüttelte sich.

John und Phil starrten sie schweigend an.

Als die Erkenntnis langsam in sein Bewusstsein sickerte, sprang Phil empört auf. "Wer hat sich nachts vor deinem Haus herumgetrieben?", verlange er erbost zu wissen. "Wann?"

Faye winkte verlegen ab. Sie wirkte, als hätte sie zu viel gesagt. "Niemand. Das war... nur ein Beispiel."

Phil schien nicht besonders überzeugt, aber er setzte sich wieder hin - jedoch jederzeit absprungbereit -, und betrachtete Faye misstrauisch.

Faye setzte sich neben John und wirkte genauso ratlos wie er. "Vielleicht kriegt sie sich wieder ein?", fragte sie, mehr zu sich selbst.

"Oder auch nicht", warf Phil ein. Als er zwei genervte Blicke erntete, hob er abwehrend die Hände. "Ich sag nur, wie es sein könnte. Könnte sein, könnte nicht." Er schaute auf den Tisch, wo der kleine, orange Löwe lag und griff danach. Eine Weile drehte er den Gegenstand in seinen Fingern hin und her und betrachtete ihn.

"Löwen sind Rudeltiere", murmelte er dann gedankenverloren. "Sie mögen es nicht gerne, alleine zu sein."

Faye runzelte die Stirn, und John erinnerte sich an die Frau im Juwelierladen, die ihm etwas über Horoskope erzählt hatte. Er hatte keine Ahnung, ob Phil auf echte Löwen anspielte oder ebenfalls an diesen Astrologie-Quatsch glaubte.

Er seufzte verzweifelt. Er vermisste Liz so. Seit sie so überstürzt aus dem Restaurant geflüchtet war, hatte er sie weder gesehen, noch gehört. Wahrscheinlich brauchte sie nur ein bisschen Freiraum... aber was, wenn sie ihn nie wieder sehen wollte? Diese Frau machte ihn einfach fertig. Er wusste überhaupt nicht, was er so schlimmes gesagt oder getan hatte, aber ihm war wohl bewusst, dass sie sich anscheinend in die Ecke gedrängt fühlte. Und dann hatte er sich nicht mehr zurückhalten können und sie noch weiter zurückgedrängt. Kein Wunder, dass sie Reißaus genommen hatte. Aber sie hätte auch einfach mit ihm reden können.

Wahrscheinlich, sinnierte er, war sie jetzt bei ihrer Familie. Sie war oft dort und erzählte immer sehr liebevoll über ihre Eltern und Geschwister. Er verstand nicht, wie jemand, der so behütet aufgewachsen war – dem Scheidung, Kindesmisshandlung oder andere familiäre Probleme gänzlich unbekannt waren -, sich so gegen die Familie sträuben konnte? Zu ihrer eigenen Familie hatte sie doch auch einen guten Kontakt, warum also wollte sie selbst so etwas nicht? Warum wollte sie etwas nicht, das für sie so schön gewesen war?

John verstand es einfach nicht. Frauen!

"Übrigens", sagte Faye leise, als sie alle drei einen Weile geschwiegen haben. Sie wechselte einen kurzen, bedeutungsvollen Blick mit Phil. "Mum hat uns am Wochenende eingeladen."

John wusste sofort, wen Faye mit Mum meinte. Seine eigene Mutter, die Faye schon lange ebenfalls so nannte. Er blickte auf.

"Sie möchte uns ihren neuen, äh, Freund vorstellen. Er heißt übrigens Willian Goodwin."

William Goodwin also. Das fehlte John noch. Dafür hatte er nun wirklich keinen Kopf.

"Ich glaube", fügte Faye an, als sie merkte, dass John wenig begeistert war und nicht darauf abzielte, ihr eine Antwort zu geben, "es ist ihr wichtig, dass wir - oder besser gesagt ihr zwei -, ihn kennerlernt. Er ist bestimmt ein netter Kerl. John", stöhnte sie dann. "Sei nicht so dickköpfig. Du kommst doch mit?"

Wenn es seiner Mutter so wichtig war, dann konnte er nicht umhin. Er erinnerte sich noch immer daran, wie sie ihn weggeschickt hatte und grollte ihr deswegen ein bisschen. Aber damals hatte Liz ihn das schnell vergessen lassen. Jetzt war Liz nicht hier und irgendwie schien seine Welt sich immens verdüstert zu haben. Er hasste es.

"Ja, klar", sagte er lustlos zu. "Ich komme mit." Er hatte ja eh nichts zu tun.

Faye klatschte begeistert - einen Tick ZU begeistert - in die Hände. "Super. Ich werde ihr gleich morgen früh Bescheid sagen. Und Jungs." Sie schaute beide streng an. "Seid nett zu ihm. Verstanden?"

Beide nickten brav.

"Vielleicht weiß Mum einen Rat wegen deiner Freundin, John", ermunterte sie ihn. "Sie kann uns bestimmt helfen."

Klar, dachte John, halb belustigt, halb genervt. Er würde auch mit seiner Mutter sein Liebesleben auseinander nehmen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, die ihn tätschelte. "Ach John", seufzte Faye. "Das kann ich nicht mit ansehen. Du siehst aus wie..."

"Ein Haufen Elend", vollendete Phil den Satz wie aus der Pistole geschossen. "Ein richtig, richtig großer Haufen... Elend."

"Danke", brummte John pikiert.

"Mach dir nichts draus." Faye stand auf, ging zu Phil hinüber und nahm ihm den Anhänger aus der Hand. Dann gab sie ihm John. Der Löwe fühlte sich warm an und er glitzerte immer noch im Licht der Lampe, als wäre nie etwas geschehen. John ließ ihn in seiner Hemdtasche verschwinden. In der linken, näher am Herzen dran.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Nami
2012-04-07T22:31:43+00:00 08.04.2012 00:31
armer john :( ich will wissen wies weiter geht!
Es wird spannend..


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