Ein kleiner Lichtblick?
Er hasste Montage.
Er verschlief jeden Montag und musste immer rennen um die Bahn zu bekommen. Meistens regnete es an Montagen während er zur Haltestelle rannte. Sein Frühstück vergaß er auch immer, das hieß er hatte doppelt so viel Hunger, wenn die Mittagspause kam.
Montags kamen auch immer die schlimmsten Fälle in die Anwaltskanzlei, in der er im Moment arbeitete. Solche, wo der Angeklagte am Ende doch nicht der Schuldige war und man deswegen nicht ausreichend Beweise hatte um ihn hinter Gittern zu bringen, aber man hatte dennoch zu viele um ihn frei zu sprechen.
Montags musste er auch immer bis 18 Uhr arbeiten, was ihm überhaupt nicht passte, weil er deswegen knapp die Bahn verpasste und die nächste erst eine halbe Stunde später kam.
Er hasste Montage...
Doch Dienstage hasste er noch ein klein wenig mehr als Montage.
Dienstags verschlief er zwar nie, stellte aber immer fest, dass der Kühlschrank leer war. Deswegen ging er dienstags immer noch schnell zum Bäcker, bevor er die Bahn nur knapp erwischte. Dienstage neigten dazu, das es an ihnen fast immer stürmte. Sturm mochte er noch weniger als Regen. Wenn der kalte Wind einem ins Gesicht peitschte und die Frisur immer durcheinander brachte.
Dienstags hatte er meistens Betriebsbesprechungen in der Pause. Das hielt ihn davon ab, sich zu freuen, dass er schon um 16 Uhr Schluss machte. Die Bahn verpasste er trotzdem knapp und er musste wieder eine halbe Stunde warten.
Er hasste Dienstage ein klein wenig mehr als Montage...
Noch mehr als Dienstage hasste er Mittwoche.
An Mittwochen neigte er dazu seinen Kaffee über seine Hosen zu verschütten. Meistens hatte er leider die guten Hosen an, weil an Mittwochen generell Anhörungen vor Gericht waren. Mittwoche zählten auch zu jenen unglückseligen Tagen, an denen es meistens regnete und stürmte. Nicht nur, dass man leicht nass wurde, man erkältete sich dazu, weil der Wind einem die Nässe in jede Faser des Körpers trieb. Zu allem Übel neigten die Richter auch noch dazu ihm seine Mittagspause zu nehmen.
Sie schafften es auch auf wundersame Weise, dass er jeden Mittwoch die Bahn verpasste und warten musste.
Mittwoche mochte er noch weniger als Dienstage...
Mehr als Mittwoche waren ihm Donnerstage zuwider.
Jeder Donnerstag begann damit, dass er von seiner Freundin geweckt wurde, die nachts irgendwann zu ihm in die Wohnung gekommen war. Jeden Donnerstagmorgen versuchte sie Frühstück zu machen und scheiterte. Ihr Essen war grauenvoll! Also schleppte er sich jeden Donnerstag mit einer Fast-Lebensmittelvergiftung zur Bahn, nur um festzustellen, dass er alle wichtigen Unterlagen in der Wohnung hatte liegen lassen. Deswegen musste er sich donnerstags immer bei seinem nervigen Kollegen einschmeicheln, der dazu neigte blöde Witze zu machen. Nicht einmal, die Sonne die fast jeden Donnerstag schien, konnte ihn trösten. Wenigstens war seine Mittagspause normal, wenn er nicht gerade irgendeinen alten Mandanten traf, der beschlossen hatte den Quälgeist zu spielen.
Donnerstags bekam er auch irgendwie immer seine Bahn, nur um dann festzustellen, dass seine Freundin immer noch in seiner Wohnung war, um ihn mit Essen zu überraschen. Das war wohl der Höhepunkt eines schrecklichen Donnerstags.
Donnerstage waren eindeutig schlimmer als Mittwoche...
Freitage waren leider nur die Fortführung von Donnerstagen.
Er wachte nach einer grauenvollen Nacht neben seiner Freundin auf, die sich freitags wieder entschloss ihm Frühstück zu machen. Während des Frühstücks dachte er immer darüber nach, ob er alles dabei hatte. Freitags nahm er die Unterlagen fast immer mit, wobei er dann die Bahn verpasste und deshalb von seiner Freundin gefahren wurde. Das hieß, er musste während der ganzen Fahrt ihre schreckliche Geschmacksverirrung, die eine Schande für die gesamte Musikwelt war, anhören und ihr Geplapper ertragen.
Im Büro erklärte sich sein dämlicher Kollege meistens zu seinem besten Freund und wollte ihm helfen, vermasselte aber jeden Fall. Natürlich bekam Mr. Nervig nicht den Ärger, sondern er selber. Freitags bekam er immer kurz vor der Mittagspause die Ermahnung, dass ihm gekündigt würde, wenn er noch einmal Mist baute. Das war die Art seines Chefs, ihm eine Moralpredigt zu halten.
Die Mittagspause fiel dann auch wieder auf eine Besprechung. Um 16 Uhr konnte er Schluss machen, was ihn aber leider nicht tröstete, weil seine Freundin ihn abholte und ihm erzählte, was es Tolles zum Essen geben würde.
Freitage waren vielleicht sogar etwas unerträglicher als Donnerstage...
Doch das Schlimmste war immer das Wochenende.
Anstatt ausschlafen zu können, weckte ihn seine Freundin schon ganz früh, nur um ihn wieder mal mit ihren Fähigkeiten in der Küche fast zu vergiften. Kurz darauf folgte der stete Anruf seiner Mutter, die nicht begreifen wollte, dass er erwachsen war und auf eigenen Beinen stand.
Nach dem er sie abgewimmelt hatte, und das leider nur mit dem Versprechen sie wie jeden Sonntagmorgen zu besuchen, wollte seine Freundin beschäftigt werden. Er hatte schon öfters überlegt, sie abzuservieren und sich stattdessen einen Hund zu kaufen. Mit dem musste man genau so viel Zeit verbringen und das Tier könnte sogar besser kochen, aber dann wäre da niemand mehr um seine männlichen Bedürfnisse zu stillen. Obwohl, das könnte er wahrscheinlich sogar noch verkraften.
Doch das tat er nicht und so musste er mit seiner Freundin Gassi, nein spazieren, gehen.
Wenn dieses Werk vollbracht war, hatte er ein wenig Freizeit und musste sich dann wieder mal seinem Todfeind, dem Essen stellen.
Nach dieser Folterstunde fiel er getrost ins Bett, mit der Gewissheit, dass es nur Schlimmer kommen konnte. Was auch so war, denn sonntags wurde er auch früh aus dem Bett geworfen. Dann ging er Brötchen holen und aß sich auf dem Weg nach hause an in paar trockenen Brötchen satt, um dem Frühstück seiner Freundin zu entkommen. Das klappte wenigstens. Doch nun kamen die leidensvollen Stunden voller: „Was soll ich anziehen, wenn wir zu deinen Eltern fahren?“
Nach ungefähr drei Stunden wusste sie es und sie brachen zu seinen Eltern auf.
Bei ihnen angekommen, aßen sie zu Mittag, wobei das Essen seiner Mutter das einzig Gute am Wochenende war.
Nach dem Essen fing die alte Leier an. Seine Mutter stellte die üblichen Fragen.
Wann heiratet ihr?
Wann bekommt ihr endlich meine Enkelkinder? Und so weiter…
Das war noch der schöne Teil, dann fing sie an, seine Freundin zu kritisieren, die wiederum zurück kritisierte. Es endete immer in einem großen Streit, an dessen Ende mindestens eine der beiden Wein auf dem neuen Kleid hatte. Daraufhin war seine Freundin immer so wütend, dass sie einfach zu sich nach Hause fuhr und ihn allein stehen ließ. Er nutzte die Chance und verließ das Haus schnell Richtung Bahn, um am Abend also wieder alleine in seiner Wohnung zu sein.
Er hasste das Wochenende am allermeisten. Mehr als Montage, Dienstage, Mittwoche, Donnerstage und Freitage zusammen. Wobei der Montag doch immer der Lichtblick blieb.
Denn jeder Montag war besser zu ertragen, wenn man so eine Woche hatte, befand Lex für sich...
Man wachte ausgeruht, aber etwas zu spät, alleine in seinem Bett auf. Man musste kein ungenießbares Essen runterwürgen. Der Kollege nervte nicht und viele Menschen brauchten seine Hilfe und abends konnte man allein die frische Luft genießen, die unvergleichlich nach Regen roch...
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Danke fürs lesen
Ich würde mich wie immer über Kritik jeder Art freuen
lg
Cliona