Zum Inhalt der Seite

KHF

Katastrophal hysterische Fans
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Welt(en)reise für Anfänger

Es fühlte sich an, als hätte eine höhere Macht sie einfach durch den Asphalt an einen anderen Ort gestampft. Die drei kamen leicht auf dem Boden auf, obwohl keine von ihnen hochgesprungen war, und Rui-chan fiel hin, weil plötzlich keine Bank mehr unter ihr war.

„W-Wo sind wir?“, fragte Kazu-chan zögernd und sah sich um. Der Rummel war verschwunden, stattdessen waren sie in einer Art Wald; auch all die Menschen, die sich bis eben noch um sie herum gedrängt hatten, waren weg, und an die Stelle des fröhlichen Lärms war eine beruhigende Stille getreten, die Kazu-chan, Doku-chan und Rui-chan jetzt umgab. Alles wirkte friedlich, und die drei waren ganz allein.

„Ich würde jetzt mal sagen… weg“, meinte Doku-chan trocken und musterte ihre Umgebung genauer, obwohl es außer Gras, Büschen und ein paar Bäumen nicht viel zu entdecken gab.

Das habe ich auch bemerkt. Und was sollen wir jetzt tun?“, murrte Rui-chan, während sie aufstand und sich den schmerzenden Hintern rieb.

„Wenn man sich verlaufen hat, ist es das Beste, an einem vertrauten Ort zu bleiben und auf Hilfe zu warten“, zitierte Kazu-chan einen „Überleben in der Wildnis“-Ratgeber. „Also würde ich doch jetzt mal sagen: Wir latschen los.“ Das, liebe Leser, ist die Kazu-chan-Logik, die auch schon zu mehreren kleinen Abnormalitäten wie Abseilen aus dem zwölften Stock einer Universität für Mikrobiologie geführt hat.

„Wir haben uns aber nicht verlaufen. Wir sind… naja, was auch immer… puff und weg halt, nur ohne puff…“, nörgelte Rui-chan, nur um nicht gleicher Meinung mit ihrer großen Schwester sein zu müssen.

„Wenn du nicht willst, kannst du auch gerne hier versauern!“, meckerte die zurück.

„Ich versauer´ lieber, als auf deine dämlichen Vorschläge zu hören!“

„Kannst du von mir aus gerne machen, ich werde dich aber nicht holen kommen, wenn wir Hilfe gefunden haben!“

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du Hilfe findest, wenn du jetzt völlig planlos durch die Gegend rennst!“

„Ääh… Kazu-chan? Rui-chan?“, versuchte Doku-chan, sich einzumischen. „Können wir das nicht friedlicher klären?“

„Seit wann versuchst du denn, Dinge friedlich zu klären?“, giftete Rui-chan sie an.

„Seit wir plötzlich sonst wo gelandet sind!“, meckerte Doku-chan zurück, fuhr dann aber etwas ruhiger fort: „Wir sind uns ja wohl so weit einig, dass das, was uns gerade passiert ist, nicht normal ist. Also sollten wir vielleicht ein bisschen mehr versuchen, hier irgendwas zu erreichen, und ein bisschen weniger, uns jetzt an Ort und Stelle gegenseitig zu zerfleischen. Und wenn wir etwas erreichen wollen, werden wir wohl oder übel etwas anderes tun müssen, als hier rumzusitzen und uns anzuschreien; mit anderen Worten, wir sollten der Kazu-chan-Logik folgen und loslaufen, wohin auch immer.“ Sie sah die beiden anderen mit einem Blick an, der jeden Widerspruch schon im Keim erstickte.

„Na, was hab ich gesagt?“ Zufrieden marschierte Kazu-chan in die Richtung, die ihr gerade am sympathischsten vorkam, los und verschwand bereits nach wenigen Sekunden zwischen ein paar Büschen. Etwas ratlos, ob sie ihr folgen sollten oder nicht, sahen Doku-chan und Rui-chan ihr nach. Als sie nach noch nicht mal zehn Sekunden ein triumphierendes „Ha!“ von Kazu-chan hörten, erleichterte das die Entscheidung etwas, und die beiden folgten der Rothaarigen.

Die stand völlig zufrieden mit sich und der Welt auf einem Parkweg, der sich direkt hinter den Büschen und keine sechs Meter von ihrem „Ausgangspunkt“ entfernt breit und eigentlich unübersehbar durch das Gras schlängelte. Kazu-chan-Logik erfolgreich.

„In einem Park auf Hilfe warten, was denn auch sonst?“

„Konnte ja keiner ahnen, dass das ein Park ist…“

„Und du hättest es auch niemals herausgefunden!“

Etwas hilflos sah Doku-chan dem zweiten Geschwisterstreit innerhalb einer Minute zu.
 

„E-Entschuldigung, dürfte ich bitte mal vorbei?“, fragte schüchtern jemand, der sich unbemerkt genähert hatte und wegen gewisser Personen, denen man momentan nicht zu nahe kommen wollte, nicht vorbeikam. Bei diesem jemand, der gerade vom Einkaufen zurückkam und eigentlich möglichst schnell und vor allem ohne weitere Abartigkeiten in seiner Umgebung nach Hause kommen wollte, handelte es sich um einen 14-jährigen Jungen mit wilden, braunen Haaren und genau so braunen, warmen Augen, namens Sawada Tsunayoshi, dessen Anblick die beiden KHR-Fans Doku-chan und Kazu-chan aus völlig unerklärlichen Gründen sehr verwirrte.

Während Doku-chan völlig erstarrte, ging Kazu-chans Mund langsam immer weiter auf und als er ganz offen war, kam eine seltsame Mischung aus Schreien und Quietschen heraus. Dieses laute… was auch immer brachte Doku-chan zurück in die Welt der Lebenden.

„Bist… Bist du… echt?!“, fragte sie vorsichtig.

„Äääh… ja…?“ Die leicht von der Norm abweichende Reaktion der Mädchen und eventuell nicht jeden Tag gestellte Frage verwirrten Tsuna aus ebenso unerklärlichen Gründen auch.

„Oh mein… Oh mein… Oh mein… Gooo~tt!!“, quietschte Kazu-chan und beendete ihr… Geräusch. Vorsichtig piekste sie Tsuna in die Schulter, als hätte sie Angst, er würde sich jede Sekunde in Rauch auflösen, was ja eigentlich auch gar nicht mal so unwahrscheinlich wäre.

„Ich glaub´s nicht…“, japste Doku-chan fassungslos. „Das muss ein Traum sein…! Ein ganz, ganz komischer und erschreckend realistischer Traum!“ Realistisch vielleicht mehr als komisch, schließlich hatte sie erst letzte Woche geträumt, Kyouya würde auf einem Zauberpony reiten.

„Was habt ihr Freaks denn jetzt schon wieder für ein Problem?“, wollte Rui-chan wissen und starrte Tsuna böse an. Irgendwie kam ihr diese überdimensionale, braune Frisur bekannt vor, dieser Volltrottel vor ihr erinnerte sie stark an den Volltrottel, der in einem von Kazu-chans Mangas vorkam. Sie hatte sich mal dazu breitklopfen lassen, das erste Kapitel von irgendeiner Mafia-Serie zu lesen, in der irgend so ein seltsames Anzug-Baby einen Loser unterrichten sollte, in dem es ihn abknallte. Wirklich eine behämmerte Idee, sie verstand nicht, warum Kazu-chan und Doku-chan so begeistert davon waren.

„I-Ich geh´ dann mal…“, murmelte Tsuna hastig und versuchte, möglichst schnell zu verschwinden.

„Warte!“, riefen Doku-chan und Kazu-chan in derselben Sekunde und liefen ihm hinterher. Mit einem schicksalsergebenen Seufzer folgte Rui-chan ihnen nach kurzem Zögern, wenn auch nur, weil sie keine Lust, mutterseelenallein in irgendeinem Park herumzustehen.
 

Auf Reborn reagierten Doku-chan und Kazu-chan schon wesentlich gefasster, auch wenn sie immer noch den Eindruck machten, als würden sie jeden Moment umkippen.

„Reborn, hast du vielleicht irgendetwas damit zu tun, dass wir jetzt… hier sind?“, fragte Kazu-chan, als sie mit dem ungläubigen Starren fertig war.

„Nein, ich wusste nicht, dass so etwas passieren würde.“

„Was ist denn das für ein komischer Gnom?“ Herablassend musterte Rui-chan den Auftragskiller, der sich, obwohl er auf einer Gartenmauer stand, noch immer nicht auf gleicher Augenhöhe mit ihr befand.

„Oh. Das war nicht geplant…“, bemerkte Reborn, als er sie sah.

„Das bedeutet doch, dass er sehr wohl etwas gewusst hat, oder?“, murmelte Kazu-chan Doku-chan misstrauisch zu.

„Stimmt. Aber irgendwann wird er´s uns schon noch erzählen… glaube ich zumindest…“
 

Zehn Minuten saßen die fünf dann in einem Kreis in Tsunas Zimmer auf dem Boden.

„Wann kommt Gokudera?“, stellte Kazu-chan die Frage, die ihr schon die ganze zeit über auf der Zunge gebrannt hatte.

„Und wann Mukuro?“, wollte Doku-chan auch gleich wissen.

„Und warum wisst ihr, wie wir alle heißen?“, fragte Tsuna zurück.

„Das würde mich aber auch mal interessieren!“, mischte Rui-chan sich plötzlich ein. Alle sahen sie überrascht an, weil sie die ganze Zeit über nur grimmig geschwiegen hatte. „Ihr zwei“, sie zeigte auf Kazu-chan und Doku-chan, „tut schon seit wir auf einmal in diesem Park saßen so, als würdet ihr das alles hier kennen! Aber ihr seid genau so wenig wie ich schon mal hier gewesen! Also woher wisst ihr so viel über dieses… dieses… dieses... diesen… Ort?!“

Nach ihrem kleinen Ausbruch begannen Doku-chan und Kazu-chan plötzlich, wissend zu grinsen. Wissend und gemein zu grinsen.

„Ach, richtig, die Kleine weiß es ja noch nicht…“, flötete Kazu-chan, noch immer mit diesem beunruhigenden Grinsen im Gesicht.

„Irgendwie ist sie ja selber schuld, sie wollte es ja nie lesen. Sonst wüsste sie jetzt bescheid…“, meinte Doku-chan und ihr Grinsen wurde noch etwas breiter.

„Was meinst du, Doku-chan? Sollen wir sie einweihen?“

„Also, ich weiß nicht… Wir hätten ihr schließlich alle Bände ausgeliehen, wenn sie nicht gedroht hätte, sie zu verbrennen. Andererseits wäre es auch sehr komisch, ihren Gesichtsausdruck zu sehen, wenn sie herausfindet, wo sie ist…“

„Könntet ihr jetzt vielleicht endlich mal zum Punkt kommen?“, fragte Rui-chan genervt.

„Du bist in einem Manga, Rui-chan!“

„Und zwar in Katekyou Hitman Reborn!“ Doku-chan und Kazu-chan strahlten, als hätten sie gerade im Lotto gewonnen. Wahrscheinlich freuten sich die beiden darüber sogar noch wesentlich mehr als über einen Lottogewinn. Rui-chan… wohl eher nicht.

„Ja ja, sehr witzig. Als ob ich euch das glauben würde!“

„Je eher du es glaubst, desto besser für dich. Denn so ist es nun mal. Ist das nicht super?“

„Na, sicher doch. Und hergekommen sind wir dann wahrscheinlich mit der fliegenden Bushaltestelle, die statt Benzin mit Fliegenklatschen läuft.“

„Träum nur weiter, Rui-chan, und klammer dich verzweifelt an dein letztes Restchen Verstand.“

„Was denn auch sonst, du Irre? Schließlich hab´ ich ja welchen, im Gegensatz zu dir!“

„Beleidige mich ruhig, wenn du willst. Aber ohne Hilfe von Profis wirst du hier nicht überleben.“

„Machen sie das öfter?“, fragte Tsuna Doku-chan.

„Ja, ungefähr mal dreißig mal am Tag. Das ist nichts weiter als eine… kleine Kabbelei unter Geschwistern. Einfach ignorieren, es sei denn, sie bekommen Mohrenköpfe in die Finger.“

„Wieso, weil sie damit werfen würden?“

„Werfen? Schön wär´s! Das waren noch schöne Zeiten, als sie sie nur geworfen haben…“

Sowohl Kazu-chan und Rui-chan als auch Doku-chan und Tsuna wurden unterbrochen, als es plötzlich klingelte. Reborn schickte Tsuna, um nachzusehen, wer da war, der dann auch – nach gewisser physischer Hilfe seitens Reborn beim Hinuntersteigen der Treppe – fast freiwillig loszog.

Was dann nach zwei Minuten, in denen Kazu-chan und Rui-chan mehrmals nach Mohrenköpfen fragten, in Tsunas Zimmer kam, war allerdings nicht Tsuna, sondern ein Paket – mit Tsunas Beinen untendran. Als das Ding dann kippte und Doku-chan ihm nur knapp ausweichen konnte, lag der eigentliche Besitzer dieser Beine, der das 1,50m x 1m x 1m-Monster-Paket die Treppe hochgeschleppt hatte, zu seinem Glück oben auf. Wobei Glück hier nur relativ war, denn so konnte Reborn ungehindert auf seinen Kopf springen.

„Doku-chan, Kazu-chan“, verkündete er von seinem Podest aus, „hier drin befindet sich alles, was ihr fürs erste brauchen werdet: Kleidung, Schlafanzüge, Hygieneartikel und die 50 000 Yen für diesen Monat;ihr werdet diesen Betrag monatlich auf ein anonymes Konto ausgezahlt bekommen, Kreditkarte ist auch hier drin. Für Rui-chan werde ich etwas nachkommen lassen.“

„Von wegen „nichts gewusst““, raunte Kazu-chan Doku-chan wieder zu, die bestätigend nickte.

„Und das Wichtigste von allem…“, fuhr Reborn unbeirrt fort und holte ein kleineres Paket hinter seinem Rücken hervor, das dort nach den Gesetzen der Physik eigentlich gar nicht hätte hinpassen dürfen.

„Wo kommt das her?“, unterbrach Rui-chan den Anzug-Mann.

„Aus diesem Paket unter mir.“

„Wann hast du das da rausgeholt?“

Reborn ignorierte ihre Frage ebenso wie die bereits erwähnten physikalischen Gesetze, öffnete das kleine Päckchen und redete weiter, während er den Inhalt zeigte: „Wie ich bereits sagte, das Wichtigste von allem: Eure Ringe und Boxen. Doku-chan, du bekommst den Nebelring und diese drei Boxen; Kazu-chan, du kriegst die anderen Boxen und den Sturmring.“ Er warf ihnen die Dinge zu und beide musterten die Gegenstände genau.

Doku-chans Ring hatte einen indigoblauen Stein in der Form einer schrägen, ausgefüllten Acht, die rechts und links einen schwarzen Schmetterlingsflügel mit dunkelviolettem Schimmer hatte. Die drei Boxen hatten denselben Blau-Ton, einer war mit einer sich immer wieder verschlingenden Linie verziert, eine andere sah einfach nur steinalt aus und die dritte war… blau eben, mehr konnte man darüber nicht sagen, denn es hatte noch nicht mal eine Öffnung für den Ring. Kazu-chans Boxen waren im Prinzip genau so, nur eben in rot: Alt und lochlos, nur die dritte hatte keine Linie auf sich, sondern etwas, das wie ein P aussah, bei dem jemand zu faul war, den Bogen ganz zu schreiben. Ihr Ring, ebenfalls in einem tiefen Blutrot und mit schwarzen Fledermausflügeln an den Seiten, hatte die Form eines nach unten in die Länge gezogenen Dreiecks mit nach außen gewölbten Linien.

Nachdem sie die Ringe und Boxen genug angestarrt und mehr oder weniger liebevoll in Kazu-chans Handtasche gestopft hatten, machten sie sich auf Reborns Bitte mit Rui-chan und dem Paket, das überraschend leicht war, auf den Weg zu einer Mietwohnung, die der kleine Auftragskiller ihnen empfohlen hatte.

Dabei handelte es sich um ein zweistöckiges (= 3 Etagen) Haus an einer ruhigen Straßenecke. Im Erdgeschoss lebte ein etwas älterer Herr namens Kizune Naozu, der bereit war, die beiden oberen Stockwerke zu einem Spottpreis an die Mädchen zu vermieten und sich dabei wenig für ihre Herkunft, Besucher und Tätigkeiten interessierte. Während sich unten in ihrer neuen Wohnung Küche, Wohn- und ein Arbeitszimmer befanden, waren oben das geräumige Bad samt Waschmaschine und die Schlafräume mit bereits frisch bezogenen Betten, zwei Einzel-, ein Doppel- und ein Dreierzimmer. Und wer sich jetzt die Mühe gemacht hat, gleich mitzuzählen, der weiß, dass es insgesamt sieben Betten waren. Doku-chan und Kazu-chan bekamen ein ungutes Gefühl, eine spezielle Vorahnung bei der Zahl Sieben, die eigentlich jeder KHR-Fan früher oder später entwickelt.

Rui-chan verstand ihre Besorgnis nicht ganz, besonders, weil es die beiden dafür nicht im Geringsten zu überraschen schien, dass Reborn plötzlich im Zimmer stand, als wäre er wie ein extrem schnell wachsender Pilz aus dem Boden geploppt.

„Ihr werdet für Rui-chan ein Extra-Bett aufstellen müssen, falls sie länger bleiben sollte. Und lasst die Finger und Ringe von euren Boxen, bis ihr morgen eure Lehrer zugeteilt bekommt. Seid dafür bitte um zwölf Uhr bei Tsuna“, verkündete er und war dann plötzlich wieder verschwunden. Doku-chans und Kazu-chans böse Vorahnung wurde durch diese Nachricht noch schlimmer, denn das bedeutete, dass die sieben Betten weder Zufall noch ein schlechter Scherz waren, sondern Absicht, Fügung oder etwas anderes in dieser Art, was bestimmt nichts gutes verhieß.

„Müssen wir jetzt Schneewittchen und die sieben Zwerge spielen?“, fragte Rui-chan missmutig und ihr Gesichtsausdruck verriet bereits, dass sie sich lieber von einem Waschbären in Latzhose einen pinken Schornstein aufs Hirn klatschen lassen würde, als gemeinsam mit ihren „Mitbewohnerinnen“ zu unternehmen. Während die noch einen Moment brauchten, um den Zusammenhang zu einer anderen Assoziation mit Sieben herzustellen, flötete Rui-chan auch schon: „Ich krieg´ ein Einzezimmer!“, verschwand durch eine der Türen und zog die hinter sich zu.

„Teilen wir uns dann das Doppelzimmer?“, wollte Doku-chan wissen und Kazu-chan nickte.

Etwas später hatten sie sich fertig eingerichtet, Rui-chan war irgendwohin verschwunden, aber ohne Kazu-chans Geldbeutel, weshalb es den beiden auch vorerst ziemlich egal war, und sie hatten ihre neuen Sachen, von denen jedes Teil zehn mal im Paket gelegen hatte, anprobiert. Nebeneinander musterten sie sich in dem großen Spiegel, der oben neben der Wendeltreppe, die ihre beiden Stockwerke miteinander verband, hing.

Doku-chan trug eine enge, sehr helle Jeans, Chucks mit Tarn-Muster und weißen Schnürsenkeln, ein dünnes, marineblaues T-Shirt und darüber eine khakifarbene Jacke, die bis zu ihrem Ellbogen ging, vorne ziemlich weit offen stand und deren Reißverschluss, versteckt unter dicken, goldenen Knöpfen, im chinesischen Stil von den Schultern aus in der Mitte zusammenlief und dann von der linken Schulter aus gerade zur rechten Seite weiterging. Ihre Boxen hatte sie an einem breiten, schwarzen Gürtel befestigt, der nur aus großen und kleinen Taschen zu bestehen schien und etwas schief hing, rechts weiter oben als links. Den Ring hatte sie, so wie Kazu-chan ihren auch, am rechten Mittelfinger.

Kazu-chan hatte türkise Chucks an, rechts mit rotem und links mit violettem Schnürsenkel (was sich farblich übrigens überhaupt nicht beißt), eine dunkelblaue Jeans, die nach unten hin weiter wurde und an den Knien etwas heller war, ein ziemlich langes, graus Top, das mit roten Farbspritzern bedruckt war, darüber einen breiten Gürtel mit Totenköpfen darauf, von dem eine dünne Silberkette, an der ihre drei Boxen befestigt waren, zu ihrer rechten Hosentasche, die bereits unter dem Top verschwand, führte. Außerdem eine blau-lila glänzende Handtasche, die sie schon vorher besessen hatte und über ihre linke Schulter gehängt rechts neben den Boxen war, und darüber eine schwarz glänzende Jacke, deren Ärmel nur knapp über ihre Schulter gingen und die nur bis auf Nabelhöhe ging. Dazu kamen noch ihre Uhr und die beiden Ringe an ihrer rechten Hand, die sie als Andenken an die Welt, aus der sie kamen, behalten hatte.

„Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Kazu-chan.

„Weiß nicht… Hey, lass uns doch mal versuchen, die Boxen zu öffnen!“, schlug Doku-chan vor.

„Sicher? Reborn hat es doch verboten… Okay, wir machen´s!“ Kazu-chan-Logik aktiv.

„Ja! Und mehr als nicht aufgehen können sie ja nicht.“

Ja, das dachten sie damals noch…
 

(Un-)Glücklicherweise gab es hinter dem Haus, das sie inzwischen schon als „ihr Haus“ bezeichneten, einen kleinen Garten, der von einer schulterhohen Mauer umgeben war. Die drei Boxen, die sie in einem Anflug von unglaublicher Kreativität „alte Box“, „verzierte Box“ und „Box ohne Loch“ getauft hatten, hingen noch unschuldig einmal in blau und einmal in rot da.

„Zuerst mal müssen wir wohl die Ringe ankriegen“, stellte Kazu-chan fest und starrte mit ihren grauen Augen auf den roten Stein. Aber es passierte nichts, und nach einer Weile fragte Doku-chan: „Glaubst du, du kannst ihn anstarren?“ Wortwitz. Haha. Ha.

„Nein, aber sonst fällt mir nichts ein.“

„Du brauchst Entschlossenheit.“

„Das weiß ich selber. Mach du´s doch besser.“

„Okay.“ Ach Doku-chan begann, auf ihren Ring zu starren. Mit dem überwältigenden Effekt, dass nichts passierte.
 

„Maaa~n“, stöhnte Kazu-chan irgendwann genervt. „Sind wir echt zu dumm dafür, entschlossen zu sein?“

„Sieht so aus, Kazu-chan. 1:0 für Tsunas Fam-„

„Hey! Wo seid ihr Freaks hin?!“, krakeelte Rui-chan vor der Haustür.

Kazu-chan stöhnte wieder. „Was willst du, Rui?!“, rief sie zurück und ließ das „-chan“ bewusst weg, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass sie gleich wieder Mohrenköpfe brauchen würde.

„Wo ist das Essen? Und wo wir schon dabei sind, wo seid ihr?“

„Im Garten. Und wenn du was essen willst, musst du einkaufen gehen, wir haben nichts. Wenn du das machst, musst du aber was Billiges nehmen, wir haben nur das Geld aus dem Paket. Übrigens schuldest du mir noch 7€!“

Ich werde dir ganz bestimmt nicht 7€ geben! Und ich gehe doch nicht was weiß ich wie weit, nur um was zu essen! Und ich ernähre mich auch nicht von Billigscheiß!“

„Dein Pech! Und solange du mein Geld dafür ausgibst, isst du nur billige Sachen, klar?!“ Kazu-chan war angepisst. Wie immer, wenn Rui-chan und sie sich stritten. Und da war es wieder: Dieses unglaubliche Verlangen, einen Mohrenkopf in die Finger zu bekommen.

„Hey hey hey, Kazu-chan!“, unterbrach Doku-chan sie plötzlich. „Hey! Schau mal, dein Ring!“

Etwas abgelenkt drehte Kazu-chan den Kopf zu ihrer rechten Hand, die sie unbewusst bereits zur Faust geballt hatte. Auf ihrem Ring mit den Fledermausflügeln, den Reborn als „Sturmring“ bezeichnet hatte, flackerte eine wilde, tiefrote Todeswillenflamme, gut und gerne 10cm hoch.

„Los, steck sie schnell in eine Box!“, meinte Doku-chan begeistert, während Kazu-chan nur ungläubig auf ihre Hand sah. Dann bewegte sie den Arm ruckartig nach unten und stieß den Ring samt Flammen in die alte Box.

Ein Krachen zerriss die Luft und Kazu-chan wurde von einer Druckwelle nach hinten geschleudert. Sie krachte mit dem Rücken gegen die Mauer und brauchte einen Moment, um ihre Benommenheit loszuwerden. An der ihr gegenüberliegenden Mauer kauerte Doku-chan und dort, wo sie eben noch gestanden hatte, war jetzt ein kleiner Krater. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was gerade geschehen war.

Als sie versucht hatte, die Box zu öffnen, war die explodiert, aus welchem Grund auch immer.

„Autsch… Doku-chan, geht´s dir gut?“, fragte sie und musste dabei feststellen, dass ihre Stimme ziemlich kläglich klang.

„Ja…“ Langsam stand die andere auf und kam zu Kazu-chan herüber, wobei sie einen großen Bogen um das Loch, das da jetzt mitten in dem eben noch so ordentlichen Rasen klaffte und dem sie einen misstrauischen Blick zuwarf, machte.

Schuldbewusst sah Kazu-chan sie an. Doku-chans Kleidung war staubig und voller Gras und Erde, aber abgesehen von ein paar Kratzern und Schürfwunden schien es ihr gut zu gehen. Kazu-chan nahm an, dass sie wohl in ähnlicher Verfassung wie die Blauhaarige war, nur ihr Oberschenkel, vor dem die Box hing, schmerzte etwas mehr.

„Also, Kazu-chan“, begann Doku-chan mit ernster Stimme. „Ich möchte, dass du mich das nächste mal vorwarnst, wenn du planst, uns beide in die ewigen Jagdgründe zu sprengen. Ich find´s im Moment nämlich noch ganz nett in der Welt, in der nicht alle weiße Flügel und einen Heiligenschein haben.“ Sie grinste. Es war doch kein ernster Vortrag geworden.

„Ganz wie es Euch beliebt, oh Gebieterin!“, witzelte Kazu-chan und salutierte übertrieben. „Hey, wo ist eigentlich Rui-chan hin?“

„Wahrscheinlich abgehauen, als es geknallt hat…“

Beide nahmen ihren Beinahe-Tod gelassen und standen jetzt kurz vor einem Lachkrampf.

Ob sie wohl auch so fröhlich gewesen wären, wenn sie gewusst hätten, das dies erst der Beginn einer langen Reihe von Explosionen gewesen war, die Kazu-chan noch so ganz aus Versehen auslösen würde?

Wahrscheinlich schon. ^,^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Akashl
2010-09-07T16:16:03+00:00 07.09.2010 18:16
OM- man bist du geil!
Das ist so hammer geschrieben!
Und ich würde echt immere daselbe machen wie Doku-chan...xDDDD

Nur eine Frage....WANN KOMMT MUKURO?????
Er soll endlich vorkommen!


Zurück