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Nichts ist endgültiger als der Tod

von

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Sorry das es ein paar Tage länger gedauert hat... unser Weglog verrät warum...
 

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In der Folgezeit wohnte Holmes weiter bei Watson im Patientenzimmer. Sie waren sich näher gekommen, denn der Ältere hatte ein bisschen Vertrauen zu dem Arzt aufgebaut. Dennoch hatte er ihn nicht noch einmal so geküsst wie bei ihrem ersten Besuch in der Baker Street. Dort war er inzwischen auch sehr oft, denn er fand die Wohnung äußerst aufregend und interessant.

So auch an jenem Tag und Holmes hatte sogar ein Geheimnis entdeckt, welches er mit Watson teilen wollte, weshalb er sich bereits am frühen Nachmittag wieder auf die Straße begab um zu dem Jüngeren zurück zu kommen. Der Weg zum Haus des Doktors, indem seine Praxis, wie auch seine Wohnung lag, war nicht weit entfernt, so dass er die Strecke zu Fuß bewältigen konnte, doch bevor er sich auch nur in die richtige Richtung wenden konnte hielt eine Droschke vor ihm. Dem keine Beachtung schenkend, wollte Holmes schließlich seinen Weg gehen.

„Tzetzetze! Ist das die Art, eine alte Freundin zu behandeln?“ drang da die Stimme aus dem Wagen, die eindeutig an ihn gerichtet war.

Graue Augen blickten da auf und in das Gefährt in dem er eine wunderschöne, dunkelhaarige Frau erblickte. „Meinen sie mich, Mrs?“

„Miss!“ Eine wunderschöne Frau streckte ihren Kopf aus dem Hansom Cab. Sie hatte dunkle Locken, sinnliche Augen und ein gefährlich verführerisches Lächeln. „Ich bin wieder Miss Irene Adler, mein lieber Sherlock!“

„Sehr erfreut, Miss Adler!“ Holmes machte einen kleinen Knicks mit dem Kopf und sah sie dann fragend an. „Suchen sie jemanden?“

Sie lachte, teuflisch und himmlisch zu gleich. „Dich natürlich! Man hört nicht jeden Tag, dass eine verflossene Liebe von den Toten wieder aufersteht!“ Skeptisch wurde sie betrachtet, als Holmes ihren Blick suchte.

„Sie kennen mich also, Miss?!“

Scheinbar schmollend verzog sie den Mund. „Das ist jetzt aber nicht nett mein Lieber! Ich will doch meinen, dass das, was wir hatten… unvergesslich war!“

„Verzeihen sie, aber es gibt nichts mehr, an das ich mich erinnere.“, gab Holmes zu und trat einen Schritt zurück, denn etwas sehr starkes, körperliches zog ihn an sie.

Die Tür der Kutsche wurde aufgestoßen. „Dann komm und ich kläre dich auf!“

Vorsichtig, da er weiterhin skeptisch blieb, stieg Holmes ein und setzte sich der hübschen Frau gegenüber. „Und wo fahren wir hin?“

„Nun, ich nehme an, dass du auf dem Weg zu Dr. Watson warst, also fahre ich dich dort hin, mein Lieber!“

Der Schwarzhaarige nickte und sah sie weiter fragend an. „Und wer genau sind sie jetzt?“

Sie schlug die Beine übereinander, so dass ihr Fuß, ganz unabsichtlich, gegen sein Bein stieß. „Ich bin Irene Adler, eine… alte Bekannte, wenn man es so will.“

„Sie scheinen sehr offen zu sein und um ehrlich zu sein, wirken sie keinesfalls überrascht aufgrund meines Zustandes.“, stellte Holmes fest und zog sein Bein weiter zurück.

Enttarnt grinste sie. „Ich habe mich natürlich vorab informiert.“

„Sollen sie mir helfen?“, fragte er vorsichtig.

„Nun, vielleicht will ich ja!“

„Und wenn ich davon die Nase gestrichen voll habe?!“, erwiderte der Detektiv sogar ein wenig genervt.

Sie kicherte amüsiert. „Du kennst mich eindeutig nicht, sonst würdest du wissen, dass du keine Wahl hast!“

Holmes lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann erzählen sie mal, was sie mir sagen wollen!“ Ihr Fuß strich, nun nicht mehr ganz so unabsichtlich, gegen sein Bein.

„Ach, ich war so von Freude überwältigt von deiner Wiederauferstehung zu hören, dass ich einfach nach London kommen musste, um dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.“

„Dann müssen sie sich hinten anstellen, das will jeder, der meint mich zu kennen!“ Holmes beugte sich nach vorn um sie genauer zu taxieren. „Und ich bin es leid! Ich werde ständig mit diesem fremden Namen angesprochen und jeder sagt mir, dass ich so und so handeln würde. Aber es kommt mir überhaupt nichts bekannt vor! Warum will mich niemand in Ruhe lassen?“

Überrumpelt über seine grobe Art lehnte sie sich in der Bank zurück. „Das ist keine Art mit einer Lady zu reden!“

Da lehnte sich auch Holmes wieder zurück. „Bitte verzeihen sie, Miss. Es war die letzte Zeit nur ein wenig aufreibend. Sie meinen es nur gut und ich bin so unhöflich.“ Er lächelte und sah ihr dabei sehr tief in die Augen. „Wenn sie erlauben, lade ich sie zur Entschuldigung, zu einem Dinner ein.“

Das Lächeln, welches sich nun auf ihrem Gesicht ausbreitete, sprach von absoluter Genugtuung. „Das hört sich entzückend an.“

„Heute Abend?“, fragte Holmes weiter nach.

„Hervorragend!“

„Und wo darf ich sie abholen?“, erklang es erneut fragend.

„Ich residiere im Grand Hotel“ erklärte sie mit einem lieblichen Augenaufschlag.

„Dann um 19 Uhr?“, klärte Holmes weiter ab und lächelte erfreut, dass sie seine Einladung annehmen wollte.

„Das ist mehr als nur passend für mich!“ erklärte sie und sah ihn lieblich an. „Wie soll ich mich kleiden?“

„Abendgarderobe wäre passend.“, antwortete er ruhig und fasste nach der Türe der Droschke, da diese gehalten hatte. „Ich habe vor wenigen Tagen ein schickes Restaurant gesehen, dass würde ich gern einmal ausprobieren.“

„Dann sehen wir uns heute Abend, Sherlock!“

„Miss Adler!“, verabschiedete sich der Detektiv und verließ die Droschke um in ein ihm inzwischen bekanntes Haus zu gehen. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen ertönte ein lautes „Holmes!!“ bevor Judy ihm in die Arme sprang. „Uhh!“, erklang es lachend und er nahm sie in die Arme. „Bist du aber heute stürmisch, Prinzessin!“

„Ich habe sie vermisst! Sie gehen immer viel zu lange weg!“ erklärte jene nun freudig und kuschelte sich an ihn.

„Dann freut es dich ja bestimmt zu hören, dass ich bis zum Abend hier bin!“, antwortete Holmes ihr fröhlich.

„Jay!“ quiekte sie und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. „Spielen sie so lange mit mir?“

„Wenn du mich noch einmal kurz mit deinem Daddy sprechen lässt, dann ja!“, bestätigte Holmes und knuddelte sie. War Judy doch inzwischen wie eine Tochter für ihn geworden.

Überlegend legte sie den Kopf schief, bevor sie wieder strahlte. „Ok!“ Unbekümmert hüpfte sie wieder aus seinen Armen.

„Warte schon einmal im Hof auf mich, Prinzessin!“, lachte Holmes ihr noch nach, bevor er zu Watsons Praxis ging und anklopfte. „Sind sie beschäftigt, Watson, oder darf ich eintreten?" Im Privaten benutzten sie noch immer die persönliche Anrede, Du. Doch wenn jemand Fremdes sie hören konnte, wechselten sie in die förmliche Art.

„Kommen sie nur rein! Mr. Simmons ist gerade weg!“ ertönte es da durch die Tür und das tat Holmes auch, wobei er lächelte und direkt auf den Arzt zu trat.

„Also hast du ein paar Minuten für mich?“

„Ich habe sogar eine ganze halbe Stunde für dich!“ erklärte der Doktor lächelnd.

Holmes schmunzelte und setzte sich ihm gegenüber. „Mathematisch gesehen ist deine Erklärung falsch. Schließlich ist eine Hälfte nichts Ganzes! Aber es ist schön, dass du Zeit für mich hast!“

Watson verzog schmunzelnd das Gesicht. „Sag mir lieber, was ich für dich tun kann.“

„Ich würde gern heute Abend mit dir Essen gehen. Ins Royal.“, erklärte der Ältere da.

Freudig leuchteten die blauen Augen des Arztes auf, war das Royal, doch Holmes ehemaliges Lieblingsrestaurant. „Sehr gerne! Ich war schon lange nicht mehr aus!“

„Ich habe auch noch jemanden eingeladen.“, berichtete Holmes da und er musste kurz und deutlich grinsen. „Eine Frau.“ Verdutzt suchte Watson seinen Blick.

„Eine Frau?“

„Eine Miss Irene Adler. Ich traf sie vorhin in der Baker Street. Sie meint mich zu kennen und das sehr persönlich.“ Holmes grinste weiter womit er deutlich zeigte, dass er ein bisschen von allem anzweifelte, was er die letzte Zeit über sich erfahren hatte. War eine Frau und dann noch eine so hübsche, doch endlich etwas normales für ihn.

Statt erstaunt darüber zu sein lachte Watson amüsiert auf. „Du hast Irene Adler getroffen? Hast du deine Geldbörse noch?“

Holmes klopfte sich ab und zog jene hervor um sie dem Arzt zu zeigen. „Warum?“

„Weil die Finger dieser Dame meist länger sind, als gut für sie ist!“

„Oh, ich glaube nicht, mein lieber John. Sie ist zwar äußerst eindringlich und kennt mein altes Ich bestimmt von seiner Arbeit. Aber ich glaube nicht, dass ich solchen Kontakt, den sie angedeutet hat, mit einer solchen Person, wie sie andeuten, gehabt hätte.“ Holmes steckte seine Geldbörse wieder ein und grinste verschmitzt, als er sein Bein bewegte, welches sie mit ihrem gestreift hatte.

„So wie ich sie in Erinnerung habe, ist sie durchaus eine bezaubernde Frau und auch wenn ich nichts Genaueres weiß, glaube ich doch, dass du eine Kerbe in ihrem Bettpfosten bist.“ Watson schmunzelte. „Du nanntest sie immer ‚die Frau’, wohl auch weil sie die Einzige war, die dich je aufs kreuz gelegt hat.“

„Wir holen sie heute Abend um 19 Uhr ab.“ Etwas pikiert zog sich Holmes zurück und wechselte das Thema. „Aber ich fand heute noch mehr.“, stellte er so fest.

„Und dabei waren sie gar nicht auf der Suche“ schmunzelte der Jüngere. Vor ihm wurde eine große Stange Bargeld, ein paar Wertpapiere und sogar ein Scheckbuch ausgebreitet.

„Stimmt und auf so etwas war ich nicht gefasst. Warum habe ich dein Vermögen versteckt?“

„Mein Vermögen?“ Ganz verwundert nahm Watson die Sachen entgegen und sah sie durch. „Ach du meine Güte…“

„Willst du mir das erklären?“, fragte Holmes nach.

Noch immer völlig überrumpelt sah Watson von dem Geld auf. „Das… Den Ursprung des Bargelds kann ich nur vermuten, aber wo Scheckbuch und Wertpapiere her kommen weiß ich und ich schäme mich fast, dass ich sie vergessen habe.“ Watson fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Als wir uns kennen lernten, war ich in keiner guten Verfassung und war dazu noch dabei ein kleines Spielproblem zu überwinden. Ich klärte dich natürlich auf und bat dich ebenfalls ein Auge auf meine Finanzen zu haben. Man merkt, dass ich dich noch nicht gut kannte, denn du hast mein Scheckbuch weg geschlossen und mich Jahrelang damit geneckt! So lange, bis ich mir ein zweites anschaffte, um dir ein Schnippchen zu schlagen!“ Watson schmunzelte. „Mit dem Wertpapieren steht es ähnlich. Vor einigen Jahren verstarb mein Bruder und die Papiere sind seiner Sauferei nur entgangen, weil er sie verlegt hatte. Als ich sie dann bekam, nahmst du sie mir gleich ab und da ich sie nicht brauchte, protestierte ich nicht. Was das Bargeld angeht… wenn ich nicht da war, hast du in meinem Namen Wetten auf dich selbst abgeschlossen…“

„Habe ich das?“, fragte Holmes verdutzt nach. „Wobei denn?“

„Illegalen Boxkämpfen. Du warst mal verdammt gut.“

Nun taumelte Holmes ein wenig, selbst wenn er saß, denn es flackerte das gleiche Bild in seinem Kopf auf, wie als er bei Watson erwacht war und dieser ihm den Grund für die Narbe an seiner Augenbraue erzählt hatte. Dieses Mal jedoch war es deutlicher und warf ihn aus der Bahn. „Oh!“, antwortete er daher nur.

Der Arzt kam auf die Beine und trat neben den Älteren. „Alles in Ordnung?“ Und wie selbstverständlich griff dieser nach seinem Bein und hielt sich daran fest.

„Wenn du von diesem Boxen erzählst, dann...“

Watson achtete darauf, dass Gleichgewicht zu halten, da der Detektiv nach seinem gesunden Bein gegriffen hatte. „Was passiert dann?“

„Dieses Bild. Es ist das Gleich, wie beim ersten Mal, als du das Wort Boxen benutztes...“ Holmes zog ihn näher an sich und schmiegte sich an den warmen Körper. „Es ist nur ein Sekundenbruchteil. Du bist da, eine Menge tosender Gentleman. Dieser Ring im Sand und mein Gegenüber, blutverschmiert...“

Mit einer Zärtlichkeit, die man einem britischen Gentleman gar nicht zutraute, wurde durch das schwarze Haar des Älteren gestrichen. „Solche Situationen gab es. Du hast nämlich auch an einigen professionellen Kämpfen teilgenommen, bis dir die Aufmerksamkeit zuwider wurde.“

„Du machst mir am größten Sorgen in dem kurzen Ausschnitt dieses Bildes!“, erklärte Holmes aber sogleich und sah zu ihm auf.

„Ich?“ fragte der Mediziner verwundert nach. „Aber ich stehe doch sicher nur in der Menge.

„Deine Augen!“, berichtete Holmes ihm besorgt. „Du siehst mich erst ganz sanft an, auch wenn ich ein wenig Sorge sehe. Aber dann ändert sich dein Blick und er wird abweisend und eifersüchtig.“

„Eifersüchtig?“ Verwundert kraulte er durch die schwarzen Haare, bevor er einen Geistesblitz zu haben schien. „Das… das kann ich mir gar nicht erklären.“

Holmes lachte und löste sich. „Lügen kannst du nicht, mein Freund! Aber es tut gut zu hören, dass ich keine Einbildungen habe!“

Watson entwich ein verlegenes Lachen, bevor er sich hinab beugte und den Detektiv auf die Stirn küsste. Der schloss genießend die Augen und legte seine Arme um den Jüngeren. Watson bettete seine Stirn nun gegen die des Älteren und strich ihm mit beiden Händen durch die Haare. Da geschah es, dass Holmes ihre Lippen von sich aus vereinigte und ihn zart küsste. Glücklich seufzend drückte Watson ihm die eigenen Lippen entgegen und wollte den Kuss nicht enden lassen. Doch schließlich mussten sie sich lösen und selbst Holmes lächelte verträumt.

„Ich bin gern bei dir und der Ausdruck in deinen Augen, dass ich dein Eigentum sei... na ja, irgendwie gefällt der mir...“, nuschelte er leise.

Der Arzt errötete bei diesen Worten. „Du bist nicht mein Eigentum, auch wenn ich mich geschmeichelt fühle, wenn du so etwas sagst.“ Zur Antwort schenkte Holmes ihm wieder seine Lippen. Watson umfasste sein Gesicht zärtlich, bevor er den Kuss lachend beendete. „Ich könnte dich ewig küssen, aber ich kann so nicht ewig stehen!“ Sein Freund verstand sofort und zog ihn daher auf seinen Schoß um sein beschädigtes Bein zu massieren.

„Verzeih, aber deine Nähe tat gerade so gut. Geht es dir jetzt besser? Die Position muss ja fürchterlich gewesen sein!“ Zart wurde der Ältere geküsst.

„Sorge dich nicht, das Bein quält mich immer ein wenig.“

Holmes Finger wurden zärtlicher und sein Griff mit der anderen Hand um den Arzt fester. „Ich glaube zwar viel zu erkennen, aber ich fange gerade erst an, dass alles wieder zu erlernen. Bitte sag mir, wenn ich was für dich tun kann, ja?!“

„Was du gerade tust, ist wundervoll!“ versicherte der Jüngere ihm und strich ihm über das glatt rasierte Gesicht.

Zufrieden weitete sich die Massage über den Oberschenkel aus, währen Holmes seine Streicheleinheit genoss. „Ich finde es auch sehr schön!“ Eine eindeutige Röte breitete sich während dessen über Watsons Wangen, zu dessen Ohren und Nacken aus.

„Ja… SEHR schön!“

Als ob er genau wüsste was er tat, bewegte Holmes seine Finger weiter und küsste den Jüngeren erneut. Dabei umfing ihn ein Gefühl, das ihm sagte, es war richtig, was sie hier taten und es machte ihn glücklich. Watson umfasste sein Gesicht voll Leidenschaft und presste sich der wandernden Hand entgegen.

„Holmes!“ keuchte er, als es an der Tür klopfte.

„Doktor? Die Witwe Davis ist da!“

Schwer atmend löste Holmes ihren Kuss und starrte zur Tür. „Eine Patientin!“, stellte er dabei mit heiserer Stimme fest.

„Leider ja“ keuchte der Jüngere zurück und räusperte sich dann. „Sie soll sich noch einen Moment gedulden, ich bin gleich für sie da!“

Nur unwillig zog der Detektiv seine Hand zurück und schenkte dem Arzt noch einen Kuss. „Ähm...“

Watson presste seine Stirn gegen Holmes’. „Wir holen das nach, ok?“ Der keuchte als der Arzt sich dabei bewegte um sich von seinem Schoß zu erheben. Dann versuchte er sich zu fassen und das Thema zu übergehen.

„Judy wartet im Garten auf mich!“

Der Jüngere beugte sich noch einmal zu ihm hinunter, um ihn zu küssen. „Kühl dich erst einmal ab.“

„Werde ich machen.“, versprach Holmes und erhob sich, wonach er sich seinen Schritt zurecht rückte. „Ich sage auch Mrs Cooper, dass du heute Abend entsprechende Garderobe brauchen wirst.“

„Danke, dass ist nett von dir. Wenn du etwas brauchst, kannst du dich auch gerne an meinem Schrank bedienen, das Meiste in deinem Schrank in der Baker Street ist eh meins.“

Der Detektiv trat noch einmal zu Watson und küsste ihn, dabei war er aus unterschiedlichen Gründen sehr gerötet. „Ich werden dich dann heute Abend abholen kommen!“

„Ich werde gespannt auf dich warten!“ versprach der Jüngere ihm.
 

Exakt eine Stunde bevor sie bei Irene sein sollten, stieg Holmes äußerst adrett gekleidet aus einer Droschke um Watson abzuholen. Dabei zierte seine ganze Erscheinung eine fast schon göttliche Ausstrahlung, die von purem Glück sprach. Das Dienstmädchen Lizzy öffnete ihm und errötete gleich bei dem Anblick des gutaussehenden Mannes.

„Der… Der Herr ist noch auf seinem Zimmer…“

„Danke, Lizzy. Ich werde ihn selbst holen.“, wollte Holmes ihr die Arbeit abnehmen. Sie machte einen Knicks und ließ ihn passieren.

Holmes lief fast zu Watsons Zimmer und nahm auf der Treppe sogar mehrere Stufen auf einmal. Als er dieses dann erreichte, klopfte er aufgeregt. „Watson?“ Von drinnen hörte er fröhliches Gelächter.

„Komm nur herein!“

Und das tat er auch, wobei er den Kopf schief legte. „Na, wer ist denn da noch wach?“

Die kleine Dame des Hauses kam ihm fröhlich entgegen gesprungen. „Ich helfe Daddy sich hübsch zu machen!“ Tatsächlich war jener, äußerst ansprechend und adrett gekleidet, nur die Krawatte fehlte ihm noch.

Das Mädchen wurde fast vergessen, als Holmes seinen Freund anstarrte und seine Augen nicht von ihm abwenden konnte. Ein hartes Schlucken folgte und er begann sich unbewusst an seiner zwar eleganten Kleidung, aber doch nicht so perfektionierten Erscheinung herum zu fingern. Blaue Augen musterten ihn genauso anerkennend.

„Du siehst umwerfend aus, Holmes!“

Doch da wandte sich der Detektiv ab und hob sich Judy auf die Arme. „Soll ich dich ins Bett bringen, Prinzessin?“

Schmollend schob Judy eine Unterlippe vor. „Aber ich muss noch Daddys Tuch aussuchen!“ Sie bekam einen sanften Kuss auf die Stirn.

„Darf ich das heute Abend machen? Dein Daddy und ich bringen dir auch was nettes mit!“

Sie kräuselte die Nase und kicherte dann. „Nur, wenn Daddy und du ganz doll viel Spaß habt!“ Seit ihr Vater Holmes duzte tat sie das auch, weil sie alles so machte, wie das Familienoberhaupt.

„Das verspreche ich dir, Prinzessin!“, schwor Holmes und drückte sie liebevoll an sich und glücklich kuschelte sie sich an ihn.

„Dann kann ich zu Bett gehen.“

Er wippte sie etwas und lächelte, bevor er sie wieder auf den Boden absetzte. „Magst du deinem Daddy noch eine gute Nacht wünschen?“

„Ja!!“ Sie hüpfte zu Watson und zog jenen zu sich runter, damit sie ihm die Wange küssen konnte. „Gute Nacht Daddy! Hab ganz viel Spaß!“

„Den werde ich haben, Spatz, wenn du gut schläfst!“

„Ok!“, lachte Judy und lief wieder zu Holmes, der sie mit einem Lächeln aus dem Zimmer führte.

Schon eine viertel Stunde später kam er zurück und lächelte Watson verlegen an. „Sie tut, als ob sie schläft.“

„Sie will nicht, dass wir zu spät kommen.“ Lächelnd hielt ‚Watson eine rote und eine blaue Krawatte hoch. „Nun?“

„Die Rote.“, erklärte Holmes und hielt ihm seine Hand entgegen. „Darf ich?“ Ihm wurde das Tuch entgegen gestreckt.

„Ich bitte darum.“

Mit dunkel gefärbten Wangen , nahm er das Tuch und band es mit geschickten Fingern um Watsons Hals. „Es steht dir wirklich ausgezeichnet!“

„Nun, irgendwie muss ich neben dir ja auffallen“ erklärte der Arzt mit einem Schmunzeln.

„Du bist atemberaubend!“ Holmes blieb dicht an ihm stehen, schloss seine Augen und atmete tief ein, wobei ihn Watsons Duftwasser noch mehr benebelte.

„Du nimmst mich also so mit?“ fragte der Jüngere sanft nach.

„Um nichts in der Welt würde ich dich allein lassen!“, bestätigte das der Schwarzhaarige und genoss weiter, was er wahrnahm. Seine geschlossenen Augen wurden dann aber genutzt, um den Versuch zu starten ihn mit einem Kuss zu überraschen. Nur zu willig erwiderte er den Kuss und löste sich schließlich als ihm schwindelte. „Wir sollten vielleicht aufbrechen...“

„Du hast recht!“ Watson bemühte sich, sich zu fassen. „Miss Adler ist keine Frau, die man warten lässt!“

Auch Holmes tat sich schwer damit, bevor er das Zimmer verließ. „Wir werden bestimmt einen amüsanten Abend erleben.“

„Dem bin ich mir sicher!“

Sie kleideten sich in Hut und Mantel, bevor sie nach draußen zur wartenden Droschke gingen. Jedoch nannten sie dem Kutscher nicht gleich die Andresse zu der sie wollten, sondern Holmes zeigte noch einmal schmunzelnd ins Haus. „Schau mal, wer uns da beobachtet!“ Watsons Blick folgte seiner Deutung und tatsächlich erblickte er einen blonden Schopf im Fenster.

„Sie ist fürchterlich aufgeregt und freut sich für uns.“

„Dabei weiß sie noch gar nicht, warum sie sich für uns freuen sollte...“, schmunzelte der Ältere und gab dem Kutscher endlich die Adresse wo sie hinwollten.

Unauffällig berührte Watson seine Hand. „Ich denke auch, dass sie noch zu jung ist, um es überhaupt zu verstehen.“ Er wurde verträumt angelächelt.

„Es ist auch gut so, sie sollte noch lange nicht verstehen...“

Das Vater Herz konnte dem nur zustimmen. „Sie soll sich nur Zeit lassen beim groß werden.“

Holmes zog Watsons Finger weiter zu sich um sie miteinander zu verflechten. „Aber ich würde jetzt gern über dich reden!“

„Gibt es denn etwas Interessantes über mich zu reden?“

„Du bringst mich um den Verstand!“, erklärte der Ältere dem Arzt.

Watson hoffte, dass das dämmrige Licht in der Kutsche seine rosa Wangen gut kaschierte. „Das klingt nicht nach einer Beschwerde.“

„Ganz und gar nicht!“, bestätigte Holmes und legte seine freie Hand auf Watsons Oberschenkel. „Ich hoffe eher, dass es dir sagt, was auch immer heute mit mir geschehen ist, in deiner Praxis... es ist unglaublich!“ Die Hand des Arztes legte sich über seine.

„Und dabei waren wir noch nicht einmal fertig, lieber Freund.“

Er leckte sich über die Lippen und festigte seinen Griff um den Oberschenkel einen Moment, bevor er seine Hand zurück zog. „Ich finde deine Kleidung stört jetzt. Vielleicht sollten wir das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt verlegen!“

„Ja, dass sollten wir wohl“ bestätigte Watson, nicht aber ohne seinen Gehstock an die Innenseite von Holmes Bein zu reiben.

Genau jener weckte nun die Aufmerksamkeit des Älteren und er nahm ihm diesen ab. „Interessanter Stock!“, stellte er dabei fest und musterte ihn ausführlich. „Seltenes afrikanisches Holz. Er muss ein Vermögen wert sein!“

„Nun, er ist definitiv hochwertig“ erklärte Watson und griff nach dem Handteil, um das Geheimnis des Stockes zu enthüllen. „Und er ist nützlich.“

Begeistert wurde der Stock wieder gänzlich aus Watsons Händen genommen und Holmes kümmerte sich um das Schwert, welches ihm gezeigt wurde. Dann schmunzelte er. „Kein Wunder, dass ich dich an meiner Seite wollte... Intelligent, gut aussehend, begabt und jetzt auch noch ein Krieger. Aber das hätte ich wissen müssen, als ich von deinen Kriegsverletzungen erfuhr!“

„Verletzung“ korrigierte Watson gut gelaunt. „Es ist nur eine.“

Den Gehstock weiter festhaltend legte Holmes seine Hand auf die Schulter des Arztes. „Und was ist hiermit?“

„DAS ist die Kriegsverletzung! Eine Jezail-Kugel traf mich und zerstörte den Knochen. Auch die Schlüsselbein-Arterie wurde stark verletzt.“ Ein Schatten huschte durch blaue Augen. „Diese Verletzung kostete mir fast das Leben, denn durch sie wäre ich beinahe in die Hände der Ghazis gefallen.“

„Watson...“, hauchte der Detektiv tief bewegt.

Der Jüngere legte seine Hand über die des Älteren. „Es ist Vergangenheit und wer weiß, wenn es nicht passiert wäre, hätten wir einander vielleicht nie getroffen.“ Kaum war er dem Älteren dabei näher gekommen, zog der ihn an sich und küsste ihn voller Hingabe. Der Kuss war kurz, aber intensiv, so dass Watson einen Moment schwebend verblieb, bevor er sich versicherte, dass der Kutscher sie nicht gesehen hatte.

Mit unglaublich aufgeregten Ameisen in der Magengegend, lächelte Holmes den Jüngeren an und deutete auf dessen Bein. „Und wie geschah das?“

„Nun, dass ist die angebliche Kriegsverletzung!“ schmunzelte der Arzt und rieb sich das Bein. „Es ist hilfreich, wenn man sofort erkennt, warum jemand Kriegsveteran ist, aber eigentlich ist es hier in London passiert, bei einem unser nicht ganz so erfolgreichen Abenteuern.“

„Dann sollte ich mich besser um dich kümmern und dich mehr schützen!“, erklärte Holmes leise.

„Ich bin etwas eingeschränkt, aber nicht invalid!“ widersprach der Arzt ihm da sofort.

„Bitte verzeih!“ Holmes senkte den Blick. „Ich will dich nicht verurteilen oder so etwas...“ Watson rückte näher, so dass sich ihre Schultern berührten.

„Ich weiß. Ich bin wohl nur etwas… empfindlich, was das Thema angeht.“

Holmes sah dem Jüngeren dabei tief in die Augen und löste sich erst wieder, als die Kutsche hielt. „Wir sind da...“

Watson lächelte ihn an und öffnete dann die Tür. „Dann auf in den Kampf!“
 

Im Grand Hotel wurde ihnen das Zimmer von Irene gewiesen, an welches Holmes auch gleich anklopfte. „Miss Adler?“

Die Tür wurde geöffnet und entblößte so die schöne Frau, die nur in ein Handtuch gewickelt war. „Oh, du bist aber früh dran!“

„Es ist 19 Uhr!“, erklärte Holmes und klebte mit den Augen an ihr, bevor er seinen Begleiter preisgab. „Meinen Begleiter kennen sie ja, wie sie heute Nachmittag bereits sagten.“

Man sah, dass sie ihre Gesichtszüge darin hinderte zu entgleiten, als sie den Anderen erblickte. „Guten Abend, Miss Adler. Sie sollten sich vielleicht etwas anziehen, damit sie sich nicht verkühlen.“ Als sie sich wieder in der Gewalt hatte, ging sie hinter eine spanische Wand und ließ auf ihrem Weg ihr Handtuch so fallen, dass Holmes ihre Rückansicht mustern konnte.

„Es freut mich auch, sie wiederzusehen, Dr. Watson!“

Die beiden Herren traten ein, damit sie die Tür schließen konnten. „Das ist ganz offensichtlich!“

„Sagen sie, Miss Adler. Es stört sie doch nicht, dass ich den Doktor mitgebracht habe?“, fragte Holmes während dessen freundlich.

„Oh, natürlich nicht! So wird der Abend sicher noch viel lustiger!“ versicherte sie ihm, auch wenn ihr, ihm abgewandtes, Gesicht von etwas ganz anderem sprach.

„Der Meinung war ich auch!“, lächelte Holmes nun erleichtert und ließ sich in einem Sessel nieder. Als er nach einer Flasche Wein greifen wollte, deutete Watson ihm unauffällig an, sie stehen zu lassen. Sein Blick wurde verwirrt erwidert, denn der Detektiv verstand nicht. Doch Irene unterbrach jeglichen Erklärungsversuch.

„Wäre einer von ihnen so nett mir bei meinem Korsett zu helfen?“

Sofort erhob sich Holmes und nickte. „Sehr gern, Miss!“ Und so trat er an die spanische Wand. Watson verzog leicht missmutig den Mund, während sich sein Freund der knapp bekleideten Dame näherte.

Mit geübten Fingern weil das Geflecht von Schnüren leicht für ihn zu durchschauen war, zog Holmes nun das Korsett zurecht. „Ist es so angenehm oder zu fest?“, fragte er ganz nebenbei.

„Es ist perfekt! Genauso wie ich es mag!“ schnurrte sie ihm regelrecht entgegen. Da löste er sich wieder und kam hinter der spanischen Wand hervor.

„Dann ist es gut so.“

Sie drehte sich um, so dass sie ihn noch einmal anlächeln konnte. Holmes lächelte ihr zu und setzte sich wieder auf den Sessel. „Wie lange brauchen sie noch, Miss Adler?“

„Sorg dich nur nicht, ich bin gleich fertig!“

Er nickte und sah zu Watson. „Wollen sie sich nicht setzen, mein Freund?“

„Nein danke, ich hoffe doch nicht, dass wir hier so lange verweilen müssen, bis das notwendig werden sollte.“

„Ja.“, antwortete Holmes weder mit Ablehnung noch mit Zustimmung und sah ihn statt dessen nur bewundernd an. In blauen Augen lag ein Schmunzeln, als sie die seinen suchten.

Bereits kurz danach trat Irene vor sie und präsentierte sich. „Kann ich sie so begleiten, meine Herrn?“ Sie trug ein enges, rotes, viktorianisches Kleid, dessen Ausschnitt fast zu gewagt war.

„Sie sehen ganz entzückend aus“ versicherte der Doktor ihr und deutete zur Tür. „Wollen wir dann? Unser Tisch wartet.“

Holmes erhob sich und trat neben die hübsche Frau, der er seinen Arm anbot. „Wenn sie uns ebenfalls noch begleiten würden, können wir gehen, Miss Adler!“ Mit einem lieblichen Augenaufschlag in Richtung Watson ergriff sie seinen Arm.
 

Im Restaurant wurden sie bereits erwartet und zu einem hervorragendem Tisch geführt, wo Holmes Irene den Stuhl zurecht rückte. „Vielen Dank, mein lieber Sherlock“ säuselte sie und lächelte ihm lieblich zu.

Als auch er selbst und Watson saßen, sah sie der Detektiv fragend an. Ein Kellner schenkte ihnen inzwischen guten Rotwein ein. „Was machen sie gerade hier in London, Miss Adler?“

„Oh, ich reise gerne und dabei zieht es mich immer wieder ins schöne England!“

„Und das obwohl es nicht ihr Heimatland ist...“, sinnierte Holmes vor sich hin.

Anerkennend hob sie ihr Glas. „Du erkennst noch immer den amerikanischen Akzent?“

Da gab Holmes unbedarft eine Schwäche preis. „Wir haben bis jetzt heraus gefunden, dass ich alles noch kann, was ich vorher konnte. Nur was Personen betrifft, mit denen ich Kontakt hatte, ist alles verschwunden.“

So dezent wie möglich trat Watson ihm da gegen das Bein. „Wichtig ist doch, dass es ihnen wieder gut geht!“

Doch Irene ignorierte ihn und sah Holmes ganz mitleidig an, während sie nach seiner Hand griff. „Es muss ganz furchtbar sein, die eigene Familie nicht mehr zu erkennen! ... Stellen sie sich vor, sie würden ihre liebliche Tochter vergessen, mein lieber Dr. Watson!“ Sie sah auf und den Arzt direkt an.

Grimmig lächelte Watson sie an. „Das wäre durchaus eine Tragödie! Ich würde natürlich wollen, dass man mich schonend darauf aufmerksam macht.“

„Oh, ich bin da ganz anderer Meinung!“, gab sie lieblich lächelnd von sich und sah zu Holmes. „Oder wie würdest du es finden, wenn man dir dein Kind vorenthält?“ Mit mehr Nachdruck als erforderlich zog Watson seine Servierte aus der Form und warf ihr einen ungehaltenen Blick zu.

„Nun, man sollte auch an das Kind denken.“, antwortete Holmes ihr, während sein Blick fragend an Watson klebte.

„Ach, inwiefern?“ fragte sie lieblich nach, Holmes Aufmerksamkeit wieder auf sich ziehend und der begann es ihr sachlich zu erklären.

„Ein Kind kann großen Schaden davon tragen, wenn man ihm nach Jahren auf einmal ein Elternteil vorsetzt. Es kann verstört werden und somit aggressiv oder selbstzerstörerisch. Kinder sind unsere Zukunft und sollten mit entsprechender Würde behandelt werden!“

„Sie finden also, dass man mit Vorsicht an die Situation herangehen müsste?“ fragte Watson sanft nach, mit einem Seitenblick auf Irene.

„Natürlich! Ganz besonders wenn wir als Beispiel Judy nehmen. Sie ist zwar ein absoluter Sonnenschein und Engel. Aber stellen sie sich vor, wir würden jetzt nach Hause fahren und Judy sagen, dass ihre Mutter nicht tot ist, wie sie glaubt, sondern verschwunden war und jetzt wieder da ist. Dazu noch, dass ihre Mutter nichts von ihr weiß. Es könnte ihr, ihr sonniges Gemüt nehmen. So etwas ist unverantwortlich!“

Watson sah ihn mit bewegtem Blick an, vor allem da Holmes sein Haus, als zu Hause bezeichnet hatte. Irene sah dagegen nicht so überzeugt aus. „Nun, dem Kind muss man ja nicht zu viel verraten, wie aber steht es mit dem Elternteil? Sollte man den nicht wenigstens aufklären?“

„Natürlich muss die Mutter in diesem Fall aufgeklärt werden!“, stimmte ihr der Detektiv wieder zu.

Watson griff nach seinem Wein und nahm einen großzügigen Schluck. Doch Irene lächelte Holmes nur noch breiter an und streichelte seine Finger. „Dann sind wir ja einer Meinung, mein liebster Sherlock!“

Watson stellte sein Glas da mit Nachdruck ab. „Wie geht es ihrem Ehemann? Der wievielte war es jetzt?“

Aber das schien die hübsche Frau nicht zu stören. „Nun, ich erwischte ihn mit dem Küchenmädchen in unserem Ehebett...“, setzte sie eine leidende Miene auf. „...Kann man es mir verdenken, dass ich die Scheidung einreichte?“

Watson entwich ein kleines Schnauben. „Ich hörte, sie hätten ihn samt Familienschmuck verlassen.“

Ihre leidende Miene richtete sich nun auf Holmes. „Hörst du, was er sagt? Solch schreckliche Dinge werden mir nachgesagt, nur weil ich bereits zum sechsten Mal verheiratet war. Ich habe doch so ein großes Unglück mit meinen Ehemännern und liebe sie jedes Mal von ganzem Herzen, bis sie mich enttäuschen!“ Der lächelte ihr aufmunternd zu und tätschelte ihre Hand, als ihre Vorspeise aufgetischt wurde, denn Holmes hatte bereits das Tagesmenü beim Eintreten für sie bestellt.

„Sie werden schon noch den Richtigen finden, Miss Adler, da bin ich mir ganz sicher!“

Verführerisch lächelnd lehnte sie sich ihm entgegen. „Dass du das glaubst beruhigt mich sehr!“

„Ich wünsche einen guten Appetit!“, beendete Holmes jetzt das Thema und lächelte Watson sanft an. Jener erwiderte das Lächeln so gut er konnte und der Detektiv wollte seine Verkrampfung lösen, indem er ihn loben wollte. „Sagen sie, Miss Adler. Sie scheinen Dr. Watson gut zu kennen. Wussten sie eigentlich schon, dass seine Praxis inzwischen zu den Besten in ganz London gehört?“

„Ach wirklich?“ Nur scheinbar charmant legte sich ihr Blick auf den Mediziner. „Das wurde aber auch Zeit, wo sie so lange fast gar keine Patienten hatten!“

„Ich finde es ganz hervorragend, wie er die Praxis meistert und sich dabei so liebevoll um seine Tochter kümmert!“, entgegnete Holmes jedoch. „Es gibt wohl nur wenige Männer, den der Verlust eines Partners zwar tief verwundet hat, der aber sein Leben danach so gut in den Griff bekommen hat!“

„Wirklich bewundernswert, mit was der liebe Doktor so alles Leben muss!“

Jener unterbrach sie nun. „So interessant ist mein Leben nun auch nicht.“

„Und wie geht es ihrem Hund?“, fragte Irene nun nach um ein Gespräch aufrecht zu erhalten, da ihre Vorspeise vertilgt war.

„Gladstone ist leider vor zwei Jahren verstorben. Es scheint, als wären ihm Bewegung und ein gesundes Leben nicht bekommen.“

Watson wurde fragend von Holmes angesehen. „Hund? Welcher Hund?“

„Wir hatten eine Bulldogge…“ wollte jener erklären, wurde aber von Irene unterbrochen: „Der liebe Gladstone war so etwas wie euer erstes Kind!“

Ein Blitzen ging durch graue Augen und Holmes sah von Watson zu Irene und zurück. „Hatten wir noch mehr Haustiere?“

„Nein, wir hatten höchstens ein paar Straßenjungen, die unter unseren Fittichen waren“ erklärte Watson, mit einem beiläufigen Lächeln.

„Und was ist aus ihnen geworden?“, fragte Holmes nun äußerst aufmerksam.

„Sie arbeiten immer noch als Botenjungen für mich, allerdings mit der Voraussetzung, dass sie zur Schule gehen. Ich will ja, dass mal etwas Richtiges aus ihnen wird!“

„Das gefällt mir!“, erklärte der Detektiv weiter und lächelte ihn an, bevor er sich wieder an Irene wandte. „Und sie, Miss Adler, haben sie Kinder?“

„Leider nein, dieses Glück war mir leider nicht vergönnt!“ erklärte sie ihm mit einem schweren Seufzer. Er lächelte ihr zu und hatte sogar ein Zwinkern in den Augen.

„Sie werden schon einen Mann finden, der ihnen einen gesunden Sohn schenken kann!“

„Oh, dass wäre ja wundervoll!“ säuselte sie und lehnte sich ihm entgegen. Dabei konnte ihr Holmes mehr als tief in den Ausschnitt gucken, was ihn schlucken ließ.

„Vielleicht können wir ihnen ja helfen, einen geeigneten Partner zu finden.“

„Das ist wäre mehr als hilfreich“ erklärte sie, als Watson ein Glucksen entwich.

„Ich glaube nicht, dass sie je Probleme hatte, das nächste Opfer… Verzeihung! Den nächsten Ehemann zu finden!“

„Mir sterben sie aber nicht unter den Händen weg!“, stach sie etwas giftig nach, wonach sie Holmes wieder lieblich anlächelte.

Watson umfasste sein Besteck mit Nachdruck und rang um seine Beherrschung. Da berührte ihn ein warmes Bein unter dem Tisch, bevor sich Holmes erhob.

„Bitte verzeihen sie, Miss Adler, Watson!“ Er sah beide an und legte sein Serviette zur Seite. „Ich bin ihnen sehr zu Dank verpflichtet, dass sie mir an diesem Abend Gesellschaft leisen wollten. Doch ich wäre ihnen dankbarer gewesen, wenn sie mir gesagt hätten, dass dies keine gute Idee ist!“ Auch wenn er sich bemüht hatte, konnte er die Feindseligkeit nicht übersehen, weshalb er jetzt lieber gehen wollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yukito_Nishii
2010-07-26T15:45:55+00:00 26.07.2010 17:45
Man diese Irene kann nicht icht bleiben wo der
Pfeffer wechst? Ich hasse sie zu mal jetzt
auch noch das schönde dinner kaputt gemacht hat. *knurr*

Ihr habt wieder mal echt klasse geschrieben.^^
Bitte schreibt ganz schnell weiter

LG
D-GenaertaionX


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