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Chains of the Past

von

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Taking Care

Irgendwie war es heute ein seltsamer Tag am Set.

Shane wusste es, Michelle wusste es, Susan wusste es - sogar der Kameramann hatte das Gefühl, dass da etwas faul war.

Zum Teufel, sogar Val hatte den Braten gerochen, obwohl er immer derjenige war, dem man mindestens einmal damit auf die Nase hauen musste, ehe er etwas mitbekam.
 

Der Drehplan bestand aus einem Dialog zwischen Harmony und Harry – die Erkenntnis, dass sie sich nach all den Jahren doch so zufällig wiedergetroffen hatten und nun den unheimlichen Drang verspürten, sich zusammen zu setzen, um die verpasste Zeit gemeinsam aufzuholen. Dabei ein bisschen trinken, um auch schön die Zungen locker zu bekommen. Und dann vielleicht noch im Bett des jeweils anderen landen. Ein scheinbar perfekter Plan.
 

Okay, jeder wusste, dass es schief laufen musste, immerhin wurde hier eine Komödie gedreht, auch wenn diese schwärzer als der Kaffee war, den sich Val nur allzu gerne als Start in den Drehtag gönnte, um richtig in die Gänge zu kommen.
 

Jedenfalls schien alles so wie immer abzulaufen – natürlich gab es hier und da mal kleine Versprecher und Ulkereien, sie hatten hier ja Michelle und Robert vor der Kamera, keine ernsthaften Dramadarsteller.

Bei dem Chaospärchen war weder das eine, geschweige denn das andere vermeidbar – aber so hielten sie sich immerhin bei Laune an diesen anstrengenden Drehtagen.

Würden solche Dinge nicht vorkommen, würden sie wohl alle tagtäglich in der Anstalt landen.
 

Jedoch war an einer gewissen Stelle etwas Unerwartetes – und zwar in dem Moment, in dem Harry, Roberts Charakter, sich einen kleinen Schluck von seinem Champagner gönnen sollte, um damit die leichte Unsicherheit zu vermitteln, die er in Harmonys Anwesenheit zu spüren schien. Schließlich hatten sie sich, wie ja schon zuvor erwähnt, jahrelang nicht mehr gesehen und Harry seit der Highschool feuchte Hosen wegen ihr - mindestens.

Nach dem fünften oder sechsten Take lief dieser Dialog hervorragend, beide wussten genau, was zu tun war und wie sie sich am besten bewegen und verhalten sollten.
 

Aber als dann diese kleine Szene ablief, dieser eine Schluck...
 

Was in Robert vor ging, als er an dem Champagner nippte, war für wirklich jedermann zu sehen – seine Mimik sprach da schon immer mehr als nur Bände.

Es war deutlich zu erkennen für Shane, für Michelle, Susan, den Kameramann und sogar mal für Val.

Diese Enttäuschung, diese Erkenntnis, dass es sich nicht wirklich um Champagner, um Alkohol handelte – eher um irgendeine verdünnte Apfelschorle mit dem Extraschuss Backpulver, um das Prickeln und Perlen echten Champagners so gut wie möglich zu imitieren – war nicht zu übersehen.

Das Schlimme dabei war noch, dass dieses Verhalten bei fast jedem Take zu beobachten war und somit allen nur noch mehr etwas im Innersten zuschnürte, dessen sie sich bis dahin anscheinend noch gar nicht bewusst waren.
 

Wenn es jemand anderes gewesen wäre, dann wäre dieses Drama nicht der Rede wert gewesen – jeder hätte es für normal, für nichtig abgetan, schließlich gehörte ein bisschen Trickserei schon immer ins Showgeschäft.

Und dieser falsche Champagner schmeckte wirklich widerlich – da auch noch so zu spielen, als wäre es das köstlichste Getränk der Welt dürfte selbst einem Marlon Brando schwer fallen.

Somit wäre solche eine Gesichtsverzieherei in keinster Weise auffällig gewesen, man hätte es abgewunken und den Take noch einmal versucht.
 

Wenn man nicht Robert war, dann hätte man das einfach durchgehen lassen – aber Robert war nun einmal Robert. Und alle am Set wussten von seinen mannigfaltigen Problemen, mit denen er in den letzten Jahren und besonders noch in letzter Zeit zu kämpfen hatte, um sich endlich von diesen loszulösen.

Am Anfang der Dreharbeiten hatten sie sich zusammengesetzt und einstimmig entschieden, dass sie Robert helfen würden, das alles hier sauber und ohne Rückfälle zu überstehen. Was bisher auch gut gegangen war. Doch dieser Blick sagte ihnen allen nur allzu deutlich, dass es noch ein weiter Weg war, bis Robert endlich an seinem Ziel angekommen war.
 

Trotz dieses kleinen Zwischenfalls hatte es Shane und seine Crew zustande gebracht, die Szene doch noch in den Kasten zu bekommen. Michelle gab ein paar aufmunternde Worte von sich, Robert riss sich am Riemen und am Ende des Tages schien alles wieder beim Alten.

Nur wussten man allzu gut, dass dem nicht so war.
 

Eigentlich hätte Val heute gar nicht am Set auftauchen müssen, aber da er ja auch wissen wollte, wie sich seine Mitstreiter schlugen, saß er während der Drehs in einem Stuhl neben Shane und beobachtete das Geschehen – leider auch das, was da gerade mit Robert passierte und eine Flutwelle an Gewissensbissen durch den Rest der Crew zu spülen schien.

Er konnte auch nicht wirklich behaupten, dass ihm diese Sache nicht missfiel, weswegen er den Rest des Tages seine Argusaugen über Robert wachen ließ, um etwaige weitere Ausfälle wie diese zu erkennen und entsprechend handeln zu können.
 

Denn im Gegensatz zu den Anderen, die dieses kleine Intermezzo wohl mit Nichtbeachtung abhaken wollten, hatte er einfach das dringende Bedürfnis, Robert mit Taten zu helfen und mittels einer kleinen Unterhaltung die Sachlage zu klären. Schliesslich war niemandem mit Passivität geholfen – besonders nicht jemandem wie ihm.
 

Am Ende des Drehtages zerstreute sich die Masse – die Mannschaft machte sich auf den Weg zu ihren Hotels, um die nötige Kraft für den nächsten Morgen zu sammeln, der eher anfangen würde, als den meisten lieb war.

Bevor sich die Masse zerstreute, fing Val kurz Shane ab, um seine Pläne hinsichtlich ihrer tickenden Zeitbombe zu besprechen.
 

„Shane, sag mir nicht, dass du diese kleine Sache von vorhin einfach ignorieren willst“, setzte Val an, Augenbrauen erhoben und die Arme vor der Brust verschränkt. Beinahe hätte man denken können, dass er für seine Rolle als der schwule Privatdetektiv des Films übte – wenn man denn einfach über die Tatsache hinweg sah, dass er weder geschminkt noch in seinem Kostüm war.
 

„Ich weiß nicht, wovon du redest. Geh ins Hotel zurück und ruh dich aus, wir wollen morgen die Szene am See drehen.“ Diese Worten kamen so unbeteiligt und trocken wie ein Martini von Shane, dass es Val beinahe zur Weißglut trieb.
 

„Jetzt spiel hier nicht den Blinden!“, fuhr dieser seinen gegenüber nun an, die Ruhe, welche er sich vorhin noch für dieses Gespräch vorgenommen hatte, mal eben über Bord geworfen.

„Weisst du, wie schnell es passieren kann, dass er wieder rückfällig wird? Und komm mir nicht mit: Besser, als dass er wieder zu den illegalen Drogen greift. Legale Drogen sind fast genau so schlimm, immerhin ist deren Beschaffung um einiges risokoärmer und somit leichter.“
 

„Du interpretierst mal wieder zu viel rein – ein Blick heißt noch lange nicht, dass er rückfällig wird“, wurden die harschen Worte zurückgewiesen, denen sich Shane noch eben hatte aussetzen müssen. Damit war die Sache für ihn geklärt – doch war sie dies noch lange nicht für den aufgebrachten Schauspieler vor ihm.
 

„Das vielleicht nicht – aber es heisst auch noch lange nicht, dass ihm mit eurem Verhalten geholfen ist.“

Enttäuscht von seinem Regisseur schnappte sich Val seine Jacke, legte sie ordentlich zusammen und über seinen Arm, wandte sich von Shane ab, aber nicht seine Worte.
 

„Ich werde zu ihm gehen und mit ihm reden – einer muss es ja machen.“

Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg zu seinem Hotel, in dem auch Robert ein großzügiges Zimmer bezog – mit dem wohltätigen Gedanken, diesem vielleicht etwas helfen zu können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Artanaro
2010-06-13T19:12:16+00:00 13.06.2010 21:12
ich hoffe doch, das der zweite teil bald raus kommen wird ^^
das hört sich nämlich wirklich gut an bisher ^^
Von:  Ozymandira
2010-06-13T00:37:56+00:00 13.06.2010 02:37
Mal wieder rundherum ein tolles Werk von dir und ich freu mich immer wieder drüber, für dich die Betaleserin machen zu dürfen, auch wenns mir dann manchmal schwer fällt dir hier was hinzuschreiben, was ich dir noch nicht gesagt habe xD Aber egal, ich schreib einfach, vielleicht findet sich ja doch noch das ein oder andere neue unter meinen Aussagen : |

Mweh, ich muss aufpassen, was ich hier jetzt schreibe, damit ich mich nicht auf den Rest der Geschichte beziehe, den ich ja schon habe lesen können...
Ich finde es so klasse, wie du Val rüberbringst. So kann ich ihn mir selbst gut vorstellen, dass er nunmal so besorgt ist, was Robert und seine Vergangenheit angeht. Er ist halt einfach toll...und was Shane angeht, so hast du für ihn ja auch eine perfekte Rolle gefunden xD Wie du ihn darstellst geht für mich vollkommen in Ordnung - so gestrette Regiseure können bestimmt auchmal richtige Deppen sein : |

Bin gespannt, wann wir uns an den zweiten Teil machen können! Ich freu mich jedenfalls schon riesig drauf <3


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