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Jumays Kinder

Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs
von

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Verantwortung

Die Jäger waren zurückgekehrt. Schon von weitem war zu erkennen, dass sie reiche Beute gemacht hatten und sie baten prompt um weibliche Unterstützung, denn weiter außerhalb hatte man notdürftige Vorratsgruben angelegt, um die sich gekümmert werden sollte; das ließen sich die dankbaren Frauen nicht zweimal sagen.

Moconi kam das gerade recht. Die Stimmung im Stamm war die letzten Tage weniger schlecht als höchst besorgt und dadurch sehr angespannt gewesen, denn Shirans abrupte Aufforderung an die Gäste, rasch zum Kojotenstamm zurückzukehren, hatte niemanden sonderlich beruhigt. Den Häuptling überdies auch nicht und es machte ihn beinahe verrückt, dass er nichts intelligentes wusste, womit er seine Leute besänftigen konnte... seinem Vater wäre etwas eingefallen, und wenn es noch so unlogisch und hirnrissig gewesen wäre, dann hätte es die Stimmung eben gekippt, indem ihn alle ausgelacht hätten. Er besaß dieses Talent nicht... Saltec hatte immer gesagt, er dachte zu viel. Vielleicht hatte er damit recht gehabt. Ausnahmsweise.

An jenem klaren Abend war die Stimmung jedoch gut. Ein großes Feuer war im Zentrum des Lagers entfacht worden, wo alle gemeinsam das gute Fleisch, das am Tag gebracht worden war, zubereiteten, verspeisten und vor Erleichterung – immerhin dieses Problem hatten sie nun weniger – etwas feierten.

Es freute Moconi, dass sein Stamm sich etwas entspannen konnte und seufzend beschloss er, letzteres auch selbst zu versuchen... das würde ihm jedoch nicht in der Gruppe gelingen. Und so erhob er sich in einem scheinbar unbeobachteten Moment und verließ den Festplatz.

Der junge Mann war schon immer lieber allein oder in kleiner Gesellschaft gewesen. Es war nicht so, dass er es hasste, mit vielen Leuten zugange zu sein – wie beispielsweise Ardoma und ihr Bruder Randary, wie er doch stark annahm – aber im Großen und Ganzen war er dann doch lieber für sich, auch wenn er sich ungern als Einzelgänger bezeichnen ließ.

In Gedanken vertieft setzte er sich unweit außerhalb des Lagers auf einem kleinen Hügel ins Gras. Das Feuer war groß und die Menschen so laut, dass es eher unwahrscheinlich war, dass sich in der Umgebung ein gefährliches Tier befand, sicherheitshalber hatte er dennoch einen Speer mitgenommen; wenigstens daran hatte er gedacht. Es war frisch, aber seltsamerweise für die Jahreszeit relativ warm, was sich ziemlich mit dem Wetter des vergangenen Erdmondes biss. Die Götter spielten seltsame Spiele mit ihnen...

Die langen Halme um ihn herum wogen sich leicht in einer sanften nächtlichen Brise und der Mann hob seufzend den Kopf und blickte in den Himmel. Über ihm erstreckte sich das unendliche Sternenfeld mit dem halb aufgegangenen Wassermond und dem noch als Sichel erkennbaren Erdmond in entgegengesetzter Richtung... es war ein hübscher Anblick. Aber auch ein für ihn selbst betrübender... die Nacht, in der er Häuptling geworden war, war ähnlich gewesen.

Abrupt riss ihn das Rascheln von Gras hinter ihm aus seinen Gedanken. Je nachdem, um was für ein Tier es sich handelte – es musste ziemlich mutig sein – konnten hastige Bewegungen sehr gefährlich werden, also drehte er sich zunächst nicht um, sondern konzentrierte sich darauf, behände seinen Speer zu ergreifen, den er zuvor neben sich abgelegt hatte. Kurz darauf wurde er jedoch beruhigt.

„Schon gut, ich bin es nur.“

Als er sich nun doch umdrehte, stand dort – und das hätte ihn beinahe mehr erschreckt als jedes wilde Tier der Savanne – Calyri. Sie hatte einen Faustkeil in der Hand, der zwar sicherlich nicht ihr selbst gehörte, den Häuptling jedoch vor der unliebsamen Aufgabe bewahrte, sie für ihre Verantwortungslosigkeit zu tadeln. Verantwortung...

„Darf ich mich zu dir setzen?“

Er lächelte matt, dann nickte er und drehte sich wieder um, weg vom Lager und dem dortigen Geschehen. Die junge Frau setzte sich darauf dicht neben ihn und folgte seinem Blick in den Himmel.

„Warum tust du dir das an?“

Sie hob verblüfft beide Brauen über Moconis ernste Frage. Als sie ihn verwirrt von der Seite anschielte, reagierte er nicht darauf und sie errötete. Sie wusste ja, was er meinte...

„Ich weiß es nicht. Ich bin eine schwache Frau und bringe Schande über meine Mutter... ach Himmel. Aber ich hänge schon so lange an... dir...“

Sie senkte ihr Haupt etwas und erschauderte dann angenehm überrascht, als er plötzlich noch etwas näher rückte und sie in seine Arme zog, leicht errötend, sie jedoch immer noch nicht ansehend.

„Mir soll es recht sein, wenn du damit leben kannst.“, kam dann die erstaunlich nüchterne Antwort, während er begann, der jungen Frau sanft durch ihr braunes Haar zu streichen. Sie schmiegte sich leise seufzend an ihn.

„Ich rede so gern mit dir.“, erklärte er dann nach einer Weile des Schweigens, „Ich finde es schrecklich, dass es so schwierig ist. Als Häuptling sollte man es doch leichter haben... sollte man meinen. Ich hasse es.“

Er wusste, dass er vor ihr ehrlich sein konnte. Sie kannte ihn, sie kannte ihn in und auswendig, außer Kili gab es sicherlich keinen lebendigen Menschen, der ihn so gut kannte wie sie. Und sie wusste, was er dachte und wie er sich fühlen musste bei all dem, vor dem er nicht entkommen konnte.

Das bestätigte ihm auch ihr nächster leiser Satz.

„Ich verstehe nicht, wie dein Vater dir das antun konnte.“, sie legte eine Hand auf seine Brust, zärtlich darüber streichend, „Er kannte dich doch. Er wusste, dass er dich damit unglücklich macht... ich kann es nicht verstehen.“

In erster Linie war es natürlich eine Ehre, den Posten des Häuptlings zu erlangen und es war zwar nicht immer so, aber auch nicht unüblich, dass ein Stammesoberhaupt das Amt an seinen Sohn weiter gab, aber so intelligent hätte Saltec sein müssen. Moconi konnte sehr gewissenhaft sein, aber er war kein Anführertyp. Er gab sein bestes, doch das reichte nicht... und sie befürchtete, dass er am Ende daran zerbrach. Calyri beschloss, gut auf ihn acht zu geben, egal was geschah, auch wenn sie niemals an seine Feuerstelle gelangen konnte.

Bis er antwortete, dauerte es eine Weile. Was er dann sagte, irritierte die junge Frau etwas.

„Ich denke, ich weiß, weshalb er es getan hat.“

Auch wenn sie die Nähe zu ihm genoss, setzte sie sich vor Überraschung wieder auf, um ihm ins Gesicht blicken zu können, das er rasch wieder von ihrem ab- und dem Wassermond zuwandte. Sie legte den Kopf leicht schief.

„Du weißt es? Ich dachte, du seist genau so überrascht gewesen wie alle anderen auch?“

Zumindest hatte es damals doch sehr so gewirkt. Die Erinnerung an einen abgrundtief überforderten, verzweifelten Moconi hatte sich ihr fest eingebrannt...

Er nickte leicht.

„Ja... das stimmt auch. Ich wusste es im ersten Moment nicht. Und im zweiten auch nicht... es dauerte einige Zeit, bis mir dämmerte, weshalb er es getan hatte... zu diesem Zeitpunkt hat mich allerdings bereits niemand mehr danach gefragt. Und selbst wenn, ich hätte es auch nicht erzählt. Es war... meine eigene Schuld.“

Er senkte die Brauen etwas. Daran zurückzudenken war unangenehm... er hatte einen großen, vielleicht sogar beschämenden Fehler gemacht, der ihm damals nicht einmal entfernt als ein solcher erschienen war. Jetzt war es zu spät...

Er spürte, wie Calyri seine Hand ergriff und sanft in ihrer drückte und fühlte sich ihr gegenüber verpflichtet, nun weiter zu sprechen. Sie war doch so neugierig... und auch wenn er sie nicht als Frau haben konnte, so war und blieb sie doch seine Freundin.

„Es... gab da so einen Vorfall. Unmittelbar bevor Vater auf seine letzte Jagd ging, du weißt schon... da, als er sich die Verletzung zuzog, die ihn so krank machte und dann umbrachte.“

Die Frau nickte und er senkte den Blick.

„Es ist seltsam, daran zurückzudenken. Ich habe das Gefühl, damals bin ich ein anderer Mensch gewesen...“

„Ungestümer.“, bestätigte sie ungefragt und er nickte.

„Das auch, ja. Jedenfalls...“
 

Es war ein schöner Tag im Frühling und Saltec war guter Laune. Er war meistens guter Laune, aber an jenem Tag besonders; es war einfach alles gut.

„Du hast mir Proviant vorbereitet?“, fragte er seine Tochter Kili verblüfft, die ausnahmsweise einmal in der sanften Sonne saß und einen Rock mit getrockneten Beeren verzierte. Sie sah nicht auf, wirkte auch nicht ernsthaft interessiert, nickte aber.

„Ja, ich dachte, ich mache mich einmal nützlich. Ich bin keine Frau für ein Kochfeuer, das wirst du auch schmecken, aber immerhin.“

Der Mann strahlte und tätschelte ihr den Kopf.

„Ich bin mir sicher, es ist der beste Proviant, den jemals ein Jäger dieses Stammes mitgenommen hat, einfach, weil du ihn gemacht hast!“

Sie schnaubte, als er sich noch im selben Augenblick daran machte, die verschiedenen eingewickelten Nahrungsmittel in einen Lederbeutel zu packen.

„Vorsicht, meine schöne Frisur...“

Er gluckste nur. Wie gut, dass sie ihm diesen unerwarteten Gefallen getan hatte, bereits am Nachmittag wollten sie aufbrechen und er hatte es, zerstreut wie er nun einmal war, bisher noch nicht geschafft, alles für die Reise vorzubereiten. Etwas Hilfe konnte da nicht schaden... er wagte einen Versuch.

„Moconi?“, er wusste, dass sich sein Sohn auf der anderen Seite der Hütte befand und sich seiner Lieblingsbeschäftigung – Herumliegen – nachging. Er hatte ja recht, Herumliegen war wirklich eine gute Sache...

Auf einen genervten Ton von dem Sohn sprach er weiter.

„Schau, da ganz in der Nähe müssten meine Speere liegen... neben dem breiten Pfosten, siehst du sie? Kannst du sie mir bitte bringen?“

Er war noch immer mit dem Verstauen des Proviants beschäftigt; das würde vorerst reichen. Kili musste wirklich Langeweile gehabt haben...

„Hol es dir selbst! Was willst du denn, tse...“

Er rollte seufzend mit den Augen. Seine Tochter gluckste, sah jedoch nicht auf.

„Bitte Moconi.“

„Nein.“

„Bitte!“

„Halt den Rand.“

Er kratzte sich am Kopf, auf dem sein Haar glücklicherweise nicht ganz so abenteuerlich abstand wie das seines Sohnes; dabei kämmte er sich viel seltener...

„Ich repariere dir deinen Lieblingsspeer, wenn du mir meine nun bringst!“

Der war dem Tölpel nämlich vor kurzem kaputt gegangen. Wie erwartet hörte er das Gras darauf rascheln und wenige Augenblicke später erschien Moconi mit düsterer Miene und warf ihm seine Speere vor die Füße.

„Da. Ich erinnere dich dran...“

Saltec nickte frohen Mutes, seine Jagdwaffen einsammelnd und alle bis auf eine sorgfältig an seiner Rückentrage befestigend. Während er das tat, antwortete er.

„Nicht nötig, aber vielen Dank. Wie wäre es, wenn du uns begleitest?“

Der Jüngere verschränkte die Arme vor der Brust und lachte ironisch, den Häuptling abschätzend bei seiner Arbeit beobachtend. So weit kam es noch...

„Keine Lust. Du erlegst sicher genug für uns alle.“

Der Mann richtete sich wieder auf und wischte sich seufzend über die Stirn. Die Frühlingssonne war ganz schön stark... er lächelte.

„Das mag sein, aber ich finde, du jagst zu selten. Es hat etwas mit Verantwortung zu tun; nicht nur für dich selbst und deine Familie, sondern für den kompletten Stamm, verstehst du? Es gibt immer eine Familie, die noch mehr Nahrung gebrauchen kann, Moconi.“

Seine Miene war nicht zu trüben... die seines Sohnes war da das Gegenteil, die war grundsätzlich trüb, zumindest, so lange er in seiner Nähe war. Oder er grinste dreckig... in jenem Moment hob er jedoch bloß genervt beide Brauen.

„Erzähl du mir nichts von Verantwortung, du kennst nicht einmal die einfachsten Traditionen, dabei war dein Vater mit Sicherheit einer der weisesten Häuptlinge, die dieser Stamm jemals hatte.“

Er wollte sich abwenden, doch Saltec setzte ihm unmittelbar darauf nach, was ihn noch einmal inne halten ließ. Er erwiderte seinen verblüfften Blick.

„Das mag wohl sein, ich wage nicht, das zu bezweifeln. Ich habe meinen Vater zwar selten verstehen können, aber ich bin mir sicher, er war ein kluger Mann. Aber du, Moconi, missverstehst hier gerade etwas.“

Leider traf dieser Satz keinen so fruchtbaren Boden, wie der Häuptling es sich erhofft hatte, denn sein Gegenüber zuckte lediglich gelangweilt mit den Schultern. Dann war es eben so... er sprach dennoch weiter.

„Du magst dich streng an unsere Traditionen halten – oder zumindest an die, denen du etwas abgewinnen kannst – aber Traditionsbewusstsein macht noch längst keinen verantwortungsbewusst, Sohn, mache dir das klar.“

Und wieder nur ein Schulterzucken.

„Na, wenn du das sagst.“, er drehte sich um, nun endgültig wieder gehen wollend, „Dann wird das wohl auch so sein... nicht.“

Und beinahe wäre ihm die Flucht gelungen, da wagte sein Vater es, ihn am Oberarm zu packen und zurückzuhalten. Moconi fuhr zischend herum.

„Was denn noch?!“

Hatte er ihm nicht brav seine Speere gebracht? Das war ja wohl mehr als genug für einen solchen Trottel wie ihn... zu seiner Überraschung war seine Miene jedoch ernst.

„Hör zu.“, kam dann von ihm, „Mir ist nicht sonderlich wichtig, was du von mir hältst, aber dass du diese Lektion verstehst, ist von oberster Priorität.“

Lektion, nannte er es, als ob er selbst die Bedeutung dieses Wortes auch nur im Ansatz gekannt hätte. Moconi riss sich grob los.

„Ach bitte! Die Traditionen sind Regeln, die unsere Ahnen uns hinterlassen haben! Sie haben die Erfahrungen gemacht und ersparen uns heute damit so einiges! Wir haben es leicht, wir müssen uns nur an die Traditionen halten und alles hat seine Ordnung – wie kann ich dann nicht verantwortungsbewusst sein, wenn ich das doch so genau weiß und mein Leben danach richte?“

Er wusste, dass sein Vater diese Meinung nicht teilte und seinerseits nicht sonderlich viel von den Traditionen hielt, was der junge Mann einfach nur lächerlich fand. Bei dem Gedanken daran, sich nun wieder einen Vortrag über seine abgedrehten Sichtweisen von den Göttern und der Welt anhören zu müssen, stieß es ihm sauer auf.

„Unsere Ahnen richteten die Regeln, nach denen sie lebten, nach den Gegebenheiten ihrer Zeit – aber die Zeiten ändern sich, heute ist nicht früher und das Leben verlangt andere Handlungsweisen von uns, wenn wir in unserem Land bestehen wollen. Ich sage, wir gehen zu Grunde, wenn wir uns engstirnig an die Traditionen klammern, wir müssen flexibel sein und auf jede Situation angemessen reagieren können, Moconi!“

Saltec hielt dem extrem düster gewordenen Blick seines Sohnes kurz stand, dann hob er eine Hand und strich sich seufzend durch sein Haar. Das wurde so nichts... er musste Prioritäten setzen – wenn es denn nicht längst zu spät dafür war.

„Außerdem müssen wir auch viele Entscheidungen treffen, die sich in Grauzonen befinden, für die es keine traditionelle Ratschläge gibt. Zum Beispiel beim Verbleib von gesunden, kräftigen jungen Männern, wenn eine Jagd ansteht. Und ich sage, du wirst mitkommen, Moconi.“

Kurz trat Entsetzen in das Gesicht des Sohnes, dann blanke Wut. Was bildete er sich ein? Er würde sicherlich nicht auf einen solch ahnungslosen Taugenichts wie diesen Mann hören... und befehlen ließ er sich schon einmal überhaupt nichts, da war er anderes gewohnt. Er fauchte.

„Das kannst du vergessen! Nirgendwo werde ich hingehen, du kannst mich nicht zwingen, da mitzugehen und... wie du es ausdrückst, „Verantwortung“ zu übernehmen!“

Seine Interpretation dieses Wortes war eine Schande, fand der Jüngere, der vor Wut und irgendwie auch Scham darüber, dass jemand wie Saltec es gewagt hatte, ihm zu befehlen, die Hände zu Fäusten ballte. Verantwortung bedeutete das Achten der Tradition, nichts anderes! Nun mitzugehen würde ihn vor all den anderen, denen er schon erklärt hatte, er würde im Lager die Stellung halten, entehren – zudem war es bei der Menge an Jägern, die sich bereit erklärt hatten, mitzugehen, wirklich nicht von Nöten, fand er.

Missmutig verfolgte er, wie sein Vater wieder auf ihn zutrat und die kurze Distanz überwand, um direkt vor ihm zum Stehen zu kommen und ihm ernst in die Augen zu blicken. Ein ernster Blick war bei ihm irgendwie auch fehlplatziert...

„Du wirst mitkommen. Und du wirst für das Wohl dieses Stammes jagen. Das wirst du.“

Der junge Mann schnappte bei dem Nachdruck, mit dem die Worte gesprochen wurden, vor Zorn zitternd nach Luft. Kili, neben der toten Feuerstelle sitzend, schwieg, schielte jedoch von ihrer freiwilligen Arbeit verstohlen zu ihrem Vater und ihrem Bruder, auffällig inne haltend.

„Ich werde gar nichts.“, presste Moconi darauf hervor und ihm sträubten sich seine nur geringfügig vorhandenen Nackenhaare vor Gram. Saltec bemerkte den Missmut seines Gegenübers, ging aber nicht darauf ein. Vielleicht hätte er sich in jungen Jahren nicht ganz so extrem gegen das Regime seines eigenen Vaters stellen und seine Kinder zumindest ein klein wenig erziehen sollen...

„Du hast keine andere Wahl, der Häuptling befiehlt es dir.“

Was dieser Satz in dem Jüngeren auslöste, konnte der Mann nicht ahnen. Er wusste nicht, wie wütend nur wenige ernste Worte von ihm sein törichtes Kind machen konnten und so stolperte er vollkommen unvorbereitet und überrumpelt einige Schritte zurück, als Moconis kräftiger Kinnhaken ihn traf. Mit einem seiner Füße landete er in der erloschenen Feuerstelle und wirbelte schwarze Asche auf, die genau auf Kilis neuem Kleidungsstück landete; das verblüffte Mädchen hatte zunächst allerdings nur Blicke für das abstruse Spektakel vor ihm.

Eine Weile sprach niemand. Der Häuptling hob mit geweiteten Augen eine Hand, um seinen grauenhaft schmerzenden Unterkiefer zu betasten und nebenbei festzustellen, dass er sich die Lippe aufgebissen hatte. Moconi beobachtete ihn mehr und mehr erbleichend dabei.

Dafür konnte er ihn des Stammes verweisen... er konnte ihn in jeglicher Weise entehren, er konnte ihn demütigen, wie er wollte, und er hatte kein Recht, sich darüber zu beschweren. Und er würde ihm weh tun, zumindest wenn er – und das war spätestens nun relativ wahrscheinlich – sauer wurde. Moconi hatte seinen Vater erst einmal vor Wut außer sich erlebt und das war für jemanden der Anfang vom Ende gewesen. Ihm wurde heiß und kalt gleichzeitig. Er fürchtete um sein Leben und bedauerte seinen herben Ausrutscher deswegen – dass er seinen eigenen Vater vor den Augen seiner Tochter zutiefst entehrt und beschämt hatte, war ihm relativ gleich.

Saltec reagierte anders, als er es erwartet gehabt hätte. Nachdem er seinen Unterkiefer etwas abenteuerlich hin und her bewegt hatte und ein unschönes, aber wohl nicht unbedingt schlechtes Knacken erfolgt war, suchte er den Blickkontakt mit den erschrockenen Augen seines Sohnes. Er nickte ihm leicht zu.

„Gut.“, und dennoch zitterte seine Stimme leicht, „Du wirst hier bleiben.“

Den leichten Blutfluss ignorierend bückte er sich und zog sich seine Rückentrage in Seelenruhe an, einen seiner Speere in die Hand nehmend. Als er sich wieder aufrichtete, schenkte er Kili ein verzerrtes Lächeln.

„Tut mir leid für deine Kleidung. Danke für dein Essen... bis bald.“

Dann machte er sich auf, hielt aber direkt neben seinem erstarrten Sohn noch einmal inne. Was er dann sagte, war nur für Moconis Ohren bestimmt und er sollte auch der einzige sein, der diese leisen Worte verstand.

„Ich werde dich schon noch dazu bekommen, Verantwortung zu übernehmen. Verlasse dich darauf.“

Dann ging er.

In jenem Moment dachte der junge Mann, sein von völlig falschen Werten verblendeter Vater sei nicht wirklich ergrimmt und tat seine Vorhersage als plumpe Drohung angesichts der Situation ab.

Wie unglaublich wütend Saltec gewesen sein musste, sollte er erst viel später erkennen.
 

Moconi hatte die Beine angezogen und umklammerte sie seufzend mit beiden Armen, ermüdet von seiner Erzählung in den Himmel blickend. Der Abend war nun fortgeschritten, es war kühler geworden und die Stimmen im Lager wurden langsam weniger, der Feuerschein in seinem Rücken matter. Calyri starrte ihn verblüfft von der Seite an.

„Du... du hast deinen eigenen Vater geschlagen? Moconi!“

Er zuckte auf ihre anklagenden Worte nur mit den Schultern. Er hatte es verdient, das fand er auch noch heute. Aber Calyri konnte das nicht verstehen... bei ihr war das anders. Dherac war ein anständiger Mann, wenn eines seiner Kinder es wagte, gegen ihn die Hand zu erheben, dann war das eine Schande. Aber bei Saltec nicht ernsthaft... um so markerschütternder für seinen Sohn, dass er letztendlich doch am längeren Hebel gesessen und ihn für den Rest seines Lebens gestraft hatte. Eine Strafe, das war es gewesen. Saltec hatte den Stamm nicht an den abgegeben, den er dafür am geeignetsten gehalten hatte – damit hatte er wissentlich den Zorn seines ewigen Freundes Karem auf sich gezogen – sondern hatte sein Amt gewollt dem vermacht, der damit am meisten Probleme haben würde; damit hatte er letztendlich den gesamten Stamm in Gefahr gebracht. So viel zu seinem Verantwortungsbewusstsein...

Moconi seinerseits war nun bemüht, immer das Beste zu tun, nicht, um diesen miesen Tölpel stolz zu machen, sondern einfach, um ihm – auch wenn er das aus der nächsten Welt wohl bloß schwer beobachten konnte – zu beweisen, dass seine traditionsnahe Führung das Beste für die Gemeinschaft war. Und zumindest zu Beginn hatte das auch funktioniert...

„Ich frage mich, wie ich dich damals, zu jener Zeit, habe mögen können...“

Calyris Stimme riss ihn aus seinen grimmigen Gedanken und verblüfft sah er ihr in ihr Gesicht, das sie mittlerweile von ihm abgewandt hatte.

„Du warst furchtbar. Nicht nur deswegen, du warst viel... abartiger als Teco, der mit recht überdies sich selbst immerzu mit großzügigen Worten bedacht hatte, aber sich ansonsten doch vorbildlich verhalten hat.“

Sie schielte ihn etwas eingeschüchtert kurz an, dann rasch wieder in eine andere Richtung, als sie seinen ganz und gar empörten Blick bemerkte. Sie errötete.

„Versteh mich nicht falsch. Ich habe dich heute sehr gern, denn du bist zu einem sehr vernünftigen Mann geworden. Mir ist bloß nicht mehr klar, warum ich dich damals gemocht habe.“

Er hatte nicht viel gekonnt, er war faul gewesen und sich einfach viel zu gut für die Gemeinschaft. Vielleicht war auch das der Grund gewesen, weshalb der ganze Stamm über Saltecs Entscheidung so entsetzt gewesen war; nicht weil er seinen (für den Posten des Häuptlings) noch sehr jungen Sohn gewählt hatte, sondern eher, weil jener Sohn ein absolut abscheulicher Nichtsnutz gewesen war. Langsam dämmerte der jungen Frau auch, weshalb ihre Eltern ihre Zuneigung zu Moconi lange Zeit nicht gut geheißen hatten...

Als ein weiterer kühler Nachtwind aufkam, wünschte sie sich plötzlich, er würde sie wieder in die Arme schließen, doch als sie ihn wieder anblickte, starrte er bloß verbiestert seine Füße an.

„War ich wirklich so schrecklich?“, wollte er dann wissen und sie nickte verhalten. Eine Weile schwiegen sie, dann erhob sich der Mann, streckte sich und seufzte.

„Mir ist das nie so erschienen. Seltsame Sache... das Ganze. Das ganze Leben... ist eine seltsame Sache.“

Er ergriff seinen Speer wieder und wandte sich zum Gehen in Richtung des Lagers, hielt nach ein paar Schritten jedoch noch einmal inne und drehte sich zu Calyri um.

„Komm. Ich lasse dich ungern hier allein zurück.“
 

Beinahe hätte er es getan gehabt. Beinahe hätte er sie am Handgelenk gepackt und nicht zu ihrer Familienhütte, sondern zu seiner eigenen geführt und dann hätte er so bei ihr gelegen, wie ein Mann bei einer Frau nun einmal lag.

Dann jedoch war ihm Teco wieder eingefallen und er hatte sich geschämt, weil er solche unzüchtigen Gedanken bezüglich seiner rechtmäßigen Braut hatte und sie schien es ihm auch nicht übel genommen zu haben, dass er sie genau dorthin gebracht hatte, wo sie auch hingehörte, und keinen Schritt weiter.

Und wenn das Ganze noch so richtig gewesen war, ihm widerstrebte es gewaltig. Wenn doch wenigstens Kili da gewesen wäre... seine arme kleine Schwester. Wenn sie die Bestien erst einmal besiegt hatten, dann würde er sie wieder zurückholen und dann würde auch für sie alles gut werden. Hoffentlich verzieh sie ihm, dass er sie so lange hatte warten lassen... aber er hatte schlicht und ergreifend nicht den Hauch einer Ahnung, wie er sie hätte erretten sollen. Etwa in das Land der Kalenao eindringen...?!

Kalenao war ein gutes Stichwort. Sie konnten einen nicht nur ganz übel verfluchen oder mit ihren Zaubern zermalmen, nein, sie hatten auch die Gabe, einen zu Tode zu erschrecken, zumindest war Moconi dieser Meinung, als er nichtsahnend die Felltür seiner Hütte öffnete und deren Inneres einfach so hell erleuchtet war. Ein kurzer Blick zeigte ihm Shiran, der hinter einer entzündeten Talglampe saß und ihm gleichmütig entgegenblickte. Es war jedoch bereits zu spät, er fuhr erschrocken keuchend ein Stück zurück und griff erschaudernd nach seinem Herz.

„Bitte nicht schreien, da schlafen bereits Kinder.“

Er kam sich dumm vor, dass dieser Satz tatsächlich das Verlangen in ihm, seinem Schock Ausdruck zu verleihen, versiegen ließ. So trat er nach Luft schnappend schließlich einfach ein und hockte sich dem Seher schaudernd gegenüber, ihn eines ehrlich irritierten Blickes bedenkend.

„Was machst du hier? Es gehört nicht unbedingt zu den Sitten meines Stammes, einfach so in fremde Hütten einzudringen – vor allen Dingen wenn der Besitzer gar nicht zuhause ist...“

Noch ehe Shiran antwortete konnte, wandte der Häuptling den Blick kurz ab und seinem Lager zu; dann sah er irgendwie angewidert wieder zu dem Gast, der darauf mit den Augen rollte.

„... nein, deswegen bin ich sicher nicht hier, Himmel bewahre. Ich wollte mich einfach nur etwas mit dir unterhalten... und ich fürchte, das geht allein doch besser als direkt mit dem halben Stamm drumherum.“

Moconi nickte erleuchtet, artig die Hände auf seine Knie legend und ihm lauschend wie ein kleines, artiges Kind. In Wahrheit wollte er ihn bloß sehr bald wieder loswerden.
 

Teco war sich der Gefahr bewusst. Das große Feuer war längst erloschen, in das Lager war Ruhe eingekehrt, die meisten schliefen längst.

Er gehörte nicht dazu. Unweit entfernt von den äußersten Hütten stand er im Hohen Gras bei einem kleinen Bachlauf. Die Welt war bloß durch Mondlicht erhellt, aber zumindest schemenhaft war an diesem klaren Abend trotzdem alles zu erkennen.

Er hatte einen Speer dabei... ob er sich damit im Ernstfall würde verteidigen können, war fraglich, das wusste er auch selbst. Irgendwo hinter ihm huschte etwas durch das Gras... wenn ein Tier es schaffte, ihn zu töten, dann nahm er es als sein Schicksal hin. Der Tod war noch immer besser als seine momentane Situation – und wenn er nicht ums Leben kam, dann würde er diese unbeobachtete Zeit dazu nutzen, den verzweifelten Versuch zu starten, etwas an seinem erbärmlichen Leben zu ändern.

Er wollte wieder jagen... er wollte dem Wild nachrennen, mit ihm Schritt halten können, wie früher! Niemand war schneller gewesen als er. Er keuchte leise, als sich bei den Gedanken in seiner Brust etwas zusammenzog. Eigentlich hätte es ihm schon gereicht, wenn er es geschafft hätte, ohne Stütze in einem halbwegs normalen Tempo zu gehen. Irgendwie konnte er noch immer nicht begreifen, dass etwas so selbstverständliches mit einem Mal ein so unüberwindbares Hindernis für ihn darstellen konnte...

Aber er würde es überwinden. Er war Teco – ein Mann wie er gab nicht einfach auf. Alaji hatte sich damals so große Mühe damit gegeben, ihn zu heilen, es sollte nicht umsonst gewesen sein...

Grimmig schulterte er seinen Speer, auf dem er sich bisher abgestützt hatte. Die Gedanken an die liebenswürdige Kalenao-Frau, die er in all seinem Elend so sehr vermisste, gaben ihm Kraft, und nach kurzem Zögern wagte er einen Schritt.

Es war nur ein Schritt mit dem gesunden Bein gewesen, bloß ein winziger Augenblick, indem das schlechte Bein sein Körpergewicht hatte tragen müssen und dennoch wurde ihm dank eines unmittelbar aufflammenden, heißen und pochenden Schmerzes schwarz vor Augen. Er zischte und stützte sich schnell wieder ab, bevor er, so befürchtete er, ohnmächtig wurde. Das musste er noch üben...
 

Am folgenden Morgen rief Moconi überraschend den kompletten Stamm im Zentrum des Lagers zusammen. Einzig Shiran und Sanan schienen nicht überrascht darüber zu sein – am vergangenen Abend war alles gut gewesen, der Häuptling jedoch wirkte nicht unbedingt erfreut. Den Ernst seines Anliegens verdeutlichte er eindrucksvoll mit seinem selten getragenen Kopfschmuck aus Federn, der ihn unmissverständlich als das Oberhaupt dieser Menschen auszeichnete.

Es war im übrigen nicht der Kopfschmuck, den Saltec seinerzeit getragen hatte, fiel Calyri an jenem Morgen nebenbei auf, Moconi hatte ihn selbst gemacht. Dabei war er seinem Namen treu geworden, aber das war nun nebensächlich.

„Die Zeit des Feierns ist nun vorerst vorüber!“, begann er seine Rede da prompt, worauf sich auch die letzten endlich hinsetzten, damit alle ihn sehen konnten. Ausnahmen bildeten einige am Rand zusammenstehende Jäger; die aktuell besten des Stammes, die ein Sonderrecht hatten.

Der junge Häuptling stand starr da, jeden und gleichzeitig niemanden direkt ansehend. Shiran saß mit Sanan unweit entfernt, beide musterten ihn ernst.

Es war das erste Mal, dass der jungen Frau auffiel, dass an Sanan irgendetwas besonderes sein musste, denn auch wenn er zu Beginn nicht unbedingt von dem Gedanken, den Seher bei sich aufzunehmen, begeistert gewesen war, wich er seit einer Weile kaum noch von dessen Seite.

Moconi fuhr fort.

„Ich hoffe sehr für euch alle, ihr habt das gestern Abend genossen und seid nun gestärkt, denn noch bevor unsere Verstärkung aus dem Land am Horizont antrifft, werden wir die Bestien schon wieder am Hals haben.“

Lautes Gemurmel ging durch die Reihen und der junge Mann machte keinerlei Anstalten, es zu unterbinden. Natürlich, sie hatten schon ein gewisses Recht dazu...

„Na wunderbar, dann ist ja alles umsonst gewesen.“, hörte Calyri ihre Mutter neben sich murmeln, während sie ihre jüngste Tochter wiegte und die junge Frau seufzte bloß unhörbar.

„Allerdings...“, setzte das Stammesoberhaupt seine Rede darauf laut fort, „... werden wir es dieses eine Mal auch so schaffen. Es wird etwas geschehen, was uns den Kampf gegen diese Monster ungemein erleichtern wird – Shiran sagte, die Götter seien auf unserer Seite. Also werden wir uns darauf vorbereiten und werden unseren Gästen einen gebührenden... Empfang bereiten.“

Er senkte seine Brauen und ein diabolisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, das der ein oder andere direkt darauf zu erwidern wusste. Abermals entbrannten angeregte Gespräche, die schließlich jäh unterbrochen wurden, als Moconi Semliya, der die Hand hob, zunickte.

„Wenn wir es schaffen, die Bestien aus unserem Land zu vertreiben... dann schaffen wir es auch, sie zu vernichten.“

„Warum tun wir das nicht und sparen uns einfach die Hilfe dieser zwielichtigen Kojoten?“, ergänzte Novaya und klang dabei selbst bissig wie das von ihm erwähnte Tier. Darauf lagen wieder alle Blicke auf dem Häuptling, der zwar nicht überfragt, aber unfähig, gescheit zu antworten wirkte. Shiran kam ihm ohne ihn eines Blickes zu würdigen zu Hilfe, er wandte sich direkt an die Zwillingsbrüder.

„Unsere Macht wird dieses Mal ausreichen. Nur dieses eine Mal, weil die Götter dafür gesorgt haben, dass die Dinge günstig stehen. Das wird bei ihrem nächsten Versuch nicht mehr der Fall sein.“

„Und sie wirklich zu vernichten, wie ihr das so schön ausgedrückt habt, sind wir dann doch nicht ganz in der Lage. Ihr... habt sie selbst gesehen. Ihr wisst, wie die sind...“

Darauf schwiegen die Brüder. Ihr Vater mischte sich dafür seinerseits ein.

Dherac hatte es sich nicht nehmen lassen, sich zu den anderen guten Jägern zu stellen – ohne Zweifel gehörte er auch dazu, auch wenn er nun halbblind war und niemand so genau abschätzen konnte, inwiefern sich das nun auf seine Jagdfähigkeiten auswirken würde.

„Und was denkst du – oder der Seher – wie wir uns nun darauf entsprechend vorbereiten sollen?“

Moconi drehte sich zu ihm um, ihn kurz musternd. Dann antwortete er auch ihm.

„Nach bestem Wissen und Gewissen.“, kam zunächst schleierhaft, dann grinste er wieder flüchtig, „Bringt eure Speere auf Vordermann, ruht euch aus und seid bereit. Mehr steht nicht in unserer Macht und mehr werden wir auch nicht brauchen, um zu siegen – aber seid vorsichtig.“

Er wandte sich wieder der großen Mehrheit zu uns durch seinen bitterernsten Ausdruck wirkte er für einen Moment viel erwachsener und älter, als er eigentlich war.

„Der Sieg ist möglich, aber nicht geschenkt. Wir werden wieder Blut schmecken, das ist sicher. Haltet euch das vor Augen.“, er schielte noch einmal kurz zu dem Seher, dann nickte er, „Im Prinzip war es das bereits. Es tut mir Leid um die Zeit, die wir eigentlich nicht haben, aber es war mir sehr wichtig, dass ihr euch darüber im Klaren seid.“
 

Das waren sie nun. Mefasa war überrascht, als Moconi noch am Vormittag plötzlich ganz von selbst bei ihr erschien... da gab es wohl noch Redebedarf.

„Komm nur her.“, forderte sie ihn auf, sich zu ihr vor die Hütte an die kleine Feuerstelle zu setzen, noch ehe er in ihrem Sichtfeld erschienen war, „Hier ist außer uns im Moment niemand und du weißt, dass ich... jeden bemerke.“

Das wusste er wirklich, das hatte sie ihm in seinem Leben schon relativ oft eindrucksvoll bewiesen und so tat er wie ihm geheißen und setzte sich grußlos zu ihr. In ihrem Scharfsinn bemerkte sie auch seinen Blick, der auf ihrer Näharbeit in ihren Händen lag und sie kicherte fröhlich.

„Für das neue Baby. Ihm wird natürlich auch einiges von seinem Halbbruder passen, aber ich denke, etwas neues wird ihm nicht schaden. Oder nicht?“

Er legte nur kurz die Stirn in Falten, den Blick jedoch nicht hebend, als er endlich mit ihr sprach.

„Das interessiert mich nicht ernsthaft. Du hast es ja gehört, wir werden die Bestien nicht vernichten, sondern...“

„Ist schon in Ordnung.“, fuhr sie ihm fröhlich ins Wort und langte kurz neben sich, auf eine Knochenplatte, auf der ein köstliches Stück Fleisch lag und hielt es dem jungen Mann hin, „Das haben die Zwillinge übrig gelassen. Bitte, du bist doch hungrig!“

Eigentlich hatte er es nicht annehmen wollen, aber er war wirklich hungrig... und es duftete herrlich. Mefasa war eine gute Köchin – das war leider einfach eine Tatsache. Und so nahm er die Nahrung wortlos an und schlang sie herunter. Er wäre froh gewesen, so schick essen zu können wie Kurapi, aber das war dieses elendige Biest ohnehin nicht wert...

„Ihr werdet sie beim nächsten Mal vernichten. Nicht nur Shiran spürt, dass es dieses Mal etwas... besonderes wird. Also sei unbesorgt und tu einfach dein bestes.“

Dem würde er ausnahmsweise einmal gern Folge leisten. Dabei quälte sie ihn doch so gern...

„Ist ja kaum zu glauben, dass du mir so... entgegenkommst.“

„Oh, keine Sorge, ich verlange dafür auch etwas!“, merkte sie darauf dann fröhlich an und er schnaubte. Natürlich, wie hatte er auch etwas anderes annehmen können? Intrigante Ziege...

Er wurde überrascht, als sie das nun fertige Babykleidungsstück hochhielt.

„Sag mir deine ehrliche Meinung. Was hältst du davon?“

Der Mann entschied, dass es klug war, diese Gegenleistung dann einfach zu erbringen, ohne sie in Frage zu stellen. So musterte er ihr Werk eine Weile und zuckte dann mit den Schultern.

„Für ein Baby wird es reichen.“

Seine Worte waren ehrlich und ihr Kichern war es auch, als sie ihm auf seine Antwort dann direkt in die dunklen Augen blickte.

„Na, etwas mehr Interesse bitte. Dieses Kind ist ein Segen, ist mir vor kurzem einmal aufgefallen... dank ihm habe ich dich – wenn du mir Grund dazu gibst – noch viel mehr in der Hand, weißt du?“

In ihr hübsches Gesicht schlich sich ein diabolisches Lächeln, als sie ihn erbleichen sah; letzteres wirkte bei seiner dunklen Haut irgendwie sehr abstrus.

„Ich meine... es wäre natürlich schon einmal interessant zu sehen, was Calyri dazu sagen würde, wenn sie wüsste, wer nun in Wahrheit der Vater dieses Babys ist... und wie meine ausgeschmückte Version seiner Entstehung wohl bei ihr ankäme. Was meinst du?“
 


 

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Moconi ist ja so ein dreckiger Schüft. oô



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Linchan
2011-10-31T15:53:40+00:00 31.10.2011 16:53
Yeahr, nächstes Kapi^^ mal sehen was jetzt so kommt XD

Ach ja, der Flashback von Moconi der voll pöhse war xD zuerst mal süß, dass er mal mit Calyri redet, bevor der Flashback kommt, ich mein... die beiden sind das offensichtlichste Paar von Beginn an und trotzdem die mit der wenigsten Screentime XDD

Der Flashback hat mir gut gefallen oô Ich meine, boah war Moconi ein Arschloch... kaum zu glauben oô Saltec war toll, er war ein Poser und er wusste was er gemacht hat o,o ich fand das hat eine wirklich neue Sichtweise auf Moconi geworfen und jetzt wissen wir warum sein Vater ihn statt Karem zum Häuptling gemacht hat... <3 gott, dieser sack hat seinen eigenen Vater geschlagen o,o

Diese kurze Szene mit Teco fand ich bewegend und toll óo die war zwar kurz, aber echt aussagend und irgendwie ührend... wie er kämpft und tapfer ist und Alaji vermisst .____. Liebt teco!

oh und ach ja. Hahahaha Mefasa. xD Und ihr Baby, und.... äh, sein Vater, ahaha. Und ich war so bekloppt damals und habs nicht begriffen, dabei finde ich doch es ist recht deutlich xDDDD wtf.... der dreckige Schüft! XD Mochte die Szene xD Mefasa ist irgendwie cool^^


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