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Jumays Kinder

Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs
von

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Kurapi

Moconi war Shiran dankbar, als er für ihn zum Stamm sprach. Er hätte es gern selbst getan, doch noch konnte er es nicht... und er verstand nicht weshalb. Kurz dachte er an Zerits kleine Machtdemonstration und seine Warnung... diese Nadeshda musste ein wahres Biest sein, wenn sie die Charaktere so vieler Menschen zerbrechen lassen konnte wie morsches Holz. Wenn sie jegliche Liebe abkühlen lassen konnte... und die Kälte die Herzen zerfraß. Er fragte sich kurz, was er wohl ohne Shiran getan hätte und beschloss, dass er dem Mann auf ewig zu Dank verpflichtet war, auch wenn es ihm eigentlich etwas widerstrebte, wo er doch auch eine Missgeburt war. Aber wenn er etwas gelernt hatte, dann, dass man gegen letztere nur eine Chance hatte, wenn man sie zu verstehen lernte... und dazu brauchte man Verbündete ihresgleichen. Da Shiran auch die Sprache der Menschen beherrschte und als Seher sehr viel wusste, musste er ein Geschenk der Götter sein... Mefasa hätte ihm nichts gebracht, sie war sein ganz persönlicher Fluch auf Lebenszeit.

Er schwor sich düster, dass er ihr schlimme Schmerzen bringen würde für das, was sie ihm seit jeher antat, sobald er seinen Mut zurück hatte.

Das erste, was geschieht, ist das Hervorzerren eurer schlechtesten Eigenschaften... Jähzorn, Missgunst, Schüchternheit, was es auch sei, es wird der erste Schritt, der euch das Leben schwer machen wird, sein.

Wieder war er dem Wissen des Sehers dankbar, ohne den er wohl der Meinung gewesen wäre, er selbst (und alle um ihn herum ebenso) würde verrückt werden.

„Also... wird das jetzt aufhören?“, erkundigte Dherac sich derweil sicherheitshalber, als Shiran seine staubtrockene Rede beendet hatte. Sie saßen im Zelt des Rates und bis auf die, die aus lauter Depression nicht mehr aus ihren Hütten kamen oder die, die man hatte festbinden müssen, weil sie sonst Gefahr gelaufen wären, den nächstbesten zu erstechen, waren alle bekannten Mitglieder anwesend.

„So sieht es aus. Außer sie ändert ihre Meinung über meine Worte wieder... was durchaus möglich ist, die Götter wiesen mich ausdrücklich darauf hin, dass ich damit rechnen sollte. Ihr also auch.“

Der Schwarzhaarige nickte verhalten.

„Gut. Beten wir dafür, dass es aufhört.“
 

Nadeshda schien Gnade zu kennen. Vermutlich nicht ernsthaft, wahrscheinlich nutzte sie ihre Energie nun dazu, sich etwas noch viel grausameres und bösartigeres für ihre Feinde auszudenken, aber solange sie dies nicht in die Tat umsetzte, sollte es dem Stamm beinahe egal sein.

Sie sollte sich ihm gegenüberstellen und ihn dann fair besiegen, dachte Moconi sich einige Tage später, während er grantig und etwas einsam vor seinem Feuer saß. Der Morgen graute, die meisten anderen schliefen noch... aber es ärgerte ihn, dass er auch allein dort gesessen hätte, wenn mehr Leute wach gewesen wären.

Calyri konnte nicht kommen... es war seltsam mit ihnen. Teco hatte sie ihm gegeben, ausdrücklich, es war sogar sein Wunsch gewesen... irgendwie. In Wahrheit hätte er sie doch gern selbst behalten, da war der Häuptling sich sicher. Und nun brachte er es irgendwie nicht über sich, sie wirklich an sein Feuer zu bitten... sie war so eine hübsche, liebe Frau. Er mochte sie schon so lange und eigentlich hatte er bereits als Kind vorgehabt, sie zu sich zu nehmen, wenn sie erst einmal erwachsen waren. Dass das so kompliziert werden würde, hätte er sich niemals erträumt...

Tinash seinerseits hatte ja nun tatsächlich selbst eine Frau. Und der war er absolut treu, auch wenn Moconi sich relativ sicher war, dass er Lauy bisher nicht angerührt hatte – es war seine Sache, es war schön, dass er die Treue anders als gewisse Zwillinge für so wichtig hielt, aber irgendwie kam das schlecht für ihn. Kili war auch nicht da... er hatte niemanden, mit dem er reden konnte, wenn er einmal wollte.

Er brummte und stocherte mit einem Stock in der Glut herum. Wie ein kleines Kind führte er sich auf... er musste das abstellen und endlich zu einem Mann werden, bei allen Göttern!

Einige aufgebrachte Stimmen etwas außerhalb rissen seine Aufmerksamkeit auf sich – offenbar waren doch noch andere wach außer ihm. Er erhob sich alarmiert und fragte sich kurz, ob das schon wieder eine Schlägerei war; mittlerweile sollten sie doch alle soweit wieder normal im Kopf sein.

Sanan war es schließlich, der zwischen ein paar Hütten hindurch gehastet kam und erst einmal nach Luft schnappen musste, ehe er sprach.

„Häuptling, du musst schnell kommen!“, wies er den Älteren an, der sich einen Augenblick lang darüber ärgerte, dass jemand wie Sanan es sich anmaßte, ihm etwas befehlen zu wollen, „Da sind... Leute!“
 

Das war nicht besonders vielsagend gewesen, dennoch war Moconi dem Kleineren auf der Stelle gefolgt. Während sie einmal quer durch das ganze Lager rannten, überlegte er sich so, welche Leute das wohl sein konnten; Kalenao? Dann hätte es ein Gemetzel gegeben, das war also unwahrscheinlich. Vielleicht war es ja Karem, der zurückkehrte – aber den hätte Sanan doch erkannt; zumindest hatte seine Aussage nicht so gewirkt, als hätte er viel über die Fremden zu berichten gewusst.

„Hat Shiran dich geschickt?“

„Ja, aber einige andere haben sie auch schon bemerkt, mein Br... also, ich meine, Shiran hat die Männer aus dem Stamm dazu angewiesen, diese komischen Kerle aufzuhalten, bis du auch da bist! Das ist seltsam, er sollte doch wissen, wer das ist...“

Moconi soll sich darum kümmern., hatte er gesagt, Ich möchte in diesem Stamm nicht mehr entscheiden, als mir zusteht.

Sanan seinerseits hatte nicht den blassesten Schimmer, wer da im hohen Gras vor ihnen erschienen war, solche Männer hatte er zuvor nie gesehen – die Kalenao konnten nicht seltsamer wirken.

Aber sie schienen menschlich zu sein... zumindest hatte der eine, der gesprochen hatte, ihre Sprache gesprochen. In einem seltsamen Akzent, der aber doch ganz anders als der von Shiran gewesen war und viel angenehmer klingend, als sei die ungewöhnliche Aussprache der Worte Absicht. Sein Begleiter hatte nur geschwiegen.
 

Als sie ankamen, am äußersten Rand des Lagers in der Nähe der beinahe gänzlich leeren Vorratszelte, war bereits der halbe Stamm versammelt; es musste sich schnell herum gesprochen haben. Die Menschen standen in einem großen Halbkreis um die Fremden versammelt, ihnen damit auch mehr oder minder beabsichtigt den weiteren Weg abschneidend. Die beiden Männer machten jedoch auch keinerlei Anstalten, sich zu bewegen, bis Moconi ihnen gegenüber trat.

Sanan, der sich nun wieder neben Shiran stellte, hatte recht gehabt, diese Kerle waren wirklich komisch.

Einer der beiden, der etwas größere, trug eine beneidenswert schöne Hose aus hellem Leder und hohe, mit verschiedenen Fellen verzierte Stiefel, die unter Garantie keine Frau aus Moconis Stamm würde herstellen können. Die Hose des anderen war gänzlich aus einem hellgrauen Fell, das niemand zuzuordnen vermochte, ebenso wie das nahezu weiße Leder seiner Stiefel. Zumindest war so relativ rasch klar, dass sie nicht aus der Nähe kamen.

Wesentlich seltsamer als ihre Beinbekleidung war jedoch, dass sie keine Westen oder sonstige dem Wetter angemessene Oberbekleidung trugen, sondern bloß Umhänge aus dichten Fellen. Ihr eigentlicher Oberkörper, der darunter hervorblitzte, war bis auf eine bizarre Bemalung gänzlich nackt. Letztere zierte auch die Gesichter der beiden Männer; ihre Haut war weiß wie die Berggipfel im Winter und mit seltsamen groben schwarzen Mustern bemalt; besonders bei dem Kleineren verdeckte die schwarze Farbe, die vermutlich aus Asche bestand, einen Großteil seiner Wangen, seine Augenlider, Stirn und Schläfen. Bei seinem Begleiter war es etwas dezenter, aber dennoch zu verwirrend, um sein wahres Gesicht darunter auszumachen. Er blickte starr in Moconis Richtung, ohne sich eine einzige Gefühlsregung anmerken zu lassen, seinen prachtvollen Speer dennoch merklich fester umklammernd. Der Kleinere schien da offener zu sein, er trat etwas auf den Häuptling zu und neigte dann leicht lächelnd den Kopf in seine Richtung.

„Ich wünsche einen angenehmen Morgen, Oberhaupt des Schlangenstammes, einen seltsamen Namen hast du, wenn ich mir das erlauben darf...“
 

Moconi hob unmerklich die Brauen, als der Fremde nun genau vor ihm stand. Er war kaum größer als Sanan, aber kräftiger gebaut, so wie es alle anderen menschlichen Männer waren. Sein Haar war genau so schwarz wie die Hälfte seiner abstrusen Bemalungen und seine Augen blau; wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte der Größere sich überlegt, ob er es hier nicht vielleicht mit einem fehlgeleiteten Sohn Dheracs zu tun haben konnte...

„Vielleicht wäre es angebrachter, wenn du mir deinen Namen zunächst nennst, bevor du die Wahl meines Vaters in Frage stellst, Fremder.“, antwortete Moconi schließlich und wusste nicht, worüber er sich nun am meisten wundern sollte. Sein Gegenüber nickte, weiterhin lächelnd, was etwas seltsam wirkte in dem durch die Bemalungen irgendwie bösartig wirkenden Gesicht.

„Mein Name ist Kurapi, Sohn des Häuptlings Kewera – ich komme aus dem Stamm, der den Kojoten sein Totem nennt.“

Er deutete hinter sich, in Richtung des weiten Horizonts.

„Von dort.“
 

Daraufhin hatte man ihnen den Eintritt in das Lager doch gewährt. Moconi wusste nicht mehr, was er daraufhin gesagt hatte, jedenfalls folgte ihm die gesamte Meute auf den großen Platz im Zentrum des Lagers, wo sich nun alle, mit Ausnahme derer, die gerade auf Jagd waren, ringsherum versammelten. Der Häuptling, Shiran und die beiden Fremden blieben in der Mitte stehen, damit auch alle gute Einsicht auf sie hatten, denn das, was Kurapi und sein bisher schweigsamer Begleiter zu sagen hatten, interessierte wohl geschlossen jeden.

Niemals zuvor hatte irgendjemand einen Mann aus dem Stamm am Horizont zu Gesicht bekommen und niemals hatte irgendjemand auch nur mit dem Gedanken gespielt, Kontakt zu dem anderen Stamm aufzunehmen.

Es hieß, einst seien sie ein großer Stamm gewesen, doch wegen Streitereien habe man sich voneinander getrennt und sei in verschiedene Gebiete des großen Landes gezogen, wo man sich gegenseitig nicht mehr im Weg war. Und damit man nie wieder über irgendetwas streiten musste, mied man sich und respektierte sich aus der Ferne – bis zu jenem Tag.

Offiziell stammte Mefasa ja auch von dort, kam Moconi beiläufig, dass dem nicht so war, würde möglicherweise demnächst auffallen. Vielleicht würde man aber auch etwas über Sanans Herkunft erfahren, das war doch auch nicht verkehrt... auch wenn der Mann sich gar nicht so sicher war, ob er darüber überhaupt etwas wissen wollte. Er war ein Bruder seines Stammes und von jenem auch aufgezogen worden, woher er ursprünglich kam, war nicht weiter von Belang.

Er schielte kurz zu Shiran, aber der machte keine Anstalten irgendetwas zu verraten, also entschloss sich Moconi weise dazu, erst einmal etwas Höflichkeit walten zu lassen – wer wusste es schon, vielleicht hatte jener Kurapi ja etwas gutes zu sagen.

„Wir haben leider nicht viel zu essen da, einige unserer besten Männer sind momentan auf Jagd – aber wenn wir euch etwas anbieten dürften...?“

Der Schwarzhaarige nickte verhalten.

„Ein karges Land, in das ihr gezogen seid. Ja, etwas zu essen wäre gut.“

Die Frauen verstanden, so erhoben sich einige auf der Stelle und eilten zu ihren Hütten, um alles, was noch halbwegs essbar war, zu bringen. Irgendjemand entfachte derweil das große Gemeinschaftsfeuer und brachte Sitzmatten.

Die Fremden bekamen die besten Plätze und ließen es sich nicht nehmen, sich auch gleich hinzusetzen, auch wenn Moconi lieber stehend zu ihnen gesprochen hätte – vermutlich hatten sie eine wirklich weite Reise hinter sich und so setzte er sich verständnisvoll zu ihnen; Shiran tat es ihm gleich.

Als man ihnen notdürftig zubereitetes Essen brachte, lagen alle Augen auf ihnen.

Kurapi hatte eine ungewöhnliche, gesittete Art zu essen, während sein Begleiter genau so schlang wie es alle anderen Männer in Moconis Stamm auch taten.

„Nun, ich hoffe, das hat euch gesättigt.“, merkte der Häuptling schließlich an, als sie fertig waren und restlos aufgegessen hatten. Die Tatsache, dass sie außer ihren Speeren nur kleine Lederbeutel mit sich trugen, ließ in ihm doch schwer den Verdacht aufkommen, dass die beiden kaum Proviant mitgenommen hatten... welch seltsame Sitten.

„Hat es, es war sehr gut.“, antwortete Kurapi ihm da und wischte sich die Hände ab, „So lässt es sich viel besser berichten. Ich nehme an, es interessiert euch, weshalb wir beide hier sind.“

Geschlossenes Nicken. Das bemalte Gesicht des Schwarzhaarigen wurde ernst.

„Nun, wir hörten von eurer Not und bieten euch unseren Beistand an.“

„Beistand?!“

Moconi weitete überrascht die Augen. Shiran räusperte sich.

„Ein Zusammenschluss der Stämme... das ist eine feine Idee. Mir war im Hinterkopf, dass ihr kommen würdet.“

Kurapi musterte den Seher kurz schweigend. Dann lächelte er wieder.

„Du bist einer von ihnen. Du weißt viele Dinge... aber lange bist du noch nicht hier, oder?“

Zur Irritation aller ließ er die Frage nicht von Shiran, sondern seinem Begleiter beantworten, dem er einen fragenden Blick schenkte und der darauf den Kopf schüttelte. Dann wandte er sich wieder an Moconi.

„Ich nehme an, auch hier kennt man die alten Geschichten, davon, dass wir einst eins waren... wir haben geschworen, einander beizustehen, wenn es darauf ankommt, und das werden wir auch. Wir werden nicht über unsere Traditionen streiten, wir werden uns respektieren... das haben wir versprochen. Und ihr auch.“

Von einem solchen Schwur hatte Moconi noch nie gehört, aber aus irgendwelchen Gründen zweifelte er nicht wirklich an seiner Existenz. Ansonsten wären die beiden sicherlich nicht hier. Dennoch, so nett das nun plötzlich klang, er war irritiert...

„Ich freue mich natürlich über Hilfe – die können wir in Zukunft sicherlich gut gebrauchen, muss ich eingestehen, und ich denke, hier ist niemand, der mir was das betrifft widersprechen wird.“

Er sah sich um und erntete als einzige Reaktion von einigen Stellen Nicken.

„Jedoch frage ich mich, woher wusstet ihr überhaupt von unserem kleinen Problem mit den Bestien?“

Kurapi schlug den Blick etwas nieder, weiter sein seltsames Grinsen auf den Lippen. Sein Begleiter rührte sich nicht.

„Berechtigte Frage. Ich muss etwas ausholen, ja?“

Moconi nickte und sein Gegenüber seufzte, dann sah es wieder auf und dem vermutlich etwas älteren ins Gesicht.

„Wir haben in früheren Zeiten schon Bekanntschaft mit ihnen gemacht, den Kalenao. Wir sind sie bloß los geworden, weil sie aus irgendwelchen Gründen das Interesse an uns verloren hatten, aber ihre Angriffe waren grauenhaft – daher wissen wir aber immerhin, wie man auf sie reagieren muss, auch wenn es keine immer zutreffende Regel gibt, um diese Insekten zu beseitigen.“

Shirans Mundwinkel zuckte kurz. Er konnte sie verstehen, all diese Menschen, die ihn und sein Volk so sehr verabscheuten... und er wusste – natürlich – auch von den früheren Übergriffen auf den Kojotenstamm. Und den Auswirkungen...

Dennoch traf es ihn irgendwie, wenn man immerzu so abfällig über seine Blutsbrüder und -schwestern sprach. Er würde sich jedoch hüten, diese Gedanken auszusprechen, Kurapi misstraute ihm, um das zu erkennen hatte ein einziger Blick in seine blauen Augen gereicht.

„Nun, das ist der Hintergrund, der das großzügige Angebot meines Vaters – er würde sich niemals einer alten Tradition widersetzen – überhaupt sinnvoll macht. Das Wissen über eure Lage haben wir von ihm.“

Er deutete mit dem Kopf kurz auf seinen Begleiter, der daraufhin zwar nicht aufsah, aber zu grinsen begann.

„Na schön.“, Moconi legte die Stirn in Falten, „Und woher weiß der das?“

Sein Grinsen wurde breiter und aus irgendwelchen Gründen schien er sich das Lachen verkneifen zu müssen. Kurapi hüstelte.

„Nun ja. Eines Tages vor nicht all zu langer Zeit war ich mit meinen beiden jüngeren Brüdern unterwegs, wir haben Kleintier gejagt – einer der beiden hat dann versehentlich aber ihn hier erlegt. Die Wunde war zum Glück nicht tief, so kam er dann zu unserem Stamm und weil es an sich nicht üblich ist, wildfremde Männer mit Kinderspeeren im Bauch einfach so aufzunehmen, wurde er dazu angehalten, uns etwas über sich zu erzählen. Das hat er dann auch getan, so gelangten wir schließlich an dieses unheilvolle Wissen.“

Daraufhin herrschte kurz Schweigen. Der Häuptling hob irritiert beide Brauen, bis der bis dahin stumme Begleiter endlich sprach.

„Lasst ihr euch von dem bisschen Farbe so sehr verwirren? Ich bin Joru, ihr Blindschleichen.“
 

Das hatte gesessen. Und abermals bemerkte Moconi seine eigene Reaktion erdrückt von den Eindrücken um ihn herum kaum. Kurapi senkte grinsend sein Haupt wieder und wildes Getuschel ging durch die Reihen, bis irgendwo jemand aufsprang und unerlaubterweise einfach zu der Gruppe im Zentrum der Versammlung rannte, sich in Jorus Arme stürzend.

„Du lebst noch!“, quiekte Lauy, „Du lebst noch und bist wieder da!“

Er erwiderte ihre Umarmung verblüfft, sah jedoch nicht sie an, sondern viel mehr zu der Stelle, an der sie zuvor gesessen haben musste. Anstelle seiner eigenen Familie, wie er vermutet hatte, saßen da jedoch Tanest, Teco, Tinash und ihre beiden kleineren Geschwister, die ihn nun allesamt mehr oder weniger interessiert musterten.

„Ich bin nicht wieder da, ich gehe wieder weg.“, antwortete er schließlich, seine Schwester nun doch ansehend. Sie weinte ja...

„Wo sind denn... die anderen?“

Sie würde verstehen was er meinte, konnte jedoch nicht antworten, weil sie heftig schluchzte und sich schließlich wieder an ihn drückte. Da auch Moconi zu perplex zum antworten war, übernahm Shiran dies freundlicherweise.

„Karem war nicht mehr von den Führungsqualitäten seines Häuptlings überzeugt und hat den Stamm daher mit seiner Familie verlassen. Lauy blieb zurück, weil sie ihrerseits als Frau an Tinashs Feuer gegangen ist.“

Genannter hatte sich nun auch erhoben und sich der Gruppe verlegen genähert. Er musste sie zurückbringen...

Joru hob beide Brauen, dann schenkte er seinem Schwager einen merkwürdigen Blick.

„Ausgerechnet du?“, fragte er, ohne auf die Abwesenheit seiner Familie weiter zu reagieren. Er hatte mit ihnen abgeschlossen.

„Ausgerechnet ich, ja.“, entgegnete Tinash nickend, als er seine Frau mit sanfter Gewalt von ihrem Bruder entfernte und sie sich darauf an ihn klammerte und irgendetwas Unverständliches gegen seine Brust jammerte, „Das finden alle seltsam, aber ich werde gut zu ihr sein, keine Sorge.“

Er erhob sich und zog Lauy sachte mit sich, damit sie nicht weiter stören konnte. Joru lächelte kurz.

„Daran zweifle ich auch nicht, du bist ein guter Kerl.“

Dann wandte auch er sich wieder seinem Begleiter, Moconi und dem ihm unbekannten Magier zu.
 

Sie würden einige Tage bleiben, kündigte man an und dem hatte niemand etwas entgegen zu setzen. Moconi fragte sich, was das nun zu bedeuten hatte... würden sie wirklich nützliche Hilfe bekommen? In seinem Inneren kribbelte es bei dem Gedanken daran, dass die Götter trotz ihrer, so musste er sich doch eingestehen, niedererer Art auf ihrer Seite waren und nicht auf der der Kalenao, wie dieses Miststück Nadeshda und ihr wahnsinniger Bruder wohl annahmen. Dennoch verschaffte ihm die Vorstellung davon, plötzlich auf den fremden Stamm, den er sein ganzes Leben lang bloß als winzige Silhouetten am Horizont gekannt hatte, zu treffen, ein mulmiges Gefühl.

Joru kam in der neuen Hütte von Tinash und Lauy unter, Kurapi hatte er dann zu sich eingeladen. Immerhin musste er sich so nicht mit dieser unangenehmen Einsamkeit herum schlagen, kam dem jungen Mann, als er am Abend das Feuer entfachte, um darüber etwas vom letzten Fleisch zu braten. Hoffentlich war die Jagd erfolgreich...

„Es ist gut, dass du mich in deine Hütte eingeladen hast.“, hörte er plötzlich Kurapis Stimme hinter sich und als er sich zu ihm umdrehte, erschreckte er sich zunächst gehörig, was seinen Gast inne halten ließ. Er verstand jedoch schnell.

„Diese Bemalungen dienen dem Schutz zu verschiedenen Anlässen. Auf der Jagd, aber auch auf der Reise – jetzt, wo wir hier angekommen sind, brauche ich wohl keinen Schutze mehr, nicht wahr?“

Er zeigte sein bekanntes Grinsen und Moconi erwiderte es etwas verlegen. Verdammt, er musste sich etwas zusammenreißen... seit dieses miese Biest diesen Fluch auf sie gehetzt hatte, war er ganz durch den Wind. Er hatte sich gar nicht mehr richtig unter Kontrolle und das war für ihn als Häuptling fatal... wenigstens Karem konnte sich über seine Schwäche nicht mehr den Mund zerreißen.

Kurapi hatte sich ihm inzwischen gegenüber gesetzt.

„Wie dem auch sei, ich meinte jedenfalls, dass es gut ist, dass ich bei dir leben kann für die nächsten Tage. So können wir miteinander beraten, ohne gleich den ganzen Rat einzuberufen.“

Da war etwas wahres dran. Moconi nickte, als er das Fleisch aufspießte und die kleinen Stöcke neben der Feuerstelle schräg in den Boden rammte, damit das Essen so langsam gar werden konnte.

„Wenn ich mir eine Frage erlauben darf.“, fiel ihm dann ein und er sah wieder auf zu seinem Gast, der ihm nun gegenüber saß, „Wieso habt ihr so wenig Gepäck dabei? Habt ihr keine Hütten? Oder Reisezelte?“

Das musste doch unangenehm gewesen sein, die ganze lange Reise bei diesem miesen Wetter im Freien zu übernachten – überhaupt, was war das für ein Höllengemisch an Farbe, dass diese Witterung so lange überstanden hatte? Oder hatten sie sie immer wieder neu angelegt?

„Normalerweise schon. Aber unser Rat war geschlossen der Meinung, es müsste schnell gehen, wo wir schon so viel Zeit damit zugebracht haben, Joru bei uns zu integrieren. Er ist ein guter Kerl und mir ein wichtiger Freund, ich bin froh darum, dass er bei uns bleiben konnte und nun ein vollwertiges Mitglied meines Stammes ist... er ist nicht geschickt, aber stets bemüht, mein Vater mag so etwas.“

Er streckte sich kurz und gähnte, ehe er hüstelnd etwas zur Seite sah.

„Verzeihung. Jorus Vater ist weg, habe ich so mitbekommen... warum?“

Moconi änderte die dem Feuer zugewandten Seiten des Fleisches, als er antwortete.

„Karem mochte mich noch nie. Und er hatte ein unglaublich großes Mundwerk... das hat ihn selbst immer wieder in Schwierigkeiten gebracht. So lange, bis er hat einsehen müssen, dass es für alle Beteiligten das Beste ist, wenn er von selbst das Feld räumt. Ich hätte Joru damals gerne hier behalten... das kannst du mir glauben.“

Es fiel ihm noch immer schwer, Karems Kaltherzigkeit von jenem Tag nachzuvollziehen... natürlich hatte sein Sohn ihn enttäuscht, aber normalerweise war das Ausstoßen aus der Gemeinschaft ein Todesurteil für jeden, dass Joru bei dem Stamm am Horizont untergekommen war, war reines Glück gewesen; Karem hatte seinen ältesten Sohn wissentlich in den Tod geschickt.

Kurapi nickte darauf, schweigend in die Flammen blickend. Moconi wandte den Kopf ab, schielte ihn jedoch von der Seite verstohlen an.

Unter seiner ganzen Bemalung war ja nicht viel von ihm zu erkennen gewesen, jetzt sah er ihn zum ersten Mal wirklich. Scheinbar nutzte die Farbe nicht all zu viel als Sonnenschutz, seine Haut war in Wahrheit beinahe genau so dunkel wie die des Häuptlings – und das war ein ziemlich extremer Unterschied zu dem Weiß, in dem er ihn kennen gelernt hatte, weshalb der etwas Ältere sich zuvor auch erschrocken hatte. So wirkte er jedoch viel natürlicher und menschlicher.

Sein Gesicht wirkte noch etwas jungenhaft, fiel ihm nebenbei auf, er konnte nicht viel älter sein als Joru, erschloss sich Moconi. Aber er war ziemlich hübsch...

Er grinste, als er die Spieße mit dem Fleisch nahm und um das Feuer schritt, um seinem Gast einen zu übergeben und sich anschließend neben ihn zu setzen. Irgendwie war er wirklich, wirklich einsam...

„Hier wird man gut versorgt.“, bemerkte Kurapi offenbar erfreut und biss in seiner eigentümlichen, gesitteten Art zu essen ab und Moconi grinste verhalten, als er ihm dabei kurz zusah.

„Selbstverständlich, wenn man uns schon so großzügig Hilfe anbietet... ich glaube, es ist wirklich gut, dass du in meiner Hütte bist.“
 

„Und du wurdest wirklich aufgespießt?“

Joru deutete auf eine kleine Narbe am Bauch. Tatsächlich...

„Es ist gut verheilt.“, erklärte er seiner jüngeren Schwester, die die einstige Verletzung fasziniert beobachtete, während Tinash seinem Schwager ein Schlaflager aus geliehenen Fellen errichtete.

„Kurapis Brüder sind zwar noch Jungen, aber nimm dich in acht vor denen!“, riet er Lauy da mit erhobenem Finger. Inzwischen hatte auch er sich gewaschen und war wieder als den zu erkennen, der er auch war... wobei Tinash das Gefühl hatte, der arme Kerl hatte sich ziemlich verändert. Er hatte es ja auch nicht leicht gehabt...

„Was machen Kurapis Brüder denn?“, erkundigte sich seine Schwester unterdessen doof und Joru schnaubte empört und deutete abermals auf seine Narbe.

„Ich sage, das war Absicht! Ich meine, das muss einfach Absicht gewesen sein, sehe ich denn aus wie ein Hase, dass man mich für Kleinwild halten kann?“

„Kommt ganz darauf an, ob du dir vielleicht zwei Schilfblätter an den Kopf gebunden hattest...“, überlegte Tinash grinsend und sein Gast schnaubte gespielt empört.

„Natürlich, aber nur zur Dekoration! Ich finde das total schön!“

Lauy legte nur verwundert den Kopf schief bei dem seltsamen Gespräch der beiden Männer. Hase? Schilfblätter? Was?

„Wie lange werdet ihr jetzt bleiben?“, wollte ihr Mann, der fertig mit dem Lager war und sich nun zu den beiden setzte, wissen und Joru strich ihr kurz brüderlich über den Kopf, ehe er sich dem anderen zuwandte.

„Einige Tage... bis alles geklärt ist. Ich bin froh, dass Karem und Ardoma nicht da sind, denen ich in dieser Zeit begegnen könnte... das muss ich nicht haben.“ Er seufzte. „Wirklich auskennen mit der ganzen Sache tue ich mich sicher nicht. Kurapi macht das.“

Er vertraute ihm vollkommen. Er mochte ihn... nein, er liebte ihn wie seinen eigenen Bruder. Als er sich an sein entsetztes Gesicht erinnerte, als er ihn mit diesem blöden Kinderspeer im Bauch im Gras gefunden hatte, musste Joru unwillkürlich grinsen. Und er selbst hatte sicher nicht besser dreingeschaut, als er den drei abstrus bemalten Gestalten zum ersten Mal begegnet war. Als sie sich über ihn gebeugt hatten, dachte er, es wären Windgeister, die ihn in die nächste Welt bringen wollten...

„Dieser Kurapi ist irgendwie seltsam.“, bemerkte Tinash nebenbei, zur größten Irritation seines Gegenübers seine Frau zu sich ziehend und liebevoll an sich drückend. Lauy lächelte errötend und schmiegte sich etwas an ihn. Nicht nur er hatte sich verändert...

„Kurapi ist in einem anderen Stamm mit ganz anderen Sitten aufgewachsen, was erwartest du?“ Niemand sagte ein schlechtes Wort über den Mann, dem er sein Leben verdankte – und das war in Jorus Fall definitiv nicht Karem. Kurapi hatte Mitleid mit ihm gehabt... er hatte vor seinem Vater für ihn gesprochen und er hatte ihm alles mögliche, was in seinem Stamm wichtig war, beigebracht. Ohne ihn wäre er längst tot – so hatte er ein Leben und eine Zukunft. Dort, wo er nun lebte, schätzte man ihn und die Mädchen fanden ihn sehr interessant... vielleicht hätte er Karem auch für das, was er ihm angetan hatte, danken sollen, denn wenn er es sich recht überlegte, war nun alles besser als zuvor.

„Aber irgendwie klingt das alles zu schön, um wahr zu sein, oder nicht?“, gab Tinash zu bedenken und sein Schwager schüttelte seufzend den Kopf.

„Ich habe Kewera kennengelernt. Er will immer nur das Beste für seinen Stamm und er teilt mit Moconi die Meinung, dass das Beste immer mit dem genauen Befolgen der Traditionen einher geht. Als ich ihm meine Geschichte erzählt habe und darin auch die Kalenao vorkamen, war er entsetzt... ehrlich entsetzt, denn ein Mann wie er hat es sicherlich nicht nötig, einem dahergelaufenen Fremden wie mir Mitgefühl vorzuspielen. Ich denke nicht, dass es ihm nicht ernst ist... nicht bei ihm. Ich habe vollstes Vertrauen.“

Lauy lächelte.

„Du wirst schon recht haben!“, entschloss sie einfach frohen Mutes, „So ein Pech, dass Vater fort gegangen ist... ich glaube, er wäre stolz auf dich gewesen.“

„Und hätte es bereut, einen Sohn wie dich einfach verstoßen zu haben.“, fügte Tinash ernster an und Joru wandte den Blick ab.

„Wie gesagt... ich bin froh, meinem Vater nicht begegnen zu müssen. Ich danke den Göttern dafür, dass sie meine Gebete erhört haben. Ich... hasse Karem.“

Aber noch mehr hasse ich die Bestie, die Rhik vor meinen Augen zerfleischt hat... sie ist an allem Schuld!
 

Die Nacht, die bald aufzog, war kühl, aber nicht nass. Shiran erfreute diese Tatsache, irgendwie bekam ihm die ewige Feuchtigkeit nicht. Er hatte natürlich gewusst, dass die beiden „Fremden“ auftauchen würden, deshalb war er auch früh auf den Beinen gewesen. Und Sanan mit ihm, was er nicht ganz verstanden hatte... er war doch extra leise gewesen? Die Antwort seiner Götter diesbezüglich klang schön...

„Ich... mag es, wie du dich für uns einsetzt. Für uns und den Stamm.“, sprach der Jüngere da plötzlich, ihm in seinem Schlaflager liegend den Rücken kehrend. Es war stockdunkel.

„Ich tue nur das, was ich für richtig halte. Ich werde mein eigenes Volk nicht für die Menschen verraten, falls du das annimmst.“, entgegnete der Seher ehrlich und hörte, wie sein Bruder sich daraufhin zu ihm umdrehte.

„Was tust du dann im Moment?“

Ja, was tat er? Sanan hatte schon recht, in gewisser Weise war das, was er hier beging, tatsächlich eine Art Verrat. Aber nicht an seinem Volk... an Mahrran und Nadeshda, diesen beiden widerlichen Missgeburten, die nicht einmal den Hauch von Macht verdienten... sie waren niederer als es jeder Mensch je sein konnte, auch niederer als jedes Tier. Er verachtete sie nicht nur für die Taten ihrer Familie oder ihre Charaktere... es gab noch mehr. Aber er wollte nicht daran denken, sonst raubte es ihm den Schlaf.

„Ich versuche, das Schicksal in richtige Bahnen zu lenken.“, antwortete er schließlich etwas ausweichend und hörte den anderen darauf seufzen.

„Davon verstehe ich nichts.“, gestand er dann ein, „Ich sehe nur, dass du gut zu uns bist.“

Er bemerkte, dass er sich aufsetzte und zu ihm sah, auch wenn die Dunkelheit alles verschlang, und so tat er es ihm gleich.

„Du... magst zwar eine Bestie sein... aber du bist ein guter Kerl. Ein guter Bruder. Das... ist nicht leicht für mich gerade, ja? Ich bin stolz auf dich.“

Shiran überlegte sich, dass er wohl der einzige Seher auf der Welt war, den man mit so einfachen Worten überraschen konnte. Natürlich hatte er gewusst, dass Sanans Meinung von ihm gestiegen war... aber seinen letzten Satz hatte er nicht erahnt. Und er traf ihn tief in sein Herz.

„Seit ich hier bin, habe ich Mutter unzählige Male für die Strapazen gedankt, die sie auf sich genommen hat, um dich in Sicherheit zu bringen. Ich tue es abermals, kleiner Bruder. Ich...“

Er zögerte kurz. Was ihm auf den Lippen lag, war nichts, was ein Mann in seinem Alter noch auszusprechen hatte, aber als er normal gewesen wäre, in seiner Kindheit, hatte ihm die Gelegenheit dazu gefehlt. Er grinste.

„Ich hab dich lieb.“
 

„Von deinem Empfang bin ich wirklich überwältigt.“

Es war nur ein Nuscheln in die Schlaffelle gewesen, aber Moconi, besser gelaunt als eh und je, verstand es dennoch und musste grinsen.

„Hast du das mit diesem Magier auch getan?“

Er schielte neben sich, erkannte jedoch nicht viel von Kurapi, der sich allem Anschein nach aber auch bis zum Haaransatz zugedeckt hatte. Er gluckste.

„Nein. Ich habe auch Ansprüche, nichts gegen Shiran...“

Ohne Shiran wäre er verloren gewesen, er hatte sie gerettet und sein Wissen würde allen noch sehr zugute kommen. Kurz fragte er sich, wie er sich bei ihm am besten revanchieren konnte... er würde ihn einfach fragen, wenn es denn soweit war und sie sich zum letzten Mal voneinander verabschiedeten – für immer würde er ihn sicher nicht im Stamm behalten. Eine Bestie reichte da vollkommen aus.

„War das... ein Kompliment?“

Er gluckste verhalten über Kurapi, der sich gar nicht mehr zu rühren wagte. Verdammt, irgendwie hatte es ihn nach so langer Zeit einfach überkommen, was hätte er denn tun sollen? Wenn das mit Calyri doch etwas einfacher gewesen wäre...

„Ja, sieh es als solches... ich wollte dich eigentlich nicht so überfallen, tut mir leid.“, er strich ihm kurz durchs Haar, worauf der Jüngere etwas zusammenzuckte, „Wie alt bist du eigentlich?“

Moconi setzte sich auf und bedauerte die Tatsache, dass inzwischen tiefe Nacht war. Er konnte jetzt nicht mehr schlafen... am liebsten hätte er sich jetzt bis zum Sonnenaufgang von dem Stamm am Horizont erzählen lassen, das fand er interessant. Vielleicht war es auch gar nicht so unwichtig für ihn, fiel ihm auf, am Ende sagte er vor diesem Kewera etwas falsches, was ihn beleidigte, und dann reisten die wieder ab – und dann hätte letztendlich er seinen Stamm ins Verderben gestürzt. Sowieso, irgendwie...

„Ich bin fünfzehn.“, bekam er dann als Antwort und er hörte das Rascheln der Felle, als Kurapi sein Gesicht befreite. Irgendwie war ihm das Atmen darunter doch etwas zu anstrengend.

„Vielleicht solltest du dir eine Frau suchen.“

Der Ältere musste über diesen Vorschlag verhalten lachen.

„Oh ja, gerne. Da gibt es eine, die versuche ich seit Ewigkeiten an mein Lager zu nehmen, aber irgendwie kommt mir ständig etwas – oder jemand – dazwischen, es ist kaum auszuhalten. Langsam gebe ich es auf, wirklich. Äh... verzeih mir, dass ich plötzlich so viel mit dir rede, aber ich hatte schon lange niemanden mehr, dem ich meine unwichtigen und vermutlich vollkommen dummen Gedanken anvertrauen konnte. Ich bin ein echt mieser Häuptling.“

Kurapi grinste. Moconi war ein wirklich, wirklich seltsamer Kerl, er hatte auf seiner Reise ja mit einigem gerechnet, aber nicht damit. Nicht, dass es ihn gestört hätte, aber überrascht war er definitiv...

„Rede keinen Unsinn, du musst sehr tapfer sein, dass du deinen Stamm in solchen Zeiten noch so sicher führst. Mir graust es ja vor dem Tag, an dem mein Vater mir sein Amt übergibt – dann, Moconi, wirst du erfahren, was ein echt mieser Häuptling ist.“

Er spürte, wie er den Arm um ihn legte und eigentlich hätte es ihm Angst gemacht, wenn er den anderen zuvor nicht ausgiebig kennengelernt gehabt hätte. Das hatte irgendwie ganz schön weh getan...

„Warum denkst du, wirst du ein mieser Häuptling sein?“, erkundigte der Ältere sich da weiter und er seufzte, etwas deprimiert in die Finsternis lächelnd.

„Weil ich mich nicht durchsetzen kann.“, antwortete er ehrlich, „Überhaupt nicht. Jeder respektiert meinen Vater, weil er ein großer Mann ist, der beste Jäger im Stamm. Seine Entscheidungen sind weise und er weiß immer, was zu tun ist. Und mich... respektieren sie bloß, weil er mein Vater ist. Aber irgendwann ist er nicht mehr da.“

Moconi schloss die Augen einen Moment lang. Irgendwoher kannte er diese Worte... oh ja, er kannte sie gut. Vermutlich war Saltec auf eine andere Weise ein großer Mann gewesen als Kewera, aber sie hatten es gemein. Und in Wahrheit hatte Moconi sich niemals in einer anderen Situation befunden als Kurapi... er hatte nur nicht so lange Zeit gehabt, um sich um seine Zukunft zu sorgen – seine Zukunft hatte von einem Tag auf den nächsten einfach begonnen.

„Außerdem...“, er öffnete die Augen wieder, „Bin ich zu klein.“

Die Tatsache, dass der Jüngere diese Worte todernst ausgesprochen hatte, ließen den Gastgeber nun doch wieder glucksen. Und darum machte er sich Gedanken?

„Du wächst noch!“, versprach er dennoch und der andere schnaubte.

„Seit zwei Mondzyklen nicht mehr. Die Männer in meinem Stamm sind größer als die in deinem, Moconi...“

Der letzte Satz gefiel dem Häuptling irgendwie. Mit noch größeren Männern konnte man diese Bestien wunderbar einschüchtern!

Er danke den Göttern dafür, dass sie doch irgendwie zu ihm standen, auch wenn sie gelegentlich die Sonne vom Himmel verschwinden ließen, nur um ihn zu ärgern...
 


 

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Das Kapitel hatte ich damals an einem Tag geschrieben... oô

Ich bin jetzt übrigens fertig, gestern fertig geworden...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Linchan
2011-09-18T12:58:01+00:00 18.09.2011 14:58
KURAPI!!!11!!!EINS xDD omg ich liebe das Kapitel xD Das war ja das Rekord-Kapi das in einem Tag fertig war, looohl. xD

ach ja, äh, Moconi ist einsam xD darf ich ihn mal anherzen... er und seine 65536736 Loveinterests xDDDD haha <3 er wird ja bald entschädigt.... <33333333

Ja, haha, da sind Leute! Mysteriös <3 ach ich liebe das Kapi^^ es war toll, und da passiert etwas ^o^
> „Ja, aber einige andere haben sie auch schon bemerkt, mein Br... also, ich meine, Shiran hat die Männer aus dem Stamm dazu angewiesen, diese komischen Kerle aufzuhalten, bis du auch da bist!
.... süüüß wie er sich noch aufhält, um nicht 'Bruder' zu sagen xD liebt Sanan <333

Ich finde das cool, dass jetzt noch ein anderer Stamm auftaucht <3 und ich liebe Kurapi... er ist so süß! óo sie wollen helfen, yay <3 Und dann.... Joru. LOL. xD das wra eine Überraschung, ich hab garnicht mit dem gerechnet gehabt damals o__o so cool ey xD
> wir haben Kleintier gejagt – einer der beiden hat dann versehentlich aber ihn hier erlegt.
xDDDDDDDDD haha die vorstellung ist witzig... er ist irgendwie ja fail, der arme Joru xD

Haha ja, und... Kurapi kann bei Moconi bleiben xD wie episch xD sie wollten es einfach.... herrlich XD ich mag die beiden so óo
> ich glaube, es ist wirklich gut, dass du in meiner Hütte bist.“
ja, spätestens da wissen wir alle was wohl passiert, ahaha XD

Und Joru, Lauy und Tinash herzen <3 findet süß... Familienherz óo
> „Kommt ganz darauf an, ob du dir vielleicht zwei Schilfblätter an den Kopf gebunden hattest...“, überlegte Tinash grinsend und sein Gast schnaubte gespielt empört.
„Natürlich, aber nur zur Dekoration! Ich finde das total schön!“
*schenkt Joru Schilfblätter* xDDDDD haha süß, und Lauy rallt nichts xD

Aaaaaaaaawwww und Shiran und Sanan! <3 ich mag das SO doll .___. Sie haben sich lieb... ich finde es toll, wie sich die Beziehung zwischen dne beiden so entwickelt und wie Sanan ihn jetzt respektiert und anherzt, obwohl er eine Bestie ist^^ Liebt!

Und dann, hehe.... DIE Szene. xD LOL ich hab sie mir 65376 mal durchgelesen, einfach weil lol. xDDD Moconi der Stecher... xDDD Kurapi herzt ihn an XD
> Er spürte, wie er den Arm um ihn legte und eigentlich hätte es ihm Angst gemacht, wenn er den anderen zuvor nicht ausgiebig kennengelernt gehabt hätte. Das hatte irgendwie ganz schön weh getan...
aaaaaaaaaawww kuscheln óo liebt Kuschelszenen .___. und LOL zum letzten Satz. xD ja, Kurapi, das tut weh. XDDD Ach, das Kapi war SO cool <33 Und ja, fertig ist... wie seltsam, irgendie óo Freut sich auf die Random-Story mit den Babys ^o^


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