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Jumays Kinder

Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs
von

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Offenheit

Grillenzirpen. Penetrantes Grillenzirpen. Zwischendurch die Laute, mit denen sich die Bisons der Legende nach unterhielten.

Moconis Brustkorb hob und senkte sich stärker, je länger er versteckt hinter den hohen Savannengräsern lag. Je näher seine Nase an dem pflanzenbewachsenen Untergrund war, desto schwerer fiel ihm das Atmen. Als würden sich seine Luftorgane mit jedem Augenblick, der verging, weiter verengen... er mochte es gar nicht. Noch weniger den Gegenwind...

Für die Jagd war er günstig. Die Bisons würden ihre Jäger nicht riechen und sie erst bemerken, wenn sich die Speere tief in ihr Fleisch bohrten. Doch so bekamen die Männer, die sich verteilt um die Herde verbargen, viel von dem unangenehmen Bisongeruch ab. Er roch streng und... abartig. Moconi wurde immer wieder übel davon... er schämte sich dessen, so gab er es auch nicht zu. Ebenso wenig wie seine immer wiederkehrenden Atemprobleme.

Er zuckte unweigerlich zusammen, als eines der Kälber am Rande der Herde in seine Richtung blickte und alarmiert mit den Ohren wackelte. Leiser atmen... es musste leiser atmen. Die Gruppe wartete auf seinen Befehl... aber noch war es ungünstig und zu viele Tiere zu dicht beisammen, das Risiko, dass jemand zertrampelt wurde, war zu groß. Das konnte sich der Stamm in Zeiten wie diesen nicht leisten. Sein Vater hatte sich früher gerne einmal übermütig in die Herden gestürzt, wenn es ihm zu lange gedauert hatte. Es hatte immer geklappt... aber Moconi traute es sich nicht. Noch etwas, wofür er sich schämte, obgleich ihm zumindest das niemals jemand vorgehalten hatte...

Er keuchte, als ein erneuter Windhauch ihm mehr von dem abartigen Gestank ins Gesicht wehte. Sie mussten mehr Tiere erlegen als sonst. Es würde eine Hochzeit geben. Beim Gedanken daran hätte er fast gewürgt.

Er schielte zwischen den Halmen hindurch zu Teco, der vom vorteilhaftesten Platz aus starten würde, weil er der vielversprechendste Jäger war. Gewesen war.

Wir werden ja sehen, wie lange noch., überlegte der junge Mann düster, während er seinen Cousin anvisierte, der hochkonzentriert ihre baldige Beute beobachtete, Mal sehen, wie schnell du mit deinem verkrüppelten Bein aufkommst. Hätte man es dir nur abgerissen und zerfleischt... ein Fehler, Teco, und es war dein letzter Jagdzug, du elender Krüppel.

Er konnte nicht anders, als ihm zu zürnen. Die Wut in seinem Inneren war heiß wie die Sommersonne... beinahe wäre es gut gewesen, beinahe hätte er seine Braut bekommen! Und dann hatten die Götter diesen arroganten Angeber zurückgebracht, es war so... erniedrigend. Vielleicht nicht ganz so erniedrigend wie das, was auf seine düsteren Gedanken folgte.

Teco starrte zurück. Einen Moment lang war der Häuptling irritiert, mit welcher unverschämten Direktheit er ihm ins Gesicht sah, und verstand seinen verärgerten Ausdruck gar nicht, bis er überdeutlich mit dem Kopf in Richtung der Herde deutete. Er folgte seinem Blick zu langsam... die Tiere entfernten sich zum Grasen etwas voneinander.

Verdammt. Er sprang auf und stieß den traditionellen Schrei aus, der den Jägern das erwartete Zeichen gab. Ebenso wie alle anderen war auch sein Cousin darauf vorbereitet gewesen und ließ sich keineswegs lumpen, er verstand es sehr gut, mit seiner Behinderung umzugehen. Anders als Moconi, der nach wenigen Schritten inne halten musste, weil ihm schwarz vor Augen wurde. Als er seinen Speer heben konnte, waren die meisten Tiere längst geflüchtet. Er warf ihn einer alten Kuh hinterher, doch verfehlte sie weit. Die Waffe kam auf einem kleinen Felsen auf und zerbrach.
 

Gedemütigt fiel es ihm schwer, sich über den großen Erfolg seiner Jäger zu freuen. Er half ihnen bei der Zerteilung des Fleisches und dem Verladen auf die Rückentragen, ohne ein einziges Wort mit ihnen zu wechseln. Sie ließen ihn auch weitgehend in Ruhe, doch das ein oder andere spöttische Grinsen entging dem jungen Mann nicht und so zerfetzte er in seiner Wut bei seinem ungeschickten Umgang mit dem Steinmesser die besten Teile des größten Tieres, das natürlich Teco erlegt hatte.

Dieser schien davon nicht begeistert. Gestärkt durch seinen Erfolg wies er ihn zurecht.

„Halte dich etwas zurück, du zerstörst das gute Fleisch! Wie soll Calyri das denn garen, wenn sie es in keine ordentlichen Stücke schneiden kann, weil der Häuptling es so schlecht zerteilt hat? Es sieht aus wie von einem Raubtier zerfetzt!“

Moconi hielt in seiner Bewegung inne, wie auch alle anderen Männer, die dezent zu den beiden schielten. Der Häuptling grinste aufgesetzt.

„Verzeih mir, Teco. Das war keine Absicht, ich bin nun einmal recht ungeschickt. Aber du kannst deine Arbeit auch gerne selbst verrichten, ich werde an anderer Stelle sicher auch gebraucht. Ich möchte Calyris Kochkünste nicht einschränken...“

Calyri hätte für ihn kochen sollen. Er zitterte bei dem Gedanken und bemerkte, wie ihm vor Neid und Abscheu abermals schlecht wurde.

„Nicht so grantig, mit etwas Übung wird das schon noch.“, entgegnete Teco da und hob seine Brauen, „Aber du scheinst heute nicht ganz bei dir zu sein, liege ich richtig? Ich meine, beinahe hätten wir die gute Gelegenheit verpasst, weil du so verträumt warst...“

Karem pfiff durch die Zähne und arbeitete kopfschüttelnd mit Dherac weiter. Porit und Tinash hielten die Köpfe gesenkt.

Moconi erhob sich.

„So lange es dich gibt, muss sich ja niemand sorgen, Teco! Ich sollte mich vor allen bei dir bedanken dafür, so wie du alle über meine Unachtsamkeit unterrichtet hast, wie es in Familien üblich ist!“

Er hasste es, wenn er sich seine Gefühle anmerken lassen musste, aber er konnte nicht anders. Dieser abartige Kerl, er verdiente Calyri nicht, er würde sie ihm wegnehmen vor den Augen aller!

Teco erhob sich ebenfalls, unverschämt elegant mit seinem verkrüppelten Bein.

„Oh, oh... seine Fehler sollte man sich schon eingestehen können oder denkst du, ich sei der einzige, der es bemerkt hätte? Nein, ich spreche es bloß aus, du siehst mich in letzter Zeit viel zu grantig an, ich finde, du solltest meine Anwesenheit viel mehr zu schätzen wissen.“

Er grinste breit, aber auch in seinen Augen stand eine zurückgehaltene Wut, die freigelassen werden wollte. Wie ein Raubtier schlich er um den Kadaver herum und stellte sich dem wenig größeren Häuptling gegenüber. Dieser reagierte auf die Provokation mit der entwürdigendsten und ehrlosesten Geste, die es unter den Jägern des Schlangenstammes gab; er spuckte auf Tecos Beute.

Ein Raunen ging durch die Reihen der Männer, als der jüngere Mann die Augen in stummem Entsetzen weit aufriss. Moconi kicherte bebend.

„Die Traditionen verbieten Krüppeln die Jagd, dein Tier ist minderwertig und wird nicht verspeist werden. Du wirst einen Tag hinter uns zurückbleiben, um dem Geist des Bisons in Ruhe Ehre erweisen zu können.“

Er wischte sich die von der vorangegangenen Arbeit blutigen Hände an seiner Hose aus gutem Leder ab, ehe er sich von der Gruppe entfernte.

„Der Rest arbeitet weiter. Ich muss mich dem nicht widmen, ich bin der Häuptling.“

Und er ließ sie stehen.
 

Als Moconi außer Sichtweite war, fiel der Schock über die unerwartet harten Worte des jungen Mannes von den Jägern ab. Nicht ganz überraschend fand Teco seine Worte als erster wieder, während er noch immer die Stelle, an der sein Cousin im vom Sommer verdorrten Gebüsch verschwunden war, apathisch anstarrte.

„Wurde der irgendwie... vom Blitz getroffen?!“

„Ich glaube auch!“, Dherac erhob sich empört schnaubend von seinem Bison und warf ein Stück Fleisch achtlos auf den staubigen Boden vor sich, sich mit der blutigen Hand über die Stirn wischend, „'Ich muss mich dem nicht widmen, ich bin der Häuptling.', wie? Einen Dreck bist du, sechzehn Mondzyklen alt bist du, man sollte dich Respekt lehren!“

Wieder ging ein Raunen durch die Reihen der Männer, die sich nach und nach perplex ob des vorangegangenen Szenarios von ihrer Arbeit erhoben. Nur Tinash blieb auf dem Boden hocken, sein Haupt tief gesenkt, als hätte er sich geschämt.

„Dherac, er... ist weg, das hört er nicht mehr.“

Karem grinste den sehr jungen Mann höhnisch an.

„Ja, du gibst ihm Rückendeckung... wie immer. War mir ja klar.“

Er schüttelte den Kopf, der Jüngere rührte sich nicht.

„Nein... überhaupt nicht. Er hat sehr töricht gesprochen, das ist unentschuldbar, deshalb werde ich es auch gar nicht versuchen. Aber... ich mag das nicht hören, diese schlechte Stimmung... Teco heiratet, wir sollten guter Laune sein...“

Er schenkte seinem älteren Bruder einen kurzen Blick, worauf dieser ihn einen Moment lang stumm musterte. Dann grinste er verzerrt und bewegte sich auf das Gestrüpp zu, in dem Moconi verschwunden war.

„Ich heirate die Frau, die ihm gefällt. Haha, sein Pech, er hatte so lange Gelegenheit, sie an sein Feuer zu nehmen, jetzt ist es vorbei. Und er benimmt sich wie ein Kind...“

„Das Kind, das er auch noch ist...“, stimmte Porit ihm stirnrunzelnd zu und begrüßte es, als Tinash sich erhob und seinem Bruder folgte. Vielleicht sollte er sich auch besser in der Nähe der Jüngeren aufhalten...
 

Teco musste nicht lange nach seinem Cousin suchen. Er war nicht weit entfernt an einem Tümpel und warf ihm einen vernichtenden Blick zu, als er ihn bemerkte.

„Nicht einmal in Ruhe pinkeln kann man.“, brummte der Ältere garstig und nestelte tatsächlich an seiner Hose herum. Sein Gegenüber hob kurz die Brauen.

„Das gute Wasser.“, er schüttelte den Kopf, „Versteh mich nicht falsch, ich habe ein großes Mundwerk, ich weiß das auch. Aber mit Recht! Du fällst vor dem Stamm in Ungnade, wenn du deine Abneigung weiter so heraus lässt... seien wir doch ehrlich, du hattest deine Chance. Nimm es wie ein Mann.“

Er grinste sein schiefes Grinsen, bei dem alle Frauen schwach wurden, und hielt ihm eine Hand entgegen. Er wollte nicht als Krüppel gelten... er war der beste Jäger dieses Stammes, ihm gebührte viel Respekt!

Moconi hielt kurz inne, dann ging er tatsächlich auf die Geste ein und ergriff die Hand seines Gegenübers, auch seine Mimik imitierend.

„Du bist so... unverschämt!“

Teco nahm nicht wirklich wahr, wie sein Gegenüber mit seiner Linken ausnahm, erst, als sie auf sein Gesicht traf und sein Nasenbein ein unschönes Knacken von sich gab, bemerkte er, was geschehen war.

Er keuchte und wankte von einem betäubenden Schmerz gepackt fassungslos einige Schritte zurück, nach seinem brennenden Gesicht fassend. Seine Nase blutete wie ein frisch erlegter Bison aus der Halsschlagader.

Und Moconi erinnerte ihn an einen wütenden Bisonbullen... einen verdammt gerissenen. Er reichte ihm die rechte Hand zum geheuchelten Frieden und schlug ihn mit seiner linken, seiner stärkeren, nieder. Dieser widerliche...

„Du respektlose Made! Du wusstest genau, dass ich Calyri seit langer Zeit begehre! In meiner Position konnte ich sie dir nicht nehmen... aber es wäre an dir gewesen, sie mir zu überlassen, du Egoist!“

Ewigkeiten hatte er darauf gehofft, dass es irgendwo in seinem Cousin doch so etwas wie einen Funken Anstand gab, aber scheinbar hatte er sich geirrt. Dieser Kerl lebte nur für sich selbst!

„In... in welcher Welt lebst du? Deine Traditionen sind heute nichts mehr wert, ich weigere mich, nach ihnen zu leben, wenn sie mir unsinnig erscheinen – und ich sage, den Göttern ist es egal, wer wen zur Frau nimmt, die haben nämlich wichtigeres zu tun!“

Noch ehe Moconi sich über die unverschämte Mutmaßung über die Freizeitgestaltung der Götter empören konnte, fuhr er unter einem harten Schlag in die Magengrube selbst keuchend zusammen. Das Blut aus Tecos Nase tropfte auf seine Stirn, als er kurz gekrümmt vor ihm inne hielt. Es war ehrlos. Aber das ließ er sich nicht bieten.

Ohne sich wieder aufzurichten stürzte er nach vorne und warf den anderen Mann zu Boden. Er hätte ihm sicher alle Zähne ausgeschlagen, hätte er in jenem Moment, als er seine linke Hand über den perplexen Jüngeren erhob, nicht selbst einen kleinen Stein an den Kopf bekommen und gleich darauf noch einen, was ihn unter dadurch verursachtem Schwindel inne halten ließ.

Irritiert blickten beide nach rechts, wo Tinash empört die Arme vor der Brust verschränkte. Jetzt wusste Moconi, warum man ihn „Der, der die Vögel ohne Waffe und Falle tötet“ nannte, das waren definitiv Präzisionswürfe gewesen...

„Also ganz bei Trost seid ihr nicht mehr, wie?“, fuhr der Rothaarige sie da auch schon an und trat einige Schritte auf sie zu. Der Häuptling erhob sich schwankend, ebenso Teco, der fluchend nach seiner grausam schmerzenden Nase fasste. Sein Bruder schenkte ihm einen missbilligenden Blick, ehe er sich dem Stammesoberhaupt zuwandte.

„Er hat schon ein verkrüppeltes Bein, musstest du ihn jetzt auch noch entstellen?“

Verwirrt von dem grantigen Ton des Jüngeren wich er ein Stück zurück. Moment, was? Tinash hielt zu Teco – und nicht zu ihm?

„So benimmt sich kein Häuptling, Moconi!“, belehrte der Jüngere ihn weiter, „Ewig zurückhalten und dann ausrasten, das ist nicht in Ordnung. Du solltest dich nicht beschweren, du hattest wirklich lange genug Zeit!“

Teco nickte seinem Bruder dankbar über die Zustimmung kurz zu, worauf er jedoch leise stöhnte, weil die Bewegung seiner Nase nicht bekommen war. Moconi schnappte nach Luft.

Klar. Sie waren alle gleich.

„Was weiß ich, wie ich mich benehmen muss, ich wollte es nie sein! Ich werde doch ohnehin immer kritisiert, egal, was ich tue!“

Er wandte sich ab und stapfte an den Brüdern vorbei, durch das Gebüsch zurück. Vielleicht sollte er doch weiter bei der Zerteilung helfen.

Er erschauderte.

„Aber dass dir Tecos Heirat gut passt, ist mir klar, Tinash.“
 

„Sie werden bald zurückkehren.“

„Dann ist es soweit.“

Calyri sah kurz zu den jüngeren Zwillingen auf, während sie vor Karems Hütte hockte und seinem Gefangenen die eigenartigen langen Haare in der Farbe des Himmels flocht. Sie waren ganz weich... sie kümmerte sich gern darum. Und wenn sie es tat, war der Junge ganz friedlich.

„Ja, ich weiß. Ich werde es sicher nicht vergessen.“

Sie kam nicht dazu, danach zu fragen, weshalb die beiden nun bei ihr auftauchten, da hielt Novaya ihr eine winzige, aus einem tierischen Beckenknochen geschnitzte Schale entgegen. Sie hatten ihren wertvollen Inhalt mit einem Stück eingefetteten Leder, das sie darüber gespannt hatten, geschützt.

Die junge Frau weitete die Augen.

„Ihr habt wirklich...?“, sie nahm das Gefäß verblüfft entgegen. Die Jungen grinsten ihr schiefes, schelmisches Grinsen – wie immer synchron.

„Wir haben es versprochen.“

„Wir halten uns an unsere Versprechen.“

Ihr Grinsen erstarb. Kajira, wie der Gefangene hieß, errötete unwillkürlich, als Calyri seinen Kopf in Gedanken zu streicheln begann, während sie ihre Brüder ansah.

„Aber hör zu, Schwester...“, sprach Novaya da weiter, „Wir sind auf eine wirklich gute Freundin Schlange getroffen... wenn du verstehst, was „gut“ bedeutet. Du musst sehr vorsichtig sein, wenn du kochst. Es darf nicht einmal deine Haut berühren.“

Sie erschauderte bei dem Gedanken daran, in welche Gefahr die Zwillinge sich wohl begeben hatten. Sie wusste nicht, wie sie es geschafft hatten... vermutlich würde sie es auch niemals erfahren. Alles was sie wusste, war, dass diese beiden Jungen etwas ganz besonderes waren... und das vielleicht nicht nur im negativen Sinne, auch wenn ihre Tat von abgrundtiefer Bosheit zeugte.

Sie hielt die Schale fest in der Hand.

„Ich danke euch... sehr. Aber ihr verratet mich auch nicht?“

„Das wäre dumm von uns.“, bemerkte Semliya nur monoton, „Du könntest uns dann schließlich zurück verraten und wir sind bekanntlich wesentlich weniger vertrauenswürdig als du.“

„Vertrau uns. Wir sind nicht die freundlichsten Menschen, aber wir sind deine Brüder.“

Novaya lächelte leicht, Semliya nickte ihr zu, einen missbilligenden Blick auf Kajira werfend, der ganz ruhig, ohne aufzusehen, da saß.

„Gut erzogen...“

Calyri lächelte matt. Das weniger.

„Er mag es nur, wenn man sein Haar kämmt... er hat sich gegen Ardoma gewehrt, als sie es ihm abschneiden wollte, seitdem kümmere ich mich darum. Vermutlich gilt das bei den Kalenao als hübsch, was meint ihr?“

Die Jungen warfen sich einen kurzen Blick zu, dann bückten sie sich zu ihr und dem Gefangenen, der darauf sichtbar verängstigt die Augen schloss.

„Ob du uns wohl auch erwürgen willst...?“, brummte Novaya, als er ihn prüfend musterte, während sein Zwilling sich seiner Schwester zuwandte.

„Vielleicht, wir würden unser Haar nicht so tragen wollen... wie dem auch sei. Mefasa vermisst dich, glauben wir. Wir verstehen sie ja schlechter als du... aber du bist lange nicht bei ihr gewesen, sie scheint unglücklich.“

Wo er es ansprach, er hatte recht. Sie fasste sich an die Stirn, während sie das Gefäß in der anderen Hand noch sicher festhielt. Sie musste es gut verstecken.

„Ich werde bald nach ihr sehen, versprochen.“
 

Sie stillte Rhiks kleinen Sohn, als Calyri am späten Nachmittag Zeit dazu fand. Dabei stellte sie erfreut fest, wie ordentlich und gut ihre Hütte aufgebaut worden war und dass auch ihre alte Freundin gesund und entgegen Semliyas Worten zufrieden wirkte. Anfangs war es ihr sehr schwer gefallen, zu glauben, dass die Zwillinge sich tatsächlich aus reiner Liebe so an die rothaarige Frau klammerten, aber wenn sie sich das so ansah, musste sie dieser Behauptung beinahe glauben. Wenn sie daran dachte, wie die beiden miteinander umgingen, fiel es ihr so wie so schwer, den Gesprächen der alten Frauen Glauben zu schenken, sie seien gefühllose Dämonen. Seit ihrer Geburt teilten sie sich ein Schlaflager, in dem sie Arm in Arm schliefen, seit sie lebten. Sie hatten ihre Herzen... sie hoffte, dass sie mit Mefasa glücklich wurden, so seltsam das auch erschien.

Letztere sah nun mit leuchtenden Augen zu ihr auf. Da sie ihr Kind hielt, konnte sie ihre Freundin nicht in ihrer simplen Zeichensprache begrüßen, aber das war nicht von Belang. Calyri setzte sich einfach zu ihr, sah ihr zu und lauschte den schmatzenden Geräuschen des kleinen Kindes beim Trinken, bis es satt war und seine Mutter es auf sein kleines Lager legte, damit sie die Hände frei hatte.

Sie erklärte lächelnd, dass sie glücklich sei und sich schon gefragt hatte, wo sie nur steckte. Sie musste sich so viel um ihren Jungen kümmern, es war schwer für sie, nach Calyri zu suchen.

Das glaubte sie gern. Sie seufzte leise.

Sie beneidete die wenig Ältere um ihr Kind... ihr erster Mann war zwar bereits tot, doch sie hatte es mit ihm in tiefer Liebe gezeugt... der Gedanke daran, dass vielleicht keines ihrer zukünftigen Kinder dieses Privileg würde genießen dürfen, machte sie beinahe krank. Ihr fiel das gute Gift ein, das sie sicher hinter ihrem Lager versteckt hatte...

Mefasa formte weiterhin fröhlich die Handzeichen, mit denen sie sich seit jeher ausdrückte... sie hatte viel zu erzählen, wie es schien. Sie tat es so schnell, dass Calyri ihr nur halbherzig folgte, weil es ihr zu anstrengend wurde... sie musste wirklich glücklich sein. Wie war Semliya nur darauf gekommen?

Sie erzählte von ihrem Kind, von ihrer Hütte und von den guten neuen Fellen... von ihren Männern und davon, dass sie vermutete, dass neues Leben in ihr wuchs.

Und wäre sie in ihrem „Redeschwall“ nicht durch das Baby, das sich von seinem Lager gerollt hatte, unterbrochen worden, so wäre der Jüngeren vermutlich nicht einmal aufgefallen, dass sich ihr Gegenüber sehr heftig versprochen hatte.
 

Die Jäger kehrten am nächsten Tag zurück. Die Frauen und Kinder jubelten, als sie sahen, was für einen guten Vorrat an Fleisch sie mitgebracht hatten, und bereiteten sich sofort auf die Bearbeitung davon vor. Ein Teil der Beute würde sofort zum Verzehr vorbereitet werden – Tecos Heirat stand schließlich bevor – den größeren Rest davon würde man jedoch trocknen und haltbar machen. Zwar waren die Herden Berichten zu Folge in die Richtung des Lagers unterwegs, doch wusste man nie, was die Zukunft brachte und wie hart der Winter werden würde.

Calyri ihrerseits kümmerte sich bloß benommen und Tecos Nase. Sein halbes Gesicht war geschwollen und alles, was sich in der Nähe seiner Verletzung befand, war von Blutergüssen geziert, doch empfand die junge Frau nicht den geringsten Hauch von Mitleid für ihren baldigen Mann, als sie ihm eine nach alter Tradition hergestellte heilende Paste in sein Gesicht rieb.

„Ich wollte nicht hässlich sein.“, erklärte der Mann dabei ungefragt, „Deshalb habe ich sie mir richtig gebogen. Aber ich glaube, damit habe ich es nur schlimmer gemacht. Jetzt ist die Nase zwar wieder gerade, aber mein Gesicht ist grün und blau und deformiert wie eine schlecht bearbeitete Speerspitze. Nicht, dass ich Ahnung von schlecht bearbeiteten Speerspitzen hätte... meinst du, das heilt wieder?“

„Mhm.“, entgegnete sie nur halbherzig und massierte die ölige Paste absichtlich fester ein, als es nötig gewesen wäre. Teco stöhnte dabei leise auf, wurde jedoch nicht wütend.

„Was für starke Hände meine Fast-Frau doch hat...“, kommentierte er es bloß, „Damit kannst du auch sicher gut unsere zahlreichen Kinder erziehen.“

Wenn ich von dir jemals ein Kind erwarten sollte, dann werde ich es eigenhändig erwürgen...

Sie war schlau genug, ihre Gedanken nicht auszusprechen. So seufzte sie nur leise und schweifte ab, während sie den Mann vor sich noch immer versorgte.

Mefasa erwartete ein Kind... von einem der Zwillinge. Himmel, es waren doch noch Jungen! Ihre Verlobte hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sie sich versprochen hatte, sie hatte fröhlich weiter herum gefuchtelt, nachdem sie ihr Baby wieder auf sein Lager verfrachtet hatte.

Es war eine Schande. Nicht nur das, es verstieß auch gegen die Tradition, und das heftig. Früher oder später würde man die Rundung an ihrem Bauch bemerken... und dann würden die Brüder noch immer nicht das Mannesalter erreicht haben. Sie waren sogar noch jünger als Karem, als er Joru gezeugt hatte, und das war bereits schlimm gewesen...

Mefasa war ihre beste Freundin. Novaya und Semliya waren ihre Brüder, die sie trotz ihrer Kaltherzigkeit tief in ihrem Inneren sehr liebte. Es lag ihr an sich fern, die drei zu verraten... aber was war mit dem Stamm? Sie war sich sicher, dass ein derartiger Gesetzesbruch sie in große Probleme stürzen würde... vielleicht konnte man die Götter irgendwie besänftigen? Sie wollte mit Moconi sprechen... sie wollte ihn um Rat fragen. Er sollte es nicht gleich allen eröffnen... vermutlich wussten die Zwillinge nicht einmal selbst von ihrem Glück.

Nein, sie konnte nicht schweigen. Am Ende würde der gesamte Stamm ins Unglück stürzen... und dann war sie daran mit Schuld!

Teco hüstelte.

„Calyri? Bist du nicht langsam mal fertig?“
 

Kili wusste nichts von alledem. Alle Sorgen, Ängste und Wünsche ihres Stammes waren weit von ihr entfernt, als sie vor dem Haus der Zwillinge auf einem Stein saß und im herbstlich-kühlen Seewind fröstelte. Sie hatte es an sich aufgegeben, sich nach ihrer Heimat zu sehnen... wie konnte sie Mahrran böse sein? Er behandelte sie wie eine Göttin, obwohl er nach eigener Aussage nicht einmal so genau wusste, weshalb er es tat. Er mochte sie einfach... er war doch gut zu ihr. Es war leichter, wenn sie sich seiner Zuneigung einfach hingab, als chancenlos dagegen anzukämpfen. Dennoch brannte die Sehnsucht heiß in ihrem Inneren...

Die Sonne stand tief und ließ die unendlichen Weiten des Meeres hell glitzern. Zu Beginn war der Anblick höchst seltsam für sie gewesen... eine so große Ansammlung von Wasser hatte die junge Frau bisher nicht gekannt. Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt. Es sah schön aus...

Mahrrans Stimme drang leise zu ihrem Ohr. Er war weit entfernt, unten im Dorf und hielt eine wichtige Rede vor seinem Volk. Sie wusste nicht genau, worum es ging, aber das war ohnehin nicht ihre Sache. In seine Politik wollte sie sich keinesfalls einmischen...

Sie keuchte erschrocken, als sie plötzlich eine kalte Hand auf ihrer Schulter spürte, die sie erschaudern ließ. Aus den Augenwinkeln sah sie die für die Magier typischen, klauenartigen Nägel, die sie immer wieder verängstigten.

„Keine Sorge, ich tu dir doch nichts.“

Sie erhob sich und wandte sich ihrem größeren Gegenüber zu, trotz ihrer Abneigung vor ihm höflich den Kopf neigend.

Shiran grinste, als er ihren Widerwillen erkannte. Kili ihrerseits fand sein Grinsen noch abartiger als ihn selbst... seine schiefen Zähne verschandelten sein ganzes Gesicht. Nicht, dass es sie stören sollte...

„Ich muss dir ja nicht gefallen, ich möchte nur mit dir verhandeln.“, murrte er dann etwas, als er ihre Gedanken ebenfalls erkannt hatte und sie errötete. Seit wann war der denn so empfindlich?

„Ich habe nichts gesehen und nichts gehört.“, wehrte die Jüngere darauf jedoch ab, als ihr in den Sinn kam, aus welchem Grund er sie aufsuchte.

Tatsächlich hatte sich das Verhältnis der Zwillinge deutlich abgekühlt. Sie ignorierten sich oder Nadeshda zischte ihrem Bruder bösartige Worte hinterher, die Kili mit ihren mäßigen Sprachkenntnissen nur schlecht verstand. Wobei letzteres sicherlich nicht so wichtig war, die kleine Frau erwartete schließlich ein Kind und da konnten solche Reizungen auftreten. Das hatte sie bereits häufig erlebt.

„Deine Gedanken sprechen für sich.“, erwiderte der Mann darauf wieder im gewohnten Ton, „Erzähl mir mehr. Erzähl mir, was Mahrran zu dir sagt.“

Sie verzog das Gesicht.

„Das werde ich nicht. Du kannst mir nichts tun, Shiran.“

Als sie die Arme vor der Brust verschränkte, schloss er kurz die Augen. Sie wusste nicht so genau, weshalb, vielleicht, um sich zu beruhigen. Er schien an diesem Tag ohnehin ziemlich gereizt zu sein...

Als er sprach, klang er tatsächlich gezwungen gefasst.

„Ich bin der Seher. Ich weiß vieles, aber vielleicht nicht alles. Mir ist nicht bewusst, wie weit sich die Macht eines Götterkindes auf mich auswirken kann. Ich möchte kein Risiko eingehen. Und das sollte auch in deinem Willen sein.“

Er öffnete seine Augen wieder, schenkte ihr einen ernsten, durchdringenden Blick.

„Dein Stamm ist in Gefahr. Mahrran möchte sein Dorf retten – ebenso wie Nadeshda – aber er kennt wenig Mitleid mit deiner Familie und deinen Freunden, Menschenfrau. Glaube mir, ich bin kein aggressiver Mann, ich verabscheue Gewalt. Ich würde sogar versuchen, die Menschen davor zu bewahren, wenn du mir hilfst.“

Das klang ihr etwas zu rosig. Shiran war ihr suspekt, sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr helfen konnte... oder es wollte. Was Mahrran betraf, so wollte sie eigentlich gar nicht genau wissen, was er vorhatte, es war angenehmer.

„Mahrran erzählt mir nicht viel.“, schnappte sie so simpel, „Ich weiß nicht, was er vorhat oder welche Probleme er mit seiner Schwester hat, frage ihn halt selbst, ich dachte, ihr seid Freunde.“

Darauf erwiderte der Mann nichts. Sie rechnete damit, dass er ihr irgendetwas antat – wenn sie tot war, war sie tot, dann brachte auch Mahrran sie nicht wieder zurück und der Seher wusste sich sicher gegen ihn zu behaupten. Kurz bereute sie so ihre Worte... aber auch nur kurz. Dann wandte er sich von ihr ab und entfernte sich, ohne noch einen weiteren Satz zu sprechen.
 

„Was er wollte?“

Sie zuckte ein weiteres Mal zusammen, als sie Nadeshdas unangenehme Stimme in ihrem Rücken hörte. Sie sah wütend aus, bemerkte Kili schnell, als sie sich zu ihr drehte, vermutete jedoch, dass diese Wut nicht ihr galt.

„Ich... ich weiß es nicht so genau. Er möchte etwas von mir wissen, was ich gar nicht verstehe...“
 

Moconi rührte sich nicht. Es war inzwischen tiefe Nacht... und er wünschte sich, sie würde niemals enden. Die Finsternis hüllte das Leben ein, bannte es für einen kurzen Zeitraum... einen kurzem Zeitraum, der einen stressigen Tag der Ankunft von einem Hochzeitstag trennte. Ja... morgen war es soweit. Und er hatte so jämmerlich versagt.

Seine Hände krallten sich in seine Schlaffelle, die er sich bis unter die Nase gezogen hatte. Beinahe hätte er seinen Vater für das, was er aus ihm gemacht hatte, verflucht. Und die Kalenao, weil sie ihm Kili gestohlen hatten. Kili... er vermisste sie so. Sein Vater hätte sie längst zurückgeholt... aber er wusste nicht, wie er es hätte anstellen sollen. Die Magier waren gefährliche Monster... er verstand nicht, was sie davon hatten, die junge Frau festzuhalten. Es erschloss sich ihm nicht... es ergab keinen Sinn. Vielleicht kam ihm das auch nur so vor, weil er so furchtbar feige war.

Feigheit... er zuckte bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammen, so auch bei dem Rascheln der Felltür zu seiner kleinen Hütte. Er konnte sich denken, wer es war. Normalerweise stellte er sich einfach so lange schlafend, bis sein Besucher ihm fröhlich mitteilte, dass er wusste, dass er wach war, und dann bei ihm blieb. Heute würde es nicht so sein.

Er fuhr ruckartig auf und packte den Jüngeren grob am Kragen seiner Weste, die er sehr genau kannte.

„Was willst du hier, du elende Made, du Verräter, du elendes Stinktier?! Wie kannst du es wagen, dich einfach in meine Hütte zu schleichen, nachdem du mich derart gedemütigt hast?! Für so dumm habe ich nicht einmal dich gehalten!“

Es war schwierig, gepackt von einer solch fürchterlichen, inneren Wut leise zu bleiben, irgendwie hatte er es aber offenbar geschafft. Zumindest gab es aus den Nachbarhütten keinerlei Reaktionen.

Tinash riss sich los.

„Sprich nicht so mit mir!“, brummte er mit unterdrückter Stimme ebenso erbost, „Hör mich erst einmal an, ehe du mir die Nase brichst, Häuptling!“

Moconi zischte, wagte es jedoch nicht, ihn weiter zu unterbrechen. Dabei durfte er es. Er durfte ihn töten, wenn er wollte. Aber er wollte es nicht. Er war schwach...

„Ich wollte mit dir sprechen.“, sprach sein jüngerer Cousin da ruhig weiter, „Hör mir einfach zu, ja?“

Er schob den Häuptling ein Stück bei Seite und setzte sich neben ihn auf seine Schlaffelle.

„Sei nicht so unhöflich.“ Moconi murrte, lauschte aber wie gefordert.

„Du bist sauer auf mich.“, stellte Tinash darauf zunächst richtig fest, „Kann ich mir denken und irgendwie hast du wohl recht. Ich bin dir ziemlich in den Rücken gefallen, dabei habe ich jetzt mondelang zu dir gehalten. Ja... ich weiß es nicht so genau, aber irgendwie tat es mir weh, wie du mit Teco umgegangen bist.“

Er seufzte leise und kratzte sich am Kopf, ohne in die Richtung zu sehen, in der er das Gesicht seines Cousins vermutete. Es war stockfinster.

„Weißt du... er hat ein großes Mundwerk, das ist wahr. Aber die Götter haben ihm ein solches Talent geschenkt! Und er hat viel erlebt... viel überstanden. Er hat deine Behandlung nicht verdient, Moconi!“

Der Häuptling zischte verächtlich. Er enttäuschte ihn langsam ernsthaft.

„Nur die Götter wissen, was er wirklich erlebt hat, Tinash. Vermutlich hat er sich aus Dummheit selbst verkrüppelt und dann verlaufen, wer weiß. Mich interessiert es auch nicht und ich werde es noch durchsetzen, dass der Rat ihm das Recht auf die Jagd entsagt. Er entehrt unsere Beute! Das wird die Götter auf Dauer viel mehr entehren als mein Ausrutscher es getan hat...“

Davon war er zur Abwechslung tatsächlich überzeugt. Allerdings musste er sich auch eingestehen, dass ihn der Gedanke daran, aus Teco eine mittellose Belastung zu machen, irgendwie befriedigte. Er hatte tatsächlich eine sadistische Ader, stellte er fest... vielleicht sollte er sich beim nächsten Treffen mit Zerit – und der kam garantiert zurück – daran erinnern.

Er erahnte ein Kopfschütteln Tinashs.

„Nein... nein! Das tust du nicht für den Stamm, sondern nur für dich selbst. Calyri ist jetzt sein, ich habe dir oft genug gesagt, du sollst sie zu deiner Frau machen, es ist zu spät! Wenn du...“

„Wenn du der Meinung bist, du seist ein besserer Häuptling als ich es bin, dann übertrage ich dir morgen gerne mein Amt. Noch ein Grund mehr zu feiern, nicht?“

Der Jüngere schnaubte auf den mehr als deprimiert klingenden Vorschlag. Er verstand das einfach nicht... er mochte Moconi. Er mochte ihn sehr, er wollte ihn doch nur vor einem Unheil bewahren...
 

Er ergab sich seinem Schicksal. Zumindest hatte er es vor. Als er am nächsten Morgen half, auf dem Mittelplatz des Lagers eine große Feuerstelle aufzubauen, schickte die Sonne sanfte, fast spätsommerliche Sonnenstrahlen hinter dem Gebirge hervor. Abermals packte eine unterschwellige Sehnsucht nach seiner jüngeren Schwester den Mann, doch er zwang sich, sie zu ignorieren. An diesem Tag musste er alle Gefühle ignorieren. Tinash hatte Recht, er musste sich wie ein guter Häuptling benehmen und nicht wie ein unreifer Junge. Auch wenn es schmerzhaft war...

Calyri, die mit einem Mal hinter ihm stand und verlegen den Blick gesenkt hielt, besserte seine Situation nicht ernsthaft. Kurz spielte er mit dem Gedanken, sie zu ignorieren, aber das wäre falsch gewesen... wenn sie auch vieles nicht waren, Kindheitsfreunde blieben sie. Und sie kannten sich. Wenn der jungen Frau etwas unangenehm war, dann musste man sie dazu auffordern, zu sprechen, ansonsten tat sie es nicht, so gern sie es auch wollte.

So strich er sich ein paar wirre Strähnen aus dem Gesicht, die sich dank seines fehlenden Stirnbandes schlecht bändigen ließen, und lächelte sie matt an.

„Möchtest du mit mir sprechen?“

Sie nickte und folgte ihm wortlos, als er an ihr vorbei schritt.

Sie verließen das Lager und landeten an einem kleinen Bachlauf. Die Lager wurden immer in der Nähe von frischem Wasser errichtet, das war sehr wichtig und erleichterte das Leben ungemein. Lange Wege waren gefährlich und kosteten unnötig Kraft.

„Rede.“, forderte der Mann sie auf und sie starrte errötend ihre nackten Füße an. Soweit es möglich war mied sie Schuhwerk, sie mochte das eingeengte Gefühl darin überhaupt nicht...

Nein, sie durfte sich nicht weiter von Nebensächlichkeiten ablenken lassen. Vor ihr stand Moconi und kein wahnsinniger Kalenao, der sie jederzeit verschlingen konnte... es gab keinen Grund zur Furcht. Sie sah ihm ins Gesicht.

„Es... es geht nicht um das, was heute mit mir geschehen wird!“, stellte sie sofort klar und erzielte sofort die erwartete Wirkung, als ihr Gegenüber verwundert die Brauen hob. Oh Himmel... er war so viel hübscher als Teco...

„Worum dann, Calyri? Ist es wirklich wichtig genug, mich vom Aufbau fern zu halten? Nach allem, was ich in letzter Zeit falsch gemacht habe, wirkt das leider nicht so gut...“

Ob sie wohl ahnte, dass er sein Amt für sie derart aufs Spiel gesetzt hatte? Er wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen...

Sie nickte.

„Ja, allerdings. Ich... ich weiß etwas. Ich möchte es nicht verraten, aber ich fürchte... ich fürchte, die Götter würden es mir sehr übel nehmen! Und ich kann unmöglich mein eigenes Wohlergehen über das des gesamten Stammes stellen!“

Auch wenn sie es unwillkürlich tun würde, wenn sie in den nächsten Tagen für ihren neuen Mann kochte, fiel ihr nebenbei ein, verdrängte es jedoch. Moconis Blick verfinsterte sich.

Wunderbar, noch mehr Schwierigkeiten.

„Sag es mir, Calyri.“

Sie seufzte. Es tat ihr so Leid für Mefasa und die Zwillinge... sie mussten es ihr verzeihen.

„Novaya und Semliya... sie haben eine der wichtigsten Regeln gebrochen, sie haben bereits mit Mefasa verkehrt. Und... sie haben ihr neues Leben gemacht!“
 


 

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Ich vergesse immer, hier hochzuladen... o_o' Sorry... ^^'



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Enyxis
2014-03-15T21:16:43+00:00 15.03.2014 22:16
O________________________________O ALTA. DAS WERDEN DIE ZWILLINGE DOCH NICHT AUF SICH SITZEN LASSEN! Die verraten die doch hochkant DXXX
Ich hasse Shiran Q___Q Und Mahrran...
Es wird immer und immer spannender *____*
Hamma Kapitel!
Von:  Decken-Diebin
2011-03-13T21:52:04+00:00 13.03.2011 22:52
Waah, ich hab's geschafft, es heut noch zu lesen, ich bin so stolz auf mich xD
Aber jetzt hab ich wieder die Hälfte vergessen XD Ähm, ach ja!
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Novaya und Semliya mit Mefasa geschlafen haben o_O Ich meine, wtf. XD Aber mal gucken, was sich jetzt da rausstellt ö.ö...
Moconi tut mir jetzt aber auch unendlich leid. Ich mein, die arme Calyri muss zu Teco... gefällt mir nicht, oh nein. >.<
Aw, ich bin jetzt etwas verwirrt, weil ich so lange gebraucht habe, aber sei dir eins gesagt, ich mochte das Kapitel! XDDD

Von:  Linchan
2011-03-12T22:09:42+00:00 12.03.2011 23:09
Kommiherz <33 ach ja, ich wollte ja nur noch "aha" sagen... <.< xDD

Ach, da wra ja die Jagdszene, haha xD die war cool... also, lol, der arme Moconi hat wohl Heuschnupfen oder so, haha XD Das wra das Moconi-Fail-Kapitel, irgendwie... Gott er tut mir leid .___. e rist so sauer wegen calyri xD Erst verpeilt er den Anfang der Jagd, dann ist er noch saurer, ach menno... ^^'

Wobei, er ist echt evil gewesen auch dann o,O Teco hat ihn aber auch echt provoziert úu Und dann kloppen sie sich, wtf xDD ich fand das ziemlich cool, es war... spannungsgeladne, irgendwie o.o und Tinash wirft mit Steinen o.o Tinash ist cool <3 er war der poserige Dazwischengeher! XD

„Aber dass dir Tecos Heirat gut passt, ist mir klar, Tinash.“
Der war mies, Moconi... ú//////u der arme Tinash will doch nur Frieden XD

Und, aaach, haha, Mefasas Verplapperer XDDDD Das war ... epic fail von ihr! XDD Die arme Calyri war ganz durcheinander... óo aber lol, wie sie Tecos Gesicht repariert hat, so, ähm, absichtlich nicht zärtlich, und er quasselt die ganze Zeit, haha XD

Währenddessen herzt Kili herum xD oder auch nicht xD Ich mag Shiran <3 obwohl er schiefe Zähne hat, der arme xDD er war irgendwie voll beleidigt als sie das über ihn gedacht hat... XDD haha süß <3

Und ich mag Tinash, obwohl er und Moconi eher antiherzen im moment ó///o aber sie... sind süß zusammen >/////< Und das Ende, ja... haha xDD Ich fand das Kapi spannend o.o und ich herze Moconi doll an, er hat es schwer .//////. Drama! >//////< Freut sich auf nächstes Kapi <3


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