Photographs, just for you
Sakura liebte es, zu fotografieren.
Am liebsten fing sie einen schönen Moment nach dem anderen mit ihrer Linse ein und hielt ihn dann auf Papier für die Ewigkeit fest. Oder zumindest erklärte sie es ihm so.
Sasuke verstand das nie. Er nickte meist nur dazu, betrachtete dabei die vielen Bilder, die sie jeden Tag aufs Neue geschossen hatte, und steckte sie dann in einen kleinen Karton unter seinem Bett.
Jeden Monat, ein wenig später dann beinahe jede Woche, brachte sie ihm eines dieser Bilder vorbei. Immer eingepackt in einen schwarzen Rahmen schenkte sie ihm die Fotos, und er nahm sie jedes Mal an sich.
Er wusste nicht, weshalb er das tat. Aber wenn sie dieses bestimmte Lächeln auf den Lippen trug, ein weiteres ihrer Kunstwerke dabei in den Händen haltend, konnte er einfach nicht anders.
Schnell wurde aus dem einen Karton ein zweiter, und zwei Jahre später tummelten sich schon mehrere Schachteln unter dem Bett des Schwarzhaarigen.
Die besten Bilder fanden einen Platz auf der kleinen Kommode seines Schlafzimmers, der Rest verschwand weiterhin zu den anderen.
Und eines Tages, als er von einer langen Mission müde durch die Tore Konohas schritt, stellte er ihr jene Frage, die ihn seit Jahren beschäftigte.
„Warum ich, Sakura?
Weshalb gibst du sie immer mir, deine Bilder? Naruto würde darum kämpfen, nur eines davon zu bekommen.“
Sie lächelte wieder jenes Lächeln, das ihn all seine Fragen vergessen lies, und reichte ihm ein weiteres Foto.
„Ich weiß nicht. Vielleicht will ich einfach nur, dass du sie bekommst, Sasuke.
Bei Naruto wäre es nicht dasselbe…“
Sasuke nahm die Bilder weiterhin an sich und stellte keine Fragen mehr.
Zumindest, bis sie eines Tages eine lange Mission antrat, und danach nie wieder durch die Tore Konohas schritt. Erst da fragte er sich wieder, warum gerade er?
Naruto war am Boden zerstört, und seine klaren Augen brachten seit ihrem Tod nur noch einen leeren Ausdruck zum Vorschein. So, als wäre ein Teil von ihm mit ihr gestorben.
Und Sasuke?
Sasuke wurde noch ein Stück kälter, trauriger, einsamer, verlorener…
-
Er und Kakashi schwiegen beinahe jedes Mal, wenn sie vor dem grauen Grabstein Sakuras knieten. Keiner der beiden hatte dann viel zu sagen, gab es auch kaum Worte, die die Gefühle Sasukes in jenen Momenten zu beschreiben vermochten.
Und auch nur dieses eine Mal war es anders.
„Weißt du schon, warum sie dir all ihre Bilder geschenkt hat?“
Sasukes Lippen zierte ein schiefes Lächeln, als er in das Abendrot der untergehenden Sonne blickte und die Frage seines Senseis beantwortete. „Sie sagte, dass sie die Fotos einfach nur mir geben wollte.
Es war ihr Hobby.“
Kakashi drehte sich zur Seite und schob seine Hände zurück in die Hosentaschen. Behutsam setzte er einen Schritt vor den anderen und durchquerte den alten Friedhof des Dorfes.
Vorbei an den vielen Gedenksteinen richtete er noch einen letzten Satz an seinen früheren Schüler, der nur von einer Träne begleitet wurde, die langsam seine Wange entlang glitt.
„Hast du jemals eines dieser Bilder aus dem Rahmen genommen, Sasuke? Jemals eines davon näher betrachtet?“
-
Der Schwarzhaarige brauchte nur wenige Sekunden, als er durch die Gassen Konohas hastete, und außer Atem den Vorhof seines Clanhaus überquerte. Er sprintete in sein Schlafzimmer, riss die vielen Kartons hervor und nahm eines der Bilder an sich.
Er verschwendete keine Sekunde und zerschlug den Rahmen auf dem alten Holzboden des Raumes, ehe er das Foto an sich nahm.
Was sollte er darauf erkennen? Gar nichts…
Dann drehte er es um, und für eine Sekunde verschwamm die Welt vor seinen Augen. Die drei Worte raubten ihm beinahe die Luft zum Atmen und er hatte Mühe, die hervortretende Übelkeit in sich zu ertragen.
Ich liebe dich.
Jedes der Bilder zeigte den gleichen Satz.
Seine Hände waren zerschnitten und Blut tropfte von seinen Fingerspitzen, als er das letzte Foto an sich nahm. Ein Scherbenteppich zierte den Boden zu seinen Füßen und die spitzen Stücke aus Glas bohrten sich tief in seine Sandalen, doch das war ihm gleichgültig.
Er achtete kaum noch darauf.
148 Mal.
Nummer 148 war das Letzte…
148 Fotos, alle mit denselben Worten: „Ich liebe dich.“
Er hatte nicht ein einziges davon näher betrachtet. Und sogar jetzt noch lag es an Kakashi, ihm den entscheidenden Hinweis zu geben.
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Sasuke besuchte den Grabstein noch ein letztes Mal und zierte ihn mit all den Bildern, die sie ihm geschenkt hatte.
Und vielleicht saß sie irgendwo da oben und sah ihm dabei zu, wie er die Fotos sorgfältig aneinander reihte und flüsterte: „Ich dich auch, Sakura…“
„Ich weiß nicht. Vielleicht will ich einfach nur, dass du sie bekommst, Sasuke.
Bei Naruto wäre es nicht dasselbe…“
„…ich dich auch.“
