Zum Inhalt der Seite

Noahweihnachten und alles Chaos, das dazugehört

Wenn Bösewichte Gutes tun....
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, hier kommt das siebte Kapitel.^^ Und endlich erfahrt ihr, was es mit Roads Plan auf sich hat... viel Spaß dabei.XD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So endlich ein neues Kapitel.^^ Ich persönlich hab mich schon sehr auf dieses hier gefreut, aber wenn mich eine gewisse Person nicht so motiviert hätte, dann wäre es immer noch nicht fertig. Deshalb widme ich diese Kapi dir, Kiroi-senko.^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, da bin ich wieder. Nach einigen langen Jahren.
Mich hat mehr oder weniger spontan die Motivation gepackt, dieses seit Ewigkeiten angefangene Kapitel mal zu beenden und hier ist es. Mein Schreibstil hat sich über die Jahre geändert von daher fällt es mir sehr schwer den Humor aus den ersten Kapiteln weiter so umzusetzten, aber ich habe mein Bestes gegeben. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem und ich wünsche viel Spaß beim Lesen. =3 Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Engel kündigt Ärger an

Es ist ein eisiger und verschneiter Tag Ende November. Road und die Zwillinge, die wegen eines Auftrags auch für ein Jahr in die Schule gehen müssen, kommen durchgefroren nach Hause.

„Yeah, endlich frei", freut sich Debitto, während er sich aus einer seiner gefühlten 30 Schichten Kleidung schält. „Wir müssten uns glatt beim Wetter bedanken, wegen dem Schnee haben wir in nächster Zeit erstmal schulfrei!"

Sein Zwillingsbruder wirft ihm daraufhin einen irren Blick zu, für den ihn ein Arzt wahrscheinlich rein aus Vorsorgegründen in die Psychiatrie eingewiesen hätte.

„Dero hasst Schnee!", grollt der „geistig etwas andere" Noah böse.

Road ist gerade dabei ihren Mantel an die Garderobe zu hängen, als ein lautes Scheppern sie erschrocken zusammenfahren lässt. Im nächsten Moment ist es totenstill. Während klischeehaft ein imaginäres Grasbüschel vorbeirollt, dreht sich das Noahmädchen betont langsam zu ihren beiden Schulkollegen um.

 

„Wir waren's nicht!“, kommt es nach einem weiteren kurzen Moment des Schweigens von den Zwillingen.

„Hat das jemand behauptet?“

„ Ne, aber du hast uns schon wieder mit deinem „Was-habt-ihr-jetzt-schon-wieder-kaputt-gemacht“-Blick angeguckt!“

Das chronologisch älteste Mitglied des Noahclans verdreht nur genervt die Augen und meint: „Egal, sehen wir lieber mal nach, was die jetzt schon wieder angestellt haben.“

Mit diesem Ziel vor Augen marschieren die Drei zügig in die Richtung aus der der Lärm gekommen ist. Nach kurzer Zeit, die hier nicht weiter definiert wird, erreichen sie Zimmer Nummer 100. Road runzelt die Stirn. In diesem Raum liegt eines der vielen Wohnzimmer und dort sollte sich eigentlich nichts befinden, das ein schepperndes Geräusch dieser Lautstärke verursachen könnte. Das Noahmädchen tauscht noch einen letzten verdutzten Blick mit ihrer chaotischen Begleitung, dann reißt sie die Tür auf.

Eigentlich hatte sie vorgehabt mit energischen Schritten das Zimmer zu stürmen und wer auch immer für den Krach verantwortlich gewesen ist mit einer der Vasen aus dem Regal zu erschlagen. Kaum hat sie jedoch einen Blick in den Raum erhascht, erstarrt sie wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

„He Road, was ist los? Du guckst als hättest du die andern beim Weihnachtsbaum schmücken erwischt!“, lacht Debitto. Road ignoriert ihn und fixiert weiter das Rauminnere als hätte sie ein Gespenst gesehen. Nebenbei will angemerkt sein, dass ihre Gesichtszüge gerade dabei sind ziemlich zu entgleisen, wodurch sie nun stark an einen Fisch auf dem Trockenen erinnert. Die aus Schock für einen Moment aussetzende Atmung fügt sich wunderbar in das Gesamtbild ein.

Jetzt startet Jasdero einen Versuch, das Mädchen aus ihrer Schockstarre zu befreien: „Erde an Road, bitte melden, over.“

Die Angesprochene fängt daraufhin nur an den Kopf zu schütteln und meint : „Das ist jetzt nicht euer ernst, oder?“

„Hä?“, kommt es reichlich intelligent von den Zwillingen.

 

Plötzlich verschwindet das Noahmädchen mit einem riesigen Satz in besagtem Wohnzimmer. Jasdebi, die nicht vorhaben alleine zurückzubleiben, springen hinterher und bleiben, genau wie Road zuvor, wie versteinert im Türrahmen stehen.

Da wir bereits wissen, wie die Zwillinge aussehen, wenden wir uns lieber der Beschreibung des Zimmers zu. Wer nun schaurige Skelette, monströse Möbel oder hässliche Haustiere erwartet hat, den muss ich hier leider enttäuschen. Genau genommen ist der Raum, von seinen etwas durchgeknallten Insassen abgesehen, fast leer. Sämtliche Schränke und Regale sind aus dem Zimmer entfernt worden. Das vorangegangene Krachen lässt sich dadurch erklären, dass der Milleniums Graf die Möbel nicht gerade sanft zum Fenster hinausbefördert hat. Außer einem riesigen Tisch und ein paar Stühlen befinden sich kein Inventar mehr im Raum.

Viel interessanter ist allerdings die Tatsache, wer an dem Tisch sitzt: Zwei Weihnachtsmänner und ein strahlender Milleniums Graf.

Er strahlt so stark, dass man den Eindruck bekommen könnte, er hätte einen Heiligenschein auf dem Kopf. Ziemlich entsetzt stellen Jasdebi auf den zweiten Blick fest, dass er wirklich einen trägt und dazu noch ein passendes Engelskostüm und eine blonde Lockenperücke.

Road hat sich inzwischen auf den Weihnachtsmann, der der Tür am nächsten sitzt, gestürzt und schüttelt ihn kräftig durch. Dabei fällt Besagtem die Mütze vom Kopf und ein dunkler Lockenberg kommt zum Vorschein.

„Tyki?“, fragen die Noahteenager ziemlich entgeistert.

„Oh, na endlich seit ihr da, dann könnt ihr uns ja helfen!“, freut sich der Graf und schiebt die beiden immer noch "versteinerten" Chaoten in den Raum.

„Setzt euch, setzt euch.“

„Tyki, was ist hier los?“, fragt Debitto reichlich entgeistert mit einem Gesicht, das dem eines begossenen Pudels gefährlich nahe kommt. 

„Der Graf hat beschlossen, dass wir Weihnachten feiern“, gibt der erste Weihnachtsmann trocken zurück.

Road, die sich inzwischen einigermaßen von ihrem Schock erholt hat, begutachtet inzwischen den zweiten Weihnachtsmann. Dieser ist, im Gegensatz zu Tyki, ziemlich groß und hat breite Schultern. Das Gesicht kann sie leider nicht erkennen, da die Mütze viel zu groß und bid unter die Nase gerutscht ist.

„Und was macht ihr hier genau?“, will derweil Jasdero von Tyki wissen.

„Guck auf den Tisch, dann weist du’s!“

Ja, das bildet ihr euch nicht ein. Tyki ist in der Tat schlecht gelaunt. Ein Blick auf den Tisch verrät uns auch warum: überall liegt Watte, Stroh und buntes Papier herum und direkt neben dem Weihnachtsnoah findet sich eine Vorlage für Rentiere, Schneemänner und Nikoläuse zum selber basteln. Die Zwillinge prusten los und Road kann sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen.

„Ihr habt gebastelt?“, fragt sie daher mit Unschuldsmine, während die beiden Chaoten hinter ihr nach Luft japsten. Der Pseudoweihnachtsmann beobachtet das Schauspiel noch einen Moment, wobei ihm deutlich anzusehen ist, dass er sich wünscht die beiden mögen an ihrem Lachen möglichst qualvoll ersticken. Schließlich antwortet der Weihnachtstyki auf die gestellte Frage: „Falsch. Wir haben versucht zu basteln, dass ist ein Unterschied.“

„Lass mal sehen!“, freut sich die Allenverehrerin und reißt Tyki die Figuren, die er gerade unter dem Tisch verschwinden lassen will aus der Hand. Ziemlich verdutzt sieht sie ihre Beute an.

Die Zwillinge versuchen derweil über ihre Schulter einen Blick auf das Gebastelte zu erhaschen.

 

„Was soll das sein?“, will Jasdero wissen.

„So,“ sagt Debitto und legt den Kopf auf die rechte Seite, „sieht es aus wie ein gehörnter, zu groß geratener Hund und so“, er legte den Kopf auf die andere Seite, „sieht es aus wie ein Pferd mit Geweih.“

„Es könnte aber auch ein Hirsch sein“, mischt sich nun Road ein.

„Es ist ein Rentier!“, brüllt Tyki verärgert und schnappt sich sein „Kunstwerk“.

„Guckt mal, Tyki ist ganz rot im Gesicht!“, macht sich das Chaosduo erneut über seinen Bruder lustig.

„Hat mein Tyki-Pet etwa schlechte Laune?“, kommt es plötzlich vom Grafen Engel.

Die Noahs zucken erschrocken zusammen. Die Anwesenheit diese Irren hatten sie gerade so schön verdrängt!

 „Quatsch, das liegt am Kostüm“, behauptet der Gefragte, „ Das färbt nämlich ab.“

„Ja ne, is klar“, meinen die anderen im Chor.

„Wieso tragt ihr diesen Schrott überhaupt?“, die Frage kommt von Road. Tyki deutete auf den Grafen: „Das ist alles seine Schuld!“

„Allleeeeeesss klaarrrrrr“, sind sich die drei Teenager erneut ungewohnt einig.

„Leider sind die Dinger kein bisschen süß“, kommentiert  auf einmal Weihnachtsmann Nummer zwei, der bis jetzt geschwiegen hat.

„Ach Sweet Tooth auch endlich wach?“

„Ich heiße Skinn Bolic“, brummt der übergroße Weihnachtsmann verschlafen.

„Wunderbar, jetzt wo alle anwesend und mit den Gedanken hier sind können wir ja weiter basteln!“ Der Graf ist ganz in seinem Element. Die etwas angespannte Stimmung scheint ihm dabei gar nicht aufzufallen.

„Ist dem ein Lexikon auf den Kopf gefallen oder hat er Fieber?“, fragt Road flüsternd die Zwillinge. Während sie einiges vom Milleniums Graf gewohnt ist, scheint ihr diese plötzliche Begeisterung für das Fest der Nächstenliebe doch suspekt.

In einem Punkt sind sich die Noahs dieses Mal außergewöhnlich einig: Wenn kein Weihnachtswunder geschieht, stehen ihnen ein paar sehr anstrengende Wochen bevor!

Des einen Leid ist des anderen Freud...

Es ist ein frostiger und düsterer Wintermorgen am Schauplatz unserer Geschichte.

Gestern haben unsere lieben Noahs von den Weihnachtsplänen ihres Chefs erfahren.

Ein ziemlich entnervter Tyki ist noch am selben Abend von einer verdutzten Mimi in der Küche dabei erwischt worden, wie er die Johanniskraut- und Baldrianteevorräte überprüfte. 

Mit viel Geduld (und einer Bratpfanne) hat sie es schließlich geschafft, dem Pseudoweihnachtsmann

einzureden es wäre alles nur ein böser Traum und wenn er schlafen geht sieht morgen schon alles wieder besser aus.

Während die Sonne noch eine ganze Weile nicht aufgehen wird, starten wir nun unser nächstes Kapitel in der Noaharche. Deren Bewohner schlafen allerdings noch. Noch…

 

Ring, ring. Road’s Wecker klingelt. Dabei ist aufgrund des inzwischen fast einen Meter hohen Schnees schulfrei!  Das Noahmädchen sieht nicht ein, warum sie schon aufstehen soll und deshalb fliegt das nervige Weckinstrument erst einmal quer durch das ganze Zimmer und zerschellt krachend an einer der azurblau gestrichenen Zimmerwände in der er ein Delle zurücklässt aus der der Putz bröckelt.

 Road zuckt zusammen.

„Uuuppps! Das war wohl etwas zu laut“, denkt sie sich ohne das geringste Bedauern.

Dieses verspürt sie allerdings im nächsten Moment, denn die Stimme eines wohlbekannten Irren im Engelskostüm schallt durch die Arche: "Road, bist du schon wach?“

„Nein, ich schlafe noch tief und fest!“, gibt das Noahmädchen nur sarkastisch zurück.

Wer kann ihr die schlechte Laune übel nehmen? Ihr Chef, der grausame und unberechenbare Graf ist plötzlich zum vor sich hin trällernden Pseudoengel mutiert und sieht dabei eher aus, wie eine Presswurst im Balletkleid als ein zartes Geschöpf im Dienste Gottes.

Und dann will erwartet er noch Begeisterung bei seinen Mitstreitern!

Tyki und Skinn sind ja bereits zu Weihnachtsmannklonen umfunktioniert worden und Road, Jasdebi und der Rest sind heute dran.

Lulubell und Mimi sollen auch mitkommen. Die Beiden sind am Vorabend erst von einer Mission zurückgekommen und haben, von Mimi's Begegnung mit dem Weihnachtstyki mal abgesehen noch nicht viel von den gräflichen Weihnachtsplänen mitbekommen. Na, die werden ihr blaues Wunder erleben…

 

 

Road hat sich derweil entschieden doch noch im Bett zu bleiben. Mit einem Grummeln drückt sie ihr Gesicht in das Kissen. Dieser ganze Weihnachtswahnsinn darf einfach nicht wahr sein! Plötzlich geht ihr jedoch ein Licht auf.

„Warum eigentlich nicht?“, meint sie leise zu sich selbst. „Man kann ja auf viele Arten ein Fest feiern. Auch auf Bösewichtart.“ Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht lässt die Noah sich verschiedene Ideen durch den Kopf gehen. Kurz darauf fast sie einen Entschluss….

 

„Fröhliche Weihnacht über all, Töne durch die Lüfte froher Schall…“

Der Millenniums Graf hat blendende Laune. Um diese zum Ausdruck zu bringen trägt er wieder sein wunderbares weißes Engelkleid mit Flügeln, die Federn verlieren und einen batteriebetriebenen Heiligenschein.

„Weihnachtslied, Weihnachtsbaum, Weihnachtsduft in jedem Raum….“, singt er weiter und hüpft dabei den mit Tannengirlanden und Kerzen geschmückten Gang entlang.

Am Ende des Durchgangs befindet sich eine hellblau gestrichene Tür an der ein Weihnachtkranz hängt.

„Guten Morgen, Road!“, ruft der Graf, ehe er mit einem Ruck die Tür aufreißt. Was nun vor ihm liegt ist das Reich der besagten Noah. Gegenüber von der Tür befindet sich ein weißes Regal, in welchem sich Stofftiere und Puppen stapeln. Daneben hängt ein Vorhang, ebenfalls weiß, aber mit dunkelblauem Sternchenmuster. Er dient dazu den hinteren Bereich vor neugierigen Blicken zu schützen. Auf dem Boden ist ein Laminat aus hellem Holz verlegt, auf dem man die Schritte des Pseudoengels, der nun Richtung Vorhang geht, widerhallen. „Road?“ Mit dieser Frage zieht der Graf den Raumteiler zur Seite. Dahinter befindet sich der Hauptbereich des Zimmers. Neben einem Bett stehen hier noch ein Schrank und eine Kommode, sowie der Schreibtisch. Dass das Noahmädchen weiß und blau bevorzugt, kann man auf den ersten Blick erkennen. Ein hellblaues Tuch mit angesteckten Leuchtsternen spannt sich an der Decke über dem frisch gemachten Bett, auf dessen Bezug Allen Walker abgebildet ist. Wo das Noahmädchen dieses Bild her hat, ist ein Rätsel, denn seltsamer Weise sind sich alle Noahs einig, dass der junge Exorzist sich niemals freiwillig von Road ablichten lassen würde. Weder mit einem altmodischen Fotoapparat noch mit Leinwand und Pinsel. Und Facebook soll es ja erst in ein paar Jahren geben.

In ein paar vielen Jahren…

Vor dem Fenster neben dem Bett steht ein Schreibtisch, der auch weiß gestrichen und perfekt aufgeräumt ist. An diesem Schreibtisch sitzt Road und schreibt etwas.

„Road, ich hab dich gerufen“, meint der Grafenengel, „Was machst du da überhaupt?“

Neugierig geworden kommt der Graf näher und versucht einen Blick auf das Blatt zu werfen.

„Road was ist das?“

Er hätte genau so gut eine Bombe neben ihr zünden können. Der Effekt wäre vermutlich der gleiche gewesen. Die älteste Noah fährt zusammen und springt vom Stuhl auf.

„Millennium ich hab dich gar nicht kommen hören. Was gibt’s?“, ruft sie erschrocken und versteckt das Papier hinter ihrem Rücken.

„Ich wollte dich zur Weihnachtsbesprechung abholen“, kräht der Engel nun total überdreht und tanzt durch den ganzen Raum.

„Oooookayyy,….dazu sag ich jetzt nichts“, denkt sich die Zimmerbewohnerin und sieht dem Weihnachtswahnsinnigen dabei zu wie er Pirouetten dreht.

Langsam dringen die Worte des Grafen in ihr Gehirn vor.

„Moment mal, was für eine Weihnachtsbesprechung?“, fragt sie verdutzt. Hatte sie etwas verpasst? Nicht das sie deshalb traurig wäre.

„Na die, die ich gestern Abend erwähnt habe!“

„Du hast keine Besprechung erwähnt!“

„Doch hab ich, ihr habt nur augenscheinlich alle schon geschlafen!“

Während Road noch versucht diesen Satz zu verstehen, wird sie von einem glücklichen Pseudoengel am Arm gepackt und aus dem Zimmer gezerrt .

 

Es ist still. Zu still. Im Raum mit dem überdimensionalen Tisch, an dem gestern eine Bastelstunde stattgefunden hat befinden sich Road, Tyki, Skinn, Jasdebi, Lulubell, ihre Akumadienerin Mimi und der Herr des Weihnachtswahnsinns, der Graf persönlich. Die Noahs sitzen schweigend da, aber es ist nicht schwer zu erraten was in ihren Köpfen vorgeht: „Womit haben wir das verdient?“

Dem Grafenengel scheint das Schweigen und die schlechte Laune seiner Schützlinge entweder entgangen zu sein oder er ignoriert sie einfach gekonnt, denn er ist wie immer guter Dinge.

„Also, der Grund warum ihr alle heute hierherkommen solltet ist folgender“, beginnt er seine Ansprache, „Wie ihr wisst hab ich beschlossen Weihnachten zu feiern und dafür brauchen wir natürlich passende Kleidung.“

Alle sehen ängstlich zu Tyki und Skinn.

„Sag bloß du hast noch mehr Kostüme?“, erkundigt sich Lulubell mit einem frostigen Unterton, der der Außentemperatur in Nichts nachsteht.

 „Nein leider nicht“, antwortet der Graf traurig.

„Yeah!“, jubeln die Noahteenager und auch die Sonnenbrillenträgerin und ihre Bedienstete sind sichtlich erleichtert.

„Und genau deshalb werden wir shoppen gehen, wäre doch gelacht wenn wir nix passendes für euch finden würden“, unterbricht der Engel sie mit einem breiten Grinsen. Plötzliche Stille. Die Noahs, die eben noch gejubelt haben sehen auf einmal aus, als hätte man ihnen gerade mitgeteilt, dass die Exorzisten zum Abendessen vorbeikommen. Die Ruhe dauert leider nicht lange an, denn Debitto beginnt sich lauthals zu beschweren: „Warum müssen wir auch so was blödes anziehen?“ „Genau reicht es nicht schon, wenn Tyki und Skinn bekloppt aussehen?“, stimmt nun auch Jasdero ein und erntet dafür einen bösen Blick von Tyki. Der Graf tut so, als hätte er den letzten Satz nicht gehört und trällert fröhlich: „Selbstverständlich müsst ihr so was anziehen.“

„Und warum?“, mault nun auch Road.

„Weil ich dass sage und jetzt kommt.“, gibt der Engel etwas patzig zurück und marschiert Richtung Tür. Mit einem Stöhnen folgen ihm die Noahs, nur Tyki und Skinn bleiben zurück. Als die Tür wieder ins Schloss fällt, meint Tyki grinsend: „Ich hab das komische Gefühl wir werden später ganz schön was zu lachen haben.“ Wenn er nur wüsste wie recht er hat…

Let's go shopping!

Der Graf hat beschlossen Weihnachten zu feiern und ist der Ansicht, dass alle passende Kostüme brauchen. Da stehen sie nun, unsere Noahs mit Gesichtern als hätten sie gerade eine fliegende Kuh gesehen. Um sie herum: Die Eingangshalle vom Akumakaufhaus, das dem Grafen gehört und sämtliche Läden von C&A bis Mc Donalds beinhaltet.

„Erlaub eine Frage Millennium“, meint Road mit zusammengebissenen Zähnen, „Seit wann hast du ein Kaufhaus?“

„Och, seit etwa einer Woche. Ich hab's gekauft bevor ich euch von meinen Weihnachtsplänen erzählt hab“, antwortet der Graf gut gelaunt.

„Und warum hast du es gekauft?“, mischen sich nun Jasdebi ein.

„Weil mir langweilig war“, erklärt der Pseudoengel sein Handeln mit einem Tonfall als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. „Und außerdem braucht ihr ja noch alle Kostüme“, fügt der er noch hinzu, „Let’s go shopping!“

Bevor die Noahs noch irgendetwas sagen können, hüpft ihr irrer Vorgesetzter schon Richtung C&A davon.

 

„Ich hab keine Lust mehr“, beschwert sich Debitto entnervt.

„Ich hatte von Anfang an keine!“, gibt Road nicht weniger schlecht gelaunt ihren Senf dazu.

Die beiden sitzen auf dem Boden im Deichmann. Nachdem sie bereits C&A und H&M durchsucht, haufenweise Kleider, Mäntel und Hüte anprobiert haben ohne etwas passendes zu finden, bildete sich der Graf nun ein, dass sie bei Schuhen mehr Glück hätten. Und so kommt es, dass Jasdero gerade in einem Paar feuerroter Damenschuhe mit 10 cm Absatz durch die Gegend stolpert und Lulubell, die sich als Grafenliebling ihre Fußbekleidung selbst aussuchen darf, sich vor Lachen am Boden kugelt.

 

„Road, ich hab hier endlich ein Paar für dich!“, kommt es plötzlich fröhlich vom Millenniums Graf. Kurz darauf kriecht der eben genannte mit einem Grinsen hinter dem nächsten Schuhregal hervor. In seiner Hand: Ein neuer Schuhkarton, der höchstwahrscheinlich nichts Gutes beinhaltet. „Road? Wo bist du?“

Das Noahmädchen hat offenbar beschlossen den Rückzug anzutreten und ist auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Doch sie hatte leider nicht mit Debitto gerechnet. Der hat nun nämlich Panik den Schachtelinhalt selbst anprobieren zu müssen. Darum tut er etwas das er später bitter bereuen wird: Er spielt Petze und deutet auf ein Schuhregal mit Rollen, das sich irgendwie selbstständig gemacht hat und sich Richtung Tür zu bewegen scheint.

Der Graf, der zwar kindisch aber nicht blöd ist, geht um das Regal herum und siehe da, wer suche der finde eine schlecht gelaunte Noah. Road, deren Plan sich hinter dem Regal aus dem Geschäft zu schmuggeln nicht aufgegangen ist, hat leider keine andere Idee sich vor der Anprobe zu drücken und nimmt dem Grafen die Schachtel ab.

 

Die älteste Noah setzt sich auf den Boden, öffnet die Schachtel und erstarrt, nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal in dieser Geschichte. „So schlimm?“, meint Debitto verdutzt. „Schlimmer als die von Dero können 'se net sein!“, ruft da Jasdero vom anderen Ende des Raumes und kommt kurzerhand auf seinen tollen Stöckelschuhen angewackelt, um herauszufinden was Road so schockt. Der ist inzwischen die Kinnlade heruntergefallen und mit offenem Mund zieht sie ein Paar rosa Lackschuhe aus der Kiste.

 „Oh!“, mehr fällt den anderen Noahs nicht ein.

„Sind die nicht süß?“, trällert der Graf sichtlich glücklich über seine Auswahl. Road sieht ihn nur ungläubig an. Ihr Pech, dass sie nichts gesagt hat, denn der Oberbösewicht mit Engelsflügeln deutet ihr Gesicht als sprachlose Begeisterung und kauft die Schuhe ganz spontan. Doch auch Jasdebi haben nicht lange was zu lachen, denn weil Debitto sich keine Schuhe ausgesucht hat und die Exemplare mit Absatz Jasdero nicht stehen, nimmt der Graf einfach zwei Paar Hausschuhe die aussehen als hätte man sie in Haarwuchsmittel gewaschen. Braun, plüschig wie ein Teddybär und nur fürs Haus geeignet. Das interessiert den Earl aber Recht herzlich wenig.

Nachdem sich Lulubell für silberfarbene Ballerinas und Mimi für weiße Winterstifel entschieden hat, verlassen alle den Deichmann und marschieren, der Graf voran Richtung AWG.

 

„Hey, Jasdebi wie seht ihr den aus?“, fragt Road sichtlich amüsiert, während Lulubell und Mimi neben ihr versuchen sich das Lachen zu verkneifen.

„Steht ihnen doch super!“, findet der Graf immer noch blendend gelaunt.

„Also irgendwie…“, meint Debitto verächtlich während er sich im Spiegel betrachtet.

„Kommt man sich darin lächerlich vor“, ergänzt Jasdero auch nicht mit genauso wenig Begeisterung.

Nachdem sie im AWG auch nicht fündig geworden waren, hatte der Graf sie nun in einen Second-Hand Shop geschleift. Und hier gibt es eine Menge schräge Kleider.

Die Zwillinge haben sich geweigert auch als Weihnachtsmänner herumzulaufen. Zu ihrem Pech gab es noch andere Möglichkeiten sich weihnachtlich zu kleiden und nun stehen sie da und bereuen, dass sie nicht wie Tyki verkleidet haben, denn jetzt müssen sie als Rentiere rumlaufen. Passende Schuhe haben sie ja dem Grafen sei Dank schon. Allerdings hat dieser auch auf rote Nasen bestanden und gleich zwei Stück aus Plastik mit besorgt.

Road geht es allerdings auch nicht viel besser. Sie war sich mit dem Pseudoengel einig geworden sich zum Weihnachtswichtel ernennen zu lassen und hatte zuerst einen Mantel mit roten und grünen Steifen aus dem Kleiderberg gezogen. Allerdings passte dieser nicht zu den rosa Lackschuhen. Nach einer halben Stunde ergebnisloser Suche hatte sich der Engel eingemischt und etwas für sie zusammengestellt. Nun trägt die arme Noah eine weiße Bluse, einen rosa-weißen Rock mit Querstreifen, ihre vom Grafen persönlich ausgesuchten rosa Schühchen, eine ebenfalls weiße Jacke mit flauschigem Kragen und was bei einem Wichtel natürlich nicht fehlen darf: eine rosa Mütze mit Glöckchen am Zipfel. Um es einfach aus zu drücken: sie mimt den lächerlichen Wichtel im Barbiestil.

 

Während Road und die Zwillinge noch schmollen, hat Lulubell ihren Spaß. Im Gegensatz zu den anderen hat sie sich gleich in die Abteilung mit den Abendkleidern verzogen. Nach einigem Suchen hat sie ein einzigartiges Kleid entdeckt. Es ist hellblau mit langen Trompetenärmeln und Blumenmuster an Ausschnitt und Ärmeln.

„Wenn wir jetzt noch Flügel finden können Sie als Engel gehen, Lulubell-sama!“, schwärmt Mimi begeistert.

„In den Kisten für Faschingsklamotten müssten welche sein, bring sie mir“, befiehlt die Blondine ihrer Dienerin.

„Jawohl Lulubell-sama!“, antwortet diese und hastet los um den Befehl auszuführen. Dabei rennt sie in einen Stapel Kartons, die mit einem lauten Gepolter auf ihr landen.

„Autsch, Autsch, Autsch“, jammert die Akumadienerin. Warum muss sie nur so schusselig sein? Da bemerkte die Unglückliche ein Kostüm, das aus einem der Schachteln herausgefallen ist. Sie hebt es auf und stellt fest, dass es ein Schneemannkostüm ist.

„Das muss Schicksal sein“, meint Mimi mit einem Lächeln und nimmt es an sich.

„Mimi, wo bleibst du?“, ruft Lulubell ungeduldig.

„Ich bin sofort da, Lulubell-sama!“, antwortet das Mädchen. Dann schnappt sie sich die Flügel und ihr Kostüm und rennt zurück. Die Kisten lässt sie liegen. Schließlich ist sie ja eigentlich eine von den Bösen und böse Menschen lassen gerne Chaos in fremden Räumlichkeiten zurück. Erinnert euch bitte an den Angriff von Lulubell auf das Hauptquartier des schwarzen Ordens. Sachen kaputt machen ist schließlich nur deshalb so lustig, weil man weiß, dass ein anderer hinterher aufräumen muss.

Aufgrund dieser Tatsache leiden auch alle Bösewichte am Helfersyndrom „Hilf dir selbst am Besten“ und sind große Freunde von Teamwork „Toll ein anderer macht's!“

 

Nach diesem langen und anstrengenden Tag laufen unsere Bösewichte auf Umwegen zurück zur Arche. Der Graf hat den Bitten der Zwillinge nachgegeben und deshalb geht es davor noch zu Mc Donalds.

Nach zwei Happy Meal für Jasdebi, einem Chickenburger für Road und einem Big Mäc für den Earl, fällt ihnen ein dass in der Arche Tyki und Skinn auf ihre Rückkehr warten und wahrscheinlich großen Hunger haben. Deshalb lassen sie sich drei Eis in verschiedenen Sorten und einen Stapel Cheeseburger einpacken.

Da die Daheimgebliebenen vermutlich über sie Lachen werden, brauchen Road und Co. doch etwas um ihnen die Klappe zu stopfen. Allerdings haben sie bereits auf dem Heimweg große Lust ihre „Waffe“ zu verwenden denn den Pseudoengel scheint der Tag nicht das geringste bisschen geschafft zu haben. Er hüpft noch immer fröhlich umher und trällert lauthals: „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter……“

Gut gemeinte Geschenke und böse Gedichte

Nach der Rückkehr aus dem Akumakaufhaus sind die Noahs alle so erledigt, dass sie nicht einmal mehr Tyki und Skinn begrüßen. Sie gehen gleich nach ihrer Ankunft auf ihre Zimmer. Der Graf hat auch nichts dagegen gesagt, denn er hatte ja seinen Willen bekommen und allen ein Kostüm verpasst. Die beiden Daheimgebliebenen finden es natürlich schade, denn sie müssen noch warten bis sie was zu lachen haben. Oder zumindest Tyki findet es schade, denn „Sweet Tooth“ interessiert sich ja nicht für seine Mitbewohner sondern nur für ihren Süßigkeitenvorrat.

Wünschen wir unseren Weihnachtsopfern erstmal eine gute Nacht.

 

Road kuschelt sich in ihr weiches Bett. "Gott sei Dank ist dieser Tag vorbei", grummelt das Noahmädchen müde. Zumindest kann sie morgen ausschlafen, denn ihr Wecker alias die zerbeulte Quetschkomode liegt ja noch immer auf dem Boden bei der Wand. Inzwischen ist er sogar unter dem herab gebröckelten Putz fast gänzlich verschwunden.

"Gute Nacht, Allen", meint das Noahmädchen zu ihrer Plüschfigur und schläft, von den Strapazen des Tages erschöpft ein.

 

 „Ho, ho, ho, Merry Christmas!“

Was ist das? langsam öffnet Road die Augen. Sie hat das Gefühl erst kurze Zeit geschlafen zu haben. Da ertönt das Geräusch, das sie geweckt hatte erneut: "Ho, ho, ho, Merry Christmas!"

Mit einem Ruck setzt sich die Zimmerbewohnerin im Bett auf.

„Was ist das?“, grollt sie nur verärgert und sieht sich um. Schließlich bleibt ihr Blick an einem Gegenstand auf ihrem Nachttisch hängen. Verdutzt betrachtet sie das „Ding“, das gestern dort noch nicht gestanden hat, näher. Es sieht aus wie eine Weihnachtsmannfigur mit Uhr im Bauch. Mit einem Aufschrei schnappt sich die Noah ihr Kissen und benutzt es kurzerhand wie einen Baseballschläger, um das „Etwas“ ans andere Ende vom Raum zu katapultieren. Mit einem fröhlichen „Guten Morgen, Road!“ klatscht es gegen die Wand und bleibt neben seinem Leidensgenossen auf dem Boden liegen.

„Jetzt reicht’s langsam! Ein Weihnachtsmann als Wecker? Warum nimmt er nicht gleich Tyki und hockt ihn auf meinen Nachttisch?“, meint das Noahmädchen wütend. Die Antwort auf diese Frage ist simpel: Er passt nicht drauf.

„Was denkt sich Millennium dabei nur?"

Diese Frage ist mit gesunder Logik nicht zu beantworten.

 

Zur selben Zeit in einem anderen Raum muss Tyki, der sich gerade anziehen will, feststellen dass sich in seiner Schublade nur noch rote Socken mit Mistel-, Schneeflocken- oder Rentieraufdruck befinden und alle seine Kleider durch Weihnachtsmannkostüme ersetzt worden sind. „Was zum…“, mehr bringt der Arme auch nicht aus seinem Mund heraus.

 

Aber auch die Zwillinge haben Besuch vom Grafen bekommen. Das stellt Debitto fest, als er mit einem Niesen aufwacht. Der Graf ist offensichtlich derart in seine Rolle als Weihnachtsbotschafter vertieft, dass er ganz vergessen hat, das Jasdebi keine echten Rentiere sondern nur verkleidete Idioten sind. Deshalb hat er ihre Bettlaken gegen einen ganzen Haufen trockenes Heu ausgetauscht und das Schlimme ist: trockenes Heu staubt. Die armen „Rentiere“ können mit dem Niesen nicht mehr aufhören.

 

Lulubell und Mimi hingegen haben keinen Grund sich zu beschweren. Ganz im Gegenteil: Als die Beiden aufwachen finden sie auf ihren Nachtschränkchen eine Vase mit einem wunderschönen Weihnachtsstern. Die Blume, nicht der Himmelskörper. Wobei ER vermutlich bereits daran arbeitet, letzeres irgendwie in der Arche unterzubringen.

 

Skinn wurde von dem Grafen anscheinend übersehen. Er ist nämlich der Einzige, der noch keinen „Weihnachtsgruß“ erhalten hat. Wenn wundert es schon. Er ist, nachdem er das mitgebrachte Eis verdrückt hat, im Wohnzimmer auf seinem Stuhl eingeschlafen und anscheinend vergessen worden. Macht ja nichts.

Die anderen Noahs, deren Tagesanbruch nicht ganz so gut verlaufen ist sind sich jedoch einig. Eine Abhilfe muss her, so geht das nicht weiter!

 

Nach diesem erlebnisreichen Morgen treffen sich Road und Jasdebi in einem der noch nicht weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer der Arche.

Skinn ist irgendwann aufgewacht und hat sich verkrümelt. Vermutlich sucht er den Süßigkeitenschrank. Die drei Teenies haben auf ihr Frühstück verzichtet, um erstens dem Grafen nicht zu begegnen und zweitens, weil sie jetzt nicht die Nerven haben sich von Tyki auslachen zu lassen. Und deshalb unterhalten sie sich um Zeit zu schinden.

„Boah, freu ich mich wenn die Schule wieder losgeht!“, stöhnt Debitto, der in einem Stuhl hängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve.

„Ich nicht. Dann haben wir wieder Hausaufgaben“, meint Road und verzieht das Gesicht.

Sie hat es sich auf einem Sessel am Fenster bequem gemacht und sieht dem Schnee beim fallen zu.

„Dero will kein Zeugnis bekommen!“, jammert Jasdero, der aus unbekannten Gründen unter dem Tisch liegt.

„Ahhhhhhh, die Halbjahreszeugnisse! Die hab ich ja ganz vergessen!“, schreit der Schwarzhaarige so laut, dass Road zusammenzuckt, ihn verärgert ansieht und wütend anfährt: „Geht's noch lauter? Was schreist du so? Es wird dich schon nicht fressen!“

Dann scheint ihr jedoch ein Licht aufzugehen.

„Hey, kann es sein, dass eure Noten nicht so gut sind?“, fragt sie mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.

„Äh, kann sein….“, meint der Schreihals ausweichend.

„Wenn das so ist, hab ich was für dich Debitto. Millennium hat mich beim Schreiben erwischt, aber zum Glück hab ich's geschafft es rechtzeitig zu verstecken.“

Sie zieht einen Zettel aus der Tasche. „Was ist das?“, fragen die Zwillinge im Chor.

„Meine Version von „Leise rieselt der Schnee““, grinst Road. Dann beginnt sie zu zitieren:

 

„Leise rieselt die Vier,

auf Debitto’s Zeugnispapier.

Fünfen und Sechsen gibt’s gratis dazu,

freu dich Dummkopf, denn sitzen bleibst du!

 

Des Grafen Gesicht, das wird schon ganz warm,

in deiner Erziehung hat er sich vertan!

Hört nur, wie seine Sicherung knallt,

'ne neue? Ja, die braucht er bald!

 

Bald ist der gute Zeugnistag,

der Graf nach deinen Noten fragt.

Sagst du im die Wahrheit dann,

von unten du siehst die Bäume bald an!“

 

Wieder einmal Stille. Debitto findet als Erster seine Sprache wieder.

„Das war fies Road!“

„Ich wie?“ gibt die Noah lächelnd zu und meint dann mit strahlenden Augen: „Ich hab noch eins zu „Oh Tannenbaum“ wollt ihrs hören?“ Und ohne auf eine Antwort zu warten dichtet sie weiter:

 

„Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

Was ist mit deinen Blättern?

Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,

das führt ja wohl zur Übelkeit!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

du wirst das ganze Jahr versauen!

 

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

Wem kannst du schon gefallen?

Wie oft hat nicht die Weihnachtszeit,

geführt zu großer Geldknappheit!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

Tauchst du auf, beginnt das Grauen.

 

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

Was kannst du uns schon lehren?

Hoffnung und Beständigkeit,

braucht doch niemand weit und breit!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum

Bei uns stehst du im Abstellraum!“

 

Obwohl dieses Gedicht nichts mit ihm zu tun hat, ist Debitto langsam ziemlich genervt von Roads Gequatsche. Könnte daran liegen, dass ihm die Idee mit den bösen Gedichten nicht vor ihr gekommen ist. Oder daran, dass sie, wenn auch nicht wirklich blutsverwandt, Geschwister sind und auf die liebe Familie muss man hin und wieder sauer sein. Sonst stimmt etwas nicht.

 „Was hast du denn?", meint die Wichtellady nur verwundert, als sie das wütende Gesicht bemerkt. Eine Antwort auf ihre Frage bekommt sie leider nicht, denn Debitto marschiert schlecht gelaunt aus dem Raum.

„Jetzt hast du ihn böse gemacht“, stellt Jasdero fachmännisch fest.

„Nein, ich hab nur eine Feststellung gemacht und ein nicht ganz so nettes Gedicht vorgetragen“, berichtigt Lady Weihnachtswichtel ihn beleidigt.

 „Und damit hast du ihn böse gemacht“, wiederholt der nicht ganz so schlaue Noah hartnäckig. „Dero geht ihn suchen.“

Und damit rennt auch er aus dem Raum.

 

„Boah, wie mies, jetzt lassen die mich alle allein“, denkt sich die Zurückgelassene unzufrieden. „Ich geh zu Tyki mal sehen ob der nicht irgend 'ne Idee hat, wie wir die Festtage überstehen“, mit diesem Gedanken macht sie sich auf die Suche nach ihrem besten Kumpel im Noahclan, in der Hoffnung ihm würde etwas einfallen um ihr Dasein als Bösewichte zu retten!

Ein Club wird gegründet

Nachdem die Zwillinge den Raum verlassen haben, ist Road nun allein zurück geblieben.

Sie hat beschlossen, Tyki aufzusuchen und ihn zu fragen, ob er eine Idee hat, wie alle die Festtage ohne bleibende geistige Schäden überstehen sollen.

Nachdem die Noah ein ganzes Weilchen durch die Arche gelaufen ist, unzählige Zimmer durchsucht und Tyki nicht gefunden hat, beginnt sie sich zu ärgern. Wo steckt der bloß?

„Sag mal, wer bist du eigentlich und was machst du hier?“, ertönt plötzlich eine bekannte Stimme hinter ihr.

Erschrocken dreht sich das Mädchen um und fängt fasst an zu lachen. Ihr direkt gegenüber steht der Weihnachtstyki, der sie überrumpelt ansieht.

„Road du bist das?“, fragt er, nachdem er sich endlich wieder gefasst hat.

„Nein, ich bin der Weihnachtsmann“, antwortet die Angesprochene sarkastisch.

„Nein, der kannst du nicht sein, der bin schon ich!“, stellt der Weihnachtsmannklon daraufhin klar. “Was trägst du da eigentlich für komische Klamotten?“

„Hör mir mit denen auf, die sind ein Grund warum ich nach dir gesucht hab!“, stöhnt Lady Weihnachtswichtel nur.

„Du hast mich gesucht? Ich bin doch die ganze Zeit hinter dir hergelaufen“, meint Tyki ziemlich verdutzt.

„Du warst hinter mir?! Na, da ist es ja kein Wunder, dass ich dich nicht gefunden hab!“ , schimpft Road empört.

„Woher soll ich denn das wissen?“, versucht der Gesuchte sich schnell zu verteidigen.

Zu seinem Glück hat die Noah im Moment andere Sorgen, als ihm eine Moralpredigt zu halten und so meint sie nur: „Hör zu, wir müssen Jasdebi finden und dann verkrümeln wir uns irgendwo zu 'ner Krisensitzung!“

Mit diesen Worten rennt sie los und lässt den ziemlich verdutzten Weihnachtsmann einfach stehen. Dieser braucht einen Moment, um zu verstehen was eigentlich los ist und rennt ihr dann laut schreiend hinterher: „Hey, Road warte!“

 

„So, hiermit erkläre ich diese Krisensitzung für eröffnet“, meint Tyki und haut mit einer feierlichen Geste den Handfeger in seiner Hand auf einen umgedrehten Eimer, um für Ruhe zu sorgen.

Debitto und Road, die ihre vorangegangene Auseinandersetzung an dem Punkt fortgesetzt hatten, an dem sie durch Debittos Flucht unterbrochen worden waren, verstummen.

Nachdem der Weihnachtsmannklon und die Wichtellady Jasdebi schmollend in der Speisekammer gefunden haben, war die Frage aufgekommen, wo man sich ungestört unterhalten kann. Nach einigen Überlegungen kam nur noch die Besenkammer, in der die Putzsachen aufbewahrt werden in Frage.

Deshalb sitzen die vier gequälten Noahs nun zusammen und beratschlagen, was zu tun ist. „Wir könnten den Graf in einen Karton stopfen, hübsch verpacken und dem schwarzen Orden schicken“, überlegt Road.

„Die wollen den garantiert auch nicht und schicken ihn bestimmt zurück“, gibt Debitto zu bedenken.

Da mischt sich nun auch Jasdero ein: „Wir könnten den Weihnachtsmann bitten ihn einzustellen!“

Während die anderen diese Aussage nur mit einem ungläubigen Kopfschütteln quittieren, meint die Wichtellady zu ihrem unterbelichteten Kameraden: „Wer will schon so einen hässlichen Engel einstellen? Engel sind Kreaturen für Kinderträume, der Graf ist eher ein Symbol der Albträume…Wie wär's, wenn wir jemanden anheuern, der ihn entführt?"

 „Der würde uns wahrscheinlich glatt Geld zahlen, dass wir ihn zurücknehmen. Außerdem, wen kennst du, der freiwillig seinen Seelenfrieden opfert, um uns zu helfen? Irgendwie bezweifle ich nämlich, dass es zu Zeit irgendjemandem gelingt, die Anwesenheit dieses Pseudoengels ohne bleibende psychische Schäden zu überstehen!“, grummelt nun Tyki ziemlich entnervt.

 „Und wenn wir ihn an unsere Haushaie verfüttern?“, schlägt das Debittorentier hoffnungsvoll vor.

Road wirft ihm einen erschrockenen Blick zu: „Aber dann sterben sie an Überfettung!“

So geht das Gespräch noch eine ganze Zeit lang weiter, ohne dass irgendwelche brauchbaren Vorschläge gemacht werden.

Irgendwann ist Tyki sowohl mit den Nerven als auch mit den Ideen am Ende und hat, mehr  weniger absichtlich, den entscheidenden Einfall: „Warum streiken wir nicht einfach?“

 

Stille…Road findet als erstes ihre Sprache wieder. „Ist das dein Ernst?“, meint sie sichtlich perplex.

Die Zwillinge glauben ebenfalls sich gründlich verhört zu haben. Beide starren sie den Weihnachtsmannklon  mit einem "Das-klappt-doch-nie-und-nimmer!"-Ausdruck in ihren Gesichtern an.

„Also“, fährt Tyki unbeirrt fort, „Wir verbünden uns und streiken und dann sieht der Graf vielleicht ein, dass er das nicht mit uns machen kann.“

„Die Betonung liegt auf dem vielleicht“, fügt Debitto skeptisch hinzu.

 „Aber ein Versuch schadet nicht“, gibt die Wichtellady zu bedenken, „Also, ich bin dafür, dass wir es versuchen.“

„Wenn wir uns verbünden, gelten wir dann als Club oder Verein? Oder sind wir doch eher eine Allianz?“, fragt Jasdero unschlüssig, was er von der Sache halten soll.

 „Wie kannst du dir in so einer Situation über solche Kleinigkeiten den Kopf zerbrechen?“, stöhnt Debitto genervt.

 „Wir sind ein Club, das klingt besser“, beantwortet Tyki die Frage.

Die Wichtellady sieht ihn stirnrunzelnd an und meint dann sarkastisch: „Wie schön, dass wir das geklärt haben! Und wie heißen wir? Der Club, welcher dem Weihnachtswahnsinn die Stirn bot?"

 „Wir heißen ...öhmmm…wir sind der Club der traditionellen Weihnachtshasser!“, bestimmt Herr Weihnachtsmann spontan.

Erneute ungläubige Blicke in Tickys Richtung.

"Warum sind wir traditionell?", will Jasdero wissen, wird aber sogleich von seinem Bruder unterbrochen: „Es ist ja schön, dass wir ein Club sind, aber nützt uns das gegen den Grafen?" Debitto ist von der Idee noch immer nicht überzeugt. Weshalb sollte ein Streik seiner Untergebenen den Millenniums Grafen von seinen Plänen abhalten?

Tyki ist trotz der heftigen Zweifel seines Kameraden noch immer die Ruhe selbst. "Was das angeht,", meint er gelassen, „Hab ich nicht die geringste Ahnung.“

 

„Das ist nicht dein ernst, oder?“, tobt Debitto.

„Reg dich ab uns fällt sicher noch was ein“, versucht Road ihn zu beruhigen.

„Du bist ja gut, du musst ja nicht als Rentier rumrennen!“

„Denkst du, mir gefällt diese Weihnachtswichtelding in Pink besser? Wir können gern tauschen, wenn dir das lieber wäre! Rosa  wäre genau deine Farbe!“

Jetzt mischt sich auch noch Jasdero ein: „Jetzt seht das Ganze doch mal positiv.“

 „Wie sollen wir das bitte positiv sehen? Wir sehen aus wie Idioten! Schlimmer kann's ja wohl nicht kommen!“, jammert die älteste Noah.

Tyki äußert daraufhin seine eigenen Bedenken: "Das würde ich an deiner Stelle nicht so laut sagen."

Als die anderen im nur fragende Blicke zuwerfen, präzisiert er seine Aussage: "Schlimmer geht bekanntlich immer."

 

Die auf diesen Satz folgende Stille lässt nichts Gutes verheißen. Werden die Noahs eine Lösung finden? Wird der Club Erfolge verzeichnen oder muss er sich dem Wahnsinn des Grafen beugen?  Oder werden sie von der Weihnachtsfreude angesteckt? Hoffen wir mal das der Weg in die Zukunft dieser Vier mit nicht allzu viel Lametta und Christbaumkugeln gepflastert ist…

"Backe, Backe, Kuchen" oder die Plätzchenkatastrophe

„Oh, Tannenbaum, Oh, Tannbaum, wie grün sind deine Blätter…", summt der Grafenengel, während er durch seine Arche hüpft und Tannenzweiggirlanden aufhängt. Eigentlich hat er ja noch Zeit, denn bis Weihnachten ist es noch eine ganze Weile, doch weil die Arche ziemlich groß ist, hat der Graf beschlossen schon jetzt anzufangen. Eigentlich hatte er gehofft, dass sich seine Noahlieblinge inzwischen damit abgefunden hätten Weihnachten zu feiern und ihm helfen würden, allerdings sind diese auf mysteriöse Art und Weise verschwunden.

Nicht, dass das ihn stören würde, aber so langsam fragt sich der Pseudoengel, wo die den stecken. Er hatte in sämtlichen Räumen, die von der Noahfamilie genutzt werden nach seinen Schützlingen gesucht, doch er hatte sie nicht gefunden.

Woher sollte er denn wissen, dass Tyki und Co. in der Besenkammer hocken und darüber diskutieren, wie sie dem Grafen und seinem Weihnachtswahnsinn entkommen können? Und so bleibt dem ahnungslosen Engel nichts anderes übrig, als die Arche allein zu schmücken, während er fröhlich weiter summt.

 

In der Abstellkammer herrscht im Moment ratloses Schweigen. „Der Club der traditionellen Weihnachtshasser“ sitzt nachdenklich zwischen den Besen, Eimern und Bürsten.

„Du, Tyki, glaubst du allen Ernstes, dass wir das schlimmste überstanden haben?“, fragt Road nach einer Weile.

„Ich glaube es nicht, sondern ich hoffe es“, beantwortet der Weihnachtsmannklon wenig überzeugt die Frage. Wieder Schweigen.

 Gerade als Debitto schließlich den Mund aufmacht, um einen blöden Kommentar abzugeben, öffnet sich plötzlich die Tür zum “Konferenzraum“ der Weihnachtshasser.

Vier ziemlich verdutzte Augenpaare sehen in das nicht weniger überraschte Gesicht von Mimi. Debitto findet als erstes zu seiner alten Fassung zurück und beginnt sofort damit die arme Akumadienerin anzukeifen: „Warum zum Teufel hast du uns gestört?“

Mimi, die bei diesen nicht gerade freundlichen Worten aus ihrer Starre erwacht, brüllt nicht weniger wütend zurück: „Und warum sitzt ihr bitteschön in einer Besenkammer?“

Während Road, Tyki und Jasdero sich bei diesen „freundlichen“ Worten hinter den Putzgeräten in Sicherheit bringen, schreit das Debittorentier als Antwort auf die gestellte Frage: „Weil wir nirgendwo anders noch vor dem Grafen in Sicherheit sind!“

Stille… Irgendwann traute sich Rest der Noahs wieder hinter den Eimern und Besen hervorzukommen und Road meint vorsichtig: „Sag mal Mimi wolltest du irgendwas Bestimmtes? Ich nehme mal an, dass du nicht aus Spaß in irgendwelche Räume in denen bloß Putzzeug aufbewahrt wird reinmarschierst.“

Mimi scheint durch diese Frage wieder an ihr eigentliches Vorhaben erinnert zu werden, denn sie reagiert sichtlich erschrocken: „Ahhhhh, das hab ich fast vergessen! Ich muss das Putzzeug holen!“ Mit diesen Worten schnappt sich das Schneemann-Akumamädchen Eimer, Bürste und Schrubber und rennt davon. „Was hat die den auf einmal?“, wundert sich Debitto. „Keine Ahnung“, sagt Tyki nicht weniger verwirrt.

 

Mimi rennt derweil zu ihrer Meisterin Lulubell zurück. „Lulubell-sama, da bin ich wieder!“, ruft sie ihr ziemlich atemlos entgegen.

„Das wird aber auch Zeit. Wo hast du so lange gesteckt?“, fragt die Angesprochene nur kühl, als sie sich bereits zum Gehen wendet.

 „Wartet Lulubell-sama! Ich hab die anderen Noahs in der Besenkammer getroffen und die haben mich aufgehalten!“

Lulubell bleibt so abrupt stehen, dass Mimi fast in sie hineinläuft.

„Was machen die in einer Besenkammer?“

Der „Engel undercover“ macht ein Gesicht als würde er langsam, aber sicher an der Gesundheit des Geisteszustandes der anderen Noahs zweifeln.

"Die haben sich vor dem Grafen versteckt“, erklärt die Schneefrau nun ihrer Meisterin.

„Wenn die inzwischen keine besseren Ideen mehr haben, als sich in einer Besenkammer zu verschanzen, dann sollten die sich schon einen Platz in der Klapse reservieren. Es dauert garantiert nicht mehr lange und die starten die ersten Selbstmordversuche“, antwortet diese nur kaltschnäuzig. Dabei hat sie einen Ausdruck im Gesicht als wüsste etwas, das die Andern nicht wissen.

Als sie Mimis fragendes Gesicht sieht erklärt Lulubell: „Nur so viel: Der Graf ist mit seinem Weihnachtswahn noch in der Aufwärmphase.“ Dieser eine Satz reicht jedoch um dem Akumamädchen ein ungutes Gefühl zu geben.

 

Die anderen Noahs ahnen im Moment noch nichts von dem was sie noch erwarten wird. Sie haben sich inzwischen aus ihrem Versteck gewagt. Vorsichtig lugt die Weihnachtswichtellady um die Hausecke.

„Ich glaub die Luft ist rein“, flüstert sie den anderen zu.

 „Dann nichts wie weg hier“, zischt Tyki eben so leise zurück.

 „Und wohin?“, fragt Jasdero.

 Nach kurzem Überlegen meint der Weihnachtstyki schließlich: „In die Küche, da wird der Graf hoffentlich nicht suchen.“ Und so schleichen die Noahs auf Zehenspitzen durch die Gänge. Was sie nicht wissen: Sie sind nicht die einzigen auf dem Weg dorthin.

 

„So, da sind wir“, atmet Mimi erleichtert auf als sie die Putzsachen auf dem weiß gefliesten Boden der Küche abstellt.

„Nun, dann fangen wir mal an. Mimi hol die Zutaten, dass wir beginnen können“, befiehlt Lulubell während sie sich eine Kochschürze umbindet.

„Welche Zutaten denn?“, fragt die Akumadienerin leicht verwirrt.

 „Na die Zutaten für die Weihnachtsplätzchen!“, erklärt Lulubell leicht genervt.

„Ohh, ja stimmt. Entschuldigt meine dumme Frage Lulubell-sama“, entschuldigt sich das Akumamädchen kleinlaut und suchte in einem der Küchenschränke nach einem Backbuch.

Während sie nun beschäftigt ist, werden wir uns das Zimmer mal näher ansehen. Der Boden ist, wie bereits gesagt mit weißen Fliesen bedeckt. An den sonnengelb gestrichenen Wänden sind Hängeschränke aus hellem Holz befestigt. Unter diesen befindet sich die Arbeitsfläche in die ein metallisch glänzendes Spülbecken eingelassen ist. Darunter befinden sich nochmals Schränke aus dem gleichen Holz wie die Oberen. Und aus einem dieser Schränke holt Mimi nun ein Buch mit Plätzchenrezepten heraus.

„Was willst du denn damit?“

„Nachsehen welche Zutaten wir brauchen“, beantwortet die Dienerin die Frage des Noahengels.

„Wer braucht schon eine Anleitung?“, kommt es arrogant von Lulubell, als diese das Backbuch nimmt und in die Ecke pfeffert. Anschließend beginnt sie, unter dem ungläubigen Blick von Mimi, alle möglichen Lebensmittel aus den Schränken zu holen und auf der Arbeitsfläche abzulegen. Dann nimmt sie eine Monsterschüssel mit etwa 60 cm Durchmesser und beginnt Mehl, Eier, Zucker, usw. hinein zu kippen.

„Also von der Redewendung „Weniger ist mehr“ hat sie anscheinend noch nie was gehört“, denkt sich die Schneefrau nur, während sie entgeistert zusieht.

Schließlich fehlt nur noch das Backpulver. Lulubell, die anscheinend null Ahnung hat für was dieses gut ist, kippt prompt, zu Mimis Entsetzen, zehn Päckchen auf einmal hinein und beginnt die Masse umzurühren. Als sie den Teig in kleine Backformen für Plätzchen, von denen sie eine ganze Menge braucht, umfüllt ist die Akumadienerin der Meinung, dass sie etwas tun muss um eine Katastrophe zu verhindern.

Sie ist noch am Nachdenken, als plötzlich mit einem lauten Knall die Küchentür auffliegt und vier Gestalten hereinstürmen. Während Lulubell anscheinend mit dem Besuch gerechnet hat und deshalb auch einfach weitermacht, als währe nichts geschehen, springt die arme Mimi vor Schreck fast an die Decke.

Derweil schließt jemand, der aussieht wie der Weihnachtsmann die Tür ab und meint: „So das wäre geschafft.“ Als er sich umdreht erkennt man, dass es sich bei dem „Weihnachtsmann“ um Tyki handelt. Und die anderen drei sind niemand anderes als Road, Debitto und Jasdero.

Kaum hat sich die erschreckte Akumadienerin wieder einigermaßen erholt, startet sie auch schon eine Schreiattacke gegen die Neuankömmlinge: „Hab ihr sie noch alle? Ich bin fast an einem Herzinfakt gestorben!“

Die Weihnachtshasser, die mit einem derartigen Angriff überhaupt nicht gerechnet haben, weil sie davon ausgegangen sind, dass die Küche leer ist, sehen Mimi nur entgeistert an. Debitto, der sich das nicht gefallen lassen will, keift kurz darauf zurück: „Woher hätten wir wissen sollen, dass Fräulein Empfindlich hier ist?“

„Also die Szene kommt mir irgendwie bekannt vor…“, meint Lady Weihnachtwichtel leise zu Tyki.

„Nicht nur dir“, flüstert der eben so leise zurück.

Eine halbe Stunde später haben der Weichnachtstyki, die Weihnachtswichtellady und das Jasderorentier einen ganzen Stapel neuer Beschimpfungen gelernt und trauen sich immer noch nicht das Streitgespräch zu beenden, als Lulubell’s energische Stimme zu hören ist: „Könntet ihr euren Streit irgendwann wo anders fortsetzen? Ihr raubt mir echt noch den letzten Nerv!“ Abrupt wird es still, niemand wagt es zu wiedersprechen.

Da fällt Mimi das Problem von vorhin wieder ein. Ohne zu zögern fragt sie panisch nach: „Lulubell-sama wo sind die Plätzchen?“

„Im Backofen natürlich. Wieso?,“ gibt der Engel undercover mit hochgezogenen Augenbrauen zur Antwort.

„Oje!“, ein Blick auf den Ofen genügte der Dienerin, um die Situation zu erfassen. Der Backofen ist groß genug um fünf Bleche auf einmal in sich aufzunehmen und da sich in dem Teig viel zu viel Backpulver befindet kann man sich ja denken was passiert. Die Masse hatte sich im Ofen unglaublich ausgedehnt und erweckte nun den Eindruck als würde sie diesen gleich sprengen. „In Deckung!“, schafft es Mimi noch zu schreien bevor die Ofenklappe dem Druck nachgibt und der Inhalt herausschießt. Klatsch! Die Küche sieht aus wie nach einer Tortenschlacht, es fehlt lediglich die Sahne. Die Noahs stehen derweil starr, stumm und geschockt in dem Kuchenchaos. Sie sehen aus wie Kerzen auf einem Geburtstagskuchen. Nur nicht ganz so hell.

 

Nach und nach wandern alle Blicke zu Lulubell. Diese meint jedoch nur: „Upps, dass war wohl doch ein bisschen zu viel Teig.“

„Was du nicht sagst“, meint Tyki tonlos.

Da ertönt plötzlich eine wohlbekannte und gefürchtete Stimme vom Kücheneingang: „Da seit ihr ja alle! Ich hab euch schon gesucht!“

Wie er die Tür aufbekommen hat, obwohl diese von Tiky abgeschlossen worden war, ist den Noahs ein Rätsel. Mit entsetzten Gesichtern sehen die teigbekleckerten Weihnachtsopfer zu, wie der Graf gut gelaunt in die Küche gewatschelt kommt und sich verwirrt umsieht.

„Ich hab einen lauten Knall gehört und mich gefragt was passiert ist. Nun glaub ich weiß ich es“, meint er immer noch gut gelaunt. Und mit einem Grinsen im Gesicht verkündet er dann: „Was man schmutzig macht, muss man auch wieder sauber machen. Also, holt euch Putzzeug und dann will ich sehen, dass ihr arbeitet!“

„Aber,…“ versuchen Road, Tyki und Jasdebi zu wiedersprechen. „

“Kein aber. Bewegung!“

 „Jawohl!“ Sichtlich eingeschüchtert wollen die Vier losrennen um Eimer und Bürsten zu holen, da ruft sie Mimi zurück: „Halt, die Sachen sind doch schon hier!“ Verdutzt drehen sich die Noahs um. Als die Akumadienerin die verwirrten Blicke bemerkt erklärt sie die Sache: „Ich hab mir schon gedacht das es 'ne Sauerei gibt, auch wenn ich sie mir kleiner vorgestellt hab. Deshalb bin ich vorhin auch in euer Treffen geplatzt.“ Das leuchtete den Anderen ein. Und unter den wachsamen Augen des Grafenengels sind fünf Noahs und ein Akuma noch sehr lange damit beschäftigt die Teigkatastrophe zu beseitigen. Mimi ahnt derweil, dass sie heute Abend noch viel Arbeit mit Lulubells Fingernägeln haben wird…

Von Weihnachtsschlägerrein und himmlischen Spionen

Der sechste Dezember...  für viele Kinder ein besonderer Tag, denn wenn sie morgens in die Stiefel schauen, die sie am Abend zuvor aufgestellt haben, finden sie Schokolade, Mandeln, Mandarinen, Spielzeug, Nüsse, usw..  Mal sehen was unsere Noahs finden..

Am Morgen des fünften Dezembers wissen die Armen erst mal noch gar nichts. Allerdings fragen sie sich schon, was in den Grafen gefahren ist, als er jedem von ihnen ein Paar alte Lederstiefel in die Hand drückt und von ihnen verlangt, sie sollen diese putzen.

 

Jetzt sitzen vier entnervte Noahs im Wohnzimmer der Arche und polieren Schuhe. "Millennium, muss mal wieder einkaufen!", brummt Road, ziemlich mies gelaunt, woraufhin Tyki sie verdutzt ansieht: "Hä? Warum das denn?"

"Weil er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat", kommt die Antwort.

"Oder wir schicken ihn zur Werkstatt, schließlich hat er auch ein Rad ab", lässt Debitto seine Meinung hören.

Lediglich Jasdero widmet sich begeistert dem Putzen seiner Lederstiefel.

Zwar sind Tyki, Road und Jasdebi alle Mitglieder des Clubs der traditionellen Weihnachtshasser, doch solange der Club noch nichts gegen den Grafen unternimmt spielt das nicht wirklich eine Rolle.

"Was wir brauchen ist einen Plan!", stellt die Weihnachtswichtellady fest, woraufhin sie drei Augenpaare müde anblicken. "Was seht ihr mich so an? Glaubt ihr allen Ernstes, dass ich vorhab hier den ganzen Dezember rumzusitzen und mir dieses Weihnachtsgedusel anzusehen?"

"Ja, was sonst?", kommt es vom Debittorentier.

"Wir werden es garantiert nicht schaffen ihm den Schwachsinn aus zur reden", ergänzt der Weihnachtmannklon seufzend.

 Roads Gesicht färbt sich sichtlich rot. Zuerst Gründen die eine Vereinigung gegen diesen Pseudoengel im Weihnachtsrausch und dann machen sie nichts! Das ist zum aus der Haut fahren!

 

Weiter kommt die Noah mit ihren Gedanken leider nicht, denn plötzlich meldet sich auch Jasdero:" He, Schwester dein Kopf sieht mit der Farbe aus wie eine Christbaumkugel!"

Stille...Das Pseudorentier ist so beschäftigt damit über seinen eigenen Witz zu lachen, dass es gar nicht bemerkt, wie der Älteren der Dampf aus den Ohren steigt. „Ich spüre eine böse Aura...", denkt Tyki und geht kopfschüttelnd, wie schon so oft die letzten Tage, hinter einem Sessel in Deckung bevor der "Vulkan" ausbricht.

Einige Minuten später: Die Wohnzimmertür fällt mit einem lauten Knall ins Schloss und der Weihnachtstyki wagt sich aus seinem Versteck hervor. Auch das Debittorentier hat seine Deckung unter dem Tisch verlassen und schüttelt seinen Bruder, der aussieht als hätte ihn ein LKW überfahren.

Der Weihnachtsmannklon sieht derweil mit hochgezogenen Augenbrauen die Tür an durch die Road marschiert ist und meint nur: "Ich hab so das Gefühl, dass wir bald Leben in der Bude haben werden..."  Wenn er wüsste, dass er schon wieder Recht hat, würde er sich wahrscheinlich als Wahrsager bewerben.

Nach ihrem Wutausbruch hat die älteste Noah das Zimmer verlassen und wandert ziellos durch die langen Gänge der Arche. Dabei ist sie stets darauf bedacht dem Grafen nicht in die Arme zu laufen. Wer weiß, was der noch für Aufgaben bereithält. Mit einem Seufzen setzt sich die Weihnachtslady auf einen Mauervorsprung, woraufhin dieser mit einem Krachen nachgibt und sie unsanft auf den Boden befördert. "Na super, jetzt werd ich schon von einer Mauer gemobbt....", grummelt sie schlecht gelaunt.

 

Derweil am anderen Ende der Arche:  Lulubell verfolgt heimlich Tyki und Jasdebi, die nach Roads Anfall das Wohnzimmer aus Angst, der Graf wäre durch den Lärm auf sie aufmerksam geworden, verlassen hatten. Mimi weicht ihrer Meisterin selten von der Seite und so hängt sie auch jetzt wie eine Klette an ihren Fersen. Dabei brennt ihr schon die ganze Zeit eine Frage auf der Zunge. Schließlich kann sie sich nicht mehr zurückhalten: "Lulubell-sama warum verfolgen wir die Drei eigentlich?"

"Warum ist die Banane krumm?",  kommt es zurück. "Weil ich in einer geheimen Mission unterwegs bin selbstverständlich!"

Und ohne weitere Angaben zu machen, lässt der Sonnenbrille tragende Engel die Dienerin zurück und schleicht leise weiter. Mimi steht da, wie bestellt und nicht abgeholt und fragt sich verwundert von welchem Auftrag Lulubell wohl gesprochen hat.

 

Road ist inzwischen fluchend wieder aufgestanden: "Dämliche Mauer! Und es ist auch weit und breit niemand der mir geholfen hätte..." Plötzlich bricht sie ihre Fluchparade ab und ein Grinsen breitet sich in ihrem Gesicht aus. Grund dafür war ein Geistesblitz. Es gibt jemanden der ihr helfen kann und den sie noch nicht gefragt hatte. Aber um zu ihm zu gelangen braucht sie einen Plan...

 

Da der Pseudoengelgraf ausgeflogen ist, um neue Weihnachtsdeko zu besorgen, haben sich Tyki und Co. wieder im Wohnzimmer versammelt. Jetzt sitzen die drei gelangweilt herum und wissen nicht was sie tun sollen."Glaubt ihr Lady Schlechtgelaunt kommt heut nochmal hier her?", bricht Debitto schließlich die Stille.

"Ich bezweifle, dass sie heute nochmal hier auftaucht, sie war ganz schön sauer", antwortet Tyki, der gemütlich auf der Fensterbank sitzt.

 "Was du nicht sagst." Beide Blicke wandern zu Jasdero, der sich auf dem Boden ausgestreckt hat und mit all seinen blauen Flecken und Kratzern immer noch bemitleidenswert aussieht. "Road kann einem Angst machen...", meint der Bruder des Opfers tonlos.

Lulubell hat sich, in Gestalt einer weißen Maus ins Wohnzimmer eingeschlichen und fragte sich nun was wohl mit Jasdero passiert ist. Hatte wirklich Road ihn "bearbeitet"?

"Dann war sie aber ziemlich sauer", stellt das Mäuschen leise fest, ehe sie unbemerkt von ihrem Versteck hinter einer großen, auf dem Boden stehenden Blumenvase zum Wohnzimmereingang huscht und durch den Türspalt verschwindet.

 

Die "Täterin" ist gerade auf dem Rückweg zum Wohnzimmer, um den anderen ihren Plan zu erläutern als sie plötzlich niesen muss. "Was ist denn jetzt los? Reden die anderen schlecht über mich?", fragt das Noahmädchen mit einem anklagenden Tonfall in der Stimme. "Na, egal..." Während sie weiter den Gang entlang spaziert, lässt sie sich die Einzelheiten ihres "Rettung-aus-dem-Weihnachtschaos-Plans" nochmal durch den Kopf gehen. Vor dem Raum in dem die anderen Noahs sich aufhalten bleibt die Weihnachtswichtellady stehen und atmet tief durch. "Hoffentlich sind die mir nicht böse, ich brauch sie schließlich um meine Idee umzusetzten...", meint sie nachdenklich und greift nach der Türklinke.

Die Rauminsassen bekommen erst mal einen riesen Schreck, als die Tür so plötzlich aufgerissen wird. Tyki fällt von der Fensterbank und Jasdero verkriecht sich unter dem Tisch, als er erkennt, wer in der Tür steht. Lediglich Debitto bleibt auf seinem Stuhl sitzen, allerdings sieht er Road an als wäre sie ein Geist. Während das Jasderorentier den Neuankömmling misstrauisch aus seinem Versteck heraus beobachtet, findet Rentier Nummer zwei seine Fassung wieder und fragt empört: "Was willst du Road? Hast du vor noch jemanden zusammenzuschlagen?"

 Die Angesprochene grinst breit: "Das hatte ich eigentlich nicht vor, aber wenn ich dir damit einen Gefallen tue..." noch während sie spricht bemerkt sie den Weihnachtsmannklon auf den Boden. "Tyki, was machst du auf dem Boden?", will sie wissen.

"Ach, ich lieg hier nur so rum", meint der nur gelassen, ehe er ihr ebenfalls eine Frage stellt: "Sag lieber was du willst. So wie du hier rein marschiert bist hast du höchstwahrscheinlich nicht vor mit uns Tee zu trinken."

"Da hast du Recht", stimmt ihm Road mit einem Lächeln auf den Lippen zu und fängt an von ihrem Geistesblitz zu berichten...

Geteiltes Leid ist halbes Leid, oder?

Nachdem Road ihren Freunden versichert hat, dass sie nicht vorhat auch nur einen von ihnen zu verschlagen, ist Jasdero wieder aus seinem Versteck unter dem Tisch hervorgekommen. Nun sitzen die vier Weihnachtswahnsinnopfer zusammen in der Zimmermitte auf dem Fußboden und die Wichtellady ergreift das Wort: „Also, meine lieben Mitnoah, nun zur Erläuterung meines Plans....", beginnt sie ihre Rede, „Wie ihr alle wisst ist unser lieber Chef ein bisschen durchgedreht..."

„Ein bisschen ist gut...", grummelt  Debitto leise und betrachtet sein Kostüm.

„Und daher hab ich einen Plan entwickelt um uns dieses Problem vom Hals zu schaffen.

 Nun mischt sich auch noch Tyki ein: „Ich ahne Schlimmes..."

„Da wir alleine keine Chance haben schlage ich vor, dass wir uns Verbündete suchen."

„Und an wen hast du da gedacht?", fragt der Weihnachtstyki skeptisch. Er hat schon eine Vermutung WEN sie um Hilfe bitten will und die Idee gefällt ihm gar nicht.

 

Sein Verdacht wird jedoch Leider bestätigt als das Noahmädchen weiterspricht: „Ach, ich dachte da an eine gewisse schwarze Vereinigung, die nichts lieber tut als uns das Leben schwer zu machen." Und während die Anderen die älteste Noah noch ungläubig anstarren, ahnen sie noch nicht das noch jemand anderes vor hat dem Orden einen Besuch ab zu statten...

 

Im Hauptquartier des schwarzen Ordens geht das Leben seinen gewohnten Gang. Die Menschen hier wissen nicht, was sich in der Noaharche abspielt, doch das soll sich bald ändern.  Allen Walker marschiert gerade mit seinem Aufpasser Howard Link durch die Eingangshalle des Ordensgebäudes, als ein Windstoß die Fenster aufdrückt. Kurz darauf kommt ein Papierflieger herein gesegelt, fliegt eine scharfe Kurve und steuert auf Link zu. Dieser duckt sich und der Papierfetzen rammt die Wand. Wie eine besoffene Fliege schwirrt er von da auf den Fliesenboden und bleibt dort liegen. „Was war das?", wundert sich der Exorzistenjunge.

Eine Antwort bekommt er jedoch nicht, denn seine Begleitung ist damit beschäftig sich wieder einmal aufzuregen: „Vor tief fliegenden Papierfliegern hat mich niemand gewarnt!" 

Die Schimpferei seines Partners ignorierend, beschließt Allen der Sache  selbst auf den Grund  zu gehen und greift nach dem Papier. Kaum hat er es in der Hand fällt ihm auf, dass das Blatt beschrieben ist. Der Junge faltet es auseinander und überfliegt die Nachricht.

Link hat seine Flucharie inzwischen beendet und starrt verwirrt in Allens Gesicht, aus dem inzwischen alle Farbe gewichen ist.

„Hey Walker, was ist? Von wem ist der Brief? Und was steht überhaupt drin? Ist es eine Bombendrohung?"

Langsam schüttelte der Exorzist den Kopf und meint leise: „Wir müssen sofort zum Chef!"

Mit diesen Worten dreht er sich Richtung Treppenhaus und spurtet, den perplexen Offizier stehen lassend, los.

 

Komui, Johnny, Russel und Reever sind derweil mal wieder dabei das Büro des Abteilungsleiters aufzuräumen. Letzterer stößt vor Schreck einen Bücherstapel um, als Allen die Tür so heftig aufschleudert, dass diese an die Wand knallt und ins Zimmer stürmte.

„Komui!"

Der Angesprochene dreht sich verdutzt zu seinem Exorzisten um: „Was ist denn mit dir passiert? Du siehst aus als hättest du eine Einladung zum Tee vom Grafen bekommen."

Der Erfinder  kann sich ein Lachen über seinen eigenen Witz nicht verkneifen. Er verstummt jedoch sofort als der Junge ihm den Brief unter die Nase hält.

„Und was steht da jetzt?", wollen nun auch Reever und Johnny wissen. Um der Aufforderung nachzukommen, beginnt Komui vorzulesen:

 

 "An meine besten Freunde, die Exorzisten: Ich möchte euch und euren Orden zu einem netten, kleinen Kaffeekränzchen in meiner Arche einladen. Es gibt leckeren Tee und Weihnachtsplätzchen.<3 Die Arche erscheint heute Nachmittag am Haupteingang eures Hauptquartiers.

 

Liebe Grüße

Euer Millenniumsgraf"

 

Die Anwesenden starren ihren Chef fassungslos an. Der scheint sogar selbst noch nicht ganz zu glauben was er gerade gelesen hat.

Allen meint schließlich: „Und jetzt?"

„Keine Ahnung", kommt einstimmig die Antwort.

Stirnrunzelnd sieht Reever auf die Uhr: „Es wäre praktisch zu wissen was er mit Nachmittag meint, wir haben jetzt 15 Uhr. Mal sehen, wann die vor der Tür stehen..."

 

Nun es steht in der Tat bereits jemand vor der Haustür, des Ordens. Allerdings ist es nicht der Graf. Die Person formt die Hände zu einem Trichter und ruft so laut sie kann: „Allen! Hilfe!" Ihre Stimme ist so laut, dass es der Angesprochene sogar mitkriegt. Aber nicht nur er. Auch Lavi, Lenalee, Miranda und Kanda, die sich gerade in der Kantine aufhalten haben es gehört.

„Das klingt nach Road", meint Lenalee verblüfft.

„Was will die hier? Ärger?", kommt es von Kanda.

 Lavi grinst frech: „Vielleicht ein Date mit Allen."

Gemeinsam machen sich die Vier auf den Weg zum Tor.

 

Die Büroinsassen sind dort inzwischen auch aufgetaucht und haben das kleine Fenster, welches in die Tür eingebaut ist, geöffnet. Jetzt betrachten sie erstaunt ihre Besucherin. Nun, sie sieht ja auch wirklich lustig aus, mit ihrem rosa Kostüm und der Zipfelmütze. Reever, der als Erster einen Blick durch die Lucke wirft, muss sich das Lachen verkneifen.

Zu seinem Pech bekommt die Noah das mit: „Was lachst du da, du Technikfreak? Dreimal darfst du raten warum ich um Hilfe ruf! Und jetzt bring Allen her!"

"Nun mal bitte langsam", versucht der Wissenschaftler das aufgebrachte Mädchen zu beschwichtigen, macht aber Platz, so dass der Gewünschte vortreten kann: „Was gibt es Road?" „Allen! Der Graf dreht durch! Er bildet sich ein Weihnachten feiern zu müssen, rennt im Engelskostüm herum und schmückt die Arche!", jammert die Wichtellady mit weinerlicher Stimme.  "Das erklärt einiges", meint Komui von hinten, was die älteste Noah sichtlich verwirrt: „Hä? Wie jetzt?"

Ihr Schwarm erklärt es ihr bereitwillig: „Wir haben eine Einladung vom Grafen bekommen in der er uns zum Tee einlädt." 

Road verdreht die Augen: „Da habt ihrs, er dreht durch. Übrigens: Kann ich reinkommen? Mir ist kalt." Die Mitglieder des Ordens sehen sich an.

In dem Moment sagt Lavi: „Lasst sie doch rein, wir sind eh in der Überzahl."

Verwirrte Gesichter sehen ihn an.

„Wo kommst du denn her?", fragt Allen verdutzt.

„Aus der Kantine."

Neben ihm stehen die drei Anderen.

 „Na, von mir aus", gibt der Chef sich geschlagen.

Nur Link scheint dagegen zu sein, aber Lavi steckt ihm eins der mitgebrachten Sandwiches in den Mund und schon ist Ruhe. Knarrend öffnet sich das Tor und das zitternde Mädchen tritt ein. "Viel besser."

Doch kaum hat sie das gesagt, donnert es plötzlich laut und mit einem Lichtblitz erscheint die Arche vor dem Haupttor. Der Eingang erscheint und der Grafenengel kommt heraus gehüpft.

„Hallihallo, meine Freunde!" Da entdeckt er Road. „Meine Road ist auch hier! Wie schön", freut er sich. "Dann können wir ja jetzt den Tee trinken gehen. "

Und mit diesen Worten packt der Engel sie an der Hand. Mit einem panischen Aufschrei krallt sie sich an ihrem Lieblingsexorzisten fest. Dieser schnappt sich, um nicht mitgerissen zu werden, den Ärmel von Lavis Uniform. Den Graf scheint das nicht zu interessieren, er zieht sie mit als wären sie Federn. Lenalee und Miranda versuchen nun auch ihr Glück und packen die Hand des Rotschopfs.

„Kanda, hilf uns!", wird der Schwertkämpfer schließlich von den anderen Vier gebeten. Mit einem Seufzen kommt er der Aufforderung nach und schnappte sich den orangen Schal des Schürzenjägers. Plötzlich geht ein Ruck durch die menschliche "Kette" und alle werden einfach mitgerissen. Zielstrebig steuert der Weihnachtswahnsinnige auf den Archeneingang zu und ist kurz darauf mit samt den Exorzisten verschwunden. Die Wissenschaftler und Link stehen immer noch perplex in der Eingangshalle. Das Einzige was man hört ist die Winterbrise, die durch die blattlosen Bäume streicht und Komuis Aussage: „Mir ist kalt..."

Abwarten und Tee trinken

Der eisiger Wind weht Schnee in die Eingangshalle des Hauptquartiers, doch das interessiert die Anwesenden recht herzlich wenig. Allesamt stehen sie da wie bestellt und nicht abgeholt und schauen in die Winterlandschaft hinaus, in der vor wenigen Augenblicken die Arche verschwunden ist.

Nach einigen schweigsamen Minuten meint Reever schließlich perplex: „Der hat unsere Exorzisten gekidnappt!“

Dieser Satz scheint die Anderen aus ihrer „Schockstarre“ zu befreien. Johnny beginnt verzweifelt vor sich hin zu jammern, Link regt sich darüber auf, dass Allen sich ohne seine Erlaubnis aus dem Staub gemacht hat und Komui heult wie ein Schlosshund, weil seine Lenalee entführt worden ist. Kurz gesagt: Der Orden gleicht im Moment einer Irrenanstalt.

Na wenigstens fügt er sich damit wunderbar in das aktuelle Weltbild ein...

 

Zur gleichen Zeit, irgendwo in einer Zwischendimension schwebt die Noaharche gemächlich vor sich hin. Zielstrebig und geordnet bahnt sie sich ihren Weg durch die Weiten der Zwischenwelt.

So schön das auch von außen wirkt, im Inneren herrscht das Chaos.

Mitten im Hauptgang liegen kreuz und quer Exorzisten und Noahs verstreut. Allen setzt sich auf und hält sich den Kopf.

„Soviel zur Teeparty“, grummelt Road, die ein paar Meter weiter ebenfalls auf dem Boden sitzt und den Kopf in die Hände gestützt hat.

 „Einladung zur Teeparty, Kidnapping und Bruchlandung inklusive“, korrigiert Debitto ihre Aussage.

 „Was machst du den hier?“, giftet die Wichtellady. Während die Mitglieder des schwarzen Ordens noch damit beschäftigt sind, wieder auf die Beine zu kommen, entbrennt mal wieder eine Diskussion zwischen den beiden Noahs.

 „Ich wohne auch hier, also hab ich ja wohl das Recht hier zu sein!“

„Zum Teufel mit dem Recht! Wir sind böse, wir sind immer ungerecht!“

Der Streit hätte sich wahrscheinlich noch ein ganzes Weilchen hingezogen, wäre nicht noch eine gewisse Person auf der Bildfläche erschienen. Mit einem Satz springt der Millenniums Graf von einem der weißen Häuser und landet mitten im Gang.

„Hört auf zu streiten ihr zwei, wir haben Weihnachten! Weihnachten ist die Zeit der Liebe!“, säuselt er und handelt sich dafür einen Haufen geschockter Blicke ein. „So und jetzt lasst uns unseren Besuch willkommen heißen!“

Mit diesen Worten schüttelt er den perplexen Exorzisten nacheinander die Hand.

„Ich verschwinde...“, murmelt das Debittorentier und schleicht sich um die Ecke davon. Road beobachtet mit einem Seufzen den glücklichen Grafen und grummelt nur leise vor sich hin: „Ich will weg hier...“

Ein Augenblick später wünscht sie sich das gleich doppelt und dreifach, nämlich der Graf verkündet glücklich: „Und jetzt lasst uns Tee trinken.“ Und ohne auf die Proteste seiner „Gäste“ zu hören, schiebt er sie vor sich her.

 

Tyki hat es sich derweil im Wohnzimmer, genauer gesagt auf einem der Sessel gemütlich gemacht. Glücklich darüber, dass der Graf ausgeflogen ist summt er Weihnachtslieder. Dabei wird er von Mimi beobachtet, die gerade dabei ist den Tisch zu decken. Nachdem sie ihm noch einen letzten verdutzten Blick zugeworfen hat, widmet sich das Akumamädchen wieder ihrer Arbeit.

Nach einer Weile fragt sie schließlich genervt nach: „Seit wann bist DU in Weihnachtsstimmung?“ „Seit der Graf beschlossen hat für 'ne Weile zu verschwinden“, kommt die gutgelaunte Antwort. „Wo wir schon beim Thema sind, wohin wollte er eigentlich?“

Bei der Frage kann sich das Dienstmädchen ein böses Grinsen nicht verkneifen. „Ich weiß es, aber ich werde mich hüten dir was zu verraten. Nur soviel, was er vorhat wird dir nicht gefallen.“ Dieser Satz haut den Weihnachtsmann nicht wirklich vom Sessel.

„Wird schon sicher nicht so schlimm sein“, mein er nur gelassen. Nach den letzten Tagen hat er nicht wirklich das Gefühl, dass ihn noch viel überraschen könnte. Mimi zuckt nur mit den Schultern und beginnt Keksschalen auf dem Tisch zu verteilen. Tyki sieht ihr ziemlich gelangweilt zu. „Warum deckst du hier den Kaffeetisch? Erwarten wir Besuch? Vielleicht die Queen?“, scherzt er.

 „Die Queen wollte meines wissens nach erst nächste Woche zum Tee kommen“, kontert das Mädchen schlagfertig.

„Und wer kommt heute?“

„Das wirst du sehen.“

„Ich will es aber jetzt wissen!“

„Unhöflichen Leuten die nicht einmal das Wort bitte kenne sag ich nichts.“

„Na warte du...“, weiter kommt der Weihnachtsmannklon nicht, denn die Tür fliegt mit einem Knall auf und die Exorzisten stolpern herein. Direkt nach ihnen kommen der Grafenengel und Road, die allerdings mal wieder an der Hand gepackt und mitgezogen wurde.

„Hallihallo Tyki! Wie schön das du auch da bist. Dann können wir ja alle gemeinsam Tee trinken!“, jubelt der Oberbösewicht.

Der Angesprochen steht ziemlich entgeistert und mit weit offenem Mund da. Als er sich nach einigen Sekunden wenigstens einigermaßen gefasst hat beginnt er nur zu stammeln: „Wer, wie, wo, was? Warum Tee? Und was machen der Cheaterboy und seine Kumpels hier?“

„Wir sind zum Tee eingeladen, du Weihnachtsmann“, antwortet Allen, sichtlich beleidigt über den Spitznamen.

 Kanda meint daraufhin zu ihm: „Sie mal einer an Moyashi, noch jemand der dich nicht leiden kann.“

 „Halt die Klappe, Bakanda.“ Und schon ist wieder die herrlichste Diskussion am Laufen.

Die beiden Mädchen und Lavi beobachten ihre Kameraden ein wenig fassungslos.

 „Na die können sich auch echt überall und wegen allem streiten“, seufzt Lenalee.

Und erneut ist es der Graf der dem Krach ein Ende setzt: „Lasst uns Tee trinken!“

 

Etwa fünf Minuten später haben alle am Tisch Platz genommen. Sogar Jasdebi waren, nachdem Mimi sie an den Ohren herbei geschleift hat, aufgetaucht. Der Grafenengel plappert unbeschwert vor sich hin und bemerkt dabei nicht die deprimierten Gesichter seiner Noahschützlinge.

„Warum passiert das uns?“, jammert Debitto leise.

 „Dero hat keine Ahnung“, antwortet Jasdero.

„Klappe ihr Zwei...“, murmelt der Weihnachtsmanndoppelgänger.

Bookman Junior ist derweil damit beschäftigt seine Teetasse zu untersuchen. Nach kurzem Überlegen fragt er die Anderen: „Glaubt ihr das ist vergiftet?“

 „Probier's aus dann weist du's“, kommt es von Kanda.

Allen hat sich inzwischen über die Kekse hergemacht: „Die sind wirklich gut.“

Dafür erntet er einige ziemlich böse Blicke und eine Menge Vorwürfe.

„Allen wir sind hier im feindlichen Gebiet! Wie kannst du nur ans Essen denken?“, empört sich Lenalee.

Lavi schließt sich ihr an: „Was wenn die Kekse vergiftet sind?“

„Wenn sie vergiftet sind, dann waren das eben die letzten die ich gegessen habe“, erklärt der Weißhaarige unbeschwert.

 „Er hat echt ein sonniges Gemüt“, meldet sich nun zum ersten Mal Miranda zu Wort.

Was nun folgt ist ein Crashkurs von Lavi und Lenalee in „Wie benehme ich mich im feindlichen Gebiet“. Während ihres Vortrags werden sie von allen Anwesenden nur verwundert beobachtet. Als die Beiden fertig sind meint der Graf zum Schock der Rauminsassen: „ Was für ein schöner Vortrag! Applaus! Eine löbliche Einstellung habt ihr! Wie heißt ihr nochmal?“

Da die Exorzisten von dieser Aussage ziemlich geplättet sind, übernimmt Tyki das Erklären: „Also der Rotschopf mit dem Schal heißt Junior, der mit den weißen Haaren ist der Cheaterboy, der mit dem Schwert ist Mr. Kitchen Knife und die Mädels.... sagen wir Mimose und die Pantoffelheldin.“

„Und wer ist was?“

„Die Grünhaarige ist die Pantoffelheldin und die andere die Mimose.“

„Jetzt Blick ich durch!“, freut sich der Engelabklatsch.

„Ich aber nicht“, grummelt Road; „Warum ist die die Dramaqueen die Mimose? Die andere ist doch die mit den grünen Haaren.“

„Ganz einfach, ihre Waffe sind ihre Schuhe und sie versucht mit ihren Kameraden die Welt zu retten, deshalb ist sie die Pantoffelheldin“, erklärt Tyki in einem Tonfall als wäre seine Idee das Selbstverständlichste auf der Welt, jedoch erntet er nur reichlich mehr oder weniger ungläubige Blicke von den anderen Anwesenden.

Schließlich ist es der von ihm benannte „Junior“, der den Gedanken, den alle haben, ausspricht. „Du hast keine Ahnung, was ein Pantoffelheld ist, oder?“, fragt er, die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hochgezogen.

Als wäre die Situation nicht schon lächerlich genug, meldet sich plötzlich das Debittorentier zu Wort: „Das sind doch alles unsere Feinde, was machen die hier?“

„Abwarten und Tee trinken“, antworten alle fünf Exorzisten im Chor.

Willkommen in der Klapse oder: "Wir sind Exorzisten, holt uns hier raus!"

 

Allen, Kanda, Lavi, Lenalee und Miranda sind noch immer Gäste auf der gräflichen Teeparty. Die Party auf der sich die Noahs inzwischen ganz ernsthaft Gedanken darüber machen, was die Fünf hier zu suchen haben.

Der Vorschlag der Exorzisten stößt zumindest bei Debitto nicht auf viel Gegenliebe: „Also Tee trinken, von mir aus, aber abwarten? Worauf? Das ein gewisser, wahnsinniger Engel aus dem Fenster springt? Wovon träumt ihr den Nachts?“

„Von Mitarashi Dango“, antwortet Allen mit glitzernden Augen, „VIEL Mitarashi Dango.“ Daraufhin seufzen die Exorzisten alle auf und die Noahs, bis auf Road schauen drein, als hätten sie ein Marsmännchen gesehen.

Nach dem ersten Schockmoment räuspert sich Tyki und fragt den Grafenengel: „Was willst du eigentlich mit denen machen, wenn die Teeparty fertig ist?“

 

Diese Frage spukt allem Anschein nach nicht nur ihm durch den Kopf, denn die unfreiwilligen „Gäste“ alias die Mitglieder des schwarzen Ordens werfen sich gegenseitig vielsagende Blicke zu. Wer weiß, vielleicht will der Graf sie nach der „Party“ loswerden?

 

Die Fünf sind gerade wunderbar dabei sich ihr „Ende“ vorzustellen, als der Engelabklatsch antwortet. Und seine Aussage lässt ihnen aus ganz anderen Gründen das Blut in den Adern gefrieren: „Wir können sie ja schlecht rauswerfen, deshalb hab ich beschlossen, dass unsere lieben „Feinde“ für die nächsten Tage unsere Gäste sein werden. Sie können ja mit uns Weihnachten feiern.“

 

Der Bösewicht ist von seiner Idee so sehr begeistert, dass er die geschockten Gesichter der anderen Anwesenden entweder nicht wahrnimmt oder nicht wahrnehmen will. Wobei Letzteres wahrscheinlicher ist.

Road ist natürlich hin und weg von der Vorstellung mit Allen unter einem Dach zu wohnen, Weihnachten hin oder her. Andere dagegen sind von der Idee ganz und gar nicht begeistert. Armer Weihnachtstyki, jetzt hat ihm der Graf doch tatsächlich den Bengel angeschleppt, der den Noah beim Pokern abgezockt hat! Oh, du Grausige!

Jasdebi teilen seine Bedenken. „Noch mehr Leute die sich über uns lustig machen. Na spitze...“, murmelt das Debittorentier grimmig und Jasdero nickt nur so heftig, dass das Geweih auf seinem Kopf herunter zu rutschen droht. Glücklich grinsend meint der Weihnachtsengel schließlich: „Dann werde ich euch erstmal eure Zimmer zeigen!“

Und schon schiebt er seine „Besucher“ aus dem Raum. Zurück bleiben ein paar sprachloser Noahs und ein Haufen halbvoller Teetassen.

 

Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, macht Tyki seinem Ärger lautstark Luft: „Was bildet der sich eigentlich ein? Einfach mal den „Feinde“ anschleppen und dann auch noch in unserer Arche einquartieren! Dieser, dieser....“

„Engel“, hilft ihm Road auf die Sprünge. „Reg dich ab. Solange du nichts mit ihnen zu tun hast ist doch alles in Ordnung, oder?“

Da ist der Weihnachtsmannklon aber anderer Meinung. Mit dem Cheaterboy unter einem Dach? Nicht für lange, dafür würde er sorgen...

„Aber eigentlich können wir die Sache doch zu unserem Vorteil nutzen“, mischt sich nun das Debittorentier ein und das böse Grinsen in seinem Gesicht deutet zweifellos daraufhin, dass es etwas im Schilde führt.

 Das fällt natürlich auch dem Road auf. „Was meinst du damit?“ Misstrauisch betrachtet sie den intelligenteren Part des Rentierduos.

„Damit meine ich, dass wir mit dem Schüler von Cross noch 'ne Rechnung zu begleichen haben und er uns nun ohne Aussicht auf Flucht, wie auf dem Präsentierteller, serviert wird.“

Während Jasdero, glücklich bei dem Gedanken Allen fertig zu machen, durch den Raum tanzt und Tyki sich begeistert mit seinen „Vernichtungsplänen“ an Debitto wendet, steht der Wichtellady vor Empörung der Mund offen.

Es dauert jedoch eine Weile bis ihr das auffällt und sie ihn wieder zuklappt. Mit raschen Schritten marschiert das Noahmädchen auf den „Unruhestifter“ zu, packt ihm am Kragen seines Rentierkostüms und schüttelt ihn kräftig, während sie ihn so laut anschreit, dass die anderen Zwei unter dem immer noch gedeckten Kaffeetisch Schutz suchen.

„WAG ES MEINEN ALLEN ANZUFASSEN UND ICH VERARBEITE DICH ZU RENTIERSTEAK UND ZWAR MIT POMMES! DU, DU,.....RUDOLF!“

Wären in diesem Moment die Exorzisten hereingekommen, hätten sie vermutlich gedacht die Noahs drehen durch. Für einen Außenstehenden erweckt die Situation durchaus den Eindruck, Road würde gerade äußerst gewissenhaft versuchen ihren Kameraden zu erwürgen. Just in dem Moment in dem Tyki schon glaubt sie hätte es geschafft, lässt die Noah von ihrem „Opfer“ ab und betrachtet es wütend. Hustend sinkt das Rentier in einen der Stühle und wird von seiner Noahfreundin mit Todesblicken durchbohrt.

Nach einigen Augenblicken der Ruhe wird die Situation vom Weihnachtsmannklon für „einigermaßen sicher“ erklärt und die zwei Flüchtlinge kommen vorsichtig wieder aus ihrem Versteck gekrochen. Allerdings halten alle respektvollen Abstand von Road, aus Angst zum nächsten „Galgenmännchen“ zu werden.

 

Der Graf hat mit seinem „Besuch“ derweil das andere Ende der sich in der Arche befindenden Stadt erreicht und vor einem großen weiß-gestrichenen Haus im südländischen Stil halt gemacht.

Mit strahlendem Grinsen trällert er dann auch schon los: „Und hier werdet ihr die nächste Zeit wohnen.“

Schwungvoll stößt der Engelabklatsch die hölzerne Eingangstür auf und gibt den Exorzisten den Blick auf eine weiß-geflieste, mit hellen Holzmöbeln ausgestattete Eingangshalle frei.

Fünf ungläubige Gesichter starren auf ihr neues „Zuhause“ und alle denken das Gleiche: „Was an diesem Szenario stimmt nicht?“

Allen erlaubt sich schließlich die Frage leise zu beantworten: „Alles...“

Lavi macht derweil als Erster einige Schritt in die neue Unterkunft und zieht ein Fazit: „Nicht schlecht...“

„Toll, nicht wahr?“, freut sich der Graf und fängt wieder an sich auf der Stelle zu drehen, wie ein Spielzeugkreisel.

Miranda und Lenalee werfen sich derweil einen fragenden Blick zu, entscheiden sich aber dann das Haus ebenfalls unter die Lupe zu nehmen.

Und so kommt es das Kanda und Allen schließlich allein vor der Tür stehen.

Letzterer kann es nicht lassen mit einem Seufzen seine Meinung zu verkünden: „Ich hab ein ganz mieses Gefühl...“

Kanda antwortet darauf selbstverständlich nicht. Er sieht das Gebäude weiterhin mit einem Blick an, als wollte er es dazu bringen zusammenzustürzen.

 

Bei den Noahs ist die Stimmung in der Zwischenzeit noch immer nicht besser geworden. Road ist sauer auf Debitto, weil dieser Allen ärgern will, Tyki und Jasdero trauen sich deshalb nicht näher an sie heran und das „Opfer“ selbst hat Angst vor dem Noahmädchen.

Nach einiger Zeit fühlt sich der Weihnachtsmannklon verpflichtet irgendetwas zu unternehmen und macht einfach einen Vorschlag: „Okay, ihr hattet zwar Streit, aber warum vergessen wir das Ganze nicht einfach? Wir könnten doch, ähhhmmm… Monopoly spielen! Da könnt ihr euren Frust auslassen indem ihr euch gegenseitig Bankrott macht.“

Diese Idee führt zu erneutem, dieses Mal jedoch fassungslosen Schweigen.

Die Noahs hatten haargenau den gleichen Gesichtsausdruck, wie die Exorzisten als der Graf sie zum Tee eingeladen hatte.

 „Du willst Monopoly spielen?“, fragt die Wichtellady schließlich mit düsterem Gesicht nach und sieht dabei aus als würde sie Tyki als nächstes an die Kehle gehen. Dieser teilt die Befürchtung der Anderen und geht hinter dem nächsten Möbelstück, in diesem Fall einem Sessel, in Deckung. Dadurch kann er leider Roads Gesicht nicht sehen, aber hätte er es gekonnt wäre im vermutlich die Kinnlade zu Boden geklappt, denn das Noahmädchen strahlt plötzlich wie eine Ladung Plutonium.

Ihre nächste Aussage führt dennoch zur oben beschriebenen Reaktion der Noahs: „Warum nicht? Ich zock' dich ab Debi!“

Der Angesprochene kippt vor Schreck vom Stuhl und Jasdero ist zu geschockt um ihn aufzufangen. Hinter dem Sessel verliert Tykis Gesicht sämtliche Farbe, denn eigentlich hatte er das nicht ernst gemeint. Der Wichtellady war das Alles aber sehr ernst und so marschiert sie los um irgendwo ein Monopolyspiel aufzutreiben. Zurück lässt sie drei vollkommen entgeisterte Noahs die sich eine Meinung zu dem ganzen Chaos gebildet haben: „Wir sind hier in der Klapse gelandet...“

 

Am anderen Ende der Stadt haben sich auch Kanda und Allen inzwischen in das Haus begeben und ziemlich erstaunt festgestellt, dass es hier gar nicht so übel ist. Doch genau diese Tatsache gibt allen Fünf Rätsel auf. Zuerst hatte ihr größter Feind zum Tee eingeladen, dann hatte er festgesetzt, dass sie zu bleiben hatten und ihnen eine erstklassige Unterkunft besorgt.

Am Ende dieses Tages haben sowohl die Noahs im Wohnzimmer als auch die Exorzisten den gleichen Gedanken: “Holt uns hier raus!“

Monopoly für Anfänger Teil 1 ~Auf das Spielbrett, fertig, los!~

Wir befinden uns noch immer in der Arche und noch immer ist der Graf in Weihnachtsstimmung.

Allerdings sind einige der Ansicht er würde es übertreiben....

Und eben eine Person, die diese Einstellung vertritt, werden wir jetzt auf ein kleines Abenteuer der etwas anderen Art begleiten. Wir müssen uns dafür nicht durch den Dschungel schlagen und auch nicht mit Monsterschlangen und mutierten Insekten kämpfen. Die eigentliche Schwierigkeit dieses Trips besteht darin, von der oben genannten gräflichen Nervensäge nicht erwischt zu werden.

Denn die Mission lautet: „Finde ein Monopolyspiel!“

 

Und die Person, die diese Aufgabe übernommen hat, ist eine gewisse, weibliche, als Weihnachtswichtel verkleidete Noah, mit einer leichten, brutalen Veranlagung: Road.

Gut gelaunt hüpft sie durch die weißen, mit Misteln und Girlanden verzierten Gänge und lacht sich nebenbei über die Gesichtsausdrücke der anderen Noahs kaputt.

Mit ihrer wunderbaren Erinnerung beschäftigt, merkt das Noahmädchen gar nicht, wie viel Krach sie mit ihrem Gelächter veranstaltet. Soviel zum Thema „unbemerkt“....

 

Ein paar Häuser weiter schwebt der Grafenengel in der Luft und singt mal wieder seine Weihnachtslieder. Gerade als er zu einer neuen Strophe „Oh du fröhliche...“ ansetzten will, fällt ihm etwas auf. Verdutzt beobachtet er die Gestalt die in flottem Tempo durch die schmalen Straßen der Archenstadt huscht. Zuerst läuft sie die Hauptstraße entlang, am Frisör vorbei und in die Seitenstraße. Am Schaufenster der Bäckerei bleibt der unbekannte Schatten schließlich abrupt stehen. Vollkommen verdattert beobachtet der Engelabklatsch, wie die Person beginnt, wie ein kleines Kind vor dem Fenster auf- und abzuhüpfen, bis sie schließlich die Entscheidung trifft den Laden zu betreten.

Der Graf schwebt noch einen Moment auf der Stelle, doch dann siegt seine Neugier und er beschließt, den seltsamen Bäckereibesucher mal unter die Lupe zu nehmen.

Dabei vergisst er ganz sein Lied zu beenden. Wie schade....

 

Die Weihnachtswichtellady ist derweil an ihrem Ziel, einer alten ziemlich großen Abstellkammer angekommen. Immer noch summend öffnet sie die Tür und betritt das dunkle Zimmer. Nachdem sie das getan hat, ergibt sich daraus nämlich ein Problem, denn kaum hat das Mädchen die Tür hinter sich geschlossen, ist es stockfinster. „Hat mal einer den Lichtschalter gesehen?“, fragt sie halblaut sich selbst, allerdings geht sie natürlich nicht ernsthaft davon aus eine Antwort zu erhalten.

Umso geschockter ist die Noah als direkt neben ihr eine Stimme flüstert: „Rechts von dir an der Wand.“

Erschrocken springt die Wichtellady einige Schritte rückwärts. Wäre es hell gewesen, wäre ihr vielleicht aufgefallen, dass sie direkt auf ein voll beladenes Regal zustolpert, aber da es dunkel ist, kann sie das Hindernis logischerweise nicht sehen und so kommt es wie es kommen muss: Mit einem lauten Scheppern und Krachen macht Road eine schmerzhafte Bekanntschaft. Darf ich vorstellen: Road, das ist das Regal aus dem Abstellraum, Regal aus dem Abstellraum, das ist Road.

In diesem Moment geht das Licht an und das Ausmaß dieser „Begegnung“ wird sichtbar.

Das Noahmädchen hat mehrere Bretter aus dem Gestell gehauen und deren Ladung liegt nun über den ganzen Boden verstreut.

Tischtennisbälle, ein Haufen Kugelschreiber, Murmeln, Bonbons deren Verfallsdatum schon lange abgelaufen ist, sogar ein Baseballhandschuh findet sich und mitten in diesem „Schrotthaufen“ sitzt Road. Jammernd hebt diese nun den Kopf und zu sehen, wem sie das Chaos zu verdanken hat und erblickt zu ihrer eigenen Überraschung Miranda.

„Was machst du den hier?“, fragt die Wichtellady ganz perplex.

 

Derweil spielt der Graf noch immer Detektiv. Er hat den schwierigen Auftrag herauszufinden, wer der Fremde vor der Bäckerei war. Und so landet der Pseudoengel neben dem besagten Gebäude und schleicht sich zum Schaufenster.

Dort angekommen wirft er einen kurzen Blick durch das Fenster in den Verkaufsraum und zieht auch gleich den Kopf wieder zurück. Kopfschüttelnd nimmt der Grafenengel seine Brille ab, putzt sie mit dem Ärmel seines Engelgewands, setzt sie wieder auf und sieht erneut in das Geschäft.

Verwirrt beobachtet der Pseudoengel die Gestalt an der Ladentheke, die fleißig einkauft und fragt sich nebenbei ob seine Brille eine Bildstörung hat.

Da steht doch ganz gelassen ein Exorzist in der gräflichen Bäckerei und bestellt als wäre er zuhause, also so was!

Um wen es sich handelt, dürfte nun auch klar sein, denn nur einer der Fünf denkt direkt nach der Kaffeeveranstaltung ans Essen und dieser jemand ist Allen.

Mit einer großen Tüte in der einen und mit einem belegten Brötchen in der anderen Hand, kommt der Weißhaarige nun aus dem Geschäft geschlendert.

Seinen Verfolger bemerkt er allerdings erst, als er um die Ecke biegt, hinter der sich der Graf versteckt.

Ein Zusammenstoß bleibt den Beiden allerdings erspart, denn der Heiligenschein, der an einem Draht befestigt über dem Engelskopf baumelt, leuchtet wie ein Signallicht und so muss man schon blind sein, um den Engelabklatsch zu übersehen.

Allen glotzt den Grafen nicht minder verwirrt an, als der ihn.

Schließlich fragen beide gleichzeitig: „Was machst du hier?“

„Ich hab mich verlaufen“, antwortet der Weißhaarige. „Und du?“

„Ich wollte herausfinden wer meine Bäckerei plündert. Wo sind die Anderen?“, will der Pseudoengel nun wissen.

„Wenn ich das wüsste....“

„Soll ich suchen helfen?“

Nun ist Allen erst recht verwirrt. Was hat der Graf für verbotenes Zeug genommen, dass er so nett ist?

Und ohne auf eine Antwort zu warten, schleift der Graf seinen Besuch wieder durch die Straßen.

 

In der Abstellkammer veranstalten Road und Miranda noch immer einen Anstarr-Wettbewerb.

Während letztere ziemlich geschockt dreinblickt, ist das Gesicht der Wichtellady an Ungläubigkeit kaum zu überbieten.

Nach einigen schweigsamen Augenblicken beginnt Miranda schließlich stockend zu erzählen:

„Also, eigentlich....ähhmm hab ich,.... wollte ich... ehmmm ich hab mich verlaufen....“

Nun man braucht schon ein gewisses Talent für Missgeschicke, um in einem Abstellraum zu landen und aus diesem nicht mehr herauszufinden.

Road scheint diese Ansicht zu teilen, allerdings ist sie taktvoll genug es nicht laut auszusprechen.

Zumindest erklärt das die Anwesenheit der Exorzistin in diesem Staubloch. Schlagartig fällt dem Noahmädchen ein, warum sie hierher gekommen ist und es beginnt hektisch die Sachen zu durchwühlen. Miranda, die ihren Fehler wiedergutmachen will, fragt die Noah, was sie eigentlich sucht. Die Antwort verblüfft sie zwar ziemlich, aber sie entschließt sich dennoch zu helfen und etwa zehn Minuten später spazieren die Mädchen die Straße entlang. Unter Roads Arm klemmt ein Monopoly „Europa-Edition“.

 

Allen wird inzwischen noch immer vom Grafen durch die Gegend geschleppt. Und der Ausdruck „Müdigkeit“ scheint dem Engelabklatsch ein Fremdwort zu sein. Munter marschierte er durch die langen Gänge und er hätte das Ganze wahrscheinlich bis zum Abend durchgezogen, wäre er nicht auf Road und Miranda getroffen.

„Schau mal, wir haben einen deiner Freunde gefunden!“, freut sich der Pseudoengel und Allen schafft es endlich sich von der Hand die seine Kapuze festhält zu befreien.

Doch seine „Freiheit“ währt nicht lange, denn mit einem euphorischen „Allen“ wirft sich nun Road um seinen Hals.

Als nächstes folgt erst einmal das klassische: „Was machst du den hier?“

Nachdem Allen und Miranda erneut erklärt haben, dass sie sich lediglich verlaufen haben, ist nun die Weihnachtswichtellady mit ihrer Geschichte dran.

Allen und der Grafenengel staunen nicht schlecht über die Tatsache, dass Road auf Tykis Vorschlag eingegangen ist.

Noch erstaunter sind alle Anwesenden aber, als der Graf mit einem Blick auf die beiden Exorzisten verkündet: „Warum spielt ihr nicht mit? Je mehr desto besser!“

Und ohne auf Widersprüche zu warten lässt er die drei allein und schwebt davon.

 

Perplex starrt der einzige Junge der Gruppe dem immer kleiner werdenden Punkt hinterher.

„Der hat definitiv nicht mehr alle Tassen im Schrank...“

Zustimmendes Gemurmel macht sich breit und das Noahmädchen fragt schließlich: „Und was jetzt? Spielt ihr mit oder nicht?“

Die beiden Mitglieder des schwarzen Ordens werfen sich einen Blick zu.

„Warum nicht? Wir haben hier eh nichts besseres zu tun, da können wir auch Monopoly spielen“, meint Miranda.

Strahlend packt Road Allen's Arm und ruft vergnügt: „Na dann nichts wie zu denn Anderen!“

 

Die „Anderen“ hängen derweil noch immer im Wohnzimmer herum. Als die Tür aufgeht, sind erst einmal alle entsetzt. Da läuft ihre Noahschwester los, um ein Spiel zu besorgen und was bringt sie zurück? Den fleischgewordenen Albtraum aller Rauminsassen, den Schüler von Cross.

Nun haben die Noahs keine Lust vorzeitig zu sterben und deshalb halten sie den Mund, aber der arme Allen wird trotzdem mit Todesblicken durchbohrt.

Road bekommt das gar nicht mit. Sie ist damit beschäftigt das Spiel aufzubauen.

„Also ich nehm den Eifelturm“, stellt das Mädchen klar und schnappt sich die Figur.

„Wer macht die Bank?“

„Er!“ Jeder zeigt auf den Anderen.

Mit einem Seufzen angelt sich Allen die Schachtel mit dem Geld und den Karten.

„Ich.“

 

Nach einigen Diskussionen übernimmt Miranda die Kirche der „Sagrada Familia“, Jasdero den schiefen Turm von Pisa, Debitto die Windmühle und Tyki das "House of Parliament".

Mit einer Runde Schere, Stein, Papier wird schließlich entschieden, dass der Weihnachtsmannklon anfangen darf. Er würfelt und zieht los. Unter dem Gelächter der Zwillinge landet er auf einem Ereignisfeld und muss eine Karte ziehen. Sehr zur Belustigung seiner Mitspieler steht da: „Trunkenheit im Dienst. Zahle eine Strafe von 20€.“

„He Tyki, ich wusste weder das du 'nen Job hast, noch das du trinkst“

Gelassen legt Tyki das Geld in die Spieltischmitte und der nächste ist dran. Debitto hat mehr Glück, er schafft es bis nach Warschau, was er sich auch kauft.

 

Und so ziehen sich die ersten paar Runden. Jasdero wird von Interpol ins Gefängnis gesteckt, Road ergattert das Geld aus der Mitte und erlangt eine Runde freies parken und Miranda kauft in aufeinander folgenden Spielbrettumrundungen sowohl Wien, Lissabon als auch Stockholm.

Während Jasdebi sich gehörig über die Tatsache aufregen, dass sie nun das doppelte der normalen Miete verlangen kann, tappt der Weihnachtsmannklon von einem Fettnäpfchen ins nächste: Krankenhauskosten, Strafe für zu schnelles Fahren, Versicherungsprämien....alles zu Tyki bitte. Seltsamerweise regt er sich aber überhaupt nicht auf.

 

Inzwischen hat die Schlacht das nächste Level erreicht: Den Kampf um die Flughäfen.

Je mehr man hat, umso teurer wird es für den, der drauf kommt. Und so beginnt die Schlacht. Die Wichtellady versucht mit Bestechung an den Pariser Charles de Gaulle von Debitto zu kommen. Das Rentier weigert sich natürlich nachzugeben und schon entbrennt ein richtiger kleiner Streit zwischen den Beiden. Dabei bemerken sie nicht, wie Miranda fröhlich Paris aufkauft, ihre Städte mit Häusern versieht und ihren Machtbereich immer weiter ausdehnt. Das böse Erwachen kommt erst als ein grinsender Allen verkündet: „Tyki du bist bankrott.“

„WAS?“, kommt es von den Zwillingen und dem Noahmädchen.

Lediglich der Angesprochene bleibt schonungslos gelassen, was nun Miranda dazu bringt nachzufragen: „Ähhmmm, tut mir ja Leid Mr. Noah, aber sie sind bankrott. Sie haben kein Geld mehr und sind verschuldet.“

 „Ich weiß“, meint der Weihnachtsmannklon, „Und damit hab ich ja wohl gewonnen.“

Verdutzt sehen die Anderen ihn an.

Road traut sich schließlich als erstes nachzufragen: „Tyki, was glaubst du spielen wir?“

„Monopoly.“

„Und was ist das Ziel des Spiels?“

„Sein Geld loszuwerden.“

Mit einem Stöhnen schnappt die Wichtellady die Spielpackung und zieht sie ihrem Noahbruder über den Schädel. „Was du meinst ist „Mankomania - Wie verjubelt man eine Millionen?“, aber nicht Monopoly!“

Und so hält das Noahmädchen ihm einen Kurzvortrag über die Spielregel. Eigentlich hätte man ja erwarten können, dass er sie beherrscht, schließlich war das ja seine Idee.

 

Einige Augenblicke später sitzt in der Ecke ein schmollender Weihnachtsmann.

Allen, der dem Geschehen die ganze Zeit schweigend zugesehen hat, meint nur: „Eigentlich ja schade, ich hätte ihn gerne noch weiter übers Ohr gehauen.“

„Du hast was?“, fragt Road zur einen Hälfte ungläubig zur anderen begeistert.

„Ihn übers Ohr gehauen, was kann ich dafür wenn er sein Geld nicht nachzählt?“

Sehr zum Pech des Exorzistenjungen hat das Opfer den letzten Satz gehört. Mit flotten Schritte steuert Tyki auf die Gruppe zu, baut sich vor den Spielern auf und verkündet: „Ich bin der neue Schuldenberater, meine Aufgabe besteht darin verschuldete Leute ins Spiel zurückzubringen.“

 

Bei dieser Vorführung können die Fünf nicht anders als loszulachen. Na gut, wenn es eine Bank gibt, warum nicht auch einen Schuldenberater?

Weiter geht 's!

Monopoly für Anfänger Teil 2 ~Von Exorzisten im Vergnügungspark und einem Monopoly-Genie~

Nachdem er wegen eines Missverständnisses pleite gegangen ist, hat Tyki sich selbst zum Schuldenberater ernannt, um seine Mitspieler vor Allens Betrügereien zu schützen. Nicht, dass die es nötig hätten, denn die sind so schlau und zählen ihr Wechselgeld.

 

Und so geht das Spiel weiter. Road hat es endlich geschafft an Debittos „Charles de Gaulle“ zu kommen und hält nun Ausschau nach den anderen Flughäfen.

Neben ihrer Neuanschaffung, für die sie ganz schön hat zahlen müssen, weil Debitto beim Preis nicht hat verhandeln wollen, besitzt sie noch den „London Heathrow“. Das macht insgesamt zwei, aber wo steckt der Rest? „Allen,“ fragt die Wichtellady nach zehn Minuten ergebnisloser Suche schließlich. „Du unterschlägst nicht zufällig die übrigen Flughäfen?“

Vollkommen perplex starrt der Exorzistenjunge seine Verehrerin an. „So was traust du mir zu?“ „Na klar, du unterschlägst ja auch Geld. Also, wo sind die Flughäfen?“

Allen zeigt auf Miranda. „Dort.“

Vollkommen verdattert durchsucht Road nun die Karten der Exorzistin und meint schließlich: „Yup, du hast Recht.“ Allerdings kann sie sich ein trotziges „Das Mauerblümchen übersieht man halt leicht, deshalb hab ich die Karten nicht gefunden!“ nicht verkneifen.

An Miranda gewandt fragt die Noah nur: „Wie viel willst du dafür?“

„Gib mir Berlin und sie gehören dir.“

Die Antwort überrascht das Wichtelmädchen. Misstrauisch beäugt sie ihr gegenüber. Die Exorzistin sitzt lächelnd da und wartet auf eine Antwort. Was hat sie vor?

 

„Road, du solltest dich mal entscheiden, wir warten.“, meldet sich der genervte Debitto.

Er bereut schon seinen Flughafen verkauft zu haben.

Prompt kommt die giftige Antwort: „Ja, ja hetz mich nicht. Ich nehm Beide.“ Und so tauschen die Zwei munter die Karten. Na hoffentlich bereuen die das nicht...

Dem Pseudoweihnachtsmann ist derweil langweilig. Stöhnend meint er schließlich: „Hey Leute, kann mal einer Hypotheken aufnehmen, dass ich auch was zu tun hab?“

„Warten sie noch kurz Mr. Noah“, lächelt Miranda, „Wenn die in die letzte Straße einbiegen bekommen sie Arbeit.“

Tyki ist sichtlich verwirrt: „Warum das denn?“

 „Warten sie es ab. Oh, ich bin dran“, kommt die sehr aufschlussreiche Antwort der Exorzistin. Da Hilft nur Abwarten und Tee trinken... Wobei die Anwesenden von Tee erstmal genug haben sollten…

 

Zur gleichen Zeit, irgendwo anders in der Arche, stehen drei bedauernswerte Gestalten vor dem Eingang zu einem verlassenen Vergnügungspark und haben keine Ahnung, was sie jetzt machen sollen, beziehungsweise, wie sie hier gelandet sind.

„Und was machen wir jetzt?“, fragt das einzige Mädchen der Gruppe.

„Gute Frage, nächste Frage. Wo ist eigentlich Allen abgeblieben?“, meint der Rotschopf mit der Augenklappe.

Während Lenalee sich über Lavis Frage Gedanken macht, studiert Kanda ziemlich desinteressiert den Schaukasten am Parkeingang.

Lange hat er keine Ruhe, den schon kurz darauf tönt die laute Stimme des Bookman Junior zu ihm herüber: „Hey, Yuu! Was suchst du? Einen Stadtplan oder vielleicht die Eintrittspreise für den Park?“

 

Kanda ist schon drauf und dran eine giftige Antwort zu geben, als ihm eine bessere Idee kommt. Vollkommen gleichgültig und als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, wendet er sich an den Rotschopf und erklärt: „Für was einen Stadtplan? Es ist doch schön ruhig hier. Ich finde wir sollten ein Weilchen hier bleiben. Zumindest würde uns Komui nicht mit seinen Erfindungen nerven und dieser Inspektor Link hängt uns auch nicht mehr am Rockzipfel. Sieht man von diesem durchgedrehten Engelabklatsch mal ab, scheint mir dieser Ort hier sehr erholsam zu sein.“

Mit einem Anflug von Schadenfreude beobachtet der Schwertkämpfer, wie sämtliche Farbe aus Lavis Gesicht weicht und dieser ihn ungläubig anstarrt. Als er sich wieder einigermaßen gefasst hat, fragt er direkt nach: „Du meinst das doch nicht ernst, oder?“

„Hab ich jemals etwas nicht ernst gemeint?“, kommt die Gegenfrage.

 Daraufhin folgt ein peinliches Schweigen, bei dem ziemlich klar ist, was Lavi denkt: „Wer bist du und was hast du mit Yuu gemacht?“

Gerade als Kanda richtig stellen will, dass er das selbstverständlich nicht ernst gemeint hat, kommt ihm Lenalee zuvor: „Eigentlich hat Kanda ja recht... Hier sind wir vor Leverrier sicher. Und bisher waren die ja alle ganz nett.“ Und mit einem strahlenden Lächeln fügt sie ein „Lasst uns hierbleiben!“ hinzu.

Und ohne die entgleisten Gesichtsausdrücke der Jungs zu beachten, marschiert sie in den Vergnügungspark.

 

Es gibt Wahrheiten, die sich nicht dazu eignen, dass man sie sagt. Diese Feststellung werden unsere Exorzisten noch früh genug machen.

Während Lavi und Kanda neben ihrer Kameradin durch den Park marschieren, machen sich beide schon ihre Gedanken. Was sollten sie Komui bei ihrer Rückkehr, sofern so etwas stattfinden sollte, sagen?

Wenn er herausfindet, dass seine kleine Schwester mit zwei jungen Männern allein in einem Vergnügungspark unterwegs war, konnten sie sich ihr Grab schaufeln.

Lenalee scheint keine ihrer Gehirnzellen auf diese Frage zu verschwenden. „Guckt mal ihr Zwei!“, ruft sie fröhlich und deutet auf einen Stand, an dem man Luftballons mit Pfeilen abwerfen kann.

Und ohne auf Argumente wie „Das könnte eine Falle sein!“ oder „ Das ist gefährlich!“ zu achten,

schnappt sie sich die Pfeile und legt los.

 

Im Wohnzimmer derweil, ist den Monopoly-Spielern gerade bewusst geworden, was Mirandas indirekte „Warnung“ zu bedeuten hat.

Die Exorzistenlady besitz nämlich neben Berlin und Paris auch noch Rom und Brüssel, was es fast unmöglich macht, durch die Straße zu kommen ohne Miete an sie zahlen zu müssen. Als ob das Ganze nicht schon schlimm genug ist, landen die Zwillinge kurz nacheinander auf dem Hotel besetzten Brüssel und müssen Hypotheken aufnehmen.

„So Mr. Noah, Sie haben sich doch Arbeit gewünscht. Jetzt haben Sie mehr als genug“, strahlt Miranda und kassiert die Miete von einem übel gelaunten Debitto, der aussieht als würde er ihr am liebsten an die Kehle gehen.

Bei Road sieht es auch nicht viel besser aus. Durch ihre Flughäfen kann sie sich zwar über Wasser halten, aber Mirandas Wuchermiete bezahlen? Wohl eher nicht.

Nachdenklich lässt die Wichtellady ihren Blick durch das Zimmer schweifen und bleibt schließlich an einen, auf das Spielbrett starrenden Allen, hängen.

Verdutzt lehnt sie sich zu ihm herüber. „ Erde an Allen, willst du Löcher in unser Monopoly starren? Das ist Sachbeschädigung!“, meint Road zu ihrem Exorzistenliebling.

Der Angesprochene antwortet ohne jedoch seinen Blick vom Spielfeld zu abzuwenden: „ Lass mich Road, ich bin beschäftigt.“

„Hä? Mit was denn?“, kommt es von der perplexen Wichteldame. Dann geht ihr ein Licht auf. „Ach so, du denkst unser...“, sie wirft der strahlenden Miranda einen flüchtigen Blick zu „Problem nach.“ Einen Moment später beginnen ihre Augen zu strahlen: „Du hast doch nicht etwa eine Lösung?"

Daraufhin sieht der Angesprochenen sie verwirrt an: „Wovon sprichst du? Ich hab keine Lösung, ich bewundere das Problem."

 

 

In der Zwischenzeit sind sowohl Jasdero als auch Debitto bankrott gegangen, da sich Tykis Schuldenberatung als echter Reinfall erwiesen hat. Während die beiden ihren „Schuldenberater“ durch Zimmer jagen und dabei Kissen nach ihm werfen, wendet sich die Besitzerin der teuersten Spielbrettorte nun ihrem letzten Opfer zu.

„Allen, tu was!“, jammert dieses und klammert sich an den Jungen. „Hast du nicht irgendeine Lösung, wie ich dieses Spiel noch gewinnen kann?“

Dabei schüttelt und würgt sie ihren Liebling so fest, das dieser blau anläuft und nach Luft ringt und nur noch japsen kann: „Au, Road lass mich los, ich ersticke!“

Das Gerangel zieht innerhalb kürzester Zeit sämtliche Blicke im Raum auf sich und Jasdebi unterbrechen sogar ihre Tyki-Jagd, um dabei zu zusehen, wie ihr verhasster Feind erdrosselt wird.

Schließlich lässt Road, verwundert das es sich nicht mehr wehrt, von ihrem „Opfer“ ab und schreit laut. Derweil bekommt Tyki sich nicht mehr ein vor lachen: „Glückwunsch Road, das muss man erstmal schaffen. Seinen Liebling solange Knuddeln, bis er vor lauter Sauerstoffmangel bewusstlos wird!“

Während Jasdebi nun Anstalten machen den bewusstlosen Allen zu vermöbeln, die Wichtellady immer noch vor sich hin jammert und der Weinachtsmannklon sich vor Lachen nicht mehr einkriegt, fühlt sich eine gewisse Person, die an dem Chaos irgendwie Schuld hat, plötzlich reichlich überflüssig.

Kidnapping deluxe - Wenn der Entführer beide Male nicht klopft

Mit einem Seufzen lässt Miranda Lotto sich in einen der weißen Ledersessel im gräflichen Gästehaus sinken. Was für eine Hektik. Sie hatte sich zum wiederholten Male verlaufen bis sie schließlich über die den Exorzisten zugewiesene Unterkunft gestolpert war und nun ist sie unglaublich erschöpft. Die Exorzistin schließt die Augen und versucht gerade sich zu entspannen, als die Tür so heftig aufgestoßen wird, dass diese mal wieder gegen die Wand schlägt. Eine völlig aufgelöste Wichtellady kommt hereingestürmt und jammert sogleich: „Mauerblümchen! Wo ist Allen?“

„Vielleicht in der Bäckerei?“, wagt die erschöpfte Exorzistenlady zu vermuten.

Road scheint über die Antwort kurz nachzudenken, beschließt dann aber, dass Miranda sie wohl kaum übers Ohr hauen will und stürzt nach einem flüchtigen „Danke!“, wieder nach draußen.

„Was für ein Desaster“, seufzt die Dramaqueen. „Und dabei hat es doch eigentlich ganz lustig angefangen...“

 

Etwa eine Stunde zuvor hatten Miranda und Allen mit den Noahs, so friedlich wie es mit Jasdebi und Road möglich war, Monopoly gespielt. Als die Wichtellady sich später aus Angst, sie könnte verlieren an ihren Lieblingsexorzisten klammerte, hatte dieser aufgrund des Sauerstoffmangels irgendwann das Bewusstsein verloren. Natürlich waren die beiden Rentiere und ein gewisser Weihnachtsmannklon ganz scharf darauf gewesen, ihm, solange er „wehrlos“ war, sämtliche seiner Missetaten zurückzuzahlen, konnten sich aber nicht entscheiden wer anfangen durfte. Was zur der hitzigen Diskussion geführt hatte, wer denn am meisten unter Cross‘ Schüler gelitten und daher Erstschlagrechte hatte.

Zu ihrem Glück war die weibliche Noah noch damit beschäftigt dem Satz „Cry me a River“ eine neue Dimension zu verpassen, andernfalls hätte man dem Weihnachtsmannklon und seinen Rentieren mangelnden Selbsterhaltungstrieb und suizidale Tendenzen unterstellten können.

 

Als wäre die ganze Situation nicht schon absurd genug gewesen hatte ein plötzliches Ertönen des Liedes „Alle Jahre wieder“ die Anwesenden mitten in ihrer jeweiligen Aktion erstarren lassen. Es klang nach einer sehr schief gesungene Version des Liedes und die Lautstärke nahm stetig zu.

 „Oh, verdammt, er ist hier!“, japste Tyki mit einem Gesichtsausdruck der jeden Horrorfilmproduzenten stolz gemacht hätte wären Filmaufnahmegeräte schon erfunden worden. Mit einem knappen „Rennt!“ entschied er sich durch das nächste Fenster zu türmen.

Jasdebi, deren Gesichter schneller ihre Farbe verloren hatten als ein buntes T-Shirt in einer Wanne Bleichmittel, sprangen direkt hinterher.

„Hey, wartet auf uns!“, rief Road und zerrte die vollkommen verdatterte Miranda und einen immer noch bewusstlosen Allen in Richtung des improvisierten Ausganges.

Gerade als der Zipfel der Wichtelmütze nach draußen verschwunden war, flog die Tür mit einem rekordverdächtigen Knall auf und ein trällernder Weihnachtsgraf tänzelte ins Zimmer.

Er hielt verdutzt inne und schaute sich um. Eigentlich hatte er erwartet seine Schützlinge beim Monopoly spielen vorzufinden, allerdings lagen Spielbrett, Geld und Figuren auf dem Boden und auf den Möbeln verstreut und von den Noahs war keine Spur zu sehen.

Sein Blick blieb an dem offenen Fenster hängen. Er blinzelte überrascht und meinte dann mit einem Grinsen, das selbst Zombies wieder ins Grab gejagt hätte: „Was haben wir denn da?“

 

Road hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Noahgeschwister aus den Augen verloren. Nicht das sie den Dreien gezielt gefolgt wäre. Sie war mehr darauf bedacht gewesen zu rennen als darauf zu achten, wohin die Reise ging. Frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“. Und so war ihr noch gar nicht aufgefallen, dass etwas fehlte. Etwas Wichtiges.

„Warten sie Mrs. Noah, bitte!“, röchelte die von Tyki benannte Mimose. Die Wichtellady hatte sie am Kragen gepackt, was bei der wilden Flucht unweigerlich zu einem Sauerstoffmangel bei der Exorzistenlady geführt hatte. Augenscheinlich hatte Road ein Talent dafür, unabsichtlich Leute zu erdrosseln.

„Was ist den jetzt?“, fauchte Allens Verehrerin genervt, ließ Miranda aber los und blieb stehen.

„Wir müssen nochmal zurück“, japste die immer noch leicht blau angelaufene Exorzistin.

„Zurück? Bist du wahnsinnig? Der Weihnachtsspinner ist uns auf den Fersen!“, kam die geschockte Antwort.

„Ich weiß, aber...“ weiter kam sie nicht bevor eine ziemlich aufgebrachte Noah sie unterbrach:

„Wenn du Bescheid weißt, warum schlägst du dann so etwas Schwachsinniges vor? Also wirklich, du bist doch fast so durchgeknallt wie der Rest. Was meinst du dazu Allen?“ Mit diesen Worten wendete sie sich an ihre linke Hand mit der sie noch immer Allens Jacke umklammert hielt.

Allens Jacke. Ohne Allen.

„Allen?“, quietschte die Noah als ihr die Abwesenheit ihres Schatzes bewusst wurde.

„Wir haben in verloren als du durch das Fenster gesprungen bist“ erklärte Miranda, die sich langsam von dem spontanen Anschlag auf ihr Leben erholte.

„Und das sagst du mir erst JETZT?“

Die Mimose massierte sich derweil ihren Hals und meinte: „Ich fürchte meine Stimmbänder können genauso schlecht unter Druck arbeiten wie ich“

„Egal, wir müssen ihn retten!“

Als die beiden wenige Minuten später in das Monopolyzimmer zurückschlichen fehlte von Roads großer Liebe leider jede Spur. In der Hoffnung, dass der Exorzist den wahnsinnigen Anwandlungen des Grafen entkommen war, entschlossen sich die beiden Frauen getrennt nach ihm zu suchen, um weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das diese Entscheidung aufgrund der Tatsache, dass Miranda sich unweigerlich wieder verlaufen musste jeglicher Logik entbehrte wird an dieser Stelle gekonnt ignoriert.

 

Und so kam es dazu, dass Miranda dem Architekten der Arche einen Aufenthalt in der Hölle wünscht. Oder Alternativ auch auf der gräflichen Weihnachtsparty, das wäre zumindest im Bezug auf seine Nerven eine noch bessere Bestrafung. Während die Mimose nun mit Pläne schmieden beschäftigt ist, hat Road ihren Suchschwerpunkt auf sämtliche Lebensmittelgeschäfte gesetzt. Und angefangen hat sie in der Bäckerei.

„Also, nur das ich das jetzt richtig verstehe“, murmelt die Wichtellady „Heute Nachmittag kam ein weißhaariger Exorzist mit ich zitiere „gesundem Appetit“ hier vorbei und hat ihren Laden angefangen leer zu räumen?“

Der Akumaladengehilfe hinter der Ladentheke nickt eifrig mit einem strahlenden Lächeln:

„Er hatte so guten Geschmack! Trift man selten in diesen Breitengraden, meine Lady. Wir Akuma sind ja nicht mehr lebendig und versuchen sie mal einer Maschine das Prinzip von gutem Geschmack zu erklären, ich fürchte sie hätten mehr Erfolg, wenn sie in der Blindenanstalt die Farbenlehre vorstellen.“

„Ich verstehe“, antwortet Road, die immer noch mit ihrer Liste beschäftigt ist. Der Überfall musste passiert sein, kurz bevor sie Allen und dem Grafen auf dem Rückweg von der Abstellkammer begegnet war. Schließlich hatte ihr Schatz da schon die Brötchentüte dabei.

Mit einem Seufzen verabschiedet sich die Noah und marschiert aus dem Laden, in der Hoffnung in einem anderen Geschäft mehr Glück zu haben.

 

Derweil haben unsere Exorzisten im Vergnügungspark noch gar keine Ahnung davon, dass einer ihrer Kollegen auf mysteriöse Art verschwunden ist.

Lenalee hat nach dem Pfeile werfen unbedingt noch Entchen angeln, das Glücksrad, den Losstand, Dosenwerfen und den Boxautomaten ausprobieren wollen. Jetzt hüpft sie überglücklich mit einem riesigen Plüschtiger unter dem Arm und den beiden mit Preisen vollbeladenen Jungs in Richtung Achterbahn.

„Lenalee, warte mal“, startet Lavi den Versuch seine Kollegin zu bremsen, „sollten wir nicht bald mal zurück zur Unterkunft gehen? Es ist schon spät und irgendwie mach ich mir Sorgen um Allen und Miranda.“

Tatsächlich bleibt die Pantoffelheldin stehen und denkt einen Moment nach.

„Eigentlich hast du Recht“, meint sie mit besorgtem Gesichtsausdruck, „Miranda ist leider immer vom Pech verfolgt und ich glaube nicht, das es hier anders ist nur weil wir an Bord der Arche sind. Und Allen schafft es ja immer wieder in die verrücktesten Situationen zu gelangen...“

„Um Moyashi würde ich mir nicht allzu große Gedanken machen“, ist Kandas, durch den Plüschtierstapel gedämpfte, Stimme zu hören, „Den kriegt nichts so schnell tot.“

In Gedanken fügt er noch grummelig ein „Leider“ an.

Der Rotschopf nutzt den Moment, um sein Ziel klarzustellen: „Nun, da wir das geklärt haben gibt es ja keinen Grund mehr hier herumzustehen.“ Und mit seinem typischen Lavigrinsen fügt er noch hinzu: „Also, wo ist der Ausgang?“

 

Road hat kein Glück. Ist chronisches Pech ansteckend? Wenn ja konnte sich die Mimose auf etwas gefasst machen. Sie einfach so zu infizieren.

Schlecht gelaunt, inzwischen ebenfalls erschöpft und immer noch allenlos schleppt sich die Wichtellady durch die hell gepflasterten Straßen der Arche. Es ist bereits vor einer ganzen Weile dunkel geworden und obwohl die Noah sämtliche Metzgereien, Gemüseläden und Restaurants aufgesucht hatte, ist ihre Suche nicht von Erfolg gekrönt gewesen.

Mit Schwung stößt sie die Tür zur Exorzistenunterkunft auf und reißt diese dabei komplett aus den Angeln. Das krachende Geräusch, das dabei zu hören ist reicht aus, um die Exorzistenlady in die Eingangshalle stürmen zu lassen. Mit einem überraschten Aufschrei macht sie sich auch pronto daran den Eingang ihres vorübergehenden Zuhauses unter den ungläubigen Blicken ihrer Besucherin zu reparieren.

„Sag mal, was machst du da?“ will die etwas verwirrte Road wissen. Ja, die Erschöpfung macht ihren Kopf langsam, soll vorkommen.

„Das könnte ich dich fragen“, meint Miranda mit Tränen in den Augen, „Habt ihr Noahs vielleicht ein Problem mit Türen? Ständig reißt ihr sie auf und knallt sie gegen Wände. Warum habt ihr sie nicht gleich weggelassen und stattdessen nur Torbögen installiert. Oh, arme Eingangstür, keine Sorge, ich werde dir helfen!“ Und mit einer Eifer, die sie sonst immer nur bei der Pflege ihrer alten Standuhr gezeigt hatte, macht sie sich daran, den Putz, der am Holz hängengeblieben war zu beseitigen.

Doch bevor die fassungslose Wichtellady irgendetwas darauf antworten kann, platzt auch schon die nächste Person ins Zimmer.

„Hey, du! Was machst du mit unserer Kollegin?“, erklingt eine reichlich wütende Stimme vom neu umfunktionierten Eingangstorbogen.

Dort steht Lenalee, nach wie vor mit Plüschtiger und Gepäckträgerjungs im Schlepptau und sieht nicht gerade glücklich mit der Situation aus.

 

Ein paar Minuten später sitzen die Exorzisten mit ihrer Feindin im Wohnzimmer der Unterkunft in der gemütlichen Sofaecke und tauschen Informationen aus.

Nachdem Miranda auf die Frage des Rotschopfes, was den eigentlich passiert sei, mit einem gejammerten „Mrs. Noah misshandelt die Türen“ geantwortet hatte, war von den drei Neuankömmlingen beschlossen worden, Road, zumindest vorerst, nicht um die Ecke zu bringen.

Die Tür hatte der Selbstreparierungsprozess der Arche später wieder an der richtigen Stelle eingefügt und die Dramaqueen war beruhigt.

Nachdem die beiden Monopolyrivalinnen die Sachlage mit mehr oder weniger Übertreibungen geschildert haben meldet sich schließlich Lenalee als erste zu Wort: „Also, Allen ist verschwunden?“

Dafür kassiert sie ein genervtes Stöhnen und verdrehte Augen von der Wichtellady: „Quatsch, er übt bloß einen neuen Zaubertrick, um unbemerkt aus der Küche zu verschwinden, wenn er mal wieder Hunger auf einen Mitternachtssnack hat.“

Als die Mitglieder des schwarzen Ordens sie daraufhin skeptisch anschauen, reißt sie theatralisch die Arme über den Kopf und ruft: „Meine Güte, Sarkasmus gleich Fremdwort? Habt ihr im Orden kein Lexikon oder einen Duden? Er wurde gekidnappt! Und wenn ihr das Wort auch nicht kennt schlag ich VOR ihr schlagt es NACH!“

„GEKIDNAPPT?“, kommt der überraschte Aufschrei von der Pantoffellady und Lavi. Diese Möglichkeit hatten die beiden Frauen in ihrer farbenfrohen Erzählung von der Suchaktion in der Arche nicht erwähnt.

„Tch“, war der einzige Kommentar von Kanda „Typisch Moyashi, zu allem fähig zu nichts zu gebrauchen.“

Die anderen Rauminsassen quittierten seine Aussage nur mit einem bösen Blick.

Allens Leistung glich mal wider einem Kunststück. Ernsthaft, wie viele Entführungsopfer schafften es im Hauptquartier des Entführers erneut entführt zu werden? Vielleicht sollten sie ihm eine Medaille ausstellen. Vorausgesetzt sie finden ihn wieder.

 

„Mauerblümchen und ich haben die typischen Orte, an denen er sich aufhalten würde abgesucht. Da wir ihn nicht finden können ist es wahrscheinlich, dass der Graf ihn entführt hat nachdem er im Fenster hängen geblieben ist“, erklärt Road ihre Schlussfolgerung.

„Wir sollten nach einer Möglichkeit suchen, das Hauptquartier zu informieren“, schlägt der Mann mit der Augenklappe vor, „Vielleicht ergibt sich eine Chance und sie können uns Verstärkung schicken.“

„Vorausgesetzt mein Bruder hat noch nicht alle in den Wahnsinn getrieben“, seufzt Lenalee.

Die Noah wirft ihr einen mitleidigen Blick zu und sagt: „Dein Bruder klingt nach einem netten Spielkameraden für den Grafen.“ Etwas ernster fügt sie hinzu: „Ihr setzt einen Brief auf und ich besorg eine Akumabrieftaube. Wenn wir sie heute Nacht losschicken dürfte der Graf davon nichts mitbekommen.“

Die Exorzisten nicken zustimmend und machen sich gleich auf um Stifte und Papier zu finden während Road zur Poststation aufbricht, um sich einen der Vögel zu leihen. Auf dem Weg nach draußen fällt sie fasst über mehrere Paar Gummistiefel in verschiedenen Farben. Wütend kickt sie das dreiste Schuhwerk zur Seite und verlässt das Gebäude.

 

Bombenstimmung!

Am Morgen des 6. Dezembers herrscht eine bedächtige Stille im Hauptquartier des schwarzen Ordens. Oder sagen wir mal lieber eine erschöpfte Stille. Nachdem der Graf es geschafft hatte, am Vortag vier Exorzisten und das momentane Objekt der Sonderuntersuchungskommission zu kidnappen, war in der Zentrale erst einmal Panik ausgebrochen. Komui hatte einen „Meine-kleine-Schwester-ist-entführt-worden-Anfall“ und der Großteil der Wissenschaftler war damit beschäftigt, ihn und Komui Ex von einem verzweifelten Überfall, dessen Ziel niemand so genau kannte abzuhalten.

 

Reever ist als erstes auf den Beinen. Mit einem doppelten Espresso in der Hand starrt er auf das Trümmerfeld, welches gestern noch ein Büro gewesen ist und schüttelt den Kopf.

Wo fängt er am besten mit dem Aufräumen an? Mit dem Holzregal, das jetzt aus mehr Einzelteilen besteht als ein Jenga-Spiel? Oder mit dem komuiförmigen Loch im Boden?

Oder mit dem 3000 Teile Puzzle in das sich sein Papierkram verwandelt hat?

Doch bevor diese schwierige Entscheidung treffen kann, hört er ein Klopfen am Fenster. Verdutzt kämpt er sich durch das Chaos bis er durch das leicht zugestaubten Glas sehen kann und bei dem Bild, das sich ihm bietet, klappt seine Kinnlade herunter.

Auf der Fensterbank hinter der Scheibe sitzt die mit Abstand gruseligste Brieftaube, die er je gesehen hat. Sie hat dunkelgraues Gefieder, leuchtende, rote Augen und wie es aussieht eine Art Mini-Bazooka umgeschnallt. Auf ihrem Rücken ist eine Papierrolle festgezurrt.

„Okay Holzkopf, lass mich rein oder ich puste dein Fenster weg“, flötet die Abnormalität auf der Fensterbank. Reever ist so überrascht, dass er erstmal drei Sätze rückwärts macht und dabei über die Überreste seines Schreibtisches fällt.

Die Monstertaube verdreht daraufhin nur genervt die Augen.

„So ein Idiot“, gurrt sie und hebt ab.

Über die Schreibtischkante hinweg beobachtet der Wissenschaftler, wie sie eine Schleife fliegt und einige Meter von der Glasscheibe entfernt mit schlagenden Flügeln in der Luft stehenbleibt. Bevor der Mann sich fragen kann, was sie da macht, landet mit einem Klappern eine rote Christbaumkugel auf der äußeren Fensterbank.

„Was zum---“, noch bevor er es schafft seinen Satz zu beenden, gibt es ein Explosion, die das ganze Hauptquartier erzittern lässt.

 

In der Arche ist derweil augenscheinlich noch niemand wach.

„Ho, ho, Merry Christmas!“, ertönt es aus dem Zimmer eines gewissen weiblichen Weinachtswichtels, kurz gefolgt von einem mordlustigen „STIRB!“

Road ist mal wieder von einer der technischen Spielereien des Grafen geweckt worden. Dieses Mal war es ein Rentierwecker. Nach dem letzten Weckerzwischenfall hat das Noahmädchen sich allerdings vorbereitet. Weshalb die nervtötende Uhr nun lernt, wie es sich anfühlt mit einem Hammer bearbeitet zu werden. Mit einem Exorzistenhammer.

Ob Lavi die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten seiner Innocence bewusst sind?

Als von der der neuerlichen Weihnachtsspinnerei nur noch ein rauchender Haufen Schrauben und Zahnräder übrig ist, lässt die zornige Noah von ihm ab. Wütend über ihre unterbrochene Ruhephase entscheidet sie sich aufzustehen.

Grummelnd marschiert sie in Richtung Kleiderschrank und fällt prompt auf die Nase.

„Oh, meine Road ist heute Morgen wie ein junges Reh! Noch etwas unsicher auf den Beinen“, kommentiert eine Stimme vom Eingang des Zimmers her. Der Weihnachtswichtel in Pink dreht den Kopf zur Seite und sieht die Verkörperung des Weihnachtsschreckens neben ihrem Raumteiler stehen. Der Morgen wurde immer besser.

 

An einem anderen Ort in der Arche wird ein gewisser Weihnachtsmannklon wach, weil er das Gefühl hat, dass sich jemand in seinem Zimmer aufhält. Mit einem Ruck sitzt er aufrecht im Bett und sieht sich um. An seinem Schreibtisch steht eine Gestalt und blättert in seinen Unterlagen. Genauer gesagt in seinem Tagebuch.

Die Augen des Weihnachtsmannklones weiten sich auf die größe von Esstellern und mit einem lauten Aufschrei stürzt er sich auf den Einbrecher „STOPP! Finger weg!“

Die unbekannte Figur macht einen erschrockenen Schritt zur Seite und der verschlafene Tyki landet unsanft auf dem Boden.

„Woah, immer langsam! Kein Grund gleich auszuflippen. Ihr Noahs braucht echt ein Anti-Agressionstraining“, sagt der Unbekannte amüsiert.

Der Weihnachtsmannabklatsch kämpft sich aus der Decke, die er vom Bett mitgerissen hat und die ihn nun unbarmherzig umarmt und besieht sich sein Gegenüber genauer.

Die Gestalt trägt einen roten Mantel und eine Mitra auf dem Kopf. Sein Gesich ist zu Hälfte hinter seinem weißen Vollbart versteckt und über der Schulter hält er einen Stoffsack. Moment mal, versucht der Vatikan jetzt schon seine privaten Geheimnisse zu stehlen?

Die Vorstellung von Leverrier, der mit einem Schockowindbeutel in der Hand und wie ein Schulmädchen kichernd in seinem Tagebuch blättert tauchte in Tykis Gedanken auf. Schlagartig verliert sein Gesicht seine graue Farbe. „Wer bist du und was willst du hier?“, fragt der sichtlich erschütterte Noah den Eindringling.

 

„Mein Name ist“, der Einbrecher nimmt seinen Beutel in die andere Hand und wirft einen Blick auf die Notiz in seiner Handinnenfläche, „Sankt....Niklas? Glaube ich. Und der Grund meines Besuchs? Normalerweise sollte ich dir Geschenke in die Stiefel stecken. Weil du die aber meines Erachtens nicht gut genug poliert hast, habe ich mich entschieden, dir deine Schlampigkeit heimzuzahlen. Und was eignet sich besser als peinliche Geheimnisse?“

Eine dunkle Aura bildet sich um den Mann und ein bösartiges Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Oder zumindest vermutet Tyki, dass es bösartig sein soll. Um es durch diesen Bart hindurch beurteilen zu können bräuchte er schon eine Röntgenbrille.

Diese Ausstrahlung kommt dem Noah allerdings bekannt vor. Diese unfaire Vorgehensweise und eindeutige Neigung zu drastischen Maßnahmen...

 

„Cheater Boy?“, stammelt der Weihnachtsmannklon ungläubig.

Der nun entarnte Exortzist meint nur gelassen: „Hast ganz schön lang gebraucht, wirst du alt Tyki oder schläfst du noch?“

„Von wegen alt! Wer rennt hier Greis rum? Und was soll der Aufzug?“

„Ich hab einen Deal mit Weihnachtsspinner und meine Hälfte der Vereinbarung war, dass ich heute in dem Aufzug rumrenn und Geschenke verteile.“

„Und was springt dabei für dich raus?“

„Als ob ich das dir verraten würde, Pokerloser!“

„Sagt die Niete, die nicht Mal weiß, als was er verkleidet ist“

„Hey, ich hab doch gesagt, dass ich Sankt Niklas bin!“

„Du hast gesagt, dass du es glaubst. Und der Mann heißt Niklaus, nicht Niklas.“

„Oh. Ich wusste ich hätte leserlicher schreiben sollen...“

„Ha, wer ist nun der Loser?“

Allens Gesicht nimmt einen freundlichen Ausdruck an und mit einem unschuldigen Lächeln, das überhaupt nicht zu seiner finsteren Aura passt, schwingt er den von ihm mitgebrachten Stoffsack wieder über seine Schulter.

 

Für Johnny hat der Morgen sehr unerfreulich angefangen. Anstatt eines Weckers hat ihn eine Bombenexplosion oder zumindest etwas, das danach klang geweckt. Fluchend kämpft er sich aus dem Papierstapel in dem er gestern eingeschlafen ist und schaut sich um.

Der Büroraum sieht noch schlimmer aus als gestern und Reever sitzt geduckt hinter einem der kaputten Schreibtische.

Eine leichte Brise lenkt die Aufmerksamkeit des Brillenträgers auf das Fenster oder besser gesagt, die Stelle an der Wand an der sich das Fenster befinden sollte. Anstatt einer Glasscheibe befindet sich dort nämlich ein klaffendes Loch.

Und in dem Loch sitzt… eine Mutantenbrieftaube?

„Ich hab dir ja gesagt, dass du hinne machen sollst“, grollt das Federvieh mit überraschend tiefer Stimme, „Ich hab Post und nicht den ganzen Tag Zeit!“

Mit diesen Worten packt sie die Papierrolle mit ihrem Schnabel und zerrt sie aus ihrer Fixierung. Anschließend wirft sie die Rolle vor die Trümmer von Rivers Schreibtisch und fliegt durch Loch nach draußen. Als Johnny es endlich schafft aus seinem Papiergefängnis zu entkommen, ist sie bereits verschwunden.

„Morgen Reever, ist das deine neue Art zu lüften oder hab ich was verpasst?“, fragt der Lockenkopf.

„Wir hatten Besuch von einer abnormalen Taube und sie hat das Fenster mit einer Bazooka, die explodierende Christbaumkugel schießt in die Luft gesprengt. Also, nein du hast nichts verpasst“, kommt die trockene Antwort.

Johnny verkneift sich ein Grinsen und beschließt, den Zettel, den der gefiederte Besucher dagelassen hat genauer zu untersuchen.

Er rollt das Papier auf und beginnt zu lesen. Noch bevor er das Textende erreicht hat, entgleisen ihm die Gesichtszüge und er lässt den Zettel fallen. Mit hochgezogenen Augenbrauen angelt sich nun Reever den Brief und wirft einen Blick auf den Inhalt.

Nach einem kurzen Moment meint er mit wenig Begeisterung: „Ich schätze, es ist an der Zeit den Chef zu wecken.“

 

Die Verfasser des Briefes sitzen derzeit noch immer in der ihnen zugewiesenen Unterkunft in der Noaharche fest und beäugen misstrauisch den gedeckten Frühstückstisch.

Kanda hatte die bunte Truppe unabsichtlicher Weise mit einem überraschten Aufschrei geweckt. Der Sobaliebhaber schaffte es aufzustehen, einen ganzen Schritt von seinem Bett wegzumachen und dann, äußerst unelegant, Road zu imitieren indem er über ein Paar Stiefel stolperte. Diese fielen dabei um und ein ganzer Schwall Walnüsse, Schokolade in verschiedensten Formen und Mandarinen ergoss sich über den Fußboden. Während Lavi sich vor Lachen nicht mehr halten konnte, hatte der Schwertkämpfer plötzlich das vollkommen unerklärliche Bedürfnis jemanden aufzuschlitzen.

Und dieses Bedürfnis lässt er nun, unter den leicht verstörten Blicken seiner Teamkollegen, an einem Brötchen aus.

„Sag mal Yuu, was machst du da?“, traut sich schließlich der Rotschopf zu fragen.

Seine einzige Antwort ist ein äußerst mordlustiges „Tch“.

Mit einem nervösen Lächeln im Gesicht meint Lenalee: „Kommt schon Leute, es ist noch zu früh für Streit, wir sollten uns lieber über wichtigere Dinge Gedanken machen.“

„Ja, zum Beispiel wer es geschafft hat, Yuu in den neuen Bettvorleger zu verwandeln“, grinst Junior und muss umgehend unter dem Tisch in Deckung gehen, um nicht von Kandas Buttermesser aufgespießt zu werden.

Während Mr. Kitchen Knife seinem Spitznamen nun alle Ehre macht und versucht Lavi für seine Unverschämtheiten zu massakrieren, wendet sich Miranda erstmals an ihre Kollegin: „Irgendwie ist mir diese Situation suspekt. Warum sollte der Graf Stiefel aufstellen, um uns zu verletzen? Da gibt es doch sicher effektivere Methoden, nachdem er uns schon so erfolgreich hier eingesperrt hat.“

Bevor Lenalee ihr jedoch antworten kann ist von draußen ein lautes Scheppern zu hören.

Die Gruppe aus gekidnappten Exorzisten stürmt auf die Straße und muss sich erstmal kräftig die Augen reiben, um sicher zu gehen, dass sie keine Macke in der Optik haben und das gerade wirklich passiert.

Hangabwärts ist ein bärtiges Individuum mit wahnsinnigem Lachen damit beschäftigt vor einem Noah im roten Pyjama mit Weihnachtsmannaufdruck zu flüchten.

Der Verfolger attackiert sein Opfer mit einer Mischung aus explodierenden Christbaumkugeln, giftigen Tannenzapfen und brennenden Strohsternen, welche unter lautem Klirren und Scheppern Brandflecken und Scherben hinterlassen.

„Hey Leute, haben wir euch geweckt? Hat Bakanda seine Stiefel gefunden?“, ruft der Mann mit Vollbart fröhlich als er einer weiteren Kugelgranate ausweicht.

Während drei der Exorzisten die Kinnlade herunterfällt und sie aussehen, als wäre gerade Leverrier persönlich aufgetaucht, um sie zu retten, ist der vierte am Kochen.

„Verdammtes Moyashi!“, grollt er und schließt sich, noch immer mit einem Buttermesser bewaffnet, der munteren Verfolgungsjagd an.

Und so kommt es, dass, unter den perplexen Blicken der drei Zurückgelassenen, die Arche in ein Weihnachtsschlachtfeld verwandelt wird.

 

Erstaunlicherweise ist Miranda die erste, die ihre Stimme wieder findet: „Was trägt Allen da für ein komisches Outfit?“

„Das sind ein Umhang, eine Mitra und ein künstlicher Vollbart, er post nämlich als Sankt Nikolaus“, beantwortet eine fröhliche Stimme ihre Frage.

„Ohh, das macht Sinn.“

Miranda nickt verständnisvoll bevor sie realisiert, dass es weder Lenalee noch Lavi gewesen sind, die gerade gesprochen haben. Mit einer plötzlichen Bewegung, die einem schon vom Zusehen ein Schleudertrauma verpassen würde, dreht sie sich in Richtung des Neuankömmlings.

„Morgen Mauerblümchen, biste jetzt wenigstens wach?“, grummelt eine sichtlich schlecht gelaunte Road. Neben ihr steht der strahlende Weihnachtsgraf, natürlich nach wie vor im viel zu engen Ballettkleid.

„Warum spielt Allen Nikolaus?“, fragt der Mann mit der Augenklappe skeptisch.

„Och, ich hab ihn gestern im Wohnzimmer abhängen gesehen und da meine lieben Noah alle nicht aufzufinden waren hab ich mich ein bisschen mit ihm unterhalten. Allerdings musste ich den armen Kerl erstmal mit einer Sahnetorte wiederbeleben. Wer auch immer versucht hat ihn umzubringen versteht sein Handwerk wirklich gut.“

„Oh, wirklich?“, meint die Mimose und wirft einer gewissen Noah, die bei den Worten des Grafen ihre Gesichtsfarbe um einem kräftigen Rotton ergänzt hatte, einen vielsagenden Blick zu.

„Ich hab ihm vorgeschlagen heute als Sankt Nikolaus zu posen, dafür hat er während eures gesamten Aufenthalts freien Zugang zu sämtlichen Essenvorräten und darf sogar das Küchenpersonal zum Kochen miteinbinden“, beendet der Grafenengel sichtlich mit sich zufrieden seine Erklärung.

„Oh, Allen“, seufzen die Exorzisten müde. Und sie hatten sich solche Sorgen gemacht!

 

Gewöhnliche Anzeigen für etwas ungewöhnliche Jobs

An einem geheimen Ort im Hauptquartier einer gewissen schwarzen Organisation sitzen drei mehr oder weniger entnervte Individuen in Komuis Büro und denken über den verwirrenden Statusreport, den sie am Morgen erhalten hatten, nach.

Die Wissenschaftler wissen nicht was sie von einer Situation halten sollen, in der Allen wegen eines Monopolyspieles fast gestorben und anschließend gekidnappt worden ist.

„Was meinen sie Chef, sollen wir Inspektor Link von den neuerlichen Schwierigkeiten seines Schützlings erzählen?“, fragt Reever unbehaglich.

„Das ist jetzt die Frage, Reever. Was Link weiß, weiß bald auch Leverrier und das wäre alles andere als gut. Wenn die beiden aber herausfinden sollten, dass wir etwas derart Wichtiges verheimlichen, haben wir großen Ärger am Hals.“

„Vielleileicht können wir den Inspektor überzeugen, die Sache geheim zu halten? Mit seinen Fähigkeiten wäre er bei der Rettung der Fünf nämlich eine große Hilfe“, schlägt Johnny vor.

„Hmmmm“, meinen seine beiden Kollegen.

 

In der Noaharche hat der Graf es inzwischen geschafft der fröhlichen Verfolgungsjagd ein Ende zu bereiten. Jetzt sitzen seine, nicht ganz freiwilligen, Gäste und die Noahs mal wieder in einem der Wohnzimmer am Tisch. Road jammert Allen die Ohren voll, warum er den ihre Stiefel in den Weg gestellt und somit für ihre Bruchlandung nach dem Aufstehen gesorgt hatte, Lavi und Lenelee versuchen Kanda davon abzuhalten ihren Kollegen zu töten und Miranda unterhält sich mit Tyki über den Mechanismus der Kaffeemaschine. Da die Exorzistin sehr viel Erfahrung mit Schlafmangel hat, fasziniert sie der koffeinhaltige Wachmacher sehr.

„Sag mal Allen“, fragt die rosa Wichtellady plötzlich ihre große Liebe, „Warum war Tyki eigentlich vorhin so sauer auf dich? Hast du schon wieder bei irgendetwas geschummelt?“

Der Exorzistenjungen grinst breit und antwortet: „Ausnahmsweise hab ich genau das Gegenteil gemacht….“

Wir alle erinnern uns an die „freundliche“ Unterhaltung, die während Allens „Besuch“ bei Tyki stattgefunden hat.

Was genau ist danach passiert?

 

Allens Gesicht nahm einen freundlichen Ausdruck an und mit einem unschuldigen Lächeln, das überhaupt nicht zu seiner finsteren Aura passte, schwang er den von ihm mitgebrachten Stoffsack wieder über seine Schulter.

„So, so…“, sagte der weißhaarige Exorzist vollkommen unbeschwert, „dann werde ich dir wohl beweisen müssen, wer von uns beiden der Loser ist.“

Mit diesen Worten zog er seine Pokerkarten aus seiner Manteltasche.

„Als ob du ohne zu schummeln gewinnen könntest“, meinte der Pseudoweihnachtsmann verächtlich und akzeptierte die Herausforderung.

Etwa eine Stunde und viele gescheiterte Versuche sein „Pokerface“ zu wahren später, glich  Tyki eher einem rauchenden Vulkan als einem Apostel und war kurz davor zu explodieren. Seinem Gegner war das Grinsen derweil nicht vergangen. Er griff erneut in seine Manteltasche und holte einen Zettel hervor.

„Übrigens, ich hab gehört Road hat sich mit interessanten Konsequenzen poetisch ausgetobt. Da dachte ich verschönere auch einigen Leuten den Morgen“, strahlt der Pokerteufel im Nikolauskostüm nach wie vor schonungslos gelassen. Ob er immer noch so ruhig wäre, wenn der Graf rausfände, dass er einen Glückspiel befürwortenden Sankt Nikolaus mimt?

Mit einem Räuspern und den köchelnden Weihnachtsmannklon ignorierend beginnt der Exorzist seinen Vortrag:

 

„Der Weihnachtsklon kann heute nicht kommen,

er ist noch ziemlich mitgenommen,

hat in seinem Pokerwahn,

ganz gehörig sich vertan,

und mit einer Niederlage,

lernt er nun an diesem Tage,

das Tyki auch als Weihnachtsmann,

gegen Allen nicht gewinnen kann!“

 

Der besagte „Weihnachtsklon“ hatte derweil Mühe, seinem Gegenüber nicht einfach den Kopf abreißen.

„Ruhig Tyki“, versuchte der zornige Noah sich selbst zu beruhigen, „zeig ihm das du der Erwachsene bist.“ An Allen gewandt meinte er schließlich: „Ich glaube dir nicht das du ohne zu schummeln Karten gespielt hast!“

Der Teenager schüttelte daraufhin mit einem übertriebenen Seufzer den Kopf.

„Weißt du Tyki, beim Poker spielt man nicht seine Karten, man spielt seine Gegner und darin bin ich verdammt gut. Erfahrungswerte, weißt du?“, belehrt er den Pseudoweihnachtsmann.

„In Anbetracht der Tatsache, dass du Cross‘ Schüler bist, bin ich zumindest bereit einen Teil dieser Aussage so hinzunehmen“, grollt der Noah mit verärgert zuckenden Augenbraue, „Allerdings brauchst du dir nicht einbilden mich wie irgendeinen Menschen lesen zu können!“

„Kein Problem, zum Glück ist Einbildung nicht meine Hauptbildung“, lacht Allen, „Ich lese dich nicht wie andere Menschen sondern wie dein Tagebuch!“

Und mit diesem Satz begann die wilde Verfolgungsjagt mit beiläufiger Sachbeschädigung.

 

 

„Oha“, meint die Wichtellady, „gegen dich in einem fairen Spiel zu verlieren dürfte so ziemlich die schlimmste Niederlage sein, die sich Tyki vorstellen kann.“

„Na ja, ich denke die Tatsache, dass ich in sein Zimmer eingebrochen bin und sein Tagebuch gelesen habe könnte mitunter zu seiner schlechten Laune beigetragen haben. Eventuell“, grübelt der weißhaarige Teenager.

Die Unterhaltung wird plötzlich von einem gut gelaunten Grafenengel unterbrochen:

„So, nachdem Cheaterboy und Tyki-Pet ihre Weltzerstörungssimulation beendet haben, können wir nun zu unserem Tagesplan übergehen.“

Irgendwie löst dieser Satz ein ungutes Gefühl bei den anderen Anwesenden aus.

„Was steht denn auf dem Tagesplan?“, erkundigt sich Lenalee vorsichtig und ziemlich sicher, dass sie es eigentlich nicht wissen will.

„Oho, sehr aufmerksame Frage“, freut sich der Weihnachtsgraf, „mir ist gestern Abend aufgefallen, dass unser bereits gebastelter Weihnachtsschmuck nicht ausreicht und deshalb“, er zieht einen Karton mit Bastelmaterialien unter dem Tisch hervor, „habe ich beschlossen unsere Bastelstunden wieder aufzunehmen!“

„NEIN!“, rufen die Noahs und stürzen gleichzeitig auf die Tür zu. Dummerweise ist diese nicht darauf ausgelegt vier Leute gleichzeitig durchzulassen, weshalb Tyki, Jasdebi und Road in im Rahmen steckenbleiben. So ein Ärger.

 

„Ich hasse basteln!“, grollt das Debittorentier kein fünf Minuten später. Die ganze Gruppe sitzt wieder im Wohnzimmer am Basteltisch. Allen faltet begeistert Strohsterne während Miranda und Lenalee den Glitzerlack inspizieren. Die Wichtellady hat sich den beiden, zuerst wiederwillig, angeschlossen und jetzt ist eine muntere Unterhaltung über Nagellack und Maniküre im Gange. Wenn Mimi hier wäre, sie würde vor Begeisterung quietschen.

Kanda lässt das Ganze so kalt, wie ein Schneesturm in der Antarktis und Lavi, ganz Bookman Junior, sichtet die Bastelvorlagen. Bleiben nur noch unsere Noahjungs. Das bereits erwähnte grummelnde Rentier skizziert gerade eine Vorlage für einen Grafenengel aus Pappe. Einen toten Grafenengel aus Pappe mit einem Messer im Rücken.

Jasdero sieht ihm dabei fasziniert zu. Tyki erinnert sich nur allzu gut an seinen letzten Bastelversuch und wühlt in der Bastelkiste, auf der Suche nach etwas, für das er dieses Mal hoffentlich nicht ausgelacht wird.

Der nicht mehr ganz dichte Oberbösewicht beobachtet das Geschehen mit zustimmenden Nicken und sagt schließlich: „So, habe ich mir das vorgestellt. Vertragt euch gut!“

Und mit einem Trällern hüpft er pirouettendrehend aus dem Raum. Außer dem Schwertkämpfer bekommt das aber keiner mit. Und so vergeht ein weiterer, einigermaßen friedlicher Tag in unserer Noaharche.
 

 

Am nächsten Morgen staunen die gekidnappten Exorzisten nicht schlecht, als die abnorme Mutation eines Weihnachtsengels mit seinen Noahs, Mimi und mehreren Kisten Bastelkram auf der Türschwelle der Exorzistenunterkunft auftaucht.

„Guten Morgen!“, trällert die Presswurst im Balletkleid und bittet sich einfach mal selbst herein, „Wir hatten gestern doch soviel Spaß, da dachte ich wir wiederholen das Ganze einfach! So groß wie unsere Arche ist kann man nie zu viel Weihnachtsschmuck haben!“

Wenn Blicke töten könnten, währe der Graf wohl in diesem Moment zu Staub zerfallen.

„Was heißt da wir?“, faucht das schwarzhaarige Rentier, „Du warst doch irgendwann einfach verschwunden!“

„Da hat unser Intelligenzallergiker ausnahmsweise mal recht. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“, mischt sich nun der mit Bastelsachen nicht kompatible Weihnachtsmannklon in die Unterhaltung ein. Die Exorzisten verfolgen die Unterhaltung derweil wie einen Schlagabtausch beim Tennisspiel.

Die trotzige Reaktion seiner Schützlinge beeindruck den Grafen nicht mehr als die Strohalme in der Bastelkiste.

„Wisst ihr“, flötet der nicht wirklich unschuldige Engel, „ich war damit beschäftigt mich um eine Beseitigungsmöglichkeit für das Chaos zu kümmern, das ihr gestern veranstaltet habt.

Meine Arche ist selbstreparierend und nicht selbstreinigend!“

Die beiden Beschuldigten setzen ihr bestes Pokerface auf, um nicht zu Grinsen und den Grafen eventuell noch wütend zu machen. Geschieht ihm recht, er hat doch mit dem Weihnachtschaos angefangen! Wer ordert schon explodierende Christbaumkugeln?

„Warum stellst du nicht ein paar Akumas zum Putzen ab?“, fragt die Wichtellady beiläufig.

Der Graf antwortet unzufrieden: „Und wer verkauft dann die Ware im Akumakaufhaus und kümmert sich um Allens Essen? Ich halte mich an meine Abmachungen. Und deshalb habe ich mich gestern um eine Alternative gekümmert.“

Die fragenden Blicke, die sich die restlichen Anwesenden zuwerfen ignoriert er gekonnt.

 

Zu gleichen Zeit im Hauptquartier des schwarzen Ordens starren Komui und seine Wissenschaftler vollkommen perplex auf eine Zeitungsanzeige.

 

Reinigungskraft gesucht

 

Suche fähige Reinigungskraft, die den Umgang mit Besen und Schrubber beherrscht.

Kenntnisse zu den Mischungsverhältnissen der Reinigungsmittel und deren Anwendung sind wünschenswert, aber nicht vorausgesetzt.

Athletische Fähigkeiten zum Erreichen der Scherben auf den Hausdächern und Erfahrung im Umgang mit nicht detonierten Spreng- und Brandsätzen sowie neurotoxischen Giften werden benötigt.

Beschäftigungszeitraum: Befristet auf Dezember diesen Jahres

Vollzeit mit Unterbringung vor Ort und kostenfreier Verpflegung

 

Bei Interesse melden sie sich bitte beim Millenniums Graf.

Telefonnummer: XXXX – XXXXXX

 

In diesem Moment klopft es an der Tür. Nach einem geistesabwesenden „Herein“ seitens des Chefs tritt der Besucher ein und platziert sich vor dem Schreibtisch.

Nach einigen Momenten unbehaglicher Stille spricht er die immer noch geschockten Wissenschaftler schließlich an: „ Sie wollten mich sprechen, Komui?“

„Ja, das wollte ich Link. Ich dachte wir könnten uns gemeinsam überlegen, wie wir unsere Exorzisten wiederbekommen“, erklärt der aus seiner Versteinerung erwachte Chef, „Ich nehme mal an, Leverrier war nicht begeistert, das Allen nicht mehr unter Überwachung steht?“

Link verzieht keine Mine als er antwortet: „ Er hat sich in einen mehrtägigen Back- und Tortenmarathon gestürzt und ist seitdem nicht mehr ansprechbar. Ich vermute er ist etwas verärgert.“

„Na, dann wird dir meine Idee sicher gefallen!“, strahlt Komui und beginnt seinen Vorschlag zu unterbreiten.

 

In der Arche herrscht derweil Bastelfieber. Der Graf ist mal wieder davon geflattert und jetzt sitzen die Noahs, ein Akuma und die Exorzisten mit den Bastelsachen am Küchentisch in der Unterkunft. OHNE Aufsicht.

Während Skinn schläft und Mimi Lulubells Nägel feilt hat der Rest beschlossen, seinen Frust an der Deko auszulassen. Der Graf will Weihnachtsdekoration? Die soll er haben!

Und so kommt es, dass Debitto und Road fleißig Vorlagen für einen immer auf andere Art ums Leben kommenden Weihnachtgrafen entwickeln und der Rest der munteren Truppe begeistert ausschneidet und klebt. Sogar Kanda macht mit, da dieses Mal Mord und Totschlag involviert sind. Gäbe es schon Facebook würde er wohl den „Gefällt mir“- Button drücken.

Allen wird hin und wieder jedoch abgelenkt, da er versucht herauszufinden mit welchem Kleber er die längsten Fäden ziehen kann.

Tyki konstruiert derweil gebastelte Versionen eines sterbenden Exorzisten. Um wen es sich dabei handelt muss ich denke ich nicht erwähnen.

So sind die Exorzisten und Noahs zumindest die erste Hälfte des Tages beschäftigt.

„Na, da waren wir aber verdammt produktiv“, grinst Road mit einen Blick auf die Pappfiguren, die Stapelweise auf dem Tisch liegen.

„Und die müssen jetzt natürlich auch aufgehängt werden…“, mit diesen Worten wendet sie sich den drei Drückebergern zu, die bisher noch nichts zu der heutigen Bastelstunde beigetragen haben.

Einen Zickenkrieg später, marschieren Lulubell und Mimi mit kistenweise selbstgebastelter Weihnachtsdeko und verdammt schlechter Laune nach draußen. Skinn haben sie leider nicht wachbekommen und so bleibt er auf seinem Küchenstuhl zurück.

„Was haltet ihr von einer Pause?“, fragt Lenalee die restlichen Anwesenden.

 

Wenige Minuten später haben es sich alle mit Tee und Keksen, beziehungsweise in Allens Fall mit einer ganzen Mokkatorte, im Wohnzimmer der Unterkunft bequem gemacht.

Da die Sitzmöglichkeiten nicht für alle reichen hat die Pantoffelheldin mit ihren Gewinnen aus dem Vergnügungspark ausgeholfen. Jasdero hängt in einem pinken aufblasbaren Sessel, Lavi lehnt an einem riesigen Plüschhasen, der interessanterweise auch eine Augenklappe trägt und Lenalee hat sich auf ihrem Tigerplüschtier platziert. Zudem hat sie Road einen weißen Wolf geliehen, da diese findet, dass das Plüschtier Allen ähnlich sieht. Jetzt sitzt die Wichtellady im Schneidersitz auf dem Sofa und umarmt, unter den hochgezogenen Augenbrauen der anderen Anwesenden, sichtlich glücklich ihren neuen Freund aus Stoff.

„Also“, entscheidet sich Tyki schließlich die Konversation zu beginnen, um die Anderen vom seltsamen Verhalten der Wichtellady abzulenken, „worüber wollen wir uns unterhalten?“

„Dero findet wir könnten Clubaktivitäten planen“, meint der blonde Noah von seinem rosa Plastikthron aus.

„Was für ein Club?“, will der Rotschopf misstrauisch wissen.

„Na, der Club der traditionellen Weihnachtshasser!“

„Der WAS?“

Die Exorzisten starren den Noah mal wieder reichlich verdutzt an. Lediglich der Nikolausimitator, der zwar nach wie vor sein Kostüm trägt, aber den Bart entfernt hat , um seinen Kuchen schaufeln zu können, zeigt aufrichtiges Interesse anstatt Schock. Er hat mit sich selbst bereits vereinbart sich von nichts mehr überraschen zu lassen.

„Wir haben vor ein paar Tagen einen Club gegründet, um dem Weihnachtswahnsinn des Grafen etwas entgegenzusetzen. Allerdings haben wir bisher keine Erfolge zu verzeichnen“, erklärt Road den verwirrten Ordensmitgliedern.

„Keine Panik, wir helfen euch“, entscheidet der weißhaarige Teenager spontan, bevor er eine weitere Gabel mit Kuchen in seinen Mund verfrachtet, „Die Torte ist richtig gut!“

Noch bevor seine Kollegen ihn wegen dieser Entscheidung einen Vortrag halten können, fliegt, mal wieder, mit viel Schwung die Tür auf und ein „Guten Abend ihr Lieben!“ kündigt die Rückkehr des Engelabklatsches an. „Ich habe uns eine kompetente Reinigungskraft gefunden!“, freut sich der Graf, „Und er wird die nächste Zeit bei euch wohnen.“

Und unter den ungläubigen Blicken der Rauminsassen schiebt er den jungen Mann, der in der Tür erstarrt ist ins Wohnzimmer.

„Hey Link“, begrüßt Allen seinen Aufpasser und Backwarenfreund, „Die Torte ist gut, willst du ein Stück?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das ist das Erste richtige Kapitel.^^ Ich wollte die Shoppingtour erst noch dazu machen, aber ich hab‘s dann doch gelassen, weil das Kapitel sonst zu lang geworden wäre.^^'' Ich hoffe es stört euch nicht zu sehr, dass ihr noch warten müsst, ich werd mich mit dem schreiben ranhalten. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr fragt euch sicher wo ich den Torwächter gelassen hab.^^ Keine Panik, den hab ich nicht vergessen. Der ist auf Hawai. Auch Wächter dürfen Urlaub machen, oder? ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
"Cry me a river" ist ein, von mehreren Interpreten verwendeter, Songtitel. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Idee, Tyki mit Hilfe eines Pokerspieles zu provozieren stammt von FreauleinAmalia. Sie war so nett meiner kreativen Lücke auf die Sprünge zu helfen. XD Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (28)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sunmarinchen1999
2014-06-23T14:34:36+00:00 23.06.2014 16:34
Komm schon schreib weiter die Story ist doch so gut

Bitte bitte bitte

Lg sunmarinchen
Von:  Rosa-canina
2012-09-23T14:21:11+00:00 23.09.2012 16:21
HAst du noch mehr solche Gedichte auf Lager?
Von:  Rosa-canina
2012-09-23T14:07:30+00:00 23.09.2012 16:07
Irgendwie fehlt der Tränen-lach-Faktor. Schade drum, aber sonst find ichs ganz lustig. Malst du bitte die Wichtel-version von Rhode? Irgendwie würd ich die gern cossen^^ Sofern ich die erlaubnis bekomme
Von:  Rosa-canina
2011-02-16T16:47:15+00:00 16.02.2011 17:47
Allen un Tyki un ein spiel, das kann was werden^^
Un ichhab mih getäuscht, besser (un lustiger) geht sehr wohl noch^^
Von:  Varukaart
2011-02-16T15:09:15+00:00 16.02.2011 16:09
der arme tyki XD
aber die regeln für monopoly nicht zu kennen ist schon traurig XD
verwechselt er das einfach mit einem anderen spiel
und allen hat ihn mal wieder übers ohr gehauen XDDDD
genau wie beim pokern
ich liebe die beiden ^^
ich freu mich auf die fortsetzung
Von:  Hamani
2011-02-15T19:33:33+00:00 15.02.2011 20:33
Es ist Liebe! *__*
Erinnert mich an einen gewissen geburtsag wo ich die Bank war und jedenhätte abziehen können xD

Am tollsten fand ich den Schuldenberater und die Begegnung mit dem Regal xD
Von:  Rosa-canina
2011-02-15T17:06:54+00:00 15.02.2011 18:06
Besser geht wohl schlecht, glaub ich aber du kannst mich ja genauso gut über Physik abfragen, da hab ich etwa genau so viel ahnung von wie von gutes/schlechtes Kapi^^
Schreib das nächste Kapitel fertig!!
Von:  Hamani
2011-02-15T14:26:45+00:00 15.02.2011 15:26
Hurr-hurr-hurr >8D
Beware of the mighty Weihnachtsengel-Graf!
Ich freu mich schon aufs Monoppoly >D
Hiermit tu ich ganz offiziel den Gewinner herausfordern!
Muss nur im Tower auftauchen xD

Das Kappi war klasse Keikolein~
*knuff*
Von:  Hamani
2011-02-15T14:08:30+00:00 15.02.2011 15:08
...Lulubell muss backen lernen. o_O
Das ist ja lebensgefährlich was die da macht!

Ein paar kleine Fehler da, aber die passieren jedem ;D
Udn ansonsten wieder superwitzig x3
Von:  Varukaart
2011-02-14T15:38:58+00:00 14.02.2011 16:38
*lach*
genial
da hat sich das warten aber wirklich gelohnt XD
allens antwort auf tickys frage wovon sie nachts träumen war das beste
ich freu mich schon auf das nächste kapi ^^


Zurück