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Die Geschichte des legendären Sullivan O'Neil 2

Zwischen Gott und Teufel
von

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Das Treffen

Ich folgte Luke in das Trunkenheit, einem der wenigen Gasthäuser ohne hohes Ansehen. Im ersten Moment erinnerte es stark an Annonce: Der Lärm, die Gerüche, der Staub und das wenige Licht. Doch wenn man lang genug stehen blieb und alles auf sich wirken ließ, dann sprach doch aus einzelnen Dingen die Kultur Brehms'. Sauber gezogene Mauerwände mit einzelnen, quaderförmigen Steinen, in deren Mitte blumenartige Muster waren oder hölzerne Stützbalken voller Dekorationen wie alte Vasen, Krüge oder Teller mit teuer aussehenden Bemalungen.

Wenn man ins Innere trat, befand man sich mitten im Geschehen. Die Tische standen überall im Raum und zwei Treppen rechts und links führten ins Obergeschoss. Dort ging ein schmaler Weg einmal im Kreis und man konnte hinter dem Geländer, das vor dem Sturz hinunter schützte, etliche Türen sehen. Von jeder Seite gingen fünf Stück ab in Gäste- und Schlafzimmer. Ich sah zu, wie Luke den oberen Weg entlang lief. Ab und an verschwand er hinter einem Stützbalken, dann sah ich ihn weiter gehen, bis er letzten Endes in eines der Zimmer einbog. Er hatte die Tür aufschließen müssen, ehe er eingetreten war, demnach war er wohl allein. Nun hieß es, zu warten, bis jener zu ihm ging, mit dem er sich treffen wollte. Ich ging schweigend und aufmerksam zum Tresen hinüber, der gegenüber der Tür war, unter dem balkonartigen Flur. Der Händlersohn war zuvor ebenfalls hier gewesen, von hier aus hatte ich ihn weg gehen sehen. Ich ließ mich auf einen der Hocker sinken und sah mich weiter um.

Es gab nicht viele Gäste, zusammen vielleicht höchstens zwanzig Stück, aber fast alle waren sie angetrunken und laut. Man verstand kaum sein eigenes Wort und ich musste meine Stimme etwas erheben, damit der auffällig junge Wirt mich verstand:

„Sagt, der Mann der gerade hier war, kennt Ihr ihn?“

Der Bursche musterte mich offen neugierig, doch nachdem er meine Frage verstanden hatte, verfinsterte sich sein Blick zusehends. Mürrisch beugte er sich vor und knurrte:

„Dies ist ein Gasthaus. Bestellt Bier, Zimmer oder Essen. Wenn nicht, dann schert Euch weg.“, und mit einem abfälligen Schnauben fügte er hinzu: „Ich bin Wirt und kein Waschweib.“

Nickend zog ich meine Kapuze vom Gesicht und sah hinauf zur Tür, durch die Luke verschwunden war. Noch immer schien sie völlig leblos, wie jede andere Tür auch. Eine Prostituierte hatte im Zimmer nebenan ihre Arbeit beendet und sah nun lüstern zu den Gästen hinunter, sich übertrieben über das Geländer lehnend. Etwas mehr und sie würde hinunter stürzen – oder ihre Brüste aus dem Dekolleté. Nachdenklich drehte ich mich zurück.

„Dann ein Bier, aber kalt.“

„Wie der Herr wünscht.“, der Junge musterte mich noch einmal, wie, um sich zu versichern, dass ich auch zahlen konnte, dann drehte er um und machte sich an meine Bestellung. Ich wartete geduldig und sah zum Eingang hinüber. Es gab keine Türglocke, die einen Gast verraten würde, also musste ich aufmerksam sein, wollte ich nichts verpassen. Nachdem ich mein Getränk erhalten hatte, stützte ich mich etwas auf den Tisch und drehte mich ein wenig Richtung Obergeschoss. Mir war bewusst, dass der Bengel mich ganz genau beobachtete, er hatte keine Lust auf Ärger. Nach einiger Zeit grinste ich ihn übertrieben an und deutete nach oben.

„Gehört die zum Laden?“

Es dauerte, bis er begriff, dass ich die Dirne mit den goldenen Locken meinte. „Ja, das ist Ivonne.“

„Und ist Ivonne sehr teuer?“

Nun schmunzelte er, etwas erleichtert, dass mir die Tür scheinbar egal war. „Kommt wohl drauf an, klärt es besser selbst mit ihr.“

„Das werde ich.“, ich starrte wieder hinauf und murmelte, ehe ich einen Schluck nahm: „Aber erst einmal komme ich zur Ruhe und gucken kostet ja nichts, was Ivonne?“

Das stimmte den Mann hinter mir zufrieden und er machte sich wieder daran, ein paar der Tische leer zu räumen, bei denen die Krüge sich bereits stapelten. Allem Anschein nach war er Kellner und Wirt zugleich. Vielleicht hatte sein Vater den Tod gefunden und er hatte statt seiner kurzerhand das Geschäft übernommen. Das kam mir zugute, denn er konnte unmöglich seine Augen überall haben und im Notfall stand er alleine da.

Tatsächlich begann Ivonne etwas mich abzulenken, als sie mitbekam, dass ich in ihre Richtung starrte. Es war erstaunlich, was für interessante Formen ihre Brüste annehmen konnten, während sie sich räkelte und posierte, sich über die Lippen leckte oder eine ihrer Locken um ihren Finger kräuselte. Es tat mir schon fast Leid, dass ich darauf nicht eingehen würde, dennoch schenkte ich ihr eine Weile meine Aufmerksamkeit. Nach zehn Minuten regte sich noch immer nichts, stattdessen kam sie zu mir herunter.

Ivonnes Hüften führten fast einen wellenartigen Tanz auf, während sie Stufe für Stufe näher kam, ehe sie sich neben mich setzte und mit den Ellenbogen auf den Tresen stützte. Ihre Stimme war rau und verrucht, doch ich glaubte zu wissen, dass sie sich nur verstellte. Dennoch sprach es mich an, als sie flüsterte:

„Guten Abend der Herr, kann ich helfen?“

„Helfen?“, ich schmunzelte und sah in meinen Krug, bemüht ihren weiblichen Charme zu ignorieren. „Wobei denn?“

„Ihr starrt mich so an.“

„Tue ich das?“, nun wandte ich mich wieder vollkommen ihr zu. Ich bemerkte, wie, ganz zufällig natürlich, sie und der Wirt Blicke austauschten. Wahrscheinlich ermunterte er sie dazu, mich zu verführen, um etwas Geld in die Kasse zu bringen. Gegen weibliche Gesellschaft hatte ich nichts einzuwenden, nur das Geld würde wohl etwas mangeln. Schmunzelnd schmeichelte ich: „Ihr seid halt kein schlechter Anblick.“

Da musste Ivonne etwas kichern und nutzte die Gelegenheit, ihre Hand auf meine eigene zu legen. Sie fühlte sich ganz anders an, als jene von Mary-Ann oder Melina. Nicht rau und trocken, sondern weich und sanft. Ich mochte Ivonnes Hände und empfand die Berührung als angenehm, trotzdem löste ich mich nach einigen Sekunden wieder. Sie weckte in mir wie beabsichtigt das Bedürfnis nach mehr und dafür hatte ich weder Zeit noch Geld. Ich musste aufmerksam bleiben und das fiel zwischen den Brüsten einer Frau sicher sogar Nevar sehr schwer. Die Prostituierte leistete mir noch lange Gesellschaft, denn gut eine halbe Stunde lang kam kein weiterer Gast mehr. Wir saßen beieinander und ich ließ mir stückweise alles Mögliche über mich entlocken. Ivonne hatte meinen leichten Akzent registriert und so gab ich Preis, dass ich aus Annonce kam und seit einem Monat erst in Brehms war. Dennoch behielt ich meine Persönlichkeit als Falcon O'Connor, der einsame Buchbinder auf der Suche nach neuen Herausforderungen, aufrecht. Natürlich erfuhr sie nichts über meine wahre Arbeit als Kopist, noch weniger über Domenico und erst recht nichts bezüglich meiner wahren Vergangenheit. Und während ich plauderte und mir willig nachschenken ließ, rückte das Weib stückweise näher an mich, bis ich letzten Endes sogar den Arm um sie legte. Sie hoffte, ich würde meine Besinnung verlieren. Einfach los lassen, in ihre Arme sinken, betrunken und benommen, doch ich hatte aus meinem ersten Wirtshaus-Besuch gelernt. Nie wieder würde ich mich um den Verstand trinken und wenn, dann gewiss keine Hure nehmen, ohne es zu wollen.

Der erste Gast, der eintrat, war ein älterer Herr. Er bestellte ein Bier und setzte sich fröhlich zu seinen Freunden an einen der Tische. Ich beobachtete ihn eine Zeit lang, doch es war offensichtlich, dass er gewiss nicht Lukes Verabredung war. Vielleicht kam diese auch zu spät oder gar nicht mehr und der Händlersohn würde erfolglos heimkehren.

Die zweite Gestalt war eine blonde Frau in weißem Rock und mit engem Mieder. Sie beachtete ich nicht sonderlich, allein schon, weil Ivonne mich förmlich an sich riss, kaum betrat sie den Schenkbereich. Allem Anschein nach eine weitere Prostituierte. Zu meiner Verwunderung war aber gerade sie es, die die Treppe hinauf ging.

Ivonne setzte sich kurzerhand auf meinen Schoß. Sie meinte zu wissen, dass ich gleich von ihr ablassen und dem anderen Weib hinterher laufen würde, denn ich drehte den Kopf, um ihr zu folgen. Sie ging die obere Etage lang, mit der Hand am Geländer, bis zu Lukes Tür. Dort klopfte sie und trat ein. Sofort stand ich auf.

Ivonne hielt mich fest. „Aber wo wollt Ihr denn hin?“, ihr Blick glich jenem eines jahrelang treuen Hundes und ihre weichen Finger umfassten meine Hand. Unsicher sah ich zum Wirt, dieser schwatzte gerade mit einem der Gäste. Dies war meine Chance, ohne seine Blicke im Rücken hinauf zu gehen. Dann sah ich wieder sie an.

„Ich möchte hinauf, lasst mich los.“

Die Dirne erhob sich und schmiegte sich eng an mich. Ihre Haare rochen nach Blüten und Puder. Erst jetzt erkannte ich den Ansatz ihrer schwarzen Haare unter der Perücke. Lächelnd griff sie an mein Hinterteil und flüsterte: „Soll ich mit hinauf kommen?“

„Nein, danke.“, ich löste mich und schüttelte den Kopf, bemüht höflich zu bleiben.

„Ist es wegen Phine?“, betrübt sank sie auf den Hocker zurück.

„Phine?“

„Das Flittchen, dem Ihr nachgesehen habt!“

Ich wurde hellhörig. „Wen meint Ihr? Das Mädchen, das hinauf gegangen ist?“

„Natürlich!“, Ivonnes Augen begannen düster zu funkeln, voller Hass und Eifersucht. Mit einem Mal war sämtliche Sanftheit aus ihr gewichen und vor mir saß eine neidische, boshafte Frau. „Sie schnappt mir nicht nur jeden weg, schlimmer noch, sie hat das hübscheste Gesicht überhaupt! Wisst Ihr, wie ich leide, seit sie hier ist?! Josephine hier, Josephine da! Und nun verfallt sogar Ihr diesem Biest!“, weinerlich ließ sie die Schultern sinken. „Bin ich denn wirklich so hässlich?“

Ich warf erneut einen Blick zum Wirt hinüber und murmelte abwesend: „Nein, natürlich nicht.“, etwas lieblos legte ich meine Hand auf ihre bloße Schulter und lächelte sie an. „Ihr seid wirklich sehr, sehr hübsch. Ihr habt mich missverstanden, ich möchte gar nicht zu Josephine.“

Ivonne erhob den Blick wieder und sah mich hoffnungsvoll an. „Nicht?“

„Ich wollte mich nur an das Geländer stellen und etwas hinunter schauen.“

Das stimmte das Weib zufrieden und sie stand auf. Langsam kehrte ihre Anmut zu ihr zurück und kaum stand sie neben mir, hatte sie wieder etwas Anziehendes und Verruchtes in der Stimme. „Nun, dann lasst uns hinauf gehen.“

Ich schauderte etwas, als mir bewusst wurde, wie sehr sie sich verstellen konnte. Black hatte einst gesagt, nur Frauen seien gefährlicher als das Meer selbst und nun verstand ich genau, was er meinte. Man bezeichnete Frauen stets als böse und hintertrieben und das erste Mal kam mir der Gedanke, dass dies sogar stimmen konnte. Ich schlang den Arm um Ivonne und so folgten wir der Treppe ins obere Geschoss. Keiner beachtete uns. Wahrscheinlich war es normal, dass sich die Frauen mit ihren Freiern irgendwann zurückzogen und selbst der Wirt sah uns nur kurz nach und dann wieder weg.

Oben angekommen stellte ich mich vor Lukes Tür und lehnte die Unterarme auf das Holzgeländer. Wenn die zwei sich unterhielten, dann so leise, dass ich kein Wort verstand. Zudem hauchte mir Ivonne lustvoll ins Ohr: „Soll ich ein Zimmer vorbereiten?“

Ich verneinte dankend und sah weiter hinunter. Vom Geländer aus hatte man einen kompletten Überblick über das gesamte Erdgeschoss, bis auf jene Bereiche unter dem balkonähnlichen, oberen Stockwerk. Die Gäste tranken, lachten und unterhielten sich, uns nicht ansatzweise bemerkend und ich bewunderte die Metallkronleuchter, die an den Decken hingen. Es waren zwei Stück, mit Eisenketten fest in der Decke verankert und es musste eine Menge Arbeit gewesen sein, die Kerzen zu entzünden. Um sie herum gab es Metallkreise, die das Wachs auffingen, damit dieses nicht auf die Erde tropfte und einige Flammen waren bereits erloschen.

Ich wollte mitbekommen, was Luke und Josephine sprachen, hatte aber keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Entweder ich wartete, bis die Dirne an mir vorbei nach draußen ging, folgte ihr und sprach sie persönlich an oder aber ich fand einen Weg, ihrer Unterhaltung beizuwohnen. War sie wirklich nur eine einfache Prostituierte? Wohl kaum. Dafür fehlten Luke die Zeit und das Geld. Vor allem: Wie soll er sie zu sich bestellt haben? Das Weib war in das Gasthaus gekommen und zielgenau zu ihm hinauf gegangen. Er jedoch hatte niemanden zu ihr geschickt, um ihr Bescheid zu geben, wo er sich befand. Luke und Josephine mussten sich bereits vorher verabredet haben und das gewiss nicht grundlos. Nach einigem Überlegen seufzte ich und drehte mich herum. Rücklinks angelegt musterte ich Ivonne und merkte, dass der Alkohol mich etwas benommen gemacht hatte, wenn auch nicht sonderlich stark. Leise fragte ich: „Wieso genau mögt Ihr diese Josephine eigentlich nicht? Sie kann doch unmöglich jemandem wie Euch Konkurrenz machen.“

Die Frau vor mir grinste und fasste mich an den Schultern. „Findet Ihr?“

„Ja, selbstverständlich.“, ich legte meine Hände um ihre Hüften und lächelte sie an. Das Bier ließ meine Bedürfnisse steigern und ich machte mir ihr tatsächliches Aussehen bewusst: die überschminkten Pickel und Narben, die schiefen, gelblichen Zähne, die dunklen Ränder unter ihren Augen und die schwarzen Reste unter ihren Nägeln. Ich konzentrierte mich auf Ivonnes Schweißgeruch, statt auf jenen von Blüten und Seife, denn auf keinen Fall durfte ich jetzt nachlassen. Ein wenig erschreckte es mich schon, wie leicht mir der Umgang mit solcherlei Dingen fiel. Die Zeit mit Melina hatte mich gelockert und die Angst vor Sündtaten in dieser Hinsicht war größtenteils von mir gewichen. Ihre Lehrstunden in den dunkleren Gassen vor der Rum-Marie zeigten Wirkung, ich empfand mich selbst als Mann. Doch es gab wichtigeres zu tun, als der inneren Stimme meiner Lenden zu folgen. Sie konnte eine gute Informantin sein, nicht nur eine Bettgefährtin und das war jetzt wichtiger. „Also wieso macht Ihr Euch solche Sorgen?“

Ivonne schmiegte sich an mich und zuckte mit den Schultern, mein Herz schlug etwas schneller und ihre Finger fuhren über meinen Rücken. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Früher, bevor sie immer hier her kam, war alles besser.“

„Aber wieso? Sie ist doch nur in dem Zimmer, statt bei Kunden.“

„Ja, wegen diesem Händlerbalg!“, sie sah mich verhasst an, doch ihr Hass galt nicht mir. „Diese dumme Gans. Als würde er sie jemals mitnehmen!“

„Mitnehmen?“, verwirrt löste ich mich aus ihrer Umarmung. „Wie meint Ihr das?“

„Jeder weiß, dass das Weibsbild in diesen Luke verliebt ist. Sie hofft, er kauft sie frei, aber darauf kann sie lange warten. Dieser arme Schlucker!“

Diese Information konnte durchaus hilfreich sein. Ich sah zur Tür und stellte mir vor, wie Luke diese Liebe vielleicht sogar erwiderte. Könnte es nicht sein, dass er deswegen so auf Geld aus war? Wollte er möglicherweise Josephine kaufen?

Ich wiederholte die gelesenen Zeilen aus Lukes Tagebuch in meinem Kopf:

Ich habe sie heute gesehen, ich kann es nicht beschreiben. Sie sieht großartig aus, besser, als sie mir beschrieben wurde. Könnte ich doch nur genug Geld besitzen, sie wäre mein!

War es möglich, dass mit diesen Worten die Prostituierte gemeint war? Wenn ja, dann hatte man sich geirrt und es gab nicht den geringsten Hinweis auf die mysteriösen Samariter. Eine kurze Weile schwieg ich und streichelte abwesend Ivonnes Rücken, dann sah ich sie an und bat sie, mir einen Krug Bier zu holen. Ivonne war wenig begeistert, doch im Tausch einiger Silberlinge durchaus gehörig. Während des gesamten Weges zum Tresen drehte sie sich immer wieder um, damit sie es auch ja nicht verpasste, sollte ich doch zu Josephine hinein gehen, was jedoch völlig absurd war. Wieso sollte ich eine Hure aufsuchen, die bereits einen Freier hatte?

Das fiel wohl auch ihr auf. Am Tresen stehend gab sie meine Bestellung in Auftrag und warf mir nur noch einen kurzen Blick zu, dann drehte sie sich wieder weg. Das war meine Chance. Kaum ruhten keine Augen auf mir, griff ich die Klinke zu Lukes Zimmer, drückte sie hinunter und sagte laut, während ich hinein ging:

„Marlene, sei so gut-... Oh, Verzeihung!“ Und schon stolperte ich rückwärts wieder hinaus.

Ich hatte nicht viel erblicken können, aber das war auch nicht meine Absicht gewesen. Luke und Josephine hatten nebeneinander auf dem Bett gesessen und mir verwirrt entgegen gestarrt, doch da ich sofort kehrt machte, war ich nicht weiter von Bedeutung. Scheinbar war ich betrunken und nicht ernst zu nehmen. Schweigend schloss ich die Tür allem Anschein nach wieder und lehnte mich rücklings an die Wand unmittelbar daneben. In Wahrheit hatte ich lediglich die Klinke hinunter gedrückt und nun gab es einen geringen Spalt, durch den die Stimmen zu mir drangen.

„Was war denn das?“, hörte ich Josephine fragen.

„Ach, ein Betrunkener, kümmere dich nicht drum.“

„Hast du denn nicht abgeschlossen?“

„Nein, wie hättest du denn sonst hinein kommen sollen? Uns stört schon niemand.“

Dann kehrte bereits Ivonne zurück. Sie lächelte und übergab mir den Krug, bis zum Rand gefüllt mit lauwarmem, würzigem Bier. Ich nickte nur und sah wieder hinunter zu den Gästen, dann forderte ich sie kühl auf, sich an das Geländer zu lehnen. Sie meinte wohl, es würde mich ansprechen, ihr Hinterteil zu betrachten und ging dem amüsiert nach, doch auch wenn dem vielleicht so war, wollte ich lediglich, dass sie von der Tür fern blieb. Drei Männer im Erdgeschoss waren bereits stark benebelt und diskutierten laut darüber, dass ein vierter Schulden hätte. Nicht mehr lange und ein Streit würde ausbrechen. Keiner von ihnen war zu wirklichen Schlussfolgerungen in der Lage, geschweige denn zu einer ernsthaften Problemlösung. Auch die Frau vor mir beobachtete die Gruppe und zuckte ein wenig zusammen, als die ersten Fausthiebe ausgetauscht wurden. Es war amüsant zu sehen, wie der Wirt versuchte, den Streit zu schlichten, aber selbstverständlich war ein Mann allein ziemlich machtlos. Mich kümmerte es nicht, meinetwegen konnten sie sich auch allesamt tot prügeln. Was für mich interessant war, spielte sich hinter mir ab.

Josephine schien aufgelöst zu sein, denn sie sprach ein wenig lauter und vor allem weinerlich.

„Aber Luke, ich kann nicht mehr...! ich warte nun schon drei Jahre lang, wie lange soll ich denn noch hoffen und beten? Du musst doch einsehen, dass das nichts bringt!“

„Muss ich nicht.“, die Stimme des Händlersohnes hingegen war ruhig und bestimmend, wie zuvor im Allerlei-Geschäft. „Du wirst sehen, wenn ich erst einmal-...“

„Nein, was für ein Radau.“, ich sah Ivonne gereizt an, denn sie sprach so laut, dass ich Luke nicht weiter verstand.

Luke sprach währenddessen weiter „...-können wir das. Du wirst sehen, ich kaufe dich frei und wir werden fliehen. Du wirst mein sein, Josephine.“

„Dein, dein, dein!“, Josphine klang gar nicht begeistert von Lukes Idee. „Immer sprichst du, als wäre ich irgendein Ding. Du bist nicht besser, als Edgar, Luke. Du willst mich genauso nur als Besitz!“

„Aber das ist doch Unsinn. Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Hätte ich sonst-...?“

Es krachte laut, als einer der Kerle mitten in eine Stuhlreihe stürzte, aber nicht dieses Geräusch hatte mein Lauschen unterbrochen. Für einen kurzen Moment wich Ivonne erschrocken zurück, ehe sie sich wieder gegen das Geländer lehnte. „Was für ein Chaos, wieso greift denn niemand ein?!“, rief sie dabei erzürnt.

Ich verdrehte die Augen, denn erneut hatte sie Luke einfach das Wort abgeschnitten. Alle Gäste, die nichts mit dem Streit zu tun hatten, warfen sich entweder dennoch mitten ins Getümmel oder aber sie drängten sich auf die zwei Treppen. Unmöglich konnte ich sie auffordern, hinunter zu gehen. Bald würden wohl Wachmänner auftauchen, denn der Wirt war hinaus gerannt.

Gereizt zischte ich: „Seid leise!“

Ivonne sah mich über die Schulter hinweg beleidigt an, gehorchte aber. Ich drehte den Kopf etwas zur Tür, um besser zu verstehen.

„Luke, ich meine es ernst.“, Josephine schluchzte leise. „Ich habe so große Angst. Du wirkst wie ein besessener, dauernd diese Treffen. Dabei sagtest du selbst, es wäre besser, wir sehen uns erst, wenn du das Geld hast!“

„Aber Phine, ich muss dich sehen, ich sterbe sonst!“, vor meinem inneren Auge sah ich den Jungen vor dem Bett knien, ihre Hände haltend und sie flehend ansehen. Aber in Wahrheit ging er wohl nur auf und ab. „Ich schaffe das, das habe ich dir versprochen, vertrau mir. Bitte vertrau mir, Phine!“, seine geliebte Phine schwieg. Mittlerweile waren zwei Wachmänner in das Gasthaus gestürmt und standen hilflos hinter der Menschentraube, die sich um die Prügelnden gebildet hatte. Gut sechs Männer schlugen aufeinander ein, beleidigten sich, fluchten auf Gott und Teufel und warfen sich durch die Gegend. Ich kniff die Augen zusammen und erkannte, dass es die zwei Patrouillen waren, die ich bereits so oft getroffen hatte. Besaß Brehms denn keine anderen Soldaten?

Endlich begann Phine wieder zu sprechen: „Luke, bitte, ich vertraue dir ja, aber höre mich an!“, ein kurzes Zögern, dann fuhr sie bittend fort: „Ich vertraue dir wirklich, das weißt du. Aber wenn Edgar erfährt, dass wir fliehen wollen, dann bringt er uns um. Dich und mich. Wir-...“

„Er wird es nicht erfahren!“, unterbrach der junge Mann sie schroff.

Josephine wirkte verzweifelt. „Luke, sein kein Narr! Jede Hure dieses Viertels ahnt es doch schon. Durch unsere dauernden Verabredungen ist es ein offenes Geheimnis. Das ist viel zu gefährlich!“

„Ist es wegen diesem... diesem Gilian?!“, nun wurde seine Stimme mehr als nur aufgebracht und ich bekam mit, wie die Dirne stärker zu weinen begann. Der Kerl hörte ihr einfach nicht zu. „Dieser reiche Idiot?! Gib es doch zu, Phine. Dir wäre es lieber, wenn er dich mitnehmen würde!“

„Das ist nicht wahr und das weißt du!“

„Er wird es auch nicht tun, niemals. Und wenn, dann würde er dich niemals so lieben, wie ich es tue! Josephine, sei vernünftig, ich bin der Richtige für dich.“

„Aber das weiß ich doch.“

Verstärkung rückte an. Drei weitere Blauröcke inklusive Wirt stürzten sich ins Getümmel und zogen die Männer auseinander, um sie abzuführen. Ivonne war gelangweilt. Sie mochte Prügeleien mehr, als Verhaftungen. Mies gelaunt spuckte sie hinunter, einem der Männer direkt auf den Kopf. Ich beachtete es nicht ansatzweise, viel mehr interessierte mich der Händlersohn. Er war nun wütend und ich konnte hören, wie er mal nach rechts, dann nach links ging, voller Zorn und Eifersucht, vielleicht auch Neid und Verachtung. Dabei fauchte er: „Dieser Bastard wird dich niemals bekommen, Phine, niemals. Und wenn, dann werde ich ihn eigenhändig umbringen!“

„Aber Luke! Rede doch nicht so einen Unsinn, ich bitte dich! Ich-...“

„Nein!“, schrie er sie an. „Ich habe schon so oft gegen ihn verloren, diesmal nicht! Ich werde dich frei kaufen, Phine und mit dir ein neues Leben anfangen. Gegen diesen Gilian werde ich nicht mehr verlieren, nie mehr!“

Luke, ich flehe dich an, beruhige dich doch!“, es fiel mir schwer, sie noch zu verstehen, so stark weinte Josephine mittlerweile. „Er und Edgar sind befreundet, sie werden dich töten! Komm zur Vernunft, ich bitte dich! Luke! Luke!“

Doch Luke wollte nicht zur Vernunft kommen. Er riss die Tür auf und stürmte hinaus, vor lauter Wut nicht einmal bemerkend, dass sie nicht einmal geschlossen war und so stampfte er hinunter, einfach an mir vorbei. Josephine folgte weinend und ich folgte Josphine. Und mir wiederum...Ivonne.

Sie packte mich am Arm und jammerte: „Aber wieso will denn der Herr schon gehen?“, wohl wissend, dass ich an ihr keinerlei Interesse mehr hegte. Mein Krug schwappte über und warmes Bier ergoss sich über die Treppe, so sehr war ich in meine Arbeit vertieft gewesen. Fluchend wollte ich mich lösen, doch der Griff der Hure war fest und ihr Blick flehend und wie besessen. Hilflos und aggressiv sah ich zu, wie Luke sich durch die Menge kämpfte und den dickeren der Wachmänner desinteressiert beiseite stieß. Dann verschwand auch Josephine. Meine Augen mussten förmlich hasserfüllt gewesen sein, als ich Ivonne wieder ansah, denn sie ließ sofort los und wich erschrocken zurück. Eine Sekunde mehr und ich hätte sie geschlagen, doch stattdessen schnaubte ich nur und drückte ihr den Krug in die Hand. Ich durfte Luke nicht aus den Augen verlieren, auf keinen Fall!

Der Händlersohn war besessen von Josephine, das ging bereits aus den Tagebucheinträgen deutlich hervor und wenn ich ihn nicht fand, dann würde ein Unglück passieren. Luke wollte zu Edgar oder Gilian, wahrscheinlich ein Hurenbock und ein zweiter, reicherer Verehrer. Wenn er einen Hurenbock umbrachte, dann war es vorbei mit meiner Spionage. Er würde irgendeine Gilde gegen sich aufbringen und binnen weniger Stunden aufgeknüpft an irgendeinem Baum außerhalb der Stadt hängen. Sollte er den mysteriösen Gilian töten, allem Anschein nach ein Händler, würde er das sicherlich so unüberlegt tun, dass sämtliche Wachen ihn einfach abführen konnten. Auf keinen Fall durfte das passieren, vielleicht gab es noch Chancen auf die Samariter, vielleicht gab es noch Chancen auf Erfolg.

Ich drängte mich grob an den Menschen vorbei hinaus und plötzlich ekelte mich alles unheimlich an. Der Biergeruch, der Schweiß, die Lautstärke. Mein Misserfolg saß mir im Nacken, bevor er überhaupt geschehen war und ich hasste Ivonne dafür, dass ich die zwei verloren hatte. Mehrere Männer landeten unsanft auf ihren Hinterteilen, unter anderem erneut der dicke Wachmann und dann endlich trat ich aus der Tür.

Noch immer war es tiefschwarze Nacht und der Karren stand unbeachtet weiter hinten auf der Straße. Doch wo war Luke? Wohin waren die zwei verschwunden? Nach rechts oder nach links? Oder in eine Seitengasse?

Es gab keine Passanten, die ich hätte fragen können, also musste ich Spuren suchen, möglichst schnell. Der Schnee war vor dem Gasthaus besonders zertreten und selbst wenn es Abdrücke von Luke und Josephine gab, so waren sie nicht mehr erkennbar. Mit über den Kopf gezogener Kapuze begann ich durch die Straßen zu laufen, als erstes links. Ich folgte ihr so lange, bis ich ans andere Ende sehen konnte, dann sprintete ich wie ein Besessener zurück, doch der Wagen war noch immer dort. Ich musste sie finden, irgendwie. Ich musste einfach!

Bis auf mein Keuchen war nichts zu hören: Weder Josephines Weinen, noch Lukes Toben. Hatte der Streit aufgehört? Standen sie vielleicht irgendwo und umarmten sich? Ich lief in die andere Richtung, doch auch hier fand ich nichts. Wo lebte dieser Gilian, wo lebte dieser Edgar? Wohin konnte Luke gegangen sein?

Ich hoffte auf Schreie, auf Fluchen, auf einen Kampf, doch selbst im Wirtshaus kehrte langsam Ruhe ein. Ich bekam mit, wie man die Männer abführte und ab dort war es wieder fast vollkommen still. Ich hatte verloren, Luke war weg und mit ihm auch jeder Hinweis auf Gilian oder Edgar.

Ich seufzte schwer und nahm in einem Häusereingang Platz, darauf wartend, dass Luke seinen Karren abholte. Seine häufigen Treffen waren also jene mit der Hure Josephine gewesen. Er liebte sie und wollte sie frei kaufen, bevor Gilian es tat und so, dass Edgar nichts von ihren Plänen merkte. Keine Samariter, keine Geheimnisse mehr und keine Hoffnung auf Erfolg.

Ich gebe zu, ich war ein wenig enttäuscht, mehr als das. Seit über einem Monat war ich in Brehms und noch immer hatte ich keinen einzigen Hinweis. Ob Nevar mir einen anderen Auftrag geben würde, wenn er das erfuhr?

Luke kam scheinbar nicht wieder. Ich saß gut dreißig Minuten da, bis ich dachte, ich würde erfrieren. Der Alkohol hatte mich müde gemacht und ununterbrochen sah ich Schatten, wo keine waren. Lukes Wagen stand vor mir, als wäre er eine Skulptur, nicht dazu gedacht, bewegt zu werden und niemand holte ihn nach Hause. Aus Frust wurde ich so dreist, dass ich ihn näher betrachtete und untersuchte, doch natürlich war er vollkommen leer. Keine Waren, kein Luke. Zurück zu Ivonne wollte ich nicht, denn meine Wut auf sie war noch immer nicht vollends verraucht und Josephine war nicht zum Gasthaus zurückgekehrt. Gereizt wartete ich leise summend eine weitere halbe Stunde. Die Zeit schien sich in unermessliche Länge zu ziehen.

Vielleicht hatte Luke seine Tat bereits begannen und jemanden umgebracht. Vielleicht war er festgenommen worden und saß im Gefängnis. Mir blieb nichts anderes übrig, als entweder am Morgen erneut zu seinem Laden zu gehen oder zu hoffen, er würde bald seinen Karren holen. Es war tiefe Nacht in der Stadt, dennoch wirkte es durch den hellen Schnee, als würde es dämmern. Die Ruhe und Kälte legten sich über meinen Geist, wie ein Schleier. Ich hatte das Gefühl ich würde schlafwandeln oder hätte Fieber, so sehr lullte mich die Verlockung, mich einfach hin zu legen, ein. Es kostete alle Mühe, mich nicht erneut zu setzen und einfach zu schlafen, meinem eigenen Kältetod entgegen. Ich ging die Straße immer wieder auf und ab und lauschte dem Knacken des Schnees unter meinen Füßen. Durch die niedrige Temperatur hatten sich Eisschichten über die Spuren des Vortages gebildet und hielten sie aufrecht, wie kleine Fallen: Tiefe Löcher durch Pferde, Rillen von Kutschen und endlos viele, bunt durcheinander gestreute Schuhabdrücke. Es war schwer, aufrecht zu gehen. Immer wieder gab der Schnee unter mir nach und ich rutschte in den Schlamm, der sich in den tieferen Stellen angesammelt hatte. Dunkle, graue Pfützen erfüllten die Flächen zwischen Schnee und Bordstein. Eine dieser Spuren war jene von Luke, aber ich wusste nicht welche und das war mir zum Verhängnis geworden. Umso länger ich wartete, desto mieser gelaunt wurde ich. Hätte ich Ivonne doch nur einfach weg gestoßen, wäre ich Luke doch nur gefolgt. Ein Betrunkener taumelte an mir vorbei und stolperte etwas, als er mich bemerkte. Ich hatte mich im Schatten befunden, fast unsichtbar für ihn, doch als ich erkannt hatte, dass dies nicht Luke war, hatte ich mein Versteck aufgegeben. Für ihn war ich nur ein schwarzer Schatten, ein Teil der Nacht. Er murmelte irgendetwas und torkelte weiter und seufzend sah ich ihm nach. Mit jeder Minute wurde es mir bewusster: Luke würde nicht kommen.

Meine Füße begannen, mir zu schaffen zu machen, da meine Sohlen schmerzten, wenn ich auftrat und meine Zehen waren so kalt, dass ich sie dauerhaft bewegen musste. Das gleiche galt für meine Finger. Die Haut meiner Hände war trocken von der Kälte und an manchen Stellen eine Mischung aus rosa und blau. Ich zog das obere Hemd über meinen Mund und versuchte, mich etwas aufzuheizen. Die Hände vergrub ich fluchend im Stoff. Hätte ich doch bloß Handschuhe oder noch längere Ärmel, die ich mir um die Hände wickeln könnte!

Mit den Füßen leise stampfend, um meine Zehen in den weichen Lederstiefeln wieder zu spüren, sah ich mich weiter um. Ich musste aufgeben, es half alles nichts, aber ich wollte nicht. Ich war zu stolz und auch zu stur. Weitere zehn Minuten nahm ich mir heraus, zu stehen und zu warten, doch dann war es kaum noch auszuhalten. Leichte Windzüge brachten mich zum frösteln und schüttelten meinen Körper. Gegen meinen Willen, begannen meine Zähne zu klappern und meine Lippen zu zittern. Ich hatte verloren. Er war weg.

Vielleicht hatte ich auch übertrieben und er würde am nächsten Morgen zum Laden zurückkehren. Es könnte sein, dass die zwei sich beruhigt hatten und jeder zu sich nach Hause gekehrt war. Dann würde Luke den Karren am Morgen holen und mit seiner Arbeit einfach fort fahren, in der Hoffnung, sein Vater würde nichts bemerken. Mit düsteren Gedanken und Verwünschungen ging ich durch die Nebengassen, denn auch wenn diese schmutzig waren und kaum beleuchtet, so waren sie dennoch der schnellste und direkteste Weg. Ich konnte nur hoffen, dass die Rum-Marie noch geöffnet war und zu allem Überfluss nicht auch noch Morgan vor der Tür stand. Ich hatte auf alles Lust, aber nicht auf ihn. Er war bereits sehr lange weg gewesen, ein wenig zu lange vielleicht und das bereitete mir sorgen.

Dann stolperte ich.

Ich war durch eine besonderes enge Abzweigung gelaufen, bestehend aus zwei Häuserblocks, die gen Himmel so schief wurden, dass ihre Dächer fast ganz nah beieinander waren. Mein Umhang schliff am Gestein, während ich mich herum drehte um nachzusehen, worüber ich gestolpert war. Ein kurzer Schritt zur Seite, damit etwas Licht zu Boden fiel, statt nur mein Schatten, dann stolperte ich zurück. Viel erkannte hatte ich nicht, aber genug, um zu erkennen, was dort lag oder besser: Wer dort lag.

Ein menschlicher Körper, mit dem Gesicht nach oben und leeren, dunklen Augen, die zum Himmel starrten. Die Arme hatte er von sich gestreckt, als wäre er rücklings nach hinten gefallen und sein linkes Bein lag seitlich und leicht angewinkelt. Eine rote, heiße Flüssigkeit tränkte den Boden, aus einer Wunde in seinem Rücken kommend. Ich ging in die Hocke, um die Szenerie etwas genauer zu betrachten. Ich duckte mich etwas, denn die Lichtverhältnisse waren mehr als schlecht, um das Gesicht zu erkennen, dann verstand ich:

Es war Luke.
 

Und er war tot.



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