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Sehnsucht nach Liebe

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Sehnsucht nach Liebe
 

Regungslos saß sie im Wohnzimmer und starrte vor sich hin. Tränen schimmerten feucht auf ihren Wangen im schwachen Schein der Straßenlaterne, die vor dem Fenster stand.

Traurigkeit spiegelte sich in ihren vom Weinen geröteten Augen wieder und eine Hilflosigkeit, die jeden den Atem verschlagen hätte.

Ein heftiger Streit lag hinter ihr.

Ihr Freund hatte wieder einmal keine Zeit für sie gehabt. Sie hatte ihm gesagt, dass sie nicht immer alleine sein wollte. Daraufhin war er wieder laut geworden. Sie hatte das satt.

Sie hätte jemanden gebraucht, der sie einfach mal in den Arm nimmt. Aber da war niemand gewesen.

Schlurzend hatte sie im Bett gelegen und gehofft, dass seine starken Arme sie umfangen würden aber nichts dergleichen war passiert. Nur ein ´Hör auf zu heulen` war von der anderen Bettseite zu vernehmen gewesen und das Rascheln der Bettdecke, als ihr Freund sich von ihr abgewendet hatte. Völlig fertig hatte sie das gemeinsame Schlafzimmer fluchtartig verlassen und sich ins Wohnzimmer gesetzt. Dort konnte sie dir Flut an Tränen nicht mehr stoppen. Es fröstelte sie innerlich aber sie konnte sich nicht aufraffen etwas zu unternehmen. Sie fragte sich immer wieder warum ihr Leben so beschissen war. Warum gerade sie sich in jemanden verliebt hatte, der überhaupt kein Verständnis für sie aufbringen konnte und der keine Lust hatte etwas Zeit mit ihr zu verbringen.

Sie liebte ihn über alles und doch würde sie am liebsten so schnell wie möglich von hier verschwinden. Aber sie wusste nicht wohin. Sie wollte nicht alleine sein, dass wäre noch schlimmer für sie. Deswegen nahm sie diesen Schmerz in Kauf. War das die richtige Entscheidung? Sie wusste es nicht.

Sie verachtete sich selber für ihre Feigheit. Aber was, wenn er sie doch liebte und er es nur nicht zeigte? Diese Frage quälte sie ungemein.

Die Tränen versiegten langsam und ihre Atmung beruhigte sich wieder. Eine willkommene Leere machte sich in ihr breit und sie fragte sich wozu überhaupt noch weiter machen.

Mit hängenden Schultern ging sie in die Küche. Auf der Anrichte stand der Messerblock. Langsam zog sie ein Messer heraus. Das scharfe Fleischmesser wog schwer in ihrer Hand und die Klinge funkelte im fahlen Schein. Fasziniert lief sie zurück zur Couch.

Sie hatte das schon einmal versucht und niemand hatte es bemerkt. Keiner hatte sie nach der feinen Narbe an ihrem linken Handgelenk gefragt, die in Richtung Armbeuge verlief. Hatte sie diesmal dem Mut es durchzuziehen? Sie hatte entsetzliche Angst. Warf sie ihr Leben grundlos weg oder war das der einzige Ausweg?

Vielleicht gab es jemanden da draußen dem sie nicht egal war. Oder würde niemals jemand um sie trauern. Sie wusste es einfach nicht.

Ihr gingen die Worte ihres Freundes nicht aus dem Kopf. Er hatte ihr vorgeworfen, undankbar zu sein. Sie könne schließlich froh sein, wenn er jeden Abend nach Hause kommen würde. Doch sie wollte mehr. War das zu viel verlangt? Sie wollte wenigstens einen gemeinsamen Tag mit ihm. Das sollte doch machbar sein. Nur einen Tag an dem sie mal glücklich sein konnte.

Sie verstand ja, dass seine Arbeit ihn in Anspruch nahm aber war das wirklich alles, für das er sich interessierte? Sie wurde jedes Mal wie ein lästiges Objekt beiseite geschoben. So wollte sie einfach nicht behandelt werden.

Sie wollte jemanden, der sie in den Arm nahm, wenn ihre düstere Stimmung sie wieder einmal zu erdrücken schien. Sie wollte keinen Ritter in einer schimmernden Rüstung und einem weißen Pferd. So etwas gab es nur im Märchen, das wusste sie. Sie brauchte nur jemanden der für sie da war und sie so akzeptierte wie sie war.

Draußen fuhr ein Auto vorbei und schreckte sie aus ihren Gedanken.

Entschlossen legte sie das Messer weg und schlich ins Schlafzimmer. Ihr Freund schlief tief und fest. Ganz vorsichtig versuchte sie sich an seinen Rücken zu kuscheln. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung. Seine Wärme tat ihr gut. Es fühlte sich alles so richtig an.

Doch die Hoffnung wurde jäh zerstört, als eine schlaftrunkene Stimme herablassend sagte: “Lass mich in Ruhe, du nervst.”

Aufkeuchend verlies sie eilig das Bett und rannte wieder auf die Couch. Tränen verschleierten ihren Blick. Sie rollte sich zusammen und hielt das Messer in der Hand. Präzise führte sie den Schnitt aus. Sofort quoll der rote Lebenssaft aus ihren pulsierenden Adern. Es tat nicht einmal weh.

Ihr letzter Gedanke war, dass das Sofa jetzt wohl Schrott sein würde. Dann wurde alles dunkel um sie herum. Sie bemerkte nicht mehr, dass ihr Freund über ihr zusammenbrach und sie schmerzlich umklammert hielt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  me-luna
2010-01-20T11:46:46+00:00 20.01.2010 12:46
ach nicht doch, die arme.
das mädel tut mir so leid.
der kerl hätte ein "böses" mädchen verdient, das rein zufällig wenn er badet den fön....oder eben ein mädchen wie meine "hure". ^^
deine geschichte ist handwerklich sehr gut und schafft es auch den spannungsbogen der dramatik bis zum maximum zu spannen, ohne ihn jedoch zu zerreißen.
sehr gut.
persönlich mag aber lieber geschichten mit happy end, sprich der lieblose kerl muss es büßen *fies griens und mir die hände reib*
Von: abgemeldet
2010-01-17T09:18:34+00:00 17.01.2010 10:18
wow...
der erste teil erinnert mich an jemanden...
ist dir sehr gelungen.

Von:  Snowflower
2010-01-14T15:21:53+00:00 14.01.2010 16:21
Wow...viele Emotionen...viel Trauer und Hilflosigkeit.
Diese Gefühle hast du wirklich super transportieren können. Man konnte ihre Gedankengänge nachvollziehen, sah sie dasitzen und sich den Kopf zerbrechen.
Dein Schreibstil ist wirklich gut...und auch die Geschichte fand ich super. Das schwere an Kurzgeschichten ist es ja, in so wenigen Sätzen eine ganze Geschichte zu erzählen. Und das ist dir wirklich toll gelungen :3

Finde den Schluss auch toll...ehrlich!

Was mir nur aufgefallen ist, du musst aufpassen, du vergisst oft die Kommas xD
Aber da hilft einfach nochmal drüberlesen oder nen Betaleser engagieren!

Aber ansonsten ganz super gemacht. Weiter so! <3
Von:  -Yui_Hirasawa-
2010-01-14T11:52:26+00:00 14.01.2010 12:52
Sehr dramatisch und traurig.
Es ist hart wenn man das Gefühl hat unverstanden und allein zu sein - gerade wenn man eigentlich einen Freund hat.
Wenn man sich selbst in seiner Anwesenheit noch irgendwie allein und unverstanden fühlt, ist das glaub ich durchaus noch härter...
Dieses Gefühl einfach mal in den Arm genommen werden zu wollen... Wer kennt das nicht? Das Verlangen nach etwas Trost... Verständnis.
Und besonders berührt hat mich, dass der Freund, nachdem sie sich am Ende das Leben nahm über ihr praktisch zusammenbrach...
Er hatte sie wohl geliebt, es ist nur eine Schande das er es nicht zeigen konnte und sich so kühl und abweisend gab.
Und vor allem empfinde ich es als traurig, dass sie es nie erfahren hat und mit dem Gefühl völliger Einsamkeit starb.
Wie auch immer, lange Rede kurzer Sinn~
Sehr gelungene kurze Geschichte mit viel Emotionen.:)
Von:  Smoji
2010-01-09T15:04:21+00:00 09.01.2010 16:04
eine echt packende kurzgeschichte, die du da geschrieben hast



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