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K.O.M.A.

Komm ohne mich aus
von

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Erkenntnisse kommen meistens zu spät

Langsam schritt er voran. Alleine, obwohl jemand neben ihm ging. Er spürte Davids Anwesenheit nicht. Als ob er nicht da wäre – zu tief hing er seinen Gedanken nach. Viel zu tief, als für ihn normal war. Vielleicht war das der Anfang von Ende gewesen, was ihn dazu veranlasst hatte, wieder in diese kalte Welt zu gehen. Eine Welt, die so kalt war, dass nicht mal der Sonnenschein die erwärmen konnte. Er erreichte kaum denjenigen, den er auf eine besondere Art liebte. Nein, retten konnte er ihn nicht. Vielleicht hätte er es gekonnt. Oder er wollte sich etwas einreden. Warum dann nicht hier bleiben, in dieser perfekten Welt, wo alles so warm und schön war? Warum musste er sich lösen, von hier, um wieder er selbst zu werden? Verleugnete er sich? Oder machte er sich so selbst kaputt?!
 

Langsam schritt er den Weg ab, den vielleicht schon bald andere gehen würden, wenn sie ihn zu Grabe tragen würden. Er hatte mit seinen Eltern nicht darüber gesprochen, sie hatten es einfach gemacht. Ja, er wollte hier begraben werden, wenn es wirklich sobald sein sollte. Hier war es schön ruhig und idyllisch. David lächelte. Hier würde sein Grabstein wunderbar rein passen. Ein Notenschlüssel. Ja, so einen Grabsein wollte er. Und einen Spruch, den er selbst ausgesucht hatte, sollte drauf stehen. Nur welchen, da war er sich noch nicht sicher. Eigentlich hätte Timo den Spruch aussuchen sollen. Obwohl er sich wohl geweigert hätte, bis er wirklich Tod war. Oder kurz davor. Die ersten Tropfen vielen und nun fand der Gitarrist sie unpassend. Konnte das Wetter sich nicht seiner Stimmung anpassen? Gerade, wo er etwas fröhlich war, kam der Regen. Er seufzte, nein, das Wetter passte sich ihm wirklich nicht an. Regen fällt einfach. Ohne wirklichen Grund. So ist der lauf der Singe. Ebenso wie das Sterben und das Leben. Vielleicht gibt es ja so etwas wie Reinkarnationen? Wer weiß das schon. Klar, es gab natürlich fälle, wo kleiner Kinder sich an ein früheres Leben erinnerten – aber stimmten diese? Vielleicht würde er ja auch wieder geboren werden. Wegen Timo – oder war er ihm durch ihre Streits so egal geworden. Ja, es tat weh und David fragte sich, wie er die letzten Wochen überstanden hatte. Sie lagen dunkel in seiner Erinnerung. So dunkel, als wären sie das pure Gift für seine Seele gewesen. Und er selbst hatte es sich gegeben. Langsam passte er sich dem Wetter an. Wehe der Regen würde jetzt aufhören. Er hatte noch so viel vor, was er gar nicht mehr schaffen konnte – er wollte Kinder. Und die Frau dazu kannte er wohl noch nicht einmal. Warum? „Warum?“ Warum gerade er? „Warum gerade ich?“ Warum ausgerechnet er? „Ausgerechnet ich?“ Wieso war das Leben nicht fair? „Wieso? Wieso ist das Leben nicht fair?“ Seine Stimme wurde lauter. Mit jedem Wort, was er sagte, schrie er mehr. Mit jedem Wort, der Verzweiflung, tötete er sich selbst ein bisschen. „WARUM?“ Ja, warum – fragen sich das nicht alle? Warum gibt es Leute, die sich den Tod wünschen und welche, die ihn kriegen, ohne zu fragen? Sitz da jemand mit einer Liste und holt sie nach einander ? Oder streicht er munter durch? Einfach so, wie es ihm beliebt? Warum gerade er? Konnte es nicht jemand anderes sein? „Warum nicht Timo...?“ Er erschrak selber über den Gedanken, dass er seinem besten Freund so den Tod wünscht – oder sich so das Leben? Er hatte das bestimmt nur gedacht, weil Timo so wie so nie wieder aufwachen würde. Oder doch? Dieser verdammte Egoismus. Alles, alles würde er für das weiter Leben geben – doch würde er sich ändern, wenn er weiter leben würde? Konnte er sich ändern? Oder war er unverbesserlich? Das Gewitter tobte über ihm, und er? Er brach zusammen. Weinte und schämte sich. Für seine schlechten, egoistischen Gedanken. Eigentlich war er irgendwo froh, dass er sterben würde, er hatte es leicht. Zu stehen, wie jemand, der einem Nahe stehen weiß, dass er sterben wird, fand er schrecklicher, weil er sich dann viel hilfloser fühlen würde. Er war ein Egoist. Daran konnte er nichts ändern. Gute Seiten hatte er wohl auch, aber wie viele Menschen sahen schon ihre guten, ohne eingebildet oder überheblich zu wirken? Ohne daraus eiskalt ihren Vorteil zu ziehen? Ja, er tat es. Wenn er wollte, konnte er eiskalt alles zu seinem Vorteil machen. Er machte es öfters. Bisher hatte er gedacht, dass es menschlich wäre. Das alle das so machten. Das alle es extra machten. Und doch, wenn er an Timo dachte – nutze er seine Vorteile, seine Stärken extra für seinen Vorteil? Nein, er war natürlich. Er machte es unterbewusst. Wie die meisten Menschen. Was genau war er? Ein nichts. Hatte er das Leben überhaupt noch verdient? Oder hatte der Tod ihn gerechter Weise ausgesucht? Wenigstens regnete es, so dass seine Tränen nicht zu sehen waren. Ja, er war schwach. Und doch stark. Wieso? Es wurde trocken, hatte der Regen aufgehört? Nein, er hörte immer noch das trommelnde stakkato und die Melodie, die das Wetter erzeugte. Seit wann hockte er auf den Boden? „Komm, David, steh auf.“ Jan. Wie war Jan hier her gekommen? Wieso war er hier? Wieso kam er noch zu ihm, einem Scheusal der Menschheit? Er ließ sich verwirrt hochziehen und sich den Schirm in die Hand drücken. Der kleinere hackte sich unter. „So, und wir gehen jetzt etwas spazieren und du erzählst mir irgendwas, ja? Und wenns über Blümchen ist, David.“ Okay, was war das? Versuchte er ihn auf zu mustern? Dafür war Jan eigentlich nicht der Typ, jedenfalls keiner, der es so versuchte. Wollte er ihm zum reden bringen? Oder einfach damit sagen, wenn du reden willst, ich bin da? Der Ältere wusste es nicht. Er wusste nur, dass er schon wieder am weinen war und der Schirm seinen Weg in den Schlamm fand. Und sein Körper den Weg in Jans arme. Und der Regen vermischte sich mit Tränen, die Melodie des Wetters mit seiner Stimme, als er einfach drauf los schrie. Als er alles raus ließ. Auf eine Weise, wie sie bisher nur Timo kannte von ihm. Doch Timo, war leider nicht da.
 

„Weißt du, Timo, David wollte sich umbringen. Wir wissen nicht, was er hat. Ja schon, er könnte sterben, aber die OP-Methode, die die Ärzte ihm vorgeschlagen haben ist eine der sichersten. Leider hat er erst in zwei Wochen einen Termin. Ich hoffe, dass sein Herz noch solange durch hält. Er strapaziert es einfach zu sehr. Nun gut, er war niemals eine Person, die ihren Körper geschont hat. Inzwischen müssen wir ihn schon zum essen zwingen, wenn er mit uns isst. Und manchmal frage ich mich, ob er nicht heimlich aufs die Toilette geht und sich den Finger in den Hals steckt. Ich mache mir Sorgen.Aber auch um dich. Es wäre schön, wenn du einfach wieder aufwachen könntest. Andererseits ist es vielleicht besser, das du nicht mitbekommt, wie sehr David leidet .ich glaube, dass dir dass das Herz brechen würde. Aber ke...“ Irritiert öffnete der Rapper seine Augen. Er lag in seinem Bett, in das er sich hineingelegt hatte, weil es ihm nicht so gut ging. Wer hatte da gesprochen? Er kannte diese Frau, doch er wollte ich einfach nicht daran erinnern, wer das war. Sie hatte irgendwas mit David zu tun. Und mit ihm. Seine Mutter konnte es ja nicht sein, zumal David ja sein Bruder war. Er war doch sein Bruder oder? Seit er diese veränderte Stimme von David gehört hatte, hörte er öfters leise Stimmen, wenn er angestrengt horchte. Außer nachts. Doch, diese war über deutlich gewesen. Was war das hier? Wo er war hier? Das Gefühl hier falsch zu sein, wuchs von Minute zu Minute.
 

Kennst du das Gefühl, wenn du schreien willst, doch es geht nicht?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-01-06T19:39:06+00:00 06.01.2010 20:39
ich hoffe mal stark, dass David gesund wird und Timo wieder aufwacht... ansonsten wären das zwei starke Verluste in der Menschheit...
mal sehen, was als nächtes passiert...


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