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Eragon - Kind des Mondes

Murtagh x OC
von

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Vergangenheit

Zuallererst bedanke ich mich natürlich bei allen treuen Lesern für ... na ja, dafür, dass ihr lest natürlich :D

Und jetzt hier viel Spaß mit dem (ziemlich späten Kapitel [Abi-Stress -.-]):

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Ihre erste klare Feststellung an diesem Tag ließ sie auf ein Paradoxon stoßen. Wenn Drachenreiter so mächtig waren, warum gab es dann nur so wenige von ihnen? Mehr aus Reflex als aus tatsächlichen Beweggründen schaute sie Murtagh an. Er hatte, seit er den Drachenhort betreten hatte, kein Wort mehr gesprochen. Araya vermutete, er wollte ihr Zeit geben, über die Schmerzen hinwegzukommen, und sie mit eigenen Worten nicht wieder hervorrufen. Auch Dorn hielt sich bereits den ganzen Tag zurück, wenn es darum ging, ihr seine Meinung zu übermitteln.

Murtagh war zwar ein Drachenreiter – und daher sicher auch mächtig –, aber er war auch ein Gefangener. Im Grunde, so dachte sie, war er für den König nicht mehr als ein Sklave, der willenlos die Befehle seines Herren auszuführen hatte. Als er ihr das erste Mal von dem Drachenreiter der Widerstandgruppe erzählt hatte, war sie nicht umhingekommen zu bemerken, dass in seiner Erzählung durchaus das Gefühl mitschwang, dieser neue Drachenreiter berge Hoffnung in sich.

Hier stieß sie auf die Grenzen ihres politischen Verständnisses. Und sie zweifelte nicht daran, dass sich diese Hoffnung auf Politik und Macht stützte, denn für Araya war sie bar jeder Logik. „Du, Murtagh?“, eröffnete sie vorsichtig das Gespräch, um ihn um Rat zu fragen. Allerdings erhielt sie von ihm nur ein abwesendes Geräusch. Er schien mit seinen Gedanken so weit fort zu sein, dass er zwar registrierte, angesprochen zu werden, jedoch nicht von wem.

„Die Varden haben einen Drachenreiter“, fuhr sie unbeirrt fort. Er konnte sie nicht ewig ignorieren, ganz davon abgesehen, dass er sich, um dem Gespräch zu folgen, zwangsläufig auf sie konzentrieren musste. Doch sie erhielt wieder nur ein zustimmendes Geräusch. Sie seufzte. „Du bist ein Drachenreiter.“ Als wieder keine vielversprechende Antwort sondern ein abwesender Laut folgte, verlor sie die Geduld. Sie hatte keine Schmerzen mehr, er konnte sich also ruhig mit ihr unterhalten!

Araya beugte sich zu ihm vor und schlug ihn leicht auf den Oberarm. „Und Galbatorix doch auch, oder?“ Sie schien ihn endlich aus seiner Trance gerissen zu haben, immerhin sah er sie nun an. Allerdings verriet sein Blick nicht, ob er der Unterhaltung – die bisher eher einseitig verlaufen war – gefolgt war oder nicht. Allerdings verlor sich sein irritierter Blick, als er sich zu erinnern schien. „Worauf willst du hinaus?“, fragte er und wandte augenblicklich seinen Blick wieder ab. Araya konnte daraus nur erraten, dass er wusste, was sie ihn fragen wollte. Sie sah den Unwillen in seinem Blick. Trotzdem wollte sie fragen. Was blieb ihr sonst? Es gab niemanden, der ihr ihre Fragen beantworten konnte, außer dem Mann vor ihr.

„Warum greift Galbatorix die Varden nicht einfach an?“, sprach sie schließlich ihre Vermutung aus. Wenn man es logisch anging, war Galbatorix im Kräfteverhältnis eindeutig bevorteilt. Er hatte nicht nur seine eigene, laut Murtagh fast unbegrenzte Macht, sondern auch noch ihn selbst – einen Drachenreiter, der gar nicht anders konnte, als ihm bis in den Tod zu folgen. Die Varden dagegen hatte nur seinen Halbbruder. „Weil in einem Krieg der Drachenreiter der Varden und sein Drache unweigerlich sterben würden“, antwortete Murtagh ihr schließlich doch widerstrebend. Kurz fragte sie sich, ob zwei Drachenreiter zusammen nicht genug Macht darstellten, um ein ganzes Land zu beherrschen, doch dann fügte er hinzu: „Er ist mit dem letzten weiblichen Drachen verbunden.“

Sie konnte sich denken, wen Murtagh mit »er« meinte. „Eragon, dein Halbbruder.“ Sie erhielt keine Antwort, aber das war auch nicht nötig. Sie verstand auch so. Galbatorix brauchte Eragon lebend, weil sonst sein Drache sicher den Verstand verlieren würde. Das sah sie allein an der Bindung, die zwischen Murtagh und Dorn gespannt war. Diese zu verlieren, musste schmerzhaft sein. Und wenn Eragons Drache der letzte weibliche seiner Art war, konnte Galbatorix‘ Ziel nur darin bestehen, mit einer Generation von ihm abhängiger Drachenreiter seine Herrschaft zu festigen und zu stabilisieren. Die Freiheit eines Jungen bestimmte das Schicksal eines ganzen Landes.

Als sie eine Weile schwieg, sah Murtagh irritiert auf. „Was ist?“, fragte er. „Ich habe mich nur gefragt, was für ein Mensch er ist. Immerhin ist er dein Bruder“, antwortete Araya resigniert. Er würde ihr nie etwas über seine Vergangenheit erzählen. Das letzte Mal hatte er es getan, um sie zu besänftigen und ihr sein unangebrachtes Verhalten zu erklären. Aber sie zweifelte daran, dass Murtagh gerne von sich aus über sein früheres Leben sprach. Er sprach ja kaum über die Gegenwart mit ihr.

„Mein Leben hat mich an diesen Ort geführt, deshalb bevorzuge ich es, nicht darüber zu reden.“ Sie fühlte sich nur unnötig bestätigt. Araya brachte ein Nicken zustande, ohne allzu verletzt zu wirken. Allerdings weckte diese Haltung Murtaghs in ihr das Gefühl, dass er ihr entweder nicht genügend vertraute, um ihr seine gehütete Vergangenheit anzuvertrauen – ihr, der Galbatorix nichts hätte entreißen können –, oder dass er sich einfach ihr gegenüber nicht dazu überwinden konnte. Egal, welche der beiden Optionen zutraf, es zeigte, dass etwas in Murtagh sich ihr gegenüber zurückhielt.

„Aber …“, setzte er erneut an, sodass Araya aufsah und ein beinahe erleichtertes Lächeln auf seinen Zügen erkannte, „Ich könnte dir von der Zeit erzählen, in der ich mit Eragon gereist bin. Über meine verzweifelte Flucht vor Galbatorix, die mich letztendlich doch nur wieder zu ihm trieb.“ Als wäre eine schwere Last von ihren Schultern gefallen, konnte auch Araya sich eines befreiten Lächelns nicht erwehren. Sie hatte erlebt, wie ungern Murtagh über seine Kindheit sprach, und umso erstaunter war sie darüber, wie bereitwillig und beinahe freudig er ihr von seiner Zeit mit seinem Halbbruder erzählte.

Von dessen Rettung in einer Stadt namens Gil’ead über die Flucht durch die Wüste Hadarac, zu der er erst mit Engelszungen hatte überredet werden müssen, da er sich sicher gewesen war, dass sie verdursten würden. Schließlich von der Ankunft nahe des Beor-Gebirges, der Armee von Urgals – was auch immer diese Wesen waren – und der Ankunft in Farthen Dûr. Er erzählte, wie man ihn als Bedrohung eingestuft und eingesperrt hatte, bis er sich bei der großen Schlacht um Tronjheim hatte beweisen dürfen und Eragon dabei half, einen Schatten – ähnliches galt wie für die »Urgals« – zu töten. Schließlich berichtete er von dem Verrat zweier Magier, bekannt als »die Zwillinge«, und seiner Entführung. Murtagh erzählte ihr außerdem von Streit und Lachen mit seinem Halbbruder und von ihrem allabendlichen Kräftemessen im Schwertkampf, das meist als Unentschieden endete.

Araya brachte es nicht fertig, bei Murtaghs lebendigen Darstellungen nicht mit ihm zu lachen. Die Freude, die durch ihre Adern strömte, tat ihr gut und sie hatte das Gefühl, dass auch der junge Drachenreiter gelöster schien. Sie konnte nur vermuten, wie es für Murtagh war, sich nach einer Zeit allgegenwärtigen Misstrauens einer fast fremden Person anzuvertrauen. Doch durch diesen Akt des Glaubens versicherte er ihr nur, dass sie sich nach einer relativ kurzen Zeitspanne nahe genug standen, um sich auf den anderen in jeder Situation verlassen zu können. Und dieses Wissen gab nicht nur ihm Halt. Araya brauchte ihn mindestens genauso sehr.

„Manchmal dachte ich, er mache das ganze absichtlich, doch irgendwann begriff ich, dass er einfach unbeholfen war und nicht auf sich selbst achten konnte“, erzählte Murtagh ihr schließlich von den zahlreichen Situationen, in denen er seinen Bruder hatte retten müssen. Nicht nur aus seinen Worten, sondern auch aus seinem Tonfall sprach die damalige Skepsis, sodass Araya sich gut in die Geschehnisse einfühlen konnte. Allerdings stellte er nun vergangene Ereignisse dar und ließ somit auch seine positiven Gefühle für diesen unachtsamen Jungen, von ihm selbst unbemerkt, mit einfließen.

„Du magst ihn sehr, oder? Deinen Bruder“, füllte sie die Stille, die Murtaghs Denkpausen hervorriefen. Er sah ihr mit einer Ruhe und Gelassenheit in die Augen, die sie bis jetzt nur vereinzelt bei ihm erlebt hatte. Auch er musste sich ständig vor dem König in Acht nehmen und konnte somit selten Entspannung finden. Schließlich zuckte er mit den Achseln. „Ich durfte ihn nie als Bruder kennenlernen. Ich weiß nicht, wie es ist, sich um einen jüngeren Bruder zu kümmern und zu sorgen. Und jetzt bin ich hier: Galbatorix‘ Gefangener und sein Werkzeug.“ Araya verstand ihn wohl besser, als Murtagh es vermuten würde. Immerhin war auch sie von ihrem Bruder getrennt worden, gegen ihren Willen und von demselben Mann. Bevor Araya ihn jedoch darauf hinweisen konnte, dass Murtagh in der Tat kein Werkzeug war, sprach er weiter.

„Manchmal denke ich, wenn ich mich seiner dunklen Macht ergeben würde … Dann wäre vieles einfacher.“ Seine Stimme klang dunkel und auch Murtaghs Gesicht hatte sich sichtlich verfinstert. Sie konnte sehen, dass ihn diese Gedanken innerlich zerfraßen, dass sie eigentlich nur ein Ausdruck seiner Selbstzweifel waren. Sie selbst kannte sich mit Zweifeln an der eigenen Person gut aus. Doch sie wurde von einem Geräusch hinter sich abgelenkt, bevor sie antworten konnte. Den Mund schon geöffnet, drehte Araya ihren Kopf in die Richtung, aus der das schabende Geräusch gekommen war. Dorn hatte seinen Kopf gehoben und starrte seinen Reiter an.

Einen Moment lang wog Araya die Möglichkeit ab, dass selbst er nichts von diesen tiefsten Gedanken Murtaghs gewusst hatte, doch sein Blick wirkte nicht verwirrt, sondern verwundert. Er schien sich zu fragen, warum der Drachenreiter ihr dies erzählt hatte. Araya tat es ja ebenfalls. Doch dann wandelte sich der Blick in den Augen des Drachen und er wandte ihr selbst den Kopf zu. Antworte ihm, erklang seine Stimme, ungewöhnlich sanft und aufmunternd, und obwohl es ein Befehl gewesen war, fehlte ihm die Nachdrücklichkeit, mit der er sie sonst in Bewegung hielt.

Araya bereitete sich auf eine abweisende Antwort auf das vor, was sie ihm gleich antworten würde. Fest sah sie Murtagh in die Augen, der unruhig ihrem Blick auszuweichen versuchte. Anscheinend schämte er sich für seine Gedanken. Dafür, dass er es sich leichter machen wollte. So gut kannte Araya ihn schon, um zu wissen, dass er es nicht ertrug, sich selbst das Leben zu vereinfachen, wenn andere nicht die Möglichkeit dazu hatten. „So darfst du nicht denken!“, begann sie in einem strengeren Tonfall als gewollt. „Genau das will er doch. Aber glaube mir, wenn du in diesen Abgrund springst, gibt es nichts mehr, dass dich auffangen oder retten wird.“ Araya hatte es erwartet. In Murtaghs Gesicht schlich sich Skepsis. Aber sie würde in diesem Fall wohl auch nicht anders reagieren. Wenn ihr jemand eine Lehre über die Hölle vor dem Tod erteilen wollte, der selbst diese Erfahrung nicht durchgemacht hatte.

Aber Murtagh war nicht der Einzige, der solchen Gedanken verfallen war. Oft hatte sie gedacht, ob nicht alles besser werden würde, würde sie dem König nur das geben, was er wissen wollte. Doch dann war ihr in den Sinn gekommen, dass sie überhaupt nicht wusste, was er suchte, ganz abgesehen von dem Stolz, den jeder aus Drakon-Ryuu schon als Kind vermittelt bekam. Und dann war sie einer anderen Dunkelheit verfallen, heraufbeschworen von der sie umgebenden. Araya schloss die Augen und holte tief Luft. Sie wappnete sich innerlich auf das folgende. Dann öffnete sie langsam wieder ihre Augen, starrte erst auf den erdigen Boden des Hortes, entschied sich dann aber dazu, Murtagh dabei in die Augen zu sehen.

Noch einmal nahm sie einen tiefen Atemzug und blinzelte. „Ich wollte sterben.“ Araya hörte, wie Dorns Schädel zu ihr herumflog, doch sie schenkte dem Drachen keine weitere Beachtung; sie konnte die Veränderung in Murtaghs Gesicht wie im verlangsamten Tempo mitverfolgen. Zuvor hatte er sie noch angesehen, als wollte er nicht glauben, dass sie seine Gefühle nachvollziehen könne. Doch nach ihrer Enthüllung gab sein Gesicht völlig andere Emotionen wieder. Spontan zeigte sich seine Überraschung. Er riss die Augen auf und zog gleichzeitig die Augenbrauen nach oben. Sein Mund öffnete sich wie zu einer vorzeitigen Antwort, schloss sich aber genauso schnell wieder. Dann ging ein Ruck durch Murtaghs Körper und sie erkannte Schrecken darin.

Sie konnte nur vermuten, warum er erschrocken über dieses Detail ihrer Gefangenschaft sein sollte. Immerhin hatte er mehr erleiden müssen als sie selbst. Entweder, es verunsicherte ihn, dass sie heute genauso gut tot sein könnte und sie sich niemals getroffen hätten, oder er konnte sich nicht vorstellen, dass man je – oder speziell sie – so weit gehen konnte, das eigene Leben zu beenden. Denn genau das hatte in ihrem Tonfall unmissverständlich mitgeklungen. Die Aussage, sterben zu wollen, sagte nur aus, dass man an die seelische oder körperliche Belastungsgrenze gestoßen war. Doch Araya hatte weder in ihrer Körpersprache noch in ihrer Tonlage Platz für Zweifel daran gelassen, dass sie es tatsächlich versucht hatte.

„W-Was? Wie? Warum?“, stammelte Murtagh in unglaublicher Geschwindigkeit. Er schien selbst nicht zu wissen, was er zuerst erfahren wollte, also nahm Araya ihm diese Entscheidung ab. „E-Es war immer so dunkel.“ Sie selbst stockte im Satz. Dieses Thema nahm sie mehr mit, als sie es erwartet hatte. „Niemand sonst war da. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich sah immer nur sein Gesicht. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten!“, rief sie schließlich, als sie die Gefühlsaufwallungen nicht mehr verbergen konnte. Nahezu gleichzeitig setzten die Kopfschmerzen in gedämpfter Stärke wieder ein.

Araya konnte Murtaghs entsetzten Augen nicht mehr standhalten. Er schien nicht glauben zu wollen, dass sie diesen Schritt tatsächlich getan hätte. Doch sie wusste noch genau, dass sie damals keinen anderen Ausweg gesehen hatte. „Ich hatte am gesamten Körper Brandwunden, die von den Heilern hier behandelt worden waren. Ich nahm mir selbst die Verbände ab und –“, unbewusst fuhr sie mit ihren Nägeln über ihre Arme, die Stellen, an denen sie die Wunden immer zuerst geöffnet und mit Erde verunreinigt hatte. Alles in der Hoffnung, an einer Infektion zu sterben. Doch sie hatte die Heilungsverfahren dieses Landes unterschätzt. Diese Männer hatten sie sogar soweit regeneriert, dass nicht einmal Narben zurückgeblieben waren.

„Als das nichts nützte, vergrub ich das Essen, das man mir brachte, und verweigerte die Wasseraufnahme. Doch als ich nicht einmal mehr stehen konnte, ergriffen sie Maßnahmen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich es aufgegeben und beschlossen, auf den Tod zu warten, bis er meinen Weg kreuzen möchte.“ Sie sah auf. Murtaghs Augen blickten sie sanft und verständnisvoll an. Araya könnte ihre Dankbarkeit dafür selbst dann nicht ausdrücken, fände sie je Worte dafür. „Kurze Zeit später kamst du.“ Ein leichtes Schimmern trat in seine Augen. Er hatte wohl begriffen, dass er es schließlich gewesen war, der ihr einen neuen Lebensinhalt und somit einen Grund zum Überleben gegeben hatte. Der sie endgültig dem Tod entrissen hatte.

„Mach so etwas nie wieder!“, verlangte er ernst und mit einem besorgten Unterton in der Stimme. Araya lachte, obwohl es zu dieser Situation nicht so recht passen wollte. Unwirsch fügte Murtagh hinzu: „Ich meine es ernst. Versprich es mir!“ Sie legte den Kopf schief. Der Drachenreiter schien doch noch mehr Befürchtungen über ihren seelischen Zustand zu haben, als sie angenommen hätte. „Dazu besteht kein Grund mehr. Ich habe schließlich schon ein Versprechen gegeben. Mutter sagte immer, auch Frauen hätten Ehre.“ Murtagh seufzte. Die Anekdote ihrer Mutter schien ihn nicht aufzumuntern. „Trotzdem“, erwiderte er und setzte dann leiser hinzu: „Bitte.“

„Ich verspreche es dir“, brachte sie ohne Zögern heraus. Das schien Murtagh schließlich vollständig zu überzeugen. „Wie geht es deinem Kopf?“, fragte er letztendlich, wahrscheinlich, um entschieden das Thema zu wechseln. Als sie antwortete, dass der Kopfschmerz in stark abgeschwächter Form vor nicht allzu langer Zeit zurückgekehrt war, hatte Murtagh die kleine Tasse schneller mit dem guttuenden Tee gefüllt und alles erwärmt, als Araya es je für möglich gehalten hätte. Lachend wollte sie gerade ablehnen und ihm erklären, dass sie eigentlich schon viel zu viel von dem Tee getrunken hatte, doch der Drachenreiter war nicht nur stur, sondern auch unerbittlich. Araya musste annehmen.

Kaum hatte sie das Trinken beendet und Murtagh für ihn anscheinend ausreichend versichert, der Schmerz sei sofort wieder verschwunden, ruckte dessen Kopf plötzlich in die Höhe. Der Drachenreiter warf einen wütenden Blick auf die Decke des Hortes, während Dorn fast augenblicklich nervös zu werden schien. Araya hatte nichts vernommen und konnte ihre Reaktionen dementsprechend nicht nachvollziehen, doch als Murtagh ihren verwirrten, umherwandernden und suchenden Blick sah, lächelte er wie zuvor. „Ich halte dir den Tee warm, falls die Schmerzen über Nacht zurückkehren“, erklärte er und erhob sich. Er wandte sich gerade dem Eingang zu, als Araya ihn zurückhielt.

„Warte! Wo willst du hin?“, rief sie ihm nach, da Murtaghs lange Schritte ihn schon ziemlich weit von ihr fortgetragen hatten. Er wandte sich ihr zu und antwortete nur: „Es ist schon spät. Morgen wird sicher ein ereignisreicher Tag. Du solltest schlafen und dich erholen.“ Verwunderung wallte in Araya ob der Tageszeit auf. War es wirklich schon Nacht? Sie konnte die Übergänge der Tage nur durch Murtaghs Kommen und Gehen bestimmen. Trotzdem spürte sie, dass er etwas vor ihr zurückhielt. „Murtagh, du selbst missbilligst es, wenn ich dir meine Probleme vorenthalte. Warum tust du dann dasselbe?“, fragte sie ihn letztendlich nur, um ihm seinen Widerspruch zu verdeutlichen, doch er reagierte anders, als sie erwartet hatte.

Anstatt zu lächeln und ihr zu sagen, dass es etwas Anderes sei oder gar zu lügen, antwortete er ihr freiheraus. Scheinbar wollte er Fehler vermeiden. „Galbatorix ruft mich. Ich wäre gern noch länger geblieben.“ Mit diesen Worten verschwand er endgültig schnellen Schrittes aus dem Hort. In diesem Moment wünschte Araya sich, sie hätte nicht nachgefragt. Kaum, dass er gegangen war, machte sie sich Sorgen. Wenn Galbatorix nun seine Gedanken erneut lesen wollte? Würde Murtagh dieses Mal erfolgreicher sein oder wieder bestraft werden? Sie konnte es nicht sagen, und das machte sie wahnsinnig. Doch sie versuchte, sich selbst gut zuzusprechen, auf Murtagh Fähigkeiten zu vertrauen und bei der Göttin zu hoffen. Vielleicht würde man ihr ja Gehör schenken.

Um Murtaghs Rat zu folgen und sich früh schlafen zu legen, erhob Araya sich langsam und schwerfällig. Sie hatte heute den gesamten Tag gesessen, Murtaghs Erzählungen gelauscht und ihm von ihr selbst erzählt. Araya war mehr Bewegung gewohnt. Sie spürte regelrecht, wie ihre Glieder von Tag zu Tag schwerer wurden, weil sie nicht genug herumlief. Allerdings war es auch nicht sehr motivierend, immer im Kreis zu laufen und dieselben eintönigen Wände zu betrachten. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich einmal so nach der Natur sehnen würde. Selbst nach Regen.

Langsam machte Araya sich zu ihrem Schlaflager auf, als Dorn sich hinter ihr regte. Allerdings beschloss sie, den Drachen wohlweißlich zu ignorieren, um mit ihm keinen Streit zu beginnen. So sehr, wie er sich zurzeit ihr gegenüber zurückhielt, mussten seine Gefühle in ihm geradezu brodeln. Sie hatte sich ja schon vorhin gewundert, dass seine Stimme den sonst so befehlenden Ton ihr gegenüber abgelegt hatte. Sie bezweifelte, dass es ewig so weitergehen würde. Araya wusste nur zu gut, dass Drachen oft dazu neigten, Menschen wie Kinder zu behandeln, weil sie die Erinnerungen ihrer Vorfahren teilten.

Araya hatte sich eben auf den weichen Decken ihres Lagers niedergelassen, die Beine von sich gestreckt und die Hände hinter sich ihren Körper stützend, als sie sich nach Dorn umsah. Er war am Rande der tieferen Schatten stehengeblieben, das verdunkelte Licht ließ seine Schuppen seltsam stumpf aussehen. Er schien kurz zu wittern, dann wandte er ihr zielsicher seinen Kopf zu. Du schläfst bei mir!, verkündete er, ließ sich geräuschvoll an der Stelle nieder, wo er vor kurzem noch gestanden hatte und wandte den erwartungsvollen Blick nicht mehr von ihr ab.

Da war er wieder, der harsche Unterton in seiner Stimme, der keinen Widerspruch zuließ. Einen Augenblick versuchte Araya, sich zu behaupten, indem sie zu ihm zurückstarrte und sich demonstrativ nicht von der Stelle rührte, doch ein aggressives Knurren, bei dem der Drache kleine Rauchwolken aus seinen Nüstern emporsteigen ließ, rief ihr ihren Respekt vor diesen durchaus gefährlichen Tieren wieder ins Gedächtnis.

Seufzend erhob Araya sich möglichst laut, damit Dorn auch bemerkte, dass sie seinem Willen folgte, und nicht beschloss, andere Maßnahmen zu ergreifen. Sie raffte die vier Decken, die ihr Lager bildeten, zusammen und versuchte, sie unter ihren Armen zu verstauen, sodass sie noch sah, wo sie ihre Füße hinsetzte, und problemlos laufen konnte. Nachdem ihr dies gelungen war, begab sie sich langsam zu Dorn und ließ die Decken einfach fallen. Natürlich waren sie ihre Luxusgüter, doch sie wollte ihm zeigen, dass sie nicht damit einverstanden war, wie er sie herumkommandierte. Selbst, wenn sie dabei aussah wie ein trotziges Kind.

Dorn schnaubte nur unbeeindruckt und wandte schließlich seinen Blick ab. Allerdings wartete er, bis sie sich drei der Decken wieder als Unterlage zurechtgelegt und sich darauf niedergelassen hatte, bevor er seinen Kopf auf die Erde bettete. So lag Araya also Seite an Seite neben dem großen, roten Drachen und verstand den Sinn der Sache nicht. Aber wahrscheinlich musste sie das auch gar nicht. Obwohl es nicht allzu spät war, schlief Araya doch zügig ein. Die anhaltenden Kopfschmerzen hatten sie genügend erschöpft, und auch die Unterhaltungen mit Murtagh waren nicht leicht gewesen. Das unerträglichste war für sie allerdings, dass sie schon genau wusste, was sie träumen würde.
 

Das schabende Geräusch der Felswand oberhalb der Treppe ließ sie schließlich wieder aus den eisigen Gewässern auftauchen. Araya machte sich genügend Sorgen um Murtagh, um ihren Körper auf das kleinste Geräusch, das seine Ankunft ankündigen könnte, zu fixieren. Als sie vollständig in ihr Bewusstsein und ihren Körper zurückgekehrt war, wunderte Araya sich erst, warum ihr nicht so kalt wie gewöhnlich war. Es war zwar kühl, und sie zitterte, aber doch nicht unangenehm. Erst, als sie die Augen öffnete, erkannte sie den Grund.

Ein rotes Zelt war über ihren Kopf gespannt und färbte das wenige, durchdringende Licht rosarot. Verwirrt starrte Araya es an und fragte sich, wie es dorthin gekommen war, als das durchscheinende Gebilde plötzlich zur Seite geschoben wurde. Dahinter erschien Murtaghs lächelndes Gesicht. Als sie seine so fröhliche Stimmung erkannte, war ihr, als fielen all ihre Sorgen und Ängste um ihn von ihr ab. Ihm schien es immerhin gutzugehen, bestens, wenn man dem Funkeln in seinen Augen Glauben schenkte.

Araya setzte sich auf und Murtagh reichte ihr helfend eine Hand, während er ihr ein „Guten Morgen“ zukommen ließ. Ohne zu zögern nahm sie sein Angebot an, während sie seinen Gruß erwiderte, und wurde mit einem Ruck in den Stand befördert. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie die Nacht unter einer von Dorns Schwingen und nahe seinem schuppenlosen Bauch verbracht hatte, was in Araya das Gefühl auslöste, dass der junge und doch so große Drache sie vielleicht doch nicht so sehr ablehnte, wie sie immer gedacht hatte.

Lange konnte sie sich nicht mit dieser Erkenntnis auseinandersetzten, denn Murtagh übergab ihr ein kompaktes Bündel. Verwirrt starrte sie es an und erkannte Kleidung und Schuhe darin. „Zieh das an, ja?“, forderte Murtagh sie auf und zeigte bekräftigend in Richtung des Flusses. „Darunter ist auch Seife, du kannst dir also Zeit lassen und dich waschen. Ich hole inzwischen etwas Essbares. In der Dienerschaft hat sich der Vorfall von neulich herumgesprochen; niemand will mehr hierherkommen.“

Er lachte ausgelassen und ignorierte Arayas Fragen. Sie wollte ihn gerade zurückrufen, als er auch schon so schnell verschwunden wie er auftaucht war. Dorn war inzwischen ebenfalls erwacht – er musste wohl die Anwesenheit seines Reiters gespürt haben – und amüsierte sich über ihre vergeblichen Versuche, Murtagh dazu zu bewegen, ihr den Grund für die neue Kleidung und vor allem die Schuhe zu verraten. Für die Information, dass sich die Diener nicht mehr in den Drachenhort wagten, hatte er nur einen trockenen Kommentar übrig: Das ist auch gut so; beweist, dass sie nicht völlig ohne Verstand geboren wurden.

Ihn ignorierend – so, wie es Murtagh gerade mit ihr getan hatte – verschwand sie im Dunkel der Schatten beim Fluss und folgte somit in kürzester Zeit zum zweiten Mal Murtaghs Aufforderungen. Was für sie selbst nur bedeutete, dass sie ihm genügend vertraute, um zu wissen, dass er ihr keinen Schaden zufügen wollte. Wie der Drache darüber dachte, wollte sie gar nicht wissen; sie konnte es sich ohnehin denken. Einen Augenblick suchte sie zwischen der Kleidung noch nach dem versprochenen Stück Seife, dann zog sie sich eilig das braune Kleid über den Kopf, als sie es gefunden hatte. Araya wusch sich ausgiebig in dem ihr vertrauten, kalten Wasser und stieg erfrischt und ein wenig frierend wieder aus der sanften Strömung. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, auch ihr Haar zu säubern, das jetzt zwar nass, dafür aber wohlriechend war.

Schließlich wandte sie sich der von Murtagh gebrachten Kleider zu. Unterwäsche war keine dabei, und da Araya nicht gezwungen sein wollte, wieder in ihre alte zu steigen, entschloss sie sich, ohne auszukommen. Ihr war zwar nicht gerade wohl dabei, doch sie versuchte sich zuzusprechen, dass es ja niemand zu erfahren brauchte. Letztendlich stellte sich Arayas Entscheidung als genau richtig heraus, denn als sie die einzelnen Kleidungsstücke voneinander trennte, erkannte sie darin ein Hemd, ein Wams aus festem Leder, ähnlich wie Murtagh es immer trug, und zu ihrem großen Erstaunen auch eine lederne Hose. Für Araya war es eine neue Erfahrung, solche Kleidung anzulegen, da diese ja eigentlich für Männer bestimmt waren. Aber dank ihres Bruders, dem sie früher beim Ankleiden hatte helfen müssen, wenn ihre Mutter einmal keine Zeit hatte, wusste sie, wie sie das zu bewerkstelligen hatte.

Als sie fertig war und ihr feuchtes Haar aus dem Hemd zog, um es wieder über ihren Rücken fallen zu lassen, kehrte Murtagh zurück. Sie hörte es an dem mittlerweile bekannten Schaben des Felseneingangs. Gerade, als sie selbst die Schatten verließ, trat Murtagh aus dem runden Tor in den weitläufigen Hort. Sein Blick haftete sofort auf ihr. „Und? Passt es?“, fragte er sie, aber Araya selbst konnte es nicht sagen. Sie zuckte mit den Schultern und antwortete: „Ich weiß nicht so recht.“ Murtagh schien zu verstehen, denn er stoppte und ließ seinen Blick genauer über sie gleiten. Dann nickte er zufrieden. „Wie angegossen“, beschied er ihr.

Im künstlichen Licht des Hortes, das es ihr möglich machte, auch sich selbst zu betrachten, sah sie nun an sich herab. Es war in seltsames Gefühl, die eigenen Beine in Hosen zu sehen. Als Frau hatte sie anderes gelehrt bekommen. Ihre Mutter hatte ihr tunlichst mit Strafen gedroht, sollte sie sie jemals in Männersachen sehen. Sie hatte befürchtet, Arayas Zeit mit ihrem Vater könnte ihr sexuelles Selbstbild gefährden und sie irgendwann auf die Idee kommen lassen, sie wäre viel lieber ein Sohn. Dementsprechend verkörperte sie genau jetzt die albtraumhaften Vorstellungen ihrer Mutter. Araya fühlte sich wie ein kleines Kind, das jederzeit Strafe seiner Eltern zu erwarten hatte. Ihr war unwohl zumute.

Murtagh schien die Veränderung in ihrem Blick nicht zu entgehen. „Was ist?“, fragte er mit verwirrter Stimme. Ohne aufzusehen – zu sehr war Araya vom Anblick der Hosen fasziniert, als würden sie sich plötzlich in etwas Anderes verwandeln, starrte sie sie nur lange genug an – erwiderte sie benommen: „Ich habe noch nie in meinen Leben Hosen getragen.“ Auf seinen verständnisvoll klingenden Laut hin, blickte Araya schließlich doch auf. „Also, warum bringst du mir neue Kleidung?“, fragte sie ihn misstrauisch. Vor allem die Lederstiefel, die durchaus wertvoll wirkten, erweckten ihren Argwohn.

Murtaghs geschlagen klingendes Seufzen bestätigte nur ihren Verdacht. Langsam stellte der Drachenreiter den Korb ab, in dem sich wohl ihr Morgenmahl befand, und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf sie. Vollkommen zusammenhangslos registrierte Araya, dass Dorn verschwunden war. Doch dann konzentrierte sie sich wieder auf den jungen Mann vor sich.

„Galbatorix will mich auf eine Mission schicken, und da du sonst wieder im Kerker gelandet wärest, habe ich ihn überredet –“, begann er, zu erklären, doch als Araya den Sinn seiner Worte erfasste, durchströmte sie solch eine Euphorie, dass sie ihn einfach unterbrechen musste, wollte sie nicht platzen. „Wir machen einen Ausflug?! Ich darf hier raus?“, rief sie freudig aus und wartete angespannt auf seine Antwort. Murtagh schwieg noch einen Augenblick, ihr nervöser Zustand schien ihn zu verwundern oder vielleicht war es auch ihre schnelle Auffassungsgabe, doch letztendlich nickte er langsam lächelnd.

Im nächsten Augenblick zuckte er erschrocken zusammen, bevor er sie mit einem Blick anstarrte, der absolute Verblüffung ausdrückte. Als Araya die Bestätigung für eine, wenn auch nur kurze, Weile außerhalb des Palastes erhalten hatte, konnte sie einen lauten Freudenschrei nicht mehr zurückhalten. Die auf einen Schlag freigesetzte Energie suchte sich ihren Weg nach draußen, und sie wusste sich nicht anders zu helfen, als euphorisch zu schreien und vor Glück zu springen und sich um ihre eigene Achse zu drehen; völlig ohne Sinn und Verstand. Für sie waren diese Augenblicke ein einziger Freudentaumel. Dann wurde sie gewahr, dass Murtagh sie anstarrte, was ihren Verstand wieder soweit abkühlte, dass sie sofort aufbrechen wollte.

„Gehen wir!“, keuchte sie, doch Murtagh reagierte anders, als sie erwartet hätte. Anstatt ihr zuzustimmen, lächelte er sie belustigt an. „Willst du nicht vorher vielleicht etwas essen?“ Demonstrativ hob er den Korb hoch. Ohne wirklich darüber nachzudenken, starrte Araya das leblose Ding in Grund und Boden. Schließlich verzögerte es nur den Aufbruch in eine relative Freiheit. Ihre Ungeduld schien Murtagh zu amüsieren, denn kaum hatte er ihren Blick gedeutet, lachte er laut auf. „Komm schon, setz dich“, forderte er sie auf und setzte sich seelenruhig auf den erdigen Boden und entleerte den geflochtenen Saboteur.

Das Essen war wie vorauszusehen war, ziemlich kurz. Araya wollte so schnell wie möglich an die frische Luft und schlang dazu ihr Essen beinahe hinunter. Murtagh hatte als nette Geste sowohl Joghurt als auch verschiedene Früchte und Haferflocken mitgebracht, doch Araya war viel zu fokussiert, um darauf zu achten. Sie hatte Glück, dass der junge Drachenreiter einem ähnliches nicht übel nahm. Sie war schon lange fertig, als Murtagh endlich sein Morgenmahl beendete. Wie vor einigen Tagen schon hatte sie ihn ungeduldig bei jedem Bissen beobachtet, doch dieses Mal half es ihm nicht, sich darüber zu beschweren. Sie wollte ihm zwar nicht den Appetit verderben – obwohl er so zwangsläufig auch schneller fertig geworden wäre –, doch Araya war sich sicher, jeder andere in ihrer Situation hätte ähnlich reagiert. Schließlich fand Murtagh ein Gutes an seiner Lage: Er amüsierte sich köstlich über ihre ihm bisher unbekannte Ungeduld.

Zu Arayas Erleichterung ließ er den Korb am Boden stehen, mit der Begründung, ein Diener würde ihn holen, wenn sie fort wären. Verständlich, denn dann hauste hier weder der rote Drache noch die seltsame Gefangene. Kaum hatte Murtagh das Signal zum Aufbruch gegeben, lief Araya hastig und in dem gemäßigtstem Tempo, das sie zustande brachte, die Treppen zum versteckten Portal hinauf. Sie war lange vor dem Drachenreiter da und legte ihre Hand auf den nackten, kalten Fels, als könne sie selbst Magie wirken und ihn so bewegen. Murtaghs Augen funkelten, als er sie so stehen sah. Araya trat zur Seite, um ihm Platz zu machen, doch als er gerade die Hand auf die kleine Vertiefung gelegt hatte, entfernte er sie wieder.

Irritiert sah sie ihn an und erkannte, dass auch Murtagh seinen Blick auf sie gerichtet hatte. Mehr aus Reflex denn aus wirklichem Kalkül legte sie den Kopf schief. Er schien noch kurz zu zögern, sich dann aber zu überwinden. „Araya, bevor wir gehen, muss ich dir etwas sagen.“ Murtagh wirkte stark verunsichert und um zu verhindern, dass er es sich anders überlegte, nickte sie, obwohl fraglich war, dass er es wirklich in dieser Dunkelheit sah. „Ich habe ihm erklärt, dass du dich durch den Aufenthalt in der Natur sicher mehr öffnen würdest und das Freiheitsgefühl förderlich für unsere Beziehung sei, um dich so besser … du weißt schon.“ Selbst durch die Dunkelheit spürte sie seinen besorgten Blick, der von seiner verunsicherten Stimme nur noch unterstrichen wurde. Dachte er etwa immer noch, solche Lappalien würden sie ihre Meinung ändern lassen? Sie lächelte ihn fröhlich und beruhigend an, als sie sagte: „Keine Angst, ich vertraue dir.“ Auch er schien es gesehen und verstanden zu haben, denn Murtagh atmete hörbar auf. Dann legte er mit neuer Bestimmtheit seine Hand auf die Kuhle und murmelte: „Also dann …“ Es folgten Worte der Alten Sprache, und der Fels öffnete den Blick auf den Thronsaal, in dem Galbatorix schon auf seinen Reiter und seine Gefangene wartete.

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Ausnahmsweise mal ein Nachtrag: Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich in meinem Schreibstil ziemlich schwanke. Sollte euch das auffallen, dann sagt es mir bitte, nicht einfach hinnehmen. Ich kann dann versuchen, es auszubessern ;)
 

Freue mich, euch im nächsten Kapitel wieder begrüßen zu dürfen,

LG Mara



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