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The Legend of Ryu no Kuni

The Story of the Koizumi Clan
von

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Die Zeremonie

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit ihrem Bruder, der zu Sulaikas Glück die meiste Zeit geschwiegen hatte, war sie zurück in ihr Zimmer gekommen und hatte versucht noch etwas zu schlafen. Natürlich erwies sich der Versuch als hoffnungslos und Sue war bald wieder aufgestanden.

In Ryu gab es drei heilige Stunden: Sonnenaufgang, Mittag und Sonnenuntergang. Jeweils genau dann, wenn die Sonne besonders stark auf den Turm strahlte und die Wände das Licht in alle Richtungen reflektierten, was einen unglaublichen Anblick bot.
 

Zeremonien wurden bei Sonnenaufgang durchgeführt, damit der Rest des Tages seinen gewohnten Lauf gehen konnte. Bei Sonnenuntergang fand dann auf dem Hauptplatz von Sho ein Fest statt.
 

Sulaika konnte am Flur Schritte hören, und wusste, dass alle für diesen besonderen Anlass kleideten. Am Morgen würden alle in Schwarz sein, am Abend in bunten Festtagskleidern. Alle außer Sue. Ihr hatte man schon gestern die Kleidung für ihre Ernennungszeremonie gebracht. Obwohl der Kimono prächtig war und ein richtiger Blickfang, hatte Sue in von Anfang an gehasst. Als sie ihn anlegte überkam sie das Gefühl erneut. Der goldene Kimono, der mit schwarzen und dunkelgrünen Mustern bestickt – allen voran das Zeichen Shos und des Koizumi Clans – sich gut auf der Haut anfühlte und sich ihrem Körper perfekt anpasste fühlte sich einfach falsch an. In ihm kam sie sich sehr verletzlich und wehrlos vor. Der viel zu viele Stoff musste beim Stiegen steigen angehoben werden, an ausweichen oder springen war nicht einmal zu denken. Sulaika könnte kaum einen Schritt vor den anderen setzen.

Waffe konnte – und durfte – sie auch keine bei sich tragen.

„Wähle deine Kleidung praktisch“ – Das hatte ihre Mutter immer gesagt.

Seufzend legte sie nun auch die schweren Ketten und die Ohrringe an. Nun musste sie nur noch ihre langen Haare irgendwie zu einer vornehmen Frisur hinstecken.

„Du siehst toll aus“ vor Schreck hätte Sue fast die Bürste fallen gelassen. In der Tür stand ihre Mutter. Auch sie hatte ihren Zeremoniekimono schon angelegt. Ihr grün – schwarzer Kimono war eben so edel (und unpraktisch) wie der von Sulaika, und sie hatte ihre Haare schon zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur gesteckt. Trotz des vielen Stoffes bewegte sie sich elegant, als würde sie schweben.

„Lass mich meiner lieben Tochter mit den Haaren helfen“ flötete sie zucksüß und stelle eine braune Kiste, die sie in der Hand gehalten hatte auf Sulaikas Spiegeltisch.

„Wenn du das möchtest, nehme ich deine Hilfe gerne an“ erwiderte Sulaika unsicher.

Raika öffnete die Box und holte eine wunderschöne Haarspange in Form eines fliegenden Drachen heraus. Mit geübten Bewegungen begann sie Sulaikas Haar zu bürsten und die Spange mit ihrem Haar hochzustecken. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen:

Nur die beiden vorderen Strähnen umrahmten Sulaikas blasses Gesicht, während der größte Teil ihres schwarzen Haares mit der Spange hochgesteckt war, nur die hinteren Haare fielen ihr seidig über die Schultern.

„Danke…es sieht…toll aus“ Sulaika war sprachlos. Raika lächelte.

„Das mache ich doch gerne. Du solltest allerdings noch deine Nägel machen und dich Schminken. Lass das wen anders machen, ich weiß, dass du das nicht besonders gut kannst.

Am Besten fragst du Tenshi – der steht schließlich schon die ganze Zeit in der Tür – ich denke er hat Zeit“ Raika warf einen Blick nach hinten, woraufhin Tenshi verlegen das Zimmer betragt.

„Ich…“ begann er.

Raika erhob die Hand und schnitt ihm das Wort ab. „Hilf deiner Schwester“ sagte sie, dann verlies sie den Raum so schnell und lautlos, wie sie gekommen war.

Tenshi ergriff die Hand seiner Schwester und begann sie mit Feile und Nagellack zu bearbeiten.

„Du siehst wirklich toll aus“

„..Danke…du auch“ Was nicht gelogen war. Tenshi sah wirklich nicht schlecht aus in seiner engen schwarzen Hose mit dem schwarzen Hemd und dem weißen Kragen. Letzteren trug er, weil er schwarz in schwarz nicht mochte. Ein bisschen Helligkeit auf die Zeremonie bringen.

Ein unangenehmes Schweigen breitete sich über den beiden aus.

„Findest du nicht komisch, dass Raika wieder so nett zu dir ist?“ Tenshi vermied es Raika Mutter zu nennen.

„…Nunja.. Vielleicht hat sie es sich anders überlegt…und freut sich für mich. Viele Mütter wollen, dass ihre Kinder ihre Träume ausleben…“ Sulaika klang wenig überzeugt.

Tenshi runzelte die Stirn. „..Wie du meinst, aber du solltest auf alle Fälle aufmerksam sein und dich nicht in Sicherheit wiegen…ich für meinen Teil…werde ein Auge auf dich haben.“

Sulaika schluckte und nickte. Das sogar in Heile-Welt-Bruder sich Sorgen machte, beruhigte sie nicht besonders.

Er schien zu merken, dass sie sich nicht wohl fühlte.

„Hey.. bestimmt wird alles gut. Schließlich bist du bald eine Wächterin, nicht?“ Aufmunternd klopfte er ihr auf die Schulter. Leider klang er selbst nur halb so überzeugt wie er wollte.
 

Bei Aufbruch zur Zeremonie gesellte sich auch Onichi zu ihren beiden älteren Geschwistern. Sie trug einen schwarzen kuttenartigen Umhang und hatte ihr Haar offen. Schweigend machten sie sich auf den Weg.

Schließlich trennten sie sich, da Sulaika sich zu den anderen Wächters stellen musste.
 

Die Zeremonie verlief schnell und ereignislos:

Der Hauptplatz lag zu Füßen des Wächterturms, und in ihn erstreckte sich eine Tribüne, auf der in einem Halbkreis angeordnet die Wächter und Sulaika saßen.

Der Sarg mit Rins Leichnam war in einem steinernen Ofen in der Mitte des Platzes gelegt worden.

Zuerst sprach ein Wächter einige Worte über die Verstorbene, dann wurde sie dem Feuer übergeben. Niemand wollte kostbare Trainings oder Arbeitszeit vergeuden. Die Einwohner Shos waren keine Menschen, die gerne Zeit vergeudeten.

Zuletzt wurde Sulaika dem Rest vom Sho als neue Wächterin präsentiert.

Irgendwie hatte man es geschafft sie in die Mitte des Halbkreises der Wächter zu stellen.

Ein Wächter hielt eine ebenfalls kurze Ansprache, dann verneigten sich alle Anwesenden, außer den Wächtern.

Als Sulaika dachte, dass das schon schier endlos dauerte, erhoben sich endlich alle wieder.
 

Da sich alle zum Gehen wanden dachte Sulaika schon , sie hätte es überstanden, fasste sie eine knochige Hand von hinten an der Schulter
 

„Komm mit in den Saal, wir müssen über deine Einweihung und dergleichen sprechen…“
 

Sulaika unterdrückte den kalten Schauer und folgte den anderen Kapuzengestalten.



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