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Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

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Der Vorhof zur Hölle

Cole

Er fuhr zu sich, wo er sich wie schon seit längerem wieder aufs Laufband stellte. Er musste fit bleiben. Außerdem war das eine Art von Entspannung, die er momentan gut gebrauchen konnte. Nachdem er sich geduscht hatte, zog er sich förmlich an. Noch war der Besuch nicht weg, heute Abend würde er sich noch einmal zu dieser Gruppe gesellen dürfen, durfte sich noch einmal angraben lassen, sich von Costello Honig ums Maul schmieren lassen. Er hasste diese ‚Geschäftsessen‘. Aber auch diese würden über die Bühne gehen. Wenn erst einmal der Deal in ein paar Tagen über die Bühne gegangen war, dann würde er wieder mehr Ruhe haben. Aber bis dahin war noch viel Arbeit zu tun.

Als er ins Lady-Dream fuhr, merkte er, dass er sich nicht nur vollkommen entspannt fühlte, sondern auf eigentümliche Weise auch glücklich. Doch diese Tatsache bekam nur ein einziger mit: Ragnar. Jener saß in Coles Büro und studierte die Lagepläne des Hafens, als er hereinkam. Cole lächelte seinen Freund an, ging auf ihn zu und küsste ihn sanft auf die Wange. „Danke für deine Ratschläge“, murmelte er und blickte Ragnar nachdrücklich lächelnd an. „Danke.“ Dann ging Cole zur Tagesordnung über, baute seine ihm vertraute Aura um sich auf, die es ihm erleichterte, sich auf das Wesentliche, auf die Arbeit zu konzentrieren. Erst später, wenn sie ein wenig Zeit zum Verschnaufen hatten, würde Ragnar auf die Frage, was mit Antonin sei, die Antwort erhalten, dass dieser zu seiner Mutter gefahren sei und in unbestimmter Zeit zurückkehren würde.

Aber nun konzentrierten sie sich erst einmal auf das, was sie in den kommenden Tagen erwartete und Ragnar erzählte Cole noch vom vergangenen Abend, nachdem er gegangen war. Die Gäste aus Chicago schienen an diesem Abend recht gut drauf gewesen zu sein, was nicht nur dazu geführt hat, dass sie einige der Mädchen belästigt hatten, sondern auch freizügige Gespräche über ihre Heldentaten und auch über die kommenden Geschäfte geführt hatten. Cole brodelte innerlich als er davon hörte. Ragnar konnte es nicht beschwören, aber ihm schien es, als sei in dem ein oder anderen Gespräch auch etwas über konkrete Dinge geredet worden. Dinge, die nicht für jede Ohren bestimmt waren. Zudem hatte der Typ von gestern Abend angefangen, die anderen über Cole auszuquetschen. Offenbar hatte er noch nicht aufgegeben und glaubte über Coles Mitarbeiter an ihn heranzukommen. Padrick hätte ihn zwar irgendwann zurechtgewiesen, aber letztlich stand dieser auch etwas hilflos da, denn der, der eigentlich seine Leute im Griff haben musste, schien es überhaupt nicht zu stören. Ragnar war schließlich dazwischen gegangen, als jener sich mit Gawain unterhielt. Von allen anderen wusste er, dass die zum einen wenig über Cole wussten, zum anderen nie etwas verraten würden. Bei Gawain war er sich bei letzterem nicht sicher. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass er zu spät gekommen war. Zumindest war die Reaktion des Neuen, seine Forderung zu bejahen und zu beteuern, dass er nichts gesagt habe, ein wenig zu nachdrücklich. Nicht so, dass man meinen konnte, er hätte ein schlechtes Gewissen, weil er wirklich etwas erzählt hatte. Eher so, als hätte er mit jenem Mann über andere Dinge geredet. Wie dem auch war. Es war eine seltsame Situation kurzzeitig gewesen.

Cole ärgerte sich über die Ereignisse des Abends. Er ärgerte sich wenig über die Neugierde des Mannes. Er hatte schon öfters erlebt, dass ‚Geschäftspartner‘ ihm hinterherstiegen, glaubten bei ihm landen zu können. Er kannte es auch, dass sie, da sie keinen Erfolg hatten, begannen über seine Leute an ihn zu kommen. Mit so etwas konnte er umgehen, so etwas war er gewohnt. Was ihn wirklich ärgerte war Wayne, der eigentliche Boss, der Sippe aus Chicago. Was war denn das für ein Stümper? Warum hatte er seine Leute so wenig im Griff? Wie bescheuert musste man eigentlich sein, wenn man solche Leute um sich hatte? Oder sah er am Ende gar nicht die Gefahr, die von diesen Leuten ausging? Die Gefahr, dass alles schief laufen konnte, dass die Polizei dahinter kommen könnte, was geschah? Dass sie riskierten, dass sie abgehört wurden? Cole war das unbegreiflich, aber er würde damit leben müssen. Und wenn er ehrlich war, hatte er ohnehin kein Vertrauen zu Wayne, so dass er einiges in der Hinterhand hatte.

Cole hatte Pläne, wusste was er tat. Und außer Ragnar kannte niemand sonst diese Pläne, und niemand sonst würde sie je so kennenlernen. Das, was er am vergangenen Abend mit Wayne und seinen Leuten besprochen hatte, war nur ein kleiner Teil eines riesigen Projekts, das in sich gut durchdacht war. Die wirklich wichtigen Informationen hielt er zurück, verbarg sie vor den anderen, wissend, dass er nicht vertrauen konnte, aus einem generellen tiefen Misstrauen heraus. Seine Leute kannten ihn, wussten, dass er nie alles verriet, dass man auf alles gefasst sein musste, aber sie wussten auch, dass es sie so schützte, dass sie sicher waren, weil sich jemand darüber Gedanken machte, was das Beste war. Und damit vertrauten sie ihm blind, und das zu Recht. Und sie waren noch nie enttäuscht worden. Denn Coles Pläne waren bisher stets erfolgreich gewesen. Sicher hatte es hin und wieder Komplikationen gegeben, aber im Großen und Ganzen war es immer gut gegangen. Zumindest solange er mit den Leuten zusammenarbeitete, die er sich ausgesucht hatte.

Aber wie dem auch war. Er wusste nun, dass er hinsichtlich der Chicagoer vorsichtig sein musste, noch vorsichtiger als sonst.

Er würde heute keine neuen Informationen herausgeben. Es reichte, dass die anderen wussten, dass am Sonntagabend, also in 3 Tagen ein Schiff kommen würde, das aus Panama kam und um die 30 Kilo Heroin aus Kolumbien mitbringen würde. Feinster, bester Stoff, von unbezahlbarer Qualität. Sie wussten außerdem, dass drei LKWs die Ladung nach Chicago bringen würden, dass der Stoff in Kaffee-Containern versteckt war, weil Spürhunde durch den intensiven Kaffeegeruch den Stoff nicht würde riechen können. Cole selbst würde sich 10 Kilo abzwacken, der Rest würde auf den Weg nach Chicago gehen. Drei von Waynes Leuten würden die LKWs fahren, mit denen sie das Zeug nach Chicago brachten. Der Handel würde schnell über die Bühne gehen, zügig.

Cole und Ragnar waren den Nachmittag damit beschäftigt, die Leute zu positionieren. Cole musste zudem einige wichtige Telefonate führen und erhielt auch einige Anrufe, die ihn beruhigten. Das Schiff war bereits unterwegs und die Sache lief. Sie lief gut.

Am frühen Abend fuhr Cole zu Costello, der ein Abendessen geben würde. Die gut bewachte Villa am Stadtrand von New York war einer der Orte, die Cole nicht ausstehen konnte. Aber man merkte ihm sein Unwohlsein nicht an, das ihn immer begleitete, wenn er dieses Haus betrat. Er parkte seinen Wagen und griff zu seinem Handy, weil er soeben eine SMS erhalten hatte. Er nickte und löschte sie sogleich wieder. Dann sah er, Antonins letze SMS. Kurzentschlossen schickte er dem anderen eine Nachricht:
 

Hey mein Putz- und Sexsklave! Ich hoffe, du bist gut angekommen und hast deinen Sitz in der 1. Klasse auch ein wenig genießen können. Bist du schon zum tollen Nachbarn mutiert? Erinnere dich einfach an die Hochzeit mit Elvis, dann kannst du sicher weiterlächeln und den perfekten Sohn spielen ;) Cole
 

Dann stieg er aus und betrat das Haus, in dem er einige Dinge erleben musste, an die er sich lieber nicht mehr erinnerte. Costello war da, Wayne und zum Glück auch Padrick. Der Rest würde wohl im Lady-Dream feiern. So war er zumindest den Typen los, der ihm hinterher stieg. Und Ragnar würde die zweifelhafte Freude haben, zu kontrollieren, dass nicht noch mehr geplaudert wurde.

Cole kämpfte sich drei Stunden durch ein Essen und ein Gespräch, das er als Tanz um den heißen Brei bezeichnen würde. Immer wieder versuchten Costello und Wayne ihm mehr Informationen zu entlocken, doch er ließ es nicht zu. Er würde ihnen nichts weiter sagen, denn das würde bedeuten, dass er die ganze Aktion gefährdete. Und er hatte noch nie versagt, und das wollte er auch nicht ändern. Aber offensichtlich schien das niemand zu begreifen, außer Padrick, der nicht nachfragte.

Gegen 23 Uhr erklärte Cole, dass er noch viel zu tun habe, und er nahm Padrick mit ins Lady-Dream. Erst dort kam er dazu, Antonins Antwort zu lesen, die ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte, das ungesehen blieb, weil er sich bereits nach kurzer Zeit zum Auto begab. Wie gut es tat, diese wenigen Zeilen zu lesen. Wie beruhigend es war, zu wissen, dass Antonin an ihn dachte, selbst wenn es wahrscheinlich selten war. Dennoch bewirkten die Worte ein angenehmes Gefühl.

Er hatte an diesem Abend leider noch einen unschönen Besuch abzustatten. Ein Besuch zu einem der Unterhändler, der Ragnar Probleme bereitete. Leider endete der Besuch noch unerfreulicher, als der Grund dieses Besuches war, denn jener Mann schien sich gleich sehr angegriffen zu fühlen, rastete aus und Cole blieb nichts anderes übrig, als zu beenden, was aus den Rudern gelaufen war. Als er durch die Wohnung des Toten lief, stellte er fest, dass jener wohl selbst ein wenig zu viel von dem Zeug konsumierte. Cole räumte ein paar Sachen auf, zerstörte die Sim-Karte des Handys und beseitigte auch sonst einige Spuren, die auf eine Verbindung zu ihrer Organisation hindeuten konnten. Sicher war man nie, ob man alles erwischte, aber wenigstens waren die Spuren so schwerer und uneindeutiger zu erkennen.

So schön der Tag begonnen hatte, so trist endete er.
 


 

Gawain

Gawain runzelte die Stirn, zog sich eine Zigarette aus der frei liegenden Schachtel und zündete sie sich an. Abermals ließ er die letzte halbe Stunde nochmal vor seinem geistigen Augen Revue passieren und fragte sich, ob das wirklich wahr sein konnte. Waren diese Leute so unvorsichtig ihm jetzt, bereits nach so kurzer Zeit wirklich mit Informationen zu füttern? Mit brauchbaren Informationen? Gut, Ragnar war wie ein Buttermesser zwischen sie gesprungen und Mikael, einer der Typen auch Chicago, hatte diesem ein wenig unglaubwürdig versichert, dass sie von nichts Wichtigem gesprochen hätten. Und im Grunde hatte eben dieser Mikael vermutlich gar nicht so viel sagen wollen, sondern vielmehr Informationen zu Cole abstauben. Doch zum einen war jener damit bei ihm grundsätzlich an der vollkommen falschen Adresse und zum anderen wüsste Gawain es sowieso besser. Ihm wurde nicht wirklich vertraut und bevor nicht eine ganze geraume Weile hier wäre, würde er sich gar nicht trauen auch nur die Schuhgröße von den Leuten hier an andere weiter zu geben.

Doch davon schien Mikael eher wenig zu halten und versuchte ihn, warum auch immer, mit Informationen zum Deal zu ködern. Nun, geködert hatte er ihn damit allemal, aber wirklich etwas gesagt hatte Gawain ihm trotzdem nicht. Dennoch war es recht interessant zu hören wie hochgelobt Cole von dem Mann wurde. Wie toll das ganze hier doch immer ablaufen würde und auch diese Planung wäre wieder einwandfrei, denn wer würde Kaffeelaster aus Kolumbien denn wirklich aufhalten? Und jetzt blieben Mikael nur noch drei Tage bevor er Cole am Hafen das letzte Mal sehen würde.
 

Äußerlich gelassen prostete er einem der Männer zu und zog dann genüsslich an seiner Zigarette. Die Frage war, wie er jetzt weiter vorgehen wollte? Ja, in den letzten Tagen hatte er immer mal wieder unbeobachtete Momente genutzt und Bilder mit seinem Handy geschossen, aber sie waren eben genau das: Bilder. Sie hätten vor Gericht ungefähr so viel Aussagekraft wie eine Zeichnung. Es brauchte mehr und offensichtlich war ihm gerade etwas in den Schoß gefallen das ihm drei Tage zur Umsetzung gab. Er blieb genau noch so lange, dass es keine Aufmerksamkeit erregen würde und noch ein paar Minuten länger, bevor er sich verabschiedete, in seinen BMW stieg und zum nächsten Internet Cafe fuhr. Schöne, tolle Neuzeit mit ihrem 24 Stunden Öffnungszeiten. Er setzte sich in eine der Ecken und öffnete eine öffentliche Chatseite, wo er eine kurze Nachricht an jemanden schrieb und er Minuten später eine Einladung für einen Privatchat erhielt.
 

Snake_SF_Hunter: Ich brauche alle Schiffe, die in drei Tagen aus Kolumbien am Hafen eintreffen. (New York)

A_Machine_HQ: Die Daten werden Ihnen an die übliche Email Adresse gesendet.

Snake_SF_Hunter: Wie schnell könnte ein Zugriff auf Zuruf erfolgen?

A_Machine_HQ: Die P zeigt sich unkooperativ ohne mehr Daten. Zugriff wohl zu langsam für entscheidende Situationen
 

Gawain seufzte tief und rieb sich über die Nasenwurzel. Wieso scheiterte es eigentlich so oft an der normalen Polizei? Und war das hier wirklich schon groß genug, um sie Special Forces - wofür auch das SF in seinem Namen stand - zu aktivieren und nach New York kommen zu lassen? Aber wenn man bedachte, dass sie im Grunde damit gleich zwei Organisationen einen heftigen Schlag verpassen könnten. Und er wusste nicht einmal sicher was da aus Kolumbien angetuckert käme, wobei er auf eine neue Ladung von diesem Blue Wonder hoffte, über das von einem Tag auf den nächsten keiner mehr zu sprechen schien.
 

Snake_SF_Hunter: Ladung, die erwartet wird, ist groß genug für mehrere Laster. Art der Ladung unbekannt. Vermutlich D oder W. Zweite Organisation hat Spielfeld betreten.

A_Machine_HQ: Aktivierung gefordert?
 

Scheiße, da war sie die Frage aller Fragen. Sollte er es wirklich schon so früh riskieren? Aber seine Intuition hatte ihn bisher selten betrogen. Verdammt! Notfalls würden sie eben weiterziehen. Es war an der Zeit, ihre Ausbildung endlich einmal in einem echten Fall zum Zuge kommen zu lassen.
 

Snake_SF_Hunter: Bestätige. Teilaktivierung gefordert. 2 Einheiten mit bundesübergreifender Berechtigung. Sende Bilder der möglichen Zielpersonen in wenigen Minuten.

A_Machine_HQ: Teilaktivierung wird weitergeleitet.
 

Unruhig verbrachte Gawain die nächsten Minuten damit, die bereits hochgeladenen Bilder von einem externen Emailaccount weiter zu leiten und darauf zu hoffen, dass die Jungs im Hauptquartier noch nichts besseres zu tun hatten. Aber als er die Antwort las lächelte er das erste Mal seit Tagen wirklich befreit. Genau das war der Charme ihrer neuen Einheit und der große Vorteil, den sie besaßen: Sie waren wenige, aber dadurch auf dem Spielfeld furchtbar wendig und schnell dirigierbar.
 

A_Machine_HQ: Bestätigen Teilaktivierung. Neues HQ: New York. Treffpunkt morgen 14 Uhr örtlicher Zeit. Code: NQ-DW-01
 

Danach kamen noch verschlüsselte Daten zum Standort ihres neuen Hauptquartiers und damit war die Sache im Rollen. Cole und Ragnar sollten sich besser warm anziehen, denn diese Jungs waren Profis und hatten nur wenige Auflagen was die Art der Ausübung ihrer Arbeit betraf.
 


 

Antonin

Es war bereits Samstagnachmittag, als Antonin endlich einmal die Ruhe und Zeit fand, die Emailadresse, die er von Cole erfragt hatte, zu benutzen. Weshalb er sich auch an den eher furchtbar unterentwickelten Rechner seiner Mutter setzte, gefühlte zwei Stunden darauf wartete, dass jener hochfuhr und sich sogar noch per Klick mit dem Internet verbinden musste. Kopfschüttelnd fragte Antonin sich, wie seine Mutter mit so einer mittelalterlichen Technik hier überhaupt überleben konnte. Wie sie es fertig brachte, ihm damit Email zu schreiben. Doch das drängte er erst einmal beiseite und konzentrierte sich lieber darauf, Cole die versprochene Email zu schreiben. Eigentlich wollte er dessen Stimme ja hören, aber andererseits würde er dann vielleicht doch gleich wieder in den nächsten Zug in Richtung New York steigen und das war ja nicht der Sinn des Ganzen.
 

Heya Cole,

aka mein Herr und Meister,
 

das Leben in einer Kleinstadt ist genau das: klein. Jeder scheint hier jeden zu kennen und selbst wenn sie dich nicht persönlich kennen, dann kennen sie dich aus Erzählungen. Selten kam mir ein simpler Einkauf mehr wie ein Spießrutenlauf vor als hier. Versteh mich nicht falsch, ich freue mich wahnsinnig, hier bei meiner Mutter zu sein, aber ich denke auch Freude kann an ihre Grenzen stoßen. Während ich meiner Mum liebend gerne dabei zuhöre wie sie über ihre Nachbarn tratscht und mich auf dem Laufenden über ihr Leben hält, so interessiert es mich im Grunde herzlich wenig, was Mrs Bolt von Mister Singer hält. Ähnlich verhält es sich mit dem Gerücht um die Frau des Pastors, der ein Verhältnis mit dem Metzger angedichtet wird.

Das weiß ich wiederum weil ich in der Kirche (ich war in der Kirche, das ist ungefähr genauso unglaubwürdig wie die erste Mondlandung der Amerikaner - ich bin nur ein Viertel Ami, ich darf das sagen)… wo war ich? Ach ja, also ich weiß das, weil ich während des abendlichen Gottesdienstes vor zwei relativ klatschwütigen Frauen saß. Auch wenn ich mich ein wenig beeindruckt von deren Detektivarbeit zeigen muss. Ganz ehrlich. Hier kann man noch was fürs Leben lernen, auch wenn ich es für eher unwahrscheinlich halte, dass ich mich hinter einer Zeitung versteckt daran mache, die arme Pastorenfrau zu verfolgen. Aber wie dem auch sei, würde meine Mutter nicht hier leben wäre ich geneigt, das ganze hier als Vorhalle zur Hölle zu bezeichnen.
 

Wirklichen Frieden und traute Zweisamkeit konnten wir bisher nur am ersten Abend genießen, denn seitdem bin ich hier wohl so etwas wie eine Attraktion. wtf?!

Aber gut, es kann natürlich nicht jede Mutter einen so jungen, intelligenten, gut aussehenden und erfolgreichen Sohn wie mich vorzeigen. Ich verstehe das also bis zu einem gewissen Grad. ;) Aber man sollte meinen, das würde sich legen. Doch davon ist bisher nichts zu spüren. Die versuchen mich hier mit Hackfleischbällchen und BBQ zu ermorden. Ob die eine Ahnung haben, was sie ihrem Organismus damit antun? Von den fettigen Steaks und Pommes will ich gar nicht anfangen, denn mir ist immer noch schlecht von der Mayo mit Kartoffel - in anderen Sphären auch als fehlgeschlagener Kartoffelsalat bekannt. Gastfreundschaft nimmt hier ganz neue Dimensionen an.
 

Ich musste also nicht nur einmal an Elvis denken, sondern habe ihn sozusagen ständig in meinem Kopf. Und er singt und singt und singt und versucht damit das elendige Geschnatter auszublenden. Ich bin kurz davor, meine Mum einzupacken und mit nach NY zu zerren. Das hier ist vieles, aber keine Erholung.

Allerdings habe ich auch ein paar witzige Dinge zu berichten. Zum Beispiel hat mich meine Mutter tatsächlich gefragt, ob ich eine Beziehung habe. Ich gestehe... ich musste eine Weile nachdenken was und vor allem wie ich jetzt wohl antworten sollte. Ich habe mich dann darauf beschränkt ihr zu erzählen, dass ich womöglich im Anfangsstadium von etwas stecke, das man wohl unter Umständen als Beziehung bezeichnen könnte. Doch wie Frauen nun einmal so sind, hat sie keine Ruhe gegeben. Demnach hat sie mich auch auf dem BBQ ihres gegenüberliegenden, zwei Häuser nach rechts befindlichen Nachbarn ebenfalls durchlöchert und ich habe die Party mit ein paar wenigen Worten gesprengt: "Mum, ich schlafe mit einem Kerl, der sich selbst als sexsüchtigen, egoistischen Bastard bezeichnet. Aber hey, er hat mir das erste Klasse Ticket bezahlt."

Nun, während die Nachbarn sehr damit beschäftigt waren, nicht allzu offensichtlich in Ohnmacht zu fallen, hat sich für mich nur wieder bewiesen, dass ich tatsächlich der Sohn meiner Mutter sein muss, denn ihre Antwort war nicht minder unerwartet wie der Heiratsantrag der Siebzehnjährigen (!!) Kassiererin in der einzigen (!!!) Tankstelle hier. Sie verschränkt also ihre Arme, macht mich mit ihrem patentierten Eisblick ungefähr 3 Köpfe kleiner und wirft mir Folgendes an den Kopf: "Antonin Mikael, es ist mir vollkommen gleichgültig als was sich dieser Mann selbst bezeichnet, aber wenn du diese Worte noch einmal in meiner Gegenwart in den Mund nimmst, vor allem wenn du über deinen Partner sprichst, dann wasche ich dir den selbigen mit Kernseife aus!"

Danach hat sie den Schneid zu lächeln und mir vor allen anderen die Wange zu tätscheln! "Ich hoffe ihr verhütet... man hört ja immer wieder von diesen Geschlechtskrankheiten in der Schwulenszene."
 

Lass mich dazu nur sagen, man ist NIE zu alt, um sich ein Loch im Boden zu wünschen.

Was gibt es sonst noch zu berichten? Ach ja, ich soll dir von Tayra ausrichten das sie ihre Drohung wahr machen wird, wenn sie dich das nächste Mal sieht, denn sie hat fast einen Herzinfarkt bekommen, als sie zu mir kam und ich offensichtlich die Sachen gepackt hatte und weg war. Keine Ahnung warum sie nicht mir, sondern dir die Schuld gibt oder was diese Drohung beinhaltet, aber ich habe meinen Soll hiermit erfüllt.
 

Tja und was meine Erinnerungen betrifft so habe ich inzwischen auch hier wieder ein paar mehr, aber die betreffen hauptsächlich Russland und meine Ausbildung. (Scheiße ich bin wirklich so ein Guarddings... und ich glaube ich bin gut!) Es ist schon erstaunlich was der menschliche Körper und vor allem Geist alles aushält. Soviel kann ich inzwischen mit absoluter Sicherheit bestimmen. Ich habe danach auch mit meinem Doc telefoniert, der mich zu sich bittet sobald ich wieder zuhause bin. Scheinbar bin ich also noch in psychiatrischer Behandlung. Naja, wer weiß für was es gut ist.
 

Ich habe mich zudem entschlossen bei Chem-Dyne zu kündigen und mir selbst ein Labor zu finanzieren. Mal sehen was die Bank zu diesem Vorhaben sagt.
 

Das Wichtigste zum Schluss, was dann wohl wäre, dass du mir hier ziemlich fehlst. Ja, natürlich ist es schön sich ohne Gedanken von vorne bis hinten bemuttern zu lassen. Vor allem weil ich hier nicht so viele größere und kleinere Dinge hinterfrage(n muss), aber dennoch merke ich wie ich immer unruhiger werde. Das Leben hier ist einfach nicht das meine und ich werde nicht immer ruhiger sondern im Gegenteil immer aufgeregter. Was wohl auch damit zusammenhängen könnte, dass ich mit meiner Eagle geschossen habe. Leider kamen keine Erinnerungsstürme auf mich zu, aber getroffen habe ich wie ein Profi. ;)
 

Sex per Email ist auch nicht das Wahre, daher habe ich mir das jetzt mal gespart und dich nur so mit allem zugetextet was mir gerade eingefallen ist. Ich bin sicher, dass wäre dir jetzt ohne meinen dezenten Hinweis gar nicht aufgefallen, aber es tut gut, dir diese Dinge mitzuteilen. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass du mir wohl auch zugehört hättest wenn ich dir das Ganze von Angesicht zu Angesicht erzählen würde. Und ich rufe nur deshalb nicht an, weil ich sonst mit Sicherheit schon bald im Zug nach Hause sitzen würde.

Ich denke wirklich oft an Dich.
 

Dein

Putz & Sexsklave

Antonin
 

P.S. Denk daran, dass wir einkaufen gehen wollen, wenn ich zurück bin!

P.P.S. UND PASS AUF DICH AUF!
 

Antonin überflog die Email nicht mehr, sondern sendete sie so wie sie war. Denn so war sie zu 100% genau wie er sich momentan fühlte. Ein wenig verplant und verwirrt, aber immerhin ehrlich.
 


 

Cole

Die Tage waren stressig für Cole. Durch die Umstände, dass wohl einige Informationen durchgesickert sein könnten, die den Deal betrafen, hatte er einiges zu regeln, damit nichts schief laufen würde. Cole war bewusst, dass die Abwicklung der Ware letztlich ihn unter Beweis stellen sollte. Costello war ein typischer Boss, wie ihn jede beschissene Firma auch hatte: Er erwartete Unmögliches und wenn man dieses bewältigt hatte, türmte er immer mehr auf einen. Und so schien er auch Cole weiter und weiter fordern zu wollen. Ragnar vermutete, dass er seinen Nachfolger in Cole sah. Aber Cole wusste, dass er mindestens 5 Kinder von verschiedenen Frauen hatte, die teilweise auch genauso alt waren wie er. Er schickte sie auf Privatschulen, weit ab von der Realität seiner Arbeit, damit sie einmal, wie er immer sagte 'Ein besseres Leben hätten'. Cole hasste diese Tatsache. Wieso hatte er damals kein 'besseres Leben' haben dürfen? Sollten diese Kinder doch einmal sehen, was ihr Vater wirklich tat, sollten sie doch seinen Scheiß selbst weiter machen. Aber es brachte nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Es war wie es war, und es würde kommen, wie es kommen würde. Letztlich hatten doch jeder Menschen in gewisser Weise ein Schicksal, das man sicher selbst auch in die Hand nehmen konnte, Cole tat das mehr als gerne, aber gewisse Determinanten waren eben unumstößlich. Das hatte er schmerzlich erfahren müssen.

Nun, und damit der Deal klappte, musste für jede Eventualität gesorgt werden.

Am Sonntagabend um 21 Uhr würde das Schiff den Hafen erreichen. Da seine Mitarbeiter ja bisher nur teilweise Bescheid wussten, informierte er jeden von ihnen einzeln am Samstagnachmittag in seinem Büro darüber, was sie zu tun haben würden. Es waren diesmal alle dabei. Alle würden gebraucht werden. Er erklärte ihnen, dass die Aktion ab 20 Uhr hier im Lady-Dream laufen würde, dass sie dann am Hafen am Peer 16 eine Lieferung erwarteten. Ob es Waffen oder Drogen oder sonst etwas war, erklärte er nicht. Das musste niemanden interessieren. Und es fragte auch niemand. Jeder würde einen Arbeitsschritt unter seiner Kontrolle haben. Und jeder würde niemand anderem etwas darüber erzählen. Jeder sollte seine Arbeit machen, mehr nicht. Sei es die LKWs einweisen, was er JJ überließ, oder sei es ein einfacher Überwachungspunkt, die Gawain, Terence und in etwa 6 andere innehatten. Aufgabe der Überwachungspunkte war letztlich nur zu warnen, falls sich unberechtigte Personen oder die Polizei näherten, und dann selbst zu verschwinden. Cole und Ragnar hatten sie so positioniert, dass sie sich untereinander gegenseitig sahen und in Rufweite waren. Mit Walkie Talkie würden sie sich mit Ragnar verständigen können, denn zwischen den Containern würde ein Blickkontakt von den Bewachungsstandpunkten zu dem Verladeplatz nicht möglich sein.

Der ganze Akt würde binnen einer viertel Stunde über die Bühne gehen - wenn alles glatt lief. Allerdings war die ungewisse Konstante, wie lange die Container vom Schiff bis zum Verladen bräuchten. Das war etwas, was schwierig war einzuschätzen, aber die Hafenarbeiter versicherten Cole, dass um spätestens 22.30 die Container bei ihrem Treffpunkt waren. Nun, damit würden sie leben müssen. Anders ging es nicht.

Immer wieder überprüfte er die Route des Containers von seinem Stellplatz auf dem Schiff zum Verladeplatz. Die Ware war bereits unterwegs und so wusste er, wo auf dem Schiff sich das Heroin befand. Es lief bisher alles wie geplant.
 

Als er schließlich alle informiert hatte, widmete er sich wieder seinem Laptop. Als er sah, dass Antonin ihm, wie er es angekündigt hatte, eine E-Mail geschrieben hatte, ließ er kurzzeitig alles stehen und liegen und nahm sich die Zeit, in Ruhe zu lesen. Ein Lächeln zierte seine Lippen und er las die E-Mail insgesamt dreimal, bevor das Handy klingelte und seine Seifenblase voller angenehmer, glücklicher Gefühle jäh platzte. Er ging ran, nickte. "Ist gut, ich komme gleich vorbei."

Eine Antwort auf die Mail würde warten müssen. Er musste zum Hafen.
 

Er kam erst weit nach Mitternacht dazu, zu antworten.

Er war noch immer hellwach, obwohl er sich in den vergangenen Nächten so gut wie keinen Schlaf gegönnt hatte. Das Bevorstehende hielt ihn vom Schlafen ab und nicht selten lag er im Bett und ging noch einmal alles durch, um nichts zu übersehen. Und in diesen Minuten sehnte er sich nach Antonin, seine Arme, die ihm die nötige Entspannung gaben, trotz allem ruhig schlafen zu können. Er griff nicht selten zum Handy, doch unterließ es dann doch, eine SMS zu schicken, wissend, dass Antonin schon längst schlief. Außerdem wollte er nicht, dass jener sich Sorgen machte, auch wenn die Mail, bzw. das PS ihn wissen ließ, dass er sich dennoch um ihn sorgte.
 

Hey Antonin, mein Mann in Schürze!
 

Ich würde es nicht unbedingt als Vorhof zur Hölle sehen. Das Leben, das du beschreibst ist so nett und adrett und so gewöhnlich, wie es sich eben für eine Kleinstadt gehört. Ich sehe förmlich die fürsorglichen Nachbarn vor mir, die jeden Tag auf ihrem Rasen stehen und diesen mit der Nagelschere bearbeiten, damit er schön gleichmäßig ist, während sie genau beobachten, welcher Nachbar was gerade tut oder eben nicht tut. Sicher geben sie gerne Ratschläge, was man machen kann, damit die Geranie besser wächst. Und sicher hat auch jeder von ihnen die amerikanische Flagge im Vorgarten gehisst. Und sicher gibt es auch in der Straße einen Störenfried, über den am meisten gelästert wird. Sonst wäre das Leben ja nicht abwechslungsreich… Wie viele Gartenzwerge habt ihr in der Siedlung? Ich bin mir sicher, da wird es den ein oder anderen geben. Also wie ich finde, ist das nicht der Vorhof zur Hölle, ich denke es ist die Hölle selbst. ;)
 

Kein Wunder also, dass du als Engel (so beschreibst du dich ja selbst ;) ) dort willkommen bist. Pass nur auf, dass sie dir nicht deinen strahlenden Glanz rauben und dir die Flügel stutzen, denn sonst haben sie ein Problem, nämlich mich… Und ich werde nicht zögern, ihr kleinstädtisches Glück zu zerstören und ihnen in ihren kleinbürgerlichen Arsch zu treten, falls sie dir entweder dumm kommen, oder dich assimilieren wollen ;) (Nicht, dass ich glaube, dass du das zulassen würdest…) Ich hoffe zumindest, dass du den Heiratsantrag nicht angenommen hast. Denn sonst sähe ich mich gezwungen, sofort zu euch zu fahren, und dich aus der Hölle zu retten.
 

Deine Mutter ist übrigens klasse! Grüß sie lieb von mir und sag ihr, dass sie eine tolle Frau ist, die ihren Sohn durchaus noch bessere Manieren beibringen sollte. So über einen Partner zu sprechen… Tztztztztz. Wenn du solche Worte in den Mund nimmst, hätte sie dir eigentlich wirklich deinen Mund auswachsen sollen. (Ich konnte nicht anders als lachen, als ich das gelesen habe :D ) Sie ist wirklich toll! Und sag ihr auch, dass sie sich bezüglich der Verhütung keine Sorgen machen muss. Ich passe auf ihren Sohnemann schon auf. Ich hoffe, dass du und deine Mutter dennoch ein paar Minuten für euch alleine habt. Ansonsten würde ich euch raten einen Tagesausflug zu machen oder sonst irgendwie mal raus zu kommen, damit ihr nur euch zwei habt. Diese Zeit ist die wichtigste. Wichtiger, als alles andere, kostbarer, als alles, was man sich vorstellen kann. Das kannst du mir ruhig glauben!
 

Gut, dass du deine Erinnerungen langsam wieder bekommst. Und du warst ein hervorragender Guard, der beste Schutzengel, den man sich wünschen kann. *schleim* Ich habe übrigens eine Idee, wie wir mal austesten können, was du so noch drauf hast. Aber das verrate ich dir erst, wenn du wieder da bist. :P

Du bist jemand, der unglaublich viel aushält. So stark, wie du dich mir in den letzten Wochen präsentiert hast, so stark ist nicht jeder!

Und dein Doc wird dir sicher wieder ein Stückchen weiterhelfen. Ich denke es ist gut, wenn du wieder hingehst.
 

Bei deinem Chemielabor unterstütze ich dich gerne, wenn du etwas brauchst. Du musst es nur sagen. Ich denke, das ist eine gute Sache, denn damit erfüllst du dir den größten Traum, den du hattest/hast.
 

Nun und was das Wichtigste betrifft:

1. Hast du mich nicht zugetextet, denn ich habe mich über deine Mail sehr gefreut und genossen, sie zu lesen ;)

2. Natürlich hätte ich dir zugehört, wenn du bei mir bist. Und ich werde es auch tun, wenn du wieder hier bist. Auch wenn ich hoffe, dass ich bald auch wieder deine Stimme hören kann, ohne dass du dich gleich in den Zug setzt. (Was mich natürlich ehrt, aber genieße die Zeit mit deiner Mutter!)

3. Genieße das bemuttern und pass genau auf, wie sie es tut, denn wenn du wieder hier bist, musst du mir das Gleiche zuteilwerden lassen. Ich habe ja sonst niemanden, der das tut, und sterbe gerade vor Neid ;)

4. Übernimm dich nicht auf der Suche nach deinen Erinnerungen. Ich möchte nicht, dass du dir zu viel zumutest.

5. Sex per Mail ist wirklich nicht so ganz das Wahre… Du weißt doch, dass ich lieber etwas zum anfassen habe ;) Aber wir holen das nach, versprochen ;)
 

Zum Schluss noch eine Rüge!

Denk nicht zu viel an mich, konzentrier dich lieber auf dich. Das ist wichtiger. Auch wenn ich mich freue, dass ich nicht der einzige bin, der sich hin und wieder dazu hinreißen lässt, an jemand anderen zu denken…
 

Fühl dich umarmt!

Cole
 

Ps: Sag Tayra bitte, dass es nicht meine Schuld ist, sondern eine Notwendigkeit. Ich habe keine Lust ihre Absätze in meinem Arsch wiederzufinden…

PPS: Ich passe immer auf mich auf. Auch wenn mir mein Schutzengel fehlt, so bin ich wirklich vorsichtig. Keine Sorge! Aber denk morgen Abend ein wenig an mich. Dann wird es ein wenig nervenaufreibender. Und danach wird aber wieder alles ein wenig ruhiger. Dann würde ich mich freuen, wenn wir telefonieren könnten…
 

Cole las noch einmal die Mail durch, zögerte, ob er Antonin nicht direkter sagen sollte, dass er sich nach ihm sehnte. Aber er ließ es. Er konnte das nicht. Und letztlich hatte er ihm ja mitgeteilt, dass er an ihn dachte. Das sollte reichen.

Und so schickte er die Mail los.

Er hatte morgen einen anstrengenden Tag und musste jetzt schlafen. Auch wenn es noch einige Zeit dauerte, bis er es wirklich konnte.
 


 

Gawain

Dafür dass vierzehn Personen hier in dem Raum saßen, war es erstaunlich ruhig. Das einzige Geräusch war das Summen des Beamers, der nacheinander Bilder auf die Leinwand projizierte und die anwesenden Männer sowie die beiden Frauen mit Fotos versorgte. Gawain war einer der wenigen, der sich momentan noch nichts aufschreiben musste, schließlich waren diese Informationen dort ja auch die seinigen. Er fand es momentan interessanter die Anwesenden zu mustern und sich zufrieden zu zeigen. Bis auf zwei die gemeinsam in Bosten am Werke gewesen waren, hatte sich niemand über die Kurzfristigkeit der Aktion beschwert. Doch auch für diese beiden war ein glaubhafter Grund ausgetüftelt worden und sie würden nach der Aktion wieder in ihr Undercoverleben eintauchen können. Was bedeutete, dass sie momentan alles hier versammelt hatten, was sie brauchen würden. Menschen wie Gawain selbst. Polizisten, die sich oftmals auf sehr schmalem Grad zwischen Recht und Unrecht bewegten und über viele Delikte hinwegsehen mussten, um weiter bis zum Kern vordringen zu können.
 

Schließlich war die Diashow abgelaufen und Captain Horlocker erhob sich, räusperte sich kurz und rief eine andere Präsentation auf bevor er sich nach vorne an das Pult begab. Er betätigte einen Knopf und ein Gesicht erschien hinter ihm.

"Cole Tinsley ist der örtlichen Polizei durchaus bekannt, doch wie so häufig verliefen bisher alle Versuche ihn festzunageln im Sand. Wir halten ihn für einen der Hauptdrahtzieher in den ganzen größeren Deals, die von den Iren in letzter Zeit vorgenommen wurden. Wir besitzen momentan einen Augenzeugen aus unserer Einheit für einen Mord, doch dafür alleine wird er ebenfalls nicht lange festgehalten werden können." Er hob einen strafenden Finger. "Egal was wir während unseres Zugriffes auch tun, es bleibt innerhalb eurer Grenzen! Sonst können wir das Ganze gleich wieder wegen zerstörter Indizien und Verlaufsfehler einstellen lassen."
 

Er drückte den Knopf ein weiteres Mal und diesmal war ein unscharfes Bild von Costello und Wayne zu sehen. Gawain hatte es unter Aufbringung sämtlicher Finesse bei der Feier mit dem Handy gemacht. "Von diesen beiden Männern ist nicht unbedingt auszugehen, dass sie sich ebenfalls am Hafen befinden werden, doch falls doch bekommen sie Priorität. Der linke Mann ist uns als Costello bekannt, dessen rechte Hand Tinsley ist. Der rechts sitzende gehört wohl zu der Organisation aus Chicago und der einzige Name, der uns bisher zu ihm bekannt ist, ist Wayne. Wenn Hunters Eindrücke stimmen hat jener keinen besonders guten Griff um seine Leute und wir müssen deshalb mit vermehrter Gefahr für Kamikazeaktionen ausgehen. Haltet die Augen immer offen!"
 

Ein weiteres Bild erschien auf der Leinwand. Diesmal war es Ragnar, wie jener gerade mit dem Handy telefonierte. "Ragnar. Die rechte Hand der rechten Hand, um es einmal so zu nennen. Im Grunde ist er wohl für alles zuständig und gleichzeitig für nichts." Captain Horlocker betätigte eine andere Taste und diesmal sah man alle drei Bilder in verkleinerter Form nebeneinander auf der Leinwand. "Diese vier Personen sind die Hauptziele, meine Damen und Herren. Die anderen, die ich ebenfalls noch vorstellen werde sind Gefahrenquellen, aber leicht zu ersetzen. Tinsley und Costello sind das Gewürm, das wir aus dem gesunden Fleisch dieser Stadt entfernen müssen, und das wir mit etwas Glück morgen Abend auch endlich erledigen können. Die Polizei hat ihre Mitarbeit zugesichert und hält ebenfalls zwei Teams auf Abruf. Diese können wir anfordern, sobald wir uns sicher sein können, welche Ware dort aus Kolumbien bei uns eintuckert."
 

Ein weiterer Knopfdruck und das nächste Bild war zu sehen. Ein Mann, der neben einer Frau stand und offensichtlich gerade mit jemandem sprach. "Antonin Marakow. Wir sind uns nicht sicher inwieweit er mit der Organisation zusammenarbeitet, aber er ist als eine Art Bodyguard für Tinsley genannt worden. Laut eigener Aussage hat er den kriminellen Blair Hunter zu Tode gefoltert, da dieser mitunter für die Vergewaltigung und Enteignung seiner Mutter verantwortlich war. Das ganze spielte sich in Atlanta ab und das sind polizeiliche Bilder der Leiche." Der nächste Knopfdruck und tatsächlich konnte man von einer der Frauen ein würgendes Geräusch hören. "Er wurde eine Weile nicht mehr gesehen, was jedoch nicht bedeutet, dass die Gefahr durch ihn verringert wurde. Abermals kann ich nur empfehlen euch zu jeder Zeit an den Plan zu halten und euer eigenes Leben und das eueres Partners auf die höchste Priorität zu stellen."
 

Horlocker erzählte auch noch zu den restlichen Personen, was er oder die Akten von jenen wusste und schließlich zeigte sich ein Plan vom Hafen, speziell Peer 16.

"Wir haben die Schiffe inzwischen auf zwei eingegrenzt, uns jedoch dafür entschlossen kein Augenmerk auf die Schiffe, sondern auf die reine Übergabe zu verwenden. Wir brauchen die Beweise, dass diese Organisation auch wirklich mit der Lieferung zu tun hat und nicht nur 'zufällig' dort herumstand. Hunter erzählte uns ja vorher, dass sie gegen 20 Uhr heute Abend am Lady Dream erwartet werden und dass es von dort aus weiter zum Hafen geht. Hunter wurde bei der ganzen Geschichte ein Posten zugeteilt, der es uns möglich machen sollte, ihn so gut zu schützen wie wir nur können." Horlocker deutete mit einem Stab auf einen der Punkte. "Leider fehlen uns die Informationen zu den anderen Personen, doch unsere taktische Leitstelle gab uns weitere Anhaltspunkte." Mit dem nächsten Knopfdruck erschienen schwarze Punkte auf der Karte. "Das sind die möglichen Stellen und Punkte, wo Tinsley seine Männer positionieren könnte. Und wie Sie sehen, bleiben uns damit nicht mehr sehr viele Spielräume. Weshalb das eine Team sich im Gegenüberliegenden Peer 27 positionieren wird." Ein weiterer Knopfdruck. "Und zwar hier, hier, hier und hier. Lorenz und Mills sind hier und hier auf dem Dach. Je nachdem wie gut eure Sicht ist, seid ihr für diese Aktion die Rückendeckung." Ein weiterer Knopfdruck zeigte wieder Peer 16.

"Hunter wird sich hier befinden, weshalb wir zwei weitere Leute - Narsch und Catell - in dessen Rücken positionieren. Wir haben gestern Nacht einen Container dort aufstellen lassen. Das ist eure Spielwiese."
 

Damit beendete er die Präsentation und der Beamer verstummte. Ruhig musterte Horlocker seine Leute und legte dann den Zeigestab wieder weg. "Unsere Kommunikation wird sich auf Niedrigfrequenz Morsezeichen beschränken. Die jeweiligen Ohrstöpsel bekommen Sie später noch. Machen sie die Klopfzeichen mit ihrem jeweiligen Partner aus. Der einzige der darüber wirklich sprechen wird, bin ich. Fragen?", er sah eine Weile in die Runde und nickte dann zufrieden. "Dann macht euch bereit. Die Aktion läuft!"

Gawain atmete tief durch bevor er sich erhob und den Raum verließ. Er wäre derjenige, der am wenigsten Schutz hatte und der die anderen warnen müsste, wenn sich etwas ändern würde. Und jetzt blieb erstmal zu hoffen, dass ihre Leute sich unbemerkt an ihre vorgesehenen Plätze begeben konnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  -Amber-
2010-08-19T15:40:56+00:00 19.08.2010 17:40
=) Hey Tshioni!
Freut mich, dass dir die Story gut gefällt =)
Ja, Antonins Mum ist super =)
Vielleicht hätten wir sie doch noch einmal auftreten lassen sollen... *grübel*
How Ever...
VIel Spaß weiterhin beim Lesen!

Amber
Von:  Tshioni
2010-08-18T19:10:11+00:00 18.08.2010 21:10
oh gott xD
was antonin geschrieben hat ist ja der brüller!!! besonders dass, als er Cole beschrieben hat! xDDD
Ich musste echt lachen! xD
Ich mag Antonins mum! Sie ist ech toll!!
lg Tshioni
Von:  -Amber-
2009-12-14T12:00:11+00:00 14.12.2009 13:00
Hey c_ya!

Lass dich überraschen, wie es mit Hunter weitergeht... ;)
Ich bin auch nie ganz warm mit ihm geworden... Ursprünglich hatten wir mal überlegt, ob er zu Ragnar passen könnte, haben den Gedanken jedoch bald wieder verworfe gehabt...

Tonis Mum ist absolut süß :3
Genau wie ihr Sohn... ;)

Danke für deinen Kommi :)
Ich freue mich immer über Feedback!
Viel Spaß noch beim weiterlesen
Amber
Von:  c_ya
2009-12-13T20:20:51+00:00 13.12.2009 21:20
Na da bin ich aber gespannt wie Deal ablaufen wird.
Ich hoffe Hunter wird endlich enttarnt, ich mag den Typ nicht.

Die Reaktion von Antonins Mutter hat mir gefallen^^.
Bin auf jeden Fall gespannt wies weiter geht.



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