Innocents dead
Eisern hielt er seine Hand, während sie den leeren Flur hinunter rannten. Verzweifelt versuchte er mit seinen Schreien den anderen zu erreichen. Dennoch schien dieser wie im Tiefschlaf zu sein obwohl sie den Gang hinunter rasten und er dabei solch einen Lärm machte, dass man Tote damit hätte wecken können. Er schrie und schrie, immer wieder denselben Namen, auch als er fast seine Stimme verlor und ihm der Hals davon schmerzte. Die Angst in ihm, den wichtigsten Menschen in seinem Leben zu verlieren gab ihm die Kraft nicht aufzuhören. Die Angst um diesen einen Menschen gab ihm die letzte Kraft zu stehen, auch als er seine Hand los lassen musste und sah wie sie seinen Geliebten rasant in den OP Saal führten. Er konnte nichts weiter tun als dazu stehen. Ihr gemeinsames Leben flackerte wie ein Film rapide vor seinen Augen ab und er brach fast zusammen. Seine Knie hatten eine knall harte Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Er wünschte sich aufzuwachen aus diesem fürchterlichen Alptraum, doch der Schmerz, der sich in seinen Beinen breit machte, ließ ihn erkennen, dass es die brutale Realität war. Die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten und kullerten unaufhörlich seine blassen Wangen hinunter. Das Geschluchze konnte er nicht mehr unterdrücken und es halte in der ganzen Station wieder. Eine Schwester versuchte ihn zu beruhigen, doch es gelang ihr nicht mal Ansatzweise. Immer wieder hatte er das Gesicht des anderen vor Augen. Noch nie in seinem Leben hatte er jemals daran gedacht zu beten, doch in dieser Nacht hörte er nicht damit auf. Er versprach so vieles dem lieben Gott. Er würde armen Tieren was spenden, er würde aufhören immer so gemein zu anderen zu sein, er würde Sonntags auch das Frühstück machen, ja sogar die Wäsche würde er aufhängen ohne sich zu beschweren. All dass und noch vieles mehr, Hauptsache man würde ihm diesen einen Menschen gesund wieder geben. Dabei bahnten sich die Tränen noch immer über seine Wangen, die ganz warm geworden waren von ganzen drüber wischen. Wie gebannt starrte er auf die Anzeige und er glaubte das Tage vergangen seien. Als seine beste Freundin kam und ihn bat was zu trinken lehnte er ab. Der Gedanken an Essen und Trinken kam ihm nicht einmal in den Sinn, denn sein ganzer Denkinhalt war erfüllt mit der ein und selben Person, die mit ihrem Leben zu kämpfen hatte. Ein Versprechen nach dem anderen verließ seine Lippen.
Aufräumen? Putzen? Er würde alles tun was sein Geliebter von ihm verlangte! Selbst in die Kirsche würde er gehen oder bis ans Ende der Welt! Er würde ihn niemals wieder aus den Augen lassen! Sollte er da raus kommen würde er ihn umarmen, küssen und nie wieder los lassen! All das ging ihm durch den Kopf.
Und wenn er nicht gesund wieder rauskommen sollte?
Was würde er dann tun?!
Sein Leben hatte ohne ihn keinen Sinn mehr! Das durfte nicht sein!
Langsam sah er auf als das Licht erlosch und ein Mann im weißen Kittel, der mit Blut beschmiert war, trat aus dem Raum.
Sein Gang war sehr langsam und er zog sich die Maske runter.
Ihre Blicke trafen sich.
„Sind Sie ein Verwandter?“ fragte er leise und dem Schwarzhaarigen blieb fast das Herz stehen.
Dieser Ton, dieser Gesichtsausdruck!
Er stand blitzartig auf und sah den Arzt an. Innerlich gab er die Hoffnung nicht auf.
„Sein Freund. Sein fester Freund, wir lieben uns!“ sagte er und versuchte seine feste Stimme wieder zu erlangen.
Der Arzt änderte den Blick und sah auf seine Hände, die auch mit Blut beschmiert waren.
„Ihr Name?“
Er rang nach Luft.
„Sasuke Uchiha.“
Ein seufzen entwich dem Arzt.
„War der Gesellschaft klar, dass sie beide Homosexuell waren?“ fragte er weiter.
Die Angst in ihm klammerte sich um sein Herz und ließ es immer langsamer Schlagen.
„Wir haben es nicht verheimlicht.“ Antwortete er, versuchte ruhig zu bleiben, doch eigentlich wollte er wissen wie es seinem Geliebten ging.
„Haben Sie-“
„Sagen Sie mir endlich wie es ihm geht!!!“ platzte es aus Sasuke als der Arzt ihn weiter ausfragen wollte.
Er senkte den Blick.
„Die Spuren weisen daraufhin, dass es sicherlich Absicht war.“
Sasuke sah ihn erzürnt an, der Kerl sollte endlich mit der Wahrheit rausrücken!
Der Arzt zupfte an seinen blutverschmierten Handschuhen rum.
„Es tut mir aufrichtig leid.“
Sasukes Herz blieb endgültig stehen. Zum Glück stand Hinata hinter ihm, die ihn noch rechtzeitig auffangen konnte.
„Bitte… sagen Sie nicht er…“ wisperte er nur noch.
Doch der Arzt nickte als antwort nur stumm.
Für den Uchiha brach eine Welt zusammen, fassungslos fiel er auf alle viere und ließ seine ganze Trauer raus.
„Naruto!!“ schrie er schon fast und schlug mit der blanken Faust auf den harten Boden auf.
Sein blonder Engel hatte ihn verlassen müssen.
Und aus welchem Grund?
Weil sie öffentlich ihre Beziehung preisgegeben hatten.
Sich nicht mehr verstecken wollten.
Ihre Liebe der ganzen Welt beweisen wollten.
Dies war nun der Preis dafür gewesen und das, weil andere ihre Zuneigung nicht verstehen wollten.
Sie nicht akzeptierten und dafür ein unschuldiges Leben nahmen.