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Rockin' Heaven

von

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6
 

Es war vier Uhr und Marika war immer noch nicht eingeschlafen. Sie war viel zu aufgeregt und wälzte sich daher nur im Bett herum. Erst jetzt dachte sie wirklich über den Fremden nach. Sein trauriger Blick, die sanfte Stimme. Er war anders, das war ihr nun wirklich klar.

Mit jedem Gedanken, den sie für Chris über hatte, wurde ihr aber auch klarer wie gefährlich es eigentlich war, sich mit ihm allein im Dunkeln zu treffen. Und dann auch noch am Bahnhof. Um diese Zeit war dort doch wirklich nur Gesocks unterwegs. Sie musste unbedingt mit jemanden darüber sprechen. Am Besten mit Ginger. Sie konnte ihr bestimmt einen guten Rat geben. Vielleicht sollte sie um Beistand bitten.

Da würde sie bestimmt nicht nein sagen, aber wie würde Chris dann reagieren? Es war auffällig, dass sie ihm immer nur im Dunkeln begegnete und das er nicht unbedingt auf andere Leute treffen wollte. Schließlich war er, als Ginger nach ihr suchte, sofort verschwunden.

Das alles beschäftigte sie in dieser Nacht. Gegen sechs Uhr schlief sie dann endlich ein.
 

„Marika. Schätzchen? Willst du nicht mal aufstehen?“ Kira strich ihrer Tochter über die Wange, um sie aufzuwecken. Ihre Stimme klang besorgt. Marika konnte sich dies nicht erklären.

„Wie spät ist es?“, fragte sie gähnend.

„Um drei.“ Nun saß sie im Bett und sah ungläubig auf die Uhr. Es war wirklich schon um drei. Gott, hatte sie lange geschlafen. Überraschend war dies jedoch nicht. Die Party, das Geschehene, die ganzen Gedanken, die sie sich machte. Sie war einfach erschöpft gewesen.

Als sie im Bad in den Spiegel sah, wurde ihr bewusst, warum ihre Mutter sie so besorgt betrachtete. Vor ihr bot sich ein schrecklicher Anblick.

Sie war blass und sah völlig verschlafen aus. So konnte sie Chris doch nicht vor die Augen treten. Jetzt dachte sie schon wieder an ihn.

Was war das nur für ein komischer Kauz.... Es blieben ihr nun nicht mehr viele Stunden, um zu entscheiden, ob sie nun zum Bahnhof gehen sollte oder nicht. Als sie aus dem Badezimmer kam und ihrer Mutter versichert hatte, dass es ihr gut ginge und sie nur nichts essen wolle, weil sie zu viel getrunken hatte, lief sie nervös mit dem Handy in ihrer Hand durchs Zimmer. Sie entschloss sich Ginger nun anzurufen. Hoffentlich war sie schon wach und aufnahmefähig.

Es wählte. „Komm schon. Geh ran.“

„Hallo?“

„Ginger! Ein Glück!“

„Marika? Was denn los? Du warst gestern schon so komisch.“

„Du wirst es mir nicht glauben. Der Typ, du weißt doch, wen ich meine. Den hab ich gestern wieder gesehen.“

„Echt?“

„Ja. Ich war doch draußen, auf der Terrasse und da hat mich der eine Kerl so dumm angemacht und mit einem Mal war er da. Schon wieder hat der mir aus der Klemme geholfen.“

„Und? Hat er was gesagt?“, fragte ihre Freundin nun interessiert.

„Nicht viel. Seinen Namen hat er mir verraten, mehr nicht. Er heißt Chris. Na ja, und wir wollen uns heute Abend treffen.“

„Bitte? Das ist nicht dein ernst, oder? Der kann gefährlich sein. Wer weiß, was der für eine krankes Spielchen mit dir spielt.“

„Ja, aber.....“

„Kein aber. Das ist reiner Selbstmord. Du hast doch nicht wirklich vor dahin zu gehen.“

Marika hielt sich das Handy an die Stirn. Ginger hatte völlig recht. Das war doch gehirnamputiert. Wie konnte sie ihn nur treffen wollen und dann auch noch allein.

„Marika?“

„Nein. Natürlich nicht. Du hast ja recht. Das ist viel zu gefährlich.“

„Gut. Am Besten du sprichst mit deinem Vater, oder gehst gleich zur Polizei. Bis jetzt hat er dir vielleicht geholfen aber wer weiß, was der das nächste Mal vor hat.“

„Ja. Ich muss Schluss machen. Also dann, bis Montag.“

„Tschau.“

Marika legte sich wieder auf ihr Bett und starrte zur Decke. Was sollte sie tun? Das war wahrscheinlich die einzige Chance mit Chris zu sprechen, aber sie wusste auch, dass es schief gehen könnte.
 

Mittlerweile war es acht Uhr. Kira las gerade ein Buch und Gino sah die Nachrichten, als sie ihre Tochter die Treppe herunter laufen hörten.

Als sie das Wohnzimmer betrat, stutzte ihr Mutter. „Du willst noch weg? Ich dachte, es ginge dir nicht so gut.“

„Ach, ist schon lange wieder okay. Ich treffe mich noch mit Freunden.“ Sie konnte ihrer Mutter nicht sagen, was sie wirklich vorhatte. Und so dolle gelogen war es ja auch nicht.

„Okay. Hab viel Spaß und sei vorsichtig.“ Sie nickte.
 

Auf der Fahrt zum Bahnhof wurde sie immer nervöser. Würde er wirklich da sein? Die Busfahrt kam ihr vor, wie eine Ewigkeit.

Als sie am Busbahnhof ankamen, war es viertel vor neun. Auf dem Weg zum Bahnhof begegneten ihr die komischsten Typen. Sie war zwar auch ein Gothic, jedoch übertrieb sie es nicht. Fast jeder schmiss ihr einen unsinnigen oder versauten Kommentar hinterher und sie wünschte sich mehr als bisher Chris bei sich zu haben, auch wenn sie ihn gar nicht kannte. Als sie die Bahnhofshalle betrat, war es bereits neun Uhr fünf. Sie sah sich um, entdeckte ihn aber nirgends. War er vielleicht schon wieder weg, weil sie nicht pünktlich da war? Es waren jedoch nur fünf Minuten. Da wird er doch nicht schon wieder gegangen sein.

Marika war noch nie so verängstigt. Sie war keine Person, die schnell Angst bekam, aber zu dieser Zeit am Bahnhof zu sein, machte ihr schon Sorgen. Selbst im Bahnhofsgebäude tummelten sich die verrücktesten Gestalten. Sie wünschte sich, sie wäre niemals hierher gekommen. Hätte sie nur auf Ginger gehört oder wenigstens gefragt, ob sie mitkommen würde. Sie schaute auf die große Bahnhofsuhr.

Neun Uhr fünfzehn. Daneben standen an einer Anzeigetafel die soeben eingefahrenen Züge. Als sie den Kopf wieder senkte, sah sie ihn. Er kam von den Gleisen mit einer Tasche an der Schulter. Marika lächelte freudig. Sie war froh, dass er sie dort nicht alleine gelassen hatte. „Entschuldige. Der Zug hatte Verspätung.“

„Ist doch nicht schlimm.“ Chris sah zur Seite zu einer Gruppe Punks, die Marika schon die ganze Zeit dumm angemacht hatten. Man konnte sehen wie wenig es ihm gefiel.

„Komm.“ Marika folgte ihm bis zu einem der Bahnhofscafés, welche die gesamte Nacht offen waren.

Sie setzten sich an einen unbeobachteten Platz. Er sah Marika kaum an. Meistens waren es nur flüchtige Blicke, worüber sich das Mädchen stark wunderte. Schließlich hatte er ihr schon mehrmals in die Augen gesehen. Wieso tat er das jetzt nicht mehr?

„Willst du was trinken?“, wollte er nun wissen, was Marika kurz überraschte.

„Ähm, ja. Eine heiße Schokolade vielleicht.“ Er nickte kurz, stand dann auf und ging vor zur Theke. Es dauert nicht lange und er war mit der Schokolade und einem Kaffee für sich zurück.

„Danke.“

Er sagte nichts und sah in seinen Kaffee hinunter.

„Also...“, sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte und erst recht nicht wie. „Du bist nicht von hier?“

Chris sah sie verwundert an. Dann fiel es ihm auf.

„Doch. Ich arbeite aber außerhalb.“

„Ach so.“, flüsterte sie nur. Daher ist sie ihm nie tagsüber begegnet. Zwar hatte Marika viele Fragen, trotzdem sagten beide eine ganze Weile lang nichts.

Er sah ihr nun wieder ins Gesicht, doch wenn sie ihn ansah und lächelte sah er sofort zu Seite. Es schien ihm unangenehm.

„Chris?“ Er sah wieder zu ihr. „Was willst du eigentlich von mir? Ich meine, dass du mir geholfen hast, dafür bin ich dir sehr dankbar. Aber es ist schon komisch.“

Er trank einen Schluck aus seiner Tasse. „Ich soll mich von dir fern halten?“

„Wie? Nein, so hab ich das nicht gemeint.“

„Ich will dir nichts Böses. Das kannst du mir glauben.“ Marika war sich nicht sicher, ob sie das wirklich konnte aber sie wollte es vorerst.

„Ich werde dich dann nach Hause bringen. Es ist schon spät.“ Marika war froh, das zu hören. Es war schon 22 Uhr und um diese Zeit fuhr kein Bus mehr zu ihr raus. Sie folgte Chris also zum Parkplatz.

Ein schwarzer Ford Mondeo leuchtete auf. Das musste sein Wagen sein. „Steig ein.“ Ihr viel nun auf, dass er offene Handschuhe trug, die bis zu den Ellenbogen gingen. Sie saßen recht locker, aber durch Schnallen an Handgelenk und Unterarm konnten sie nicht rutschen.

Wenn sie sich richtig erinnerte, trug er diese auch an den anderen Tagen. Diese Tatsache kam ihr komisch vor , denn es war Spätsommer. Aber sie wollte ihn in diesem Moment nicht danach fragen. Wahrscheinlich würde er sowieso nicht antworten. Es ging sie ja auch nichts an. Die gesamte Fahrt über sprachen sie nicht.

Worüber auch. Chris schien nicht sehr gesprächig zu sein. Und das einzige, was Marika in diesem Moment interessierte war immer noch die Antwort auf dieselbe Frage: Was wollte er von ihr?
 

Bei ihr zu hause angekommen gab sie sich noch einmal einen Ruck. „Danke fürs fahren. Hier.“ Sie reichte ihm einen Zettel.

„Meine Telefonnummer. Du kannst mich ja mal anrufen oder so.“ Nach diesem Satz stieg sie schnell aus und verschwand hinter der Eingangstür.

Kira betrat gerade verschlafen den Flur. „Ach, da bist du ja wieder.

Na, hattest du Spaß?“

„Ja klar. Gute Nacht.“ Sie ging im Schnellschritt an ihrer Mutter vorbei und ohne ein weiteres Wort tauchte sie in ihrem Zimmer ab.

Kira zuckte nur mit den Schultern und ging wieder ins Wohnzimmer.

Marika war froh wieder zu hause zu sein, trotzdem bereute sie es nicht. Ganz im Gegenteil. Klar, er war komisch aber trotzdem nett.

Sie war müde, was begründet war. Sie hatte zwar lange geschlafen, aber trotzdem stand ihr Körper ziemlich unter Druck. Sie ging ins Bad um zu duschen. Als sie ihr Zimmer wieder betrat, hörte sie ihr Handy. Sie zog es aus ihrer Jackentaschen. ‚SMS von unbekannt’ Stand auf dem Display. Sie öffnete die Nachricht.
 

Es tut mir leid, dass ich deine Fragen nicht beantworten konnte. Ich hoffe du verstehst es irgendwann.

Chris

Marika freute sich über diese Nachricht, auch wenn sie diese nicht unbedingt verstand. Sie überlegte, was sie ihm antworten könnte.
 

Ich hoffe das auch. Es wäre schön dich bald mal wieder zu sehen, obwohl ich jetzt in der nächsten Zeit ziemlich viel Stress haben werde.

Hab noch eine gute Nacht.

Mari



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