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Manchmal ist es besser, verlassen zu werden

Prä-UnsraW BFF-fluff ^-^
von

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Im Nachhinein waren die 90er vielleicht wirklich ein bisschen seltsam. Die angesagte Musik war seltsam, die trendigen Klamotten waren seltsam und die Frisuren, die man haben musste, sowieso. In diesem Sommer waren Pastellfarben wahnsinnig in und so fiel der dunkle Klecks vor dem Make-Up-Regal auch dementsprechend auf. Junya, ein Junge im Oberschulalter, kleidete sich in seiner Freizeit ausgesprochen gerne in schwarz und wurde von den vorbeilaufenden Frauen in flieder und blassblau deshalb etwas skeptisch beäugt. Es konnte aber auch daran liegen, dass er als Junge vor einer Auslage mit Lidschatten und Kajal stand oder daran, dass er gerade wieder begonnen hatte, zu weinen. Was hatte er auch gerade jetzt ihren Maskara finden müssen? Warum musste ihn ständig etwas an sie erinnern?

Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, um diese bescheuerten Tränen loszuwerden, als ihn plötzlich jemand von der Seite ansprach.

"Bist du okay?“

Junya sah auf und blickte in das besorgte Gesicht eines wirklich sehr hübschen Mädchens mit blondierten, halblangen Haaren und einem ebenso schwarzen Outfit wie dem seinen.

Er schluckte und nickte, auch wenn es offensichtlich war, dass er kein bisschen okay war. "Mei-meine Freundin hat mich verlassen“, krächzte er und es lag allein an seiner emotionalen Verwirrung, dass er das gerade einem wildfremden Visual Kei-Mädchen erzählte.

Selbige nickte verstehend. "Ich bin auch heute morgen von meinem Freund verlassen worden.“, erklärte sie bereitwillig. "Frustshoppen.“ Mit diesem letzten Wort hielt sie einen Haufen Schminksachen hoch, die sie offenbar kaufen wollte und lächelte leicht. Es war ein sehr hübsches Lächeln.

Junya schniefte noch ein paar Mal und musterte beeindruckt den nicht unbeträchtlichen Stapel Lidschatten und Maskara, aus dem hier und da eine Flasche Nagellack und ein Lippenstift hervorschaute.

"Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“, erkundigte sie sich dann mit einem Kopfnicken in Richtung des Regals, vor dem Junya die letzten Minuten etwas ratlos verbracht hatte und der Dunkelhaarige nickte.

"Ich kann mich ehrlich gesagt nicht besonders gut schminken“, gestand er und nahm wieder das Regal in Augenschein, kam gar nicht dazu, noch mehr zu sagen, als die Blonde sich auch schon eifrig an die Beratung machte.

"Soso, du bist also ein Anfänger, na dann sollten wir wohl erst mal mit den Basics anfangen, Makeup brauchst du keins, du hast einen schönen Teint, und Lippenstift ist wohl zu weiblich, also musst du deine Augen betonen, dazu brauchst du das“, sie drückte ihm eine kleine Dose in die Hand, "und das“, dann einen Kajal, "und das“, eine Dose Lidschatten, "und natürlich den hier“ und einen Maskara. "Und wenn du noch etwas farbig abstufen willst“, meinte sie und betrachtete ihn einen Moment, bevor sie zielsicher ins Regal griff, "brauchst du noch den hier, die Farbe betont deine helle Haut.“ Es fand sich noch ein weinroter Lidschatten auf dem Stapel in Junyas Händen, der die Fülle an Kosmetika etwas überfordert musterte.

Die Blonde lachte und zeigte nacheinander auf die verschiedenen Schminkutensilien, und erklärte: "Das hier ist Grundierung für die Augen, die brauchst du, damit die Farbe des Lidschattens satter ist und länger hält, dann einen Kajal für die Konturen, Lidschatten zum Füllen, Maskara, um deine Wimpern zu betonen und den roten Lidschatten um einen hübschen Verlauf zu machen.“ Sie grinste zufrieden, während Junya nur sichtlich überfordert nickte, über seine Verwirrung sogar vergessen hatte, zu weinen.

"Und das sind jetzt die... basics...“ Naja, das klang eher nach dem Fortgeschrittenenkurs für Maskenbildner als nach Grundlagen...

Das Mädchen allerdings nickte. "Wenn du nach was aussehen willst, brauchst du das alles, wenn du das drauf hast, kannst du Flüssigeyeliner und Wimpernzange drauflegen und noch einiges mehr.“ Sie streckte ihm zur Veranschaulichung ihren Stapel hin und lächelte. "Wenn du willst, zeig ich dir, wie man das macht. Aber nicht hier, sonst werden wir rausgeschmissen. Vielleicht sollten wir in den Park gehen, ich hab auch Sunblocker dabei, falls du dich gegen die Sonne schützen willst, aber es wird ja ohnehin bald dunkel.“ Sie wartete gar nicht auf seine Antwort, sondern ging in Richtung Kasse und Junya folgte ihr fast willenlos. Wann bekam er auch schon mal die Chance, von einem Profi angelernt zu werden? Und jetzt wo er Single war, hatte er ohnehin nichts besseres vor an diesem Freitagnachmittag.

Die Schminksachen waren teurer, als er erwartet hatte, aber die blonde bezahlte gut dreimal so viel, hatte dafür aber auch einen kompletten Lidschatten-Regenbogen, den sie zusammen mit den anderen Sachen in ihrer Tasche verstaute, wo Junya einen Handspiegel, einen Kamm und allerlei mehr ausmachte.

Auch er brachte die Sachen in seiner Tasche unter und folgte der Blonden, die wegen ihrer Absätze ein wenig größer war als er, in den Park.

"Mein Name ist übrigens Setsuki“, informierte sie den Dunkelhaarigen, der sich nicht getraut hatte, sie anzusprechen, jetzt aber "Ich bin Junya“ erwiderte. Er war mit der offenen Art des Mädchens eindeutig überfordert.

Nach einigen Minuten, in denen Setsuki dem Dunkelhaarigen eine, wie sie es nannte, "Liebeskummer-Kippe“ angedreht hatte, die ziemlich nach Vanille roch, ließ sich die Blonde auf eine Parkbank fallen und streckte erst einmal ihre Beine aus, während sie mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken legte und seufzte: "Frustshoppen ist so anstrengend!“

Junya betrachtete sie schweigend. Sie war wirklich sehr hübsch, hatte schöne, geschwungene Augenbrauen, ein Piercing in der Unterlippe, wo er auch eines haben wollte, sobald er ausgezogen war, und ihre Klamotten hätten in genau dieser Zusammenstellung in einem Gothicmode-Katalog abgebildet sein können. Das schwarze Shirt, das sie trug, hatte einen runden Ausschnitt, der ihre hervortretenden Schlüsselbeine betonte, darüber trug sie eine ebenfalls schwarze, ärmellose Weste und einen locker um ihren Hals geschlungenen, ziemlich lang wirkenden, dunkelgrauen Schal mit vielen Franseln. Ihre –selbstverständlich schwarze - Hose saß tief auf der Hüfte, hatte ausgestellte Beine mit einem dunkelgrauen, verschnörkelten Blumenmuster auf einem Bein und war hinten von den Lederstiefeln, die nicht so viel Absatz hatten, wie Junya zuerst geglaubt hatte, abgelaufen und zerfetzt. Außerdem hingen ein paar Nieten- und Ledergürtel um ihre schmale Hüfte, ihre Finger waren mit Ringen verziert, sowie ihr Hals unter dem Schal mit allerlei Ketten. Zudem umschmeichelte das blondierte Haar in unregelmäßigen und teilweise etwas toupierten Fransen ihr hübsches Gesicht. Und sie war perfekt geschminkt.

Junya wandte schnell den Blick ab, als Setsuki zu ihm hinsah und sich dann seine Tasche krallte.

"Dann fangen wir mal an“, beschloss sie und legte die neuerworbenen Kosmetik-Artikel des Jungen in einer Reihe auf das ein wenig verwitterte Holz der Bank. Sie blicke auf und legte dann die Stirn in Falten. "Ich muss dir die Augenbrauen zupfen“, stellte sie fest und hatte schneller eine Pinzette aus ihrer Tasche geholt, als Junya widersprechen konnte. Naja, er hatte das sowieso irgendwann mal ausprobieren wollen...

Die Prozedur war ziemlich schmerzhaft und mehr als einmal hatte der Dunkelhaarige das Gefühl, dass Setsuki ihm die komplette Haut von der Stirn pellte, aber als sie ihm den Handspiegel vor die Nase hielt, damit er ihr Werk begutachten konnte, konnte er nicht umhin, überrascht zu lächeln. Mal abgesehen davon, dass es ungewohnt war, sich mit ziemlich dünnen Augenbrauen zu sehen, die auch nur noch halb so lang waren wie im Ausgangszustand, gefiel ihm der Anblick außerordentlich.

"Vertrau mir, ich weiß, was ich tue“, kicherte Setsuki und schnappte ihm den Spiegel weg, um fortzufahren, verteilte sorgfältig etwas von der Grundierung auf Junyas Lidern, legte die Dose bei Seite, als sie fertig war.

"Warum hat deine Freundin dich eigentlich verlassen, wenn ich fragen darf“, wollte sie aus heiterem Himmel wissen und sofort schossen wieder Tränen in Junis Augen, die er mit mäßigem Erfolg wegzublinzeln versuchte. "Sie hat nen Neuen. Und der ist viel hübscher als ich. Dabei hab ich doch alles versucht, um ihr zu gefallen...“, murmelte er geknickt, kam aber nicht dazu in Selbstmitleid zu versinken, als Setsuki ihn unverhofft in ihre Arme zog.

"Weißt du“, meinte sie, und ihre Stimme klang irgendwie seltsam, "manchmal ist es besser, verlassen zu werden.“ Sie drückte ihn von sich weg, blickte ihm fest in die Augen, was ihm mehr als unangenehm war. "Niemand kann einem je mehr wert sein, als sein eigenes Ich“, erklärte sie und widmete sich dann wieder den Schminksachen, zog die Kappe vom Kajal und musterte die schwarze Mine fachmännisch. "Wenn sie dich nicht liebt, wie du bist, sondern lieber einen charakterlosen Schönling will, dann hat sie auch nichts besseres verdient, als mit einem Modepüppchen zusammen zu sein. Augen zu.“ Das Gefühl der Farbe auf seinem Lid war seltsam, aber nicht unangenehm und Setsukis Finger waren sanft, wie sie die Haut nach außen wegzog, um besser arbeiten zu können. "Mir ist das selbst viel zu spät aufgefallen, mein Freund war genauso. Setsuki schmink dich so, Setsuki, zieh lieber das gelbe an, Setsuki, dein Hintern ist fett...“ Sie äffte die Stimme des Genannten mit solcher Inbrunst nach, dass sie schief angeblickt wurde, als eine ältere Frau mit ihrem Hund vorbeilief. "Aber weißt du was, auf so einen scheiß ich doch. Ich bin zu gut, um mich nach den Wünschen so eines Spießers ummodeln zu lassen. Ich bin ich und wenn er mich nicht will, soll er’s bleiben lassen.“ Sie löste sich von ihm und Junya öffnete die Augen, blinzelte ein paar mal, weil es sich noch komischer anfühlte als vorher.

"Du wirkst gar nicht traurig...“, bemerkte Junya, und die Blonde lachte.

"Ich war traurig, aber nicht mehr als drei Stunden. Das Leben geht weiter und wenn ich mit verheulten Augen rumlaufe, find ich niemanden, der mich will.“ Sie zuckte mit den Schultern und griff nach den Lidschatten. "Augen zu.“

Junya tat wie geheißen und spürte nur Sekunden später einen feinen Pinsel auf der Haut.

"Außerdem ist es viel zu toll, wieder lila Lidschatten tragen zu können, ohne sich ein blödes Gespräch anhören zu müssen...“

Junyas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Irgendwo hatte sie ja schon recht.

Einige Minuten schwiegen sie, dann befahl Setsuki "Augen auf“ und betrachtete ihr Werk. "Willst du gucken?“

Junya nickte und hatte binnen Sekunden wieder den Spiegel vor der Nase. "Wow...“, sagte er, und Setsuki meinte: “Es kommt noch besser, wart ab.“

Nach einem erneuten "Augen zu“ fühlte er wieder den Pinsel, diesmal etwas oberhalb des Augenlids in Richtung der Stelle, wo einmal seine Augenbraue gewesen war. Er kicherte leise in sich hinein, was Setsuki offenbar irritierte.

"Was ist los?“, erkundigte sie sich und strich vorsichtig ein paar Strähnen aus Junyas Stirn.

"Ich find das cool“, erwiderte der Dunkelhaarige.

"Allerdings“, stimmte Setsuki ihm zu, bevor sie scheinbar nebenbei fragte: "Was wirst du mit deinen neugewonnenen Kenntnissen im Bereich Kosmetik anfangen heute Abend, hast du schon was vor?“

Junya verneinte, und er konnte das Lächeln in Setsukis samtiger Stimme hören, als sie vorschlug: "Hast du Lust, mit zu mir zu kommen? Wir könnten ne Single-Party feiern.“

Sie schien fertig zu sein mit dem Pinsel, statt dessen spürte Junya etwas seltsames an den Wimpern. Es musste sich dabei wohl um Maskara handeln. Er wollte gerade antworten, als Setsuki ihn aufforderte, die Augen zu öffnen.

Er zwinkerte ein paar Mal, musterte die Blonde dann. "Ich müsste meine Mama anrufen...“, meinte er und Setsuki lächelte.

"Das ist kein Problem“, meinte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Du sagst einfach Bescheid, dass du bei mir übernachtest und dann betrinken uns und spielen wir Streetfighter.“

"Streetfighter?“ Jetzt begannen Junyas Augen richtig zu leuchten. Er liebte Videospiele über alles!

Setsuki nickte. "Und jetzt halt still, dann sind wir gleich fertig.“ Sie bürstete etwas an Junyas Wimpern herum und schraubte den Maskara dann wieder zu. Aber als der Dunkelhaarige schon dachte, dass er endlich würde in den Spiegel sehen dürfen, legte Setsuki ihre weichen Hände an seine Wangen und betrachtete ihn. "Wie hübsch du aussiehst...“, murmelte sie und begann dann zu lächeln. "Ich hätte dich sicher nicht verlassen.“

Es gab nichts was Junya hätte gegen die heftige Röte tun können, die in seine Wangen schoss. "Da-da-danke...“, flüsterte er, war erleichtert, als Setsuki ihn los ließ und senkte schnell den Blick, während die Blonde in aller Ruhe begann, seine Schminksachen wieder wegzuräumen. "Hier“, meinte sie und schob ihm den Handspiegel hin, den der Dunkelhaarige zögerlich ergriff.

Der junge Mann, der ihn aus dem Spiegel anblickte, war sicher nicht er selbst. Sprachlos blickte er auf seine Reflexion. Setsuki hatte ganze Arbeit geleistet. Die Rötung um seine Augen war kaum mehr zu sehen, das einzige Rot war nun ein sanft schimmerndes Bordeaux, das sanft auslief, seine Wimpern wirkten lang und schimmerten seidig und seine hellbraunen Augen taten sich vor dem dunklen Lidschatten hervor, schienen förmlich zu leuchten.

"Bunte Kontaktlinsen würden dir sicher wahnsinnig gut stehen“, kommentierte Setsuki, der es offensichtlich gefiel, dass Junya sein Spiegelbild einigermaßen fassungslos anstarrte. Erst einen Augenblick nachdem er die Stimme der Blonden vernommen hatte, wandte er ihr wieder seinen Blick zu.

"Das ist...“, begann er, fand aber keine Worte, die beschreiben konnten, wie er sich fühlte. "...danke!“

Setsuki lachte und wuschelte Junya durch die vollen schwarzen Haare. "Du bist süß.“

Bevor der Dunkelhaarige etwas erwidern konnte, war das Mädchen auch schon aufgestanden und zog ihn an der Hand hoch. "Lass uns zu mir gehen.“

Junya krallte sich seine Tasche und lief ihr hinterher, nahm dankend die zweite angebotene Zigarette an und musste leicht husten, als er den ersten Zug nahm.

Setsuki lachte nur und begann, ihn auszufragen.

Als sie vor der Wohnungstür standen, war die Blonde darüber in Kenntnis gesetzt, dass Junyas Leidenschaft Videospiele waren, dass er nur fünf Wochen mit Kaori zusammen gewesen war, bevor sie als seine erste Freundin ihn für einen anderen Typen verlassen hatte, weil der erstens älter und zweitens hübscher war, und außerdem in einer Band spielte, was bei ihm natürlich sehr viel beeindruckender war, als bei Junya, der den kompletten Soundtrack zu Star Ocean auf dem Bass spielen konnte. Des Weiteren wusste Setsuki jetzt, dass Junya in Sport ein absoluter Versager war und von seinen Mitschülern gemobbt wurde, weil seine Eltern nicht besonders viel Geld hatten. Wenn er Zeit hatte, half er am Wochenende im Lager eines conbini aus, wo er Waren hin und her verschob, obwohl das von der Schulordnung aus eigentlich nicht zulässig war. Deshalb war er auch noch nie in einer Disco gewesen, mal abgesehen davon, dass sein Selbstvertrauen nicht ausreichte, als dass er sich das als Minderjähriger getraut hätte.

"Außerdem ist es scheiße, ganz alleine weg zu gehen“, meinte er, als Setsuki die Tür aufschloss, und ihn zuerst eintreten ließ. Der Dunkelhaarige fand diese Geste von einer Frau etwas seltsam, aber er bedankte sich höflich und begann, seine ausgelatschten schwarzen Stiefel aufzuschnüren. Wenn er so darüber nachdachte, hatten sie nur über ihn gesprochen, über die Blonde wusste er noch immer recht wenig.

Er warf ihr einen kurzen Blick zu, als sie ihre Boots auszog, dabei irgendwie schneller war als er und auf ihn wartete.

"Ich geh uns schnell Tee holen, wenn du willst, kannst du schon mal in mein Zimmer, ist das letzte auf der rechten Seite“, bot sie ihm an und Junya nickte, auch wenn es ihm ein wenig unangenehm war, einfach so in ein fremdes Zimmer zu spazieren.

Er zog die Türklinke herunter und trat dann ein. Das Zimmer war hellgelb gestrichen, aber das war auch schon fast der einzig feminine Touch, den es hatte, von verschiedenen Kleidungsstücken und Schminksachen, die sich auf dem Schreibtisch türmten, mal abgesehen. Besonders verwundert war Junya über die Jungen-Schuluniform, die vor dem Bett lag.

Er drehte sich erschrocken um, als Setsuki die Tür hinter ihm wieder öffnete. "Willst du ne bestimmte Sorte Tee? Ähm, du kannst es dir ruhig gemütlich machen, ich bin gleich da."

Junya war es egal, welchen Tee er bekam, sodass Setsuki wieder verschwand, während der Dunkelhaarige sich zögerlich auf dem Bett niederließ. Er entdeckte eine Musikzeitschrift auf dem Nachtschränkchen und blätterte darin herum, bis die Blonde mit zwei Teeschalen wieder das Zimmer betrat.

"Ich hab leider keine Kekse mehr", meinte sie und setzte sich neben ihn, sodass sich ihre Knie fast berührten, was Junya etwas nervös machte. Sie reichte Junya eine Schale und nippte dann an ihrem eigenen Tee.

"Mir ist etwas eingefallen", wandte sie sich an den Kleineren und blickte ihn über den Rand ihrer Teeschale an. "Heute Abend ist ne Party in einer Disco hier in der Nähe, vielleicht könnten wir da hingehen."

Der Dunkelhaarige nippte ebenfalls an dem Tee und nickte dann. "Ich war noch nie... aus...", murmelte er, war aber ganz froh, dass er jetzt scheinbar jemanden gefunden hatte, der ihn bei diesem ersten Schritt begleitete.

Es kam wenig unerwartet, dass Setsuki sich sofort für die Abendplanung ereiferte. "Wenn du magst, kann ich dir Klamotten leihen, ich hab auch Jungs-Ausgeh-Klamotten", lächelte sie so gewinnend, dass Junya gar nicht ablehnen konnte, selbst wenn er gewollt hätte.

"Aber ich muss noch meine Mama anrufen", murmelte er und kippte sich fast den Tee über, als Setsuki mit einem "Komm mit, ich zeig dir, wo das Telefon ist" seine Hand ergriff und ihn mit sich in den Flur zog. Der Dunkelhaarige wusste nicht, ob er den Körperkontakt mögen sollte, oder ob es ihn verunsicherte. Vermutlich beides.

Etwas unsicher wählte er die Nummer, Setsuki warf ihm ein bezauberndes Lächeln zu, doch er konnte sich nicht darum kümmern, als seine Mutter auch schon ans Telefon ging.

"Hallo Mama", murmelte er, "du, kann ich heute bei einem Freund übernachten? Kaori-chan hat Schluss gemacht und ich bin nicht so gut drauf deshalb. Wir wollten vielleicht ausgehen..." Er hatte absichtlich keine Freundin erwähnt, denn das hätte seine Mama sicher seltsam gefunden und sie kannte Setsuki ja eh nicht. "Nein, ich werd keinen Alkohol trinken, ich würd' ja auch eh keinen bekommen", beantwortete er die besorgte Frage seiner Mutter, fügte nach einer kurzen Pause hinzu: "Mama, hab ich dir denn jemals Ärger gemacht?"

Setsuki lachte leise, als Junya bei der Übereifrigkeit seiner Mutter die Augen verdrehte und tätschelte die Schulter des Dunkelhaarigen.

"Ja, Mama, mach ich... Ja, Mama.... Ist gut... Ich dich auch, baibai." Er legte auf und seufzte, und Setsuki ließ ein leises samtiges Lachen hören. "Deine Mama ist süß", beschloss sie und ging Junya voraus, begann sofort in ihrem Schrank zu wühlen.

"Hier", sagte sie und warf Junya eine Hose zu, die so oft geflickt war, dass sie nur noch aus Fetzen zu bestehen schien, und anschließend noch eine schwarze Bluse, die schon wahnsinnig eng aussah, aber elastisch zu sein schien, mal abgesehen davon, dass sie ein wenig transparent wirkte. "Zieh das an." Sie musterte ihn einen Moment, verließ dann mit einem charmanten Lächeln das Zimmer. "Ich geh kurz Zigaretten holen."

Junya nickte, wartete, bis sie hinaus war und zog sich dann schnell um. Der Stoff der Bluse fühlte sich kühl auf seiner Haut an, schmiegte sich an seinen Körper und war zum Glück nicht so durchsichtig, wie er befürchtet hatte. Die Hose dagegen war ziemlich weit, hing ihm tief an der Hüfte, sodass man an einer Stelle einen kleinen Streifen seines Bauchs sah.

Setsuki streckte den Kopf ins Zimmer und pfiff anerkennend. "Ich wusste, dass dir das steht", flötete sie und betrat das Zimmer ganz, ging zu Junya hin und öffnete die beiden obersten Knöpfe der Bluse, sodass man die Haut des Dunkelhaarigen sah. Dieser errötete ein wenig, ließ sich seine Verlegenheit aber nicht anmerken. Setsuki war ziemlich direkt für ein Mädchen...

"Dann machen wir jetzt deine Haare und dann können wir auch schon bald los", meinte sie und begann, nachdem sie ihn auf das Bett gesetzt hatte, mit den Fingern durch seine Haare zu kämmen. Junya wurde zusehends nervöser, aber entweder bemerkte die Blonde es nicht, oder es kümmerte sie nicht.

Sie schaltete den CD-Player an, in dem eine Malice Mizer-CD lag, und nahm dann mit Haarspray und einem Kamm hinter dem Dunkelhaarigen auf der Matratze Platz. "Du hast tolles Haar", bemerkte sie und begann, sich an seinen Haaren zu schaffen zu machen. "Es sieht sicher gut aus, wenn du du sie etwas länger wachsen lässt, nicht viel, nicht, dass du Ärger in der Schule kriegst, aber ein paar Zentimeter würden sicher nicht schaden." Sie toupierte die Haare am Hinterkopf etwas, nebelte ihn dann mit Haarspray ein, sodass sie beide heftig niesen mussten und meinte dann überrascht: "Sie lassen sich besser stylen als meine." Junya kicherte, lief zum Spiegel und war - zum wiederholten Male an diesem Tag - überrascht. "Wow, ich seh ja richtig gut aus", grinste er und Setsuki lachte auf.

"Ich hab doch gesagt, dass du hübsch bist."

"Aber ich hab nicht geglaubt, dass mir sowas steht. Die Haare und die Schminke mein ich." Naja, bei der Bluse hatte er das auch nicht erwartet.

Setsuki winkte ab und sah dann auf die Uhr. "Wenn du magst rauchen wir noch eine und ich zieh mich um und dann können wir los", schlug sie vor und Junya nickte, setzte sich zu ihr aufs Bett und kramte in der Tasche herum, um seine Zigaretten zu suchen. Er versteckte das Päckchen immer ganz unten, nicht das seine Mutter mal einen zufälligen Blick in seine Tasche warf und die Glimmstängel entdeckte.

"Lass stecken, ich lad dich ein", meinte Setsuki, zündete eine Zigarette an und reichte sie dann dem Dunkelhaarigen, hatte die zweite schon in der Hand.

Als Junya die Kippe ergriffen hatte, musterte er erst einen Moment von Setsuki unbemerkt den Filter, der gerade noch zwischen ihren Lippen geklemmt hatte. "Danke", murmelte er und zog dann an der Zigarette. Das war fast, als ob er sie geküsst hätte, und die Zigarette war der Überträger. Er wurde abgelenkt, als Setsuki aufstand, zu ihrem Schrank lief und anfing, darin herumzuwühlen.

Es dauerte ein paar Minuten, bis sie mit ihrer Kleiderwahl zufrieden war und Junya entschuldigte sich, nachdem sie beide aufgeraucht hatten, diskret ins Badezimmer. Er stand ein paar Minuten herum, wusch sich die Hände und betrachtete sein Spiegelbild, das ihn nebenbei auf den ersten Blick erschreckt hatte, weil es so unerwartet kam, und tapste dann zu Setsukis Zimmer zurück.

Die Blonde riss die Tür auf, als er geklopft hatte, worauf Junya etwas zurückzuckte.

"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken", lachte sie und tätschelte ihrem schief grinsenden Gegenüber den dunklen Schopf.

"Nicht schlimm", erwiderte dieser und musterte Setsuki genauer. Sie trug jetzt einen schwarzen Faltenrock, der gerade bis zur Hälfte der Oberschenkel reichte und Beinstulpen, die sie mit Strapsen befestigt hatte, dazu ein paar Gürtel und eine mit Spitze üppig verzierte, kurzärmelige Bluse. Natürlich alles in schwarz. Dazu trug sie den obligatorischen Schal. Sie war wirklich sehr hübsch.

"Schnapp dir deine Sachen, dann können wir los", meinte sie mit einem bezaubernden Lächeln und hängte sich ihre Tasche um, nachdem sie die Schminksachen herausgeräumt hatte.

Auf dem Weg zum Club ertappte sich Junya ein, zwei Mal dabei, dass er ihr auf den Hintern schaute, aber bei so einer Rückansicht konnte ihm das wohl niemand verübeln.

Es waren wirklich nur ein paar Meter Fußmarsch, bis Setsuki, die schon wieder rauchte, aber dabei einfach zu süß aussah, um eine Ecke bog. "Da sind wir schon", lächelte sie und schmiss ihre Zigarette auf den Boden.

Es war noch nicht lange dunkel und der Club schien auch erst seit Kurzem geöffnet zu haben, deshalb tummelten sich noch einige Besucher auf der wenig befahrenen Straße davor.

"Uh, da ist Yuuki-kun", bemerkte Setsuki und ergriff Junyas Hand, um den Kleineren mit sich in Richtung eines ziemlich düster gestylten, jungen Mannes zu ziehen, der etwas abseits stand und scheinbar heftig mit einem kleinen, dürren und sehr schüchternen Püppchen zu flirten schien.

"Guten Abend", flötete Setsuki und der große, dunkel geschminkte Typ wandte sich offensichtlich nicht sehr erfreut über die Störung um. Sein Gesicht hellte sich auf, als er die Blonde zu erkennen schien.

"Setsuki-chan! Wie gehts?" Er musterte das Mädchen und grinste. "Du siehst heiß aus."

"Das geb ich zurück", lächelte sie.

"Oh, ist das deine neue Flamme?", fragte er in Junyas Richtung, erntete dafür einen liebevollen Klaps auf den Kopf.

"Nein, Baka, wir kennen uns erst seit heute", murmelte sie und wurde ein bisschen rot um die Nasenspitze.

Yuuki murmelte grinsend ein "Sorry", bevor er sich wieder seinem Freund zuwandte. "Wir kommen gleich nach", meinte er in Setsukis Richtung und strich eine Strähne aus der Stirn seines zierlichen und sehr hübschen Begleiters. "Shou und ich haben noch etwas... zu bereden."

Setsuki nickte und nahm dann wieder Junyas Hand, der sich widerstandslos in den Club ziehen ließ. Die Blonde ging mit einem freundlichen Winken an der Kasse vorbei, ohne zu bezahlen und zog den Kleineren einfach mit sich.

"Ich kenne jeden hier", meinte sie zur Erklärung, "und die meisten kenne ich auch... näher. Das ist ganz praktisch, wenn man sich völlig gratis einen schönen Abend machen will." Sie kicherte und steuerte zielstrebig auf eine Sitzecke zu, machte es sich dann bequem. "Gehst du uns was zu Trinken holen? Einen Vodka energy und was du willst, lass beides auf Rais Rechnung schreiben."

Junya nickte. "Wer ist Rai?", fragte er dann noch und legte seine Tasche auf eines der Couchpolster.

"Das bin ich", lachte Setsuki und zog an ihrer Zigarette.

Mit einem etwas verwirrten Nicken schlängelte Junya sich an den Menschen vorbei, die die Tanzfläche flankierten und schaffte es hinüber zur Theke.

Es war, wenn man von den ab und an aufblitzenden bunten Lichtern absah, dunkel, ein wenig stickig und verqualmt und die Lautsprecher schienen der Belastung durch Kurenai nicht wirklich gewachsen zu sein, was die ein oder andere Rückkopplung nach sich zog, aber die Stimmung war gut. Junya hatte noch nie so viele schwarz gekleidete Menschen auf einem Haufen gesehen, er hatte nicht einmal gewusst, dass es so viele in seinem näheren Umkreis gab. Dementsprechend konnte er die vielen neuen Eindrücke gar nicht so schnell verarbeiten, wie sie auf ihn einprasselten.

"Hey, Kleiner, willst du jetzt was bestellen oder nicht?"

Der Dunkelhaarige wandte sich um zu der Stimme, die zur sehr hübschen Thekerin gehörte, auch wenn sie irgendwie nicht zu ihr passte. Aber das voluminöse Haar und die aufwändige Schminke, die das hübsche Gesicht betonte, sowie die schönen Kleider fielen nicht mal auf, denn die meisten Leute hier waren sehr hübsch.

"Ähm ja, also ich hätte gern... einen Vodka energy... nein, zwei bitte. Auf Rais Rechnung bitte."

"Ooooh,", machte die Thekerin, "du bist mit Setsuki da. Richte ihm einen schönen Gruß von Jasmine aus, ja?"

Etwas verwirrt nickte Junya, dachte sich aber nichts weiter dabei und blickte hinüber zur Tanzfläche, während Jasmin ihm die Getränke mischte, sie dann auf die Theke stellte und in seine Richtung schob. Junya bedankte sich artig, was mit einem "Keine Ursache, Süßer" kommentiert wurde.

Setsuki lächelte bezaubernd, als der Dunkelhaarige es zurück zur Couch geschafft hatte, ohne sich die Hälfte des Gemischs über die Hände zu kippen. Ihre Zigarette lag ausgedrückt im Aschenbecher auf dem Tisch, äußerte noch eine kleine Rauchschwade, die sich fast schnurgerade nach oben zog. Junyas Herz schlug ein ganz wenig schneller, als sie mit einem atemberaubenden Augenaufschlag zu ihm aufsah und sich die Lippen mit der Zungenspitze befeuchtete.

"Alles glatt gelaufen?"

Junya nickte und setzte sich, nachdem er Setsuki eines der Gläser gereicht hatte. Diese nippte an dem schwarzen Strohhalm.

"Das ist Jasmines Mischung, oder?"

"Ähm, ja, ich soll dir einen schönen Gruß von ihr ausrichten...“, meinte Junya und war etwas verwirrt, als Setsuki leise lachte. "Warum lachst du?“

Die Blonde lehnte sich zurück. "Jasmine ist ein Kerl...“

Zuerst dachte Junya, die Blonde wolle ihn zum Narren halten, aber als sie noch einmal bestätigend und dabei sehr amüsiert wirkend nickte, fand er sich damit ab, dass die Stimme wohl doch zu Jasmine passte. "Aber hübsch ist er...", murmelte er schließlich und nahm einen Schluck von dem eiskalten Getränk, das überraschend gut schmeckte.

Sie saßen eine Weile zusammen, unterhielten sich darüber, dass die Lautsprecher wohl schon bessere Zeiten gesehen hatte, als Junya sie sah.

Sie war in Begleitung eines verteufelt hübschen jungen Mannes mit halblangen blonden Haaren, wie ihm in großen, glänzenden Locken ins fein geschnittene und sorgfältig geschminkte Gesicht fielen. Aber obwohl er wahrscheinlich der schönste Mensch war, den Junya je in seinem Leben gesehen hatte, hatte er doch nur Augen für Kaori. Das war er also, ihr neuer Freund. Und sie sah glücklich aus, wie sie in seiner leichten Umarmung hing, lachte und ihm während sie redeten ab und an einen verliebten Kuss auf die Lippen hauchte, den er scheinbar nur zu gern erwiderte.

"Was ist los?“, hörte er Setsukis Stimme und riss den Blick von dem turtelnden Pärchen los.

"Da ist meine Freundin... meine Ex-Freundin...“, hauchte er und hätte auf der Stelle zu heulen anfangen können.

"Die da bei Hizaki?“, wollte die Blonde wissen und spähte in die Richtung, in die Junya geblickt hatte.

Der Kleinere wandte ihr verwirrt den Blick zu. "Du kennst ihn?“

Setsuki wandte den Blick zu Junya und nickte. "Er ist ein Freund von Jasmine“, erklärte das Mädchen und schenkte Junya einen mitleidigen Blick, als dieser widerwillig zu weinen anfing, als er beobachtete, wie Kaori und Hizaki sich zärtlich küssten.

"Du armer Süßer!“, murmelte sie und zog den Dunkelhaarigen in eine tröstende Umarmung, die diesem nur am Anfang unangenehm war. Er versuchte, sein Schluchzen zu unterdrücken, kam sich erbärmlich vor, aber Setsukis Hände, die ihn an sie gedrückt hielten und dabei langsam über seinen Rücken streichelten, fühlten sich gut an.

"Sei nicht traurig, Junya...“, murmelte Setsuki und ihre Stimme war gedämpft und beruhigend und ihr Atem kitzelte an seinem Ohr. "Sieh es als neue Chance. Es gibt so viele hübsche Mädchen und Jungs, denen du sicher gefällst und die dich niemals so verarschen würden, wie sie es getan hat. Sei doch froh, dass du sie los bist, das erspart dir so viel Ärger.“ Sie seufzte und kuschelte sich ein wenig an ihn, was seinen Herzschlag sich beschleunigen ließ. "Manchmal ist es besser, verlassen zu werden...“, fügte sie schließlich hinzu und Junya musste zugeben, dass sie Recht hatte. Er konnte endlich wieder er selbst sein, hatte keine Verpflichtungen mehr und keine Angst, dass er etwas falsch machte, was Kaori verärgern könnte. Frauen stellten sich im Nachhinein als komplizierter heraus, als er anfänglich geglaubt hatte, wobei... Setsuki schien ja gar nicht kompliziert zu sein. Es verwirrte ihn. Aber so oder so lag die Blonde richtig.

Leicht nickend löste er sich von ihr, versuchte, nicht in Richtung Kaori zu sehen.

"Willst du lieber nach Hause?“, fragte Setsuki und der Blick des Angesprochenen war etwas hilflos, bevor er ein wenig nickte.

"Wenn es dir nichts aufmacht...“ Er griff nach seinem Getränk, das verdammt stark war (aber er war ja auch keinen Alkohol gewöhnt) und leerte es.

"Kein Ding, ich will dich nicht unnötig traurig sehen“, meinte sie lächelnd, was Junya etwas erröten ließ.

Setsuki leerte ihr Glas, zog Junya dann an der Hand zur Theke, wo sie nicht lange warten musste, bis sie Jasmines Aufmerksamkeit bekam.

"Set-chan, mein Schatz, da bist du ja, ich dachte schon, du willst mich nicht sehen“, begann der feminine Theker übertrieben weinerlich und Setsuki lächelte entschuldigend. "Tut mir Leid, Lieber, wir machen uns aber auch schon wieder auf den Weg. Kann ich bis nächste Woche anschreiben?“

Die Überraschung war Jasmine ins Gesicht geschrieben, aber als er einen Blick zu Junya warf, lächelte er sanft. "Ist doch keine große Sache, natürlich, aber nur wenn du mir versprichst, dass wir dann gemeinsam einen heben.“

Setsuki nickte lachend. "Wenn dir so viel daran liegt... Gute Nacht, Jasmine!“

"Gute Nacht, ihr Süßen“, rief der Theker, als Setsuki und Junya sich schon auf den Weg Richtung Ausgang machten, und winkte mit den Fingerspitzen. "Treibt es nicht zu bunt!“

Setsuki lachte noch als sie draußen waren. "Warum glauben alle, zwischen uns läuft was?“

Junya wurde nur wieder rot und erwiderte nichts.

Der Weg zu Setsuki nach Hause kam dem Dunkelhaarigen irgendwie länger vor, als der Weg zum Club, aber vermutlich war er das - bedingt durch den ein oder anderen Ausfallschritt, den Junya machen musste, um sich nicht auf der Straße lang zu legen - auch.

Als die Blonde die Tür aufschloss, musste er sich an der Wand abstützen, denn kaum, dass sie das Gebäude verlassen hatten, war es Junya plötzlich sehr schwindelig geworden. Er beschloss, nie wieder Alkohol zu trinken.

Setsuki ergriff seine Hand und zog ihn mit in ihr Zimmer und sie verlangte nicht einmal, dass er seine Schuhe auszog, was Junya wirklich sehr seltsam fand, aber es gab einiges, was er an dem Mädchen seltsam fand, deshalb fasste er den Entschluss, einfach nichts, was sie tat, überzubewerten.

Im Zimmer drückte Setsuki ihn auf das Bett und einen Moment flackerte Junya eine Szene aus einem Horrorfilm durch den Kopf, in der ein Mädchen von einem anfänglich netten Typen vergewaltigt und dann umgebracht worden war, vielleicht war die Reihenfolge auch anders herum gewesen. Aber Setsuki lächelte nur sanft und sank dann vor dem Dunkelhaarigen auf die Knie. Die nächste Szene vor Junyas innerem Auge war aus einem Porno, den er eigentlich noch gar nicht hätte sehen dürfen, weil er minderjährig war, aber Setsuki widmete sich bloß seinen Schnürsenkeln und irgendwie war Junya das auch lieber.

Der Blick, den Setsuki ihm allerdings zuwarf, als sie ihm seine Schuhe von den Füßen zog, ließ ihn ein wenig erröten.

"Du tust mir so Leid, Kleiner…", hauchte sie und sofort schossen Tränen in die glasigen Augen des Dunkelhaarigen, aber er unterdrückte sie.

Die Blonde setzte sich zu ihm auf die Bettkante. "Lass uns uns umziehen und noch eine rauchen und dann gehen wir schlafen. Und mach dir keine Sorgen", und bei diesen Worten klang ihre Stimme irgendwie rau, "ich werd schon dafür sorgen, dass du sie vergisst…"

Eine Gänsehaut bildete sich auf den Unterarmen des Kleineren, aber er wagte nicht, zu widersprechen. Egal, was Setsuki vorhatte, alles war besser als an Kaori zu denken.

"Okay…", flüsterte er und erstarrte, als Setsuki begann, sich auszuziehen. Vor ihm. Einem Jungen. Und das völlig ohne Hemmungen.

Erst zog sie ihre Schuhe aus. Dann folgen ihre Stulpen und Strumpfhalter, dann den Schal, dann den Rock, dann ihr Shirt… Und Junya stand der Mund offen.

Sie war flach. Setsuki war absolut flach. Und das lag vermutlich daran, dass sie ein er war.

"Was guckst du so?", erkundigte sich Setsuki irritiert, aber einen Moment später war die Antwort auch schon klar: "Nicht ernsthaft, oder? Du hast nicht wirklich gedacht, ich war ein Mädchen?!" Er lachte leise und setzte sich dann nur in seinen engen Shorts neben Junya, der völlig überfordert war, und zog ihn in eine enge Umarmung, die dem Dunkelhaarigen plötzlich gar nicht mehr unangenehm war.

"Du bist so süß, Junya."

Dieser seufzte leise, bevor er erwiderte: "Du siehst aber aus wie ein Mädchen…"

Setsuki kicherte leise und drückte einen versöhnlichen Kuss auf Junyas Schläfe. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht in die Irre führen…"

"Kein Problem…" Der Kleinere zuckte mit den Schultern und begann, sich auszuziehen, als der Blonde zu seiner Tasche lief, um die Zigaretten zu holen.

Plötzlich war alles viel einfacher. Er musste sich keine Gedanke mehr machen, dass er am Tag, an dem er wieder Single geworden war, bei einem anderen Mädchen übernachtete, dass er sie süß fand, aber nichts von ihr wollte und dass er seine Mutter belogen hatte.

Er lächelte, als sie beide nur in Shorts nebeneinander saßen und schweigend rauchten, und er lächelte auch immer noch, als Setsuki ihn näher an sich zog und ihm vorsichtig über die Haare streichelte. Und er lächelte immer noch, als er stumm zu weinen anfing, weil er wieder an Kaori denken musste.

"Hör mal", hauchte Setsuki ganz nah an seinem Ohr, aber es machte Junya, der leise schniefte, nichts aus. "Wenn wir beste Freunde sein wollen, darfst du mich Rai nennen."

"Okay,", schniefte der Dunkelhaarige zurück, "dann darfst du mich Jun nennen."

Rai gluckste leise und legte den Kopf an den dunklen Schopf seines neuen besten Freundes. "Okay, Jun."

Rai hatte recht gehabt.

Manchmal war es besser, verlassen zu werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ToSh_Me_ZeGeN
2010-02-21T00:02:41+00:00 21.02.2010 01:02
die geschichte war schööööön ^^
Von: abgemeldet
2009-10-22T23:43:57+00:00 23.10.2009 01:43
sehr schön geschrieben ;O;
Von:  Angel_of_Thursday
2009-09-10T16:50:38+00:00 10.09.2009 18:50
Ach, ich hab mich so verlacht, als >sie< sich als Setsuki vorgestellt hat... Es war sooooo klar.. Und dann halb Versailles in der bar..und Yuuki und Shou...aber...wo war da bitte Tetsu, hm?!>_< +grummelnd die Arme verschränkt+
Aber an sich eine wirklich schöne und knuffige FF!!^-^
Von:  Hine-Himeko
2009-09-10T15:40:56+00:00 10.09.2009 17:40
Ist das süß!

Hast du die beiden interviewt für die FF?

Ist wirklich toll.


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