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Die Geschichte des legendären Sullivan O'Neil

Das Tagebuch eines Gesuchten
von

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Nachtleben

Als ich aufwachte, durchzuckte mich ein unheimlicher Schmerz im Kopf und gequält hielt ich mir den Schädel. Dann wurde mir schlecht und ich erbrach mich unmittelbar neben mich. Der Kater, den ich zwangsweise hatte, übermannte mich ungemein und es dauerte, bis ich mich erinnerte, was geschehen war und ich registrierte, wo ich mich befand. Verwirrt sah ich mich um und erblickte die Rückseite des Wirtshauses „Der Gehängte.“

Was war passiert...?

Man hatte mich hinaus geworfen und tatsächlich erinnerte ich mich schemenhaft daran, dass der Wirt mich anwies, für die Getränke, die Hure und das Bett zu zahlen. Selbstverständlich konnte ich unmöglich Geld für eine Prostituierte aufbringen! Und betrunken wie ich war, verstand ich nicht einmal, was er von mir wollte. Alle meine Knochen schmerzten, es war später Abend und mir war eiskalt. Mit pochenden Schläfen kam ich schwankend und zittrig zum Stehen. Verwirrt registrierte ich eine Platzwunde, hatten sie mich nieder geschlagen?

Ich sah mich nach meinen Sachen um, doch neben mir lag lediglich mein Tuch und dieses war leer – sie hatten sogar sämtliches, zusammen geklautes Essen an sich genommen. Unbewusst griff ich an meine Brust und mit Erleichterung registrierte ich, dass ich zumindest noch meinen Rosenkranz bei mir trug. Als würde der mir nun weiterhelfen.

Die Gasse in der ich mich befand war dunkel, dreckig und noch herunter gekommener als das Wirtshaus selbst. Links von mir lag eine Sackgasse mit gestapeltem Müll und Schutt, einer toten Katze und einem dutzend Ratten, die sich daran zu schaffen machten. Rechts von mir führte ein Gang zurück zu den Straßen von Annonce. Ich begann langsam die Stadt zu hassen.

Zumindest hatte keiner mich liegen sehen, denn meine Robe war durch das unsanfte Landen verrutscht gewesen und hatte mein Hinterteil bloß gestellt – aber wirklich trösten tat mich dies auch nicht. Langsam und mit leichtem Schwindelgefühl – ich ließ meinen Kopf nicht los, aus Angst er fiele herunter – tappte ich zur Straße. Immer wieder verschwamm kurz meine Sicht, als würde die Welt mir Streiche spielen wollen.

Und was nun? Zum Wirt gehen und klar stellen, dass ich, ein Mönch, niemals eine Hure gewollt hätte? Gewiss war der Wirt ein Betrüger und zog diese Masche bei vielen seiner schwächeren Gäste ab. Aber nun wo ich wieder einigermaßen klar denken konnte, verdeutlichte mir dies nur umso mehr, dass ich mein Dasein als Mönch ablegen musste, wenn ich in dieser Stadt überleben wollte. Die Inquisition war gleichermaßen gehasst wie gefürchtet, ein einsamer Mönch in den dunklen Gassen von Annonce war gefundenes Fressen für Rachegelüste. Zu viele hatten durch die Kirche ihre Familien verloren und nur die wenigstens sahen es als Reinigung und Hilfe an, wenn man ihre Männer erhängte oder Frauen erschlug.

Die Tatsache, dass mir nun Essen und Geld fehlten, beunruhigte mich vorerst nur unterschwellig. Ich war es gewohnt tagelang zu hungern und wusste, dass es immer Mittel und Wege gab, an Geld zu kommen. Zudem blendete ich das Geschehen im Wirtshaus weitestgehend aus. Ich hatte gesündigt, mehr noch und das war etwas, über das ich nun bei Gott nicht nachdenken wollte. Sollte ich nun etwa in eine Kirche gehen, um bei einem Pater zu beichten?

„Pater, ich habe das Kloster heimlich verlassen, getrunken wie ein Schlot und eine rothaarige Ketzerin genommen, bis ich zwischen ihren Brüsten zusammen sackte – und Herr Gott noch mal, es war wunderbar!“

Meine Ohren liefen rot an, als ich daran zurückdachte und ich war erschrocken über mich selbst. Stimmten Mauritius’ Warnungen, die er mir immer und immer wieder gepredigt hatte? War es wahr, dass, wenn man einmal der Sünde verfällt, es auch ein zweites Mal tun wird und ein drittes, wenn man sich nicht sofort bekehren lässt, Buße tut und beichtet?

Ohne es ernsthaft zu beabsichtigen steuerte ich tief in meinen verzweifelten Gedanken an Hölle und die Strafe des Herrn das Waisenhaus an und als ich davor zum Stehen kam, überlief mich ein Schauer, der meine Nackenhaare aufstellte. Es hatte sich nicht verändert und mit einem Mal kam ich mir unheimlich klein vor.

Vor mir stand ein sehr großes, zweistöckiges Haus. Nirgendwo, außer unten links in einem winzigen Fenster – das Zimmer der Hausmutter – brannte Licht und es herrschte Totenstille.

Daneben, rechts und links, waren zwei weitere, solch komplexe Gebäude angebracht:

Das Krankenhaus und das Arbeitshaus.

Vor mir tauchten Unmengen Bilder aus meiner Kindheit auf. Wie wir alle mucksmäuschenstill auf den Betten und Böden saßen, uns dicht aneinander drängten und schwiegen, bis wir irgendwann einschleifen, um den Zorn der Mutter nicht zu wecken. Ich ging langsam um das riesige, aschgraue Gebäude herum, mit dem flachen und leicht kaputten Dach, den unheimlichen Grimassen unter den Fenstersimsen, den schiefen Fensterläden und erreichte dann den Vordereingang. Es war lediglich eine kleine Tür und sah nicht anders aus, als jede andere dieser Stadt. Aber über der Tür hang groß und breit ein Schild, das ich als Kind niemals lesen konnte. Aber nun tat ich es, das erste Mal:

„Katholisches Armenhaus St. Marianne von Annonce

Waisenhaus – Gefängnis – Krankenhaus – Arbeitshaus

Der Herr wacht über jeden von uns, jeder Zeit.“

Ich ließ meinen Blick schweifen und meine Erinnerung wurde klarer. Im zweiten Stock, oben, lebten getrennt die Kinder des Waisenhauses: Rechts die Jungen, links die Mädchen. Direkt darunter waren die Behinderten und Schwachsinnigen untergebracht. Ich meinte Schreie und Stöhnen zu hören, wie früher oft, wenn einer der Idiotischen versuchte sich zu befreien oder grundlos anfing zu toben und es überlief mich eiskalt.

Rechts vom Waisenhaus lag das Armenhaus. Auch dort herrschte reine Dunkelheit, nur die Zimmer der Aufseher waren hell erleuchtet. Dort waren die Bettler untergebracht, um sie von der Straße zu holen.

Aus den Augen aus dem Sinn, schoss es mir durch den Kopf. Sie wurden zur „Arbeit ermuntert“ und von den Katholiken wieder auf den rechten und frommen Weg geführt – Man erhängte ungern Bettler aufgrund ihrer Unfrömmigkeit. Wenn ich mich nicht bald in Gang setzte und meine Zukunftspläne in den Griff bekam, dann würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls dort landen und mit dem Rohrstock aufs Feld geprügelt werden, für einen Heller am Tag. Bis ich genug hätte um auf eigenen Beinen stehen zu können. Und das dauerte meist Jahre bis dem so war, denn man musste nebenher für Essen, Obdach und andere Verpflegung aufkommen. „Schlage deinen Sohn mit der Rute, so rettest du sein Leben vor dem Tod.“, so hieß es in der heiligen Schrift.

Innerlich war ich der Meinung, dass es auch anders möglich ist, solchen Menschen zu helfen, aber natürlich sagte ich das niemals laut. Ich war doch nicht verrückt.

Dann sah ich nach links, zum dritten Gebäude neben dem Armenhaus: Das Krankenhaus.

Ich hatte es nie betreten. Es war selbstverständlich ebenfalls ein katholisches Gebäude und ich erinnerte mich dumpf daran, wie etliche Menschen von dort entweder zur nahe gelegenen Kapelle – meist tot – gebracht wurden oder ins Armenhaus, zu den Schwachsinnigen.

Generell litt das Armenhaus am meisten an Zuwachs und Neuankömmlingen. Man ernannte jemanden schnell für Schwachsinnig, ob er nun Selbstgespräche führte oder taub war.

Ich hatte gehört, dass, seit O’Hagan Gouverneur und für die Ordnung und das katholische Wohlbefinden der Menschen in Annonce verantwortlich war, die Gesetze und Regeln bei weitem verschärft wurden. In wie weit es stimmte, wusste ich nicht, aber ich wusste, dass das Gesetz bereits zu meiner Zeit sehr unangenehm mit dem Volk umging. Ich wollte mir nicht ausmalen, was passierte, wenn man bemerkte, dass ich ohne Obdach, Hab und Gut war, ohne Geld und während der Ausgangssperre durch die Stadt lief.

Würde man mich ins Krankenhaus bringen? Oder ins Tollhaus, aus dem man meist nie mehr hinaus kam? Oder etwa ins Arbeitshaus, um mich zu bekehren? Oder in mehrere Gebäude?

Tatsächlich wurden viele Kinder aus dem Waisenhaus ins Arbeitshaus gesteckt, wenn der Platz nicht mehr ausreichte und so arbeiteten die Kinder dann in Schmieden, Bäckereien oder Minen.

Beim Anblick der Gitter vor jedem Fenster, besonders jener im Kellergeschoss der drei Gebäude, in welchem das Gefängnis lag, schüttelte es mich. Schnell ging ich weiter.

Niemals würde ich freiwillig in Arbeitshaus gehen und mich in eine Kohlemine prügeln lassen. Niemals!

Die sonst so volle und lautstarke Stadt war nun totenstill und menschenleer. Es wirkte wie eine Totenstadt und der Tumult des Tages erschien mir wie ein Fiebertraum. Ich passierte den Hafen. Die großen Steinlaternen waren angezündet und Unmengen Mücken und anderes tummelten sich an den Scheiben. Das Wasser am Kai klatschte leise gegen die Steinmauer und die Schiffe und Boote knarrten und schwankten vor sich her. Ein wenig unwohl fühlend erinnerte mich an einige Geschichten, die mir mein Freund Bruder Markus erzählt hatte. Daran, dass manche Völker glauben, dass die Seelen von Verstorbenen Seeleuten niemals ihre Ruhestätte verließen, Rache suchen und die Menschen ins Meer ziehen wollen. Tatsächlich lagen noch immer die Wasserleichen im Wasser, beziehungsweise trieben umher oder waren eingeklemmt zwischen Boot und Kaimauer. Zu meiner Erleichterung trieben sie mit dem Kopf nach unten, außerdem war es sehr dunkel, dennoch war es kein schöner Anblick und ich wandte mich ab. Auf einigen Schiffen wurde gefeiert oder Matrosen starrten zu mir herunter. Ich musste wie ein Geist wirken, denn ich tauchte mal hier, mal da unter einer Laterne auf, ansonsten war alles schwarz.

Kurz ging die Tür eines Wirtshauses auf, schallendes Gelächter drang nach außen. Der Wirt kippte einen Topf Wasser auf die Straße, dann schloss er die Tür wieder und es herrschte Stille. Ich musste vorsichtig sein. Kein Wachmann durfte mich auf der Straße erwischen.

Ich wusste zwar nicht, was passieren würde, wenn einer es täte, aber ausprobieren wollte ich es auch nicht.

Oberhalb der Treppe stand noch immer hier und da ein kleiner Käfig mit jenen, die zum Tode verurteilt wurden. Einige Kerzen standen darauf um die Gestelle für jeden sichtbar zu machen, dass der Wachs auf den Insassen tropfte schien niemanden zu stören. Stattdessen ertönte manchmal ein grauenvolles Wimmern, dass der Wind davontrug und es noch unheimlicher wirken ließ.

Ich passierte im Abstand einige solcher Käfige, darauf achtend, dass niemand mich sah. Ich kam mir vor wie ein Verschwörer, ein Herumstreicher, ein Spion. Hier und da entzifferte ich einige Aushänge. Die meisten wurden wegen Diebstahls hingerichtet, im Wert von 6 oder 8 Hellern und ich konnte mir denken, dass sie aus Armut einen Apfel oder anderes gestohlen hatten. Aus den Augen, aus dem Sinn, schoss es mir erneut durch den Kopf. Dies war auch eine Möglichkeit, die Bettler von den Straßen zu holen und jene zu säubern. O’Hagan leistete wirklich ganze Arbeit. Manche der Gepeinigten, die Minderheit, wurden jedoch auch für ernstere Vergehen gestraft: Diebstahl im Wert von ganzen Silberlingen, Verleumdung Gottes, öffentliches Fluchen oder gar das Beleidigen von Männern der Kirche oder des Landes. Zwei oder drei wurden des Mordes bezichtigt. Umso länger ich dem Kai folgte, desto mehr Käfige gab es und als ich das Ende erlangte, zählte ich dreiundvierzig Stück. In einem der Gitter fand ich einen kleinen Jungen, in sechs von ihnen Frauen und Hexen. Als ich endete, war ich so an den Anblick gewöhnt, dass ich mir ausmalte, was für Strafen man für Vergehen wie Hochverrat erhielt. Ich erinnerte mich an Bücher aus der Klosterbibliothek, in denen in Bilder vom Schinden, Ausdärmen, oder Enthäuten gesehen hatte und fragte mich, was man dafür tun musste, wenn selbst Mord lediglich zu solch einem Käfig führte. War das Leben eines Menschen wirklich nur 5 Heller wert? So viel wie ein Leib Brot?

Ich musste verrückt sein, alleine durch eine solche Stadt zu laufen, nachts, nach der Ausgangssperre. Noch konnte ich ins Kloster. Ich könnte sagen, ich wäre niedergeschlagen worden, überfallen. Jeder würde mir glauben, noch immer hatte ich eine kleine Platzwunde am Hinterkopf. Wahrscheinlich sah man sie nicht, aber tastete man, war sie spürbar.

Aber damit würde ich mir ohne Frage jegliche Chance verbauen, jemals wieder das Klostergebiet verlassen zu dürfen, schließlich hatte ich mich dem Heim verpflichtet und somit dem Mönchstum.

Nein, nein, – und hier machte ich es mir besonders leicht –

„Jedem wurde soviel zugeteilt, wie er nötig hatte.“ und so brauchte ich mir keine Sorgen machen. Weder über Essen, noch über anderweitiges.

Aber ich begann zu zweifeln, als ich nach mehreren Stunden noch immer am Kai herum lungerte und ernsthaft überlegte, mich auf eines der Schiffe zu schleichen. Meine Robe war alt und gewiss hatte ich nie eine Beschwerde geäußert – das stand mir gar nicht zu – aber nun war sie eindeutig zu kalt. Es fröstelte mich, als es mit jeder Stunde kühler zu werden schien und der Wind, der ohnehin am Hafen stärker ist, lies meine Haare hin und her flattern. Ich wollte jedoch nur ungern in die Stadt zurück. Dort patrouillierten Wachen, um zu überprüfen, ob jemand, so jemand wie ich zum Beispiel, nachts herum schlich und mir wahrlich nicht danach, die Nacht in einem Kerker zu verbringen. Und was sollte ich Vater Mauritius sagen? Mit Sicherheit würde er mir vergeben, wenn ich Rechenschaft ablegte, mich zu Boden warf und für meine Taten Buße tat, aber eben das wollte ich nicht mehr. Ich war es leid, Hiebe zu kassieren oder zu hungern. Ich wollte frei sein, kein Wurm mehr, weniger noch. Sondern mehr, viel mehr.

Ich suchte mir einen Haufen Kisten, der mit einem Fischernetz umworfen war und ließ mich daran nieder, auf der windgeschützten Seite. Frustriert und vor Kälte schlotternd, mit Kopfschmerzen und laut knurrendem Magen schlang ich die Arme um die Beine und zwang mich wach zu bleiben. Ich würde warten, bis man die Straßen wieder passieren darf, dann versuchen irgendwie an neue Kleider zu kommen. Ich musste diese verfluchte Robe loswerden und meinen Haarschnitt ebenfalls. Welches Schiff würde einen Mönch an Bord nehmen? Nicht einmal die Inquisition tat das.

Dann hörte ich leises Summen und neugierig sah ich auf.

Ein älterer Mann ging humpelnd am Kai entlang, richtig sehen konnte ich ihn jedoch nicht, dafür war es zu dunkel. Ich hörte lediglich ein regelmäßiges Klack, Klack… Er schien langsam auf mich zuzukommen. Nach einigen Minuten passierte er mich und ich vernahm ein leises „Yoo-Hooo…“, es klang schräg, tief und sehr angetrunken. Ein wenig konnte ich ihn nun erkennen. Er hatte ein großes, rundes Gesicht, einen schwarzen Vollbart und um seinen Kopf hatte er zwei Tücher gewickelt, ein rotes und ein grünes. Darüber trug er einen großen, schwarzen Hut. Im Wind wehte leicht sein herunter gekommener, roter Mantel, den er sich achtlos über die Schultern geworfen hatte und am roten Stoffgürtel trug der Seemann seinen Säbel und zwei Pistolen. Ein Pirat., dachte ich und folgte ihm mit den Augen. Er hatte nur ein Bein, sein linkes endete knapp über dem Stumpf, doch um laufen zu können, hatte er sein Hosenbein fest verschnürt, einen Holzstab hinein gestickt und alles mit einem Strick gefestigt. Jedes Mal, wenn sein Holzbein auf den harten Boden schlug ertönte ein regelmäßiges ‚Klack’, gefolgt von dem Schaben seiner Krücke. Er sah alt und zerschlissen aus und mir kam der Gedanke, dass ich früher oder später keine andere Wahl hatte, als mich mit solchen Leuten zusammen zu tun. Sogar als Kind war ich dieser Gruppe von Menschen ausgewichen, da ich wusste, dass man so nur tiefer im Sumpf der Gosse versank.

Mit Schrecken bemerkte ich, dass er direkt ins Sichtfeld der Wachen kam, die am letzten der Käfigreihe standen. Ich war unsicher. Sollte ich ihm helfen? Hinter her rennen? Er war betrunken, vielleicht würde er Streit anfangen und dann kämen wir beide in Schwierigkeiten und eigentlich ging dieser Man mich nichts an. Aber desto näher er dem Käfig rückte, desto unsicherer wurde ich. Im Grunde war ich doch nicht besser, als er. Gut, vielleicht war er ein Trinker und Mörder, aber eigentlich lebten wir momentan auf der gleichen Ebene.

Letzten Endes sprang ich auf, packte ihn am Arm und zerrte ihn torkelnd und schwankend mit mir hinter die Kisten. Es krachte leise, als wir unsanft landeten und ich dachte ein kurzes Stoßgebet, dass uns keiner gehört hatte.

„Seid Ihr wahnsinnig?!“, fuhr ich den Fremden zischend an und sah ängstlich zu den Wachen, aber keiner hatte uns bemerkt. Wütend wandte ich mich wieder ihm zu. „Ihr wärt beinahe vor die Wachen gerannt!“

Der Seemann glotzte mich an, mit großen und wässrigen Augen. Ich erkannte, dass sein linkes Auge ein Glasauge war, dann begann er zu grinsen und entblößte ein unvollständiges Gebiss.

„Aye.“, grinste er mir entgegen. „Jetzt hat er zu viel gesoffen, so viel ist klar.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  13thBlackCat
2012-09-06T11:59:06+00:00 06.09.2012 13:59
Dieses Kapitel ist viel besser geschrieben!
Die Person kommt klar rüber, das Geschehen ist erkennbar.
Die Gebäude (v.a. das Waisenhaus) sind toll beschrieben!
Mehr Adjektie, mehr Charakterbeschreibung über die Handlungen der Personen - gefällt mir gut! Aber woher weiß er, dass er nicht gesehen wurde? War doch 'ne Weile weggetreten...
Von:  Momachita
2012-08-07T17:08:46+00:00 07.08.2012 19:08
Nicht, dass es lange dauern sollte, oder dass ich erwartet hätte, dass es sich über mehrere Kapitel zieht - aber man merkt deutlich, dass du so richtig in den Charakter gefunden hast, beim Schreiben. Obwohl ich es etwas bitter finde, dass er gerade nicht so humoristisch drauf ist wie im Kapitel davor. Das liegt allerdings an der kleinen Misere, in der er steckt, die du - wie nicht anders zu erwarten ;) - wiedermal vortrefflich geschildert hast.
A propos schildern: Was ich bisher noch gar nicht gesagt habe, mir aber schon von Beginn an aufgefallen ist, ist folgendes. Es fällt einem überhaupt nicht schwer, den Gedankengang des Protagonisten zu folgen. Zudem ist auch jede Gefühlsregung, bzw. -Veränderung ganz stimmig und wirkt nicht überstürzt.
Hmm, vielleicht sollte ich mir weitere stilistischen "Lobpreisungen" für die späteren Kapitel nochmal aufsparen und vorher zusammentragen. Besonders kitzelt mich dann, inwieweit du dich intern der Geschichte verbessert hast. ^^
Zur Geschichte: Es ist schön zusammen mit der Hauptfigur einen Teil seiner Vergangenheit aufzukrempeln. Man kauft ihm die Ehrfurcht, die gegenüber seines alten "Zuhauses" immer noch besteht, sehr gut ab. Ich denke, mir würde es da nicht anders ergehen. Außerdem spornt es mich an weiterzulesen, um in den folgenden Kapiteln noch mehr über seine Person herauszufinden. Denn er wird immer interessanter, der liebe Ex-Mönch.
Ganz zu schweigen von dem Holzbein-Piraten.
Nun denn, Leinen los, wir setzen Segel. Unser Ziel: Kapitel 3! ;')
Von:  XdramaX
2010-06-02T07:21:36+00:00 02.06.2010 09:21
hm...ein sehr schönes Kapitel XD und ich habe rein gar nichts zu bemängeln gerade^^

Ich bin endlich mal wieder zum lesen gekommen, sry, dasses noch nicht früher war, aber ich bin seit ich vom Japantag zurück bin krank...heißer und erkältet und alles...weil ich hatte meine Jacke bei der fruendin, der fruendin meines freundes (geil oder?) gelassen und dann kam abends rumson mörderischer Wind, das ich fast gestorben währe...aber hauptsächlich habe ich mich wohl bei meiner mama angesteckt...die lag letzte woche flach...

naja, wie dem auch seih, jedenfalls hab ich wieder gelesen und ich muss sagen: es ist alles fein beschrieben, und auch sehr gut...nur was mir richtig doll auffällt, dass schon innerhalb dieser paar kapis die ich gelesen habe die sprache immer einfacher wird.ich weiß, du hast mir ja gesagt, dasses so ist, aber ich finde das denn doch etwas plötzlich.
aber okay, kann man drüber hinweg gucken, vor allem, weil er ja gerade nen kater hat XD

was noch?...öhm...
nee keine Ahnung XD
Von:  Fresh_Ju
2010-05-14T14:57:49+00:00 14.05.2010 16:57
Hui, nun das 2. Kapitel fertig!
Ich muss sagen, dass mir die Hauptfigur immer sympathischer wird, da sie (wie schon gesagt) ähnliche Denkweisen udn Moralvorstellungen wie der Leser hat.
Und ich hatte Recht mit der Hure! xD Und dass er für bezahlen müsste..
Vor allem der Satz, dass es bei Gott gesündigt hatte, aber verdammt nochmal, es war wundervoll gewesen, hat mich sehr zum Schmunzeln gebracht!
Das, was ich wirklich mag, ist deine Kritik an den Verhältnissen, Regeln usw. zu der Zeit, die du in die Geschichte mit einbaust und die man deutlich herausliest.
Ich finde den Piraten am Ende auch nicht schlecht bzw. lustig, da er es einfach nur 'amüsant' findet, wenn er wirklich von den Wachen erwischt worden wäre.
Der Charakter macht Lust auf mehr bzw. möchte man wissen, wie er denn so drauf ist ^^


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