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Shadows of the NewMoon

von
Koautor:  Caracola

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3. Kapitel

Amanda wachte mit Kopfschmerzen und schlechter Laune auf, was sie beides mit gutem, starken Kaffee zu kurieren versuchte.

Das half zumindest ein wenig und ließ sie wieder klarer denken. Sie musste sich einen Plan für den Tag zurechtlegen. Den Panther würde sie heute erstmal außen vor lassen. Er hatte ihr gestern Nacht eindeutig zu verstehen gegeben, dass mit seiner Hilfe – jedenfalls freiwillig – nicht zu rechnen war.

Bis ihn Dr. Barbie wieder in die Freiheit entließ, war er gut und sicher aufgehoben.

Amanda grinste beim Gedanken, dass ihr sein Missgeschick mit dem Autounfall ein ganzes Stück Arbeit erspart hatte. Er hatte sich ihr mehr oder weniger freiwillig auf einem Silbertablett serviert und jetzt würde sie ihm an seinem pelzigen Arsch kleben, bis er ihr sagte, was sie wissen wollte. Bis dahin sollte er noch ruhig in seinem Käfig schmoren.

Da das also heute ihr Pantherfreier Tag werden würde, hatte Amanda Zeit sich dem zweiten Objekt ihres Interesses zuzuwenden – Mr. Trockenpute Canidae, der Koch des kleinen Cafés auf der Hauptstraße.

Sie hatte bereits gestern gesehen, dass die Küche erst gegen zwölf geöffnet wurde. Das hieß, dass sie noch ungefähr eine Stunde Zeit hatte, bis seine Schicht anfing.

Bis dahin sah sie sich ein wenig in der Stadt um. Lief die Hauptstraße einmal hinauf und einmal hinunter, sah in Schaufenster mit verstaubten Antiquitäten, genauso verstaubten Schuhen und Jagdausrüstungen.

In das letzte Geschäft hätte sie einen Fuß gesetzt, um sich neues Waffenöl zu kaufen, wenn sie dann nicht Gefahr gelaufen wäre, dass der Verkäufer gleichzeitig Pfarrer, Metzger und die Klatschtante der gesamten Siedlung war.

Verdammt, wie ihr dieses familiäre Flair auf die Nerven ging!

Noch dazu war sie Eric keinen Schritt nähergekommen. Sie hatte sogar Mrs. Cauley beim Frühstück gefragt, ob sie ihn gesehen hatte. Die Dame hatte ihr mit einer Grabesmiene einen Teller Rührei hingeschoben und nur kurz den Kopf geschüttelt. Sie habe niemanden gesehen, der auf Erics Beschreibung passte. Aber Amanda solle im Café nachfragen, denn dort kam jeder vorbei, selbst wenn er nur auf der Durchreise war. Heutzutage war doch jeder auf einen schnellen Kaffee to go aus, um die Autofahrt länger durchhalten zu können und nicht in kleinen B&Bs wie ihrem unterkommen zu müssen.

Amanda hatte sich zu einem mitleidigen Lächeln hinreißen lassen. Früher hatte die zwergenwüchsige Mrs. Cauley sicher allein durch ihre Erscheinung massenhaft Kunden in ihre kleine Unterkunft gezogen. Heute machte man sich nichts mehr aus Atmosphäre. Vielleicht sollte Amanda ihrer Gastgeberin erzählen, dass in ihrer Nachbarschaft zwei Männer lebten, die sich nach Lust und Laune in Tiere verwandeln konnten. Das könnte das Geschäft wieder zum Boomen bringen, wenn sie das mit der Werbung richtig anstellte.

 
 

***
 

Pünktlich um zwölf betrat Amanda das Café und konnte die Blicke der anwesenden Männer auf ihren nackten Beinen spüren, die wieder in ihren Wildlederstiefeln und dem dazu passenden Rock steckten. Als hätten sie hier noch nie eine Frau gesehen, die nicht unter zwanzig oder über vierzig war und noch dazu keine Latzhosen trug. Ob es einmal einen Mr. Cauley gegeben hatte?

Den ganzen Tag hing Amanda in dem Café herum, las ein Buch, spielte mit ihrem PDA und warf dem Koch Blicke zu, die nicht nur ihn verwirrten, sondern auch die anderen Herren, die immer wieder vorbeikamen, etwas tranken und dann wieder gingen.

Als der Mann seinen Posten verließ, um eine Zigarette in der Seitenstraße zu rauchen, folgte Amanda ihm.

Er lehnte an einer der großen Mülltonnen und schüttelte gerade sein Feuerzeug, um ihm eine Flamme zu entlocken.

„Hey.“ Mit einem strahlenden Lächeln kam Amanda auf ihn zu und schob ihn mit ihrem Körper an die Wand. Selbst wenn sie nun nicht direkt im Schatten des Hauses und des Müllcontainers gestanden hätten, brachte das metallische Klicken ihrer Waffe ihn bestimmt zum Reden.

„Was …?“ Seine Augen weiteten sich merklich, als er sich so in die Enge getrieben fühlte. Der Lauf der Waffe, der auf die empfindlichste Stelle des Mannes – ob Mensch oder Tier – gerichtet war, war sicher überzeugend.

„Was wollen Sie von mir?“, fragte er mit zitternder Stimme, während er versuchte, sich noch mehr an die massive Ziegelwand hinter sich zu drängen.

„Ich will wissen, ob du Eric gesehen hast. Wir sind beide von der Organisation.“

Bei diesen Worten verengten sich die Augen des Canidae wieder und neben Furcht flammte auch Wut in ihnen auf.

„Keine Sorge, du bekommst keinen Ärger. Ich will nur wissen, ob du Eric gesehen hast.“ Um ihrer Frage mehr Nachdruck zu verleihen, schob sie das kalte Metall ihrer Waffe noch ein bisschen näher an den Inhalt seiner Jeans heran. Das Winseln des Kochs ließ durchaus auf seine tierische Gestalt schließen.

„Ja, ich hab Eric getroffen. Einmal. Er hat mich nur gefragt, ob ich schon registriert bin. Bin ich.“ Zum Beweis wollte er seinen Arm hochhalten, um ihr das Tattoo zu zeigen.

„Weiß ich. Was noch?“, fragte Amanda schneidend und ließ kein Stück von ihm ab, obwohl sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten und sie seine Angst allmählich unangenehm riechen konnte.

„Sonst nichts, ehrlich. Er wollte sich in der Gegend umsehen, weil er dachte, es stimmt was nicht. Mehr hat er mir nicht erzählt. Er wollte noch nach anderen suchen … und …“

Amanda zog die Waffe weg und hielt sie ihm vors Gesicht.

„Wenn du gelogen hast, komm ich zurück. Und dann bin ich nicht so nett. Verstanden?“

Wieder ein Winseln und Amanda brauchte nicht viel Phantasie, um sich seinen eingeklemmten Schwanz vorzustellen, als er käsebleich ins Café zurückrannte.

„Verdammte Scheiße!“

Der Tritt gegen den Müllcontainer tat weh, aber sie ignorierte den pochenden Schmerz in ihrem Zeh. Also doch der Panther. Als hätte sie es geahnt.

 
 

***
 

„Was wollen Sie denn eigentlich genau hier? Sie veranstalten einen ganz schönen Trubel.“

Mrs. Cauley saß Amanda gegenüber an einem der kleinen Tische im Speisesaal des B&B und aß genüsslich ihre Zwiebelsuppe.

„Ich hab Ihnen doch gesagt, warum ich hier bin. Ich möchte meinen … Kollegen finden.“

Amanda kannte den Blick, den ihr die ältere Dame zuwarf. Reine Skepsis, aber es lag auch etwas Schelmisches in ihren Augen. Amanda mochte die Dame jetzt schon. Immerhin bestand sie als Einzige nicht darauf, dass sie sich mit Vornamen anredeten.

„Was meinen Sie mit 'Trubel'?“

Beim ersten Löffel hatte sich Amanda die Zungenspitze verbrannt, weswegen sie jetzt vorsichtig auf die Flüssigkeit blies, bevor sie sich die Suppe in den Mund löffelte.

Ohne aufzusehen und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht antwortete ihr Mrs. Cauley fast lachend. „Sagen Sie bloß, dass man Sie normalerweise auch so anstarrt, wie die ganzen Männer hier.“

Wieder ein Lachen, das so herzlich klang, dass es Amanda ebenfalls ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.

„Oh, das meinen Sie. Vielleicht hätte ich meine Latzhose einpacken und ein paar Röcke zu Hause lassen sollen.“

„Und diese Stiefel.“

„Und die Stiefel.“

Diesmal lachten sie beide, bevor die Miene der älteren Frau wieder ernster wurde.

„Haben Sie denn etwas herausfinden können? Ich habe mich selbst ein wenig umgehört, aber man redet nur davon, dass Sie diesen Eric suchen und niemand scheint etwas zu wissen.“

Amanda war mehr als erstaunt über die Hilfsbereitschaft der Dame. Sofort kam Misstrauen in ihr auf und sie ermahnte sich gerade wegen dieser freundlichen Art vor Mrs. Cauley, auf der Hut zu sein.

„Nein, nichts Hilfreiches. Aber ich werde weiter suchen. Ich weiß, dass er hier war.“

Ihre Gedanken wanderten zu dem Panther in dem Käfig. Wie ihr auffiel natürlich nicht zum ersten Mal an diesem Tag.

Heute würde sie nicht wieder hingehen. Das würde er wahrscheinlich als Triumph werten, wenn sie sofort wiederkam, um ihn erneut zu befragen. Sie würde eher etwas aus ihm herauskriegen, wenn er noch länger die Gefangenschaft in einem Käfig genoss.

Der PDA zeigte immer noch das Gesicht eines alten Mannes und ein paar seiner Daten.

Amanda starrte mit gerunzelter Stirn auf das Display und versuchte das alles mit dem Panther in dem Käfig übereinzubringen.

Da stimmte etwas nicht. Es konnte vorkommen, dass die Techniker sich irrten, aber so ein grober Schnitzer hätte doch schon vor Amanda jemandem auffallen müssen.

Gab es am Ende etwa zwei von der Sorte? Vielleicht war der Kerl im Käfig noch gar nicht registriert?

Die Furchen auf ihrer Stirn wurden noch tiefer.

Wenn es tatsächlich so war, dann musste sie den Alten finden. Vielleicht hatten die beiden miteinander zu tun. Wenn es hier gleich zwei Jaguare gab … Waren sie verwandt? Höchstwahrscheinlich. Was Amanda aber bloß wieder zu dem Endergebnis führte, dass sie mit dem Schwarzen reden musste.

Beinahe hätte sie das kleine Gerät frustriert gegen die Wand geworfen. Sie drehte sich im Kreis. Solange der Panther eingesperrt war, kam sie nicht an ihn ran. Und wenn er sich nicht freiwillig zurückverwandelte, konnte sie nicht mit ihm reden. Sobald er irgendwo draußen war, konnte sie ihn dazu zwingen, aber in seinem geschwächten Zustand wäre das wohl nicht ratsam gewesen. Wenn sie ihn versehentlich umbrachte, konnte er ihr auch keine Antworten mehr geben. Also hieß es wohl oder übel doch warten.

 
 

***
 

Die nächsten Tage waren die langweiligsten in seinem Leben. Sie mussten es einfach sein, auch wenn er sich immer noch nicht an etwas erinnerte.

Langsam machte er sich Sorgen, dass sein Gedächtnis dauerhaft gelöscht worden war. Aber er musste sich einfach noch Zeit geben. Seine Verletzungen schmerzten immer weniger, stattdessen begannen sie wieder, gewaltig zu jucken. Wie er es schaffte, sich nicht zu kratzen, war ihm ein Rätsel. Doch es gelang ihm vermutlich deshalb, da der Gedanke, hier umso schneller herauszukommen, je eher er heilte, ihn aufrecht hielt.

Die Blondine war auch nicht mehr aufgekreuzt, weshalb er sie schon halb vergessen hatte, als ihm die Tierärztin gut gelaunt wie immer mitteilte, dass er morgen schon hier herauskommen würde.

Zwar freute es ihn, endlich wieder in die Freiheit entlassen zu werden, aber dazu würde sie ihn wieder sedieren müssen. Zwar nur leicht, aber doch so viel, dass er k.o. ging.

Hätte sie gewusst, dass er freiwillig in die Kiste steigen würde, wenn er sich sicher sein könnte, dass sie ihn wirklich freiließ, wäre das alles nicht nötig gewesen. Doch die Tatsache war nun einmal die, dass er sich nicht sicher war und sich auf alle Fälle wehren würde.

Zwar war ihm inzwischen klar geworden, dass man den Handel mit Jaguarfellen verboten hatte, aber am Schwarzmarkt bekam man immer noch ordentliche Preise dafür.

Umso aufgeregter war er in dieser letzten Nacht, in der er kein Auge zutat und daher immer nervöser in seinem Käfig auf und ab lief. Der Verband war inzwischen nicht mehr ganz so steif, weshalb ihm das Gehen leichter fiel, dennoch störte es ihn immer noch enorm in seiner Bewegungsfreiheit. Vor allem, dass er nur mit einem Auge sehen konnte.

Doch das würde sich morgen wohl alles ändern. Das hatte ihm zumindest die Ärztin gesagt. Nachdem man ihn betäubt hätte, würde sie seine Verbände abnehmen und noch einmal sichergehen, wie weit seine Verletzungen verheilt waren. Wenn die Werte gut waren, durfte er ohne Verbände in die Freiheit zurück. Wenn nicht, musste er noch ein paar Tage länger in dieser winzigen Metallschachtel vor sich hinvegetieren.

So oder so, der Tag der Entscheidung rückte näher.



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