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Aufregungen im Fürstentum

Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können
von
Koautor: Kupferschweif

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Kapitel 31

Der Inu no Taishou sah sich aufmerksam um. Sein Cousin führte ihn einen schmalen Bergpfad entlang, der scheinbar nur selten benutzt wurde. Es lagen immer wieder Felsbrocken im Weg, der Boden war uneben und stellenweise ganz weggesackt, sodass es kaum möglich war, nebeneinander herzugehen. Menschen hätten sicherlich keine Möglichkeit, den Berg auf diesem Weg zu überqueren, zumal die natürlichen Gegebenheiten nicht die einzige Gefahr waren. Der Hundedämon konnte deutlich andere Dämonen spüren, in der Luft hing der Geruch von Vögeln. Eine größere Schar Paradiesvögel musste hier in der Nähe ihr Nest haben.

Hatte Akumaru etwa eine Falle geplant, einen Hinterhalt? Sollten die Vögel sich etwa in den Kampf einmischen, für Ablenkung und Irritation sorgen? Das würde der Weißhaarige schon zu verhindern wissen.

Die beiden Fürsten näherten sich der Quelle der dämonischen Aura, dem Nest. Zu dem Geruch der Vögel mischte sich der nach trockenem Menschen- und Dämonenblut und auch nach Verwesung. Noch ein Grund, warum der Taishou die Paradiesvögel in seinem Revier unter scharfer Beobachtung hatte: Sie fraßen so ziemlich alles, was sich bewegte und fielen besonders gerne über wehrlose Gegner her.

Der Nordfürst blieb kurz stehen und betrachtete die Umgebung, ehe er dem riesigen Felsblock vor sich einen kräftigen Tritt versetzte, ihn so einige Meter weit weg rollte. In der Felswand wurde eine Öffnung sichtbar, ein Gang. Er war gerade breit und hoch genug, dass die beiden Daiyoukai aufrecht hintereinander durchgehen konnten.

„Wir sind da. Hinter dem Durchgang liegt der Felsenkessel.“

„Wir sollten sichergehen, dass sich keine Unbeteiligten einmischen können. Das sollte eine Sache zwischen dir und mir bleiben“, erwiderte der Fürst des Westens.

„Natürlich. Wir können einen Bannkreis errichten, damit die Paradiesvögel nicht in den Kessel kommen können, auch wenn ich bezweifle, dass sich dieses feige Federvieh näher heranwagen wird.“ Akumarus Augen schienen kurz berechnend zu blitzen. „Ich denke eher, dass wir sie ziemlich aufschrecken und sie einfach davonflattern werden.“

„Ja, da ich dir aber noch weniger traue als den Paradiesvögeln …“, meinte der Westfürst trocken.

Sein Gegenüber verzog etwas die Mundwinkel, hob aber die Hände. „Dann errichten wir eben eine Barriere.“

Als die beiden Hundedämonen in den Gang traten, der zu ihrem Kampffeld führen sollte, schlug ihnen der Geruch nach feuchten Felsen und modriger Erde entgegen. Um sie herum war es so dunkel, dass sie selbst mit ihrem dämonischen Sehvermögen nicht alles erkennen konnten und sich zur Orientierung zum großen Teil auf ihre Nasen verlassen mussten.

Der Taishou zog etwas die Augenbrauen zusammen. Um ihn herum tropfte Wasser von den Wänden, der Boden war schlammig und rutschig und je näher sie dem Ausgang kamen, desto kühler wurde die Luft um sie herum, es roch nach Schnee. Was sollte er nur davon halten?
 

Nachdem die beiden Cousins eine schier endlose Zeit durch den langen, verschlungenen Tunnel gegangen waren, kamen sie endlich nach draußen auf einen Felsvorsprung, etwa fünfzig Meter über dem Boden.

Der Herr des Westens sah sich gründlich um. Der Felsenkessel schien auf den ersten Blick wirklich wie geschaffen für einen Kampf wie diesen zu sein. Die Felswände waren sehr hoch, stiegen aber in einem nicht zu steilen Winkel an und boten genügend Gelegenheiten, um sich festzuhalten, selbst wenn man ein riesiger Hund war. Der Boden war eben und es lagen nur wenige störende Felsbrocken herum, die noch dazu auch nicht so groß waren, dass einer der Riesenhunde darüber stolpern könnte, wenn er nicht darauf achten konnte, wohin er seine Pfoten setzte. Der gesamte Kessel war so riesig, dass die Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt werden würde. Zumindest nicht von den Wänden. Das einzige, das dem Daiyoukai keine Ruhe ließ, war der Geruch. Das ganze Gebiet roch nach feuchter Erde, Schnee und Grundwasser. Das war kein gutes Zeichen, zumal es nur schwer vorstellbar war, dass Akumaru nicht irgendetwas in der Hinterhand hatte und sich wirklich auf einen ganz und gar offenen Kampf einließ.

„Hast du die Aussicht genug auf dich einwirken lassen oder möchtest du erst noch etwas meditieren und einen Tee trinken?“ fragte der Nordfürst spöttelnd und sprang in den Kessel hinab.

Sein Cousin knurrte unwillkürlich und setzte ihm nach. Der Boden des Kampffeldes war weich und feucht, aber nicht so sehr, dass man einsank oder sich Pfützen bildeten.

„Bist du so weit?“ Akumaru streckte sich etwas und sah den Anderen abwartend an.

Der konzentrierte sich kurz auf seine eigenen magischen Fähigkeiten, um einen Bannkreis zu errichten, der sich wie ein Deckel über das gesamte Gebiet legte. Er war nicht annähernd so stark wie der, den die Frauen des Nordens errichtet hatten, aber er würde reichen, um die Paradiesvögel oder andere Youkai dieser und unterer Klassen davon abzuhalten, sich in den Kampf einzumischen oder sich auch nur zu nähern.

„Bereit, wenn du es bist“, sagte der Taishou.

Sein Gegner ließ als Antwort sein volles Youki aufflammen und seine Gestalt verschwimmen.

Nur wenige Augenblicke später standen sich zwei riesige Hunde gegenüber, einer mit schneeweißem Fell, einer mit weißem Fell, das bläulich schimmerte, beide mit leuchtenden, roten Augen, die einander genau fixierten.

Raues Knurren entrann den Kehlen der beiden, während sie sich lauernd umkreisten, die massigen Pfoten hinterließen tiefe Abdrücke in der Erde und verursachten schmatzende Geräusche, wenn sie gehoben wurden.

Dann sprangen die Hunde sich beinahe gleichzeitig an, versenkten Krallen und Zähne in dem muskulösen Körper des jeweils anderen und versuchten einander niederzuringen.

Das Aufeinanderprallen der mächtigen Körper verursachte ein Grollen, das lauter war als jeder Donner und sämtliche Tiere im Umkreis dazu bewog, panisch die Flucht zu ergreifen.

Aber keiner der Fürsten interessierte sich für die davonfliegenden Vogelschwärme. Und auch nicht für den aufsteigenden Schwarm sehr großer, sehr hässlicher, sehr dämonischer Vögel.
 

Derweil war Hana damit beschäftigt, die Unterlagen ihres Vaters zu durchsuchen und zu überfliegen. Die meisten davon enthielten absolut nichts interessantes, die anderen noch weniger. Dienstpläne der Diener, Aufstellungen über die Gehälter, Rechnungen von Stofflieferanten und Schneidern, Schmieden, Rohstofflieferanten und anderen Händlern, Bescheide über die eingetriebenen Steuern, diverse freundschaftliche Briefe von Sentaku, dem Fürst des Südens, Bittschreiben um Aufschübe der Steuern oder um finanzielle Unterstützung, Bewerbungen als Dienstpersonal oder Krieger oder Heiler, Heiratsangebote für Ichiromaru.

Das Sortiersystem des Fürsten hätte mal erneuert – oder eingeführt – werden müssen, aber ansonsten war hier nichts auffälliges zu finden.

Angespannt sah die Prinzessin sich um. Vielleicht hatte ihr Vater hier irgendwo ein Geheimversteck, wo er die wirklich interessanten Dokumente aufbewahrte.

Akribisch ließ sie ihre Finger über die dünnen Wandverkleidungen gleiten, schob alle Möbel weg und überprüfte auch den Boden auf versteckte Klappen oder Türen. Akumaru konnte doch nicht eine riesige, tödliche Intrige planen und nicht mal ein einziges Blatt Papier darüber besitzen, wo er doch sonst alles sammelte, was an Briefen und Dokumenten einging. Vor allem weil er sich selbst doch bei seinen Plänen immer in absoluter Sicherheit wähnte und sein Größenwahn keine Grenzen kannte.

Genervt durchsuchte die Hundedämonin auch noch das Vorzimmer, aber dort fand sie noch weniger. Der Sekretär, beziehungsweise seine Vertretung, musste alle Dokumente, die nicht im Arbeitszimmer des Fürsten waren, irgendwo anders hingebracht haben. Oder sein Herr hatte sie irgendwo. Hier gab es nämlich auch kein Geheimfach.

Das war wirklich mehr als ärgerlich, aber sie würde wohl doch die Privaträume ihres Erzeugers durchsuchen müssen und wenn das nichts brachte vermutlich alle anderen Räume, in die der Fürst oder sein Sekretär regelmäßig gingen. Also praktisch das ganze Schloss.
 

Ihr Bruder hatte inzwischen die Diener gefunden, die sich alle in ihrem Gemeinschaftsraum versammelt hatten und angespannt warteten. Als sie ihren jungen Herrn sahen, wuchs ihre Anspannung noch. Er wirkte gestresst.

„Ich suche denjenigen, der in den letzten Tagen den Sekretär meines Vaters vertreten hat“, sagte der junge Inu-Youkai und wandte sich nach links, wo er einen der Diener hatte zusammenzucken sehen.

„Das … das wäre ich, Herr“, sagte ein Dämon mittleren Alters und verneigte sich tief.

Ichiromaru erkannte, dass seine Schultern leicht zitterten. „Komm. Ihr anderen bleibt hier, bis ihr andere Befehle erhaltet.“

„Ver … verzeiht, Ichiromaru-sama“, brachte eine Dienerin hervor und warf sich flach auf den Boden.

„Sprich.“

„Wird … wird Akumaru-sama zurückkommen.“

„Vermutlich nicht, nein.“

„Dann seid Ihr nun der Fürst des Nordens?“ fragte jemand anderes.

Der Hundeprinz ließ seinen Blick über das Schlosspersonal schweifen und begegnete einigen hoffnungsvollen Blicken. Er schloss kurz die Augen und seufzte stumm. „Das bezweifle ich. Wenn … wenn mein Vater nicht zurückkommt, wird der Norden wohl eher an den Westen fallen. Sollte er wider Erwarten doch … überleben und zurückkehren, rate ich euch allen, so schnell so weit wir möglich von hier zu verschwinden und im Osten oder im Süden Zuflucht zu suchen.“ Er sah zu dem Vertretungssekretär, der sich neben ihm hingekniet hatte, ehe er den Raum wieder verließ. Kaum hatte die Tür sich hinter ihm geschlossen, fingen die Diener sofort an leise aber eifrig miteinander zu tuscheln.

Er ging den Flur entlang bis fast in die große Halle, ehe er sich zu dem Dämon hinter sich umdrehte. „Wie ist dein Name?“ fragte er möglichst ruhig, aber nicht zu freundlich. Wenn der Aushilfssekretär sich ein wenig vor ihm fürchtete, würde er auch Auskunft geben.

„Ryota, mein Herr.“

„Du vertrittst Yuri, solange dieser im Urlaub ist?“

„Ja, mein Herr.“

„Hast du auch Zugriff auf alle seine Unterlagen? Auch auf die Besucherliste?“

Der Diener hätte fast verwundert aufgesehen. „Ja, mein Herr.“

„Wie lange werden diese Listen aufbewahrt? Und wo?“

„Ähm … hinter … hinter der Bibliothek gibt es einen Raum, in dem alte Dokumente gelagert werden. Dort wird so gut wie nie aussortiert. Die Listen müssten alle dort sein, Ichiromaru-sama.“

„Gehen wir.“
 

Hana hatte mittlerweile die Privaträume ihres Vaters vollständig abgesucht, wobei sie die ganze Einrichtung auf den Kopf gestellt hatte, aber ohne Erfolg.

Im Zimmer ihres Bruders war sie etwas rücksichtsvoller, aber auch dort fand sie nichts. Sie wollte sich gerade daran machen, die übrigen Räume in diesem Flur zu durchsuchen, als sie ihren Gefährten hinter sich bemerkte und sich höflich verneigte.

„Hast du schon etwas gefunden?“ fragte Sesshoumaru.

„Nein, bisher nicht. Die Unterlagen im Arbeitszimmer sind uninteressant und bislang konnte ich kein Geheimversteck meines Vaters finden“, erwiderte die Prinzessin.

Er warf einen kurzen Blick in die Räume seines Schwiegervaters und stellte fest, dass sie wirklich gründlich gewesen war. Und sich nebenbei wohl auch noch ein wenig an der Einrichtung abreagiert hatte, er erkannte einige Krallenspuren. „Was ist mit deinen alten Räumen?“ wollte er dann, einem plötzlichen Einfall folgend, wissen.

Sie stutzte etwas. „Da habe ich noch nicht nachgesehen, Sesshoumaru-sama“, sagte sie.

„Komm.“

Das Erbprinzenpaar machte sich auf den Weg in den Frauentrakt des Schlosses. Die Räume, in denen Hana früher gewohnt hatte, wären ein ziemlich gutes Versteck für Unterlagen, die niemand zu Gesicht bekommen sollte. Niemand betrat sie für gewöhnlich und niemand würde Verdacht schöpfen, wenn der Fürst diesen Trakt betrat, wohnte zurzeit doch nur seine Frau dort. Man hätte gedacht, er würde Rücksicht auf seinen Sohn nehmen, dessen Räume im gleichen Flur wie Akumarus lagen.

Die Dämonin schob die Tür zu ihrem Zimmer auf und ließ ihren Gefährten zuerst eintreten.

Wie er es fast vermutet hatte, schlug ihm nicht nur der äußerst schale Geruch seiner Gefährtin entgegen, sondern auch eine relativ frische Spur des Schlossherren. Schnell sah der Weißhaarige sich um, aber offen lagen keine Unterlagen herum. Auch ein Versteck war nicht offensichtlich zu sehen. „Wo könnte er etwas versteckt haben?“

Hana schob ihre große Truhe zur Seite und kniete sich hin. Mit den Krallen hob sie eine lose Diele aus dem Boden und nickte etwas. „Hier.“ Aus der sichtbar gewordenen Vertiefung im Boden holte sie ein relativ großes, in Stoff gewickeltes und eingeschnürtes Paket heraus und auf ein Nicken des Ranghöheren öffnete sie es und blätterte rasch die darin liegenden Dokumente durch, woraufhin sie heftig schluckte. Sie erhob sich und reichte Sesshoumaru die Seiten.

Er erstarrte kaum merklich. „Wo ist dein Bruder?“

„Er wollte den Sekretär nach den Besucherlisten und auffälligen Besuchern befragen.“

Der Prinz gab ihr die Unterlagen zurück. „Wickele die wieder ein und nimm sie mit.“

Hana nickte etwas, schlug das Papier wieder in den Stoff ein und verknotete es mit der Schnur zu einem Paket, ehe sie dieses an sich drückte. Das waren wichtige Beweise.

Die beiden Daiyoukai verließen den Frauentrakt und folgten Ichiromarus Spur zur Bibliothek, wo der Fürst eine beachtliche Sammlung an Büchern und Schriften aus vielen Teilen der Welt aufbewahrte. Die beiden bemerkten eine offen stehende Verbindungstür, hörten das Rascheln von Papier.

Der junge Prinz sah auf, als er seinen Schwager und seine Schwester hinter sich bemerkte.

„Die Listen?“ fragte Sesshoumaru nur.

„Unauffällig“, erwiderte Ichiromaru und als er die zwei strengen Blicke bemerkte: „Sesshoumaru-sama.“ Die beiden waren nicht mehr gleichrangig. Er reichte ihm den Stapel Papier, den er gerade durchsah, nahm sich einen weiteren aus dem Regal, vor dem er stand.

Während die beiden Prinzen lasen, sah Hana sich ein wenig in dem Raum um, der ihr völlig unbekannt war. In langen, recht schmalen Gängen standen deckenhohe Regale, in denen Unterlagen gestapelt waren, die teilweise wohl schon so alt waren wie der Norden selbst. Es roch muffig, leicht schimmelig, nach Papier, allen Arten von Tinte, Staub und … Leder? Seit wann wurden Dokumnte in Leder gefasst, wenn sie nicht unheimlich wichtig waren und ins Arbeitszimmer des Fürsten gehörten? Oder war auf Leder geschrieben worden? Ihre Neugier war jedenfalls geweckt. Sie sah kurz zu ihrem Gefährten, aber der war genau wie ihr Bruder in die Besucherlisten vertieft.

Das wichtige Paket noch immer an sich gedrückt, folgte sie dem Ledergeruch.

Sesshoumaru sah nur kurz zu ihr, wandte seine Aufmerksamkeit aber dann wieder den Papieren in seiner Hand zu. Der Sekretär hatte diese Listen wirklich sehr akribisch geführt, mit Datum, Namen, Rasse, Herkunft und Anliegen des Besuchers, was wirklich sehr praktisch war.

Plötzlich wurde der Prinz des Nordens unruhig. Er blätterte schnell durch die Listen, die er in der Hand hielt, ohne sie wirklich zu lesen, legte dann den Stapel weg und durchsuchte den großen Stapel im Regal.

„Hast du was entdeckt?“

„Nein … Ja … Eine Seite fehlt“, sagte der Jüngere.

Beide sahen zu dem am Boden knienden Diener, dessen Körper ein Zittern durchlief.

„Wo kann diese Seite sein?“ wollte der ältere Hundeprinz wissen.

„Ich … ich weiß es nicht, Sesshoumaru-sama. Ich habe die Listen während meiner Amtszeit immer vollständig hier abgelegt“, beteuerte Ryota und presste seine Stirn gegen den staubigen Boden.

„Wie lange ist Yuri schon im Urlaub?“ fragte Ichiromaru.

„Schon … schon mehrere Wochen, wenn nicht länger, Ichiromaru-sama.“

„Du erinnerst dich nicht genau daran, wie lange du diese Vertretung schon machst?“ hakte Sesshoumaru eisig nach.

„Ich … ich mache das erst seit zehn Tagen, Sesshoumaru-sama. Davor hatte jemand anderes die Vertretung gemacht.“

„Wer? Warum hat der sich vorhin nicht ebenfalls gemeldet?“ bellte der Prinz mit den blauen Haaren.

„Er … er verstarb, mein Herr“, würgte der Sekretär hervor und presste sich noch flacher in den Staub in der jähen Furcht, seinem Vorgänger bald zu folgen.

„Super“, entfuhr es seinem jungen Herrn, wofür dieser einen tadelnden Blick bekam, den er allerdings geflissentlich ignorierte. Er sah sich wieder die Listen an, diesmal genauer. Er verglich die Handschriften miteinander.

Sesshoumaru sah sich währenddessen nachdenklich nach seiner Gefährtin um, die zwischen den Regalreihen verschwunden war. Er konnte hören, dass sie ebenfalls in etwas blätterte. Hatte sie etwas interessantes, wichtiges gefunden oder beschäftigte sie sich aus anderen Gründen mit den alten Dokumenten? Aber ehe er sie fragen konnte, bemerkte er, dass sein Schwager etwas gefunden zu haben schien. „Nun?“

„Die Liste, die fehlt, ist entweder die letzte, die Yuri, der übliche Sekretär, geschrieben hat oder die erste, die von der ersten Vertretung stammt. Vor zwei Wochen übernahm dann Ryota hier.“

„Hana.“

Angesprochene sprang auf und kam hinter dem Regal hervor, neben dem Stoffpaket auch ein in Leder gebundenes Buch um Arm. „Sesshoumaru-sama?“

„Hast du im Arbeitszimmer Unterlagen über den Sekretär und seine erste Vertretung gesehen?“

„Ja, Sesshoumaru-sama. Yuris Familie, sein Sohn und seine Tochter, schrieben beide unabhängig voneinander, dass sie schon länger nichts mehr von ihm gehört haben, was untypisch ist. Die erste Vertretung, Waruichi … nun … er wurde von einem Paradiesvogel gefressen.“ Das hatte sie sich nur genauer angesehen, weil sie Yuri von früher gekannt hatte und es mehr als merkwürdig war, dass ein Paradiesvogel einen Diener ihres Vaters, noch dazu einen Beamten, der wohl kaum lange Spaziergänge in den Bergen machte, angriff.

„Dann will euer Vater verheimlichen, wer an diesem Tag hier war.“

Ichiromaru presste etwas die Lippen zusammen und betrachtete seine Schwester. Sie hatte die gleiche Haar- und Augenfarbe wie ihr beider Vater, wie er mal wieder bemerkte. Und dann fiel ihm plötzlich wieder ein, an was er sich die ganze Zeit zu erinnern versucht hatte: „Katzen! An dem Tag waren Katzen hier.“

„Katzen? Leben im Norden Katzendämonen?“ fragte Hana überrascht.

„Ja, ein paar wenige, sie streunen allein herum und solange sie keine allzu großen Schäden anrichten, sich zusammenrotten oder anderen Ärger machen, lässt Vater sie gewähren. An diesem speziellen Tag vor fast vier Monaten waren zwei Katzendämonen hier, Frauen. Ich habe sie nur kurz und von weitem gesehen und hätte sie wohl kaum beachtet, wenn …“ Er brach ab.

„Wenn was?“ drängelte Sesshoumaru ungeduldig. Konnte dieser Welpe nicht einfach zum Punkt kommen, anstatt ellenlange Geschichten zu erzählen?

„Wenn ich sie nicht für Hana und Akemi gehalten hätte, als ich sie aus den Augenwinkeln gesehen habe.“

Die Prinzessin schluckte unwillkürlich. Ihr war es immer noch unangenehm, über Akemi, ihre Kriegerfreundin, die bei einem Überfall auf die Fürstenfamilie im Wald umgekommen war, zu sprechen oder auch nur an sie zu denken.

„Dann könnten es auch diese Katzen gewesen sein, die die Schattendämonen auf uns angesetzt haben“, meinte Sesshoumaru und sah zu seiner Frau.

Er wollte etwas zu ihr sagen, aber in dem Moment fing die Erde plötzlich an zu beben. Nur wenige Augenblicke, aber so intensiv, dass die Regale ins Schwanken gerieten, Dokumentenstapel fielen zu Boden und auch aus der Bibliothek waren die dumpfen Aufschläge von Büchern zu hören.

Hana riss etwas die Augen auf und presste unwillkürlich das Paket und das Buch fest an ihre Brust.

„Was ist los?“ fragte Sesshoumaru alarmiert. Sie würde sich kaum von einem einfachen Erdbeben so aus der Fassung bringen lassen.

„Wir müssen so schnell wie möglich hier weg“, erwiderte die Prinzessin. „Die Soldaten und die Diener ebenfalls. Die Falle meines Vaters … er plant uns zu ertränken oder von Paradiesvögeln fressen zu lassen.“
 

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Die Fürsten haben eine Galgenfrist bekommen. Na ja, wann halten wir uns auch schon mal an unsere eigenen Vorgaben? Ob im nächsten Kapitel jemand stirbt, kann ich auch noch nicht sagen, vielleicht werf ich das Konzept auch noch mal über den Haufen. ^^

Falls unsere Computer es überleben, bis nächste Woche.

Lg

Kupfer & Hani



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Weissquell
2013-06-04T11:18:05+00:00 04.06.2013 13:18
Okey! Ich raff mich doch jetzt tatsächlich mal auf und schreib mal wuieder n paar Kommis! *ganzstolzaufsichist*. Und da ich noch nicht durch bin mit der FF seuid ihr jetzt erst mal wieder als erstes fällig! XD
Lass ma schaun!
Also was mir auffiel bei der Beschreibung des Kessels (das heißt großes Loch im Boden mit nach oben offen, oder?), das es ein wenig danach klingt, dass der Nordfürst es drauf anlegt das ganze Szenario irgendwie absacken zu lassen um ggf. den Taisho darunter zu begraben, oder ihn abzulenken. Allerdings könnte das schwierig werden. Der Taisho sollte (wie auch Sesshomaru) in der Lage sein, zu schweben, da wird er sich vermutlich nicht an einem absackenden Boden stören. Aber schaun wa mal was er vorhat.

Ich find die Bewscheibung der Szenerie gut. Geräusche auf dem Boden, Bewegungen, Details. Gefällt mir!

Interessant, dass Ichiromaru bereits innerlich abgeschlossen hat. Er rechnet nicht damit, dass das Reich des Nordens weiter besteht, egal ob sein Vater zurückkehrt oder nicht. Ich frage mich ob er nicht soetwas wie Nationalstolz besitzt. Er könnte ja auch beschließen, die Regentschaft ggf. zu übernehmen und es besser zu machen.

Hmmm, der Ausspruch 'Super!' kommt mir in dieser Zeit ein wenig deplaziert vor.


Aber ich fand die Stelle nett, an der kurz fürs dramaturgisch erklärt wurde, wie es kommt, dass der Nordfürst so wichtige Unterlagen aufbewahrt (Kleiner Messi XD)

Soweit erstmal! Mach mich gleich ans nächste Kapi!
Von:  Hotepneith
2013-02-09T19:37:56+00:00 09.02.2013 20:37
Netter Rechtschreibfehler: hörte das Knistern von Vampir....

Ansonsten: Spannung gut gehalten - das Duell wieder hinausgeschoben und einiges erklärt. Katzen also - interessant.

Sehr schön. Weiter so...


(Habe ich mir nicht gesagt, das werde ich nie in einen Kommentar schreiben...?)
Antwort von: Kupferschweif
09.02.2013 21:31
v.v Der Vampir kam daher, dass meine Nichte mir ein Bild von einem Vampir gezeigt hat, während ich mit tippen beschäftigt war. Gleichzeitig tippen und Bild angucken ist offenbar nicht gut. xD


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