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Gegen jede Vernunft

Was, wenn du es nicht darfst...?
von

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Kapitel 4:

Ich hatte Kräuterkunde schon immer gehasst. Ja, es mochte ganz nützlich sein und in gewissem Sinne vielleicht auch ganz interessant… aber ich hatte es nie gemocht. Und so sehr war es in Beauxbatons auch nicht unterrichtet worden, wir hatten über Heilkräuter gelernt und wo man sie fand und wie man sie pflegte… aber das hier? Draco und Blaise schienen ähnlich zu denken wie ich, denn auch sie starrten angewidert auf die hässlichen, sich windenden Pflanzen in Tontöpfchen auf unserem Tisch. Gregory stupste sie mit seinem Finger an und zuckte zurück, als sie ihn mit einer Ranke niederknüppeln wollte.

„Die Pflanzen müssen geschnitten werden!“, frohlockte die Professorin – Professor Sprout wie ich erfahren hatte – doch keiner von uns vieren machte große Anstalten zum Messer zu greifen und die Pflanze auch nur ein wenig anzufassen.

„Goyle, halt sie fest!“, schnarrte Draco schließlich angewidert und griff zum Messer. „Wieso ich?“, beschwerte der andere sich, doch als er sich mit Dracos eisigem, stechendem Blick konfrontiert sah, wurde er ganz kleinlaut, packte das um sich schlagende Ding mit beiden Händen und hielt es so gut wie möglich fest.

Draco krempelte die Ärmel des weißen Hemds so vorsichtig wie möglich nach oben, griff nach dem Silbermesser und wagte sich auf die Pflanze zu. Fast ohne es zu merken wich ich ein Stück hinter Blaise zurück.

Draco hieb eine der Ranken mit einem einzigen Streich durch. Verblüffen zeichnete sich in seinem Gesicht ab. „Geht durch wie durch Butter!“, erklärte er etwas überrascht und Blaise ging vorsichtig auf den Tisch zu, nahm sich auch eines der Messer und begann jetzt zusammen mit Draco die Ranken zu durchtrennen.

Ich hatte immer noch ein wenig Angst vor den Pflanzen. Musste das sein? Die dornigen Ranken die mich anzugreifen schienen?

„Ach Scheiße!“ Draco zuckte zusammen und ging einige Schritte zurück. Er hielt sein linkes Handgelenk umklammert. Schnell eilte ich zu ihm. Der Blonde drückte sein weißes Taschentuch auf die Wunde und der Stoff begann sich rostfarben zu tränken. „Darf… darf ich…“, fragte ich zögernd und streckte die Hände nach ihm aus. Draco nahm das Taschentuch weg und betrachtete den blutenden Schnitt, der sich über sein Handgelenk zog. Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich sah, wie nahe der Schnitt doch an der Schlagader lag. Draco hätte sterben können.

„Ist nicht so schlimm…“, beruhigte er mich leise. Vorsichtig nahm ich sein Handgelenk, drehte es vorsichtig hin und her um seine Wunde zu begutachten. Ich griff mir sein Taschentuch, tupfte die Wunde ab – er zuckte doch ein wenig zusammen und sog scharf Luft ein; ich hatte ihm wohl wehgetan und ja, ich fühlte mich sehr schlecht – dann zog ich meinen Zauberstab, richtete ihn auf die Wunde und heilte ihn mit einem kleinen Zauber.

„Dankeschön!“, flüsterte Draco mir zu und lächelte. Einen Moment schien er nicht zu wissen, was er machen sollte, dann hob er sein Messer wieder auf, das er vorhin fallen gelassen hatte, und machte sich wieder auf, die Pflanze zu stutzen.

„Hey Taylor, wenn ich mir jetzt in den Arm schneide, heilst du mich dann auch?“, wollte Blaise neckisch wissen und während ich dezent rot anlief, gab Draco seinem besten Freund eine Kopfnuss. „Nicht witzig!“, warnte er. „Ach komm!“, nörgelte der Schwarzhaarige und hieb eine weitere Ranke durch, „Wenn du deine Arme von Taylor anfassen lassen darfst!“

Draco sah mich bedeutungsschwer an.
 

Der Rest des Tages verlief ereignislos. Trotzdem war ich am Abend ein wenig geschlaucht. So lange war es ja nicht gewesen… aber ich war müde. Ich war angespannt… und auf der anderen Seite aber auch wohlig entspannt und beruhigt. Der erste Tag war vergangen und ich fühlte mich fast, als wäre ich die ganze Zeit schon hier gewesen. Wir saßen in den Sesseln vorm Kamin, Draco links von mir, die Fingerspitzen gegeneinander gelehnt, Blaise über den ganzen Sessel rechts von mir geworfen. Und ich ein wenig in mich gekuschelt in der Mitte.

Die anderen beiden schienen auch verschlafen zu sein. Blaise fielen schon wieder fast die Augen zu, aber auch Dracos Blick war ein wenig verschleiert und matt ins Feuer gerichtet.

Blaise gähnte und stand auf. „Ich geh ins Bett… weckt mich nachher zum Essen…“, murmelte er und wollte sich schon auf zum Schlafsaal machen. „Es ist nur noch eine Stunde!“, warf Draco ein, doch auch ich stand auf. „Ich komm mit dir, wenn du nichts dagegen hast.“ Blaise mochte so müde sein wie er wollte, doch er fand trotzdem noch Kraft zu necken: „Ich hätte gerne so einen hübschen Mann mit in meinem Bett!“

Wieder wurde ich ein wenig rot. Als Blaise mir eine Hand entgegenhielt nahm ich sie trotzdem. Sie war warm und fest.

Als wir Hand in Hand in den Schlafsaal gingen, spürte ich Dracos Blick in meinem Rücken und erschauderte.

Blaise streckte sich, kletterte auf sein Bett, setzte sich ans Kopfende und grinste in meine Richtung. „Deckst du mich zu, schöner Mann?“, fragte er, wackelte wieder mit seinen Augenbrauen und grinste immer noch.

Ich lief rot an. Meine Hände zitterten. Trotzdem ging ich auf sein Bett zu, nahm die weiche, grüne Decke und breitete sie über den Dunkelhäutigen.

Blaise lächelte mich an. „Setzt du dich noch ein wenig mit hin oder magst du auch schlafen?“ Ich wollte eigentlich gar nicht schlafen. Ich wollte nur nicht alleine mit Draco unten bleiben. Ich wollte nicht hören, dass er mir wieder sagte, ich solle mich nicht in Blaise verlieben. Das würde ich nicht tun.

Vorsichtig und ganz langsam setzte ich mich zu Blaise auf die Bettkante. Er sah mich aus halb geschlossenen Augen an. „Bist du froh hier zu sein?“ „Ja.“ Ich lächelte ein wenig. Einige Minuten schwiegen wir uns an, Blaise Augen waren mittlerweile zu. Ich dachte er würde schlafen. Doch dann hörte ich seine leise Stimme: „Magst du dich mit her legen?“

Mir wurde heiß und kalt zu gleich. Ich wollte mich unbedingt mit hinlegen. Ich wollte mich unbedingt an Blaise Körper kuscheln. Und ich hatte so Angst. Was würde Draco sagen? Warum überlegte ich mir, was Draco darüber sagen würde? Und warum bot Blaise mir das an?

Der öffnete inzwischen ein Auge halb. „Magst du?“ Blaise breitete seine Arme aus. Ich zögerte, zögerte sehr lange. Dann antwortete ich vorsichtig: „Wenn ich darf…“ „Sonst hätte ich nicht gefragt!“, lachte Blaise, schloss die Augen und legte sich jetzt richtig hin. Ich kam nur langsam auf ihn zu, doch als ich nahe genug dran war, zog Blaise mich fest in seine Arme, drückte mich an seine Brust und ließ mich wieder puderrot anlaufen. Es fühlte sich so gut an, Blaise Brustkorb hob und senkte sich unter meinem Kopf, sein Herz schlug regelmäßig unter meinem Ohr… und er war so unglaublich warm. Er deckte die Decke über uns beide.

Ich konnte nicht anders als träge die Augen zu schließen.
 

Die sanften Finger spielten mit meinem Haar. Strähne um Strähne, ich spürte die Spitzen auf meiner Kopfhaut. Leise Stimmen schienen mich zu umschweben.

„Tu ihm nicht weh…“ Wem? Wer sprach da? „Könnte ich nicht.“ „Dann darfst du nicht mit ihm spielen. Bitte.“ Einige Sekunden schweigen. Es waren zwei Stimmen. „Sieh mich nicht so an, ich meine das ernst.“ „Er ist so schön. Er ist so… zerbrechlich. Er ist so hübsch… aber er glaubt nicht, dass er hübsch ist.“ „Nicht?“ Da waren so viele Finger in meinem Haar. Ich wurde ein wenig näher an den warmen, bequemen Körper gedrückt und genoss es. An meiner Seite war noch jemand. Es fühlte sich schön an.

Ich grummelte ein wenig, vergrub schlaftrunken mein Gesicht wieder an der warmen Brust und hörte ein leises Glucksen, ehe ich wieder vollständig einschlief.

Ich erwachte in Blaise Armen. Und es war mir so peinlich. Ich wurde rot, wollte schon wegrutschen, doch er hielt mich fest, die Finger (immer noch? Oder hatte ich mir das eingebildet?) in meinem Haar vergraben. „Ausgeschlafen?“ „Ja…“, nuschelte ich. Mir war das so peinlich! Blaise bemerkte es sofort. „Muss dir nicht peinlich sein!“, lachte er.

Draco kam aus dem Bad. „Jungs, wir müssten jetzt doch zum Essen.“ „Sind wir ordentlich zu spät, damit die Diva ihren Auftritt hat?“, grinste Blaise und ich kletterte schnell aus dem Bett. Draco hatte es ja gesagt! Außerdem war es mir wie gesagt immer noch peinlich.

„Sehr witzig, Blaise!“, zischte der Blonde, wirkte bei Blaise Lachen ein wenig beleidigt, dann musste er doch ein wenig lächeln. „Kommt mit ihr zwei Schwachköpfe!“

Unten im Gemeinschaftsraum herrschte eine kleine Meuterei. Pansy beschwerte sich, weil Draco noch nicht da war, weil wir noch nicht beim Essen waren, weil wir zu spät kamen. Einige Minuten hörten wir ihren Schimpftiraden zu. Dann schaltete der Blonde sich ein. Dracos Stimme war laut und eiskalt: „Was ist hier los?“ Pansy wurde blass. „Draco…“ „Können wir gehen oder hat noch jemand etwas zu sagen?“ Keiner erhob die Stimme. „Gut. Ihr wisst, was ihr zu tun habt!“

Sobald wir den Gemeinschaftsraum verlassen hatten wirkte alles wie immer. Die kühlen Slytherins, Abschlussjahrgang, in Zweierreihen.
 

Die anderen sahen auf, als wir die große Halle betraten. Die Gespräche verstummten. Wir gingen zu unserem Tisch, setzten uns fast synchron und begannen leise zu essen.

Draco hatte die Lippen aufeinander gepresst. Er war angespannt und ich denke Blaise spürte das auch, denn auch er machte einen ruhigeren Eindruck als sonst. Draco tat mir fast ein wenig leid. Nein, er tat mir sogar sehr leid. Und ich bewunderte ihn. Ich könnte das nicht, er war so… kühl. Eine richtige Führungspersönlichkeit, bedacht, stolz, stark… keiner schien ihm wehtun zu können. Er schien es zu ignorieren. Aber trotzdem… ich konnte mir den Druck ausmalen, der auf seinen Schultern lastete. Ich würde ihm so gerne helfen… aber ich wusste nicht wie. Verdammt, warum war ich nur immer so schüchtern? Wenn ich nur ein wenig offener wäre, so wie Blaise vielleicht, dann könnte ich ihn fragen, wie ich ihm helfen konnte. Vielleicht brauchte er einfach mal jemanden zum Reden… aber vielleicht ging ich ihm auch auf die Nerven! Das wollte ich unter keinen Umständen riskieren.
 

Deswegen sagte ich nichts. Ich sagte nichts, als wir im Gemeinschaftsraum alle vier (Draco, Blaise, Greg und ich) über unsere Bücher gebeugt zusammen Hausaufgaben machten, ich sagte nichts, als wir spätabends zusammen vor dem Kamin saßen, ich sagte auch nichts, als wir alle im Dunkeln im Schlafsaal lagen. Ich wusste, dass Draco nicht schlief. Ich konnte ihn hören, wie er immer wieder im Zimmer auf und ab ging. Der Rest der Jungs schien es nicht zu bemerken, sie schienen alle zu schlafen.

Lange Zeit hörte ich es mir an, wie er so auf und ab ging, mit schlurfenden Schritten, dann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Vorsichtig zog ich meine Vorhänge zurück.

Draco blickte aus seinem Brüten auf, als er im Halbdunkeln des Schlafsaals mein blasses Gesicht sah. „Hab ich dich geweckt?“, fragte er besorgt. Ich schüttelte den Kopf. „Geht… geht es dir nicht gut?“, wollte ich wissen. Draco fuhr sich durchs Haar, dann lächelte er gezwungen und schüttelte auch den Kopf. „Nein, alles okay. Schlaf weiter, Taylor. Sonst bist du morgen müde.“ Ich sah ihn durchdringend an und machte keinerlei Anstalten wieder zurück in meine Kissen zu kehren.

Draco hielt meinem Blick stand, dann seufzte er und setzte seinen Weg fort. Ich zog meine Beine zurück in mein Bett, wickelte mich in meine Decke und sah ihm einfach ein wenig zu. Ich spürte wie ich müde wurde, doch ich wollte nicht schlafen. Ich wollte, dass Draco mir sagte, was los war. Hoffentlich nervte ich ihn nicht!

Einige Minuten vergingen, dann seufzte Draco erneut auf, ging auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Ich schluckte und blickte zu ihm auf.

„Darf ich mich zu dir setzen?“ „Natürlich.“ Der Blonde ließ sich neben mich sinken. Ich spürte seine Anspannung.

„Beschäftigt dich das, was Pansy vor dem Abendessen gesagt hat?“, fragte ich schließlich mit einiger Überwindung. Draco sah mich an. Sein Blick war ein wenig überrascht. Dann lächelte er und schüttelte den Kopf. „Was ist es dann?“, hakte ich nach. Meine Schüchternheit war wie verflogen. Ich wollte ihn zum Reden bringen. Ich wollte, dass er wieder glücklich wurde.

„Es ist nichts“, stellte Draco klar, zögerte ein wenig, dann zog er die Beine mit auf mein Bett. Ich hatte nichts dagegen. Am Liebsten hätte ich ihn mit in meine Decke gewickelt.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, wollte ich wissen, blickte ihn an und sah das amüsierte Lächeln. „Warum… warum lachst du?“, wollte ich wissen und spürte plötzlich seine Hand in meinem Haar. Wir waren beide still. Dracos Finger fuhren durch mein Haar. Ganz vorsichtig. Draco sah mich an.

„Danke.“ Ich wusste nicht wofür. Draco ließ mich los, stand auf und streckte sich. „Ich geh ins Bett. Meinst du, du kannst schlafen?“ Ich nickte. Dann lächelte ich nervös. Draco ging hinüber zu seinem Bett und ich kuschelte mich zurück in meine Kissen. „Gute Nacht“, wünschte ich und er erwiderte leise: „Dir auch, Taylor.“ Verschlafen schloss ich meine Vorhänge.
 

Ich war müde, als ich am Morgen erwachte. Nichtsdestotrotz bereute ich es nicht, das Gespräch mit Draco geführt zu haben. Mann sah ihn nicht oft so lächeln wie gestern Nacht. Und seine Finger hatten sich unglaublich gut angefühlt.

Draco schien noch zu schlafen, seine Vorhänge waren geschlossen. Ich gönnte es ihm. „Wenn er müde ist, ist er unausstehlich!“ Ich blickte hinüber zu Blaise, der auch seinen Blick auf die grünen Vorhänge des Bettes gegenüber gerichtet hielt. Etwas Sanftes lag in den schokobraunen Augen.

Dann wand er sich mir zu und fragte: „Gehen wir duschen?“ Ich nickte. Vielleicht konnte das Wasser meine Lebensgeister wecken.

Blaise nahm mich bei der Hand und zog mich mit nach drüben ins Bad. Das Wasser konnte meine Lebensgeister nicht wecken. Ich war immer noch müde. Neben mir erzählte Blaise einen ganzen Haufen Sachen. Ich hörte ihn kaum. Als ich gerade vernehmlich gähnte, lehnte er sich um die Trennwand herum, grinste mich an und fragte: „Na, müde?“ Ich wurde rot und nickte leicht.

Der Blick des Schwarzhaarigen glitt über meinen Körper. „Du bist echt hübsch.“ Erschrocken drehte ich mich weg und lehnte den Kopf an die Wand. Blaise legte die Hand auf meine Schulter. „Hey… das muss dir jetzt nicht peinlich sein…“ Ich wollte mich gar nicht zu ihm umdrehen. Das war wohl peinlich!



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